Löwenzahn Um es vorweg zu sagen: Der Löwenzahn war und ist eine der ganz großen Heilpflanzen, sowohl im europäischen, als auch im asiatischen und arabischen Raum. Ihn als Unkraut zu bezeichnen grenzt eigentlich an pure Ignoranz. Denn wer seinen gesundheitlichen Nutzen kennt, ärgert sich nicht mehr über die große Vermehrungsfähigkeit, die von den zahlreichen Fliegern ausgeht oder die erstaunliche Fähigkeit aus kleinen Wurzelstückchen neu auszutreiben. Nein, er freut sich über die Vitalität dieser beneidenswert erfolgreichen Pflanze. Unkompliziert bildet sich im Frühjahr eine kräftige Blattrosette, aus der im April an einem geraden, hohlen Stängel ein fröhlich-gelber Blütenkopf erscheint. Den Löwenzahn ziert eine lockere, ungenierte Direktheit: keine Blattstängel, keine Verzweigungen, keine Kompromisse, nur das Streben nach oben, bzw. mit der Wurzel direkt nach unten. Das geht so weit, dass sich der Löwenzahn am liebsten gar nicht sexuell vermehrt, sondern einfach sein eigenes Erbgut vervielfältigt und sich selbst „klont“. Erkennen kann man diesen Hang zur „Selbstverwirklichung“ an den unzähligen, voneinander unabhängigen Kleinarten des „Gewöhnlichen Löwenzahns“, die v. a. an der Blattform zu unterscheiden sind. Sehen Sie sich mal ein Löwenzahnblatt genau an. Seine Form reicht von fast ganzrandig bis extrem gezähnt. Wenn Sie sich dann in der Umgebung umschauen, werden Sie dieses spezielle Blattmuster an anderen Exemplaren exakt wieder finden. Das sind dann alles die exakten Ebenbilder der „Mutter“pflanze. Wenn der Löwenzahn massenhaft auf einer Wiese vorkommt, kann man mit Kindern „Welcher Löwe hat die meisten Zähne?“ spielen. Dazu bekommt jedes Kind ein unterschiedliches Blatt und zählt, wie viele Löwenzahnpflanzen mit dieser Blattform es finden kann. Aus Löwenzahnblüten lassen sich Blütenkränze binden, die hohlen Stängel lassen sich zu ringförmigen Kettengliedern ineinander stecken, geschlitzte Stängelstücke kann man in Wasser sich kringeln lassen. Sind die „Pusteblumen“ fertig, gilt es möglichst alle „Flieger“ mit einem Versuch abzublasen. So viele Fallschirmchen, wie stehen bleiben, so viele Jahre sind es dann noch bis zu Hochzeit (oder so…) Der echte Löwenzahn – Taraxacum officinale – blüht übrigens nur im April/Mai. Alles andere, was gelbe Blütenköpfe zeigt und Pusteblumen bildet, ist etwas anderes: Rainkohl, Wiesenbocksbart, Bitterkraut, Gänsedisteln, und, und, und. Sie alle sind irgendwie verzweigt oder haben eben keinen hohlen milchsaftführenden Blütenstängel. Oft liest man von der Giftigkeit des weißen Milchsaftes. Nun, er ist genau so giftig wie Erdnüsse oder Schokolade. Denn bei wenigen Menschen kann dies alles lebensbedrohliche Allergien auslösen. Alle anderen aber können Erdnüsse und Löwenzahn anfassen und auch essen. Apropos essen: die Löwenzahnblüten sind zart im Geschmack und bestens zum Dekorieren oder Aromatisieren von Süßspeisen geeignet. Dazu dreht man die gelben Zungenblüten aus dem grünen Hüllblattkorb heraus und streut sie dann z. B. über eine Sahnetorte. Die meisten Löwenzahn-Kleinarten besitzen viele Pollen, die zusammen mit dem gelben Blütenfarbstoff ausgesprochen gesund sind (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide, etc.). Die Blütenköpfe müssen aber frisch sein, denn sie schließen sich nach dem Pflücken schnell, eben so wie bei Regen und nachts. Auch „verblühte“ Köpfe schließen sich, um sich bei Samenreife dann als perfekt kugelförmige Pusteblume zu präsentieren. Die Verbreitung der Schließfrüchte geschieht durch den Wind. Bis zu 5000 Nachkommen kann eine einzelne Pflanze haben, die alle bis zu zehn Jahre leben können. Am besten wächst der Löwenzahn an sonnigen Standorten in nährstoffreichen, eher basischen Böden – also von allem das Beste. Er gibt sich aber auch mit weniger zufrieden, so dass man ihn in allen gemäßigten Klimaten überall und häufig antrifft. So auch in Beeten oder Steinritzen. Dort vernichten einige Nicht-Wertschätzer die Pflanzen durch Bestreuen mit reichlich Salz. Gesundheitsbewusste aber stechen die Pflanzen kurz vor der Blüte mit der Wurzel aus, um frisch oder getrocknet einen Tee aus ihnen zuzubereiten (1-2 TL zerkleinerte Pflanze mit 250 ml Wasser aufkochen, 15 min ziehen lassen). Zubereitungen aus Löwenzahn regen die Leber, die Galle und auch die Bauchspeicheldrüse an. Sie beleben den Darm und reinigen das Blut. Denn durch die Steigerung der Sekretion können Schlacken „end“verstoffwechselt werden und den Körper verlassen. Entsprechend wirkt eine ein- bis sechswöchige Kur (täglich 2 Tassen Tee oder 5 EL Saft oder 15-30 Tropfen Tinktur) gegen alle schlackenbedingten Erkrankungen wie Rheuma, Gicht oder Hautausschläge, und zwar sowohl zur Behandlung als auch zur Vorbeugung („Frühjahrskur“). Gesund ist es auch, die jungen Blätter roh im Salat zu verwenden oder die Wurzel als Gemüse zu kochen. Im Internet gibt es inzwischen eine Vielzahl von Rezepten. Löwenzahn schmeckt leicht bitter, aber genau diese Bitterstoffe sind für die wohltuende Stoffwechselanregung verantwortlich. Wer den bitteren Geschmack abmildern möchte, kann die Knospen aus den Pflanzen entfernen und die Blätter durch Zusammenbinden bleichen. So machen es die Franzosen, die den Löwenzahn kommerziell als Salatgemüse anbauen. Neben den Bitterstoffen wirkt auch der hohe Kaliumgehalt entschlackend. Zudem beeinflusst v. a. das Inulin aus der Wurzel den Blutzucker- und Cholesterinspiegel günstig. Entsprechend behauptet sich der Löwenzahn in der Phytotherapie und in der Homöopathie als hervorragende Leber- und Gallenheilpflanze. Namen wie frz. „Pissenlit“ („ins Bett Pinkler“) weisen zudem auf eine harntreibende Wirkung hin. Als Blütenessenz wird der „coole“ Löwenzahn v. a. gegen (psychisch bedingte) Muskelverspannungen eingesetzt. Besonders segensreich wirkt diese Essenz nachts bei schreienden Säuglingen auf den Bauch gerieben. Das Kind entspannt sich und alle können wieder einschlafen. Löwenzahn gibt Kraft und Gelassenheit, ob nun über das „Ärger-Organ“ Galle oder über verspannte Muskeln. Im Mittelalter glaubte man gar, dass das Einreiben mit Löwenzahn jeden Wunsch zur Erfüllung brächte. Nun, immerhin schaffte es unser „Unkraut“ bis auf den 500 DM-Schein – Sie erinnern sich? Wer noch zweifelt, kann den Löwenzahn an seinen Tieren ausprobieren. Pferde, Schweine, Kaninchen, Hühner und Co. mögen die frische „Kuhblume“ ausgesprochen gern, wahrscheinlich, weil sie ihnen gut tut. Die einzige Nutzung von der ich allerdings abrate, ist die Fertigung des viel zitierten „Löwenzahnskaffees“. Ich habe es zweimal ausprobiert: einen echten Kaffee kann dieses Gebräu niemals ersetzen! Sehr viel leckerer ist da ein Möhren-Löwenzahnsalat (junge Blätter mit geraspelten Möhren in einer Sahne-Zucker-Zitronensaft-Soße) oder der Löwenzahnhonig aus Blüten (Rezept s. u.). Na dann probieren Sie mal! Löwenzahn-Honig Steckbrief Name: Löwenzahn, Kuhblume, Pusteblume, Bettpisser und etwa 500 andere Herkunft: Eurasien, in allen gemäßigten Klimaten heimisch Bodenhinweis: bevorzugt nährstoffreiche, eher basische Böden, wächst aber auch auf schlechteren Standorten Nutzung: Blätter im Salat Blüten zur Dekoration oder Aromatisierung von Süßspeisen Wurzel (Herbst) als Gemüse Pharmakologisch als Tee, Tinktur, Essenz, etc. Heilwirkung: stärkt Leber und Galle Aus etwa 20 Blütenköpfen die gelben Zungenblüten herausdrehen Mit Wasser bedeckt aufkochen und einige Stunden ziehen lassen Sud abpressen und mit Zucker zu einem Sirup kochen (100g Zucker auf 100ml Sud) Passt gut zu Süßspeisen, Pfannkuchen und aufs Brot und ist sehr gesund!