Massenspektroskopie (MS) …ist eigentlich keine spektroskopische Methode (keine Strahlung vorhanden keine Wechselwirkungen zw. Strahlung und Probe). 0. Prinzip Trennung geladener Teilchen aufgrund eines unterschiedlichen Masse-zu-LadungsVerhältnisses (m:z). abundance (Häufigkeit) M+ (Molekülpeak) Fragmentionen Isotopenpeak m/z M+…nicht M+ aufgespaltenes einfach +-geladenes Molekül + Isotopenpeak: Mischung C-Atome 12C-13C 1. Apparatives Ionenquelle (Lichquelle) Es erfolgt die Ionenerzeugung. Für den organischen Bereich: Elektronenstoßionenquelle (EI): e- Emitter + + + M + e- M+ + 2e- Moleküle + Kinetische Energie der e-: 50-100 eV 1 eV ist die kinetische Energie eines e- nach Durchlaufen der Spannungsdifferenz von 1V. Ausbeute gering: von 10000 Molekülen wird eines erwischt. Die am häufigsten gewählte kinetische Energie ist 70 eV. e (A-B-C) (A-B-C)+ + 2eM+ (A-B-C)+ A+ (A-B)+ (B-C)+ C+ + (B-C) +C +A + (A-B) Fragmentionen -1- Aggregatzustand der Probe ist immer gasförmig! Es läuft alles nur im Hochvakuum ab! Prinzip: Die ungeladenen Moleküle prallen mit e- zusammen, es entstehen (hauptsächlich positiv geladene) Molekülionen und Fragmentionen (Ausbeute gering). Die kinetische Energie der e- beeinflusst das Aussehen des MS. Um einen Vergleich mit Spektrenbibliotheken zu ermöglichen, wird meist mit 70eV gearbeitet. Chemische Ionisierung (CI): Schonende Art der Ionisierung. Angewendet, wenn Fragmentierung unerwünscht ist. Ähnlich EI in der Ionenquelle befindet sich ein Reaktandgas im ca. 10 4-fachen Überschuss gegenüber der Probe (z.B. Methan CH4). CH4 + eCH4+ + CH4 M + CH5+ CH4+ + 2e CH5+ + ∙CH3 (M+1)+ + CH4 Geeignet für M = 200-400 Es tritt praktisch nur der (M+1)+-Peak auf – so gut wie keine Fragmentierung. Anwendung: Pharmazeutika/Hormone in Abwasser, Dopinganalytik Felddesorptions-Ionenquelle: Feldionisation Wolframnadel mit vielen sehr feinen Spitzen (=Whiskers) wird in Probe eingetaucht. Bei Anlegen hoher Spannung (10-20 kV) entstehen an den C-Spitzen extreme Feldstärken. Molekül lagert sich an Spitzen an, Elektron geht in Draht (verlässt das Molekül). Ion desorbiert im Massenspektrometer in Hochvakuum quantenmechanischer Tunneleffekt. MALDI: Matrix Assisted Laser Desorption Ionisation Für Proteine und DNA-Fragmente. Es kann von festen Proben ein Massenspektrum aufgenommen werden. Probe mit fester Matrix gemischt und auf Probenträger aufgebracht. Laser überträgt Energie auf Matrix Desorption und Ionisation. Probe wird nur wenig fragmentiert. Kombiniert mit Massenspektrometern, die diskontinuierlich arbeiten (im Pulsbetrieb). 2 Arten: MALDI-TOF (Time of Flight – Flugzeit) MALDI-ION TRAP (Ionenfalle) -2- MALDI-TOF: Flugzeit-Massenspektrometer m3+ m2+ m1+ :∙. Laser Zeit wird gestoppt, die größten Teilchen sind die langsamsten. Sind alle beim Detektor angekommen, kann nächste Aufnahme gestartet werden. Für den anorganischen Bereich: Funkenionenquelle: W (od. Graphit) = Gegenelektrode - Ionenwolke ( MS) + Probe Bei hoher Spannung springt Funke über Ionenwolke geht ins Massenspektrometer (über Interface = Zwischenstück). ICP-MS: Inductively couples plasme abundance ~8000K flüssige Probe wird in das Plasma gesprüht die gebildeten Ionen dem MS zugeführt. K 39 Na 23 Fe 55 m/z SIMS: Sekundär Ionen Massenspektroskopie Cs+ Probe Cs+ wandert durch die Probe was es ausschlägt, geht ins MS. Dreidimensionale Analytik: 2. Strahl erreicht nächste Schicht man weiß genau, wo welche Atome sitzen. -3- Magnet. MS Durch verschieden große Masse haben Teilchen verschiede Auslenkung entweder U oder Magnetfeld wird geändert verschiedene Massen treffen nacheinander auf. Einlasssysteme in die Ionenquelle Direkteinlass: Probe wird über ein Schleusensystem in die Ionenquelle eingebracht (z.B. bei Felddesorption). Batch-Einlass: Batch = Stapel Beheiztes Vorratsvolumen ~1 cm³ nicht unter Vakuum flüssige (leicht flüchtige) oder gasförmige Probe wird über ein Septum injiziert (analog GC) muss nicht gasförmig sein Probe diffundiert durch Goldfolie (mechanisch stabil & chemisch inert) mit kleinen Löchern oder Kapillare in die Ionenquelle. MS ist für Reinstoffe gut geeignet, nicht für Gemische! Haupteinbringung: Kopplung (z.B. +GC) (Kapillar-) GC: gasförmig (leicht flüchtig), Mikromethode, ideale Trennmethode MS: gasförmig (leicht flüchtig), Mikromethode, ideale Nachweismethode GC/MS-Kopplung ist die erfolgreichste Kopplung der instrumentellen Analytik. -4- GC/MS-Kopplung: Direkte Kopplung Interface GC-Säule MS, Vakuum Früher Problem: viel Trägergas aus GC (1-10 ml He/H2 pro Minute) Hochvakuum benötigt! Vorteil: 100% Probe erreicht MS Nachteil: auch unerwünschte Stoffe erreichen MS Turbomolekularpumpe: Rotor dreht sich und schleudert Gasteilchen nach außen (bis zu 30.000 U/min) löst Problem des Trägergases. Offener Split Ionenquelle GC-Säule Spülgas Unerwünschtes Medium kann mit Spülgas abgetrennt werden. Zwei Kapillare sind nicht direkt verbunden. Alles was leicht ist (Trägergas, He/H2, …) wird abgereichert, Probe wird angereichert. Trägergasabtrennung Vakuumpumpe Trägergas Probemoleküle LC/MS-Kopplung: Versuch, eine HPLC mit MS zu koppeln: Problem: 1 ml Eluent/min verdampfen 1000faches Volumen (zu viel für Pumpe!) -5- Electrospray-Technik Flüssige Phase von HPLC mit geladener Düse versprüht und mit „curtain gas“ (N2) eingedampft Tröpfchen haben nun auch +-Ladung. Ladungen kommen einander immer näher, bis es zur COULOMBschen Explosion kommt Molekülionen oder Ionencluster, die zum MS geführt werden. curtain-gas Analysatoren Magnet MS (Sektorfeldgeräte): 1919 ASTON r 1 m 2U B z B…magnet. Induktion U…Beschleunigungsspannung m…amu (atomic mass unit) 1 amu = 1,66*10-24 z…1,6*10-19C Ionen r abundance Detektor m/z Massenspektrum entsteht, indem entweder U oder B verändert wird – eine Ionensorte nach der anderen erreicht den Detektor. r3 r2 photographische Platte -> erste Massenspektren! alles konstant (wird heute nicht mehr verwendet) r1 -6- Isotopenverhältnisse können nachgewiesen werden! z.B. Wasser (H2O, HDO, D2O), 12C:13C Isotopen-MS: mit Permanentmagnet, U=konst. Detektor = Faraday-Cup Es wird der Strom gemessen, der fließt, wenn die Ionen entladen werden. r3 r2 Faraday cup r1 Generell: leichteres Isotop kinetisch begünstigt gegen Schwereres. Sehr präzise! Doppelt fokussierende MS: hohe Auflösung bis zu 6 Nachkommastellen in der Teilchenmasse bestimmbar! Auflösungsvermögen begrenzt durch unterschiedliche kinetische Energie der Teilchen, die die Ionenquelle verlassen Bogen der geflogen wird = unterschiedlich Energieunschärfe. Ionen einer Ionensorte! Bei doppelt fokussierendem MS: A = bis zu 500.000! magnetisches Feld r IQ r alle Ionen einer Sorte haben die gleiche kinetische Energie elektrisches Feld Vor dem magnetischen Feld ist ein elektrisches Feld geschaltet, um sie alle auf gleiche kinetische Energie zu bringen. -7- quadrupol-MS Stablänge ~30 cm M+ Q Zwischen den Stäben: quadrupol-Feld (=Gleichspannung, der eine hochfrequente Wechselspannung überlagert ist) Wechselspannung wandert über alle vier Pole. + wandert in Schlangenlinien, weil kurzfristig ein Stab positiv geladen ist bei 4 Polen Spirale! Ion beschreibt eine Schraubenförmige Bahn. Bei einem best. Verhältnis von Gleichspannung zu Wechselspannung erreicht nur eine Ionensorte den Detektor. Alle anderen Ionen verlassen das quadrupol-Feld oder prallen gegen die Stäbe, werden entladen und von der Vakuumpumpe abgesaugt kommen nie zum Detektor. Vorteil: Extrem schnelle Spektrenaufzeichnung (kein Magnetfeld – elektrische Felder lassen sich sehr rasch verändern) GC/MS-Kopplung (am meisten verwendetes MS) Auflösungsvermögen veränderbar (A = 700-2000) (durch Veränderung des Verhältnisses Gleichspannung zu Wechselspannung) Heute das am meisten verwendete MS (kombiniert mit GC). I GC MS t -8- TOF-MS (Time of Flight-MS) Flugzeit MS IQ D 1m 1-30 µs MALDI-TOF Soll/muss kombiniert werden. Ist nur für den Pulsbetrieb geeignet. Es können Molmassen bis zu >100 kDa gemessen werden unbegrenzter Massenbereich (= man kann auch sehr schwere Teilchen messen!) z.B. für DNA, Proteine Ion Trap Alternative zu TOF Pulsbetrieb Ionen in „Käfig“, werden Schritt für Schritt herausgelassen. AMS Accelerating Mass Spectroscopy Bei Alterbestimmung (14C-Methode) - Funktioniert nur bei organischen Substanzen. 2. Detektoren Photographische Platte Nur historische Bedeutung Faraday-Cup Verstärker Ion 10-8-10-16 Ampere A Ion wird entladen (-neutralisiert) e- fließen. Stromfluss wird gemessen. Sehr präzise! Für extrem geringe Spuren (<10-15 A) nicht geeigenet. -9- SEV mit Konversionselektrode = Umwandlungselektrode Elektrode (= Cu/Be-Legierung) Beim Aufprall des Ions wird ein e- aus der Elektrode herausgeschlagen. dynode e- Cu…am besten leitfähig Be…weil Cu alleine zu weich ist Ion Üblicherweise 8-12 Dynoden. Für extrem geringe Spuren geeignet. Routinemäßig eingesetzt. Microchanneltron Wie SEV Gestalt eines Hornes. Anstelle der Konversionselektrode Pb-dotiertes Spezialglas. Ion schlägt aus Pb-dotiertem Glas e- heraus, die kaskadenartig verstärkt werden. low voltage continous dynode detector high voltage e- 3. Auswertung von Massenspektren amu Teilchen 100 abundance H2O 16 17 18 18 17 16 m/z - 10 - H2O+ OH+ O+ amu Teilchen abundance 100 12 16 22 28 44 45 45 44 28 22 16 m/z 13 CO2+ (~1,1% 13C) CO2+ CO+ CO22+ O+ abundance Auswertung von MS beginnt beim Molekül. Molekülpeak größer m/z-Wert mit Ausnahme des Isotopenpeaks. Molekülpeak Isotopenpeak m/z Molekülpeak enthält Informationen über: Stabilität z.B. Aromaten (stabile), langkettige KW (instabile) Molekülpeak kann auch fehlen Auswertung schwer Relative Molmasse der Substanz Stickstoffregel Tritt der Molekülpeak bei einem ungeraden m/z-Verhältnis auf, so enthält die Substanz eine ungerade Anzahl an Stickstoffatomen. Begründung: Isotopenpeak abundance (M+1)+ 12C:13C ~ 100:1,1 M+ CH3 H3C O (M+1)+ 3,3 (M+1)+ Abschätzen der Anzahl der C-Atome 100 (M 1) ~ Anzahl der C-Atome 1,1 M (M+1)+ - Peak muss immer auftreten, wenn C-Atome vorhanden sind. - 11 - (M+2)+ Peak ist auf Cl (oder Br) zurückzuführen 35Cl:37Cl~3:1 79Br:81Br~1:1 Bestimmung polychlorierter Dibenzodioxine (PCDD) und Dibenzofurane (PCDF): Aromatisierte Ether mit 1-8 Cl-Atomen. 75 PCDD und 135 PCDF-Kongenere (=mit gleichem Stamm) Extreme Toxizität: 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin Cl O Cl Cl O Cl O Dibenzofuran abundance Analysemethode: Kapillar-GC-MS-Kopplung mittels Massenfragmentometrie (SIM…Selected Ion Monitoring) 322 Cl (1 37Cl) M+ 320 324 Cl (2 37Cl) 326 Cl (3 37Cl) (M+1)+ 323 321 325 328 Cl (4 37Cl) 327 Führt zu Leberschäden Leberkrebs Entsteht bei Verbrennungsprozessen In Tierfutter In Kriegen abgeworfen (Agent Orange) m/z Pattern recognition – nur ein best. Muster untersuchen M = 12C, 2O, 4Cl, 4H M = 144 + 32 + 140 + 4 (M+1)+ auf 13C zurückzuführen Fragmentpeaks 91, 77, 43, 30 91 H2 C R C7H7+ C6H5+ 91: Aromat mit Seitenkette 77: 43: CH3CO+ Ketone 30: CH4N+ Amine Bei geradzahliger Molmasse sind die Fragmente bei einer einfachen Fragmentierung ungeradzahlig. z.B. Aceton M=58 Fragmente: 43 & 15 - 12 - Δ-Massen M+ 15 43 58 abundance Δ-Masse von 15 deutet auf eine Methylgruppe hin. Tabelle: 15 CH3 17 OH 18 H2O 28 CO am aussagekräftigsten sind die Δ-Massen vom Molekülpeak ausgehend. 105 M+ 182 77 51 28 77 m/z Aromat (ohne aliphatische Seitenkette) C/H/O CO-Gruppe (Δ-Masse von 28) 2 Aromaten O Beispiel: Peaks 15 CH3 43 Keton 58 CH3 H3C 43 15 O Aceton Beispiel: Hauptpeak: 78! Kaum Bruchstücke Isotopenpeak 79 6 (Wert) 100:6,6 Benzol Beispiel: Peaks 91 & 106 C H2 Ethylbenzol CH3 15 91 - 13 - abundance Metastabile Peaks Treten dadurch auf, dass Bruchstücke erst im Analysator gebildet werden (nicht in der Ionenquelle). m/z 4. weitere Anwendungen der MS He-Lecksuche z.B. bei Rohrleitungen mit Hilfe eines tragbaren MS wird das Austreten von He aus einer technischen Anlage überprüft. Leitung wird mit He gefüllt und entlang gemessen. ID-MS (MS-IDA) Isotope Dilution MS / MS Isotope Dilution Analysis Referenzverfahren Altersbestimmung 14C-Analyse = Radiokarbonmethode Spezialform der MS K/Ar-Methode Alter von Gesteinen - 14 -