Sitzung IB Essay-Tutorium 5 Liberalismus UND „DEMOKRATISCHER FRIEDEN” Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der internationalen Abkommen vervielfacht. Vergleichen Sie das Erklärungspotenzial ― sowie Stärken und Schwächen ― des Neorealismus und des Regimenasatzes hierzu. fehlendes Vertrauen (Unsicherheit) THEORIE EMPIRIEBEZUG Neorealismus a) Wenn Umweltschädigungen in Kooperation nur ... a) als kurzfristiges Bündnis ( balancing) b) hegemonial induziert einigen Staaten dazu führen, dass deren capabilities (und dadurch deren Sicherheit) eingeschränkt werden, wird kooperiert. b) Wenn der Hegemon Bündnispartner zur funktionalen Differenzierung (und gemeinsamer Wohlfahrtsmaximierung) bewegen kann, wird kooperiert. Theorie der öffentlichen Güter Regimetheorie Kooperation, wenn ... a) Unilateralität ineffizient b) kostensenkend Wenn Umweltschutz nur multilateral effektiv umgesetzt werden kann und dies für alle Akteure kostensenkend/nutzenmaximierend ist, wird kooperiert. Plausibilität? Spieltheorie; absoulte Gewinne möglich IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers Mechanismus der Regimebildung Akteurskonzeption • rational • gewinn-/nutzenorientiert • wohlfahrtsmaximierend • keine zwangsläufige Hierarchie der high politics • egoistisch Strategische Überlegung • Ineffektivität von Unilaterlismen • Theorie der öffentlichen Güter • Spieltheoretische Annahmen • Interdependente Beziehungen Regimebildung IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers LIBERALISMUS 1 „Demokratischer Friede” a) Kants „Ewiger Frieden” b) Demokratischer Frieden 2 Liberale Grundpositionen a) Pluralistischer Liberalismus b) Theoretische Varianten Kant: „Zum Ewigen Frieden” (1781) Czempiel: „Kants Theorem” (1996) Moravcsik: „Taking Preferences Seriously: A Liberal Theory of International Politics” (1997) IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers 1a KANTS „EWIGER FRIEDEN“ PRÄLIMINARARTIKEL DEFINITIVARTIKEL kein Friedensschluss unter geheimen Vorbehalten keine stehenden Heere Republikanische Verfassung Freiheit aller Bürger gemeinsame Gesetzgebung Gleichheit Gewaltenteilung keine negative Handelsbilanz Föderalismus freier Staaten (völkerrechtlicher Friedensbund) kein Staatserwerb durch Schenkung, Heirat, Kauf, Tausch keine Einmischung in andere Staaten Allgemeine Hospitalität (Weltbürgerrecht) geringer Grad an Demokratisierung Aggressive Außenpolitik Macht weniger Herrscher Krieg als „Art von Lustpartie“ geringe Schädigung durch Krieg Demokratische Mitbestimmung („ob Krieg sein solle oder nicht”) Friedliche Außenpolitik „Republikanische Herrschaft“ außenpolitische Konfliktaversion hoher Schaden durch „Drangsale des Krieges“ Entkoppelung von Entscheidungskompetenz und Belastung (gleiche Lastenverteilung) hoher Grad an Demokratisierung keine Kriegsverbrechen Entscheidung gegen Krieg IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers DEMOKRATISCHER FRIEDEN 1b INNERSTAATLICHE EBENE Transformation gesellschaftlicher Anforderungen durch Kanäle des politisches System (Parlamentskammern, Ministerien, Gremien, ...) durch soziales Umfeld Staaten Staatengemeinschaft (Verbände, Kirchen, Lobbies, ...) Gesellschaftliche Vorraussetzungen Mittelstandsgesellschaft effektive Kontrolle der politischen Transformation gesellschatlicher Interessen gleiche Lastenverteilung adäquater Informationszugang Anforderungen an Demokratie ( Dahl, 1989) EMPIRISCHER BEFUND Demokratien führen keine Kriege gegeneinander Demokratien führen Kriege gegen Nicht-Demokratien führen auf gesellschaftliche Zielvorgaben aus Konzept des „Demokratischen Friedens“ „Der privat wirtschaftende, gut informierte Besitzbürger hat kein Interesse am Krieg.” institutionalisierter Kontakt zwischen Staaten gegenseitige Existenzgarantie BEGRÜNDUNG Demokratische Mitbestimmung als Friedensursache a) Defekte Demokratieformen b) „Kampf mit deren Mitteln” IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers 2a LIBERALE GRUNDPOSITIONEN Internationale Ebene Wie entstehen staatliche Präferenzen? Staatliches Handeln Individuen/Soziale Gruppen autonom, handlungsfähig individuelle Präferenzen rational, risikoavers, wohlfahrtsmaximierend materielle, ideologische Interessen innergesellschaftlicher Wettbewerb ständiger Außhandlungsprozeß Staatliche Ebene kein einheitlicher Aktuer repräsentative Institution Ausdruck gesellschaftlicher Interessen „principal-agent”-Modell Präferenzbildung nach außen dominante gesellschaftliche Präferenzen werden umgesetzt Präferenzen nicht exogen vorgegeben, sondern durch innergesellschaftlichen Interessenskampf generiert div. Präferenzordnung Staat B konv. Ableitung Präferenzordnung Staat A Konfliktverhalten Außenverhalten abhängig vom „sozialen Kontext” Internationale Zwänge als Begrenzung von Handlungsoptionen Policy Interdependence Konfiguration interdependenter Präferenzordnungen Gesellschaftliche Strukturen und Präferenzen konvergierende Präferenzen Kooperation komplementäre Präferenzen Koordination divergierende Präferenzen Konflikte IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers 2b THEORETISCHE VARIANTEN KOMMERZIELL REPUBLIKANISCH Muster sozialer Werte, Normen und Identitäten ökonomische Interessen Modus innerstaatlicher Repräsentation Politische Führung Profitabilität der Beziehung „Exaktheit” der Repräsentation Präferenzausrichtung IDEELL Staatliche Identitätsbildung durch von Individuen geteilte Präferenzen Identität bestimmt durch Ausprägung politischer Institutionen, Allokationsmechanismen, ... „utilitaristischer Liberalismus” je profitabler Beziehung, desto eher Einsatz für offene Märkte und stabile, kooperative Wirtschaftsbeziehungen transnationale, ökonomische Akteure bestimmend Kooperation konvergierende (innerstaatliche) Interessen Profit aus transnationaler Austauschbeziehung innerstaatliche Macht gleichmäßig verteilt Konflikt divergierende außenpolitische Präferenzen Verlust aus transnationaler Austauschbeziehung innerstaatliche Macht ungleichmäßig verteilt („rent-seeking”) Gesellschaft IB Essay-Tutorium, SS 2009, Philipp Klüfers ZP-FRAGEN Sommer 2005 Diskutieren Sie aus theoretischer Perspektive die Behauptung, dass Demokratien friedfertiger sind als Nicht-Demokratien! Sommer 2006 Erklären Sie die US-amerikanische Außenpolitik gegenüber Israel anhand des neorealistischen und liberalen Ansatzes! Frühjahr 2007 Der Neorealismus hat Schwierigkeiten, das Ende des Kalten Krieges zu erklären, dem Liberalismus gelingt es besser. Erläutern sie dies. Sommer 2008 Erklären Sie die ablehnende deutsche Position zum Ausbau der friedlichen Nutzung der Kernenergie auf dem G8-Gipfel in Japan aus liberaler [und aus konstruktivistischer] Sicht! NÄCHSTE SITZUNG… KORREKTUR Diskussion der Essays der heutigen Sitzung REKAPITULATION Theorie des Sozialkonstruktivismus ESSAY SCHREIBEN Zwischenprüfungsfragen zum Thema „Sozialkonstruktivismus“