Thema: Evolution Gliederung: 1. 2. 3. 4. 5. Geschichte des Entwicklungsgedankens Kausale Evolutionsforschung: Evolutionsfaktoren und Artbildung Argumente für die Evolutionstheorie Erdgeschichte und Geschichte des Lebens Evolution des Menschen 1 Geschichte des Entwicklungsgedankens 1.1 Forscher vor Darwin, bzw. die Darwin beeinflusst haben 1.1.1 Anaximander von Milet (611-546 v. Chr.): - schon Vorstellung einer Entwicklung des Lebens und des Menschen, wenn auch eher im Sinne einer Metamorphose. 1.1.2 Carl von Linné (1701-1779) - ordnete alle Lebewesen im Systema naturae mit binärer Nomenklatur z. B. Mensch = Homo sapiens Gattung Art vgl. Buch - vertrat die Ansicht von der Konstanz der Arten - ordnete schon Mensch und Menschenaffen zusammen unter die Ordnung der Primaten. 1.1.3 Jean Baptiste de Lamarck (1744-1829) - vertrat die These von der Veränderlichkeit der Arten - entwarf die erste richtige Abstammungslehre (Philosophie zoologique 1809), die sich auf die Beobachtung einer abgestuften Ähnlichkeit der Lebewesen stützte. - Lamarcks Erklärung des Entwicklungsvorgangs: veränderte Umweltverhältnisse schaffen veränderte Bedürfnisse → vermehrter Gebrauch oder Nichtgebrauch von Organen → die erworbene Veränderung wird auf die Nachkommen weitervererbt. 1.1.4 George de Cuvier (1769-1832) - Konstanz der Arten - Begründer der Paläontologie - erklärte Fossilienfunde von ausgestorbenen Lebewesen mit der Katastrophentheorie. 1.1.5 Charles Lyell (1797-1875) - argumentierte gegen Cuvier mit dem Aktualitätsprinzip, d.h.in der Vergangenheit wirkten die gleichen Kräfte auf die Erdkruste ein wie heute. - postulierte allmähliche, sich über sehr große Zeiträume erstreckende Veränderungen der Erdoberfläche. - meinte, dass dies zu einem Aussterben von Arten und Ersetzen durch andere Arten führte, ohne zu erklären, wie es dazu kommen kann. (Er vertrat die Lehre von der Konstanz der Arten) - Lyells Hauptwerk „Principles of Geology“ wurde von Darwin während der Reise mit der Beagle gelesen und hatte wohl großen Einfluss auf die Entwicklung seiner Theorie. 1.1.6 Thomas Robert Malthus (1766-1834), engl. Nationalökonom - veröffentlichte 1798 anonym ein Werk über Bevölkerungsentwicklung: “An essay on the principles of population”, welches Darwin 1826 in fünfter Auflage las und das großen Einfluss auf seine Theorie hatte. - Hauptgedanken von Malthus: 1. Nahrung ist für Existenz des Menschen nötig, Zunahme erfolgt nur in arithmetrischer Reihe. 2. Leidenschaft zwischen den Geschlechtern ist notwendig und bleibt gleich stark, d.h. Bevölkerungswachstum erfolgt in geometrischer Reihe. Folgen: zu wenig Nahrung für zu viele Menschen: Not, Elend, Tod, Kampf ums Überleben bei Mensch und Tier. Abhilfe nach Malthus: Einschränkung des Bevölkerungswachstums durch Bändigen des Sexualtriebes 1.2 Die Evolutionstheorie von Charles Darwin (1809- 1882) und Alfred Russel Wallace (1823-1913) Darwin war der Sohn eines Arztes, in Schule und Studium mehr oder weniger ein Versager (brach Medizinstudium ab, studierte dann Theologie), interessierte sich aber schon immer für alles Getier und unternahm von 1831 bis 1836 eine Weltreise mit dem Schiff Beagle. Er führte ein genaues Tagebuch und sammelte sehr viel Tier- und Pflanzenmaterial in Südamerika, Australien und auf den Galapagosinseln. 1839 heiratete er seine Kusine Emma Wedgewood, die Tochter eines Porzellanfabrikanten. Ihre Mitgift ermöglichte ihm die Konzentration auf seine Studien. 1842 begann er mit der Arbeit an der Evolutionstheorie. 1847-1855: Arbeit an einem Buch über Cirripedien (Rankenfüßer) 1858 erhielt er einen Aufsatz von Alfred Russel Wallace, in dem dieser ganz ähnliche Gedanken zur Evolution äußerte wie seine eigenen. Auch Wallace unternahm Forschungsreisen in alle Welt und stellte riesige Sammlungen von Pflanzen und Tieren zusammen. 1. Juli 1958: In einer Sitzung der Linnéschen Gesellschaft wurde ein Auszug aus Darwins Werk und der Aufsatz von Wallace verlesen und im Journal der Linnéschen Gesellschaft veröffentlicht, ohne größere Resonanz in der Öffentlichkeit. 24.11. 1859: Darwins Hauptwerk „On the Origin of Species by Means of Natural Selection or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life” erschien, war gleich ausverkauft und wurde von Anfang an kontrovers diskutiert. 1871 erschien Darwins Werk zur Evolution des Menschen: ”The Descent of man and Selection in Relation to Sex”. (Abstammung des Menschen und geschlechtliche Zuchtwahl) Am 19. April 1882 starb Darwin. Grundgedanken der Theorie von Darwin und Wallace: 1. Es wird ein Überschuss an Nachkommen erzeugt. 2. Die Nachkommen sind unter sich nicht gleich, sie variieren in ihren Merkmalen. Die unterschiedlichen Merkmale sind teilweise erblich. 3. Lebewesen stehen untereinander in einem ständigen Wettbewerb um Nahrung, Lebensraum und Geschlechtspartner. (vgl. Malthus) 4. Daraus folgerte Darwin: Im Kampf ums Dasein (struggle for life) überleben diejenigen Individuen, die am besten an ihre Umwelt angepasst sind (survival of the fittest, diesen Begriff übernahm Darwin von Herbert Spencer: 1820-1903). Es findet eine Auswahl (Selektion) der Bestangepassten durch natürliche Zuchtwahl statt. Erfolgreich im Sinne von Darwins Evolutionstheorie ist nicht etwa der Stärkste, sondern derjenige, der die größte Zahl an überlebenden und sich selbst wieder fortpflanzenden Nachkommen hat. 1. 3 Die Geschichte der Evolutionsidee nach Darwin In Deutschland führten Ernst Haeckel (1834-1919; biogenetisches Grundgesetz) und August Weismann (1834-1914; Keimbahntheorie) die Theorie Darwins weiter. Durch die Entdeckungen von Mendel, bzw. Correns und de Vries wurde die Genetik mit der Evolutionstheorie verknüpft. Durch Einbeziehen von Erkenntnissen aus der Morphologie, Physiologie, Ethologie, Genetik, Ökologie und Biogeographie entstand im 20. Jahrhundert die sogenannte synthetische Evolutionstheorie. Sie ergänzt die ursprüngliche Theorie Darwins (Überproduktion von Nachkommen, Variabilität und Selektion) um viele weitere Evolutionsfaktoren.