Mauereidechse

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Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae) LAURENTI, 1768
Gattung: Podarcis
Art: Mauereidechse (Podarcis muralis)
Beschreibung:
Mauereidechsen, Podarcis muralis, werden meist nicht länger als 20 cm,
wobei der Schwanz ungefähr doppelt so lange wie der Körper ist. Auf der
Oberseite sind die Tiere je nach Herkunft grau, braun oder auch grünlich.
Jungtiere und Weibchen besitzen ein durchgezogenes dunkelbraunes
Flankenband. Meist ist auch ein mehr oder weniger durchgehender
dünner Rückenstreifen vorhanden. Beim Männchen ist dieser Streifen
deutlich netz- oder flekkenartig aufgelöst. Einige Tiere besitzen an der
Unterseite der Flanke oder oberhalb der Vorderextremitäten leuchtend
blaue Flecken. Die Unterseite kann weiss, rosa, gelb oder ziegelrot sein
und ist mit dunklen Punkten oder Flecken durchsetzt.
Verglichen mit den anderen heimischen Arten wirkt die Mauereidechse
schlanker und flacher, ihr Kopf spitzer und ihre Finger scheinen länger.
Am ehesten können weibliche Tiere noch mit der Waldeidechse
(Zootoca vivipara) verwechselt werden.
Ökologie:
Mauereidechsen werden durchschnittlich 4 bis 6 Jahre, maximal 10
Jahre alt. Ihre zierliche flache Gestalt ist ganz dem Leben an
senkrechten Flächen und in engen Spalten angepasst. Die Tiere
verbringen viel Zeit mit Sonnenbaden, vorzugsweise von einem erhöhten
Punkt aus oder an einer Stelle, von wo aus die nähere Umgebung
überblickt werden kann. Fühlen sie sich bedroht, so flüchten sie
blitzschnell in die nächstgelegene Spalte, um kurze Zeit darauf wieder
ihren Sonnenplatz einzunehmen. Bezüglich der Nahrung ist die
Mauereidechse nicht wählerisch: Alle überwältigbaren Insekten, Spinnen
und Würmer gehören auf den Speisezettel. Selbst vor den eigenen
Jungtieren macht sie nicht Halt.
Die Aktivitätsperiode der Mauereidechse beginnt nördlich der Alpen
normalerweise im März oder Anfang April, wobei die Männchen etwa 2
Wochen vor den Weibchen erscheinen. Bei genügend hohen
Bodentemperaturen und an überdurchschnittlich warmen Wintertagen
lässt sie sich in manchen Jahren auch in den kalten Monaten blicken.
Einige Wochen nach Beenden der Winterruhe beginnt die Paarungszeit
mit heftigen Kämpfen und wilden Verfolgungsjagden zwischen den
männlichen Rivalen.
In der Regel findet die Eiablage einen Monat nach der Befruchtung statt.
Pro Jahr werden 2-3 Gelege produziert, welche je nach Alter der
Weibchen zwischen 2 und 10 Eier umfassen. Die mattweissen,
pergamentschaligen Eier werden in kleinen Höhlen am Ende eines 10-20
cm langen, vom Weibchen gegrabenen Ganges ins lockere Erdreich
gelegt, manchmal auch in Mauerwerkspalten oder unter Steine am
Boden. Die Inkubationszeit ist temperatur-abhängig und beträgt 6-11
Wochen. Die meisten Jungtiere schlüpfen im Zeitraum zwischen Ende
Juli bis Mitte August und werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif.
Die Aktivitätsperiode endet je nach Witterung im Oktober oder November
mit dem Beginn der Winterruhe.
Die tageszeitliche Aktivität der Mauereidechse ist in hohem Masse von
Saison und Wetter abhängig. Während sie im Frühling und Herbst
ganztägig aktiv ist, sucht man sie an heissen Sommertagen vom späten
Vormittag bis in den Nachmittag hinein oft vergebens. Messungen an
freilandaktiven Tieren lassen den Schluss zu, dass die von ihr
bevorzugte Körpertemperatur um 33 °C liegt. Steigt die Temperatur in
bodennahen Zonen beträchtlich über diesen Wert, so sucht die Echse
kühlere Orte auf. Tiefere Umgebungstemperaturen versucht sie mit
häufigem Sonnenbaden zu kompensieren. Fällt die Temperatur unter 15
°C, so sucht sie Schutz in ihrem Versteck.
Als Feinde der Mauereidechse gelten neben dem Menschen die
Hauskatze sowie verschiedene Schlangen- und Vogelarten. Als
Aussenparasit wurden vielfach Zecken beobachtet.
Verbreitung:
In der Schweiz gibt es zwei Verbreitungsschwerpunkte der
Mauereidechse: In der Südschweiz (Tessin, südliches Graubünden) ist
sie sehr häufig und kann bis in Höhen von 1770m angetroffen werden.
Im westlichen Teil der Schweiz als zweitem Schwerpunkt besiedelt sie
das Rhônetal, das Genferseegebiet, die Jurasüdhänge nordostwärts bis
etwa auf die Höhe von Baden (AG) und nordwestlich davon den Jura
zwischen St. Ursanne (JU) und Basel, wo sich ihr Verbreitungsgebiet
entlang des Rheingrabens fortsetzt.
Östlich des Jura und im Mittelland ist sie nur inselartig verbreitet,im
Kanton Bern z.B. an Thuner- und Brienzersee, im Sense- und
Schwarzwassergraben, an Bahndämmen und Flühen und im Gebiet der
Stadt Bern. Vereinzelte Populationen in der Zentral- und Ostschweiz
(Goldau, Frauenfeld, Zürich, Romanshorn) gehen vermutlich auf
Aussetzungen oder Einschleppen der Tiere zurück. An Bahndämmen
werden auffallend häufig Tiere gefunden, deren Zeichnung sich von
derjenigen heimischer Tiere unterscheidet und daher die Annahme
rechtfertigt, dass sie aus südlicheren Breiten per Bahn hierher
verschleppt wurden.
Gefährdung und Schutz:
Status und Gefährdungsgrad der Art sind regional unterschiedlich:
Während sie in der Südschweiz sicher nicht bedroht ist, müssen die
isolierten Populationen im Mittelland als gefährdet eingestuft werden.
Wahrscheinlich führten Aufforstungen ehemaliger Weiden um die
Jahrhundertwende oder klimatische Einflüsse zu einer Aufsplitterung des
Ver-breitungsgebietes. Ihr Gefährdungsgrad im Areal Rhônetal-JuraRheingraben ist schwierig abzuschätzen. Einerseits sind viele ehemals
individuenstarke Populationen in Rebbergen und Steinbrüchen durch
Zumörteln von Mauern bzw. Zuschütten stark dezimiert worden,
andererseits entstanden beispielsweise durch Anlegen von
Bahndämmen neue Biotope.
Schutzempfehlungen für Mauereidechsen:
 Einschränkung des Chemieeinsatzes im Rebgelände und an
Bahndämmen
 Freihalten sonnenexponierter Flächen von übermässigem
Pflanzenwuchs
 Trockenmauern wenn möglich nicht zumörteln oder zumindest einige
Schlupflöcher erhalten; nicht durch Betonmauern ersetzen
 Sonnenexponierte Steinbrüche nicht als Deponie missbrauchen
 Erhalten bzw. Schaffen von Strukturelementen wie Steinhaufen und
Legsteinmauern in sonnigen Lagen (auch in Gärten!)
 Trockenmauern sollten nicht mit Humus, sondern mit Sand hinterfüllt
werden
Lebensraum:
Die Mauereidechse bevorzugt trocken-warme, sonnige und steinige
Standorte mit Südexposition. Vertikalstrukturen wie Erdabbrüche,
Felsen, Mauern oder Treppenstufen dürfen nicht fehlen. Ebenso wichtig
ist das Vorhandensein von Schlupfwinkeln in unmittelbarer Nähe der
Sonnenplätze.
Ansonsten scheint die Art überraschend anspruchslos zu sein und
besiedelt deshalb die unterschiedlichsten Lebensräume: Geröllhalden,
Flühe, Steinbrüche, Kiesgruben, Ruinen, Rebberge, Wegränder,
Bahndämme, Uferböschungen und Trockenmauern. Ihre Fähigkeit, in
der Nachbarschaft des Menschen zu leben, lässt sie mancherorts als
Kulturfolger erscheinen. Ein Tier benötigt als Lebensraum ein Gebiet von
etwa 25 m2, wobei die Reviere verschiedener Tiere sich stark überlappen
können.
http://www.karch.ch/karch/page-30324_de.html
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