LEHRGANG „GRÜNE WASCHKRAFT“ PFLANZENSCHAUM DIE INHALTE DES SKRIPTUMS DÜRFEN WEDER KOPIERT NOCH VERÖFFENTLICHT WERDEN. VERVIELFÄLTIGUNG, AUCH IN AUSZÜGEN; NUR MIT AUSDRÜCKLICHER SCHRIFTLICHER ERLAUBNIS. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 1 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM WAS SIND SAPONINE ? VORKOMMEN UND FUNKTION IN DER PFLANZE Saponine kommen in allen Pflanzenteilen, vor allem in Wurzeln und Rhizomen sowie in der Samenschale vor. Sie schützen die Pflanze wirkungsvoll vor Insektenfraß und mikrobiellen Befall. Saponine sind insektizid, antimikrobiell und fungizid. Pflanzenfamilien mit Saponinen sind z. B. Nelkengewächse, Schmetterlingsblütler, Doldenblütler, Efeugewächse, Liliengewächse, Primelgewächse. EIGENSCHAFTEN Saponine (lateinisch „sapo“ = Seife) können daher als Seifenstoffe übersetzt werden. Durch ihre Oberflächenspannung vermindernde Wirkung erzeugen sie beim Schütteln mit Wasser oft einen seifenartigen Schaum (Tensid). Durch diese Oberflächenaktivität können Saponine mit verschiedenen Komponenten der Zellmembran in Wechselwirkung gehen und diese durchlässiger machen, oder in höherer Konzentration diese zerstören. Kennzeichnend für Saponine ist ihre hämolytische Wirkung ( Hämolyse = Zerstörung der Zellmembran). WIRKUNG Für therapeutische Zwecke wird besonders die venenstärkende, entzündungshemmende, harntreibende und auswurfsfördernde Wirkung geschätzt und genutzt. Einige Saponindrogen werden auch wegen ihrer immunstimmulierenden und stoffwechselanregenden Wirkung eingesetzt. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn Saponinpflanzen können bei starker Überdosierung zu Schleimhautreizungen führen! Sie wirken dann zellschädigend und hämolytisch (Giftpflanzen: Kornrade, Cyclame-Arten, Einbeere, Kermesbeere). Manche Saponindrogen wie die Rosskastanie oder Efeu dürfen nur in Form von standartisierten Präperaten verwendet werden. VERWENDUNG o Bei Husten und Bronchitis als auswurfförderndes Mittel. Saponine verflüssigen den festen Bronchialschleim. Nicht überdosieren – nicht über längeren Zeitraum. Pflanzen: Süßholz, Schlüsselblume, Königskerze…. o Als harntreibendes Mittel (Goldrute, Bruchkraut) o Bei nachlassender Leistung- und Konzentrationsfähigkeit (Taigawurzel, Ginseng) o Bei chronischer Veneninsuffizienz (Rosskastanie, Mäusedorn) BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 2 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM o In der Kosmetik und Industrie als Emulgatoren und Schaumbildner genutzt o die waschaktiven Substanzen galten früher als schonend reinigendes und Farben auffrischendes Waschmittel für Seide und Wolle (Waschbrühen aus Seifenkraut, Efeublättern und Rosskastanien) BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 3 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM DIE ROSSKASTANIE - AESCULUS HIPPOCASTANUM GESCHICHTE DIE WEITE REISE DER ROSSKASTANIE Die Rosskastanie ist weit gereist: Ursprünglich kommt sie aus Konstantinopel. Sie wurde zum ersten Mal von dem flämischen Arzt Quakleben, in einem Brief an Matthiolus erwähnt. Matthiolus erhielt aus Konstantinopel einen Fruchtzweig und veröffentlichte 1565 die erste Abbildung und Beschreibung der Rosskastanie. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 4 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM Die Rosskastanie ist allgemein bekannt, wurde aber erst im 16. Jahrhundert bei uns eingeführt. Der Hofbotaniker Carolus Clusius züchtete 1576 die Rosskastanie und sorgte durch den Versand der Samen für eine Verbreitung in ganz Europa.. Sie wurde rasch zu einem beliebten Zierbaum und in Gärten, Parks und Allen gepflanzt. Schon lange Zeit zuvor hatten die Türken die Früchte der Rosskastanie als Futtermittel und als Mittel bei Atemwegserkrankungen von Pferden verwendet. Daher stammt vermutlich auch der deutsche Name des Baums, wie Jacobus Theodorus "Tabernaemontanus" im Jahr 1625 schreibt: "Werden Rosscastanien genennt, dieweil sie den keichenden Rossen behülfflich seyn." Der Botaniker Carl von Linné wählte Aesculus als Gattungsnamen für die Rosskastanie. Der Artname der Rosskastanie, hippocastanum, setzt sich aus den griechischen Wörtern hippos für Pferd und kastanon für Kastanie zusammen. DIE NUTZUNG DER ROSSKASTANIE UND IHR WIRTSCHAFTLICHER WERT Nicht nur wegen ihrer Schönheit wurde der Rosskastanie auch ein wirtschaftlicher Wert beigemessen. Johann Georg Krünitz, Arzt und Naturwissenschafter belegt 1776 in der „Oeconomischen Encyclopädie“ die zahlreichen Verwendungen der Rosskastanie. In der Medizin fand sie bei Tollwut oder Schlangenbissen, Ruhr, Koliken, Fieber und Blasenentzündung ihren Einsatz. Auch als essbare Frucht gab es vielerlei Verwendung der Rosskastanie als Mehl für Brot und Kuchen oder einfach nur gekocht. Das Mehl der Samen diente als Waschmittel und wurde auch als „Seifenpulver“ zur Hautreinigung verwendet. Rosskastanienöl wurde zur Seifenfabrikation, als Speiseöl sowie als Schmierstoff für Maschinen verwendet. In Krünitz Niederschriften wird auch ein Einsatz als Ungeziefervernichter, Schnupftabak, Destillat, Bier und Farbstoff erwähnt. Sogar als Lichtquelle wurden die Samen der Rosskastanie verwendet. Leider hat der vielfältige Einsatz der Rosskastanie in der heutigen Zeit seine Bedeutung verloren. Sie wir beschränkt für Venenprodukte, ihre waschaktiven Eigenschaften in Reinigungsprodukten und das Holz für Schnitzereien verwendet. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 5 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM BOTANIK EINES VERGESSENEN BAUMES DIE ROSSKASTANIE – AESCULUS HIPPOCASTANUM Weitere Namen sind Gemeine Rosskastanie oder Weiße Rosskastanie, Sauerkeste, Wilde Kastanie, Gichtbaum, Kestebaum und Pferdekastanie. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 6 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM FAMILIE: Seifenbaumgewächse GATTUNG: Rosskastanie HÖHE: Bis zu 30 m ALTER: Bis zu 300 Jahre BLÜTE: April - Mai FRÜCHTE: September - November GATTUNG UND VERWANDSCHAFT Die Rosskastanien sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seifenbaumgewächse. Zur Gattung gehören rund 12 Arten darunter die Strauch Rosskastanie (Aesculus parviflora), die Rote Rosskastanie (Aesculus pavia) und die Fleischrote Rosskastanie (Aesculus carnea) . Die Edelkastanie (Castanea sativa) ist trotz der Namensähnlichkeit nicht mit der Rosskastanie verwandt. Sie gehört zu den Buchengewächsen. Der Gattungsname Aesculus wurde der Pflanze von Linnè nach einer von Plinius bezeichneten Eichenart gegeben. Er wird mit dem lateinischen Wort edere = essen in Zusammenhang gebracht, obwohl die Früchte der Rosskastanie nicht essbar sind. Die Artenbezeichnung Hippocastanum ist ein adaptierter Name aus alten Bezeichnungen bezugnehmend auf die ursprüngliche Verwendung als Pferdeheilmittel. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 7 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM VORKOMMEN Die Gewöhnliche Rosskastanie ist auf der Balkanhalbinsel beheimatet. Ihr Areal reicht von den Mittelgebirgen Griechenlands, Albaniens und Mazedonien. Es wird angenommen, dass ihre weitläufige Verbreitung auf eine jahrhundertlange künstliche Begrünung zurück führt. In ihren Standortansprüchen ähnelt die Rosskastanie der Hainbuche. Im natürlichen Areal wächst sie in Höhenlagen zwischen 900 – 1300 Meter, vor allem an schattigen und halbschattigen, feuchten Standorten. Sie ist eine Licht bedürftigte Art, und gedeiht daher auch an sonnigen Standorten. Vorwiegend kommt sie auf tiefgründigen, basen- sowie stickstoffreichen Böden mit einem neutralen bis alkalischen pH- Wert vor. MERKMALE Kennzeichnend für die Rosskastanie ist der kurze, oft rechts drehwüchsige Stamm. Die Holzstrukturen sind dabei längs des Stammes nicht genau senkrecht orientiert, sondern verdreht. Unter Wissenschaftlern wird diskutiert, ob dieser Drehwuchs angeboren ist oder durch die Erddrehung bzw. durch das Wandern der Sonne bedingt sein kann. HOLZ Das Rosskastanienholz ähnelt dem Holz der europäischen Pappel- und Weidenarten. Das Holz ist hellgelb bis weißlich und die einzelnen Jahrringe sind erst bei genauem hinsehen zu erkennen. Es ist außerdem ein leichtes, weiches Holz und lässt sich gut bearbeiten. Eine hohe wirtschaftliche Bedeutung kann man dem Holzverbrauch aber nicht zuweisen, da mit dem Drehwuchs die Biegefestigkeit abnimmt und es dadurch für viele Anwendungen unbrauchbar wird. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 8 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM BLÜTENSTAND Die Blütezeit reicht je nach Witterung von April/Mai bis in den Juni. Die 20 bis 30 cm großen, aufrecht stehenden und vielblütigen Rispen werden im Volksmund auch „Kerzen“ genannt. Aus bis zu 100 Einzelblüten setzt sich so eine Blütenkerze zusammen. Der Blütenstand ist männlich oder zwittrig. Die weißen, fünfzähligen Blüten haben solange sie befruchtungsfähig sind, einen gelben Fleck. Dieses Farbmal dient den Bienen und Hummeln als Wegweiser zum Nektar. Nur in dieser Phase wird der zuckerhältige Nektar (bis zu 70 %) produziert. Wenn die Blüten bestäubt wurden, färbt sich der Fleck rot. Das zeigt den Bestäubern, dass in den Blüten mit rotem Fleck nichts mehr an Nektar und Blütenstaub zu holen ist. Je Staubblatt gibt es eine der höchsten bekannten Pollenzahlen nämlich bis zu 26 000 Tausend. Je Blütenstand sind es bis zu 42 Millionen Pollen. Somit sind die Blüten der Rosskastanie eine wichtige Bienenweide! BLÄTTER Auffällig große lange Fiederblätter, oberseits sattgrün, kahl, schwach glänzend und unterseits hellgrün mit filzigen Adern. Der Blattstiel ist bis zu 20 cm lang und rinnig. Die einzelnen Fiederblätter, 5–7 an der Zahl, sind länglich verkehrt- eiförmig, 10 bis 20 cm lang und etwa 10 cm breit, vorn zugespitzt und mit doppelt gesägtem Blattrand. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 9 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM KNOSPEN Die Knospen sitzen gegenständig, mit einer auffallenden großen und dicken Endknospe, die eikegelig-spitz, mehrschuppig, glänzend und mit Gummi überzogen sind. Die Knospen erscheinen im Herbst. FRÜCHTE Baum wird mit 10–15 Jahren mannbar. Es werden bestachelte Kapselfrüchte gebildet, die im September/Oktober reifen. Die Kapselfrüchte enthalten meist einen, selten bis zu drei, große braune und glänzende Samen, die Kastanien, die für den Menschen ungenießbar sind. Die Rosskastanie zählt zu den Pflanzen, die ihre reifen Früchte mittels der Schwerkraft zu Boden fallen lassen (Barochorie). Beim Aufprall auf den Boden platzen die Kapseln in der Regel auf und entlassen ihre großen Samen, die je nach Bodenlage noch einige Meter weiter rollen. Diese sehr seltene Ausbreitungsform wird auch als Schwerkraftwanderung bezeichnet. Die Früchte keimen im nächsten Frühjahr unterirdisch. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 10 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM WURZELN Wie alle Rosskastanien ist die Gewöhnliche Rosskastanie ein Flachwurzler, mit weitstreichendem, starkem Wurzelwerk. Die Triebe sind dick und bräunlichgrau mit auffallender, fünf- bis neunspuriger Blattnarbe. NATÜRLICHE FEINDE In Deutschland wurde die Gewöhnliche Rosskastanie zum Baum des Jahres 2005 gewählt. Ein wichtiger Grund für diese Entscheidung war die Gefährdung der Baumart durch die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Durch eine erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Problem erhofft man sich schnellere Forschungserfolge für die Rettung der Bäume. Die Rosskastanienminiermotte wurde erstmals 1984 in Europa beobachtet, in Österreich erstmals 1989 und die sich rund 100 km pro Jahr ausbreitet. Die Motte legt zur Blütezeit bis zu 80 Eier auf der Oberseite der Blättern ab. Die geschlüpften Raupen fressen sich direkt in die Blattepidermis. Die befallenen Blätter welken durch die Fraßschädigung und fallen frühzeitig bereits im August ab, wodurch der Baum bei starkem Befall erheblich geschwächt werden kann. Bei stark befallenen Kastanien kann man eine zweite Blüte im August/September beobachten. Die Bekämpfungsmethoden durch Pflanzenschutzmittel sind wenig effizient. Es wird empfohlen das abfallende Laub sofort zusammen zu kehren, verbrennen und zu kompostieren. Dies ist nach jetzigem Wissenstand die einzige effiziente Maßnahme den Befall zu reduzieren. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 11 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM INHALTSSTOFFE DER ROSSKASTANIE Saponine, Aescin, Aesculin, Gummi, Phytosterin, fettes Öl, Chlorophyll, Bitterstoffe, Harze Flavonoide, Cumarine, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Zucker, Stärke. WIRKSTOFFE SAPONINE „Sapone“ heißt Seife. Die Samen der Rosskastanie enthalten 10-15 % Saponinverbindungen darunter auch Aescin, ein komplexes Gemisch aus 30 verschiedenen pflanzlichen Saponinen. Sie haben eine Oberflächenspannung vermindernde Wirkung, die beim Schütteln mit Wasser oft einen seifenartigen Schaum ergibt und ermöglichen die Entfernung von Fetten. Daher zählen sie zu den waschaktiven Substanzen. In der Rosskastanie dominiert ein 40 % Anteil des ß-Aescin. Es verändert die Durchlässigkeit der Venenwände, hemmt Entzündungen, beschleunigt die Entwässerung im Gewebe und dichtet die Blutgefässe ab. Aescin unterstützt die Elastizität der Venenwände. AESCULIN Aesculin gehört zu den Glucosidund Cumarinverbindungen. Wie auch andere Cumarine fluoresziert die Substanz unter ultraviolettem Licht in der Farbe Blau. Über diese Fluoreszenz in sonnenlichtbestrahlten, wässrigen Auszügen von Rosskastanienrinde wird bereits im 19. Jahrhundert berichtet. Diesen Effekt untersuchte der deutsche Chemiker Paul Krais (1866–1939), indem er Wolle und Flachs mit Aesculin haltigen Extrakten der Rosskastanie versetzte und damit eine optische Aufhellung erzielte. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 12 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM ANWENDUNGSGEBIETE In medizinischer Hinsicht finden die Samen, die Borke, die Blätter und die Blüte Verwendung. Nach der Kommission E dient die Rosskastanie der Behandlung chronischer Veneninsuffizienz, von Krampfadern, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Beinschwellungen. Für die Gewinnung von Rosskastanienextrakten werden insbesondere die Samen verwendet. Seltener benutzt man auch die Rinde und Blätter. Die wichtigen Inhaltsstoffe sind die Saponine sowie Gerbstoffe. Aescin unterdrückt die Histamin Ausschüttung und verhindert so die Erweiterung der Blutgefäße. Gleichzeitig unterstützt Aescin die Elastizität der Venenwände und fördert den venösen Rückfluss. NATURHEILKUNDE UND VOLKSMEDIZIN ERKÄLTUNGEN Ein Tee aus den Blüten hilft bei Erkältungen wie auch bei Durchfall, Rheuma und Husten. HUSTEN Ein Sirup aus frischen Knospen und Honig beruhigt Husten und wirkt auswurffördernd. SONNENBRAND Das Öl aus den grünen Schalen bietet vorbeugend Sonnenschutz und beschleunigt die Hautregenerierung nach Sonnenbrand. GEBÄRMUTTERBLUTUNGEN Werden mit der Essenz aus den frischen grünen Früchten gestoppt. VENENENTZÜNDUNGEN Auszüge aus Knospen, Samen, Blättern und Rinde wirken zusammenziehend und helfen gegen Venenentzündungen und Krampfadern. GESCHWÜRE Das Öl aus den Triebspitzen hilft gegen Geschwüre und beruhigt entzündete Haut. RHEUMA Die pulverisierten unreifen grünen Früchte lindern auf einer nassen Kompresse aufgetragen rheumatische Beschwerden. Auszüge aus Rinde und Samen werden zur Behandlung von Rheuma und Gicht verwendet. DARMKATARRHE Können mit Tees oder Tinkturen aus der Rinde gelindert werden. MAGNESIUMMANGEL Eine Sole Tinktur (je 10 Tropfen dreimal am Tag) aus Blättern und Samen führt dem Körper Magnesium zu. Kann auch bei Muskelentzündungen angewendet werden. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 13 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM HÄMORRHOIDEN Das Öl oder die Tinktur aus der Rinde wirkt abschwellend bei Hämorrhoiden, weiteres bei Rheuma, Gicht und Entzündungen. VERHÄRTETE BRUST Bei stillenden Frauen wird mit einem Brei aus Kastanienpulver, Gerstenmehl und Essig als Kompresse aufgetragen behandelt. NEURODERMITIS Bäder mit Rosskastanien und Milch beruhigen Juckreiz und irritierte Haut. NASENPOLYPEN Die Sole aus den Samen wirkt zusammenziehend gegen vergrößerte Polypen. MAGIE UND MYSTIK DER ROSSKASTANIE In der Mythologie scheinen beide Kastaniengattungen weder bei den Griechen noch Römern, noch bei den Germanen und Kelten eine besondere Rolle gespielt zu haben. Zwar gibt es seit einigen Jahren die so genannten keltischen Baumhoroskope, in denen auch die Kastanie auftaucht, doch sind dies durchwegs Horoskope aus neuerer Zeit. In diesen Horoskopen gilt die Kastanie – meist ohne die Art und Gattung genauer zu spezifizieren als die „Redlichkeit. Sie besitzt danach ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und ist der geborene Diplomat, wenn auch in Gesellschaft aufgrund gewisser Unsicherheit oft leicht reizbar und empfindlich. Aufgrund seiner Beliebtheit als Baum der Biergärten könnte man die Rosskastanie auch als Baum der Geselligkeit und Fröhlichkeit bezeichnen. Dies geht übrigens auf die Zeit Ludwigs I. von Bayern zurück, der im 18. Jahrhundert verfügte, dass der Bierausschank der Brauereien direkt in den Kellern und unter Kastanien erlaubt sei. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 14 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM SCHUTZAMULETT GEGEN RHEUMA In der Hosentasche getragen, sollen die Rosskastaniensamen ebenfalls rheumatische Beschwerden vorbeugen oder diese lindern. Diese Verwendung könnte auf der Tatsache beruhen, dass die Rosskastanien Wärme entwickeln und dadurch durch Kälte verursachten Krankheiten entgegenwirken können. ROSSKASTANIEN GEGEN WASSERADERN Unters Bett gelegt, sorgen die Samen für einen guten Schlaf. Die Energie von Wasseradern soll gestreut werden und wird durch die Rosskastanie besser verträglich. ENERGETISCHE RÄUCHERUNGEN Die getrockneten Pflanzenteile neutralisieren energetische Störungen und negative Energien in Räumen. Nach Räucherungen mit Rosskastanien nehmen fühlige Menschen die Räume als ruhig und wärmer war. BÖSER BLICK UND BLITZABWEHR Wer Rosskastanien mit sich trägt, soll vor Blitz und negativen Energien geschützt werden. BAUM DER GESELLIGKEIT Durch die Verbindung mit der Biergartenkultur fördert die Rosskastanie Lebensfreude und Geselligkeit. LERNBAUM Die Knospen helfen Lernerfahrungen schneller zu machen und sich aus Lernschleifen zu befreien. SEELISCHE AUSGEWOGENHEIT Die energetische Tinktur aus Rosskastanien soll helfen, die Mitte zwischen Tiefgründigkeit und Fröhlichkeit zu finden. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 15 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM ROSSKASTANIEN SAMMELN UND VERARBEITEN Die Bäume sollten nicht an stark befahrenen Straßen stehen, ebenso nicht an Hundeplätzen. Abklären ob der Baum gegen die Miniermotte behandelt wurde (gespritzt). Die Früchte sammeln und luftig, kühl aufbewahren. Bei zu feuchter Lagerung besteht die Gefahr der Schimmelbildung! Luftige Gemüsekisten, Papiertaschen oder Körbe eignen sich gut für die Aufbewahrung. Rosskastanien immer wieder wenden. Eine weitere Möglichkeit besteht die Rosskastanien im Garten direkt auf der Erde oder im Sand zu schichten. Nach dem Sammeln zügig verarbeiten (ca. 1 Woche). Zerkleinerte Früchte ca. 1 cm auf Backpapier, Blech, Leintüchern auflegen und luftig, sonnig oder warm trocken lassen. Immer wieder wenden. Alternativ die Rosskastanien im Backofen bei 40 – 100 C ° Umluft ca. 3 Stunden trocken. Immer wieder wenden. Das getrocknete Pulver in ein Gefäß füllen und bei Bedarf verwenden. Die Rosskastanien sind groß und die meisten Küchenmaschinen nicht für das Zerkleinern derartiger Samen ausgelegt. Vor dem Verarbeiten die Leistung der Maschine mit einer kleinen Menge testen! Es eignen sich Hochleistungsmixer, Ice-Crusher und Küchenmaschinen mit Aufsatz für Getreide, Fleischwolf, Hammer, Feinhäcksler. Getreidemühlen mit Steinwerk sind nicht empfehlenswert. Bei geeigneten Geräten können ca. 1-3 Handvoll Rosskastanien auf einmal zu Pulver vermahlen werden. Bei küchenüblichen Mixern sollten die Rosskastanien vorher geviertelt oder mit einem Hammer zertrümmert werden um den Maschinen den Arbeitsvorgang zu erleichtern. Für kulinarische Zwecke können die Rosskastanien geschnitten und die Samen aus der Schale gelöst werden. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 16 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM ROSSKASTANIEN DOSIEREN Verschmutzungsgrad Rosskastanienpulver Leicht verschmutzte Wäsche Normal verschmutzte Wäsche Stark verschmutzte Wäsche Frische Rosskastanien 30 g 50 g 70 g 50 – 60 g 80 – 100 g 100 – 150 g Apfelessig 30 ml 50 ml 60 ml Die Mengenangaben beziehen sich auf eine Waschtemperatur von 40 Grad, mit einer 2/3 Auslastung und einer durchschnittlichen Wasserhärte von 15. Bei Abweichungen sollte die Dosierung erhöht werden. Die Rosskastanien können 2-3 Mal zum Waschen verwendet werden wobei die Waschleistung um ca. 10 % pro Waschgang abnimmt. Durch Beigabe von zusätzlichen 10 % kann die Waschkraft wieder gesteigert werden. Oder man nimmt für den letzten Waschgang nur leicht verschmutze Wäsche. UNTERSCHIEDLICHE WASCHMETHODEN DIE FLÜSSIGWASCHMITTEL METHODE Die Seifenstoffe werden im Wasser aufgelöst, die Flüssigkeit abgeseiht und zum Waschen verwendet. Die gleiche Menge Rosskastanien kann 3-5 Mal zur Herstellung des Waschmittels verwendet werden. FLÜSSIGWASCHMITTEL HERSTELLEN 50 g getrocknete oder 100 g frisches Rosskastanienpulver werden bei 1 Liter kaltem Wasser verwendet. Die Rosskastanien und das Wasser in ein hohes Gefäß füllen und 1 Minute mit einem Pürierstab durch mixen. Alternativ ein Standmixer oder einfach in einem Schraubglas gut durch schütteln. Ebenso könnte die Flüssigkeit umgerührt und 1 Tag stehen gelassen werden. Anschließend die Flüssigkeit abseihen und 50 ml Apfelessig beigeben. Zum Waschen wird das Flüssigwaschmittel direkt in das Waschmittelfach oder in die Trommel gefüllt und das Waschprogramm wie gewöhnlich gestartet. Das Flüssigwaschmittel ist ungefähr 3 Tage haltbar. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 17 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM KONZENTRAT Eine Möglichkeit ist es ein haltbares Konzentrat aus Rosskastanien herzustellen. Dazu wird ein halbes Kilo getrocknete Rosskastanien oder 1 Kilo feuchtes Rosskastanienpulver in ein Gefäß gefüllt, 3 Liter Wasser beigegeben und mit dem Pürierstab 1 Minute gut durch gemixt. 1 Tag stehen lassen und abseihen. 200 g Natron oder 150 g Waschsoda/Borax in die Flüssigkeit auflösen und in Flaschen abfüllen. Zum Waschen werden ca. 300 ml davon verwendet. Bei stark verschmutzter Wäsche 500 ml. Luftdicht aufbewahrt ist dieses Konzentrat ungefähr 1 Monat haltbar. Ein weiteres haltbares Konzentrat aus Rosskastanien kann wie folgt hergestellt werden. Ein halbes Kilo getrocknetes oder 1 Kilo feuchtes Rosskastanienpulver in ein Gefäß füllen, 4 Liter Wasser beigeben und mit dem Pürierstab 1 Minute gut durch mixen. 1 Tag stehen lassen und abseihen. Die Flüssigkeit durch ein Feinsieb leeren, in einen Topf geben, aufkochen und die Flüssigkeit auf 2/3 reduzieren. 200 ml Apfelessig zugeben und noch heiß in 300 ml sterilisierte und hitzebeständige Gläser füllen. Pro Waschgang wird 1 Glas des Konzentrates verwendet. Haltbarkeit: 1 Jahr bei Zimmertemperatur. DIE SÄCKCHEN METHODE Bei dieser Methode werden die Rosskastanien gut verschlossen in ein Säckchen gefüllt und direkt mit der Wäsche (2/3 gefüllt) in die Trommel gegeben. Pro Säckchen 50 g getrocknetes Rosskastanienpulver oder 100 g frisches Rosskastanienpulver verwenden. 50 ml Apfelessig direkt in das Waschmittelfach füllen. Das Waschprogramm wie gewohnt starten. Das Säckchen gibt Seifenstoffe ab und bleibt bis zum Ende in der Trommel. Im Vergleich zu anderen Methoden werden die Rosskastanien somit rascher ausgelaugt und können nur 3 Mal verwendet werden. STARKE VERSCHMUTZUNGEN UND FLECKEN Bei starken Verschmutzungen und Flecken sollten diese für ein optimales Waschergebnis vorbehandelt werden. Waschverstärker 30 g Natron 20 g Waschsoda/Borax 100 ml Apfelessig 100 ml Gallseife Flecke und Verschmutzungen Schweiß, Rauch, Gerüche Fette, Öle, fetthaltige Verschmutzungen Rotwein, Pflanzenflecke, Obstflecke Rotwein, Pflanzenflecke, Obstflecke Die jeweiligen Waschverstärker werden in 1 Liter Flüssigwaschmittel gelöst. Flecken gut mit der Flüssigkeit tränken und ½ - 1 Stunde einwirken lassen. Danach die Wäsche mit dem restlichen Flüssigwaschmittel direkt in die Waschtrommel geben und wie gewohnt waschen. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 18 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM GESCHIRRSPÜLMITTEL Die Rosskastanie ist ein sehr gutes Geschirrreinigungsmittel und kann herkömmliche Geschirrspülmittel ersetzen. Verwendet werden die erwähnten Waschmittelkonzentrate die direkt in das Tab Fach geleert werden und das Programm wie gewohnt gestartet wird. Eine weitere Möglichkeit ist es, je nach Verschmutzungsgrad des Geschirrs, 300 – 500 ml frisches Flüssigwaschmittel vorzubereiten und dieses direkt in den Geschirrspüler zu füllen. Zu beachten sind zwei Punkte. Das Mittel sollte erst 1 Minute nach dem Start eingefüllt werden da die meisten Geschirrspüler mit einem Absaugprogramm beginnen und das Waschmittel abgesaugt würde. Im gewählten Programm sollte k e i n Vorspülen vorgesehen sein, sonst würde das Waschmittel vor der Hauptwäsche wieder weggespült werden. Das Geschirr kann auch mit einem Säckchen mit 20 g trockenen oder 50 g frischen Rosskastanienpulver gewaschen werden. Dazu wird das Säckchen in den Waschkorb gelegt und etwas Apfelessig in das Klarspülfach geleert. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 19 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM DER EFEU – HEDERA HELIX GESCHICHTE EFEU – EIN SAGENHAFTER EMPORKÖMMLING Wer kennt ihn nicht den immergrünen Klettermeister? Er windet sich an Bäumen, alten Gemäuern und Dachrinnen empor und schmückt als Zimmerpflanze unsere Wohnung. Zur Geltung kommt dieser eigenwillige Baumbewohner dann, wenn sich im Winter die Pflanzenwelt zurückgezogen hat. Bereits in der Antike galt der immergrüne Efeu als Sinnbild für ewiges Leben und die Zuverlässigkeit. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 20 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM SINNBILD FÜR TREUE UND UNSTERBLICHKEIT Efeu gilt aufgrund seiner engen Verbundenheit mit Bäumen auch als Sinnbild für Treue und Unsterblichkeit. Im antiken Griechenland wurde deshalb ein Efeuzweig zur Hochzeit gereicht, um damit den ewigen Bund der Ehe zu bekräftigen. Die Überlieferung eines nicht endenden Treuebundes zweier Liebender erzählt die Geschichte von Tristan und Isolde. König Marke ließ das Liebespaar an zwei verschiedenen Seiten der Kirche begraben, um sie auch im Tod zu trennen. An den Gräbern jedoch begannen Efeustöcke sich bis zum Dach der Kirche hochzuranken um sich dort wieder zu vereinigen. Efeu symbolisiert, wie auch viele andere immergrüne Gewächse das ewige Leben. So weisen alte Efeuabbildungen auf Särgen und an Kirchen auf christliche Hoffnung der Unsterblichkeit hin. BERAUSCHENDE FESTE Der Efeu war neben der Weinrebe im antiken Griechenland das Attribut des Dionysos des Gottes des Weines, des Rausches und der Fruchtbarkeit. Dionysos' Begleiterinnen trugen auf ihren Köpfen Efeukränze und hielten in ihren Händen oft einen mit Efeu umwundenen Thyrsosstab. Dieser Stab, der zudem noch mit Weinlaub umkränzt und an der Spitze mit Pinienzapfen versehen war, symbolisierte die Zeugungskraft und Fruchtbarkeit des Gottes. Da Efeublätter nicht nur die feurige Komponente der Ausgelassenheit nährten, sondern auch die vom Alkohol erhitzten Häupter zu kühlen vermochten, trug man während der festlichen Gelage Efeukränze. Mit der Zeit allerdings wurden die Feste immer schamloser, sodass sie in Verruf gerieten. Efeu wurde zur unreinen Pflanze erklärt und kurzer Hand aus so manchem Tempel verbannt. Wegen dieser extremen Ausgelassenheit nahm die Wertschätzung des Dionysos zusehends ab. Erst im 19. Jahrhundert erlebte der Efeu als einfaches Mittel der Volksheilkunde seinen Durchbruch als ernsthafte Arznei gegen Husten und Bronchitis. Dies geschah jedoch durch einen Zufall. Einem Arzt war aufgefallen, dass Kinder die Milch aus Schüsseln des Efeuholzes tranken, seltener Husten bekamen. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 21 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM Somit wurde er als Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege und der Milz eingesetzt. Aber auch bei der Ruhr (Durchfall) wurde der Efeu gebraucht. Daneben finden sich zahlreiche Rezepturen zur Schmerzbehandlung wie Glieder-, Kopf- oder Zahnschmerzen. Trotzdem war der Efeu aufgrund seiner Giftigkeit immer auch ein gefürchtetes Gewächs. Erst in der Neuzeit wurde festgestellt, dass die Früchte des Efeus giftig sind und auch die Blätter der Heilpflanze nur in sehr kleinen Mengen eingesetzt werden dürfen. Es ist, wie einst der Arzt Paracelsus treffend sagte: Allein die Dosis macht das Gift. Bei all den Sagen und Mythen, die sich um den Efeu ranken, ist es nicht verwunderlich, dass sich sein Gattungsname (Hedera) aus dem Griechischen ableiten lässt. „Hedra“ bezeichnet das Festsitzen der Wurzel und „helix“ steh für „sich winden, herumdrehen“. Das Volk nennt ihn auch Epich, Ewigheu, Mauerwurz, Schreckblätter, Hühneraugenkraut, Mauerepich und Wintergrün. BOTANIK GEMEINER EFEU – HEDERA HELIX FAMILIE: Araliengewächse (Araliaceae) GATTUNG: Efeu (Hedera) HÖHE: Bis zu 30 m ALTER: Bis zu 300 Jahre BLÜTE: Herbst FRÜCHTE: Frühjahr GATTUNG & VERWANDTSCHAFT Die Gattung HEDERA wurde 1753 von Carl von Linnè veröffentlicht. Die bekanntesten Verwandten des Efeus sind der Ginseng und die Taigawurzel. Es gibt bis zu 400 Efeu Sorten und 17 Efeu Arten. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 22 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM VORKOMMEN Der Gemeine Efeu ist in West-, Mittel- und Südeuropa bis in mittlere Gebirgslagen heimisch. Er bevorzugt als Standort Wälder und Auengehölze, Steinbrüche und Ruinen. Im Bereich der Auwälder deutet ein aufklettern des Efeus an den Bäumen auf eine höhere Luftfeuchte hin. Dies geht meist mit Veränderung der Blattformen im oberen Bereich einher. Der Efeu schadet dem bewachsenen Baum nicht, von einer umgreifenden Konkurrenz zu der weiteren Bodenvegetation ist nicht auszugehen. MERKMALE HAFTWURZELN Der immergrüne Kletterkünstler erobert 20-30m hohe Bäume, indem er sich mit seinen bürstenartigen Haftwurzeln an Baumrinden festklammert. Dem Efeu werden im Volksglauben zahlreiche schädigende Wirkungen auf Bäume nachgesagt. So soll er Bäume mit seinen Wurzeln „aussaugen“, die Baumkrone überwuchern und dem Baum das Licht nehmen, die Baumrinde Luft und Licht abschneiden, und den Stamm „erdrosseln. Zu der Möglichkeit, dass der Efeu seine Trägerbäume schädigen könnte, liegen in der Fachliteratur unterschiedliche Angaben vor. Mehrheitlich wird die Auffassung vertreten, dass der Efeu für Bäume unschädlich ist. Efeu wächst vorrangig am Stamm und an den starken Ästen der Bäume. Die für die Photosynthese wichtigen Blätter der Bäume befinden sich im Wald im oberen Teil der Baumkrone. Ein „Erdrosseln“ des Stützgehölzes, indem die wachsenden Efeutriebe den umschlungenen Baum am Dickenwachstum hindern konnte nicht nachgewiesen werden. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 23 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM BLÜTENSTAND UND SAMEN Efeu beginnt erst im Alter von 7 Jahren zu blühen und zwar im Herbst! Die gelblich – grünen Blüten, klein und unscheinbar, stehen in halbkugelförmigen Dolden. Sie sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig und mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter sind klein und dreieckig. Fünf und selten sechs freie Kronblätter haben eine Länge von 3-4 Millimeter und sind etwas kapuzenförmig. Die fünf Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Die Fruchtstände haben bei der Reife bläuliche oder grünlich – schwarze Beeren mit einer Länge von 5-9 Millimeter im Durchmesser. Vorsichtig, sie sind giftig! Selten können die Beeren auch gelb oder weiß sein. Die Beeren enthalten ein bis 5 Samen. Diese besitzen eine Länge von ca. 5,7 Millimeter. Die weißliche Samenschale ist runzelig. Der kleine Embryo besitzt zwei Kotyledonen (Keimblätter). BLÄTTER Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfachen, ledrigen Blattspreiten sind kahl. An den Jugendformen sind die Blattspreiten bei einer Länge von meist 4 bis 10, selten bis zu 25 Zentimeter handförmig gelappt mit drei bis fünf dreieckigen, ganzrandigen Blattlappen. Bei den blühfähigen Altersformen sind die Blattspreiten bei einer Länge von 6 bis 10 Zentimeter eiförmig bis rhombisch und nicht gelappt. Für medizinische Zwecke werden nur die Blätter der nicht blühenden Sprosse und unverholzte Sprossanteile verwendet. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 24 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM INHALTSSTOFFE Triterpensaponine (Hederacosid C), ätherische Öle, Polyine, Kaffeesäure, Rutin, Vitamine, Jod, Falcarinaol, Flavonoide. WIRKSTOFFE Efeublätter enthalten als Hauptwirkstoff bis zu 6% Triterpensaponine die für den wesentlichen Beitrag der Wirkung verantwortlich sind. Efeusaponine besitzen ausgeprägte fungizide und bakteriostatische Eigenschaften und greifen den Husten gleich auf mehreren Ebenen an. Das Hederacosid C wirkt krampflösend auf die Muskulatur der Bronchien. Das Alpha-Hederin soll in geringen Mengen eine leberschützende und venenstärkende Wirkung besitzen. In hohen Mengen wirkt es toxisch! Weiteres sind in der Pflanze geringe Mengen von Kaffeesäure und Rutin, Vitamine, Jod und Flavonoide enthalten. Manchmal kommt es durch den Kontakt mit frischen Efeublättern zu Hautreizungen, dafür wird der Stoff Falcarinaol verantwortlich gemacht. Weitere Wirkungen: Für das Saponingemisch und isolierte Saponine wurden ferner antivirale, antibakterielle, entzündungshemmende Effekte nachgewiesen, für die Saponine Alpha-Hederin, Hederasaponin C, Hederacolchisid E und F antioxidative Eigenschaften. Efeu wirkt somit schleimlösend, krampflösend, auswurffördernd, harn- und schweißtreibend, haut- und schleimhautreizend. ANWENDUNGSGEBIETE Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege, chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen und von Reizhusten. Bevorzugt eingesetzt bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen bei Kindern. 8. EFEU IN DER NATURHEILKUNDE UND VOLKSMEDIZIN Efeu ist eine uralte Kulturpflanze und wurden schon von den Kelten verehrt. Verhältnismäßig spät wurde er von der Volksheilkunde zur Behandlung von Husten und Tuberkulose herangezogen. Efeubeeren fanden als Brech- und Durchfallmittel Anwendung. Mancherorts wurde der Efeustamm angeschnitten und der austretende, harzähnliche Saft als Heilmittel angewendet. Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich bei Gallensteinen und allgemeinen Galleleiden, bei Beschwerden von Leber und Milz, bei Gicht, und Rheuma, äußerlich bei verschiedenen Hauterkrankungen und Hautbeschwerden wie Cellulitis, Geschwüren, Entzündungen, parasitären Erkrankungen und Nervenschmerzen sowie bei Verbrennungen. Ferner auch bei rheumatischen Beschwerden und bei Venenentzündungen. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 25 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM Die Naturforscherin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) schreibt dem Efeu eine kühlende Wirkung zu, der - äußerlich angewendet - bei unregelmäßigen Blutungen sowie gegen Gelbsucht hilfreich sein solle. In Verbindung mit Beinwell empfiehlt sie die Naturmedizin auch gegen Eingeweidebrüche. Schon damals, jenseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, war sie der Auffassung, dass die Krankheit in die Pflanze überginge und somit eine baldige Genesung zu erwarten sei. Sie riet jedoch vom inneren Genuss der schädlichen Ranke ab. „Der Efeu ist für den Menschen unnütz zu essen. Aber ein Mensch mit Gelbsucht dünste ihn in Fett und lege das Fett warm auf den Magen, und die Gelbsucht geht in jenes Kraut über, dass sogar die Haut des Menschen gelblich erscheinen wird.“ (Zitat Hildegard von Bingen) EFEU IN DER HOMÖOPATHIE Als hompöopathische Potenz (D3, D4, D6, D12, D30) bei Nasennebenhöhlenentzündungen, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Bronchitis, Keuchhusten. Blätterextrakte werden zu Keuchhustenmitteln verarbeitet. Obwohl die Bereitung von Efeu Tee kaum gebräuchlich ist, kann dieser aus einem Teelöffel Efeukraut (ca. 0,5-0,8g) und einer Tasse Wasser aufgebrüht werden. 10 Min. ziehen lassen. Bei Husten und Erkältungen, mit Honig gesüßt, ein – bis dreimal täglich trinken. Es wird jedoch geraten eine fertige Bronichalteemischung mit Efeu zu kaufen. URTINKTUREN Hedera helix wird durch ein einfaches Auszugsverfahren („Mazeration“) aus zerkleinerten, frischen, voll entwickelten, unverholzten, vor oder zu Beginn der Blütezeit geernteten Efeutrieben hergestellt. Als Lösungsmittel wird Äthanol verwendet. Mit Kontrollen wird die Einhaltung des Standards - auch hinsichtlich wichtiger Inhaltsstoffe - geprüft. Die Eignung von Urtinkturen für die Phytotherapie wurde niemals systematisch untersucht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die meisten Zubereitungen phytotherapeutisch wenigstens teilweise, wenn nicht sogar vollständig wirksam sind. Ein Verbraucher-Vorteil: Homöopathische Urtinkturen sind nicht selten deutlich preisgünstiger als ihr phytotherapeutisches Pendant. EFEU ALS BAUMESSENZ Die Baumessenz Efeu ist die Essenz der Partnerschaft, der Heiterkeit und der Inspiration. Sie fördert in Beziehungen und Partnerschaften das Verständnis und die Rücksichtnahme aufeinander. Leitsatz zu dieser Baumessenz: Öffnet das Herz. Hilft beim Miteinander mit dem Partner. Fördert die Inspiration und Kreativität. BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 26 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM DAS GEWÖHNLICHE SEIFENKRAUT - SAPONARIA OFFICINALIS GESCHICHTE Wegen ihres Saponingehalts dienten Auszüge aus der Wurzel früher als Seifenersatz (Pflanzenname). Aus diesem Grunde wurde das Gewöhnliche Seifenkraut auch in Europa noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts angebaut. Das Gewöhnliche Seifenkraut wurde bereits im Altertum zum Waschen der Wolle und später auch zur Reinigung von Kleidern mit empfindlichen Farben verwendet. Schon Hippokrates kannte dieses Waschmittel. In Restauratorenwerkstätten wird Seifenkrautlösung zur Reinigung von historischen Textilien und Möbelstücken verwendet. BOTANIK Das Gewöhnliche Seifenkraut (Saponaria officinalis), wird auch Seifenwurz oder Waschwurz genannt. Der Name leitet sich vom lat. sapo „Seife“ ab. FAMILIE: Nelkengewächse GATTUNG: Seifenkräuter HÖHE: 30 – 80 Zentimeter BLÜTE: Juni - Oktober BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at 27 GRÜNE WASCHKRAFT - PFLANZENSCHAUM MERKMALE Das gewöhnliche Seifenkraut wird 30–70 cm hoch und ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die unterirdische Ausläufer bildet. Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist meist unverzweigt, zerstreut kurzhaarig und dicht belaubt. Die Blätter sind lanzettlich und manchmal über 10 cm lang. Die Blüten finden sich in gestielten, doldigen Blütenständen in den oberen Blattwinkeln und am Ende des Stängels. Die Kronblätter mit dem Nagel sind 3–4 cm lang, rosa bis weiß und haben am Schlundeingang schuppige Nebenkrönchen. Der Kelch ist röhrenförmig und bis zu 2,5 cm lang. INHALTSTOFFE Die Wurzel enthält während verschiedener Wachstumsphasen Saponingehalte von bis zu 9 %. Hauptkomponenten sind Saponarosid A und B, Triterpensaponine und Quillajasäure. In geringen Mengen wurden weitere Saponine gefunden). Saporin bereits in Tests angewendet. Saponine bringen durch ihre Oberflächenspannung vermindernde Wirkung Wasser zum Schäumen und bilden dadurch eine seifenartige Lösung. ANWENDUNG Als Arzneidroge dienen vorwiegend die getrockneten Rhizome. Sie werden in Erkältungsteemischungen gegen trockenen Husten eingesetzt. In der Tumorbehandlung wird das aus dem Seifenkraut gewonnene pflanzliche Saporin bereits in Tests angewendet. Rhizomextrakte können als natürlicher Seifenersatz genutzt werden. Seifenkraut wäscht zwar nicht so rein wie die heutigen Hightech-Waschmittel aber ähnlich wie Waschnüsse ist es umweltschonend und greift den Stoff nicht an. Durch eine Spülung mit Essig wird kein Weichspüler mehr benötigt. REZEPT Für ein mildes Shampoo oder Waschmittel werden 100 g Seifenkraut (kann ein Gemisch aus Blättern und Rhizom sein) in einem halben Liter Wasser auf die Hälfte eingekocht. Bei stark kalkhaltigem Wasser sollte mit Essig oder Zitrone nachgespült werden. Es empfiehlt sich auch, das Wasser vorher mit etwas Natron zu enthärten. Vorsicht: beim Kochen kann viel Schaum entstehen! BARBARA FREYBERGER NATURKOSMETIK & WILDKRÄUTERSEMINARE www.diewildkraeuterei.com www.seifensieder.at