Kirchentonarten

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Die Kirchentonarten
Die Kirchentonarten (lat. modi, toni, tropi), auch Kirchentöne oder Modi genannt, bilden das tonale
Ordnungsprinzip der abendländischen Musik vom frühen Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert, mit
unmittelbaren Nachwirkungen bis ins 17. und 18. Jahrhundert[1].
Grundlage des Systems ist eine von den Griechen übernommene Tonreihe. Sie beginnt beim großen A
(später G, mit dem griechischen Buchstaben Γ bezeichnet) und endet bei a1. Dieses Tonmaterial ist zwar
wie eine Tonleiter angeordnet, hat aber nicht den Charakter unserer diatonischen Tonleiter. Auch die
einzelnen Kirchentöne (Modi) sind keine Tonleitern im modernen Sinne, sondern Skalenausschnitte, die
das Tonmaterial von verwandten Melodien enthalten.
Die einzelnen Modi (Richtmodelle) sind ursprünglich durch bestimmte, in den Melodien immer
wiederkehrende Wendungen gekennzeichnet, zum Beispiel durch die Wendung, mit der die Melodien
desselben Modus endgültig die Finalis erreichen. Ausschlaggebend für die Zuweisung einer Melodie zu
einem Modus sind nicht wie im modernen Dur und Moll die Anordnung der Ganz- und Halbtonschritte,
sondern der Zielton (Finalis), der Hauptton (Repercussa, Ténor), der Umfang (Ambitus) der Melodie und
bestimmte melodische Wendungen.[2]
Die Modi werden zwar auch mit den aus der altgriechischen Musiklehre stammenden Bezeichnungen
dorisch, phrygisch usw. belegt; diese haben hier jedoch eine völlig andere Bedeutung und mit dem
griechischen System nichts zu tun.
Eine transponierte Kirchentonart (Kirchentonleiter) kann auf einem beliebigen Ton beginnen, sofern er nur
die intervallische Struktur des jeweiligen Modus beibehält. Der Einfachheit halber werden bei den
folgenden Notenbeispielen die Stammtöne der C-Dur-Tonleiter zugrunde gelegt:
c-d-e-f-g-a-h
Unterscheidung authentisch und plagal
Die plagalen Modi sind im Unterschied zu den authentischen Modi an dem Präfix „Hypo-“ erkennbar.
Die Modi gab es in jeweils zwei Varianten, den authentischen Modus und den plagalen. Bei den
authentischen Modi ist in der Regel kein Ton tiefer als eine große Sekunde unter der Finalis. Bei den
plagalen Modi ist der Tonumfang hingegen nach unten verschoben, so dass der tiefste Ton bis zu einer
Quarte (hier Tetrachord genannt) unter der Finalis liegen kann. Die Finalis liegt hier also eher in der Mitte
des festgelegten Tonmaterials. In der modernen Musik hat sich das Verständnis der Modi gewandelt, sie
werden heute als Skalen angesehen und verwendet, deren Tonumfang nach oben und unten prinzipiell
unbegrenzt ist. Eine Unterscheidung zwischen authentischen und plagalen Modi ist damit hinfällig.
Achtung: Die Skalen sind nicht mit den gleichnamigen altgriechischen Tonleitern identisch. Die vier antiken
griechischen Oktavgattungen sind: Die Oktave von e'–e dorische, d'–d phrygisch, c'–c lydisch, h–H
mixolydisch.
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