Technische Universität Darmstadt Telecooperation/RBG Grundlagen der Informatik I Thema 12: Einführung in die objektorientierte Programmierung mit Java Prof. Dr. Max Mühlhäuser Dr. Guido Rößling Copyrighted material; for TUD student use only Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Inhaltsverzeichnis • Objektorientierter Entwurf in aller Kürze; Klassen und Objekte in Java • Interpreter, Compiler, virtuelle Maschinen; JavaÜbersetzungs- und -Laufzeitumgebung • Sichtbarkeit von Variablen in Java • Packages • Einführung in das Testen mit JUnit und Eclipse Grundlagen der Informatik I: T12 2 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Objektorientierte Programmierung • Eines der existierenden Programmierparadigmen – Organisiert die zu modellierende Welt als eine Menge kooperierender Objekte (OO-Systeme) • Dabei gilt: – Ein Objekt ist zuständig für einen spezifischen wohldefinierten Teil der Berechnung • Kapselt die Definition der dafür benötigten Daten und Operationen, welche diese Daten verarbeiten • Nimmt Dienste anderer ihm bekannter Objekte in Anspruch – Jedes Objekt ist eine Instanz (Exemplar) einer Klasse – Klassen sind in einer Vererbungshierarchie organisiert • Bilden Begriffshierarchien der zu modellierenden Welt nach Grundlagen der Informatik I: T12 3 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Objektorientierte Programmierung • Beispiel: Modellierung der Immobilienfirma Nobel&Teuer • Objekte repräsentieren Häuser, Mitarbeiter und Kunden – Für jedes Haus sollen Informationen über den betreuenden Mitarbeiter, den Besitzer… verwaltet werden – Für jeden Kunden sind die zu verwaltenden Häuser, Name und Telefonnummer… zu verwalten – Mitarbeiter haben Namen, Telefonnummer, verwaltete Häuser – … • Verschiedene Typen von Häusern – Ein- und Mehrfamilienhäuser – Verschiedene Typen von Haus-Objekten werden in Erben der Klasse Haus spezifiziert Grundlagen der Informatik I: T12 4 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Objektorientierte Programmierung Wichtig Die Welt von Nobel&Teuer Müller verwaltet Schmidt Besitzer Reich Grundlagen der Informatik I: T12 5 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Objektorientierte Programmierung Objekt Die Welt der Immobilienfirmen Ur-Objekt-Typ Person zuständig für 2..10 Mitarbeiter Kunde Manager besitzt * Haus 0..2 Einfamilienhaus Verwalter verwaltet Grundlagen der Informatik I: T12 Mehrfamilienhaus Begriffe & Kategorisierung 6 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation Objektorientierte Programmierung Objekt Die Welt der Immobilienfirmen Instanziierung Person zuständig für 2..10 Mitarbeiter Kunde Manager © besitzt * Haus 0..2 Einfamilienhaus Mehrfamilienhaus Verwalter verwaltet Grundlagen der Informatik I: T12 7 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassen • Allgemein: Eine Klasse fasst Gemeinsamkeiten einer Gruppe von Objekten (Instanzen) zusammen – mit denselben Eigenschaften (Attributen) – mit demselben Verhalten (Operationen) Daten (Variablen) Konstruktionsvorschrift (Schablone) für Objekte; beschreibt deren Struktur und Dienste (Schnittstelle). Grundlagen der Informatik I: T12 8 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassen in Java <KlassenDefinition> = class Klassen-Name [extends SuperKlassenName] <KlassenDefinitionBlock> <KlassenDefinitionsBlock> = { <MitgliedDefinition> ... <MitgliedDefinition> } <MietgliedDefinition> = <InstanzvariablenDeklaration> | <OperationsDefiniton> | <KonstruktorDefinition> • Der Definitionsblock einer Klasse besteht aus – einer Menge von Variablendeklarationen • Attribute, Instanzvariablen, Felder – einer Menge von Operationsdefinitionen – Konstruktordefinitionen Grundlagen der Informatik I: T12 class Counter { ... } 9 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Instanzvariablen (Felder) • Instanzvariablen modellieren Eigenschaften von Objekten z.B. aktueller Wert eines Zählers, aktueller Stand eines Kontos, … – Haben einen Namen, einen Typ und einen Wert • Der Name wird meistens klein geschrieben • Der Wert ändert sich während der Ausführung Zur Erinnerung: int ist ein so genannter primitiver class Counter { Name Typ in Java. Stellt die Klasse der natürlichen Zahlen zwischen -2.147.483.648 und 2.147.483.647 dar Typ } (define (make-counter) (local ( (define currentVal 10) ... ) int currentVal; ... class Counter { int currentVal = 10; ... } Wert Grundlagen der Informatik I: T12 10 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Konstruktor-Operationen • Ein Konstruktor definiert mit Hilfe der Parameter eine generische Initialisierungsvorschrift • In Java sind Konstruktoren spezielle Operationen: – haben den gleichen Namen wie die Klasse selbst – haben keinen Rückgabewert Formaler Parameter des Konstruktors class Counter { int currentVal; ... Initialisierung der Felder mit Counter(int initVal) { den aktuellen Parametern eines currentVal = initVal; Konstruktor-Aufrufs } ... (define (make-counter initVal) (local ( } (define currentVal initVal) ... ) Grundlagen der Informatik I: T12 11 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Konstruktor-Operationen • Eine Initialisierungsvorschrift wird einmal in einer Klasse definiert und mehrfach benutzt – Erzeugung mehrerer Zählerexemplare des gleichen Typs mit unterschiedlich initialisierten Instanzvariablen ... Counter c1 = new Counter(3); Counter c2 = new Counter(6); ... Schlüsselwort für die Erzeugung von Objektinstanzen ... (define c1 (make-counter 3)) (define c2 (make-counter 6)) ... Grundlagen der Informatik I: T12 12 Die Java-Klasse Counter Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © class Counter { int currentVal; public Counter(int initVal) { currentVal = initVal; } /** * Effect: Increases the current value of counter by 1 */ public int inc() { currentVal = currentVal + 1; return currentVal; } /** * Effect: Decreases the current value of counter by 1 */ public int dec() { currentVal = currentVal - 1; return currentVal; } /** * @return the current value of the counter */ public int getCurrentVal() { return currentVal; } Sichtbar außerhalb der Definition von Counter JavaDoc Kommentar. Hier aus Platzmangel verkürzt. } Grundlagen der Informatik I: T12 13 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassen in Scheme und Java • Klassen werden in Scheme durch Konstruktor-Funktionen (make-XXX) modelliert – Spielen die Rolle der Java-Klassen und -Konstruktoren – Geben Dispatcher-Funktionen zurück • Der Dispatcher kombiniert und versteckt alle Dienstfunktionen • In Java gibt es ein spezielles Konstrukt für Klassen – Klassen sind nicht wirklich erstklassige Werte – Klassen können mehrere Konstruktoren haben – Dispatch-Mechanismus implizit in der Sprache • Der Dispatcher ist Teil der Sprachsemantik und muss nicht programmiert werden (später mehr) Grundlagen der Informatik I: T12 14 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassenschnittstellen in Java • Service Managers (dispatchers) in Scheme sind Schnittstellenfunktionen, die Symbole auf Funktionen verschiedener Typen abbilden An address-book is an interface: 'add :: symbol number -> void 'search :: symbol -> number • Die Schnittstelle einer Java-Klasse ergibt sich aus der Menge der Operationen, die als public deklariert sind – Nicht-öffentliche Operationen sind von außen unsichtbar • Wir gehen fürs erste davon aus, dass sie nur von Methoden der gleichen Klasse aufgerufen werden können • Das stimmt nicht ganz; wir betrachten es später genauer • Der Begriff einer Klassenschnittstelle als eine Funktion, die Symbole auf Operationen mit einem bestimmten Vertrag abbildet, bleibt jedoch gültig Grundlagen der Informatik I: T12 15 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Einkapselung (Information Hiding) class Counter { int currentVal; ... } Felder und Operationen eines Objekts können versteckt werden. Auf sie kann nur innerhalb der Implementierung der (öffentlichen) Operationen der Klasse zugegriffen werden. public static void main(String[] args) { Counter c1 = new Counter(2); int current = c1.currentVal; current = c1.getCurrentVal(); // OK } Grundlagen der Informatik I: T12 16 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Geheimnisprinzip (Information Hiding) • Generelle Design-Idee: Details eines Programm-Moduls verstecken (z.B. Klasse oder Funktion) • Mächtige Idee: reduziert die Komplexität von Anwendungen – Keine Notwendigkeit, die versteckten Details des Moduls zu verstehen, um es zu verwenden. – Reduziert die Kopplung zwischen Modulen – Man kann die versteckte Implementierung ändern, ohne die Klienten unwirksam zu machen. – Modul-Schnittstelle als Vertrag. • Wir kennen diese Design-Idee schon – Datenabstraktion: Repräsentation des Datentyps verstecken – Make-Funktionen verstecken lokale Objektdefinitionen Grundlagen der Informatik I: T12 17 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Kapselung • Idee: Kombination von Elementen, um größere Einheiten zu erzeugen und dabei die Details der Komposition zu verstecken. • Kapselung ist ein Mechanismus, um Informationen zu verstecken. • Der Begriff wird manchmal in einem gröberen Sinn verwendet. – Als Synonym für information hiding • Der Begriff wird manchmal in einem spezifischeren Sinn verwendet – “Daten und Operationen zusammen” Grundlagen der Informatik I: T12 18 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassen als zweifache Abstraktion… …beschreiben nur solche Felder und Dienste von realen Objekten, die relevant für die zu entwickelnde Software sind. In der Definition einer Klasse werden unwichtige Unterschiede zwischen allen möglichen Elementen (Objekten) einer Klasse außer Acht gelassen Beispiel: Unterschiede in den aktuellen Werten der Zähler Grundlagen der Informatik I: T12 19 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Klassen und Objekte • Klassen in Java sind statische Beschreibungen ("auf Papier" bzw. "in der Datei") Pläne (engl. blueprints) • Objekte sind Laufzeitelemente eines Programms Werte – dynamisch (sind zur Programmausführungszeit im Hauptspeicher des Rechners) – Es kann mehrere Objekte einer Klasse geben, jedes mit eigener Identität und eigenem Zustand – Objekte sind über einen Namen ansprechbar • Jedes Objekt gehört einer Klasse an und kennt seine Klasse – Die Klasse kennt ihre Objekte in der Regel nicht Grundlagen der Informatik I: T12 20 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Charakteristika eines Objekts Grundlagen der Informatik I: T12 21 Berechnungen durchführen Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © • Jede Berechnung in einem OO-Programm geschieht als Folge des Aufrufs einer Operation auf einem vorher erzeugten Objekt • Beachten Sie die „Punkt-Notation“ für den Aufruf von Methoden public class CounterConsumer { Counter c1 = new Counter(3); Counter c2 = new Counter(6); (begin (inc (inc (dec public void doSomethingWithCounters() { c1.inc(); c1.inc(); c1) c1.dec(); c1) System.out.println(c1.getCurrentVal()); c1)) (begin (inc c2) (dec c2)) } } (getCurrentVal c1) c2.inc(); c2.dec(); System.out.println(c2.getCurrentVal()); (getCurrentVal c2) Grundlagen der Informatik I: T12 22 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Berechnungen durchführen • Die Aufgabe wird in Dienstanweisungen zerlegt – Formuliert als Nachrichten (Operationsaufruf) an Objekte • Jede Nachricht enthält: – Name des Empfängerobjektes: c1 im Beispiel – Namen des Dienstes (der Operation), der (die) vom Empfänger ausgeführt werden soll • inc(), dec(), ... • Die Operation muss in der Schnittstelle des Empfängers enthalten sein • Es wird nur eine Nachricht mit einer Dienstanweisung auf einmal geschickt • Wenn mehrere Objekte vorhanden sind, können sie Botschaften aneinander senden – Teilaufgaben an bekannte Objekte delegieren Grundlagen der Informatik I: T12 23 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Zur Erinnerung: Wie alles anfängt… • Die „ausgezeichnete“ Methode namens main wird aufgerufen, wenn ein Java-Programm ausgeführt wird… public class CounterTest { // ... public static void main(String[] args) { CounterConsumer cc = new CounterConsumer(); cc.doSomethingWithCounters(); } // ... } CounterTest.java JavaCompiler JavaBytecodeInterpreter javac CounterTest.java java CounterTest Grundlagen der Informatik I: T12 24 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Inhaltsverzeichnis • Objektorientierter Entwurf in aller Kürze; Klassen und Objekte in Java • Interpreter, Compiler, virtuelle Maschinen; JavaÜbersetzungs- und -Laufzeitumgebung • Sichtbarkeit von Variablen in Java • Packages • Einführung in das Testen mit JUnit und Eclipse Grundlagen der Informatik I: T12 25 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Interpreter • Ein Interpreter ist ein Programm, das ein Programm einer bestimmten Programmiersprache direkt ausführt. • Arbeitsweise eines Interpreters (inpExpr ist der aktueller Ausdruck des auszuführenden Programms) 1. Syntaktische Analyse von inpExpr 2. Überführung von inpExpr in eine Befehlsfolge der Maschinensprache, oder der Sprache, in der das Interpreterprogramm selbst geschrieben ist (outExpr) 3. Ausführung von outExpr 4. Wiederholung der Schritte (1) bis (3) für die nächste Anweisung. Grundlagen der Informatik I: T12 26 Definition eines Übersetzers Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Programm in der Sprache B Programm in der Sprache A Übersetzer Quellprogramm P1 A Quellsprache B Zielsprache Zielprogramm P2 Ausführung • Ein Übersetzer (Compiler) ist ein Programm, das Programme aus einer Programmiersprache A in eine Programmiersprache B übersetzt • Semantische Korrektheit – Jedem Quellprogramm P1 in A wird genau ein Zielprogramm P2 in B zugeordnet. – Das dem Quellprogramm P1 zugeordnete Zielprogramm P2 muss die gleiche Bedeutung (Semantik) wie P1 besitzen. Grundlagen der Informatik I: T12 27 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Übersetzer (Compiler) Konteradmiral Grace Murray Hopper (1906–1992) Nach eigener Aussage hat sie den Compiler aus Faulheit erfunden, und weil sie hoffte, dass "Programmierer wieder Mathematiker werden" könnten. Grundlagen der Informatik I: T12 28 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Übersetzungsphasen Lexikalische Analyse Quellprogramm wird in eine Folge von Worten zerlegt Syntaktische Analyse Testet, ob das Quellprogramm den Syntaxregeln der Quellsprache entspricht. Strukturiert Worte in gültige Sätze. Semantische Analyse Testet, ob alle im Quellprogramm benutzten Namen deklariert wurden und ihrem Typ entsprechend verwendet werden, usw. Code-Generierung Zielprogramm wird erzeugt Grundlagen der Informatik I: T12 29 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation Traditionelle Übersetzung © Quelltext in Sprache A Compiler für Sprache A und Prozessor Y Compiler für Sprache A und Prozessor X Ausführbares Programm (Binärcode) für Prozessor X Compiler für Sprache A und Prozessor Z Ausführbares Programm (Binärcode) für Prozessor Z Ausführbares Programm (Binärcode) für Prozessor Y N Sprachen Pascal N*M Compiler M Plattformen Sun Smalltalk PC Java Prolog Apple C++ Grundlagen der Informatik I: T12 30 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vor- und Nachteile traditioneller Übersetzung • Vorteil: Optimale Ausnutzung der jeweiligen Prozessor-Eigenschaften – Hohe Abarbeitungsgeschwindigkeit der übersetzten Programme • Nachteil: Plattformabhängigkeit – Ein Programm, das in einer höheren Programmiersprache geschrieben ist, kann theoretisch nach der Anwendung der entsprechenden Übersetzer auf jeder Maschine laufen... „The difference between theory and practice is that in theory, there is no difference between theory and practice, but in practice there is.“ Grundlagen der Informatik I: T12 31 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vor- und Nachteile traditioneller Übersetzung • Das übersetzte Programm läuft nur auf dem jeweiligen Prozessortyp – Für jeden Prozessortyp und jedes Betriebssystem muss das Programm mit einem anderen Compiler neu übersetzt werden. • Windows auf PC != Linux auf PC • Plattformabhängigkeit: es gibt unterschiedliche Dialekte einer Sprache – Bestimmte Eigenschaften der Maschine beeinträchtigen den Compiler-Entwurf • Z.B. Größe der Register oder Speicherzellen beeinträchtigt die maximale Länge der Zahlen, die manipuliert werden können. – Daher gibt es oft verschiedene Dialekte einer Programmiersprache Grundlagen der Informatik I: T12 32 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Virtuelle Maschinen (VM) • Eine virtuelle Maschine ist ein Programm, das die Arbeit eines Prozessors in Software simuliert • Programme einer höheren Sprache werden in eine Assembler-ähnliche Zwischensprache übersetzt – Der simulierte Hardware-Prozessor nutzt diese Zwischensprache und besitzt einige Software-Register – Die Anweisungen der Zwischensprache nennt man auch Byte-Code • Die Zwischensprache wird von der Virtuellen Maschine interpretiert • Eine virtuelle Maschine versteckt die spezifischen Eigenschaften eines konkreten Prozessors eine neue Abstraktionsschicht auf der Hardware-Ebene! Grundlagen der Informatik I: T12 33 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vor- und Nachteile von Interpretern • Vorteil: es lassen sich relativ schnell lauffähige Programmversionen erstellen Prototyping – Schnelle Änderbarkeit: geänderte Anweisungen / Deklarationen des Quellprogramms sind sofort ausführbar • Neuübersetzung nicht notwendig • Nachteil: Längere Ausführungszeit – Werden Anweisungen des Quellprogramms k-mal verwendet (z.B. bei Schleifen), werden sie k-mal analysiert und überführt – Bei Zugriffen auf Variablen müssen die zugeordneten Adressen immer wieder bestimmt werden. Grundlagen der Informatik I: T12 34 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © N Sprachen Pascal Virtuelle Maschinen (VM) N + M Compiler M Plattformen Sun Smalltalk Virtuelle Maschine PC Java Prolog Apple C++ Eine VM verdeckt die speziellen Eigenschaften des jeweiligen Prozessortyps Abstraktionsschicht! Grundlagen der Informatik I: T12 35 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Vor- und Nachteile der VM-Technologie • Vorteile: Übersetzte Programme einer Sprache laufen auf allen Prozessortypen, für die es einen Byte-Code Interpreter gibt – Es wird nur ein Compiler benötigt Die Sprache wird plattformunabhängig – Natürlich braucht man eine VM pro Prozessortyp! • Nachteil: Byte-Code Programme sind langsamer als Maschinenprogramme – just-in-time-compiler (JIT): Übersetzen den Byte-Code in ein Objekt-Programm für einen speziellen Prozessortyp • sobald es geladen wird, oder nach der ersten Ausführung Grundlagen der Informatik I: T12 36 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Java-Übersetzungs- und -Laufzeitumgebung Übersetzungsumgebung Laufzeitumgebung Class Loader Bytecode Verifier Java Source (.java) Java Compiler (javac) Java Bytecode aus Dateisystem oder Netz Java Klassenbibliothek Java VM Java Just-in-time Interpreter Compiler Java Laufzeitumgebung Java Bytecode (.class) Betriebssystem Hardware Grundlagen der Informatik I: T12 37 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Struktur eines Java-Programms • Ein Java-Programm kann aus beliebig vielen Klassen bestehen, von denen mindestens eine die mainOperation besitzen muss (Hauptprogrammklasse). • Aufgaben von main: – Objekterzeugung der Aufbau einer anfangs minimalen Welt – Aufruf der ersten Operation – Sollte in der Regel keinen weitergehenden Kontrollfluss des Java-Programms enthalten • Der Kontrollfluss wird innerhalb der Objektoperationen realisiert – Nicht vergessen! Berechnung als Kooperation von vielen Objekten, wobei jedes Objekt nur eine kleine Teilaufgabe erledigt! • main wird mit Hilfe des Java-Interpreters gestartet und ausgeführt Grundlagen der Informatik I: T12 38 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Java-Laufzeitumgebung • Java Interpreter: Programm zur Ausführung des JavaBytecodes auf dem konkreten Rechner • Just-In-Time-Compiler (JIT-Compiler) – Eine Klasse kann (optimal) nach dem Laden direkt in MaschinenCode der jeweiligen Maschine übersetzt werden – Falls die vorliegende Java-Installation keinen JIT-Compiler besitzt, wird der Bytecode vom Java-Interpreter direkt ausgeführt • Runtime-System: Stellt einem Java-Programm wichtige Ressourcen zur Verfügung • Bytecode Verifier: überprüft, ob die geladenen Bytecodes der JVM-Spezifikation entsprechen – Klassen können über das Netz oder aus dem lokalen Dateisystem zur Laufzeit einer Java-Anwendung in das Laufzeitsystem nachgeladen werden – Ein Teil der Sicherheitsmaßnahmen wird durch den Bytecode Verifier realisiert Grundlagen der Informatik I: T12 39 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Java-Übersetzung (Wiederholung) • Java-Compiler – Eingabe: Java-Quelltextdatei, Datei.java, die eine oder mehrere Klassendefinitionen enthält • Eine derartige Datei nennt man eine Übersetzungseinheit – Ausgabe: pro Klasse Bsp wird genau eine Datei Bsp.class erzeugt, die das Bytecode-Format der Klasse enthält class Bsp1 {...} class Bsp2 {...} class Datei {...} Java Compiler Datei.java Grundlagen der Informatik I: T12 Bsp1.class Bsp2.class Datei.class 40 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Inhaltsverzeichnis • Objektorientierter Entwurf in aller Kürze; Klassen und Objekte in Java • Interpreter, Compiler, virtuelle Maschinen; JavaÜbersetzungs- und –Laufzeitumgebung • Sichtbarkeit von Variablen in Java • Packages • Einführung in das Testen mit JUnit und Eclipse Grundlagen der Informatik I: T12 41 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Sichtbarkeit von Variablen in Java • Der gleiche Variablenname kann mehrfach verwendet werden, z.B. Instanzvariable, Parameter, lokale Variable einer Methode oder eines Blocks. • Wie in Scheme, lexical scoping: innere Deklarationen haben immer Vorrang vor äußeren Deklarationen. – Auf äußere Deklarationen kann man nicht mehr direkt zugreifen – Mit this.<attribute-name> kann man auf Instanzvariablen zugreifen – Lokale Variablen und Parameter können nicht re-deklariert werden • Redeklaration beeinflusst die Existenz der äußeren Variablen nicht – Fehlende Sichtbarkeit bedeutet kein fehlendes Vorhandensein! – Außerhalb des Deklarationsblocks ist die äußere Variable wieder sichtbar Grundlagen der Informatik I: T12 42 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Sichtbarkeit von Variablen in Java Klassen Lexical scoping a la Java class Example { Klassen-Scope int i; char c; void g(int n) { Scope von Methode g int i, j; Scope der for-Schleife for (char c... ) { int k; … i … k … c … n … this.i … } … c … } } Grundlagen der Informatik I: T12 43 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Inhaltsverzeichnis • Objektorientierter Entwurf in aller Kürze; Klassen und Objekte in Java • Interpreter, Compiler, virtuelle Maschinen; JavaÜbersetzungs- und –Laufzeitumgebung • Sichtbarkeit von Variablen in Java • Packages • Einführung in das Testen mit JUnit und Eclipse Grundlagen der Informatik I: T12 44 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Packages • Packages bündeln Klassen, die im Hinblick auf Zuständigkeit zusammen gehören. • Hilft Namenskonflikte zu vermeiden. – Klassennamen müssen eindeutig sein (aber nur in einem Package) Mehrere Klassen können den gleichen (nicht public) Namen haben, z.B. List • Versteckt Klassen, die nur interne Zwecke haben und die nach außen nicht sichtbar sein sollen. Grundlagen der Informatik I: T12 45 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Package Hierarchien • Packages sind hierarchisch organisiert Ein Package kann andere Packages enthalten, die wieder mehr Packages enthalten, usw. • Punkt-Notation für Package Namen package.subpackage.subsubpackage.Class • Der Kopf einer Java Datei gibt an, mit welchem Package die folgenden Klassen verbunden sind. Grundlagen der Informatik I: T12 46 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Namenskonventionen für Packages • Der Package Name spiegelt den Internet Domain Namen des Herstellers in umgekehrter Reihenfolge • Schräg- und Bindestriche sind nicht erlaubt: – SUN URL: sun.com SUN class: com.sun.p1.p2.Class – TUD URL: informatik.tu-darmstadt.de TUD class: de.tu_darmstadt.informatik.p1.Class Die Konvention erlaubt die Definition weltweit eindeutiger Klassennamen. Grundlagen der Informatik I: T12 47 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Deklaration von Packages • Der gleiche Package Name kann in mehreren Dateien verwendet werden – Ein Package kann über mehrere Dateien verteilt sein schnellere (Re-)Compilierung Unterstützt die Arbeitsteilung in größeren Projekten • Der volle Name einer Klasse enthält immer den Package Namen (packagename.ClassName) • Shortcut Notation mit nur dem Klassennamen ist nur innerhalb des selben Packages möglich oder wenn das Package bzw. die Klasse importiert wurde. Grundlagen der Informatik I: T12 48 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Struktur einer Java Datei <Source-File> ::= <Package-Declaration> <Import-Declarations> <Type-Definitions> <Package-Declaration> ::= package <Package-name> ; | ε <Package-Name> ::= <Identifier> {. <Package-Name>} • Nur Kommentare oder leere Zeilen dürfen vor der Package Deklaration stehen. • Nur ein Package Name pro Datei • Ohne eine Package-Deklaration werden die enthaltenen Klassen einem anonymen Standard Package hinzugefügt. Grundlagen der Informatik I: T12 49 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Package Import <Import-Declaration> ::= import <Package-Name> . (<Class-Name> | *) ; • Eine Klassendefinition nach einer import-Anweisung kann auf die importierte Klasse zugreifen, ohne den vollständigen Namen zu nennen. • Wenn "*" (wild card) benutzt wird, kann man auf alle Klassen des Packages zugreifen. • Falls nur Klassenmethoden (static) importiert werden sollen, langt auch folgende Notation: import static <Package-Name>.<Class-Name>.<Methode>; Grundlagen der Informatik I: T12 50 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Verwendung von Packages • Verwendung der vollständigen Kennzeichnung (full qualification) java.util.Random numberGenerator = new java.util.Random(); • Verwendung von import import java.util.Random; ... Random numberGenerator = new Random(); Grundlagen der Informatik I: T12 51 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Package Import • Das Importieren von Klassen mit dem selben Namen erzeugt einen Namenskonflikt import java.awt.*; // hat Klasse List import java.util.*; // hat Klasse List ... java.util.List list; // verwende den // Package-Namen, um // eine auszuwaehlen • Zwei Packages werden automatisch importiert – Das aktuelle Package – Das vordefinierte Package java.lang, das grundlegende Klassen wie Object, String, usw. enthält. Grundlagen der Informatik I: T12 52 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Package Import Die Java API enthält eine große Zahl vordefinierter Packages (alle Teil vom JDK), unter anderem – java.applet Applet-Unterstützung – java.io Input/Output, Dateien – java.net Netzwerk-Unterstützung – java.util Utility Typen, z.B. Containertypen – java.util.zip Unterstützung für .zip Archive – … Grundlagen der Informatik I: T12 53 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Namensgebung für Packages Package-Namen und Verzeichnisstrukturen Die Stellen der Dateien, die ein Package definieren, spiegelt die hierarchische Struktur des Packages wieder. • Punkte müssen ersetzt werden durch: – UNIX Slash " / " – Windows Backslash " \ " Beispiel: – Name des Packages: kilian.hobby.raytracer – zugehörige UNIX Verzeichnis-Struktur: kilian/hobby/raytracer Grundlagen der Informatik I: T12 54 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Packages einbinden Packages und "CLASSPATH" • Ein Package Name wird als relativer Pfad verstanden • Die Umgebungsvariable CLASSPATH enthält alle Verzeichnisse, die nach Klassen und Packages durchsucht werden. • Darüber hinaus kann ein CLASSPATH auch auf ZIP und JAR-Archive verweisen, die Klassen enthalten • UNIX Beispiel CLASSPATH=.:/home/joe/classes:/usr/classes.zip Aktuelles Verzeichnis Weitere Verzeichnisse Grundlagen der Informatik I: T12 55 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Packages einbinden Packages und "CLASSPATH" • Die Verzeichnisse aus CLASSPATH sind die Startpunkte für die relativen Pfade zu den Packages • Die Suchreihenfolge ist von links nach rechts • Es ist möglich, dass ein Package Name mehrere Verzeichnisse bezeichnet. Keine gute Idee, da die Auswahl der Packages dann von der Reihenfolge des Auftretens dieser Verzeichnisse im CLASSPATH abhängt. Grundlagen der Informatik I: T12 56 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Inhaltsverzeichnis • Objektorientierter Entwurf in aller Kürze; Klassen und Objekte in Java • Interpreter, Compiler, virtuelle Maschinen; JavaÜbersetzungs- und –Laufzeitumgebung • Sichtbarkeit von Variablen in Java • Packages • Einführung in das Testen mit JUnit und Eclipse Grundlagen der Informatik I: T12 57 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Testen mit JUnit und Eclipse Test-first programming Unsere Entwurfsrezepte verlangen, dass wir Tests schreiben, bevor wir mit dem Programmieren anfangen JUnit ist ein Programm (framework), das das Schreiben und Ausführen von Tests teilweise automatisiert • JUnit ist bereits in Eclipse integriert Der Ärmste... wir hätten ihm bei der Einstellung sagen sollen, dass er zuerst testen und dann programmieren soll. Grundlagen der Informatik I: T12 58 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Motivation für JUnit • Analog zu unseren Testfällen in Scheme wollen wir auch in Java unsere Programme testen können • Wir schreiben dazu ein Testprogramm, welches die Operationen mit Beispiel-Daten benutzt und die Ergebnisse auswertet – Testprogramm wird zur Entwicklungszeit zum eigentlichen Programm parallel weiterentwickelt und ausgeführt – Immer dann, wenn wir wissen möchten, ob gewisse Testfälle noch laufen Wir verwenden ein Framework, hier JUnit - für automatisierte Unit-Tests Grundlagen der Informatik I: T12 59 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Annotationen • Bevor wir uns JUnit widmen, möchten wir einen Blick auf Annotationen werfen – Die neueste Fassung von JUnit nutzt Annotationen • Annotationen liefern Metadaten über den Programmcode • Java 1.5+ definiert 7 Annotationen – Möglichkeit zur Ergänzung durch nutzerdefinierte Annotationen – 3 „echte“ Annotationen – 4 Meta-Annotationen • Annotationen werden mit einem @-Symbol im Programm-Code markiert – Zum Beispiel: @SuppressWarnings • Annotationen verweisen auf eines der folgenden Elemente – Element = Code-Zeile, Methode, … Grundlagen der Informatik I: T12 60 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Echte Annotationen • @Override – Zeigt an, wenn eine Methode aus der Basisklasse durch eine andere Methode überschrieben wird. – Kann verwendet werden, um auf Tipfehler und Fehler in den Signaturen von Methoden zu testen. • @Deprecated – Verursacht eine Compiler-Warnung, wenn das folgende Element verwendet wird • @SuppressWarnings – Unterdrückt Compiler-Warnungen für das folgende Element Grundlagen der Informatik I: T12 61 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Meta-Annotationen • @Target(args) – Wo können Annotationen verwendet werden? – Zusätzliche Argumente: CONSTRUCTOR, FIELD, LOCAL_VARIABLE, METHOD, PACKAGE, PARAMETER, TYPE • @Retention(args) – Wie lange sollen Annotationen behalten werden? • SOURCE = Vom Compiler verworfen • CLASS = Verfügbar in Klassen-Datei, zur Laufzeit verworfen • RUNTIME = Von Virtual Machine für die Laufzeit-Nutzung beibehalten • @Documented – Schließt Annotation in JavaDoc ein • @Inherited – Erlaubt es Unterklassen, Annotation zu erben Grundlagen der Informatik I: T12 62 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Annotationen: Beispiel • Die Annotationen @Target und @Retention können genutzt werden, um neue Annotationen zu definieren • Neue Annotationen werden wie Interfaces definiert mit dem Schlüsselwort @interface (mit @-Präfix) • Beispiel: @Target(ElementType.METHOD) @Retention(RetentionPolicy.RUNTIME) public @interface UseCase { public int id(); public String description() default "no description"; } Grundlagen der Informatik I: T12 63 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Annotationen: Beispiel • Wie können vorausgegangene Annotationen genutzt werden, um “Use Cases” zu generieren? public class PasswordUtils { @UseCase(id = 47, description = "Password must have one number") public boolean validatePassword() { // ... } @UseCase(id = 48) public String encryptPassword() { // ... } } Grundlagen der Informatik I: T12 64 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Annotationen und JUnit • Die aktuelle Version von JUnit basiert auf Annotationen • Testfälle werden mit der Annotation @Test markiert • Frühere Versionen brauchten spezielle Konventionen bei den Namen der Test-Klassen – In JUnit 4 ist das nicht mehr notwendig • JUnit-Demo, aber im Vorfeld noch ein paar Worte zum Testen Grundlagen der Informatik I: T12 65 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Teststadien Entwicklungsphasen mit zugehörigen Tests Kundenwünsche Abnahmetest Systemtest Anforderungen Entwurf Integrationstest Code Unittests A X B Y A wird vor B ausgeführt X findet Fehler in Y Grundlagen der Informatik I: T12 66 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Teststadien Sich anbietende Teststrategien • Unit Test: Test von Codekomponenten, z.B. Code einer Methode, einer Klasse strukturelles Testen • Integrationstest: Test des Zusammenwirkens mehrerer Codekomponenten strukturelles Testen • Systemtest: Test des gesamten Systems gegen die Anforderungen funktionales Testen • Abnahmetest: Test des gesamten Systems mit echten Daten des Kunden Grundlagen der Informatik I: T12 67 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Entwicklungsprozess & Testen Ein ungewollter Teufelskreis … Zeitdruck Mehr Zeitdruck Mehr Fehler Weniger Tests Grundlagen der Informatik I: T12 68 Entwicklungsprozess & Testen: „Agile“ Prozessmethoden Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © • Entwicklung und Testen als verschränkter Prozess • Testentwicklung vor Produktentwicklung! • Werkzeugunterstützung benötigt... Ein wenig programmieren Grundlagen der Informatik I: T12 Ein wenig testen 69 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Motivation Testen: Zusammenfassung • In der Praxis unverzichtbar – Je früher Fehler gefunden werden, desto besser (kostengünstiger) – Entwicklung ist deshalb typischerweise ein iterativer, rückgekoppelter Prozess • Qualität nicht nur überprüfen, sondern, wenn möglich, „hineinkonstruieren“ – Systematische Verfahren Software Engineering Grundlagen der Informatik I: T12 70 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Testen mit JUnit 4.4 • • • • • • Auf den nächsten Folien testen wir einen Taschenrechner Die Implementierung ist relativ einfach Der Taschenrechner arbeitet nur auf int-Werten Er ist sehr einfach und ineffizient Außerdem hat er ein paar Bugs Wir werden sehen, ob JUnit uns bei den Bugs helfen kann! Grundlagen der Informatik I: T12 71 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Calculator Klasse (Teil I) package calc; public class Calculator { private static int result; // Statische Variable fuer Speicherung des Ergebnisses public void add(int n) { result = result + n; } public void substract(int n) { result = result - 1; // Bug: sollte lauten result = result - n } public void multiply(int n) { // noch nicht implementiert... } public void divide(int n) { result = result / n; } public void square(int n) { result = n * n; } Grundlagen der Informatik I: T12 72 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die Calculator Klasse (Teil II) public void squareRoot(int n) { // implementieren wir spaeter… for (; ;) ; // Bug: unendliche Schleife } public void clear() { // Ergebnis loeschen auf 0 result = 0; } public void switchOn() { // Display anschalten, “Hallo” anzeigen, piepen... // Was so Geraete heute eben alles tun koennen! result = 0; } public void switchOff() { // Anzeigen “Tschuess", piepen, Display ausschalten } public int getResult() { return result; } } Grundlagen der Informatik I: T12 73 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Wie testen wir den Calculator? • Wir wollen jede Operation separat testen – – – – – Add Substract Divide Multiply Square Root – erst einmal aufgeschoben (Endlosschleife!) • Wir schreiben eine Testmethode pro Test • Die Methoden kommen in eine Klasse CalculatorTest • Tests werden annotiert mit @Test vor dem „public” • Wir müssen den Rechner vor jedem Test initialisieren – Müssen “clear()” aufrufen, damit der Wert 0 ist – Sonst kriegen wir ggf. Folgefehler! Grundlagen der Informatik I: T12 74 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die CalculatorTest Klasse (Teil I) package junit4demo; Packagename ist hier beliebig Das ist unser Taschenrechner import calc.Calculator; import junit.framework.JUnit4TestAdapter; import static org.junit.Assert.assertEquals; import org.junit.Before; import org.junit.Ignore; import org.junit.Test; Einige Importe für JUnit Wir nutzen nur die statische Methode „assertEquals“ /** * Basic test class using @Test, @Before and @Ignore annotation * as well as assert keyword and assertEqual methods */ public class CalculatorTest { private static Calculator calculator = new Calculator(); // this is our calculator! // Used for backward compatibility (IDEs, Ant and JUnit 3 text runner) public static junit.framework.Test suite() { Nötig für ältere return new JUnit4TestAdapter(CalculatorTest.class); Umgebungen } Grundlagen der Informatik I: T12 75 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die CalculatorTest Klasse (Teil II) @Before // must be public not protected like the setup public void clearCalculator() { calculator.clear(); // reset value to 0 } //================================== // Test cases //================================== @Test public void add() { calculator.add(1); calculator.add(1); assertEquals(calculator.getResult(), 2); } @Before: vor jedem Test ausgeführt; Calculator ist damit 0 vor jedem Test @Test: Annotation für eine auszuführende Testmethode. Hier wird überprüft, ob 1+1 = 2 gilt. Grundlagen der Informatik I: T12 76 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die CalculatorTest Klasse (Teil III) @Test public void subtract() { calculator.add(10); calculator.substract(2); assertEquals(calculator.getResult(), 8); } @Test public void divide() { calculator.add(8); calculator.divide(2); assertEquals(calculator.getResult(), 5); } Hier wird getestet auf 10-2 = 8 (Fehlschlag durch Bug) Soll testen auf 8/2=5 (Fehlschlag, da inkorrekt!) // @Test – deactivated, as it will cause an error (division by 0); more in T16 public void divideByZero() { Division durch 0 muss einen Fehler calculator.divide(0); liefern, sonst schlägt der Test fehl } Grundlagen der Informatik I: T12 77 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Die CalculatorTest Klasse (Teil IV) // @Ignore hat einen String-Parameter, der eine Nachricht anzeigt @Test @Ignore("noch nicht testbereit") Ignoriere den Test von multiply, public void multiply() { da der Code noch nicht fertig ist. calculator.add(10); calculator.multiply(10); assertEquals(calculator.getResult(), 100); } } • Kopieren Sie die Klassen von der Homepage • Stellen Sie sicher, dass JUnit 4.4 installiert ist und als “External JAR” zum Projekt zugefügt wurde • Selektieren Sie die Klasse CalculatorTest und wählen Sie Run As JUnit Test • Die Ausgabe sehen Sie auf den nächsten Folien Grundlagen der Informatik I: T12 78 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © JUnit in Eclipse: Assert-Methoden etc. Grundlagen der Informatik I: T12 79 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © JUnit in Eclipse: Als Testfall starten Grundlagen der Informatik I: T12 80 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Fehlerausgabe von JUnit Kurzfassung der Ergebnisse Logbuch der Tests 10-2=8 schlug fehl Grundlagen der Informatik I: T12 81 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Fortgeschrittene Tests • Wir haben den „divideByZero“-Test nicht genutzt – Wenn wir dies tun, kommt eine (erwartete) Fehlermeldung! – Wie man auf das Vorhandensein erwarteter Fehler testet, folgt zusammen mit der Fehlerbehandlung in T16. • Wir haben die squareRoot Methode nicht getestet – Wäre auch keine gute Idee durch die Endlosschleife… • Wir brauchen eine einmalige allgemeine Initialisierung – Lege Instanz des Calculator an und schalte ihn an vor den Tests – Ausschalten, wenn alle Tests fertig sind und freigeben (=null) • Der nachfolgende Code illustriert das Vorgehen – Gegenüber der Webseite leicht vereinfacht Grundlagen der Informatik I: T12 82 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Fortgeschrittene Tests: Set-Up package junit4demo; import calc.Calculator; Externe Klasse sichtbar machen (-> T15) import junit.framework.JUnit4TestAdapter; import org.junit.AfterClass; Einmal ausführen, wenn alle Tests fertig import static org.junit.Assert.assertEquals; import org.junit.Before; Ausführen vor jedem Test import org.junit.BeforeClass; import org.junit.Test; Einmal ausführen vor dem ersten Test /** * This test uses advanced fixture and timeout */ public class AdvancedTest { private static Calculator calculator; // Used for backward compatibility (IDEs, Ant and JUnit 3 text runner) public static junit.framework.Test suite() { return new JUnit4TestAdapter(AdvancedTest.class); } Grundlagen der Informatik I: T12 83 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Test-Initialisierung und Beendigung Einmal ausführen bevor Testen beginnt: @BeforeClass Rechner anlegen und anschalten // must be public and static public static void switchOnCalculator() { System.out.println("\tSwitch on calculator"); calculator = new Calculator(); calculator.switchOn(); } Einmal ausführen, wenn alle Tests fertig @AfterClass sind: ausschalten und Rechner freigeben // must be public and static public static void switchOffCalculator() { System.out.println("\tSwitch off calculator"); calculator.switchOff(); calculator = null; } Grundlagen der Informatik I: T12 84 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Testen mit Timeout //================================== //= Test cases //================================== @Test(timeout = 1000) public void squareRoot() { calculator.squareRoot(2); } @Test public void square2() { calculator.square(2); assertEquals(4, calculator.getResult()); } // two more tests skipped } Test wird fehlschlagen, wenn nicht in 1000ms fertig (Endlosschleifen!) Testen auf die Quadrate von 4 & 5 Grundlagen der Informatik I: T12 85 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Testausgabe mit Timeout Testen von squareRoot schlug fehl wegen Timeout Grundlagen der Informatik I: T12 86 Dr. G. Rößling Prof. Dr. M. Mühlhäuser RBG / Telekooperation © Mehr zu JUnit... • JUnit kann (viel) mehr als hier gezeigt • Das ist aber jenseits des Stoffs der Vorlesung! • Ein Blick in die Doku lohnt sich – Mitgeliefertes JavaDoc für JUnit – Gute Referenz (und Basis dieser Folien): Antonio Goncalves, Get Acquainted with the New Advanced Features of JUnit 4 http://www.devx.com/Java/Article/31983/0/page/1 Grundlagen der Informatik I: T12 87