Tötungsdelikte 3 Wiederholung 1 • • • • • • • • • Mord und Totschlag – Verhältnis (Rspr./Lit.) §§ 211 ff. a. F. Statistik: hohe Aufklärung/wenige Fälle § 212 – obj., subj. TB Hemmschwelle – BGHSt 57, 183, § 261 StPO § 212 II – Definition, Fälle = Entscheidungen Lebenslang, Todesstrafe, zeitige FreihStrafe, § 38 BVerfGE 45, 187; 50, 5 - § 57a, § 78 II Kommission zur Reform der Tötungsdelikte MM o/s – täter-, tatbezogen: grausam, m.ggf. M. 2 Wiederholung 2 MM: Heimtücke – bewusst Ausnutz d Arg- u Wehrlsgk Einschrkg: feindl WillRicht, bes verwerf VertrBr, tückverschlg, pos u neg Typenkorrekt, RF-Lsg (BGH) Mordlust (töten um zu töten), Befriedgg GeschlTrieb (direkt = unmittelbar gglfs. Bilder d. Tat), Habgier (Streben nach Gewinn um jeden Preis – MenschenLeben), sonst. niedrige BewgG (sittl tiefste Stufe, verachtenswert), Ermög/VerdeckAbsicht (andere Straftat = ni OWi) Mehrere MM mögl Historisch – Gesetzesfassungen (W) • 1871: • Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft. • 1941 : • (1) Der Mörder wird mit dem Tode bestraft. • (2) Mörder ist, wer • • • • – aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, – heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder – um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet. • (3) Ist in besonderen Ausnahmefällen die Todesstrafe nicht angemessen, so ist die Strafe lebenslanges Zuchthaus. • 1949: Art. 102 GG (Ausnahme: Hessen: Art. 21 I 2 m. Fn. Verweis auf Art. 102 GG) • 1953: Todesstrafe -> Zuchthausstrafe, Abs. 3 weggefallen • 1969: Zuchthausstrafe -> lebenslange Freiheitsstrafe 4 Reformvorschläge (W) • AE-Leben, GA 2008, 193: Regelbeispiele • Deckers/König/Fischer/Bernsmann, NStZ 2014, 9: Abschaffung des Mordes • Mandla, FS-Rössner, 2015, S. 845 • Abschlussbericht der Expertengruppe (20.5.14) zur Reform der Tötungsdelikte (15.6.2015) insges. 903 Seiten (L!) 5 Das Verhältnis von Mord und Totschlag • • • • Wiederholung Vgl. Folie Nr. 4 (Tötungsdelikte 1) Totschlag als GrundTB, Mord als qualifiz. Totschl = Tötg unter erschwerend. Merkmal. (Literaturh. M.) – Plausibilität? – Qualif. vor TB? Mord als eigenständiges Delikt neben dem Totschlag (Rspr) – Plausibilität – Mord ohne Töten? Relevanz? 6 Täterschaft und Teilnahme bei Mord und Totschlag (vgl. TuT 2 Fol. Nr. 23 f.) • Grundsätzlich trennen: tat- u. täterbezog MM • Beispiel: - Täter § 211, 2. Gruppe (= tatbezogen) Teiln m Kenntn d. MM d. Täters: §§ 211, 26/27 Teiln o Kenntn d. MM d. Täters: §§ 212, 26/27 Wichtig: Keine Differenz bei RSpr u Literat. 7 Teilnahme b. täterbezogenen MM Täter m täterbezog MM: § 211 - Teilnehmer o Kenntn und selbst o MM Rspr.: §§ 212, 16, 26/27 Lit.: §§ 212, 26/27, 28 II, (29) - Teilnehmer i. Kenntn aber selbst o MM RSpr: §§ 211, 26/27, 28 I , 49 I (d. h. § 27 II + § 49 I) Lit.: §§ 212, 26/27, 28 II, (29) 8 - Teilnehm i Kenntn, o dieses aber m and MM (1/3) RSpr.: §§ 211, 26/27 ABER: § 49 I (-) Lit.: §§ 211, 26/27, 28 II (29) (Sog. gekreuzte MM – BGHSt 23, 39, 40) Täter o MM: § 212 Teiln MM (1/3) RSpr.: §§ 212, 26/27 Lit.: §§ 211, 26/27, 28 II, (29) 9 Tötung auf Verlangen, § 216 • Die Anstiftung zur eigenen Tötung, § 216 (L!) • Was ist ernstlich? – Vorauss: freiverantwort Entscheid, frei von WillMängeln (weder Täuschg, Irrtum noch Zwang – Einsichts- und Urteilsfähigkeit • TötVerlangen b Tathandlg (kein Widerruf) • Adressatengruppe (Pflegepersonal) • Bedingung/Befristung • Probleme: Art. 2 GG – Freiheit, Leben und Sterben – Verzicht auf Leben? Verfügbarkeit? • StrR: lediglich Anerkennung eines Konfliktes, d. h. Täter muss Verlangen kennen u bestimmt worden sein (bestimmender Tatantrieb) 10 § 216: Privilegierung • Nicht angenommen in BGHSt 50, 80: Opfersuche (Entscheid. lesenswert a. i. Bezug a. § 211 [Befried d GeschlTriebes – s. o. Fol. 10], § 168 Arg/Quelle]) • Untergeordnet in einem Motivbündel • Irrtüml Annahme: § 16 II • Begehen dch Unterlassen? H. M.: (-) • S. a.: BGH 2 StR 145/11, Urt. v. 14.9.11 (L) BGH: § 216 (-) LG Bamberg, Urt. v. 11.4.13, Jug KLs 1107 Js 79081/12 (L) 11 Tötung auf Verlangen: • Tötung einer 100jährigen durch Pflegepraktikanten mittels Kissens nach Tötungsverlangen • Versuchte Tötung auf Verlangen, Tötung auf Verlangen und Diebstahl • Landgerichtliche Entscheidung Suizid und Beihilfe dazu • Nochmals: § 212 – „Wer einen Menschen tötet …“ • grammatik. u. systemat. Ausleg. i. Vgl. m. §§ 223, 216 kommen zu einer Strafbkt d Suizids • Gesell. Diskurs: z. B. Manfred Spieker, http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/articl e141322993/Lebenslang-gegen-den-Tod.html. • §§ 26, 27: „vorsätzliche, rechtswidrige Haupttat“ • Freiheit: Maßstab (§§ 19, 20, 35, § 3 JGG) oder Regeln der Einwilligung? • Übergg d Tatherrsch (WillÄnd des Suizidenten) 13 Problem: Rechtsprechung • Gescheiterter Suizid (Aufkommen einer Hilfspflicht, insbes. bei Garantenstellung?) • Insbes. Gescheiterter Doppelsuizid (d. h. ein Teilnehmer überlebt) – • RG JW 1921, 579, BGHSt 19, 135 • Aktuell: BGHSt 46, 279, StA München NStZ 11, 345 RSpr.: uneinheitlich, Trend zur Zulassung - Autonomie Literatur: Wessels/Hettinger, BT I, § 1, Rn 41 Scheffler, Die Rspr d BGH zur Strafbarkeit der Mitwirkung am Suizid – besser als ihr Ruf? Jahrb f. Recht u Ethik 1999, 342 ff 14 Arztrecht - Beistand für Sterbende § 16 BO-ÄK-BW Ärztinnen und Ärzte haben Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unter Achtung ihres Willens beizustehen. § 16 BO-ÄK-LSA Der Arzt hat Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unbedingter Achtung ihres Willens beizustehen. Der Arzt darf das Leben des Sterbenden nicht aktiv verkürzen. ( § 16 MBO Beistand für Sterbende Ärztinnen und Ärzte haben Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unter Achtung ihres Willens beizustehen. Es ist ihnen verboten, Patientinnen und Patienten auf deren Verlangen zu töten. Sie dürfen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten. a. A. VG Berlin Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung (21.01.2011) (Deutsches Ärzteblatt 2011 A 346*) Aktuelle Literatur: Hoffmann/Knaup, Was heißt, in Würde sterben? 2015 15 Diskussion um Sterbehilfe etc. Begriffe: Aktive, passive, indirekte Sterbehilfe – wohl überholt Hilfe im/beim/zum Sterben (Strafbarkeit durch Präpositionen-Verwendung?) Begriff: Behandlungsabbruch – Wille des Patienten Kenntnis der Regelungen §§ 1901a BGB Fuldaer Fall – durchgeschnittener Sondenschlauch BGH 2 StR 454/09, Urt. v. 25.6.2010 (L) sowie 2 StR 320/10 Beschl. v. 10.11.10 (L) 16 § 217 n. F. (1) Wer in der Absicht, die Selbsttötung eines anderen zu fördern, diesem hierzu geschäftsmäßig die Gelegenheit gewährt, verschafft oder vermittelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Als Teilnehmer bleibt straffrei, wer selbst nicht geschäftsmäßig handelt und entweder Angehöriger des in Abs. 1 genannten anderen ist oder diesem nahesteht. Gesetzentwurf v. 1.7.15 – BT-DrS 18/5373 (L) Hilgendorf, http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/ gesetzgebung-sterbehilfe-tatbestandsmerkmaleanalyse/ 17 Vorschau 9.12.15 • Tötungsdelikte beenden, §§ 213, 222 • Zusammenfassung