Presseaussendung der Initiative Sicherheit im OP Neue Studien: Einweg-Mäntel und -Abdeckungen im OP mit niedrigerer Infektionsrate assoziiert Aktuelle Studien stellen bei einer Reihe von Operationen einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Einweg-Mänteln und -Abdeckungen und niedrigeren Infektionsraten als bei Mehrweg-Produkten her. Wien, am 11. Juli 2014 – Wir empfehlen die ausschließliche Anwendung von VliesstoffEinwegmänteln gegenüber dem Einsatz von derzeit verfügbaren textilen Mehrwegmänteln bei allen Implantat-assoziierten chirurgischen Eingriffen. Wir empfehlen, solche Mäntel für alle chirurgischen Eingriffe in Erwägung zu ziehen.“ Das ist das Ergebnis einer im Fachjournal Annals of Surgery 2014 veröffentlichten Untersuchung der Wake Forest University in North Carolina (USA) unter der Leitung von Prof. William Ward (1). Vliesstoff-Einwegmäntel zeigten eine geringere bakterielle Übertragung (Transmission) im Labor und geringere Raten von Verunreinigung (Kontamination) im OP“. Außerdem empfehlen die Forscher, während der Operation mit einem Doppelhandschuhsystem zu arbeiten und unmittelbar bevor Implantate eingesetzt werden, frische Außenhandschuhe anzuziehen, um intraoperative Verunreinigung (Kontamination) zu reduzieren. Prof. Ward: „Weil Infektionen die Anwesenheit von Bakterien voraussetzen und diese einfachen Maßnahmen gezeigt haben, dass sie die Rate bakterieller Kontaminationen verringern, erscheint es sinnvoll, diese Praktiken anzuwenden.“ Nach den Angaben des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) beträgt der Anteil operationsbezogener Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) 19,6 Prozent aller nosokomialen Infektionen. An letzteren erkranken in Europa jährlich etwa 3,2 Millionen Menschen, die durchschnittliche Prävalenz liegt bei 5,7 Prozent. Rund 37.000 Patienten pro Jahr sterben daran. Die Folgen von SSI sind medizinisch und ökonomisch gravierend. Operations-Abdecktücher und Mäntel sind ein wesentliches Element bei der Prävention von operationsbezogener Wundinfektionen, und die Frage, ob Einweg- oder Mehrweg-Materialien eine bessere infektionsprophylaktische Wirkung haben, galt lange Zeit als unentschieden. So kommt eine 2014 in „The Surgeon“ veröffentlichte Untersuchung aus Irland zum Ergebnis: „Studien, die Einweg-Mäntel und Abdeckmaterialien im Vergleich mit Mehrweg-Mänteln untersuchten, berichten eine widersprüchliche Evidenz.“ (2) Inzwischen zeigen jedoch aktuelle Arbeiten auch, „dass Einweg-Mäntel und Einweg-OPAbdeckungen bei einer Reihe von Operationen mit hohem Infektionsrisiko – insbesondere bei herzchirurgischen Eingriffen, Implantat-basierten Brustrekonstruktionen und chirurgischen Eingriffen mit Implantaten – mit einer niedrigeren Infektionsrate assoziiert sind als Mehrwegprodukte“. So das Fazit des Expertenpapiers „Die Rolle von OP-Abdeckungen und -Mänteln in der Prophylaxe operationsbezogener Infektionen“, das von der Initiative „Sicherheit im OP“ publiziert wurde. Von einer Überlegenheit von Einweg-Materialien bei der Vermeidung von postoperativen Infektionen berichtet eine Untersuchung der Abteilung für Herzchirurgie im Universitätsspital Zagreb (3). Eine Forschergruppe um Dr. Mislav Nedic verglich eine Patientengruppe, die während der Operation mit Einweg-Textilien geschützt wurde, mit einer Gruppe, bei der Mehrweg-Textilien verwendet wurden. Sechs Wochen nach der Operation wurden die Patienten auf Harnwegsinfektionen, Infektionen des Zentralvenenkatheters und von Wunden, Lungenentzündung, Sepsis und andere Infektionen untersucht. Das Ergebnis: Die Häufigkeit von Infektionen war in der Gruppe mit EinwegAbdeckungen um 67,86 Prozent niedriger als in der Gruppe mit Mehrweg-Abdeckungen. Die Studienautoren schließen daraus, dass ein großzügigerer Einsatz von Einweg-Abdeckungen zur Verringerung postoperativer Infektionen sinnvoll wäre. Welche Abdeckungen im Detail verwendet wurden, geht aus der Arbeit nicht hervor. Eine weitere US-Studie untersuchte die Auswirkungen von Mehrweg- versus Einweg-Abdeckmaterial auf die Infektionsrate auf Frauen mit Implantats-basierter Brustrekonstruktion (4). Primärer Endpunkt war eine klinische Infektion 30 Tage nach der Operation. 102 Frauen schlossen die Studie ab, 43 in der Gruppe mit Mehrweg-Abdeckung und 59 in der Gruppe mit Einweg-Abdeckung. Das Ergebnis: In der Mehrweg-Gruppe wurden nach 30 Tagen 5 Infektionen beobachtet, in der Einweg-Gruppe keine einzige. „Einweg-Abdeckmaterial ist in der Prävention klinischer Infektionen in der unmittelbaren postoperativen Periode Mehrweg-Abdeckungen überlegen“, folgern die Studienautoren. „Während der Implantats-basierten Brustrekonstruktion ist ein vollständiges Einweg-System von Abdeckungen und Mänteln zu empfehlen.“ Die meisten Studienautoren sind sich darin einig, dass weitere Untersuchungen zu diesen Themen erforderlich sind. (1) Ward et al, Glove and Gown Effects on Intraoperative Bacterial Contamination, Annals of Surgery 259(3), 2014 (2) McHugh, Surgical attire, practices and their perception in the prevention of surgical site infection, The Surgeon, 12, 2014 (3) Nedic et al, Utilization of single-use gowns reduces the incidence of postoperative infections, Journal of Cardiothoracic Surgery 2013 8(Suppl 1) (4) Showalter et al, The Effect of Reusable Versus Disposable Draping Material on Infection Rates in Implant-Based Breast Reconstruction, Annals of Plastic Surgery 72(5), 2013 Pressestelle der Initiative „Sicherheit im OP“ B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung Dr. Birgit Kofler, Mag. Roland Bettschart Email: [email protected]; [email protected] Tel: 0043 1 319 43 78