DEEP SKY

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Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
Ronald Stoyan
DEEP SKY
Reiseführer
Nebel, Sternhaufen und Galaxien
mit eigenen Augen entdecken
3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage
mit
364 Zeichnungen und Fotos
146 Tabellen
35 Karten
21 Grafiken
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
DEEP SKY
Vorwort
5
Benutzungshinweise
Allgemeines
Objektauswahl
Datenangaben
Geschichtliche Angaben
8
8
8
8
12
Objektbeschreibungen
Karten
Abbildungen
14
14
15
DEEP SKY Grundlagen
Instrumente, Wissen, Techniken, Objekte
16
Instrumente für Deep-Sky-Beobachter
Das Auge
Fernglas
Teleskop
Okulare
Filter
17
17
18
19
19
19
Wissen für Deep-Sky-Beobachter
Beobachtungsstandort
Grenzgröße, Hintergrundhelligkeit
und Auflösungsvermögen
Öffnung und förderliche Vergrößerung
Austrittspupille
und Minimalvergrößerung
Auflösung, Seeing
und Maximalvergrößerung
Flächenhelligkeit und Kontrast
22
22
6
Reiseführer
Techniken für Deep-Sky-Beobachter
Aufsuchen per Starhopping
Indirektes Sehen
Farbsehen
Spektroskopie
Sehtechniken
Teleskopisches Sehen
Zeichnen
26
26
26
27
27
28
28
29
Deep-Sky-Objekte
Sterne (St)
Veränderliche Sterne (Vr)
Doppelsterne (DS)
Galaktische Nebel (GN)
Offene Sternhaufen (OC)
Planetarische Nebel (PN)
Kugelsternhaufen (GC)
Galaxien (Gx)
32
32
34
36
37
40
42
43
45
DEEP SKY Atlas
Übersichtskarten, Detailkarten, Fotokarten
48
DEEP SKY Ziele
22
23
23
24
24
88 Sternbilder, 666 Deep-Sky-Objekte
(siehe gegenüberliegende Seite)
Index
Objekttabellen
Weiterführende Literatur
Abbildungsverzeichnis
77
287
287
306
307
Deep Sky Reiseführer
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
Inhalt
… DEEP SKY Ziele
Lateinischer Name
Abk.
Deutscher Name
sichtbar am
Lateinischer Name
Abk.
Deutscher Name
sichtbar am
Andromeda
And
Andromeda
Herbsthimmel
78
Lacerta
Lac
Eidechse
Herbsthimmel
172
Antlia
Ant
Luftpumpe
Frühlingshimmel
83
Leo
Leo
Löwe
Frühlingshimmel
174
Apus
Aps
Paradiesvogel
Südhimmel
83
Leo Minor
LMi
Kleiner Löwe
Frühlingshimmel
177
Aquarius
Aqr
Wassermann
Herbsthimmel
84
Lepus
Lep
Hase
Winterhimmel
178
Aquila
Aql
Adler
Sommerhimmel
87
Libra
Lib
Waage
Frühlingshimmel
179
Ara
Ara
Altar
Südhimmel
89
Lupus
Lup
Wolf
Südhimmel
179
Aries
Ari
Widder
Herbsthimmel
90
Lynx
Lyn
Luchs
Winterhimmel
180
Auriga
Aur
Fuhrmann
Winterhimmel
91
Lyra
Lyr
Leier
Sommerhimmel
182
Bootes
Boo
Bärenhüter
Frühlingshimmel
95
Mensa
Men
Tafelberg
Südhimmel
185
Caelum
Cae
Grabstichel
Südhimmel
95
Microscopium
Mic
Mikroskop
Südhimmel
185
Camelopardalis
Cam
Giraffe
Herbsthimmel
96
Monoceros
Mon
Einhorn
Winterhimmel
186
Cancer
Cnc
Krebs
Winterhimmel
98
Musca
Mus
Fliege
Südhimmel
190
Canes Venatici
CVn
Jagdhunde
Frühlingshimmel
101
Norma
Nor
Winkelmaß
Südhimmel
191
Canis Maior
CMa
Großer Hund
Winterhimmel
106
Octans
Oct
Oktant
Südhimmel
191
Canis Minor
CMi
Kleiner Hund
Winterhimmel
109
Ophiuchus
Oph
Schlangenträger
Sommerhimmel
192
Capricornus
Cap
Steinbock
Sommerhimmel
110
Orion
Ori
Orion
Winterhimmel
200
Carina
Car
Kiel
Südhimmel
111
Pavo
Pav
Pfau
Südhimmel
207
Cassiopeia
Cas
Kassiopeia
Herbsthimmel
117
Pegasus
Peg
Pegasus
Herbsthimmel
208
Centaurus
Cen
Zentaur
Südhimmel
124
Perseus
Per
Perseus
Herbsthimmel
210
Cepheus
Cep
Kepheus
Herbsthimmel
129
Phoenix
Phe
Phönix
Südhimmel
217
Cetus
Cet
Walfisch
Herbsthimmel
132
Pictor
Pic
Maler
Südhimmel
217
Chamaeleon
Cha
Chamäleon
Südhimmel
134
Pisces
Psc
Fische
Herbsthimmel
218
Circinus
Cir
Zirkel
Südhimmel
134
Piscis Austrinus
PsA
Südlicher Fisch
Herbsthimmel
218
Columba
Col
Taube
Winterhimmel
134
Puppis
Pup
Hinterdeck
Winterhimmel
219
Coma Berenices
Com
Haar der Berenice
Frühlingshimmel
135
Pyxis
Pyx
Kompaß
Frühlingshimmel
224
Corona Australis
CrA
Südliche Krone
Südhimmel
139
Reticulum
Ret
Netz
Südhimmel
224
Corona Borealis
CrB
Nördliche Krone
Frühlingshimmel
140
Sagitta
Sge
Pfeil
Sommerhimmel
225
Corvus
Crv
Rabe
Frühlingshimmel
141
Sagittarius
Sgr
Schütze
Sommerhimmel
226
Crater
Crt
Becher
Frühlingshimmel
141
Scorpius
Sco
Skorpion
Sommerhimmel
240
Crux
Cru
Kreuz des Südens
Südhimmel
142
Sculptor
Scl
Bildhauer
Herbsthimmel
246
Cygnus
Cyg
Schwan
Sommerhimmel
144
Scutum
Sct
Schild
Sommerhimmel
248
Delphinus
Del
Delphin
Sommerhimmel
152
Serpens
Ser
Schlange
Sommerhimmel
250
Dorado
Dor
Schwertfisch
Südhimmel
152
Sextans
Sex
Sextant
Frühlingshimmel
252
Draco
Dra
Drache
Frühlingshimmel
156
Taurus
Tau
Stier
Winterhimmel
253
Equuleus
Equ
Füllen
Sommerhimmel
158
Telescopium
Tel
Teleskop
Südhimmel
258
Eridanus
Eri
Eridanus
Herbsthimmel
158
Triangulum
Tri
Dreieck
Herbsthimmel
259
Fornax
For
Ofen
Herbsthimmel
159
Triangulum Australe
TrA
Südliches Dreieck
Südhimmel
261
Gemini
Gem
Zwillinge
Winterhimmel
161
Tucana
Tuc
Tukan
Südhimmel
261
Grus
Gru
Kranich
Südhimmel
164
Ursa Maior
UMa
Großer Bär
Frühlingshimmel
264
Hercules
Her
Herkules
Sommerhimmel
165
Ursa Minor
UMi
Kleiner Bär
Frühlingshimmel
271
Horologium
Hor
Pendeluhr
Südhimmel
168
Vela
Vel
Segel
Südhimmel
272
Hydra
Hya
Wasserschlange
Frühlingshimmel
169
Virgo
Vir
Jungfrau
Frühlingshimmel
275
Hydrus
Hyi
Kleine Wasserschlange
Südhimmel
171
Volans
Vol
Fliegender Fisch
Südhimmel
283
Vulpecula
Vul
Füchschen
Sommerhimmel
283
Indianer
Südhimmel
Indus
Deep Sky Reiseführer
Ind
Seite
Seite
171
7
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
Tabelle 15: Nebelfilter für visuelle Deep-Sky-Beobachter
Filtertyp
Durchlass
Bezeichnungen
Breitbandfilter
50–150nm
Deep-Sky, SkyGlow, LPR
Schmalbandfilter
30nm
UHC, UltraBlock
Linienfilter
10nm
[OIII], Hβ
Hb-Linienfilter
[OIII]-Linienfilter
Transmission
Je nach der Breite und Platztierung der Durchlassfenster
sollen die Filter für spezielle Objekte geeignet sein. Breitbandfilter sind für die visuelle Beobachtung nutzlos, denn
Breitbandfilter
Galaxien und Sternhaufen, deren Anblick sie verbessern
sollen, strahlen ebenso wie der Himmelshintergrund ein
kontinuierliches Spektrum aus, das vom Filter beschnitten
wird. Schmalbandfilter haben nur ein kleines Fenster um
die beiden wichtigsten Emissionslinien [OIII] und Hβ im
grünen Bereich. Planetarische Nebel und Galaktische Emissionsnebel strahlen im visuellen Bereich fast ausschließlich
in diesen beiden Linien. Bei diesen beiden Objektklassen ist
Schmalbandfilter
also eine deutliche Verbesserung zu erreichen. Verbesserung
bedeutet: Der Himmelshintergrund wird stark abgedunkelt, aber die Flächenhelligkeit des Nebels bleibt erhalten
– schwache Nebel tauchen aus dem »Untergrundrauschen«
auf und werden sichtbar. Nachteile von Schmalbandfiltern
600nm
sind die ungewohnte starke Abdunklung, das Verschwinden
500nm
400nm
der schwächsten Sterne – die Grenzgröße sinkt um etwa 1–
Wellenlänge
2m – sowie die unnatürlich rote Farbe der Sterne und grüne
Farbe heller Nebel. Schmalbandfilter sind nützlich, wenn
Typische spektrale Durchlasskurven von Nebelfiltern.
man am Okular ein Objekt klassifizieren will: Wird der Nebelfleck heller, ist es ein Emissionsnebel oder Planetarischer
Nebel; verschwindet er, ist es eine Galaxie, ein Reflexionsne- Tabelle 16: Helle Deep-Sky-Objekte für Schmalbandfilter
bel oder ein unaufgelöster Sternhaufen. Linienfilter schließName
Sternbild
Objekttyp
lich trennen noch zwischen den beiden Nebellinien, da die
NGC 281
Cas
HII-Region
meisten Objekte entweder in [OIII] oder Hβ am stärksten
NGC 1499
Per
HII-Region
strahlen. Das Durchlassfenster ist noch deutlich kleiner als
NGC 2237–9/46
Mon
HII-Region
bei den Schmalbandfiltern, was in einem noch wesentlich
NGC
2359
CMa
Wolf-Rayet-Nebel
stärker abgedunkeltem Himmelshintergrund resultiert: Es
Pup
Planetarischer Nebel
kann passieren, dass keine Sterne mehr im Gesichtsfeld ei- NGC 2438
Knoten
in
M
101
UMa
HII-Regionen
ner kleinen Optik stehen.
M 20
Sgr
HII-Region
Für kleinere und mittlere Optiken ist ein Schmalbandfilter
M 16
Ser
HII-Region
als einziger Filter zu empfehlen, wenn öfters Emissions- und
NGC 6960
Cyg
Supernovarest
Planetarische Nebel beobachtet werden. Für den Einstieg in
NGC 6992/5
Cyg
Supernovarest
die visuelle Deep-Sky-Beobachtung ist kein Filter notwenIC 5067
Cyg
HII-Region
dig; erst wenn man die nötigen Beobachtungstechniken
NGC 7000
Cyg
HII-Region
erlernt hat und Erfahrung mit schwachen Nebeln besitzt,
NGC 7293
Aqr
Planetarischer Nebel
wird der Kauf eines Nebelfilters sinnvoll. Falsch ist die oft
ausgesprochene Behauptung, Nebelfilter könnten bei dunsLinienfilter sind für größere Instrumente bzw. erfahrenere
tigem oder lichtverschmutztem Himmel Deep-Sky-Objekte
Beobachter zu empfehlen. Der [OIII]-Linienfilter besitzt eiwie unter guten Bedingungen sichtbar machen. Tatsächlich
nen schmalen Durchlass um 495,9nm und 500,7nm. Er ist
wirken Nebelfilter unter Land- und Gebirgshimmelbedinfür alle Planetarischen Nebel geeignet, sowie eine Anzahl
gungen besser als in urbanen Gebieten.
von weiteren Galaktischen Emissionsnebeln.
Die meisten Nebelobjekte in diesem Buch sind ohne NebelfilTabelle 17: Galaktische Nebel für [OIII]-Linienfilter
ter am besten zu beobachten; dort wo Filtereinsatz nützlich
wäre, ist es bei den Objektbeschreibungen angeführt. Es gibt
Name
Sternbild
Objekttyp
einige Nebel, die durchaus rechtfertigen, den natürlichen
M1
Tau
Supernovarest
Anblick ohne Filter durch den mit Schmalbandfilter zu er- M 17
Sgr
HII-Region
gänzen. Objekte, die mit Filter Ausdehnungen und Einzel- NGC 1491
Per
HII-Region
heiten zeigen, die ohne Filter nicht zu sehen sind, gibt die
NGC 2237–9/46
Mon
HII-Region
untenstehende Tabelle.
20
Deep Sky Reiseführer
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
pro Woche eine Schätzung abzugeben. Die Ergebnisse kön- der Begleiter genau im Norden des Hauptsterns, bei 90° im
nen dann – gegen die Zeit aufgetragen – eine Lichtkurve Osten, bei 180° im Süden und bei 270° im Westen. Ein enger
ergeben. Achtung ist bei besonders roten Sternen gegeben, Doppelstern kann visuell mehrere Formen annehmen: ganz
denn durch die rötere Farbe im Minimum werden die Hel- enge Systeme erscheinen länglich, ist der Abstand etwas
ligkeitsschätzungen verfälscht, weil rote Sterne systematisch weiter, kann eine 8-Form erkannt werden (Dawes-Limit),
und erst bei noch größerem Abstand erscheint trennender
zu hell geschätzt werden.
dunkler Zwischenraum (Rayleigh-Limit).
Doppelsterne (DS)
Tabelle 38: Test-Doppelsterne für Amateurteleskope
Als Doppelsterne (engl. double stars, Abkürzung DS) werden
normalerweise nur solche Sternpaare bezeichnet, die physikalisch durch die Gravitation zusammengehalten werden.
Nicht zu den Doppelsternen im engeren Sinn gehören damit die sogenannten optischen Doppelsterne – zwei Sterne
sind nicht gravitativ gekoppelt, sondern stehen weit entfernt
voneinander und erscheinen nur aufgrund ihrer Projektion
von der Erde scheinbar dicht nebeneinander.
Name
Helligkeiten
Abstand
µ Dra
5m,6/5m,7
2,3"
Testoptik
50mm
ζ Aqr
4m,3/4m,5
2,0"
63mm
ε2 Lyr
5m,1/5m,4
2,3"
63mm
ε Ari
5m,2/5m,5
1,5"
80mm
57 Cnc
6m,0/6m,3
1,5"
80mm
γ CrA
4m,9/5m,0
1,2"
100mm
52 Ori
6m,0/6m,0
1,0"
100mm
Doppelsterne gehorchen wie andere gravitativ zusammen- β Mus
1,1"
120mm
3m,6/4m,1
gehörige Himmelskörper den Keplerschen Gesetzen, das
0,8"
150mm
16 Vul
5m,9/6m,2
heißt sie führen Bewegungen auf Ellipsenbahnen um einen
0,7"
180mm
ζ Boo
4m,5/4m,6
gemeinsamen Schwerpunkt aus, wie dies auch im Sonnensystem mit seinen planetaren Mitgliedern der Fall ist. Fixiert Ob ein Doppelstern aufgelöst werden kann, ist aber nicht
man dabei einen Stern und schaut genau senkrecht auf die allein vom Abstand seiner Komponenten, sondern auch
Bahnebene, beschreibt die Laufbahn des anderen Sterns eine wesentlich vom Helligkeitsunterschied der Sterne abhängig.
Ellipse. Meistens wird der hellere Stern als feststehend defi- Die genannten Grenzen des Auflösungsvermögens sind nur
niert, das ist der Hauptstern, und der schwächere sogenannte bei gleich hellen und nicht zu schwachen Sternen anwendBegleiter wird auf einer Bahn diesen umkreisend dargestellt, bar. Dagegen sind schwache begleiter besonders heller Sterwie dies auch die Grafiken in diesem Buch zeigen.
ne sehr schwierig zu sehen, auch wenn ihre Distanz deutlich
Die Umlaufszeiten für die meisten Doppelsterne sind sehr über der Auflösungsgrenze liegt. Besonders zeigen dies β Ori
lang – ein Menschenleben reicht für die Verfolgung eines und α CMa (Sirius).
Umlaufes nicht aus. Zwei der wenigen Beispiele dafür, dass Oft zeigen Doppelsternkomponenten Farbkontraste, die
Doppelsternbewegungen auch relativ schnell mit kleinen durch die unterschiedlichen Spektraltypen der Sterne beFernrohren beobachtet werden können, sind ζ Cancri und ξ stimmt werden. Doppelsternfarben sind am besten zu sehen,
Ursae Maioris mit Umlaufszeiten von jeweils 60 Jahren. Ein wenn die Sterne zu einem kleinen Scheibchen unscharf geDoppelstern, bei dem in den nächsten Jahren besonders dra- stellt werden.
matische Veränderungen bevorstehen, ist γ Virginis.
Tabelle 37: Helle Doppelsterne mit schnellem Umlauf
Name
Helligkeiten
Umlaufszeit
α Com
5m,1/5m,1
25,8 Jahre
ρ Her
4 ,5/5 ,5
34,5 Jahre
η CrB
5m,6/5m,9
41,5 Jahre
α CMa
–1m,4/8m,5
50,1 Jahre
ζ Cnc
5m,6/6m,0
59,5 Jahre
m
m
ξ UMa
4 ,3/4 ,8
59,8 Jahre
α Cen
0m,0/1m,4
79,9 Jahre
70 Oph
4m,2/6m,0
88,3 Jahre
m
m
Die visuelle Doppelsternbeobachtung wird in erster Linie
durch das Auflösungsvermögen der Optik limitiert. Wichtig
ist es, höchstmögliche Vergrößerungen einzusetzen, etwa
100–150× für einen Zweizöller und 200–350× mit dem
Vierzöller. Dies wird aber oft von starker Luftunruhe verhindert, die das Haupthindernis einer erfolgreichen Beobachtung darstellt. Die wichtigen Parameter für den visuellen
Doppelsternbeobachter ist der Abstand der Sterne, die Helligkeitsdifferenz und der Positionswinkel. Der Positionswinkel bestimmt die Ausrichtung des Sternpaars; bei 0° steht
36
Norden 0°
Begleiter (B)
Positionswinkel
Westen 270°
Osten 90°
Hauptstern (A)
Süden 180°
Positionswinkel eines Doppelsternsystems.
Deep Sky Reiseführer
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
Nordpol
Karte
1
50
Deep Sky Reiseführer
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Wega
LYR
CYG
Deneb
Cr 399
IC 5067
7000
B 142-3
SGE
AQL
Atair
DEL
M 15
Pan
Deep Sky Reiseführer
67
MW3
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
ι
NGC 7000
α
δ
γ
ε
ζ
β
Cygnus (Cyg)
Das Sternbild Cygnus – der Schwan – ist ein Kaleidoskop vom Faszinierendstem der Milchstraße. Mit
bloßem Auge fliegt ein riesiger Vogel die helle Milchstraße hinab; Albireo, β Cygni, bildet den Kopf, γ
Cygni den Körper, und α Cygni, Deneb, den Schwanz. Die beiden Schwingen recken sich weit durch die
Nacht, vom zentralen γ Cygni abspreizend. Die fünf hellsten Sterne des Schwans kann man auch zu einem großen »Kreuz des Nordens« zusammenfassen. Cygnus liegt mitten in der hellen Sommermilchstraße, die schon mit dem bloßen Auge reich von Sternwolken und Dunkelflecken gegliedert ist. Auffallend
ist eine helle Sternwolke östlich von Deneb und ein großes dunkles Gebiet nördlich davon, das auch als
»Nördlicher Kohlensack« bezeichnet wird. Der Schwan birgt reichhaltige Schätze für Himmelsbeobachter,
darunter faszinierende Offene Sternhaufen und zwei der schönsten Nebelfelder der Galaxis für die teleskopische Beobachtung.
β Cygni
19h 30,7min
+27° 57'
3m,1/5m,1
34,5"
Minkowski 92
19 36,3
min
+29° 33'
11m,7
0,3'
NGC 6811
19h 37,3min
h
54°
-
400 Lj
DS
Albireo, Farbkontrast
8×30
8000 Lj
GN
Minkowskis Fußabdruck, sehr klein
120mm
10×50
+46° 23'
6m,8
10'
9m,9
3300 Lj
OC
Sterne ringförmig angeordnet
NGC 6826
19 44,8
min
+50° 31'
m
8 ,8
0,4'
10m,6
3000 Lj
PN
Blinkender PN
10×50
χ Cygni
19h 50,6min
+32° 54'
3m,3
14m,2
407 Tage
340 Lj
Vr
kann sehr hell werden
10×50
NGC 6871
20h 05,9min
6m,8
5700 Lj
OC
groß, umgibt 27 Cyg
8×30
unreg.
5000 Lj
Vr
P Cygni
bloßes Auge
6000 Lj
GN
Crescent-Nebel, oval, schwach
63mm
h
+35° 47'
5m,2
25'
34 Cyg
20 17,8
min
+38° 02'
m
m
NGC 6888
20h 12,0min
+38° 21'
NGC 6910
20h 23,2min
h
3 ,0
-
6 ,0
18'×12'
-
+40° 48'
7m,4
5'
9m,6
4000 Lj
OC
klein, nördlich γ Cyg
10×50
M 29
20 23,9
min
+38° 32'
m
6'
8m,6
6000 Lj
OC
unscheinbar, südlich γ Cyg
10×50
IC 1318
20h 27,9min
+40° 00'
NGC 6960
20h 45,7min
+30° 43'
h
6 ,6
9:m
50'×40'
-
4500 Lj
GN
hellster Teil der Nebel um γ Cyg
80mm
45'×5'
14:m
2000 Lj
GN
Cirrusnebel, westlicher Teil
10×50
Cyg
4
144
Deep Sky Reiseführer
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π2 Cyg
M 39
Barnard 168
M 29
M 39
FRED
Deep Sky Reiseführer
145
FRED
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
Links: NGC 6960, 120mm-Refraktor, 60×. Der [OIII]-Filter bringt feinstes Detail hervor, Pickering’s Triangular Wisp ist ebenfalls sichtbar.
Rechts: der gesamte Cirrusnebel im Gesichtsfeld, 90mm-Refraktor, 13×. Zeichnung mit Schmalbandfilter.
n
NGC 6960, NGC 6992/5
EEE
entdeckt von Wilhelm Herschel 1784 mit einem 18-zölligen Spiegelteleskop
Die beiden Nebelgebiete NGC 6960 und NGC 6992/5 werden zusammengefasst als Cirrusnebel bezeichnet. Über ein Areal
von 2,5°×3,5° verteilt sich ein Labyrinth aus schwachen Nebelvorhängen und feinen Filamenten, das zum Teil auch in kleinen optischen Geräten sichtbar gemacht werden kann. Bereits mit einem 10×50-Fernglas – unter Alpenhimmel auch schon
im 8×30 – ist unter dunklem Himmel der östliche Bogen des Nebels, der als NGC 6992/5 bezeichnet wird, als geisterhaftes
Leuchten sichtbar. Die besten Ergebnisse der teleskopischen Betrachtung bringt – wie bei allen großflächigen Galaktischen
Nebeln – der Einsatz von Weitwinkelokularen bei Minimalvergrößerung. Gleichzeitig wird so die Austrittspupille maximal,
und die Flächenhelligkeit des Nebels kann voll genutzt werden. Jede höhere Vergrößerung bringt dagegen einen Verlust
an wahrnehmbarer Flächenhelligkeit; außerdem lässt das große Gesichtsfeld die über 1° messenden Nebelteile optimal erfassen. In einer dunklen Nacht kann man so in einem zwei- bis vierzölligen Refraktor NGC 6992/5 als matte Lichtstraße
durch das Gesichtsfeld ziehen sehen, eingebettet in die reichen Milchstraßenfelder des Schwans.
Der westliche Teil des Cirrusnebels ist etwas schwächer als der östliche Bogen; erschwerend kommt hinzu, dass das sich
nach Norden zuspitzende Nebelfilament genau den hellen Stern 52 Cygni passiert, der dem Nebel durch Überstrahlung viel
von seinem Glanz nimmt. Auch NGC 6960 ist in größeren Feldstechern sichtbar. Im Teleskop erkennt man nördlich von
52 Cygni das sich windende Filament des Nebels, etwa 20' lang, während südlich des Sterns selbst mit sechs Zoll Öffnung
nur schwache Andeutungen von Nebel zu erkennen sind.
Der Cirrusnebel ist nach M 1 im Stier der am einfachsten zu beobachtende Supernovaüberrest. Man nimmt an, dass vor
etwa 50000 Jahren in der Mitte der heute erkennbaren Cirrus-Blase ein massereicher Stern als Supernova seine äußeren
Hüllen in den umgebenden Raum abgestoßen hat. Im Okular können wir heute die Wechselwirkung dieser Materie mit dem
interstellaren Medium beobachten. Dieser besondere Entstehung ist das Spektrum des Cirrusnebels zu verdanken. Besonders im Licht der grünen [OIII]-Linie (»O drei«), also der Emissionslinie des zweifach ionisierten Sauerstoffs, leuchtet der
Nebel stark. Benutzt man einen Nebelfilter, vorzugsweise einen Schmalbandfilter, werden die anderen störenden Teile des
Spektrums herausgefiltert, und der Nebel erscheint um ein Vielfaches deutlicher. Besonders mit einem [OIII]-Linienfilter
im Okular wird der Cirrusnebel selbst für kleine Teleskope ein überaschend detailreiches Objekt. Schon mit einem zweieinhalbzölligen Refraktor sind beide helle Bögen einfach zu sehen. Zwischen diesen beiden Bereichen taucht der dreiecksförmige Pickering’s Triangular Wisp auf, ein schwaches, etwa 45'×15' messendes Nebelareal, das ohne Filter praktisch nicht
zu sehen ist. NGC 6992/5 wird in einem mit [OIII]-Filter bestückten Sechszöller deutlich; die matte Nebelstraße durch das
Gesichtsfeld hat sich in ein Netz aus feinen Filamenten und Spritzern verwandelt. Südlich von NGC 6992/5 taucht ein weiteres, vorher kaum zu sehendes Nebelgebiet auf, IC 1340. NGC 6960 profitiert ebenfalls sehr stark vom Filtereinsatz, das
von 52 Cyg nach Norden laufende Filament macht in mittleren Öffnungen einen in zwei Stränge gespaltenen Eindruck,
Cyg
4
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Deep Sky Reiseführer
Deep-Sky-Reiseführer: 3 Auflage • www.oculum.de
NGC 7027
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EE
um die Erstsichtung streiten sich Edouard Stephan und Rev. T. W. Webb,
der den Nebel 1879 auffand
NGC 7027 ist ein heller und sehr kleiner Planetarischer Nebel. Bereits mit
dem Fernglas ist er als 8m-Stern zu sehen. Im kleinen Teleskop zeigt sich
bei Aufsuchvergrößerung ebenfalls nur ein helles stellares Objekt. Vergrößert man über 100×, erscheint NGC 7027 als kleines diffuses Scheibchen. Bei ruhiger Luft und unter Einsatz von Vergrößerungen von über
250× kann man in fünfzölligen Teleskopen erkennen, dass der Nebel keine homogene Scheibe bildet, sondern an einer Seite von einem dunklen
Einschnitt gezeichnet wird, der ihn wie eine 9 aussehen lässt. Ein Zentralstern ist im Nebel nicht zu erkennen, kein Wunder bei einer Helligkeit
von 16m.
Aufsuchen: NGC 7027 steht etwa 2° südlich von ξ Cyg. 20' nordwestlich des
Nebels ist ein Nordost-Südwest ausgerichtetes Paar aus 9m-Sternen auffällig,
das als Markierung beim Aufsuchen dienen kann. Bei Vergrößerungen von 20–
50× ist der winzige Planetarische Nebel nicht als flächiges Objekt zu erkennen,
deswegen muss man möglichst genau das Sternfeld lokalisieren und dann mit
etwa 80–100× nach einem kleinen unscharfen Stern Ausschau halten, ohne
die Orientierung im dichten Sternfeld zu verlieren.
x
61 Cygni
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NGC 7027, 120mm-Refraktor, 380×.
E
7000
zuerst vermessen von James Bradley 1753
61 Cygni ist der berühmte Besselsche Parallaxenstern. Dieser Doppelstern
war das erste Objekt außerhalb unseres Sonnensystems, an dem Astronomen die Entfernung direkt messen konnten. 61 Cyg ist mit 11,3 Lichtjahren Abstand zugleich das zehntnächste Sternsystem zur Erde. Schon
im schwach vergrößernden kleinen Teleskop erkennt man in gehörigem
Abstand zueinander zwei gelbliche helle Sterne, die fast gleich hell erscheinen.
7027
Aufsuchen: 61 Cygni ist mit dem bloßen Auge sichtbar. Er steht im östlichen
Teil des Sternbilds, etwa mit Deneb und ε Cygni ein rechtwinkliges Dreieck
bildend. Dicht östlich neben 61 Cygni stehen die beiden hellen Sterne σ und τ
Cygni, die ein viel kleineres und markanteres Dreieck mit 61 Cyg bilden, das
leicht am Himmel zur Orientierung dienen kann.
2400
2350
2450
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61 Cygni
10"
2250
2200
2000
2100
61 Cygni war der erste Stern mit bekannter Entfernung, nachdem Friedrich Wilhelm
Bessel von Königsberg aus an ihm 1838 erstmals eine Parallaxenmessung vorgenommen
hatte. Visuelle Beobachter finden heute ein weites Sternpaar mit relativ großer Eigenbewegung (vgl. Barnards Stern).
Cyg
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