Fachbereich 17; Mathematik/ Informatik Veranstaltung: Fachwissenschaftliches Seminar, WS 2004/05 Veranstaltungsleiter: Dr. Andreas Klein Potenzen und Potenzgeraden y P 8 7 6 d p 5 4 M 3 R 2 1 x -1 1 2 3 4 5 6 7 8 -1 Vorgelegt von: Anja Wagner Tel.: 05651 - 40372 [email protected] Studiengang: Lehramt an Grundschulen Studienfächer: Mathematik, Deutsch, Englisch Inhaltsverzeichnis 1. Die Potenz eines Punktes bezüglich eines Kreises ............................................. 3 1.1 2. 3. Die Definition der Potenz .............................................................................. 3 Die Potenzgerade zweier Kreise ......................................................................... 4 2.1 Beweis des Satzes über die Potenzgerade .................................................. 4 2.2 Geometrische Deutung und Definition der Potenzgerade ............................ 6 2.3 Lösung zweier Aufgaben .............................................................................. 9 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 11 2 1. Die Potenz eines Punktes bezüglich eines Kreises 1.1 Die Definition der Potenz Definition 1: Für Kreise mit dem Radius R und Punkte P mit dem Abstand d zum Kreismittelpunkt nennt man die Zahl p 2 d 2 R 2 die Potenz von P bezüglich des Kreises. Fallunterscheidung: 1. Die Potenz ist positiv, falls P außerhalb des Kreises liegt. Mit dem Satz des Pythagoras gilt nämlich d 2 R 2 p 2 p 2 d 2 R 2 . Da d R folgt auch d 2 R 2 und damit ist d 2 R 2 0 . y P 8 7 6 d p 5 4 M 3 R 2 1 x -1 1 2 3 4 5 6 -1 7 8 Abb. 1 2. Die Potenz ist 0, falls P auf dem Kreis liegt, denn dann gilt d R , also auch d 2 R 2 und damit ist p 2 d 2 R 2 0 . 3. Die Potenz ist negativ, falls P im Inneren des Kreises liegt. Da d R d 2 R 2 und damit ist p 2 d 2 R 2 0 . 3 2. Die Potenzgerade zweier Kreise 2.1 Beweis des Satzes über die Potenzgerade Satz 1: Der geometrische Ort aller Punkte, deren Potenzen bezüglich zweier nicht konzentrischer Kreise1 gleich sind, ist eine Senkrechte zur Verbindungsgeraden der Kreismittelpunkte. Beweis: Zu zeigen ist: a) Der geometrische Ort der oben genannten Punkte ist eine Gerade. b) Diese Gerade ist senkrecht zur Verbindungsgeraden der Kreismittelpunkte. Zu a): In einem kartesischen Koordinatensystem gilt für das Quadrat des Abstands zweier Punkte (x;y) und (a;b) mit dem Satz von Pythagoras d 2 x a y b . 2 2 Abb. 2 1 Nicht konzentrische Kreise sind Kreise, deren Mittelpunkte voneinander verschieden sind. 4 Die Potenz von (x;y) bezüglich eines Kreises mit Mittelpunkt (a;b) und Radius R ist daher d 2 R 2 x a y b R 2 . 2 2 Insbesondere hat der Kreis als geometrischer Ort aller Punkte mit Potenz 0 (siehe Definition 1, S. 3) die Gleichung x a 2 y b 2 R 2 0 x a 2 y b 2 R 2 . Die umgeformte Gleichung beschreibt den Kreis als geometrischen Ort aller Punkte, die von (a,b) den Abstand R haben. Durch Ausmultiplizieren erhält man x 2 y 2 2ax 2by a 2 b 2 R 2 0 . Ersetzt man nun a 2 b 2 R 2 durch c, so folgt x 2 y 2 2ax 2by c 0 . c ist offenbar die Potenz des Punktes (0;0) bezüglich des Kreises um den Mittelpunkt (a;b) mit Radius R und umgekehrt ebenso die Potenz des Punktes (a;b) bezüglich des Kreises mit dem Radius R um (0;0), denn c a2 b2 R2 und da a2 b2 d 2 c d 2 R2 . Lemma 1: Die Potenz eines beliebigen Punktes (x;y) bezüglich des Kreise mit Mittelpunkt (a;b) wird durch folgenden Term ausgedrückt: x 2 y 2 2ax 2by c . Wählt man nun einen anderen Kreis mit demselben Mittelpunkt, aber einem anderen Radius, so ändert sich in diesem Term nur die Konstante c. Bei einem anderen Mittelpunkt (a’;b’) hat die Kreisgleichung die Form x 2 y 2 2a' x 2b' y c' 0 , wobei entweder a a'b b'a a'b b' gilt. Mit x 2 y 2 2ax 2by c 0 und x 2 y 2 2a' x 2b' y c' 0 haben wir also zwei Gleichungen für die Potenzen des Punktes (x;y) bezüglich zweier nicht konzentrischer Kreise. Alle Punkte (x;y), deren Potenzen bezüglich dieser beiden Kreise gleich sind, müssen also folgende Gleichung erfüllen: 5 x 2 y 2 2ax 2by c x 2 y 2 2a' x 2b' y c' 2a' x 2ax 2b' y 2by c'c a'a x b'b y 1 c'c 2 Die letzte Gleichung beschreibt eine Gerade, womit Teil a) gezeigt wurde. Zu b): Legt man nun die beiden Kreismittelpunkte auf die x-Achse, so folgt, da b=b’=0 und daher a a' . Also gilt: a'a x 1 c'c x c'c 2 2a'a Die Gerade ist also eine Parallele zur y-Achse und damit senkrecht zur x-Achse, welche die Verbindungsgerade der Kreismittelpunkte darstellt. Damit ist auch Teil b) gezeigt. 2.2 Geometrische Deutung und Definition der Potenzgerade Ausgehend von den Kreisen kann man die Gerade auch rein geometrisch als Ort aller Punkte mit gleichen Potenzen bezüglich beider Kreise definieren. Somit kann man die y-Achse selbst wählen, also die Gerade x=0, und die beiden nicht konzentrischen Kreise in der einfacheren Form x 2 y 2 2ax 2by c 0 und x 2 y 2 2a' x 2b' y c' 0 darstellen. Der geometrische Ort ist nun also die Gerade x=0 (siehe Abbildung 3). Umgekehrt hat jeder Punkt (0;y) auf der Geraden x=0 die gleiche Potenz y 2 c bezüglich beider Kreise, denn d 2 a 2 y 2 d 2 R 2 y 2 a 2 R 2 y 2 c , da b=0 und daher gilt c a 2 b 2 R 2 a 2 R 2 . 6 y 10 9 0y 8 7 p 6 5 4 d 3 R 2 1 x -12 -11 -10 -9 -8 -7 a0 -6 -5 -4 -3 -2 -1 1 -1 2 3 4 5 a'0 6 7 8 9 10 11 12 13 14 -2 -3 -4 -5 Abb. 3 Definition 2: Den geometrischen Ort aller Punkte mit gleicher Potenz bezüglich zweier nicht konzentrischer Kreise nennt man die Potenzgerade oder die Potenzachse. Fallunterscheidung: 1. Schneiden sich die beiden Kreise in den Punkten A und A’, so haben beide Punkte die Potenz 0 bezüglich beider Kreise, da sie Element beider Kreise sind (vgl. Definition 1 und zugehörige Fallunterscheidung, S.3). Die Potenzgerade ist also einfach die Verbindungsgerade AA’. 7 A A' Abb. 4 2. Berühren sich die beiden Kreise, so gilt A=A’. Da die Potenz des Berührpunktes bezüglich beider Kreise wiederum 0 ist, so ist die Potenzgerade die gemeinsame Tangente im Berührpunkt. A' A Abb. 5 8 2.3 Lösung zweier Aufgaben Aufgabe 1: Welches ist der geometrische Ort aller Punkte, deren Tangenten an zwei gegebene Kreise gleich lang sind? Lösung: Der gesuchte geometrische Ort ist die Potenzgerade bezüglich der beiden Kreise, da alle Punkte auf der Potenzgeraden bezüglich beider Kreise dieselbe Potenz haben und die Wurzel aus der Potenz als Länge der Tangentenabschnitte vom Punkt aus an die beiden Kreise gedeutet werden kann. Schneiden sich die beiden Kreise, so sind es nur die Punkte der Potenzgerade, die nicht auf der gemeinsamen Sehne liegen. Zu den Punkten, die auf der gemeinsamen Sehne liegen existieren nämlich keine Tangenten an die Kreise. 4,533 cm 4,533 cm 90 ° 90 ° A' A Abb. 6 9 Aufgabe 2: PAB, AQB, ABR, P’BA, BQ’A, BAR’ seien sechs ähnliche Dreiecke, die alle in derselben durch ihre gemeinsame Seite AB bestimmte Halbebene liegen. Zu zeigen: Die nicht auf AB liegenden Ecken der Dreiecke (nämlich P, Q, R, P’, Q’, R’) liegen auf einem Kreis! Hinweis: Vergleiche die Potenzen von A und B bezüglich des Kreises, der durch P,Q, R bestimmt ist. Lösung: Da das Dreieck ∆PAB ähnlich ist zum Dreieck ∆AQB und somit gilt PBA= ABQ, liegt Q auf BP und es folgt mit der Längenverhältnistreue: PB AB . AB QB Da zudem nach Voraussetzung gilt, dass ∆AQB ~ ∆ABR und somit BAQ= RAB gilt, liegt R auf AQ und es folgt wieder mit der Längenverhältnistreue: AQ AB . AB AR P M Q R B A Abb. 7 Da PB*QB = AB 2 = AQ*AR, haben A und B den gleichen Abstand zum Mittelpunkt des Kreises durch die Punkte P, Q und R. Das heißt, dass der Mittelpunkt M des Kreises auf der Mittelsenkrechten zur Strecke AB liegt und der Kreis daher bei der Spiegelung an dieser Mittelsenkrechten auf sich selbst abgebildet wird. Daher liegen 10 P’, Q’ und R’ alle auf diesem Kreis und diese Punkte sind die restlichen Schnittpunkte mit den Geraden BR, AP’ und AP. P P' M Q Q' R' R B A m Abb.8 3. Literaturverzeichnis Coxeter, H. S. M./ Greitzer, S. L.: Zeitlose Geometrie. Stuttgart: Ernst Klett Verlag 1983. 11