oder postpartalen Depression finden Sie hier.

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Baby blues oder Heultage
Diese sind im eigentlichen Sinne nicht krankhaft. 50-70 % aller Wöchnerinnen sind betroffen. Die
Symptomatik beginnt etwa 3-5 Tage nach der Geburt und verschwinden nach einigen Stunden bis
wenigen Tagen von alleine. Symptome sind Stimmungslabilität mit Wechsel zwischen Weinen und
Freude, Reizbarkeit, selten Schlafstörungen. Ursächlich werden hierfür die hormonelle Umstellung,
die plötzliche Lebensveränderung mit der Geburt oder auch fehlende Ruhe angesehen. Meistens hilft
einfach Ruhe, Verständnis und Unterstützung bei der Versorgung des Neugeborenen, um das
psychische Gleichgewicht wieder zu erlangen.
Postpartale Depression
Eine Depression nach der Geburt (post partal) kann jederzeit in den ersten beiden Jahren nach der
Entbindung auftreten. Dabei sind unterschiedliche Ausprägungen möglich von wechselnden
Stimmungen bis zu schwerwiegenden Suizidgedanken. Sie tritt bei etwa 10-15 % aller Frauen nach
der Entbindung auf, davon zu 75 % nach der ersten Geburt. Die Ursachen und Risikofaktoren für das
Auftreten können vielfältig sein. Hierzu zählen psychische Erkrankungen in der eigenen
Vorgeschichte oder in der Familie, depressive Episoden während der Schwangerschaft,
konfliktbehaftete Schwangerschaft z. Bsp. durch partnerschaftliche oder familiäre Probleme,
unzulängliche Unterstützung des Umfeldes und die eigene hohe Erwartungshaltung eine perfekte
Mutter zu sein. Die hormonelle Umstellung spielt offenbar eine geringere Rolle. Auch die Art der
Entbindung ist eher zweitrangig, kann aber je nach Verlauf und Erleben des Geburtsereignisses im
Einzelfall eine depressive Störung zusätzlich fördern. (Die postpartale Depression kann wenige Tage,
Wochen oder aber auch Monate nach der Entbindung auftreten). Symptome können
Konzentrationsstörungen, Grübeln, Antriebsminderung, Versagens- oder Schuldgefühle, übermäßige
Reizbarkeit, als unzureichend empfundene Mutter-Kind-Gefühle, Ängste, Müdigkeit,
Schlafstörungen, Zwangsgedanken (wie z. Bsp. dem Kind etwas anzutun) und Suizidgedanken sein.
Die Dauer ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und kann mehrere Wochen oder Monate
sein, selten auch länger. Therapeutisch kommen ambulante oder stationäre Psychotherapien, idealer
weise in speziellen Mutter-Kind-Einrichtungen und u. U. vorübergehende medikamentöse
Behandlungen in Frage.
Vorbeugend kann die soziale Unterstützung der Mutter durch den Partner, die Familie oder auch
gute Freunde sein. Bei bis zur Schwangerschaft sehr leistungsorientierten Frauen ist die
Auseinandersetzung mit der eigenen Erwartungshaltung an sich als Mutter ein wichtiger Faktor.
Nicht immer lässt sich das Leben mit einem Säugling nach den eigenen Vorstellungen gestalten und
kontrollieren und dies lässt gerade starke Frauen ihre Kompetenz in Frage stellen.
Postnatale Psychose
Sie tritt mit etwa 0,2 % deutlich seltener während der Schwangerschaft oder – häufiger - nach der
Entbindung auf. Wichtigste Risikofaktoren oder Auslöser sind auch hier eigene psychische Störungen
in der Vergangenheit oder in der Familie, das Geburtserlebnis sowie die hormonelle Umstellung. Der
Beginn ist meist recht akut mit Symptomen wie Konzentrations- und Denkstörungen,
Antriebsstörungen, Erregungszustände, auffälliges Verhalten, Reizbarkeit , Depressivität,
Aggressivität, Unruhe, Angststörungen, Zwangsgedanken, Wahnvorstellungen, Halluzinationen,
gestörtes Schlafverhalten und Suizidgedanken. Eine psychiatrische, meist stationäre Behandlung ist
unumgänglich und richtet sich nach der Symptomatik. In der Regel ist auch eine medikamentöse
Therapie erforderlich. Auch im Falle einer Psychose wäre eine Mutter-Kind-Einrichtung optimal.
Ein gewisses Wiederholungsrisiko bei der postpartalen Depression und Psychose ist gegeben,
bedeutet aber keinesfalls den Verzicht auf weitere Schwangerschaften. Frühzeitige psychosoziale
Begleitung kann hier hilfreich sein.
Depressive Reaktion auf Fehlgeburt, Totgeburt, Frühgeburt oder Geburt eines kranken oder
behinderten Kindes
Trotz einer guten medizinischen Versorgung, bleibt manchen Eltern das Schicksal einer Fehl- oder
Totgeburt, einer Frühgeburt oder die Geburt eines behinderten oder kranken Kindes nicht erspart.
Der Verlust einer Schwangerschaft oder eines Kindes vor der Geburt löst unabhängig vom Alter der
Schwangerschaft Trauer aus, die es zu bewältigen gilt. Trauerarbeit wird individuell sehr
unterschiedlich geleistet, so dass es keine richtige oder falsche Trauer gibt. Manche Frauen oder
Paare schaffen es aber nicht der Trauer Raum für neue Lebensperspektiven zu geben. Stattdessen
entwickeln sie eine reaktive Depression, die einer professionellen Unterstützung z. Bsp. in Form einer
Psychotherapie bedarf. Von einer glücklosen Schwangerschaft Betroffene können durch Gespräche,
die ihnen Raum bieten ihre Gefühle zu artikulieren, unterstützt werden. Sowohl verständnisvolle
Freunde, Angehörige oder aber auch Mitarbeiter*innen einer Schwangerenberatungsstelle können
hilfreich sein um die Trauer zu bewältigen.
Darüber hinaus ist natürlich auch die alltägliche Unterstützung bei sehr früh geborenen oder kranken
Kindern wichtig, um den Eltern Entlastung und Freiräume zu ermöglichen.
Posttraumatische Belastungsstörung nach einer Geburt
In seltenen Fällen wird die Geburt aus unterschiedlichen Gründen so traumatisch erlebt, dass sich bei
der betroffenen Frau daraus eine Belastungsstörung entwickelt. Die Erinnerungen an die Umstände
der Geburt lassen die Frauen nicht los und durch die ständig wiederkehrenden Gedanken kann es zu
Versagensgefühlen, depressiven Verstimmungen oder Schlafstörungen kommen. Der Austausch mit
anderen Müttern wird vermieden. Von weiteren Schwangerschaften wird Abstand genommen oder
das Anstehen einer weiteren Geburt ist extrem angstbehaftet
Klärende, informative Gespräche können Entlastung geben. Sollte die Störung weiter bestehen, ist
eine psychotherapeutische Behandlung zu empfehlen.
Psychische Probleme während der Schwangerschaft
Die Feststellung einer Schwangerschaft kann zunächst verstörende, ambivalente Gefühle auslösen.
Die bevorstehende Lebensveränderung kann verunsichern und Ängste auslösen. Hinzu kommt eine
nicht selten auftretende möglicherweise hormonell bedingte Stimmungslabilität im ersten Drittel der
Schwangerschaft. Vielleicht ist die Schwangerschaft durch finanzielle oder partnerschaftliche
Probleme belastet, vielleicht stand auch ein Schwangerschaftsabbruch im Raum. Auch die
körperliche Veränderung oder eine komplizierte Schwangerschaft können zu psychischen Problemen
führen. Oftmals hilft eine beraterische Begleitung während der Schwangerschaft. Sollte sich eine
schwerwiegendere Depression entwickeln, ist eine psychotherapeutische oder psychiatrische
Behandlung notwendig. Auch die Verschreibung von Medikamenten ist in der NutzenRisikoabwägung möglich.
Psychische Probleme, die während der Schwangerschaft aufgetreten sind, müssen nach der Geburt
nicht unbedingt weiter bestehen. Man sollte jedoch aufmerksam dafür sein.
Literatur
Techniker Krankenkasse: Depressionen nach der Geburt. Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Zu
beziehen über: TK Landesvertretung Bayern Tel.:089-49069632
Anke Rohde (2004) : Rund um die Geburt eines Kindes: Depressionen, Ängste und andere psychische
Probleme. Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und ihr soziales Umfeld. Verlag Kohlhammer;
ISBN 978-3170184541
Anke Rohde (2014) : Postnatale Depressionen und andere psychische Probleme: Ein Ratgeber für
betroffene Frauen und Angehörige (Rat & Hilfe) Kohlhammer Verlag; ISBN 978-3170221161
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