Titel - Katholische Kirche Vorarlberg

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Wenn wir uns was
wünschen dürften…
17. Sonntag i.J._A
Liturgiebörse der Diözese Feldkirch
Wenn wir uns was wünschen dürften …
17. Sonntag
27. Juli 2014
Begrüßung
Marlene Dietrich hat dieses Lied gesungen, auch Udo Lindenberg:
Wenn ich mir was wünschen dürfte,
käm’ ich in Verlegenheit,
was ich mir denn wünschen sollte,
eine schlimme oder gute Zeit.
Wenn ich mir was wünschen dürfte,
möcht' ich etwas glücklich sein,
denn sobald ich gar zu glücklich wär,
hätt' ich Heimweh nach dem Traurigsein.
Es geht um das Wünschen an diesem Sonntag. Der Philosoph Ludwig Feuerbach führt sogar
die Religion auf das Wünschen zurück, wenn er sagt: „Hätte der Mensch keine Wünsche, so
hätte er auch keine Götter. Was der Mensch sein möchte, aber nicht ist, dazu macht er
seinen Gott.“
Kyrierufe
Herr Jesus Christus, wir leben aus deinem Wort und deiner Verheißung: Herr, erbarme dich
…
Du begleitest uns und hast uns ein Leben in Fülle versprochen: Christus, erbarme dich …
Deinem Wort und deiner Verheißung wollen wir mit Vertrauen folgen: Herr, erbarme dich …
Tagesgebet
Gott, es ist nicht unbedingt erstrebenswert, wunschlos glücklich zu sein. Besser ist es, mit
sich im Frieden zu leben und Frieden zu verschenken. Das erbitten wir heute für uns, zum
Besten für unsere Familie, diese Gemeinschaft und der ganzen Gesellschaft, in der wir leben
durch und mit Jesus Christus an unserer Seite. Amen.
Einführung in die Lesung
Wenn wir die Lesung von heute hören, kommt uns bestimmt der Gedanke: Es wäre gut,
wenn unsere Politiker, bevor sie ein Amt antreten oder eine Aufgabe übernehmen, den
Wunsch und die Praxis Salomos hätten. Manches in der Politik, aber auch vieles in der
Wirtschaft wie in der Kirche würde anders laufen.
Lesung aus dem ersten Buch der Könige (3,7ff)
Der Herr erschien dem Salomo nachts im Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus,
die ich dir gewähren soll.
Salomo antwortete: Ich bin noch sehr jung und weiß nicht, wie ich mich als König verhalten
soll. Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das
Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht. Es gefiel dem Herrn, dass Salomo diese Bitte
aussprach. Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und
nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht
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gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir
ein so weises und verständiges Herz, sodass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen
wird, der dir gleicht.- Wort aus der hl. Schrift:
Evangelium (Mt 13,44ff):
Jesus sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben
war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er
alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem
Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte
er alles, was er besaß, und kaufte sie.
Predigt
Wenn wir uns was wünschen dürften …
Stellt euch vor: Ihr habt einen Wunsch frei! Was einem da alles durch den Kopf geht. Jetzt ja
nichts falsch machen, denn es ist ja nur ein Wunsch. Der will gut überlegt sein. Gesundheit
und langes Leben, einen großen Lottogewinn, eine Weltreise. Vielleicht erschrecken wir auch
über diese Möglichkeit, schließlich hängt an einem erfüllten Wunsch ja allerhand. Wir fragen
uns im Blick auf das Evangelium von heute: Was ist für uns und unser Leben der Schatz im
Acker oder die Perle, um die sich der Einsatz lohnt?
In der Lesung haben wir es gehört: Gott begegnet König Salomo im Traum und sagt: „Sprich
eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.“ Welch eine Chance. Wahrscheinlich wären wir
allesamt nicht darauf gekommen, das zu erbitten, was der König ganz am Anfang seiner
Karriere Gott vorlegt: Er wünscht sich ein hörendes Herz.
Unsere Ohren bekommen den ganzen Tag lang genug zu hören. Nur gut, dass wir auch
manches überhören können. Aber unser Herz? Wir sind schon zufrieden, wenn es taktvoll
schlägt, nicht stolpert und sonst keine Schwierigkeiten macht.
Gib mir ein hörendes Herz. Das bedeutet, offen für die Menschen und das Leben zu sein. Ein
hörendes Herz wird nicht immer gleich reagieren. Es wird sich geduldig Zeit lassen, zu wägen
und zu gewichten. Ken Wilber, ein amerikanischer Evolutionsforscher hat etwas ganz
wichtiges gezeigt: Entwicklung, gerade die Entwicklung von uns Menschen, ist keinesfalls nur
Fortschritt. Auch der Rückschritt gehört dazu, denn auch im Scheitern steckt ebensoviel Kraft
wie im Erfolg.
Das wird oft übersehen. Ein hörendes Herz verhilft uns zu dieser Einsicht: Wie der Erfolg
unseren Lebensweg bestätigt, so hilft uns das Scheitern, unseren Weg zu verändern. Was
wäre letztlich für unsere Entwicklung und Reife gewonnen, wenn alle unsere Wünsche in
Erfüllung gingen? Wir würden uns nie verändern, wenn wir immer nur Erfolg hätten.
Mitmenschen, die wir als hart empfinden, mit denen Kontakte auf Augenhöhe so schwer
sind, lassen, geben in der Regel kein Scheitern zu. Damit ist keine Bewegung des Herzens
möglich, die Starr- und Sturheit programmiert.
Vergleichen wir unser Leben mit einer Bergtour: Man kann von einem Gipfel zum anderen
stürmen, ohne wirklich oben angekommen zu sein. Man kann Höhenmeter einsammeln,
ohne etwas mit nach Hause zu nehmen.
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Oder wir sind mit unserem Rhythmus unterwegs, mit einem klopfenden und hörenden
Herzen, das bewusst auf den Weg schaut und auf alles, was an seinen Rändern ist. Dann
entsteht die Freude am Unterwegssein, die Bergtour missrät nicht zum Kampf, sie wird zum
Erlebnis, weil sich rechts uns links große und kleine Wunder zu sehen sind.
Doch zurück zu unseren Wunsch. Der römische Philosoph Seneca sagt: „Nicht wer wenig hat,
ist arm, sondern wer viel wünscht.“ Dieser Gedanke wird mit einfachen Worten in den
sogenannten acht Seligpreisungen Jesu lebendig. Wir würden sie heute als Glückwünsche
bezeichnen. Jesus schenkt sie all denen, die seinen Weg mitgehen wollen. (In unseren
Glasbildern haben wir diese Glückwünsche für euch in Farbe gebracht.)
„Selig, die arm sind vor Gott“, sagt der erste Glückwunsch. Wichtig ist dieses ‚vor Gott’. Das
hörende Herz sagt uns, vor Gott nicht mehr sein oder darstellen zu wollen (oder gar zu
müssen) als wir wirklich sind. Wenn wir das geschafft haben, werden wir, sind wir frei. Auch
gegenüber den Systemen.
Das sehen und erleben wir doch Tag für Tag: Je höher einer in der Stufenleiter des Systems
hinaufsteigt, sei es im Geschäft, in der Politik, in der Kirche, desto unfreier wird er. Meist
geht auch die Wahrheit baden.
Wer dieses Spiel nicht mitmacht, ist frei, darf sich bereits wie im Himmel fühlen, wie es Jesus
sagt: „Ihnen gehört das Himmelreich“, das will sagen: Ihr seid die wirklich Freien. Es gibt
Menschen, die im Buddhismus genau das suchen, was ihnen das Christentum nicht mehr
lehrt: Einfachheit, Gewaltlosigkeit, Leersein von falschen Wünschen und Erwartungen.
Das alles, sagt uns das hörende Herz, lässt sich in der Botschaft Jesu entdecken.
Fürbitten
Wir wollen uns weder von dir, unserem Gott, noch von unseren Mitmenschen
Wunschvorstellungen machen. Wir wollen in der Realität leben, deswegen bitten wir:
Für uns selbst: Begrenze unser Wünschen und Begehren durch unsere Verantwortung vor
dem Nächsten: Herr, erhöre uns …
Für unsere Mitmenschen: Hilf ihnen zu einem guten Miteinander und Füreinander: Herr,
erhöre uns …
Für unsere Gesellschaft: Lass sie offen sein für die Anliegen und Nöte der Kleinen und
Schwachen: Herr, erhöre uns …
Für unsere Gemeinde: Gib uns Aufmerksamkeit für die unausgesprochenen Bedürfnisse
derer, die mit uns Gottesdienst feiern: Herr, erhöre uns …
Dann pflanzen wir Samen der Verständigung und des Friedens mit Jesus Christus an unserer
Seite. Amen.
Gabengebet
Brot und Wein erinnern uns an die Erfüllung des Lebens, aber auch an die Nöte der
Mitmenschen, für die diese Zeichen rar sind. Gib uns die rechte Sicht und das entsprechende
Handeln durch Jesus Christus, unseren Bruder und Freund. Amen.
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Meditation
Den Menschen in der kleinen Kneipe war der ältere Herr aufgefallen: Er kam jeden Tag zur
gleichen Stunde, trank gemütlich ein zwei Bierchen und ging froh gestimmt wieder ging.
Eines Tages fragten sie ihn, warum er immer so ausgeglichen und fröhlich sei? Als Antwort
erzählte er seine Geschichte:
Vor vielen Jahren saß ich hier an der Theke. Plötzlich saß ein Männchen neben mir auf dem
Hocker und sagte: „Du hast Glück. Du hast drei Wünsche frei.“ – „Zum Teufel mit dir“,
antwortete ich ärgerlich und schon war das Männchen verschwunden. Ich machte mir Sorge,
ob sich etwa mein erster Wunsch tatsächlich erfüllt hatte? Also sagte ich: „Zurück an die
Theke!“ Und schon saß das Männchen wieder neben mir, allerdings mit einem
vorwurfsvollem Blick und leicht versengten Barthaaren.
„Und dein dritter Wunsch?“ fragten die Kneipengäste, die jetzt so richtig neugierig geworden
waren. „Denn dritten Wunsch habe ich mir bis heute aufgehoben!“, sagte er, trank sein Bier
aus und ging vergnügt nach Hause. ©rb
Segensworte
Es segne uns die Kraft des Vaters,
damit wir uns zutrauen am Reich Gottes zu bauen.
Es segne uns die Kraft des Sohnes,
damit in uns die Sehnsucht nach Leben wach bleibt.
Es segne uns die Kraft des Geistes,
damit wir fähig sind für ein Leben in Fülle.
So sollen wir gesegnet sein …
Dieser Gottesdienst wurde gestaltet und gefeiert von:
Pfr. Roland Breitenbach, Stefan Phillips, St. Michael, Schweinfurt
Den wöchentlichen LiturgieLetter können Sie unter der Homepage der Gemeinde St. Michael
bestellen: http://www.stmichael.de/gemeinde/index.htm.
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