Vorkommen: Der Flusskrebs bewohnt die Seen und Flüsse ganz Europas mit Ausnahme des hohen Nordens. Durch die Krebspest, die 1876 erstmalig in Frankreich auftrat, wurde sein Bestand jedoch sehr gelichtet. So ist er heute stellenweise recht sehr selten geworden. Da er mehr Dämmerungs- und Nachttier ist, sieht man ihn nicht allzu häufig; tagsüber hält er sich in Uferhöhlen, unter großen Steinen oder Astwerk verborgen. Panzerung: Der Körper des Flusskrebses wird durch einen festen Chitinpanzer geschützt, in dem Kalk eingelagert ist. Kopf und Brust sind zum Kopfbruststück verwachsen; die Grenze zwischen beiden ist durch eine quer verlaufende Nackenfurche angedeutet. Besonders der gewölbte Rückenschild ist stark gepanzert; nach vorne läuft er in den spitzen Stirnstachel aus. Der Hinterleib besteht aus sechs Ringen; ein siebenter bildet den mittleren Teil des sogenannten Schwanzfächers. Die Ringe sind, wie bei allen Gliederfüßern, durch dünne Membranen (zarte, dünne Haut) beweglich miteinander verbunden. Häutung: Heranwachsende Krebse wechseln mindestens dreimal jährlich ihren Panzer; der erwachsene Krebs häutet sich nur ein- oder zweimal im Jahr. Der frisch gehäutete Krebs ist weich (Butterkrebs), erst nach 8 bis 10 Tagen erstarrt sein neuer Panzer. Während dieser Zeit ist er besonders gefährdet und hält sich ängstlich in seinem Versteck verborgen. Gliedmaßen: Wie alle Krebse hat auch der Flusskrebs zwei Paar Fühler. Die ersten haben zwei zarte gegliederte Geißeln; mit ihnen betastet und beriecht er seine Nahrung. Die zweiten sind auffallend lang; mit ihnen tastet er sich durch seinen dunklen Wohnraum. Zu beiden Seiten der Mundöffnung stehen die paarigen Oberkiefer; jeder hat einen Taster und eine gezähnte Kaulade, mit der er die Nahrungsbissen abschneidet. Die beiden folgenden Unterkieferpaare ergreifen die Nahrung und reichen sie den Oberkiefern zum Zerkleinern weiter. Dann folgen drei Paare Kieferfüße. Am Grunde des 2. und 3. Paares liegen Kiemen, denen ununterbrochen frisches Atemwasser durch je einen Anhang des 2. Unterkieferpaares zugefächelt wird . Das erste der nun folgenden fünf Brustbeinpaare (Zehnfußkrebse!) sind die allbekannten Krebsscheren: ihr großes vorletztes Glied bildet mit dem schmalen letzten Glied eine Zange, die durch kräftige Muskeln betätigt werden kann. Damit greift er sein Beutetier und wehrt Feinde ab. Die kleineren Scheren der beiden folgenden Brustbeinpaare führen die Nahrung zu Munde; die beiden letzten Brustbeinpaare sind ohne Scheren. Die ersten vier Brustbeinpaare tragen außerdem Kiemen; das fünfte Brustbeinpaar sowie die fünf Beinpaare des Hinterleibs( Afterfüße) sind kiemenlos. Das sechste Paar bildet die beiden Seitenplatten der Schwanzflossen. Fortbewegung: Der Krebs geht auf seinen acht Gangbeinen langsam vorwärts. Er schwimmt jedoch rückwärts(„Krebsgang“), indem er das Körperende scharf nach unten schlägt. Außer der starken Scherenmuskulatur ist auch die des Hinterleibes sehr kräftig und daher ein bevorzugter Leckerbissen. Sinne: Zu beiden Seiten des Stirnstachels sitzen auf langen Stielen die beiden Facettenaugen. Sie geben ihm durch ihre große Beweglichkeit ein weites Gesichtsfeld. Unter „Krebsaugen“ versteht man allerdings etwas ganz anderes: kleine linsenförmige Kalkabsonderungen, die in eigenen Seitentaschen des Magens gespeichert werden. Am Grunde des ersten Fühlerpaares ist jederseits ein Gleichgewichtsorgan. Ein Sandkörnchen ruht in einer kugelförmigen Einbuchtung auf Sinnenshärchen. Ändert sich die Lage des Krebses, so drückt dieses Gleichgewichtssteinchen auf andere Sinnenshärchen. So nimmt der Flusskrebs seine Lage im Raume wahr. Beweisen kann man dies durch folgenden Versuch: Ersetzt man das Sandkörnchen im Gleichgewichtsorgan durch Eisenfeilspäne, so kann man sie mit einem starken Magneten anziehen. Sie drücken dann immer auf jene Härchen, die auf der Seite des Magneten sind. Der Flusskrebs stellt sich nun immer senkrecht zum Magneten, da dieser an Stelle der Schwerkraft wirkt. Bei jeder Häutung werden auch die Gleichgewichtssteinchen gewechselt. Nahrung: Erst bei Einbruch der Dämmerung geht der Flusskrebs auf Nahrungssuche. Würmer, Wasserinsekten, Schnecken, Muscheln und andere kleinere Wassertiere fallen ihm zum Opfer. Gerne nimmt er auch Aas, bisweilen auch Wasserpflanzen. Die Beute ergreift er mit den großen Scheren, zerstückelt sie dann mit den kleinen Scheren und führt die Brocken mit den Kieferfüßen den Mundwerkzeugen zu. Atmung und Blutkreislauf: Die Atmungsorgane des Flusskrebses sind die Kiemen. Sie liegen am Grunde der Beinpaare zum größten Teil in der Kiemenhöhle, die beiderseits des Körpers von den Seitenteilen des Rückenschildes überdeckt wird. Ein ständiger Wasserstrom fließt durch die Kiemenhöhle; er wird durch Fächeln der letzten beiden Kieferfüße erzeugt. Das Blut, das in die feinen Kiemen strömt, ist farblos; nachdem es den Sauerstoff aus dem Wasser aufgenommen hat, färbt es sich jedoch blau. In den Adern des Flusskrebses fließt also nicht rotes, sonder blaues Blut. Das Herz liegt unter dem Ende des Rückenpanzers. Vermehrung: Während der Wintermonate legt das Weibchen bis hundert Eier und trägt sie an den Füßen des Hinterleibes mit sich. Die Jungen schlüpfen erst im Spätfrühling und haben ein kugelartig aufgetriebenes Kopfbruststück. Sie halten sich mit ihren Scheren am Hinterleib der Mutter fest. Schon nach 10 Tagen sind sie selbstständig. Krebs und Mensch: für viele Menschen ist der Flusskrebs ein begehrter Leckerbissen; man isst ihn besonders in den Monaten ohne "R"(Mai, Juni, Juli, August), denn zu dieser Zeit soll er am besten schmecken. Manche Leute vertragen allerdings sein Fleisch schlecht; sie bekommen einen lästigen Nesselausschlag. Da durch die Hitze alle Farbstoffe des Krebspanzers mit Ausnahme des roten zerstört werden, wird er beim Knochen rot. Feinde: Außer dem Menschen stellen dem Flusskrebs vor allem noch Fischotter, Hecht sowie andere größere Fische nach. Giftige Abwässer von Fabriken haben ihn schon aus vielen Gewässern vertrieben.