grüne Waschkraft

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LEHRGANG
„GRÜNE WASCHKRAFT“
PFLANZENSCHAUM
DIE INHALTE DES SKRIPTUMS DÜRFEN WEDER KOPIERT NOCH VERÖFFENTLICHT WERDEN.
VERVIELFÄLTIGUNG, AUCH IN AUSZÜGEN; NUR MIT AUSDRÜCKLICHER SCHRIFTLICHER ERLAUBNIS.
BARBARA FREYBERGER
NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
WAS SIND SAPONINE ?
VORKOMMEN UND FUNKTION IN DER PFLANZE
Saponine kommen in allen Pflanzenteilen, vor allem in Wurzeln und Rhizomen sowie in der
Samenschale vor. Sie schützen die Pflanze wirkungsvoll vor Insektenfraß und mikrobiellen
Befall.
Saponine sind insektizid, antimikrobiell und fungizid.
Pflanzenfamilien mit Saponinen sind z. B. Nelkengewächse, Schmetterlingsblütler,
Doldenblütler, Efeugewächse, Liliengewächse, Primelgewächse.
EIGENSCHAFTEN
Saponine (lateinisch „sapo“ = Seife) können daher als Seifenstoffe übersetzt werden. Durch
ihre Oberflächenspannung vermindernde Wirkung erzeugen sie beim Schütteln mit Wasser
oft einen seifenartigen Schaum (Tensid).
Durch diese Oberflächenaktivität können Saponine mit verschiedenen Komponenten der
Zellmembran in Wechselwirkung gehen und diese durchlässiger machen, oder in höherer
Konzentration diese zerstören. Kennzeichnend für Saponine ist ihre hämolytische Wirkung (
Hämolyse = Zerstörung der Zellmembran).
WIRKUNG
Für therapeutische Zwecke wird besonders die venenstärkende, entzündungshemmende,
harntreibende und auswurfsfördernde Wirkung geschätzt und genutzt. Einige
Saponindrogen
werden
auch
wegen
ihrer
immunstimmulierenden
und
stoffwechselanregenden Wirkung eingesetzt.
Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn Saponinpflanzen können bei starker Überdosierung zu
Schleimhautreizungen führen! Sie wirken dann zellschädigend und hämolytisch
(Giftpflanzen: Kornrade, Cyclame-Arten, Einbeere, Kermesbeere).
Manche Saponindrogen wie die Rosskastanie oder Efeu dürfen nur in Form von
standartisierten Präperaten verwendet werden.
VERWENDUNG
o Bei Husten und Bronchitis als auswurfförderndes Mittel. Saponine verflüssigen den
festen Bronchialschleim. Nicht überdosieren – nicht über längeren Zeitraum.
Pflanzen: Süßholz, Schlüsselblume, Königskerze….
o Als harntreibendes Mittel (Goldrute, Bruchkraut)
o Bei nachlassender Leistung- und Konzentrationsfähigkeit (Taigawurzel, Ginseng)
o Bei chronischer Veneninsuffizienz (Rosskastanie, Mäusedorn)
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
o In der Kosmetik und Industrie als Emulgatoren und Schaumbildner genutzt
o die waschaktiven Substanzen galten früher als schonend reinigendes und Farben
auffrischendes Waschmittel für Seide und Wolle (Waschbrühen aus Seifenkraut,
Efeublättern und Rosskastanien)
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
DIE ROSSKASTANIE - AESCULUS HIPPOCASTANUM
GESCHICHTE
DIE WEITE REISE DER ROSSKASTANIE
Die Rosskastanie ist weit gereist: Ursprünglich kommt sie aus Konstantinopel. Sie wurde zum
ersten Mal von dem flämischen Arzt Quakleben, in einem Brief an Matthiolus erwähnt.
Matthiolus erhielt aus Konstantinopel einen Fruchtzweig und veröffentlichte 1565 die erste
Abbildung und Beschreibung der Rosskastanie.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
Die Rosskastanie ist allgemein bekannt, wurde aber erst im 16. Jahrhundert bei uns
eingeführt. Der Hofbotaniker Carolus Clusius züchtete 1576 die Rosskastanie und sorgte
durch den Versand der Samen für eine Verbreitung in ganz Europa.. Sie wurde rasch zu einem
beliebten Zierbaum und in Gärten, Parks und Allen gepflanzt.
Schon lange Zeit zuvor hatten die Türken die Früchte der Rosskastanie als Futtermittel und
als Mittel bei Atemwegserkrankungen von Pferden verwendet. Daher stammt vermutlich auch
der deutsche Name des Baums, wie Jacobus Theodorus "Tabernaemontanus" im Jahr 1625
schreibt: "Werden Rosscastanien genennt, dieweil sie den keichenden Rossen behülfflich
seyn."
Der Botaniker Carl von Linné wählte Aesculus als Gattungsnamen für die Rosskastanie.
Der Artname der Rosskastanie, hippocastanum, setzt sich aus den griechischen Wörtern
hippos für Pferd und kastanon für Kastanie zusammen.
DIE NUTZUNG DER ROSSKASTANIE UND IHR WIRTSCHAFTLICHER WERT
Nicht nur wegen ihrer Schönheit wurde der Rosskastanie auch ein wirtschaftlicher Wert
beigemessen. Johann Georg Krünitz, Arzt und Naturwissenschafter belegt 1776 in der
„Oeconomischen Encyclopädie“ die zahlreichen Verwendungen der Rosskastanie.
In der Medizin fand sie bei Tollwut oder Schlangenbissen, Ruhr, Koliken, Fieber und
Blasenentzündung ihren Einsatz.
Auch als essbare Frucht gab es vielerlei Verwendung der Rosskastanie als Mehl für Brot und
Kuchen oder einfach nur gekocht.
Das Mehl der Samen diente als Waschmittel und wurde auch als „Seifenpulver“ zur
Hautreinigung verwendet.
Rosskastanienöl wurde zur Seifenfabrikation, als Speiseöl sowie als Schmierstoff für
Maschinen verwendet.
In Krünitz Niederschriften wird auch ein Einsatz als Ungeziefervernichter, Schnupftabak,
Destillat, Bier und Farbstoff erwähnt. Sogar als Lichtquelle wurden die Samen der
Rosskastanie verwendet. Leider hat der vielfältige Einsatz der Rosskastanie in der heutigen
Zeit seine Bedeutung verloren. Sie wir beschränkt für Venenprodukte, ihre waschaktiven
Eigenschaften in Reinigungsprodukten und das Holz für Schnitzereien verwendet.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
BOTANIK EINES VERGESSENEN BAUMES
DIE ROSSKASTANIE – AESCULUS HIPPOCASTANUM
Weitere Namen sind Gemeine Rosskastanie oder Weiße Rosskastanie, Sauerkeste, Wilde
Kastanie, Gichtbaum, Kestebaum und Pferdekastanie.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
FAMILIE: Seifenbaumgewächse
GATTUNG: Rosskastanie
HÖHE: Bis zu 30 m
ALTER: Bis zu 300 Jahre
BLÜTE: April - Mai
FRÜCHTE: September - November
GATTUNG UND VERWANDSCHAFT
Die Rosskastanien sind eine Pflanzengattung in der Familie
der Seifenbaumgewächse.
Zur Gattung gehören rund 12 Arten darunter die Strauch
Rosskastanie (Aesculus parviflora), die Rote Rosskastanie
(Aesculus pavia) und die Fleischrote Rosskastanie (Aesculus
carnea) .
Die Edelkastanie
(Castanea sativa)
ist trotz der
Namensähnlichkeit nicht mit der Rosskastanie verwandt.
Sie gehört zu den Buchengewächsen.
Der Gattungsname Aesculus wurde der Pflanze von Linnè
nach einer von Plinius bezeichneten Eichenart gegeben.
Er wird mit dem lateinischen Wort edere = essen in
Zusammenhang gebracht, obwohl die Früchte der
Rosskastanie nicht essbar sind. Die Artenbezeichnung
Hippocastanum ist ein adaptierter Name aus alten
Bezeichnungen bezugnehmend auf die ursprüngliche
Verwendung als Pferdeheilmittel.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
VORKOMMEN
Die Gewöhnliche Rosskastanie ist auf der Balkanhalbinsel beheimatet. Ihr Areal reicht von
den Mittelgebirgen Griechenlands, Albaniens und Mazedonien. Es wird angenommen, dass
ihre weitläufige Verbreitung auf eine jahrhundertlange künstliche Begrünung zurück führt.
In ihren Standortansprüchen ähnelt die Rosskastanie der Hainbuche. Im natürlichen Areal
wächst sie in Höhenlagen zwischen 900 – 1300 Meter, vor allem an schattigen und
halbschattigen, feuchten Standorten. Sie ist eine Licht bedürftigte Art, und gedeiht daher
auch an sonnigen Standorten. Vorwiegend kommt sie auf tiefgründigen, basen- sowie
stickstoffreichen Böden mit einem neutralen bis alkalischen pH- Wert vor.
MERKMALE
Kennzeichnend für die Rosskastanie ist der kurze, oft rechts drehwüchsige Stamm. Die
Holzstrukturen sind dabei längs des Stammes nicht genau senkrecht orientiert, sondern
verdreht. Unter Wissenschaftlern wird diskutiert, ob dieser Drehwuchs angeboren ist oder
durch die Erddrehung bzw. durch das Wandern der Sonne bedingt sein kann.
HOLZ
Das Rosskastanienholz ähnelt dem Holz der
europäischen Pappel- und Weidenarten. Das Holz ist
hellgelb bis weißlich und die einzelnen Jahrringe sind
erst bei genauem hinsehen zu erkennen. Es ist
außerdem ein leichtes, weiches Holz und lässt sich gut
bearbeiten. Eine hohe wirtschaftliche Bedeutung kann
man dem Holzverbrauch aber nicht zuweisen, da mit
dem Drehwuchs die Biegefestigkeit abnimmt und es
dadurch für viele Anwendungen unbrauchbar wird.
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BLÜTENSTAND
Die Blütezeit reicht je nach Witterung von April/Mai bis in den Juni. Die 20 bis 30 cm großen,
aufrecht stehenden und vielblütigen Rispen werden im Volksmund auch „Kerzen“ genannt.
Aus bis zu 100 Einzelblüten setzt sich so eine Blütenkerze zusammen. Der Blütenstand ist
männlich oder zwittrig.
Die weißen, fünfzähligen Blüten haben solange sie befruchtungsfähig sind, einen gelben
Fleck. Dieses Farbmal dient den Bienen und Hummeln als Wegweiser zum Nektar. Nur in
dieser Phase wird der zuckerhältige Nektar (bis zu 70 %) produziert. Wenn die Blüten
bestäubt wurden, färbt sich der Fleck rot. Das zeigt den Bestäubern, dass in den Blüten mit
rotem Fleck nichts mehr an Nektar und Blütenstaub zu holen ist. Je Staubblatt gibt es eine
der höchsten bekannten Pollenzahlen nämlich bis zu 26 000 Tausend. Je Blütenstand sind es
bis zu 42 Millionen Pollen. Somit sind die Blüten der Rosskastanie eine wichtige
Bienenweide!
BLÄTTER
Auffällig große lange Fiederblätter, oberseits sattgrün, kahl, schwach glänzend und
unterseits hellgrün mit filzigen Adern. Der Blattstiel ist bis zu 20 cm lang und rinnig. Die
einzelnen Fiederblätter, 5–7 an der Zahl, sind länglich verkehrt- eiförmig, 10 bis 20 cm lang
und etwa 10 cm breit, vorn zugespitzt und mit doppelt gesägtem Blattrand.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
KNOSPEN
Die Knospen sitzen gegenständig, mit
einer auffallenden großen und dicken
Endknospe, die eikegelig-spitz,
mehrschuppig, glänzend und mit
Gummi überzogen sind. Die Knospen
erscheinen im Herbst.
FRÜCHTE
Baum wird mit 10–15 Jahren
mannbar. Es werden bestachelte
Kapselfrüchte gebildet, die im
September/Oktober reifen.
Die Kapselfrüchte enthalten meist
einen, selten bis zu drei, große braune
und glänzende Samen, die Kastanien,
die für den Menschen ungenießbar
sind.
Die Rosskastanie zählt zu den
Pflanzen, die ihre reifen Früchte mittels der Schwerkraft zu Boden fallen lassen (Barochorie).
Beim Aufprall auf den Boden platzen die Kapseln in der Regel auf und entlassen ihre großen
Samen, die je nach Bodenlage noch einige Meter weiter rollen. Diese sehr seltene
Ausbreitungsform wird auch als Schwerkraftwanderung bezeichnet. Die Früchte keimen im
nächsten Frühjahr unterirdisch.
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WURZELN
Wie alle Rosskastanien ist die Gewöhnliche Rosskastanie ein Flachwurzler, mit
weitstreichendem, starkem Wurzelwerk. Die Triebe sind dick und bräunlichgrau mit
auffallender, fünf- bis neunspuriger Blattnarbe.
NATÜRLICHE FEINDE
In Deutschland wurde die Gewöhnliche Rosskastanie zum Baum des Jahres 2005 gewählt.
Ein wichtiger Grund für diese Entscheidung war die Gefährdung der Baumart durch die
Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Durch eine erhöhte Aufmerksamkeit für
dieses Problem erhofft man sich schnellere Forschungserfolge für die Rettung der Bäume.
Die Rosskastanienminiermotte wurde erstmals 1984 in Europa beobachtet, in Österreich
erstmals 1989 und die sich rund 100 km pro Jahr ausbreitet.
Die Motte legt zur Blütezeit bis zu 80 Eier auf der Oberseite der Blättern ab. Die geschlüpften
Raupen fressen sich direkt in die Blattepidermis. Die befallenen Blätter welken durch die
Fraßschädigung und fallen frühzeitig bereits im August ab, wodurch der Baum bei starkem
Befall erheblich geschwächt werden kann. Bei stark befallenen Kastanien kann man eine
zweite Blüte im August/September beobachten. Die Bekämpfungsmethoden durch
Pflanzenschutzmittel sind wenig effizient. Es wird empfohlen das abfallende Laub sofort
zusammen zu kehren, verbrennen und zu kompostieren. Dies ist nach jetzigem Wissenstand
die einzige effiziente Maßnahme den Befall zu reduzieren.
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INHALTSSTOFFE DER ROSSKASTANIE
Saponine, Aescin, Aesculin, Gummi, Phytosterin, fettes Öl, Chlorophyll, Bitterstoffe, Harze
Flavonoide, Cumarine, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Zucker, Stärke.
WIRKSTOFFE
SAPONINE
„Sapone“ heißt Seife. Die Samen der Rosskastanie enthalten 10-15 % Saponinverbindungen
darunter auch Aescin, ein komplexes Gemisch aus 30 verschiedenen pflanzlichen Saponinen.
Sie haben eine Oberflächenspannung vermindernde Wirkung, die beim Schütteln mit Wasser
oft einen seifenartigen Schaum ergibt und ermöglichen die Entfernung von Fetten. Daher
zählen sie zu den waschaktiven Substanzen. In der Rosskastanie dominiert ein 40 % Anteil
des ß-Aescin. Es verändert die Durchlässigkeit der Venenwände, hemmt Entzündungen,
beschleunigt die Entwässerung im Gewebe und dichtet die Blutgefässe ab. Aescin
unterstützt die Elastizität der Venenwände.
AESCULIN
Aesculin
gehört
zu
den
Glucosidund
Cumarinverbindungen. Wie auch andere Cumarine
fluoresziert die Substanz unter ultraviolettem Licht in
der Farbe Blau. Über diese Fluoreszenz in
sonnenlichtbestrahlten, wässrigen Auszügen von
Rosskastanienrinde wird bereits im 19. Jahrhundert
berichtet. Diesen Effekt untersuchte der deutsche
Chemiker Paul Krais (1866–1939), indem er Wolle und
Flachs mit Aesculin haltigen Extrakten der Rosskastanie versetzte und damit eine optische
Aufhellung erzielte.
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ANWENDUNGSGEBIETE
In medizinischer Hinsicht finden die Samen, die Borke, die Blätter und die Blüte Verwendung.
Nach der Kommission E dient die Rosskastanie der Behandlung chronischer
Veneninsuffizienz, von Krampfadern, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und
Beinschwellungen. Für die Gewinnung von Rosskastanienextrakten werden insbesondere die
Samen verwendet. Seltener benutzt man auch die Rinde und Blätter. Die wichtigen
Inhaltsstoffe sind die Saponine sowie Gerbstoffe. Aescin unterdrückt die Histamin
Ausschüttung und verhindert so die Erweiterung der Blutgefäße. Gleichzeitig unterstützt
Aescin die Elastizität der Venenwände und fördert den venösen Rückfluss.
NATURHEILKUNDE UND VOLKSMEDIZIN
ERKÄLTUNGEN
Ein Tee aus den Blüten hilft bei Erkältungen wie auch bei Durchfall, Rheuma und Husten.
HUSTEN
Ein Sirup aus frischen Knospen und Honig beruhigt Husten und wirkt auswurffördernd.
SONNENBRAND
Das Öl aus den grünen Schalen bietet vorbeugend Sonnenschutz und beschleunigt die
Hautregenerierung nach Sonnenbrand.
GEBÄRMUTTERBLUTUNGEN
Werden mit der Essenz aus den frischen grünen Früchten gestoppt.
VENENENTZÜNDUNGEN
Auszüge aus Knospen, Samen, Blättern und Rinde wirken zusammenziehend und helfen
gegen Venenentzündungen und Krampfadern.
GESCHWÜRE
Das Öl aus den Triebspitzen hilft gegen Geschwüre und beruhigt entzündete Haut.
RHEUMA
Die pulverisierten unreifen grünen Früchte lindern auf einer nassen Kompresse aufgetragen
rheumatische Beschwerden. Auszüge aus Rinde und Samen werden zur Behandlung von
Rheuma und Gicht verwendet.
DARMKATARRHE
Können mit Tees oder Tinkturen aus der Rinde gelindert werden.
MAGNESIUMMANGEL
Eine Sole Tinktur (je 10 Tropfen dreimal am Tag) aus Blättern und Samen führt dem Körper
Magnesium zu. Kann auch bei Muskelentzündungen angewendet werden.
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HÄMORRHOIDEN
Das Öl oder die Tinktur aus der Rinde wirkt abschwellend bei Hämorrhoiden, weiteres bei
Rheuma, Gicht und Entzündungen.
VERHÄRTETE BRUST
Bei stillenden Frauen wird mit einem Brei aus Kastanienpulver, Gerstenmehl und Essig als
Kompresse aufgetragen behandelt.
NEURODERMITIS
Bäder mit Rosskastanien und Milch beruhigen Juckreiz und irritierte Haut.
NASENPOLYPEN
Die Sole aus den Samen wirkt zusammenziehend gegen vergrößerte Polypen.
MAGIE UND MYSTIK DER ROSSKASTANIE
In der Mythologie scheinen beide Kastaniengattungen weder bei den Griechen noch
Römern, noch bei den Germanen und Kelten eine besondere Rolle gespielt zu haben. Zwar
gibt es seit einigen Jahren die so genannten keltischen Baumhoroskope, in denen auch die
Kastanie auftaucht, doch sind dies durchwegs Horoskope aus neuerer Zeit. In diesen
Horoskopen gilt die Kastanie – meist ohne die Art und Gattung genauer zu spezifizieren als
die „Redlichkeit. Sie besitzt danach ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und ist der
geborene Diplomat, wenn auch in Gesellschaft aufgrund gewisser Unsicherheit oft leicht
reizbar und empfindlich. Aufgrund seiner Beliebtheit als Baum der Biergärten könnte man
die Rosskastanie auch als Baum der Geselligkeit und Fröhlichkeit bezeichnen. Dies geht
übrigens auf die Zeit Ludwigs I. von Bayern zurück, der im 18. Jahrhundert verfügte, dass der
Bierausschank der Brauereien direkt in den Kellern und unter Kastanien erlaubt sei.
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SCHUTZAMULETT GEGEN RHEUMA
In der Hosentasche getragen, sollen die Rosskastaniensamen ebenfalls rheumatische
Beschwerden vorbeugen oder diese lindern. Diese Verwendung könnte auf der Tatsache
beruhen, dass die Rosskastanien Wärme entwickeln und dadurch durch Kälte verursachten
Krankheiten entgegenwirken können.
ROSSKASTANIEN GEGEN WASSERADERN
Unters Bett gelegt, sorgen die Samen für einen guten Schlaf. Die Energie von Wasseradern
soll gestreut werden und wird durch die Rosskastanie besser verträglich.
ENERGETISCHE RÄUCHERUNGEN
Die getrockneten Pflanzenteile neutralisieren energetische Störungen und negative Energien
in Räumen. Nach Räucherungen mit Rosskastanien nehmen
fühlige Menschen die Räume als ruhig und wärmer war.
BÖSER BLICK UND BLITZABWEHR
Wer Rosskastanien mit sich trägt, soll vor Blitz und negativen Energien geschützt werden.
BAUM DER GESELLIGKEIT
Durch die Verbindung mit der Biergartenkultur fördert
die Rosskastanie Lebensfreude und Geselligkeit.
LERNBAUM
Die Knospen helfen Lernerfahrungen schneller zu
machen und sich aus Lernschleifen zu befreien.
SEELISCHE AUSGEWOGENHEIT
Die energetische Tinktur aus Rosskastanien soll helfen,
die Mitte zwischen Tiefgründigkeit und Fröhlichkeit zu
finden.
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ROSSKASTANIEN SAMMELN UND VERARBEITEN
Die Bäume sollten nicht an stark befahrenen Straßen stehen, ebenso nicht an Hundeplätzen.
Abklären ob der Baum gegen die Miniermotte behandelt wurde (gespritzt).
Die Früchte sammeln und luftig, kühl aufbewahren. Bei zu feuchter Lagerung besteht die
Gefahr der Schimmelbildung! Luftige Gemüsekisten, Papiertaschen oder Körbe eignen sich
gut für die Aufbewahrung. Rosskastanien immer wieder wenden. Eine weitere Möglichkeit
besteht die Rosskastanien im Garten direkt auf der Erde oder im Sand zu schichten. Nach
dem Sammeln zügig verarbeiten (ca. 1 Woche).
Zerkleinerte Früchte ca. 1 cm auf Backpapier, Blech, Leintüchern auflegen und luftig, sonnig
oder warm trocken lassen. Immer wieder wenden. Alternativ die Rosskastanien im Backofen
bei 40 – 100 C ° Umluft ca. 3 Stunden trocken. Immer wieder wenden. Das getrocknete
Pulver in ein Gefäß füllen und bei Bedarf verwenden.
Die Rosskastanien sind groß und die meisten Küchenmaschinen nicht für das Zerkleinern
derartiger Samen ausgelegt. Vor dem Verarbeiten die Leistung der Maschine mit einer
kleinen Menge testen!
Es eignen sich Hochleistungsmixer, Ice-Crusher und Küchenmaschinen mit Aufsatz für
Getreide, Fleischwolf, Hammer, Feinhäcksler. Getreidemühlen mit Steinwerk sind nicht
empfehlenswert. Bei geeigneten Geräten können ca. 1-3 Handvoll Rosskastanien auf einmal
zu Pulver vermahlen werden.
Bei küchenüblichen Mixern sollten die Rosskastanien vorher geviertelt oder mit einem
Hammer zertrümmert werden um den Maschinen den Arbeitsvorgang zu erleichtern.
Für kulinarische Zwecke können die Rosskastanien geschnitten und die Samen aus der Schale
gelöst werden.
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ROSSKASTANIEN DOSIEREN
Verschmutzungsgrad
Rosskastanienpulver
Leicht verschmutzte Wäsche
Normal verschmutzte Wäsche
Stark verschmutzte Wäsche
Frische Rosskastanien
30 g
50 g
70 g
50 – 60 g
80 – 100 g
100 – 150 g
Apfelessig
30 ml
50 ml
60 ml
Die Mengenangaben beziehen sich auf eine Waschtemperatur von 40 Grad, mit einer 2/3
Auslastung und einer durchschnittlichen Wasserhärte von 15. Bei Abweichungen sollte die
Dosierung erhöht werden. Die Rosskastanien können 2-3 Mal zum Waschen verwendet
werden wobei die Waschleistung um ca. 10 % pro Waschgang abnimmt. Durch Beigabe von
zusätzlichen 10 % kann die Waschkraft wieder gesteigert werden. Oder man nimmt für den
letzten Waschgang nur leicht verschmutze Wäsche.
UNTERSCHIEDLICHE WASCHMETHODEN
DIE FLÜSSIGWASCHMITTEL METHODE
Die Seifenstoffe werden im Wasser aufgelöst, die Flüssigkeit abgeseiht und zum Waschen
verwendet. Die gleiche Menge Rosskastanien kann 3-5 Mal zur Herstellung des Waschmittels
verwendet werden.
FLÜSSIGWASCHMITTEL HERSTELLEN
50 g getrocknete oder 100 g frisches
Rosskastanienpulver werden bei 1 Liter kaltem Wasser
verwendet. Die Rosskastanien und das Wasser in ein
hohes Gefäß füllen und 1 Minute mit einem Pürierstab
durch mixen. Alternativ ein Standmixer oder einfach in
einem Schraubglas gut durch schütteln. Ebenso könnte
die Flüssigkeit umgerührt und 1 Tag stehen gelassen
werden.
Anschließend die Flüssigkeit abseihen und 50 ml
Apfelessig beigeben. Zum Waschen wird das
Flüssigwaschmittel direkt in das Waschmittelfach oder
in die Trommel gefüllt und das Waschprogramm wie
gewöhnlich gestartet. Das Flüssigwaschmittel ist
ungefähr 3 Tage haltbar.
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KONZENTRAT
Eine Möglichkeit ist es ein haltbares Konzentrat aus Rosskastanien herzustellen. Dazu wird
ein halbes Kilo getrocknete Rosskastanien oder 1 Kilo feuchtes Rosskastanienpulver in ein
Gefäß gefüllt, 3 Liter Wasser beigegeben und mit dem Pürierstab 1 Minute gut durch gemixt.
1 Tag stehen lassen und abseihen. 200 g Natron oder 150 g Waschsoda/Borax in die
Flüssigkeit auflösen und in Flaschen abfüllen.
Zum Waschen werden ca. 300 ml davon verwendet. Bei stark verschmutzter Wäsche 500 ml.
Luftdicht aufbewahrt ist dieses Konzentrat ungefähr 1 Monat haltbar.
Ein weiteres haltbares Konzentrat aus Rosskastanien kann wie folgt hergestellt werden. Ein
halbes Kilo getrocknetes oder 1 Kilo feuchtes Rosskastanienpulver in ein Gefäß füllen, 4 Liter
Wasser beigeben und mit dem Pürierstab 1 Minute gut durch mixen. 1 Tag stehen lassen
und abseihen. Die Flüssigkeit durch ein Feinsieb leeren, in einen Topf geben, aufkochen und
die Flüssigkeit auf 2/3 reduzieren. 200 ml Apfelessig zugeben und noch heiß in 300 ml
sterilisierte und hitzebeständige Gläser füllen.
Pro Waschgang wird 1 Glas des Konzentrates verwendet.
Haltbarkeit: 1 Jahr bei Zimmertemperatur.
DIE SÄCKCHEN METHODE
Bei dieser Methode werden die Rosskastanien gut verschlossen in ein Säckchen gefüllt und
direkt mit der Wäsche (2/3 gefüllt) in die Trommel gegeben. Pro Säckchen 50 g getrocknetes
Rosskastanienpulver oder 100 g frisches Rosskastanienpulver verwenden. 50 ml Apfelessig
direkt in das Waschmittelfach füllen. Das Waschprogramm wie gewohnt starten. Das
Säckchen gibt Seifenstoffe ab und bleibt bis zum Ende in der Trommel. Im Vergleich zu
anderen Methoden werden die Rosskastanien somit rascher ausgelaugt und können nur 3
Mal verwendet werden.
STARKE VERSCHMUTZUNGEN UND FLECKEN
Bei starken Verschmutzungen und Flecken sollten diese für ein optimales Waschergebnis
vorbehandelt werden.
Waschverstärker
30 g Natron
20 g Waschsoda/Borax
100 ml Apfelessig
100 ml Gallseife
Flecke und Verschmutzungen
Schweiß, Rauch, Gerüche
Fette, Öle, fetthaltige Verschmutzungen
Rotwein, Pflanzenflecke, Obstflecke
Rotwein, Pflanzenflecke, Obstflecke
Die jeweiligen Waschverstärker werden in 1 Liter Flüssigwaschmittel gelöst. Flecken gut mit
der Flüssigkeit tränken und ½ - 1 Stunde einwirken lassen. Danach die Wäsche mit dem
restlichen Flüssigwaschmittel direkt in die Waschtrommel geben und wie gewohnt waschen.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
GESCHIRRSPÜLMITTEL
Die Rosskastanie ist ein sehr gutes Geschirrreinigungsmittel und kann herkömmliche
Geschirrspülmittel ersetzen. Verwendet werden die erwähnten Waschmittelkonzentrate die
direkt in das Tab Fach geleert werden und das Programm wie gewohnt gestartet wird.
Eine weitere Möglichkeit ist es, je nach Verschmutzungsgrad des Geschirrs, 300 – 500 ml
frisches Flüssigwaschmittel vorzubereiten und dieses direkt in den Geschirrspüler zu füllen.
Zu beachten sind zwei Punkte. Das Mittel sollte erst 1 Minute nach dem Start eingefüllt
werden da die meisten Geschirrspüler mit einem Absaugprogramm beginnen und das
Waschmittel abgesaugt würde. Im gewählten Programm sollte k e i n Vorspülen vorgesehen
sein, sonst würde das Waschmittel vor der Hauptwäsche wieder weggespült werden.
Das Geschirr kann auch mit einem Säckchen mit 20 g trockenen oder 50 g frischen
Rosskastanienpulver gewaschen werden. Dazu wird das Säckchen in den Waschkorb gelegt
und etwas Apfelessig in das Klarspülfach geleert.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
DER EFEU – HEDERA HELIX
GESCHICHTE
EFEU – EIN SAGENHAFTER EMPORKÖMMLING
Wer kennt ihn nicht den immergrünen Klettermeister? Er windet sich an Bäumen, alten
Gemäuern und Dachrinnen empor und schmückt als Zimmerpflanze unsere Wohnung.
Zur Geltung kommt dieser eigenwillige Baumbewohner dann, wenn sich im Winter die
Pflanzenwelt zurückgezogen hat. Bereits in der Antike galt der immergrüne Efeu als Sinnbild
für ewiges Leben und die Zuverlässigkeit.
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GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM
SINNBILD FÜR TREUE UND UNSTERBLICHKEIT
Efeu gilt aufgrund seiner engen Verbundenheit mit Bäumen auch
als Sinnbild für Treue und Unsterblichkeit. Im antiken Griechenland
wurde deshalb ein Efeuzweig zur Hochzeit gereicht, um damit den
ewigen Bund der Ehe zu bekräftigen. Die Überlieferung eines nicht
endenden Treuebundes zweier Liebender erzählt die Geschichte
von Tristan und Isolde. König Marke ließ das Liebespaar an zwei
verschiedenen Seiten der Kirche begraben, um sie auch im Tod zu
trennen. An den Gräbern jedoch begannen Efeustöcke sich bis zum
Dach der Kirche hochzuranken um sich dort wieder zu vereinigen.
Efeu symbolisiert, wie auch viele andere immergrüne Gewächse
das ewige Leben. So weisen alte Efeuabbildungen auf Särgen und
an Kirchen auf christliche Hoffnung der Unsterblichkeit hin.
BERAUSCHENDE FESTE
Der Efeu war neben der Weinrebe im antiken Griechenland das Attribut des Dionysos des
Gottes des Weines, des Rausches und der Fruchtbarkeit. Dionysos' Begleiterinnen trugen auf
ihren Köpfen Efeukränze und hielten in ihren Händen oft einen mit Efeu umwundenen
Thyrsosstab. Dieser Stab, der zudem noch mit Weinlaub umkränzt und an der Spitze mit
Pinienzapfen versehen war, symbolisierte die Zeugungskraft und Fruchtbarkeit des Gottes.
Da Efeublätter nicht nur die feurige Komponente der
Ausgelassenheit nährten, sondern auch die vom Alkohol
erhitzten Häupter zu kühlen vermochten, trug man
während der festlichen Gelage Efeukränze. Mit der Zeit
allerdings wurden die Feste immer schamloser, sodass
sie in Verruf gerieten. Efeu wurde zur unreinen Pflanze
erklärt und kurzer Hand aus so manchem Tempel
verbannt. Wegen dieser extremen Ausgelassenheit
nahm die Wertschätzung des Dionysos zusehends ab.
Erst im 19. Jahrhundert erlebte der Efeu als einfaches Mittel der Volksheilkunde seinen
Durchbruch als ernsthafte Arznei gegen Husten und Bronchitis. Dies geschah jedoch durch
einen Zufall. Einem Arzt war aufgefallen, dass Kinder die Milch aus Schüsseln des Efeuholzes
tranken, seltener Husten bekamen.
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Somit wurde er als Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege und der Milz eingesetzt.
Aber auch bei der Ruhr (Durchfall) wurde der Efeu gebraucht. Daneben finden sich
zahlreiche Rezepturen zur Schmerzbehandlung wie Glieder-, Kopf- oder Zahnschmerzen.
Trotzdem war der Efeu aufgrund seiner Giftigkeit immer auch ein gefürchtetes Gewächs. Erst
in der Neuzeit wurde festgestellt, dass die Früchte des Efeus giftig sind und auch die Blätter
der Heilpflanze nur in sehr kleinen Mengen eingesetzt werden dürfen. Es ist, wie einst der
Arzt Paracelsus treffend sagte: Allein die Dosis macht das Gift.
Bei all den Sagen und Mythen, die sich um den Efeu ranken, ist es nicht verwunderlich, dass
sich sein Gattungsname (Hedera) aus dem Griechischen ableiten lässt. „Hedra“ bezeichnet
das Festsitzen der Wurzel und „helix“ steh für „sich winden, herumdrehen“.
Das Volk nennt ihn auch Epich, Ewigheu, Mauerwurz, Schreckblätter, Hühneraugenkraut,
Mauerepich und Wintergrün.
BOTANIK
GEMEINER EFEU – HEDERA HELIX
FAMILIE: Araliengewächse (Araliaceae)
GATTUNG: Efeu (Hedera)
HÖHE: Bis zu 30 m
ALTER: Bis zu 300 Jahre
BLÜTE: Herbst
FRÜCHTE: Frühjahr
GATTUNG & VERWANDTSCHAFT
Die Gattung HEDERA wurde 1753 von Carl von Linnè
veröffentlicht. Die bekanntesten Verwandten des
Efeus sind der Ginseng und die Taigawurzel.
Es gibt bis zu 400 Efeu Sorten und 17 Efeu Arten.
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VORKOMMEN
Der Gemeine Efeu ist in West-, Mittel- und Südeuropa bis in mittlere Gebirgslagen heimisch.
Er bevorzugt als Standort Wälder und Auengehölze, Steinbrüche und Ruinen. Im Bereich der
Auwälder deutet ein aufklettern des Efeus an den Bäumen auf eine höhere Luftfeuchte hin.
Dies geht meist mit Veränderung der Blattformen im oberen Bereich einher. Der Efeu
schadet dem bewachsenen Baum nicht, von einer umgreifenden Konkurrenz zu der weiteren
Bodenvegetation ist nicht auszugehen.
MERKMALE
HAFTWURZELN
Der immergrüne Kletterkünstler erobert 20-30m hohe
Bäume, indem er sich mit seinen bürstenartigen
Haftwurzeln an Baumrinden festklammert.
Dem Efeu werden im Volksglauben
zahlreiche
schädigende Wirkungen auf Bäume nachgesagt. So soll
er Bäume mit seinen Wurzeln „aussaugen“, die
Baumkrone überwuchern und dem Baum das Licht
nehmen, die Baumrinde Luft und Licht abschneiden,
und den Stamm „erdrosseln. Zu der Möglichkeit, dass
der Efeu seine Trägerbäume schädigen könnte, liegen in der Fachliteratur unterschiedliche
Angaben vor. Mehrheitlich wird die Auffassung vertreten, dass der Efeu für Bäume
unschädlich ist.
Efeu wächst vorrangig am Stamm und an den starken
Ästen der Bäume. Die für die Photosynthese wichtigen
Blätter der Bäume befinden sich im Wald im oberen
Teil der Baumkrone.
Ein „Erdrosseln“ des Stützgehölzes, indem die
wachsenden Efeutriebe den umschlungenen Baum am
Dickenwachstum hindern konnte nicht nachgewiesen
werden.
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BLÜTENSTAND UND SAMEN
Efeu beginnt erst im Alter von 7 Jahren zu blühen
und zwar im Herbst!
Die gelblich – grünen Blüten, klein und unscheinbar,
stehen in halbkugelförmigen Dolden. Sie sind
zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig und mit
doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter sind klein
und dreieckig.
Fünf und selten sechs freie Kronblätter haben eine
Länge von 3-4 Millimeter und sind etwas
kapuzenförmig.
Die fünf Fruchtblätter sind zu einem unterständigen
Fruchtknoten verwachsen.
Die Fruchtstände haben bei der Reife bläuliche oder
grünlich – schwarze Beeren mit einer Länge von 5-9
Millimeter im Durchmesser. Vorsichtig, sie sind
giftig! Selten können die Beeren auch gelb oder weiß
sein. Die Beeren enthalten ein bis 5 Samen. Diese
besitzen eine Länge von ca. 5,7 Millimeter. Die
weißliche Samenschale ist runzelig. Der kleine
Embryo besitzt zwei Kotyledonen (Keimblätter).
BLÄTTER
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel
und Blattspreite gegliedert. Die einfachen, ledrigen
Blattspreiten sind kahl. An den Jugendformen sind die
Blattspreiten bei einer Länge von meist 4 bis 10, selten bis zu 25
Zentimeter handförmig gelappt mit drei bis fünf dreieckigen,
ganzrandigen Blattlappen.
Bei den blühfähigen Altersformen sind die Blattspreiten bei
einer Länge von 6 bis 10 Zentimeter eiförmig bis rhombisch und
nicht gelappt. Für medizinische Zwecke werden nur die Blätter
der nicht blühenden Sprosse und unverholzte Sprossanteile
verwendet.
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INHALTSSTOFFE
Triterpensaponine (Hederacosid C), ätherische Öle, Polyine, Kaffeesäure, Rutin, Vitamine,
Jod, Falcarinaol, Flavonoide.
WIRKSTOFFE
Efeublätter enthalten als Hauptwirkstoff bis zu 6% Triterpensaponine die für den
wesentlichen Beitrag der Wirkung verantwortlich sind.
Efeusaponine besitzen ausgeprägte fungizide und bakteriostatische Eigenschaften und
greifen den Husten gleich auf mehreren Ebenen an. Das Hederacosid C wirkt krampflösend
auf die Muskulatur der Bronchien. Das Alpha-Hederin soll in geringen Mengen eine
leberschützende und venenstärkende Wirkung besitzen. In hohen Mengen wirkt es toxisch!
Weiteres sind in der Pflanze geringe Mengen von Kaffeesäure und Rutin, Vitamine, Jod und
Flavonoide enthalten.
Manchmal kommt es durch den Kontakt mit frischen Efeublättern zu Hautreizungen, dafür
wird der Stoff Falcarinaol verantwortlich gemacht.
Weitere Wirkungen: Für das Saponingemisch und isolierte Saponine wurden ferner
antivirale, antibakterielle, entzündungshemmende Effekte nachgewiesen, für die Saponine
Alpha-Hederin, Hederasaponin C, Hederacolchisid E und F antioxidative Eigenschaften.
Efeu wirkt somit schleimlösend, krampflösend, auswurffördernd, harn- und
schweißtreibend, haut- und schleimhautreizend.
ANWENDUNGSGEBIETE
Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege, chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen und von
Reizhusten. Bevorzugt eingesetzt bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen bei Kindern.
8. EFEU IN DER NATURHEILKUNDE UND VOLKSMEDIZIN
Efeu ist eine uralte Kulturpflanze und wurden schon von den Kelten verehrt. Verhältnismäßig spät
wurde er von der Volksheilkunde zur Behandlung von Husten und Tuberkulose herangezogen.
Efeubeeren fanden als Brech- und Durchfallmittel Anwendung. Mancherorts wurde der
Efeustamm angeschnitten und der austretende, harzähnliche Saft als Heilmittel angewendet.
Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich bei Gallensteinen und allgemeinen Galleleiden, bei
Beschwerden von Leber und Milz, bei Gicht, und Rheuma, äußerlich bei verschiedenen
Hauterkrankungen und Hautbeschwerden wie Cellulitis, Geschwüren, Entzündungen, parasitären
Erkrankungen und Nervenschmerzen sowie bei Verbrennungen. Ferner auch bei rheumatischen
Beschwerden und bei Venenentzündungen.
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Die Naturforscherin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) schreibt dem Efeu
eine kühlende Wirkung zu, der - äußerlich angewendet - bei unregelmäßigen Blutungen
sowie gegen Gelbsucht hilfreich sein solle. In Verbindung mit Beinwell empfiehlt sie die
Naturmedizin auch gegen Eingeweidebrüche. Schon damals, jenseits aller wissenschaftlichen
Erkenntnisse, war sie der Auffassung, dass die Krankheit in die Pflanze überginge und somit
eine baldige Genesung zu erwarten sei. Sie riet jedoch vom inneren Genuss der schädlichen
Ranke ab.
„Der Efeu ist für den Menschen unnütz zu essen. Aber ein Mensch mit Gelbsucht dünste ihn
in Fett und lege das Fett warm auf den Magen, und die Gelbsucht geht in jenes Kraut über,
dass sogar die Haut des Menschen gelblich erscheinen wird.“ (Zitat Hildegard von Bingen)
EFEU IN DER HOMÖOPATHIE
Als hompöopathische Potenz (D3, D4, D6, D12, D30) bei Nasennebenhöhlenentzündungen,
Muskel- und Gelenkrheumatismus, Bronchitis, Keuchhusten. Blätterextrakte werden zu
Keuchhustenmitteln verarbeitet. Obwohl die Bereitung von Efeu Tee kaum gebräuchlich ist,
kann dieser aus einem Teelöffel Efeukraut (ca. 0,5-0,8g) und einer Tasse Wasser aufgebrüht
werden. 10 Min. ziehen lassen. Bei Husten und Erkältungen, mit Honig gesüßt, ein – bis
dreimal täglich trinken. Es wird jedoch geraten eine fertige Bronichalteemischung mit Efeu
zu kaufen.
URTINKTUREN
Hedera helix wird durch ein einfaches Auszugsverfahren („Mazeration“) aus zerkleinerten,
frischen, voll entwickelten, unverholzten, vor oder zu Beginn der Blütezeit geernteten
Efeutrieben hergestellt. Als Lösungsmittel wird Äthanol verwendet. Mit Kontrollen wird die
Einhaltung des Standards - auch hinsichtlich wichtiger Inhaltsstoffe - geprüft. Die Eignung
von Urtinkturen für die Phytotherapie wurde niemals systematisch untersucht. Es ist jedoch
davon auszugehen, dass die meisten Zubereitungen phytotherapeutisch wenigstens
teilweise, wenn nicht sogar vollständig wirksam sind. Ein Verbraucher-Vorteil:
Homöopathische Urtinkturen sind nicht selten deutlich preisgünstiger als ihr
phytotherapeutisches Pendant.
EFEU ALS BAUMESSENZ
Die Baumessenz Efeu ist die Essenz der Partnerschaft, der Heiterkeit und der Inspiration. Sie
fördert in Beziehungen und Partnerschaften das Verständnis und die Rücksichtnahme
aufeinander. Leitsatz zu dieser Baumessenz:
Öffnet das Herz. Hilft beim Miteinander mit dem Partner. Fördert die Inspiration und
Kreativität.
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DAS GEWÖHNLICHE SEIFENKRAUT - SAPONARIA OFFICINALIS
GESCHICHTE
Wegen ihres Saponingehalts dienten Auszüge aus
der Wurzel früher als Seifenersatz (Pflanzenname).
Aus diesem Grunde wurde das Gewöhnliche
Seifenkraut auch in Europa noch bis zum Beginn des
20. Jahrhunderts angebaut.
Das Gewöhnliche Seifenkraut
wurde bereits
im Altertum zum Waschen der Wolle und später
auch zur Reinigung von Kleidern mit empfindlichen
Farben
verwendet.
Schon Hippokrates kannte
dieses Waschmittel.
In Restauratorenwerkstätten wird Seifenkrautlösung zur Reinigung von historischen Textilien
und Möbelstücken verwendet.
BOTANIK
Das Gewöhnliche Seifenkraut (Saponaria officinalis), wird auch
Seifenwurz oder Waschwurz genannt. Der Name leitet sich vom
lat. sapo „Seife“ ab.
FAMILIE: Nelkengewächse
GATTUNG: Seifenkräuter
HÖHE: 30 – 80 Zentimeter
BLÜTE: Juni - Oktober
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MERKMALE
Das gewöhnliche Seifenkraut wird 30–70 cm hoch und ist eine ausdauernde krautige Pflanze,
die unterirdische Ausläufer bildet. Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist meist
unverzweigt, zerstreut kurzhaarig und dicht belaubt. Die Blätter sind lanzettlich und
manchmal über 10 cm lang. Die Blüten finden sich in gestielten, doldigen Blütenständen in
den oberen Blattwinkeln und am Ende des Stängels. Die Kronblätter mit dem Nagel sind 3–4
cm lang, rosa bis weiß und haben am Schlundeingang schuppige Nebenkrönchen. Der Kelch
ist röhrenförmig und bis zu 2,5 cm lang.
INHALTSTOFFE
Die Wurzel enthält während verschiedener Wachstumsphasen Saponingehalte von bis zu 9
%. Hauptkomponenten sind Saponarosid A und B, Triterpensaponine und Quillajasäure. In
geringen Mengen wurden weitere Saponine gefunden). Saporin bereits in Tests angewendet.
Saponine bringen durch ihre Oberflächenspannung vermindernde Wirkung Wasser zum
Schäumen und bilden dadurch eine seifenartige Lösung.
ANWENDUNG
Als Arzneidroge dienen vorwiegend die getrockneten Rhizome. Sie werden in
Erkältungsteemischungen gegen trockenen Husten eingesetzt. In der Tumorbehandlung wird
das aus dem Seifenkraut gewonnene pflanzliche Saporin bereits in Tests angewendet.
Rhizomextrakte können als natürlicher Seifenersatz genutzt werden. Seifenkraut wäscht
zwar nicht so rein wie die heutigen Hightech-Waschmittel aber ähnlich wie Waschnüsse ist
es umweltschonend und greift den Stoff nicht an. Durch eine Spülung mit Essig wird kein
Weichspüler mehr benötigt.
REZEPT
Für ein mildes Shampoo oder Waschmittel werden 100 g Seifenkraut (kann ein Gemisch aus
Blättern und Rhizom sein) in einem halben Liter Wasser auf die Hälfte eingekocht. Bei stark
kalkhaltigem Wasser sollte mit Essig oder Zitrone nachgespült werden. Es empfiehlt sich
auch, das Wasser vorher mit etwas Natron zu enthärten.
Vorsicht: beim Kochen kann viel Schaum entstehen!
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