Also Sprach Zarathustra – Friedrich Wilhelm Nietzsche

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Geschichtsarbeit 2001
Friedrich Nietzsche
Also Sprach Zarathustra
Ein Buch für Alle und Keinen
Von Jonas Wyrsch und Emmanuel Baierlé, 6c
Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort .......................................................................................................................................... S. 3
2. Zum Autor: Friedrich Nietzsche..................................................... S. 3
1. Biografie ............................................................................................................................................... S. 3
2. Wer hat Nietzsche beeinflusst? ................................................................ S. 4
3. Inhalt des Buches ......................................................................................................... S. 4
1. Wer ist Zarathustra? ...................................................................................................... S. 4
2. Handlung ............................................................................................................................................ S. 6
1. Erster Teil ............................................................................................................................................... S. 6
1. Zarathustras Vorrede
S. 6
2. Die Reden Zarathustras
S. 7
2. Zweiter Teil.......................................................................................................................................... S. 8
3. Dritter Teil............................................................................................................................................. S. 9
4. Vierter Teil ............................................................................................................................................ S. 9
3. Entwicklung ..............................................................................................................................S. 10
.........................................................................................................................................................
................................................................................................................................................
4. Was Nietzsche unter dem Übermenschen
versteht........................................................................................................................................ S. 11
5. Nietzsche und das Dritte Reich .................................................... S. 12
1. Nietzsche und das Dritte Reich................................................................S. 12
2. Nietzsche contra Nazis .............................................................................................S. 14
3. Die Nazifizierung von Nietzsche ..........................................................S. 15
4. Wieso gerade Nietzsche ..........................................................................................S. 16
6. Bewertung .............................................................................................................................. S. 16
7. Nachwort................................................................................................................................. S. 17
8. Literaturverzeichnis.............................................................................................. S. 18
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1. Vorwort
Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts: Dies die Vorgabe einer Gruppenarbeit, die
uns dieses Frühjahr beschäftigte. Wir entschieden uns für das Werk Also sprach
Zarathustra von Friedrich Nietzsche, mit dem herausragenden Begriff: Der
Übermensch. Eine interessante Ausgangslage, handelt es sich bei diesem Buch
doch nicht um eine Sage oder ein Märchen, sondern um ein Philosophisches
Meisterwerk. Was also will Nietzsche mit dem Übermensch aussagen? Wir
begannen zu lesen und bald war klar, dass der Übermensch nicht ein Ungeheuer,
sondern ein anspruchsvoller und interessanter Gedanke zu einer neuen Sinngebung
des Lebens; eine Lehre, die durch die Hauptperson Zarathustra vermittelt werden
soll und welche die Gesellschaft scharf kritisiert, um ihr die Augen aufzureissen.
2. Zum Autor: Friedrich Nietzsche
2.1 Biografie
Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken (Sachsen) als Sohn eines
lutherischen Pfarrers geboren. Nach dem frühen Verlust seines Vaters (1849) zieht
er mit Grossmutter, Mutter, Schwester und zwei Tanten nach Naumburg, wo er
später das Gymnasium besucht. Bereits im Alter von zehn Jahren beginnt Nietzsche
Gedichte zu schreiben. Um 1864 nimmt er seine Studien in Theologie und klassische
Philologie in Bonn auf, verlässt Bonn aber ein Jahr später und siedelt sich in Leipzig
an, wo er unter anderen Richard Wagner kennen lernt, mit dem er noch lange eine
gute Freundschaft pflegt, ihn auch oft in Luzern besucht. Dies ist umso einfacher, da
er schon 1869 (25-jährig) als ausserordentlicher Professor der klassischen Philologie
nach Basel berufen wird. Dort lernt er Jacob Burckhardt kennen. Da er den Basler
Reisepass besitzt, meint er lange, er sei deshalb Schweizer. 1870 wird Nietzsche
ordentlicher Professor. Im selben Jahr erkrankt er schwer, nachdem er als freiwilliger
Helfer am Deutsch-Französischen Krieg teilnimmt. Er kehrt daraufhin wieder nach
Basel zurück und beschäftigt sich wieder mit seiner Vorlesungstätigkeit. Seine
Erkrankung, insbesondere ein schweres Augenleiden, lässt ihn jedoch nicht mehr in
Ruhe, so dass er sich 1876 beurlauben lassen muss und zur Erholung nach Italien
reist, wo er zum letzten Mal mit Wagner zusammentrifft. 1879 gibt er seine Stelle in
Basel endgültig auf. In den darauffolgenden Jahren haltet er sich in Venedig, Genua
und Sils-Maria auf. In dieser Zeit entstehen Werke wie MenschlichesAllzumenschliches, Morgenröte oder Die fröhliche Wissenschaft. Danach unternimmt
er eine Reise nach Sizilien, lernt Lou Salomé kennen, mit der er sich eng befreundet.
Nach ihrer Ablehnung seines Heiratsantrags, „flüchtet“ Nietzsche nach Genua und
später nach Rapallo, wo er den ersten Teil von Also sprach Zarathustra schreibt. Ab
1883 hält er sich abwechselnd in Mentone, Nizza und vor allem wieder Sils-Maria auf
und schreibt den zweiten und dritten Teil des Buches. In der Nähe von Sils-Maria,
am Silvaplanersee, war ihm 1881 der Schlüsselgedanke zu diesem Werk
gekommen: „Die ewige Wiederkehr des Gleichen“, die Menschheit dreht sich im
Kreise und „das Leiden des Menschen an sich selbst“ als grösste Krankheit des
Menschen, die nur durch mitleidloses Leben überwunden werden könne. Bis 1889
reist Nietzsche viel in der Schweiz und Norditalien herum und schreibt die Werke
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Jenseits von Gut und Böse, Genealogie der Moral, Der Fall Wagner, Die
Götzendämmerung, Der Antichrist, Ecce Homo und schlussendlich Nietzsche contra
Wagner. Dann kommt der geistige Zusammenbruch: Nachdem Nietzsche in Turin ein
geschundenes Pferd von Mitgefühl überwältigt umarmt, wird er nach Basel in eine
Nervenklinik gebracht, wo die Ärzte eine Krankheit diagnostizieren, welche durch
eine Geschlechtskrankheit, die er sich bei einem Bordellbesuch zugezogen hatte,
begründet wird. Seine Mutter pflegt ihn bis zu ihrem eigenen Tod (1897). In Weimar
lebt er zuletzt bei seiner Schwester und zerfällt psychisch und körperlich. Er stirbt am
25. August 1900.
2.2 Wer hat Nietzsche beeinflusst?
Die Person, die Nietzsche wohl am meisten beeinflusst hat, ist Arthur Schopenhauer,
der eine Philosophie hatte, die Nietzsche in vielen Bereichen als die einzig richtige
betrachtete. Nietzsche bezeichnete ihn oftmals als seinen Lehrer. Doch in seinen
Notizbüchern sind schon relativ früh kritische Töne gegen den Dogmatismus
Schopenhauers zu lesen.
Schon als Student arbeitete Nietzsche an einem neuen Griechenbild. Die
griechischen Götter, die Nietzsche beeinflusst haben, sind Dionysos, der für Leid und
Kampf im Dasein, aber auch für Lustempfinden steht und Apollo, der Repräsentant
der schönen, schaffenden Kunst. Nur durch ihr Wissen der Abgründe des Lebens
konnten die Griechen ihre grosse Kunst schaffen. Nietzsche erarbeitete auch eine
Theorie über die Entwicklung der griechischen Tragödie aus dem rituellen Chortanz
des Dionysoskultes. In der Tragödie konnten das Dionysche und Apollonische
kurzzeitig miteinander verschmelzen. Er lehnte aber den Intellektualismus Sokrates
mit seiner theoretischen Erkenntnis ab.
In der Musik Wagners glaubte er wieder die Tragödie gefunden zu haben, welche der
deutschen Kultur einen neuen Aufschwung geben würde. Nietzsche wurde also von
Wagner stark beeinflusst. Doch als Wagner sich mit Nazis und Antisemiten zu
unterhalten begann, war der Bruch zwischen Nietzsche und Wagner besiegelt.
Wagner entwickelte sich sogar zu einem Feindbild Nietzsches, Nietzsche betitelte
sein letztes Werk sogar Nietzsche contra Wagner.
3. Inhalt des Buches
3.1 Wer ist Zarathustra?
Zarathustra ist die Hauptperson im Buch „Also sprach Zarathustra“. Er übt Kritik an
unsere Gesellschaft und versucht neue Werte zu schaffen. Er will die Menschheit zur
Immanenz statt zur Transzendenz aufrufen.
Der Name Zarathustra hat Nietzsche von einem altpersischen Religionsgründer
übernommen, von dem man sagte:
„Diese Gestalt und dieser Gang und Haltung können nicht lügen, und nichts als
Wahrheit kann daraus hervorgehen“ (Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke, Kritische
Studienausgabe (KSA), München, Berlin, 1980, Bd. 14, S. 279)
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Es ist zu sagen, dass es Nietzsche wirklich sehr gut gelungen ist, eine souveräne,
selbstbewusste, beruhigende, weise, stark beeindruckende Person darzustellen.
Zarathustra spricht in einem halkyonischen Ton. Nietzsches Absicht war es mittels
diesem Stil einen Zustand mitzuteilen, der nur Eingeweihten zugänglich ist. Das
Buch bekommt also mit diesem Ton einen esoterischen Sinn. Halkyonisch ist ein
Ausdruck aus der griechischen Mythologie:
„Der Gott der Winde sendet den in Eisvögel verwandelten Keyx und Alkyone ruhiges
Wetter, damit sie im Winter nisten können. Diese windstillen Tage im Winter nannten
die griechischen Schiffer in der Antike nach dem Mythos halkyonisch.“ (Nietzsche für
Anfänger, S. 41)
Es ist eine philosophische Stimmung, die man so interpretieren kann, dass
Zarathustras radikal aufgeklärte Erkenntnis kalt ist, ja, sie lässt sogar alles erfrieren,
denn sie kommt ohne Gott und ohne Ideal daher. Und Zarathustras Erkenntnis stellt
einen Punkt der Ruhe und Gelassenheit nach einer stürmischen Zeit dar.
Der Stil im Zarathustra ist sehr seltsam für eine philosophische Schrift. Das ganze
Buch hat einen sehr biblischen Ton und oft kommen nur leicht abgeänderte
Bibelzitate vor. Aber Nietzsche sieht Zarathustra nicht als einen neuen
Religionsgründer:
„Hier redet kein „Prophet“, keiner jener schauerlichen Zwitter von Krankheit und
Willen zur Macht, die man Religionsstifter nennt.“ (KSA, Bd. 6, S. 259)
Man könnte seinen biblischen Stil so verstehen, dass Nietzsche mit etwas spielt, was
bis jetzt als heilig galt.
Zarathustra redet fast immer in Gleichnissen. Die Wirkung von Gleichnissen erklärt
Zarathustra im ersten Teil in „Von der schenkenden Tugend“ seinen Jüngern:
“Gleichnisse sind alle Namen von Gut und Böse: sie sprechen nichts aus, sie winken
nur. Ein Tor, welcher von ihnen Wissen will.
Achtet mir, meine Brüder, auf jede Stunde, wo euer Geist in Gleichnissen reden will. Da
ist der Ursprung euer Tugend.“ (S.78)
Zarathustra ist eine vielschichtige Person, die sehr viele Gesichter besitzt. Es kommt
sehr oft vor, dass Zarathustra sich widerspricht, doch dies war Nietzsches Absicht.
Denn Zarathustra ist die Zusammensetzung von sehr vielen verschiedenen Facetten.
Er betrachtet auch verschiedene Probleme aus verschiedenen Perspektiven.
Im zweiten Buch in „Von der Erlösung“ steht:
„Und auch ihr fragtet euch oft: „wer ist uns Zarathustra? Wie soll er uns heissen?“ Und
gleich mir selber gabt ihr euch Fragen zur Antwort.
Ist er ein Versprechender? Oder ein Erfüllter? Ein Erobernder? Oder ein Erbender? Ein
Herbst? Oder eine Pflugschar? Ein Arzt? Oder ein Genesener?
Ist es ein Dichter? Oder ein Wahrhaftiger? Ein Befreier? Oder ein Bändiger? Ein Guter?
Oder ein Böser?“ (S.142)
Wichtige Eigenschaften Zarathustras sind seine Rolle als Schaffender, Liebender
und Vernichter, und die Synthesis von diesen Eigenschaften, die sich eigentlich
widersprechen, stellt dann die komplexe Person des Zarathustras dar. Doch
eigentlich kann man diese Eigenschaften so verbinden: Zarathustra liebt die
Menschheit und will ihnen helfen neue Werte zu erschaffen, doch damit man etwas
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Neues erschaffen kann, muss man das Alte zerstören. Doch dies ist nur eine sehr
grobe Vereinfachung.
Eine weitere zentrale Charakteristik Zarathustras ist sein Ekel. Dieser Ekel steht im
Zusammenhang mit Zarathustras „abgründlichstem“ Gedanken, nämlich dem
Gedanken der ewigen Wiederkehr des Gleichen und der Verneinung jeglicher
Transzendenz. Beim Auftauchen dieses Gedanken, macht sich dieser Ekel bei
Zarathustra bemerkbar und Zarathustra stürzt „gleich einem Todten“ nieder. Er
empfindet diesen Ekel gegenüber der Menschheit, besonders klar wird dieser Ekel
gegenüber dem „Gesindel“:
„Sondern ich fragte einst und erstickte fast an meiner Frage: wie? hat das Leben auch
das Gesindel nöthig?
[...]
Nicht mein Hass, sondern mein Ekel frass mir hungrig am Leben! Ach, des Geistes
wurde ich oft müde, als ich auch das Gesindel geistreich fand!“ (S.100)
Und im Zusammenhang mit Zarathustras „abgründlichstem“ Gedanken ist dieser
Ekel fast unausstehlich.
Doch Zarathustra ist stark und kann diesen Ekel überwinden. Nach sieben Tagen
Genesung ist sein Ekel ganz überwunden.
Seine Lösung für die Lehre der ewigen Wiederkunft ist der Übermensch. Denn nur er
kann diesen schrecklichen Gedanken mit Leichtigkeit hinnehmen.
Zarathustras Ziel ist es also den Übermenschen zu verwirklichen. Bevor die
Menschheit aber einen Übermenschen schaffen kann, müssen die Unterschiede in
der Menschheit so gross werden, dass ein „höherer Mensch“ entsteht. Und nur
dieser „höhere Mensch“ wird dann in der Lage sein, den Übermenschen zu
erschaffen.
3.2 Handlung
3.2.1 Erster Teil
3.2.1.1 Zarathustras Vorrede
Der erste Teil fängt mit einer Rede von Zarathustra an die Sonne an. Zarathustra war
im Alter von dreissig Jahren in das Gebirge gezogen und lebte dort zehn Jahren in
Einsamkeit. In seiner Rede an die Sonne teilt er ihr mit, dass er seiner Weisheit
überdrüssig geworden ist und dass er jetzt verschenken und austeilen möchte, aber
dafür muss er wieder zu den Menschen. Auf seinem „Untergang“ (S.11) begegnet
Zarathustra einem Heiligen. Er erzählt dem Heiligen, er wolle der Menschheit ein
Geschenk bringen. Doch der Heilige will Zarathustra davon abraten. Im Gegenzug
aber fragt der Heilige Zarathustra, was er denn für sie [der Heilige und sein Gott]
mitbringe. Nachdem der Heilige diese Worte gesprochen hat, verabschiedet sich
Zarathustra sich vom Heiligen und sagt sich:
„Sollte es den möglich sein! Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch nichts davon
gehört, dass Gott tot ist!“ (S.13)
Zarathustra kommt in eine Stadt, wo viele Leute auf dem Marktplatz versammelt
sind. Sofort fängt Zarathustra an eine Rede über die Lehre des Übermenschen zu
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halten. Er versucht ihnen klar zu machen, dass der Mensch nur ein Übergang
zwischen Tier und Übermensch ist. Seine Rede kommt bei den Leuten schlecht an
und er wird nur verspottet.
Auf dem Marktplatz fängt jetzt die Vorführung eines Seiltänzers an. Während sich der
Seiltänzer langsam auf dem Seil fortbewegt, kommt ein zweiter Seiltänzer, der viel
schneller ist. Er überspringt den ersten Seiltänzer, welcher vom Seil hinunterfällt.
Zarathustra kümmert sich um den hinuntergefallenen Seiltänzer, der nach kurzer Zeit
stirbt. Er lädt den Leichnam auf seinen Rücken und macht sich auf den Weg.
Am nächsten Tag geht ihm ein Licht auf:
„Gefährten brauche ich, und lebendige – nicht tote Gefährten und Leichname, die ich
mit mir trage wohin ich will. [...] Nicht zum Volke rede Zarathustra, sondern zu
Gefährten! [...] Viele wegzulocken von der Herde – dazu kam ich.“ (S.24)
Zarathustra beschliesst also nur noch mit einzelnen herausragenden Menschen zu
sprechen, um sie für seinen Plan zu gewinnen.
3.2.1.2 Die Reden Zarathustras
In seinen Reden kritisiert Zarathustra die Gesellschaft und ihre moralische
Bewertungen und Verpflichtungen. Er hält Reden über Tugendhaftigkeit,
Leidenschaft, Prüderie und Körperfeindlichkeit, Verbrechen, Krieg, Staat, Keuschheit,
Freundschaft, Nächstenliebe, Verhältnis von Mann und Frau, Partnerschaft und
Erziehung, und auch über den Freitod.
Die erste Rede („Von den drei Verwandelungen“) handelt von einer Metamorphose in
drei Stufen eines Geistes zum Übermenschen. Die erste Stufe dieser Metamorphose
ist die Verwandlung zu einem beladenen Kamel, das für den beladenen,
voreingenommenen Geist steht. Dann wird dieser beladene Geist zu einem freien
Geist, in seiner Metapher zu einem Löwen, der versucht sich die Freiheit zu
erbeuten. Dieser Geist löst sich nämlich vom „Du-sollst“ und sagt „ich will“. Die letzte
Verwandlung ist dann die Verwandlung vom Löwen zum Kind, das einen spielenden
Geist darstellt, der es bejaht, spielend Neues zu schaffen.
Die erste Rede hilft die Art und Weise des Denkens und Philosophierens im
Zarathustra besser zu verstehen.
Mit seiner Rede „Von den Hinterwäldlern“ will Zarathustra den Menschen klar
machen, dass sie einen Sinn des Lebens nicht im Überirdischen zu suchen haben,
sondern ihn auf der Erde selbst suchen sollen.
Der erste Teil des Zarathustras endet mit dem Kapitel „Von der schenkenden
Tugend“. Zarathustra will Abschied von seinen Jüngern nehmen und wieder in die
Einsamkeit zurückkehren. Zu seinem Abschied schenken ihm seine Jünger einen
Stab, dessen Ende eine goldene Sonne, umzingelt von einer Schlange, ist. Er erklärt
seinen Jüngern, wieso Gold so wertvoll ist, nämlich weil es immer Glanz schenkt.
Gold ist für ihn das Abbild der höchsten Tugend, nämlich der schenkenden Tugend:
„Ungemein ist die höchste Tugend und unnützlich, leuchtend ist sie und mild im
Glanze: eine schenkende Tugend ist die höchste Tugend.“ (S.77)
Die Schlange seines Stabes symbolisiert die Erkenntnis.
In dieser Rede erläutert Zarathustra auch die Aufgabe von Gleichnissen. Ihre
Aufgabe ist nämlich nicht die Verbreitung von Wissen, sondern sie sollen nur
„winken“ (S.78), um die Menschen aufmerksam auf besondere Sachen zu machen.
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Und wenn man in Gleichnissen zu reden beginnen will, so ist das laut Zarathustra
der Ursprung der Tugend.
Im zweiten Abschnitt „Von der schenkenden Tugend“ macht er seinen Jüngern einen
Aufruf zur Immanenz:
„Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde zurück – ja, zurück zu Leib und
Leben: dass sie der Erde ihren Sinn gebe, einen Menschen-Sinn!“ (S.79)
Im dritten Abschnitt nimmt dann Zarathustra Abschied von seinen Jüngern und gibt
ihnen den Auftrag sich selber zu finden. Er sagt ihnen auch, dass er sie alle hätte
betrügen können:
„und erst, wenn ihr mich alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren“ (S.81)
3.2.2 Zweiter Teil
Zarathustra verbringt einige Jahre in seinem Gebirge in der Einsamkeit. Seine
Weisheit nahm wieder zu und Zarathustra will wieder zurück zu denen, die er liebte:
„denn er hatte ihnen noch viel zu geben.“ (S.85)
Und vor allem ist seine Lehre in Gefahr verfälscht zu werden, darum muss er zurück,
um seine Lehre wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
Er kündet seine Wiederkehr gross an:
„Ja, auch ihr werdet erschreckt sein, meine Freunde, ob meiner wilden Weisheit; und
vielleicht flieht ihr davon samt meinen Feinden.“ (S.87)
„Auf den glückseligen Inseln“ ist ein sehr prägnantes Kapitel. Es enthält ziemlich
alles was im zweiten Teil vorkommt, einfach in einer sehr komprimierten Art. Der
zweite Teil ist ein Aufruf zur Immanenz und er lehnt die Verachtung des Daseins ab.
In „Auf den glückseligen Inseln“ erklärt Zarathustra wieso es keine Götter gibt und
geben kann und an was seine Jünger glauben sollen.
„Gott ist eine Mutmassung; aber ich will, dass eure Mutmassen nicht weiter reiche als
euer schaffender Wille.“ (S.88)
Es ist ja selbstverständlich, dass man keinen Gott schaffen kann, doch einen
Übermenschen kann man schaffen. Der Hauptgrund der Zarathustra angibt, warum
es keine Götter gibt, ist:
„Wenn es Götter gäbe, wie hielt ich’s aus, kein Gott zu sein! Also gibt es keine Götter.“
(S.88)
In weiteren Reden nimmt er Stellung zum Mitleid, zu den Priestern, zur Moralität und
zum Problem der Ungleichheit der Menschen.
In „Von der Selbstüberwindung“ und „Von der Erlösung“ führt er einen wichtigen
Punkt ein, nämlich der „Wille zur Macht“. Er klärt auch sein Verhältnis zum Leben
und stellt seine Sicht auf das Leben dar.
Der zweite Teil endet mit dem Abschied von Zarathustra von seinen Freuden, bei
diesem Abschied weint Zarathustra. Er nimmt von seinen Freunden Abschied, weil er
seine Freunde vor seinem „schwersten“ Gedanken verschonen will.
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3.2.3 Dritter Teil
Auf dem Weg zurück in seine Höhle fasst er endlich den Mut, diesen „schwersten“
Gedanken auszusprechen, nämlich sein „Wiederkunftsgedanke“. Diese Lehre erklärt,
dass das ganze Leben eine unendliche Repetition ist. Ein Mensch würde bei der
Erkennung dieser Wahrheit in sich zusammenbrechen, doch ein Übermensch
erhielte dadurch nur die Bestätigung, dass seine Schaffenskraft enorm gross und
völlig ungehemmt ist. Nur der Übermensch könnte also diesen
Wiederkunftsgedanken mit Leichtigkeit ertragen.
Später werden Tiere Zarathustra ihre Meinung zu diesem Gedanken darlegen.
Zarathustra macht noch weitere Überlegungen zu diesem Wiederkunftsgedanken
aus immer wieder neuen Perspektiven. Die Sprache des Zarathustras wird viel
poetischer.
Seine Reden sind sehr oft nicht mehr an alle Jünger gerichtet, sondern oft nur an
vereinzelte oder nur an sich selbst.
3.2.4 Vierter Teil
Im vierten Teil wandert Zarathustra auf der Suche nach dem „höheren Menschen“,
eine Vorstufe des Übermenschen, umher. Er begegnet nur einzelnen Personen, die
oft facettenreiche Kontrastfiguren zu Zarathustra darstellen, die er zu einem
abendlichen Fest in seiner Höhle einlädt. Diese Personen sind „Repräsentanten
geistiger Strömungen, die zwar den nihilistischen Grundzug des Zeitalters
durchschaut haben und an ihm leiden, selbst aber zu schwach sind, ihn zu
überwinden.“ (Kindlers neues Literaturlexikon, S.418f)
Er begegnet Königen, mit denen er sich über die Privilegien der besseren Menschen
unterhält. Später trifft er einen „Geissenhaften des Geistes“, mit dem er über
Gewissheiten diskutiert. Es folgt ein Treffen mit einem „Zauberer“, eigentlich einem
Illusionskünstler, der sich die Dichtung zur Aufgabe gemacht hat. Zarathustra
begegnet auch dem Papst ausser Dienst, der seinen Gott verloren hat. Dann trifft er
den „hässlichsten Menschen“, der sich als der Mörder Gottes entpuppt. Das Motiv
dieser nach Zarathustra grossen Tat ist die Selbst-Verachtung dieses Menschen. Zu
einem späteren Zeitpunkt unterhält sich Zarathustra mit einem „freiwilligen Bettler“,
einer seltsamen Person, die den Sinn des Leben nicht im Jenseits sucht, aber nicht
an eine Utopie glaubt. Schliesslich folgt die Begegnung mit dem „Schatten“, einem
freien Geist, der sich aber in agnostischer Beliebigkeit verliert.
Als Kontrastierung zu den Begegnungen mit all diesen Personen kann man
Zarathustras Mittagschlafe deuten, die einen kurzen Einblick in heitere
Vollkommenheit und Vollendung ermöglichen.
Es findet das Abendmahl in Zarathustras Höhle statt. Zarathustra wird klar, dass
seine Suche nach dem höheren Menschen beendet ist, denn seine Gäste selbst,
sind der „höhere Mensch“. Zarathustras Höhle füllt sich mit Lachen und Lärmen.
Doch Zarathustras Ziel den Übermenschen zu finden ist noch nicht beendet, doch es
ist nicht mehr weit entfernt. Im Abschnitt „Das Zeichen“ ist Zarathustra bereit den
letzten Schritt zu seinem Ziel zu machen. Er distanziert sich endgültig von den
höheren Menschen. In seinem Leben ist nur noch Platz für die Zukunft von ihm und
„seinen Kindern“.
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„Mitleiden! Das Mitleiden mit dem höheren Menschen! schrie er auf, und sein Antlitz
verwandelte sich in Erz.
Wohlan! Das – hatte seine Zeit!
Mein Leid und mein Mitleiden – was liegt daran! Trachte ich denn nach Glücke? Ich
trachte nach meinem Werke!
Wohlan! Der Löwe kam, meine Kinder sind nahe, Zarathustra ward reif, meine Stunde
kam: Dies ist mein Morgen, mein Tag hebt an: herauf nun, herauf, du grosser Mittag!“
(S.331)
Der vierte Teil endet mit dem Verlassen Zarathustras, „glühend und stark, wie eine
Morgensonne, die aus den dunklen Bergen kommt“(S.331), seiner Höhle.
3.3 Entwicklung
Der erste Teil beginnt mit dem Verlassen Zarathustras seiner Höhle, um der
Menschheit ein „Geschenk“ zu bringen. Während seinem Umherwandern hält er
verschiedene Reden, die grösstenteils als Motiv eine gesellschaftliche Kritik
enthalten. Er versucht schon im ersten Teil seine Lehre des Übermenschen unter die
Leute zu bringen, doch die Masse spottet ihn und seine Lehre nur aus. So lehrt er
seine Theorie des Übermenschen nur einzelnen herausragenden Personen – seinen
Jüngern.
Das Ende des ersten Teils ist die Rückkehr Zarathustras in seine Höhle.
Nach einigen Jahren kehrt Zarathustra zu seinen Jüngern zurück, da er seine Lehre
in Gefahr sieht. Im zweiten Teil übt er auch wieder reichlich Kritik an der
Gesellschaft, doch es geht ihm vor allem darum die dahinterstehende Problematik
darzustellen. Er zeigt auch seine Verachtung für „Jenseits-Lehren“ und ruft die
Menschen zur Immanenz auf. Seine Lehre des „Willen zur Macht“ wird im zweiten
Teil genauer erläutert. Zarathustras Reden zu seinen Jüngern, die er jetzt Freunde
nennt, sind viel freundlicher und reifer geworden. Nietzsche flechtet auch ein paar
lyrische Partien ein. Auch am Ende des zweiten Teils macht sich Zarathustra wieder
auf den Weg zurück zu seiner Höhle, aber diesmal mit Trauer, denn er hat noch
vieles seinen Freuden zu erzählen. Doch er muss zurückkehren, denn er will seine
Freunde vor seinem „schwersten Gedanken“ verschonen.
Der dritte Teil beginnt damit, dass Zarathustra auf eine Insel gelangt. Dieser Teil hat
viel mehr Handlung und Bewegung als die ersten zwei. Auch sprachlich hat sich im
dritten Teil vieles verändert. Nietzsche scheut auch nicht davon zurück sprachliche
Formen und Bilder an die Extreme, auf die man im dritten Teil stösst, anzupassen.
So stehen neben dramatischem Monolog, Hymne, Schmährede, Selbstgespräch und
rondoartig sich wiederholende Textstrukturen, aber auch Berichte von Visionen und
Rätseln. In diesem Teil spielt vor allem die Lehre der ewigen Wiederkunft eine sehr
wichtige Rolle. Kein Wunder, dass sich Zarathustras „Ekel“ hier zu seinem
Höhepunkt entwickelt. Etwa in der Mitte des dritten Teils geht dann Zarathustra
wieder zurück in seine Höhle, wo er dann nur noch mit sich selbst und seinen Tieren
spricht.
Am Anfang des vierten Teils bricht Zarathustra dann wieder einmal auf. Auf seiner
Wanderung trifft er einige wichtige Persönlichkeiten, die er zu einem Fest in seiner
Höhle einlädt. Zarathustras Ziel, nämlich die Verwirklichung des Übermenschen,
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rückt näher. An seinem abendlichen Fest stellt er fest, dass er den „höheren
Menschen“, die Vorstufe des Übermenschen, gefunden hat, es sind nämlich seine
Gäste. Die Metamorphose des Geistes (welche in der ersten Rede des Zarathustras
„Von den drei Verwandlungen“ erklärt wird) dieser Personen befindet sich im
Stadium des Löwen, sie haben also das Kamelstadium hinter sich.
Sprachlich hat der vierte Teil auch wieder Neues zu bieten. Nietzsche macht
Gebrauch von Dionysos-Dithyramben, dies sind gedichtartige Texte in freien
Rhythmen. Dithyrambus war in der Antike ein Kultgesang für Dionysos. Mit dieser
sprachlichen Form will Nietzsche eine besondere philosophische Stimmung
hervorbringen.
Die Verwirklichung des Übermenschen scheint am Ende des vierten Teils schon bald
Realität zu werden. Zarathustra empfindet schon Mitleid für die „höheren Menschen“.
Er ist sich sicher, dass „sein Tag“, der nur noch ihm und „seinen Kindern“ gehören
wird, bald kommen wird. Mit „seinen Kindern“ ist das letzte Stadium eines Geistes in
der Entwicklung zum Übermenschen gemeint. „Seine Kinder“ haben also das LöwenStadium erfolgreich abgeschlossen und sind nun freie Geister, die spielerisch Neues
zu schaffen wissen. Es ist der Geisteszustand eines Übermenschen.
Der vierte Teil endet dann mit dem Aufbruch Zarathustras.
4. Was Nietzsche unter dem Übermenschen versteht
Der Begriff Übermensch (griech. Hyperanthropos) tauchte erstmals vor 2000 Jahren
bei Lukian im Dialog „Die Hadesfahrt und der Tyrann“ auf. Danach wurde dieser
Begriff von weiteren wichtigen Schriftstellern wie Heinrich Müller, J. G. von Herder,
Goethe, T. G. von Hippel, Jean Paul und natürlich Friedrich Nietzsche benutzt.
Grundsätzlich muss man zwischen drei verschiedenen Typen von Übermenschen
unterscheiden, nämlich dem göttlichen, dem menschlichen und dem unmenschlichen
Übermenschen. Nietzsche ist der Vertreter des unmenschlichen Übermenschen.
Unter dem Übermenschen muss man sich eine neue Gattung denken, die über dem
Menschen, ihrem Vorfahren, steht. Es gibt sehr viele Parallelen zwischen Nietzsches
Übermensch und die Götter von Epikur, einem Altgriechen, den Nietzsche sehr
bewunderte. Seine Götter leben getrennt von den Menschen und sind von allem
Menschlichem losgelöst. Sie sind vollkommen unerschütterliche Wesen. Nietzsches
Übermensch ist auch eine vollkommen autarke und autonome Gattung. Ihre
wichtigste Eigenschaft ist die Machtvollkommenheit, welche sich durch
Selbstbestimmung und Selbstständigkeit äussert. Der Übermensch ist also nicht, wie
oft fälschlicherweise angenommen wird, ein Herrenmensch, der über die Menschheit
herrscht.
Der Keim für Nietzsches Lehre vom Übermenschen ist in seiner Lehre der ewigen
Wiederkunft des Gleichen zu suchen. Diese Lehre Nietzsches entstand während
seiner langjährigen Auseinandersetzung mit dem griechischen Pessimismus.
Nietzsches Lösung für diese, für die Menschen so schreckliche, Lehre ist der
Übermensch.
Nietzsches Übermensch ist ein Aufruf zur Immanenz an die Menschheit. Nietzsches
Meinung nach soll der Mensch den Sinn des Lebens nicht im Jenseits suchen,
sondern im Diesseits. Da der Mensch aus seiner eigenen Kraft fähig den
Übermenschen zu verwirklichen ist, kann man den Übermenschen als neuen Sinn
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der Menschheit sehen. Hingegen wäre das Erschaffen eines Gottes durch Menschen
unmöglich.
Um den Übermenschen verwirklichen zu können, müssen die Menschen zuerst
einen „höheren Menschen“ erschaffen. Aber um diesen „höheren Menschen“
überhaupt erschaffen zu können, muss die Menschheit einsehen, dass die
Menschen nicht gleich sind. Erst die Ungleichheit des Menschen ermöglicht, dass
einige Menschen „in die Höhe“ gehen, um den „höheren Menschen“ zu verwirklichen.
Dafür müssen andere „in die Tiefe“. Nietzsche setzt also auf die Wichtigkeit der
Unterschiede der Menschen und der gesellschaftlichen Distanzierung, auf die
Verschärfung der Gegensätze.
5. Nietzsche und das dritte Reich
Der Einfluss von Nietzsches Denken auf das dritte Reich ist stark umstritten. Man
benötigt keine fundierten Kenntnisse über seine Werke, um zu sehen, dass es ganz
offensichtliche Parallelen zwischen seiner Denkweise und der Naziideologie gibt.
Gerade wenn man sich nur oberflächlich mit seinen Büchern auseinandersetzt,
scheint es, als ob er der geistige Erfinder der nationalsozialistischen
Weltanschauung sei.
Als ideales Beispiel dient da der Übermensch, der als Vorbild der Arier verstanden
werden könnte. Einige Historiker sind sogar der Meinung, die Massenmorde des
zweiten Weltkrieges hätten nicht stattgefunden, wäre nicht Nietzsches „Vordenken“
gewesen. Ob das dritte Reich durch weiterführende Interpretationen seiner Werke
begründet werden kann, die Nietzsche vielleicht gar nie beabsichtigt hatte, ist eine
weitere Frage. Ein wichtiger Punkt ist auch der Einfluss seiner Schwester, die einige
seiner Schriften zusammengestellt hat, so dass ein falsches Bild seiner
Überzeugungen entstand. Unbestritten sind viele seiner Lehren wie der Wille zur
Macht, die als Schlagwörter im dritten Reich benutzt wurden, welche allerdings auch
ganz anders interpretiert werden können, als sie im dritten Reich ausgelegt wurden.
Andere Historiker wollen keinen Zusammenhang zwischen Nietzsche und dem
Nationalsozialismus sehen. Sie werfen seinen Kritikern im Gegenzug sogar
fehlendes intellektuelles Verständnis und die Ignoranz seiner Gedanken vor.
Aktuelle Studien behaupten die Verbindung zwischen Nietzsche und dem
Nationalsozialismus basiere nicht auf Ähnlichkeiten, sondern auf gewissenlose
Fehlschlüsse.
Dass heute noch Studien über so „alte“ Werke erstellt werden, zeigt die Brisanz und
immer noch geltende Aktualität Nietzsches Denken.
5.1 Nietzsche und das dritte Reich
Nietzsche wurde von verschiedenen, hohen Nazibeamten als spiritueller Vater ihres
Reichs bezeichnet. Diese Aussage ist noch nicht massgebend, wichtiger ist die
Frage, ob die Führer, insbesondere Adolf Hitler, von Nietzsche wussten und wie
genau ihre Kenntnisse seiner Gedanken waren.
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Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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Adolf Hitler war nicht nur mit dem Namen und vielen Aussagen Nietzsches vertraut,
wovon er einige in seinem Buch Mein Kampf zitiert. Mehr noch: Er verehrte
Nietzsche. Allzu fundiertes und genaues Wissen Hitlers über ihn ist jedoch
umstritten, weil Hitler in keinem schriftlichen Dokument irgend eine ausdrückliche
Bemerkung über Nietzsche macht. Es gibt Zeugenaussagen, welche beschreiben,
wie Hitler ihn als einer der grössten Denker bezeichnet und sogar ausgesagt haben
soll, dass man diesen „grossartigen Mann nur lieben“ könne, wenn man ihn so gut
kenne wie er. Bestärkt werden diese Aussagen durch einige in Archiven gefundene
Dokumente, welche Pläne für ein Auditorium zu Gedenken Nietzsches enthalten, in
dem seine Ideen mittels Konferenzen, Seminare und Workshops verbreitet werden
sollten.
Es ist bekannt, dass Hitler nicht philosophisch orientiert war und nur Gewicht auf die
oberflächlichen Ideen von Philosophen legte, jedoch grosses Interesse für Ansätze
zeigen konnte, je mehr sie seinem Denkstil entsprachen.
Auch Alfred Rosenberg, der offizielle Philosoph der Nazis, hat nur indirekte
Aussagen zu Nietzsche gemacht, ihn jedoch mit Beethoven, Wagner und Rembrandt
als herausragendes Beispiel für Kultur- und Kunstmacher, geistiger Vater des dritten
Reiches und deutscher Staatsphilosoph bezeichnet. Unklar bleibt, wie fest
Rosenbergs Wissen über Nietzsche durch dessen Schwester beeinflusst war, die er
würdigte und oft lobte.
Ein Mann, der Rosenberg sehr nahe stand, war Alfred Baumeler, Professor an der
Universität von Berlin und wohl bekannt mit Nietzsches Gedanken. Baumeler
betitelte ihn als „Vorbote der grossen Politik“ und „Bote eines heldenhaften
Idealismus“, mit dem er Härte, Männlichkeit, Führung, Mut, Kraft und weitere
ähnliche „Tugenden“ verband. „Wenn wir Heil Hitler rufen, grüssen und gedenken wir
gleichzeitig auch Friedrich Nietzsches“, sagte Baumeler mehrmals aus. Und er ging
so weit, Hitler als „Gesandter“ Nietzsches zu bezeichnen, was Nietzsche als den
eigentlichen und einzigen Gründer und Vater „würdigt“, „Deutschlands Zukunft wird
nicht die Fortsetzung von Bismarcks Arbeit sein, sie wird nach dem Geist Nietzsches
aufgebaut werden.“ Es ist auch erwiesen, dass einige seiner Aussagen wie lebe
gefährlich und werde stark in Klassenzimmern in den meisten Regionen
Deutschlands aufgehängt und den Schülern eingetrichtert wurden.
Hans Frank, der Justizminister des dritten Reichs, bezeichnete Nietzsche als
Gründer der deutschen Rechtswissenschaften.
Im dritten Reich wurde Nietzsche als Überbringer eines sehr radikalen
Antisemitismus gefeiert. Sein Satz „die Untauglichen sollen getötet werden, dann
verschwinden sie schneller“ wurde in schlimmem Ausmass umgesetzt, um die Arier
zu züchten, ob die Grausamkeiten auch nur zum Teil auf seine Aussagen gestützt
werden dürfen, ist aber fraglich.
In harten Gefechten des zweiten Weltkrieges soll Nietzsche auch öfters um Kraft
angebetet worden sein.
Es ergibt sich ein sehr zwiespältiger Eindruck über Nietzsches Einfluss auf das dritte
Reich und den darauf folgenden Krieg, jedenfalls lässt sich keine eindeutige
Schuldzuweisung rechtfertigen.
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Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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5.2 Nietzsche contra Nazis
Betrachtet man das Wirken Nietzsches objektiv, erkennt man, dass Nietzsche ganz
und gar nicht antisemitisch und moralisch weit entfernt vom Nationalsozialismus war.
Im Gegenteil: Er verabscheute viele Ideen, welche die nationalistische Bewegung
verbreitete. Er schätzte und respektierte das jüdische Volk sehr und bemitleidete es,
da „die unprivilegierten Antisemiten ihm nie den Vorsprung an Geist und Geld
vergeben“ können werden. Die in den 1880er Jahren aufstrebende antisemitische
Bewegung bezeichnete er als Sklavenmoral, als „ethische Unterstreichung von
Eifersucht, Neid und Rache“. Aufstände gegen die Juden seien immer Ausdruck von
schlechtem Charakter gewesen. Ein einziges Mal kritisierte er die Priesterlichkeit des
Judentums (von seiner Kritik am Christentum ganz abgesehen), was durch die Nazis
sofort zum eigenen Nutzen interpretiert wurde.
Besonders beeindruckte ihn gerade die Stärke dieses Volkes, das die schlimmsten
Unterdrückungen bestand: „Ihr Mut geht über die Tugenden aller Heiligen“. Er
betonte auch den vorbildlichen Einfluss auf die Kunst, Kultur und Moral.
Seine Schwester beschuldigte er in einem Brief, welcher als Beweis ihrer Anlehnung
an den Antisemitismus benutzt wird, die grösste Dummheit für sich und ihn gemacht
zu haben, sich mit dem Antisemitismus zu assoziieren. Er sah es bis dahin als
persönliche Ehre absolut nichts mit dieser Bewegung zu tun zu haben.
Dass er dem Nationalsozialismus fern stand, beweist, dass er den Gedanken einer
politischen Bewegung anzugehören verabscheute. Ebenso lehnte er den Staat („das
kälteste Monster“) als Institution ab. Nietzsche hatte die Vision eines staatlosen
Europas, was den Nationalismus nicht beinhalten konnte, den er als „Blutvergiftung“
bezeichnete und der zur gegenseitigen Barrikade der Staaten Europas führe.
Ein weiterer Punkt war seine starke Abneigung gegenüber den Deutschen, es war
sogar ein Hass, während dem die Nazis das deutsche Volk als die Verkörperung des
kreativen Genies sahen. Deutscher Geist war für Nietzsche schlechte Luft, die
Deutschen zerstörten in seinen Augen ihre eigene Kultur und waren sich selbst nicht
bewusst, wie normal und langweilig sie waren. Zudem war seine grosse
Überzeugung, dass man die Seele der Taten seiner Vorahnen nicht einfach
vergessen machen kann. Offensichtlich konnten sich die Deutschen für ihn nicht
verändern.
Zwei wichtige Interpretationsfehler wurden bei den Begriffen Übermensch und dem
blonden Tier gemacht: Als was sie ausgelegt wurden, scheint klar, Nietzsche bezog
sich in beiden Fällen nicht auf das Physische des Menschen, sondern auf das
„Innere“. Der Übermensch war eine innere Revolution im Menschen, die er
herbeiführen wollte, nicht eine gezüchtete Rasse! Das blonde Tier steht als
historische Metapher für die vergangenen „noblen Rassen“ (von den Römern über
die Araber bis zu den Japanern). Diese Rassen bestanden nicht aus blonden
Personen, die Blondheit sollte eher auf das Bild der Mähne eines Löwen als Zeichen
der Stärke dieser Völker hinweisen, sicher nicht auf das Äussere von
Einzelpersonen, wie es die Nazis auslegten.
Nietzsche war nie an Politik interessiert, im Gegenteil, beschreibt er doch grosse
Kulturen als un- bis antipolitisch.
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5.3 Die Nazifizierung von Nietzsche
Man kann Nietzsche nicht vorwerfen, er habe den Nationalsozialismus gewollt. Es
bleibt jedoch die Frage; warum gerade er ein so gutes „Opfer“ für die Nazis war,
wenn seine Ideen doch teilweise absolut unvereinbar mit der Naziideologie sind?
Dazu muss man den Einfluss seiner Schwester Elisabeth etwas näher betrachten,
die, nachdem sie vom psychischen Zusammenbruch ihres Bruders gehört hatte, ein
Projekt in Südamerika abbrach und nach Deutschland zurückreiste, um dort ein
neues zu starten. Das abgebrochene befasste sich mit der Züchtung einer arischen
Rasse!
Schon zu Zeiten, als er noch bei voller geistiger Kraft war, distanzierte er sich von
seiner Schwester, weil sie antisemitischen Gruppierungen beitrat. Später brach er für
einige Zeit den Kontakt zu ihr sogar völlig ab.
Die Absicht ihres neu lancierten Projekts war nicht bescheidener, als Nietzsche zum
deutschen Nationalhelden zu machen.
Bis zu seinem Kollaps wurden die Schriften Nietzsches wenig gelesen, nur eine
kleine „Fangemeinde“ verteilt in Europa kannte ihn. In den 1890er Jahren erreichte er
vor allem in Deutschland eine gewisse Beliebtheit für seine intellektuelle Obskurität.
Diesen Teilerfolg wollte seine Schwester Elisabeth ausnutzen und dies natürlich
auch zu ihrem eigenen Nutzen. Sie wollte ihn zu einer der nobelsten Figuren der
deutschen Literatur machen. Sie hatte auch die unglaubliche Idee, mit den Texten
den „schlafenden Riesen Deutschland zu wecken und seine Muskeln zu stärken.“ Ihr
erster Schritt war, sich alleiniges Recht an seinen Texten zu erwerben. Weiter
unterdrückte sie alle Werke, welche das Image ihres Projektes beschränken könnten.
Damit war schon einiges erreicht. Mit der Erstellung eine Archivs von Nietzsches
Werken (selbstverständlich fein aussortiert) wollte sie seine Position stärken. Das
Bild, das von ihm entstand, war wirklich antisemitisch und passte wirklich gut ins Bild
der Nazis; ein patriotisches, heldenhaftes Symbol. Der schwerwiegendste Schritt
folgte aber erst mit der Publikation des Werkes Wille zur Macht, das als sein
grösstes, letzes Werk angepriesen wurde. In Wirklichkeit war es durch Elisabeth
verfasst worden, zwar mit seinen Worten, aber in ihrem Sinn! Sie zeigte ihre
rassistischen Ansichten und begründete die Notwendigkeit einer Vorrasse!
Tatsächlich gelang es ihr Bücher wie, Ecce Homo zwanzig Jahre lang
zurückzuhalten, danach war sein Bild nicht mehr verrückbar, das Buch änderte nichts
mehr. Naziautoren begannen Nietzsche zu zitieren und verbanden seine Theorien
mit dem Sozialdarwinismus, was nicht einmal so verkehrt war, da seine Werke
tatsächlich gewisse Berührungspunkte dazu aufwiesen.
Alles war in Bewegung. Elisabeth gelang es im ersten Weltkrieg 150'000 Kopien
„ihres“ Buches an Soldaten loszuwerden, was die grösste Verbreitung „Nietzsches“
Gedanken bewirkte.
Sie schaffte es seine von Individualität geprägte Philosophie als Massenphilosophie
unterzubringen.
Trotzdem blieb ein Teil der von Elisabeth veröffentlichen Schriften unvereinbar mit
dem Bild, das sie abgeben sollten, da sich ein so grosser Sinneswandel Nietzsches
Gedanken nicht einfach durch Propaganda erreichen liess. Dagegen argumentierte
Elisabeth mit den primitivsten Mittel und bezeichnete solche Überbleibsel zum
Beispiel als Fehler Nietzsches, die er einsähe, würde er noch leben...
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Friedrich Nietzsche – Also Sprach Zarathustra
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Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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5.4 Wieso gerade Nietzsche
Man erkennt, dass seine Schwester einen grossen Einfluss hatte. Trotzdem ist die
Frage noch unbefriedigend geklärt, wieso man nicht einen anderen Autor als Vorbild
genommen hatte, zum Beispiel Plato, welcher der Naziphilosophie bedeutend näher
stand. Sie kann nicht definitiv beantwortet werden. Es gibt lediglich einige Ansätze:
Die Nazis wollten ihre Taten absichern und rechtfertigen. Dazu bedurfte es einer
schillernden Figur, die das Vorgehen intellektuell unterstützte.
Die erste Möglichkeit ist, dass Nietzsche mit dem durch seine Schwester
aufgebauten Image einfach richtig ins Bild passte.
Ein andere, dass sich die Nazis mittels falsch interpretierter Gedanken Nietzsches
einen schriftlichen Aufruf zu ihren Taten konstruierten und gleichzeitig durch das
Vertuschen seiner starken Argumente gegen Nationalsozialismus und
Antisemitismus einen Kontrahenten beseitigten, der ihr Verhalten stark verurteilte.
Eine letzte Variante ist, dass die Nazis mit der Einflechtung Nietzsches einen Autor
fanden, der das Geschehen historisch verankerte, was den Anschein machen sollte,
als ob sich die Situation natürlich aus der Vergangenheit entwickelt hatte und keine
„Revolution“ darstellte.
Das Ziel war es auf jeden Fall in der Welt einen guten Ruf zu gewinnen und ein
sauberes Image aufzubauen.
6. Bewertung
Beim Lesen dieses Werks bekommt man den esoterischen Charakter (also, dass
dieses Buch nur Eingeweihten zugänglich ist), welcher Nietzsche seinem Werk
verleihen wollte, stark zu spüren. Das Lesen und Verstehen dieses Werks braucht
sehr viel Konzentration und viele Motive sind nur mit Hilfe von Sekundärliteratur zu
verstehen. Aber das Bearbeiten dieses Werks ist sicherlich lohnenswert, denn es ist
eine fantastische Verknüpfung von grossen Gedanken.
Nietzsches Lehre des Übermenschen, der Ewigen Wiederkehr des Gleichen und des
Willen zur Macht sind höchst interessante Lehren, die zum Denken anregen.
Besonders erwähnenswert ist, dass Nietzsche der Menschheit einen Lebenssinn im
Diesseits zu zeigen versucht.
Viele seiner gesellschaftlichen Kritiken sind sehr hart und im ersten Augenblick
scheinen sie völlig übertrieben, doch bei genauerem analysieren, muss man
feststellen, dass sie oft gut fundiert sind. Dass Nietzsche an der Gesellschaft so
starke Kritik übt, kann unter anderem dadurch erklärt werden, dass Nietzsche
während seines Lebens viel Unglück erleben musste, und dass die öffentliche
Meinung sein Genie nicht anerkennen wollte.
Nietzsche äusserte auch sehr brisante Argumente gegen das Christentum, das sich
zu seinem Feinbild entwickelte.
Nietzsche war gegen Lehren der Gleichheit, wie die christliche Lehre des Mitgefühls
und die des Sozialismus, denn seiner Meinung nach stärken diese Lehren nur den
Herdenmenschen und zerstören die stärkeren, schaffenden Menschen.
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Friedrich Nietzsche – Also Sprach Zarathustra
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Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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Viele Gedanken im Zarathustra widersprechen sich untereinander, was auch zeigt,
dass Nietzsche viele Sachen aus verschiedenen Perspektiven zu erläutern
versuchte. Ihm ist es auch wichtig, denn Leser anzuregen, ihm zu widersprechen:
„Nun heisse ich euch mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich alle
verleugnet habt, will ich euch wiederkehren“. (S.81)
Bei diesem Zitat sieht man auch die Parallelität zwischen Nietzsches Werk und der
Bibel und wie sich Nietzsche bewusst von ihr abhebt.
Ein weiterer Bezugspunkt zum Christentum, der ganz am Anfang des Werkes zu
finden ist, stellt die Parallele zwischen Jesus und Zarathustra dar: Im Alter von
dreissig Jahren geht Zarathustra in die Einsamkeit, wo er dann während vielen
Jahren seine Lehren entwickelt, im Gegensatz zu Jesus, der mit dreissig Jahren
seine Lehren verbreitet hat.
Wie es auch ist, wenn man Gedanken, welche die Gesellschaft kritisieren, äussert,
kann man leider viele Sachen auf verschiedenen Ebenen interpretieren, und dies
kann zu Fehlschlüssen führen. Das beste Beispiel hier, ist die Verwendung der
Schriften Nietzsches im Dritten Reich. Aber es ist offensichtlich, dass Nietzsches
Gedanken nicht unproblematisch sind.
Man muss ganz klar sagen, dass Nietzsche wirklich ein genialer Denker war. Und mit
dem Buch Also sprach Zarathustra schaffte er nicht nur ein philosophisches
Meisterwerk, sondern auch ein schriftstellerisches Kunstwerk.
7. Nachwort
Die Gedanken, die Nietzsche vor über 100 Jahren festgehalten hat, sind
beeindruckend. Sie sind bis in unsere Zeit von brisanter Aktualität, was den Autor bis
heute umstritten und nicht einordbar macht. Auf der anderen Seite jedoch sind sie
wie verschlüsselt; es ist schwierig und fordert harte Kopfarbeit an seine Denkweise
heran zu gelangen. Die Interpretation bedarf oft der Nachhilfe von Sekundärliteratur,
damit man die kurzen, von der Handlung her einfachen Kapitel nachvollziehen und
verstehen kann. Die Mühe lohnt sich, nicht um sonst stand uns dieses Werk zur
Auswahl!
Ganz spannend ist auch die Auseinandersetzung mit Nietzsche und dem dritten
Reich: Es wird einem erst richtig bewusst, welche Macht der Literatur über Kultur und
Politik zugeschrieben werden kann, auch wenn schlussendlich ungeklärt bleibt, wie
gross die Auswirkungen Nietzsches Werke wirklich waren.
Im grossen und ganzen eine bereichernde Arbeit, wenn sie auch einige Mühe bereitet hat.
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Friedrich Nietzsche – Also Sprach Zarathustra
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Geschichtsarbeit 2001 – Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts
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8. Literaturverzeichnis
- Friedrich Nietzsche, Also Sprach Zarathustra, Insel Taschenbuch, Insel Verlag
Frankfurt am Main und Leipzig, Erste Auflage 2000
- Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe (KSA),
München, Berlin, 1980, Bd. 6 +14
- Thomas Mann, Die Philosophie Nietzsches im Lichte unserer Erfahrung,
Anhang im Insel Taschenbuch Also Sprach Zarathustra von F. Nietzsche
- Rüdiger Schmidt und Cord Spreckelsen, Nietzsche für Anfänger, Also sprach
Zarathustra, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 3. Auflage Oktober
1997
- Kindlers neues Literaturlexikon, Walter Jens, Kindler Verlag GmbH, München,
1991
- Brockenhaus Enzyklopädie, F. A. Brockenhaus, Mannheim 1991, Bd. 15
- Brockenhaus Enzyklopädie, F. A. Brockenhaus, Mannheim 1993, Bd. 22
- Meyers Grosses Universal Lexikon, Bibliographisches Institut Mannheim/ Wien/
Zürich, Meyers Lexikonverlag, Mannheim, 1985, Bd. 14
- http://www.vwc.edu/library_tech/wwwpages/PhiAlpha/Greg.html
- http://ursulahomann.de/FriedrichNietzscheUndDieLiteratur/komplett.html
- http://www.bautz.de/bbkl/n/nietzsche_f_w.shtml
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