BACHELORARBEIT Hydrostatisches Gleichgewicht in numerischen Wettermodellen Ausgeführt am Institut für Geodäsie und Geophysik Forschungsgruppe Höhere Geodäsie der Technischen Universität Wien unter der Anleitung von Univ.-Ass. Dipl-Ing. Dr. techn. Johannes Böhm begutachtet von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Harald Schuh durch Sebastian Hahn Matr.Nr.: 0525509 Strauchgasse 5 2333 Leopoldsdorf E-mail: [email protected] Wien, am 4. Dezember 2008 ——————————————– ii Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen Personen bedanken, welche mich fachlich und persönlich bei der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt haben. Besonderer Dank gebührt meinem Betreuer Univ.-Ass. Dipl-Ing. Dr. techn. Johannes Böhm, welcher mir stets mit fachlichem Rat und freundlicher Unterstützung zur Seite stand, sowie meinen Eltern, welche mir erst durch ihre finanzielle und persönliche Unterstützung dieses Studium ermöglicht haben. iii Kurzfassung Die Entwicklung numerischer Wettervorhersagen basiert auf grundlegenden physikalischen und thermodynamischen Gleichungen, welche den Ablauf der verschiedenen komplexen Prozesse in der Erdatmosphäre und am Boden simulieren sollen. Einen wichtigen Aspekt dieser physikalischen Prozesse stellt das Hydrostatische Gleichgewicht dar. In einem vereinfachten Modell der Atmosphäre stellt sich durch die Abwesenheit störender Einflüsse (z.B.: vertikale Beschleunigungen) ein stationärer Zustand ein. Diese Eigenschaft kann dazu genutzt werden, die Massenverteilung der Erdatmosphäre zu modellieren. Nicht nur in modernen Wettervorhersagemodellen spielt dies eine wichtige Rolle, sondern auch in modernen geodätischen Weltraumverfahren. Zum Beispiel bei hoch präzisen Messstationen muss der Einfluss der Atmosphäre auf das Messsignal berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang werden in der Bachelorarbeit zwei verschiedene Anwendungen der Hydrostatischen Gleichung näher untersucht. Einerseits die Bestimmung von Höhen mittels bekannter Druckflächen und andererseits die Modellierung der vertikalen Dichteverteilung. Die Testdaten dazu stammen aus einem numerischen Wettermodell des ECMWF. Abstract The development of numerical weather prediction is based on fundamental physical and thermodynamical equations, which should describe the various complex processes in the atmosphere and on the ground. An important aspect of these physical processes is represented by the hydrostatic equilibrium. In a simplified model of the atmosphere and in the absence of nuisance effects (e.g. vertical accelerations) an equilibrium condition appears. This characteristic is useful to determine the distribution of the atmosphere masses. Not only in modern weather prediction models this plays an important part, also in space geodetic techniques, for example at high-precision measurement stations where the influence on the measurement signal of the atmosphere should be considered. In this context the bachelor thesis explores two different applications of the hydrostatic equation. On the one hand the determination of heights with known pressure surfaces and on the other hand the modelling of the vertical density distribution. The test data come from a numerical weather model of the ECMWF. Inhaltsverzeichnis Danksagung ii Kurzfassung/Abstract iii 1 Einleitung 1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Gliederung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Numerische Wettermodelle 2.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 ECMWF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Anwendung in der Geodäsie . . . . . . . . . . . 2.3.1 Atmosphärische Laufzeitverzögerungen . 2.3.2 AAM - Atmosphere Angular Momentum 3 Methodik 3.1 Die Gasgesetze . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Die allgemeine Gasgleichung . 3.1.2 Das Gesetz von Gay-Lussac . . 3.1.3 Das Gesetz von Boyle-Mariotte 3.1.4 Das Gesetz von Amontons . . . 3.1.5 Das Gesetz von Dalton . . . . . 3.1.6 Das Gesetz von Avogadro . . . 3.1.7 Die individuelle Gaskonstante . 3.1.8 Die virtuelle Temperatur . . . . 3.2 Die Hydrostatische Gleichung . . . . . 3.3 Das Geopotential . . . . . . . . . . . . 3.4 Die Barometrische Höhenformel . . . . 3.4.1 Der allgemeine Fall . . . . . . . 3.4.2 Isotherme Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 2 . . . . . 4 4 6 9 9 10 . . . . . . . . . . . . . . 11 11 12 12 12 13 13 13 15 15 18 19 21 21 22 INHALTSVERZEICHNIS 4 Experimente 4.1 Beschreibung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Vergleich der pressure und model level Daten . . . . 4.3 Übergang von model Levels auf pressure Levels . . . 4.3.1 Interpolation zwischen den Levels . . . . . . 4.3.2 Gesamte Ausgleichung der model level Daten 4.4 Modellierung der Dichteverteilung . . . . . . . . . . 5 Ergebnisse 5.1 Vergleich der pressure und model level Daten . . . . 5.2 Übergang von model Levels auf pressure Levels . . . 5.2.1 Interpolation zwischen den Levels . . . . . . 5.2.2 Gesamte Ausgleichung der model level Daten 5.3 Modellierung der Dichteverteilung . . . . . . . . . . v . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 24 25 25 26 27 28 . . . . . 31 31 34 34 35 37 6 Schlussfolgerungen und Ausblick 45 A ECMWF Modellparameter und Formeln 46 Literaturverzeichnis 50 Kapitel 1 Einleitung Numerische Wettermodelle sind heutzutage ein wichtiges Element für Wettervorhersagen und dienen der Darstellung von physikalischen Prozessen in der Atmosphäre und am Erdboden. Mit Hilfe verschiedener Erdbeobachtungssysteme (Flugzeuge, Schiffe, Wetterstationen, Satelliten, Wetterballons, ...) werden die meteorologischen Parameter auf der ganzen Welt erfasst und gemeinsam verarbeitet. Diese Daten bieten umfangreiche Einsatzmöglichkeiten, nicht nur in der Meteorologie oder Klimatologie, sondern auch in der Geodäsie. Bei den heutigen geodätischen Weltraumverfahren darf die Auswirkung der heterogen geschichteten Atmosphäre auf das Messsignal keineswegs vernachlässigt werden. In diesem Kontext wurde die Hydrostatische Gleichung und deren Anwendungsmöglichkeiten mit Daten von numerischen Wettermodellen näher untersucht, wobei die Druckund Dichteverteilung im Vordergrund stand. 1.1 Motivation Die Höhere Geodäsie befasst sich mit dem System Erde, dem Rotationsverhalten der Erde, dem Erdschwerefeld und darüber hinaus noch mit dem erdnahen Weltraum. Essentielle Daten liefern moderne geodätische Weltraumverfahren wie GPS (Global Positioning System), VLBI (Very Long Baseline Interferometry) sowie Laserentfernungsmessungen (SLR - Satellite Laser Ranging und LLR - Lunar Laser Ranging) und Schwerefeldmissionen (GOCE, GRACE, CHAMP). Diese Messverfahren leisten unter anderem einen wichtigen Beitrag in den Bereichen Kontinentaldrift, Klimawandel, Meeresspiegelanstieg und Geoidbestimmung. Die dabei übertragenen Signale erfahren bei der Durchdringung der Atmosphäre, abhängig von ihrer Frequenz bzw. Wellenlänge, eine Laufzeitverzögerung. Die Herausforderung besteht nun darin die Massenverteilung der vielschichtigen 1.2 Gliederung der Arbeit 2 Atmosphäre festzustellen, um den Einfluss auf das Signal zu analysieren. Ein Weg die vertikale Verteilung der Massen zu bestimmen, ist unter Zuhilfenahme der Hydrostatischen Gleichung möglich. Diese beschreibt die Beziehung zwischen Druck und Schwerkraft, wenn sich jene Kräfte im Gleichgewicht befinden. Die notwendigen Parameter (Druck, Temperatur, spezifische Feuchte, ...) am Boden und in unterschiedlichen Höhenniveaus liefern Daten aus numerischen Wettermodellen. Grundsätzlich kann mit diesen Hilfsmitteln die vertikale Schichtung berechnet werden, offen bleibt jedoch, welche und wie viele Daten für ein akzeptables Ergebnis ausreichend sind. Die dabei verwendete Interpolations- bzw. Extrapolationsmethode spielt eine ebenso wichtige Rolle bei der Festlegung der Massenverteilung. 1.2 Gliederung der Arbeit Die Bachelorarbeit unterteilt sich in 6 Kapitel, wobei mit einer allgemeinen Einführung und Motivation begonnen wird. In weiterer Folge werden numerische Wettermodelle und die, für die Arbeit erforderlichen, Methodiken erläutert. Abschließend werden die durchgeführten Versuche und deren Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Die Einleitung (Kapitel 1) beinhaltet eine kurze Vorstellung des untersuchten Themas, sowie die Motivation dieser Arbeit. Außerdem wird eine kurze Übersicht der Einteilung der Arbeit gegeben. Das Kapitel numerische Wettermodelle (Kapitel 2) gibt zuerst einen Einblick zur Entstehung und Entwicklung dieser rechnergestützten Vorhersagemethode. Eine Reihe von Organisationen verarbeiten täglich große Mengen an meteorologischen Daten und nutzen diese als Eingangsparameter für ihre Wettermodelle. An dieser Stelle wird das European Centre for Medium-Range Weather Forecasts und deren Aufgaben vorgestellt, da auch die zur Verfügung gestandenen Testdaten von dieser Organisation stammen. Am Ende dieses Kapitels wird die Anwendung numerischer Wettermodelle in der Geodäsie anhand von Beispielen erläutert. Die Methodik (Kapitel 3) befasst sich mit den grundlegenden Gesetzmäßigkeiten, welche die physikalischen Prozesse in der Atmosphäre beschreiben und für diese Arbeit von Bedeutung waren. Anfangs werden die allgemeinen Gasgesetze und deren Zusammenhang mit der Hydrostatischen Gleichung erklärt. Die Definition und die Anwendung des Geopotentials, sowie die der Barometrischen Höhenformel, werden im Anschluss gezeigt. Schließlich wird noch auf die Skalenhöhe eingegangen. 1.2 Gliederung der Arbeit 3 Die Experimente (Kapitel 4) basieren auf Analysedaten des ECMWF, welche zunächst kurz beschrieben werden. Anschließend werden die verschiedenen Ansätze der durchgeführten Versuche erklärt. Beim ersten Experiment, dem Übergang von model levels auf pressure levels, wird mittels einer zuvor bestimmten vertikalen Druckverteilung die Höhen der pressure levels neu berechnet. In einem zweiten Versuch wird die vertikale Dichtverteilung der Atmosphäre modelliert. Die Ergebnisse (Kapitel 5) der Untersuchungen sind in grafischer und tabellarischer Form dargestellt und werden anhand dieser diskutiert und interpretiert. Eine abschließende Schlussfolgerung und ein kurzer Ausblick (Kapitel 6) werden im letzten Kapitel behandelt. Der Anhang beinhaltet die verwendeten Formeln und Modellparameter des ECMWF. Kapitel 2 Numerische Wettermodelle Dieses Kapitel beginnt mit einer kurze Einführung in das Thema numerische Wettermodelle und Wettervorhersage. Anschließend wird auf die internationale Organisation European Centre for Medium-Range Weather Forecasts und deren Aufgaben eingegangen. Zum Schluss soll noch die Bedeutung bzw. Anwendung von numerischen Wettermodellen in der Geodäsie verdeutlicht werden. Die verwendeten Ressourcen zur Einführung numerischer Wettermodelle und der Beschreibung des ECMWF stammen vorwiegend von der Webseite des ECMWF [6]. 2.1 Einführung Anfang des 20. Jahrhunderts legte der norwegische Physiker und Meteorologe Vilhelm Bjerknes mit seinem Vorschlag, die dynamischen Vorgänge in der Atmosphäre durch exakte thermo- und hydrodynamische Gleichungen zu beschreiben, den Grundstein für die heutigen numerischen Wettervorhersagen. Diese Idee konnte erst Mitte der 50er Jahre mit der Entwicklung der ersten Computer und einem Netzwerk, bestehend aus mehreren Wetterstationen, umgesetzt werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Modellierung der Begebenheiten in der Atmosphäre weitaus komplexer und schwieriger war, als anfangs angenommen wurde. Die ersten numerischen Modelle sind dementsprechend simpel ausgefallen und basierten lediglich auf primitiven Gleichungen. Das erste globale Modell wurde 1966 in Betrieb genommen und bestand aus einem 300 km Gitter und 6 Level für die vertikale Auflösung. Numerische Wettermodelle sollen die grundlegenden meteorologischen Prozesse in der Atmosphäre und am Erdboden simulieren. So zum Beispiel den räumlichen und zeitli- 2.1 Einführung 5 chen Verlauf der Modellvariablen wie Temperatur, Luftdruck, Wind, Wolken, Wasserdampf und Niederschlag. In der Atmosphäre und am Erdboden finden aber auch relativ kleinmaßstäbige physikalische Prozesse, wie zum Beispiel die Wolkenbildung, statt. Hier stößt man an die Grenzen der Auflösung dieser Modelle und daher werden solche Abläufe mit Hilfe von Parametrisierungen annähernd bestimmt. Eine Parametrisierung stellt die Auswirkung eines subskaligen Prozesses auf eine zu prognostizierende skalige Zustandsvariable an einem Modellpunkt dar. Im einfachsten Fall wird hier nur eine zeitliche Komponente berücksichtigt. Die heutzutage eingesetzten numerischen Wettermodelle unterscheiden sich vorwiegend nach der konkreten mathematischen Formulierung, der numerischen Lösung der Gleichungssystem, der Auflösung und Form des Gitters und ob sie global oder nur für regionale Gebiete gelten. Die regionalen Modelle decken nur einen bestimmten Bereich ab, wobei der Rest der Welt entweder gar nicht oder nur ungenau modelliert wird. Sobald man Vorhersagemodelle für einen Zeitraum von mehr als 5 Tagen bestimmen möchte, müssen schon die meteorologischen Daten der gesamte Erde als Anfangswerte in Betracht gezogen werden, da sich das Wetter für ein Gebiet schon viel früher an einem ganz anderem Teil der Erde entwickelt. Um dies zu berücksichtigen, benutzen daher oft regionale Modelle die Daten globaler Modelle als Randbedingungen. Für die Berechnung numerischer Wettermodelle werden häufig Supercomputer eingesetzt. Nachdem ein Modell gerechnet wurde, können Meteorologen die Plausibilität der Prognose kontrollieren und mit Statistiken bzw. Erfahrungswerten vergleichen. Die folgende Abbildung 2.1 zeigt den Verlauf der Verbesserungen der 3, 5, 7 und 10 Tages Wettervorhersage in den letzten 25 Jahren. Die obere Kurve jedes Kurvenpaares stellt die nördliche und die untere Kurve die südlichen Hemisphäre dar. Da auf der südlichen Hemispäre nur wenige Beobachtungen zur Verfügung standen, konnte die Wetterprognose für die nördliche Hemisphäre stets genauer erstellt werden. Erst in den letzten Jahren gab es eine Genauigkeitssteigerung der südlichen Hemisphäre, welche sich auf die Benützung von Satellitendaten in den Vorhersagemodellen zurückführen lässt. Abbildung 2.1: Die Entwicklung der Fortschritte von Wettervorhersagen seit 1981 bis 2007. Quelle: http://www.ecmwf.int 2.2 ECMWF 2.2 6 ECMWF Das European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (kurz: ECMWF) ist eine unabhängige internationale Organisation, welche von insgesamt 31 Staaten1 in Europa unterstützt wird und seit 1975 existiert. Der Sitz des Zentrums befindet sich in Reading, England. Die Organisation beschäftigt sich unter anderem mit mittel- und langfristigen Wettervorhersagen und deren Verbesserungen, numerischen Wetterprognosen aus Satellitendaten, der Entwicklung neuer numerischer Algorithmen und der Parametrisierung physikalischer Prozesse. Seit dem 1. August 1979 werden mittelfristige Wettervorhersagen beim ECMWF fortlaufend produziert und verbessert. Diese und viele weitere Produkte werden den Mitgliedsstaaten und anderen Kunden, wie zum Beispiel in der Luftfahrt, Wirtschaft oder Forschungszentren, zur Verfügung gestellt. Das erste von ECMWF entwickelte numerische Modell war ein Gittermodell mit einer vertikalen Auflösung von 15 Level (bis zu einer Höhe von 10 hPa) und einer horizontalen Auflösung von 1,875 Grad in der Breite und Länge. Im Jahre 1983 wurde das Gitter Modell durch ein spektrales Modell ersetzt. Im Laufe der Zeit wurden beide Repräsentationsarten weiterentwickelt, sodass es heute keinen signifikanten Genauigkeitsunterschied mehr gibt. Ein globales und ein, auf den Nordatlantik und europäische Gewässer beschränktes, Ozeanmodell2 kam ab 1992 zum Einsatz. Der Einfluss von Wind und Wellen in dem Modell wurde als Schnittstelle zum, noch heute eingesetzten, virtuellen 3D Atmosphärenmodell im Jahre 1998 ergänzt. Mittlerweile ist das Ozeanmodell ebenso mit dem Ensemble Prediction System (kurz: EPS) und den Monats- und Jahreszeitenvorhersagen verknüpft. Die immer größer werdende Datenflut animierte dazu, bessere und fortgeschrittene Analyseprozeduren zu entwicklen, wie der Variational Data Assimilation (kurz: VAR), welches das Konzept der fortwährenden Kommunikation zwischen den Beobachtungen und dem Modell in mathematische Formeln fasst. D.h. beim Eingang von neuen Beobachtungsdaten wird die Analyse stets korrigiert, sodass sich die anfängliche Vorhersage den tatsächlichen Gegebenheiten neu anpasst. Im Jahre 1991 wurde ein 1D Schema (1DVAR) entwickelt, welches zu einem, noch heute operablen, 4D System (4DVAR) verbessert wurde. Erst die Entwicklung dieser Technik ermöglichte eine Kontrolle von Beobachtungen in Raum und Zeit im dynamischen Modell. Das Ensemble Prediction System startete im Dezember 1992 und verwendete zu Beginn ein T633 Modell mit 31 vertikalen Level. Das EPS simuliert mögliche Unregelmäßig1 Stand: Sept. 2008 engl.: Ocean wave model 3 Spektrales Modell mit Dreiecks-Abbruch bei der Wellenzahl 63 2 2.2 ECMWF 7 keiten in den Anfangswerten durch kleine Abänderungen der Originaldaten. Besonders bei mittel- und langfristigen Vorhersagen kann, aufgrund der chaotischen Natur des Wetters, eine minimale Variation der Ausgangsbedingungen eine komplett andere Prognose liefern, als mit den Originaldaten ermittelt wurde. Das Resultat mehrerer solcher Durchläufe wird in sogenannten Ensembles verglichen. Verlaufen die Ergebnisse in einem Zeitraum der Vorhersage ähnlich, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Prognose eintrifft. Das Programm für Monatsvorhersagen startete im März 2002 und die Jahreszeitenvorhersagen bereits 1997. Diese werden heute einmal pro Woche berechnet. Das aktuelle allgemeine Zirkulationsmodell des ECMWF, TL799L914 , beinhaltet eine dynamische sowie physische Komponente, welche noch mit dem Ozeanmodell gekoppelt sind. Aus sechs grundlegenden physikalischen Gleichungen bzw. Gesetzmäßigkeiten lässt sich die Modellbildung zusammenfassen. Darunter fallen die Gasgesetze, die Hydrostatische Gleichung, die Gesetze der Thermodynamik, die Kontinuitätsgleichung, die Bewegungsgleichungen und Gleichungen für den Erhalt von Feuchtigkeit. Kleinere physikalische Prozesse (Turbulenzen, Wolkenformationen, ...) werden entweder parametrisiert oder auf statistischem Wege modelliert. Die nachfolgende Abbildung 2.2 zeigt die verschiedenen Erdbeobachtungssysteme (Flugzeuge, Schiffe, Wetterstationen, Satelliten, Wetterballons und -bojen), die täglich mehr als insgesamt 300 Millionen Datensätze erfassen. Diese werden dann mit speziellen Fernmeldenetzen übermittelt, aus denen dann verschiedene Produkte abgeleitet werden können. Abbildung 2.2: 24 Stunden Übersicht der empfangenen Beobachtungen am 5. Juli 2004 des ECMWF. Quelle: http://www.ecmwf.int 4 Spektrales Modell mit Dreiecks-Abbruch bei der Wellenzahl 799 und 91 vertikalen Level 2.2 ECMWF 8 Das ECMWF hat momentan mehrere Folgen von verschiedenen Vorhersagen in Betrieb. In einer Hauptfolge werden täglich globale Analysen für 00, 06, 12 und 18 UTC produziert. Eine globale 10-Tages Vorhersage wird ebenfalls, basierend auf 00 und 12 UTC Analysen, erstellt. Um Randwerte für lokale Wettermodelle zu erhalten, werden Vorhersagefolgen für kürzere Perioden (bis zu 78 Stunden), für dieselben Zeitpunkte wie oben, erstellt. Der Produktkatalog5 des ECMWF umfasst neben direkten Vorhersageergebnissen numerischer Wettermodelle6 , nachbearbeitete Produkte und Endprodukte. Die Daten werden in standardisierten Formaten (GRIBEX, BUFR, CREX, ...) den Benutzern zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe von räumlichen Koordinatensystemen werden die einzelnen Modellierungspunkte auf der Erde festgelegt. Der ECMWF verwendet hierfür entweder Gaussian grids, Kugelfunktionen oder Breiten-/Längengrad Gitter, um Daten in der oberen Atmosphäre oder am Boden koordinativ festzulegen. Gaussian grids, welche in regelmäßiger und reduzierter Form existieren, haben einen konstanten Abstand der Längengrade. Die Abstände der Breitengrade sind jedoch unregelmäßig und werden mit Hilfe der Gauß-Quadratur bestimmt. Bei der reduzierten Form nimmt zusätzlich noch die Anzahl der Gitterpunkte in Richtung der Pole ab, um so ungefähr dieselben Punktabstände über die gesamte Kugel zu erreichen. An den Polen selbst befinden sich bei den Gaussian grids keine Gitterpunkte. Kugelfunktionen Gaussian Grid T63 TL95 T106 TL159 TL255 TL319 TL399 TL511 TL799 TL1023 TL2047 N48 N48 N80 N80 N128 N160 N200 N256 N400 N512 N1024 Längen-/Breitengrad [◦ ] 1,875 1,875 1,125 1,125 0,7 0,5625 0,450 0,351 0,225 0,176 0,088 Tabelle 2.1: Die Verbindung der drei Koordinatensysteme in Bezug auf die Auflösung. Quelle: http://www.ecmwf.int 5 6 http://www.ecmwf.int/products/catalogue/ Direct Model Outputs 2.3 Anwendung in der Geodäsie 9 Wettervorhersagen brauchen und generieren eine Menge von Daten, welche über eine sehr lange Zeit zur Verfügung stehen müssen. Das ECMWF hat hierfür ein eigenes Archivierungssystem (MARS7 ) aufgebaut, in welchem sich seit 45 Jahren bisher über 150 TByte an Daten angesammelt haben. Diese beinhalten unter anderem Vorhersagen, Analysen, Beobachtungen und verschiedene Forschungsexperimente. Um den Zugriff auf diese Daten zu verwalten, wurde eine eigene Software entwickelt, welche es dem Kunden ermöglicht die Daten abzurufen. 2.3 Anwendung in der Geodäsie Numerische Wettermodelle finden nicht nur in der Meteorologie oder Klimaforschung ihre Anwendung, auch in anderen Disziplinen leisten sie einen wichtigen Beitrag, wie anhand der folgenden Beispiele gezeigt werden soll. 2.3.1 Atmosphärische Laufzeitverzögerungen Um über größere Distanzen arbeiten zu können, verwendet man elektromagnetische Wellen für die Übertragung von Signalen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen ist vom jeweiligen Zustand der Erdatmosphäre abhängig. Zwei Bereiche der Atmosphäre, nämlich die Troposphäre und Ionosphäre, spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die Troposphäre, welche eine Ausdehnung vom Erdboden bis in eine Höhe von ungefähr 10 km hat, ist für GNSS-Signale8 kein dispersives Medium, d.h. die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist frequenzunabhängig. Die Ionosphäre, welche in einer Höhe von 50 bis 1000 km gelagert ist, besteht aus geladenen Ionen und Elektronen. Sie stellt für GNSS-Signale, welche sich im Mikrowellenbereich bewegen, ein dispersives Medium dar. D.h. Signale mit unterschiedlichen Frequenzen, besitzen verschiedene Ausbreitungsgeschwindigkeiten. Diese Eigenschaften bewirken im allgemeinen eine Laufzeitverzögerung des Signals, welche bei den heutigen geodätischen Weltraumverfahren (VLBI, GPS, ...) keinesfalls vernachlässigt werden darf. Für die Modellierung dieser Einflüsse werden meteorologische Daten benötigt, welche aus numerischen Wettermodellen oder StandardAtmosphärenmodellen gewonnen werden können. Auch direkt aus GPS-Messungen lassen sich Parameter ableiten. Die Signalverzögerung ist in erster Linie von der Länge des Weges durch die Atmosphäre abhängig und daher eine Funktion des Zenitwinkels. Zuerst 7 8 Meteorological Archive and Retrieval System GNSS - Globales Navigationssatellitensystem 2.3 Anwendung in der Geodäsie 10 bestimmt man die Zenitverzögerung und kann dann mit Hilfe von sogenannten Projektionsfunktionen (Mapping functions) diese Verzögerung auf unterschiedliche Elevationswinkel übertragen. Die Gleichung für hydrostatisches Gleichgewicht wird speziell dazu verwendet, um die hydrostatische Laufzeitverzögerung in Zenitrichtung aus dem Druck an der Station zu berechnen (Saastamoinen, 1972 [8] und Davis et al., 1985 [5]). Weitere Informationen zu diesem Thema erhält man ebenso in (Böhm et al., 2006) [4]. 2.3.2 AAM - Atmosphere Angular Momentum Seit ungefähr einem Jahrhundert ist bekannt, dass die Erdrotation um kleine, aber messbare, Beträge variiert. Die Ursache dieses Phänomens hat mehrere Gründe. Einerseits sind es Änderungen des Drehimpulses der Erde, aufgrund der Gezeitenreibung, äußere Drehmomente und dem Austausch des Drehimpulses zwischen Subsystemen der Erde und andererseits Änderungen des Trägheitsmoments, verursacht durch Umverteilung von Massen (Ozeane, Süßwasser, Erdbeben, Luftdruck, ...), die zu diesem Effekt beitragen. Mit Hilfe der Entwicklung von modernen astronomischen und geodätischen Weltraumverfahren, sowie fortgeschrittener Atmosphäremodelle, wurde es möglich den Einfluss des Drehimpulses der Atmosphäre (AAM) auf die Erdrotation abzuschätzen und sogar vorherzusagen. Die Daten von numerischen Wettermodellen stellen hier wieder essentielle Eingangsparameter dar. Schwankungen in der Rotationsgeschwindigkeit der Erde spiegeln sich in der Universal Time (UT), und in der davon abgeleiteten Länge des Tages, wieder. Ein weiterer Effekt ist die Bewegung der Pole relativ zur Kruste, welche nicht nur durch die bereits erwähnten Massenverlagerungen entstehen, sondern auch durch die Präzision und Nutation der Erdachse. Die Überwachung der Erdrotation ist sehr bedeutend, da diese Aufschluss über geophysikalische Prozesse auf und in der Erde geben kann. Eine präzise Bestimmung der Erdrotation spielt auch in der Navigation eine entscheidende Rolle, zum Beispiel für die Positionsbestimmung von Objekten im Weltraum. Die Beobachtung der Erdrotation und die Bestimmung der Erdrotationsparameter (Polkoordinaten, Drehgeschwindigkeit der Erde) ist eine zentrale Aufgabe der Geodäsie. Grundsätzlich benötigt man für die Berechnung der Massenterme des AAM die Dichteverteilung in der Atmosphäre. Unter Zuhilfenahme der Gleichung für das hydrostatische Gleichgewicht kann man das 3D Integral auf ein 2D Integral vereinfachen, in das nur mehr der Oberflächendruck eingeht. (Barnes et al., 1983) [1] Kapitel 3 Methodik Dieses Kapitel soll die grundlegenden Gesetze und Methodiken zeigen, welche für die Analyse, Experimente und Auswertung von Bedeutung waren. Zuerst werden die allgemeinen Gasgesetze angeführt bzw. hergeleitet. Im Anschluß wird die Anwendung und der Zusammenhang mit dem Hydrostatischen Gleichgewicht gezeigt. Die verwendeten Formelnotationen halten sich vorwiegend an (Wallace und Hobbs, 2006) [10]. 3.1 Die Gasgesetze Die Gasgesetze sind physikalische Gesetze, die den Zusammenhang zwischen Temperatur T , Volumen V , Druck p, Stoffmenge n bzw. Teilchenanzahl N und Masse m eines Gases beschreiben. Sie charakterisieren die Zustände und das Verhalten der Gase, wobei in reale und ideale Gase unterschieden wird. Das Modell der idealen Gase stellt, im Gegensatz zu realen Gasen, eine Vereinfachung dar. Die Moleküle werden als ausdehnungslose Massepunkte gesehen, welche sich frei in dem zur Verfügung stehenden Raum bewegen können. Dennoch unterliegen sie elastischen Stößen, wenn sie eine Wand oder sich gegenseitig treffen. Kohäsion, d.h. Anziehungskräfte zwischen den Teilchen, wird ebenso nicht berücksichtigt. Bei realen Gasen werden die Moleküle als ausgedehnte Teilchen betrachtet zwischen denen kurzreichweitige Kräfte wirken, die bei entsprechend tiefen Temperaturen zur Verflüssigung des Gases führen können. Daher gilt die, im darauf folgenden Unterkapitel erläuterte, ideale Gasgleichung immer nur näherungsweise. Je niedriger der Druck und je höher die Temperatur, umso besser ist sie jedoch erfüllt. 3.1 Die Gasgesetze 12 3.1.1 Die allgemeine Gasgleichung Die allgemeine Zustandsgleichung idealer Gase lautet pV =mRT (3.1) wobei p der Druck (Pa), V das Volumen (m3 ), m die Masse (kg), R die Gaskonstante (J kg−1 K−1 ) für 1 kg Gas und T die Temperatur (K) beschreibt. Sie lässt sich auf unterschiedliche Arten formulieren, ohne dass das beobachtete System dadurch beeinflusst wird. Fasst man ρ = m/V zur Dichte zusammen, ergibt sich die Formel (3.1) zu p=ρRT (3.2) Eine weitere wichtige Rolle (z.B.: in Phasendiagrammen) spielt das spezifische Volumen α = 1/ρ (m3 kg−1 ). Die allgemeine Zustandsgleichung für ein Gas mit einer Masse von 1 kg lässt sich dann umformulieren zu pα=RT (3.3) Weitere abgeleitete Formeln aus der allgemeinen Gasgleichung erhält man, wenn die Beziehung zweier Größen untersucht wird, wobei alle anderen als konstant betrachtet werden. Diese Spezialfälle sind unter den folgenden Gesetzen bekannt. 3.1.2 Das Gesetz von Gay-Lussac Das Gesetz von Gay-Lussac sagt aus, dass bei konstantem Druck p und gleich bleibender Stoffmenge n sich das Volumen V und die Temperatur T direkt proportional zueinander verhalten. Dies bedeutet, bei Erwärmung kommt es zu einer Volumsvergrößerung und bei einer Temperaturabnahme zieht sich das Gas wieder zusammen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde diese Beziehung von Jacques Charles und Joseph Louis Gay-Lussac erkannt. V = const. T 3.1.3 Das Gesetz von Boyle-Mariotte Das Gesetz von Boyle-Mariotte besagt, dass, wenn bei konstanter Temperatur T und gleicher Stoffmenge n ein Gaspaket verdichtet, d.h. der Druck p erhöht wird, das Volumen V sinkt. Sobald der Druck wieder abnimmt, steigt das Volumen. Das Produkt dieser beiden 3.1 Die Gasgesetze 13 Größen ist fortwährend konstant. Dieser Zusammenhang wurde von Robert Boyle und Edme Mariotte im 17. Jahrhundert entdeckt. p V = const. 3.1.4 Das Gesetz von Amontons Das von Gay-Guillaume Amontons entdeckte Gesetz zeigt die Beziehung zwischen Druck p und Temperatur T bei konstantem Volumen V und gleicher Stoffmenge n. Ein Gaspaket reagiert mit einer Temperaturzunahme sobald der Druck erhöht wird. Bei einer Druckabnahme kühlt das Gaspaket wieder aus. p = const. T 3.1.5 Das Gesetz von Dalton Das Gesetz von Dalton oder auch das Gesetz der Partialdrücke bezeichnet, besagt, dass der Gesamtdruck pGes einer Mischung aus mehreren Gasen gleich der Summe der Teildrücke der einzelnen Gase pi ist. Unabhängig von der Mischung des Gases, übt jedes Gas für sich denselben Druck aus, als ob es allein im verfügbaren Raum präsent wäre. pGes = n X pi i=1 3.1.6 Das Gesetz von Avogadro Anfang des 19. Jahrhunderts stellte Amedeo Avogadro die Hypothese für ideale Gase auf, dass dieselbe Anzahl an Molekülen in zwei gleich großen Gasvolumina vorhanden ist, welche unter derselben Temperatur und dem gleichen Druck stehen. Kombiniert man die Gesetze von Boyle-Mariotte und Gay-Lussac erhält man die Gleichung pV =C T (3.4) wobei C eine Konstante darstellt. In Verbindung mit der Hypothese von Avogadro stellt man sich nun in einem Gedankenexperiment zwei Gefäße mit identischem Volumen, welche unter dem gleichen Druck und Temperatur stehen, vor. Werden diese beiden Behältnisse als ein System betrachtet, so verdoppelt sich das Volumen und die Konstante C. 3.1 Die Gasgesetze 14 Daraus lässt sich schließen, dass die Konstante C von der Anzahl der Moleküle abhängig ist und man schreibt, in Abhängigkeit von einer neuen Konstanten und der Anzahl der Moleküle im Gas C = N kB N ist die Teilchenanzahl und kB die sogenannte Boltzmann-Konstante, welche sich experimentell für jedes Gas zu kB = 1, 381 · 10−23 J K −1 ergibt. Um eine Gasmenge quantitativ zu beschreiben, definiert man die molare Masse M für den betreffenden Stoff in Gramm. Die Stoffmenge, d.h. die Anzahl der Mols n einer Substanz mit der Masse m, wird dann berechnet mit n= m M Ein Mol einer Substanz enthält per Definition NA = 6,022·1023 Teilchen. Die Zahl NA wird Avogadrokonstante bezeichnet und ist die Anzahl der Atome in genau 12 g des Kohlenstoffisotops C12 . Die vorliegende Anzahl an Teilchen N einer Substanz mit der Stoffmenge von n mol bestimmt man mit N = n NA Setzt man diese Beziehungen in die Gleichung (3.4) ein, erhält man für eine Stoffmenge von n mol folgende Gleichung p V = n NA kB T (3.5) Diese stellt eine andere Formulierung der allgemeinen Gasgleichung (3.1) dar. Aus der Hypothese von Avogadro folgt, dass die Gaskonstante R aus der Gleichung (3.1) für alle Gase mit derselben Teilchenanzahl den gleichen Wert annehmen muss. Das Produkt der beiden Konstanten NA · kB wird als universelle Gaskonstante R∗ zusammengefasst und hat den Wert 8,3145 J K−1 mol−1 . Wird diese Beziehung auf die Boltzmann-Konstante umgeformt kB = R∗ /NA , kann diese als universelle Gaskonstante für ein Molekül eines beliebigen Gases interpretiert werden. Die Gleichung (3.5) kann nun wie folgt angeschrieben werden p V = n R∗ T (3.6) 3.1 Die Gasgesetze 15 3.1.7 Die individuelle Gaskonstante Jedes Gas hat, infolge unterschiedlicher atomarer Zusammensetzung, eine andere molare Masse M . Ist diese bekannt, kann mit Hilfe der universellen Gaskonstante R∗ , die für dieses Gas individuelle bzw. spezifische Gaskonstante Rs mit Rs = R∗ M (3.7) bestimmt werden. Am Beispiel von trockener Luft, d.h. in Abwesenheit von Wasserdampf, soll dies demonstriert werden. Die molare Masse Md von trockener Luft ist 28,97 g mol−1 , somit ergibt die individuelle Gaskonstante für trockene Luft Rd = 1000 · R∗ 8, 3145 = 287, 0 J K −1 kg −1 = 1000 · Md 28, 97 (3.8) Die allgemeine Zustandsgleichung (3.3) für trockene Luft ergibt sich zu pd αd = Rd T (3.9) wobei Rd die indiviudelle Gaskonstante für 1 kg trockener Luft ist. Weiters wird das Verhältnis der individuellen Gaskonstanten von Wasserdampf Rv und trockener Luft Rd bzw. dessen Molaren Massen Mw und Md als ǫ bezeichnet. ǫ≡ Rd Mw = = 0, 622 Rv Md (3.10) 3.1.8 Die virtuelle Temperatur Die Luft kann mit ausreichender Genauigkeit als ideales Gas angesehen werden, solange keine Phasenumwandlungen (z.B.: Verdampfung oder Kondensation) des Wasserdampfes stattfinden. In der Realität jedoch ist der Wasserdampfgehalt in der Luft enorm zeitlich variabel und von dem gegenwärtigem Wetter abhängig. Für Berechnungen in der Praxis hieße dies, es müsste jedes mal eine neue individuelle Gaskonstante für feuchte Luft, in Abhängigkeit des momentanen Wasserdampfgehalts in der Luft, bestimmt werden. Zweckdienlicher ist es jedoch die Gaskonstante für trockene Luft beizubehalten und in Verbindung einer fiktiven Temperatur den Wasserdampfgehalt in der Luft zu berücksichtigen. Da die molare Masse von Wasserdampf Mw (= 18,016 g mol−1 ) kleiner ist, als die von trockener Luft Md (= 28,97 g mol−1 ) ergibt sich daraus, dass trockene Luft dichter ist als feuchte bei gleicher Teilchenanzahl. Um dies auszugleichen, wird die so genannte virtuelle Temperatur Tv verwendet, welche stets um einen kleinen Betrag größer ist als die 3.1 Die Gasgesetze 16 tatsächliche Temperatur. So erreicht die Dichte von trockener Luft ρd denselben Betrag wie feuchte Luft ρv unter dem gleichem Druck. Die virtuelle Temperatur lässt sich nun wie folgt herleiten. Die Dichte der Mischung von trockener Luft und Wasserdampf ist ρ= md + mv = ρd + ρv V (3.11) wobei ρd den Wert der Dichte von trockener Luft annimmt, vorausgesetzt nur dessen Masse md sei im Volumen V präsent und ρv den Wert der Dichte von Wasserdampf beschreibt, sofern nur dessen Masse mv im Volumen V vorhanden wäre. Wendet man die allgemeine Gasgleichung auf diese beiden Komponenten an, so ergibt dies p d = R d ρd T (3.12) e = R v ρv T (3.13) pd und e beschreiben die Partialdrücke von trockener Luft und Wasserdampf. Da hier das Gesetz von Dalton p = pd + e anwendbar ist und mit Einbeziehung von Gleichung (3.11) ergibt dies pd e + Rd T Rv T p − e Rd e = + Rd T Rv Rd T e e p − +ǫ = Rd T R T Rd T d e p 1 − · (1 − ǫ) = Rd T p ρ = ρd + ρv = wobei ǫ definiert ist unter (3.10) und die letzte Gleichung geschrieben werden kann als p = Rd ρ Tv mit Tv ≡ T 1 − (1 − ǫ) e p (3.14) (3.15) Der Vorteil an der Anwendung der virtuellen Temperatur ist nun ersichtlich. Für feuchte Luft kann mit Hilfe der virtuellen Temperatur die Gaskonstante der trockenen Luft für Berechnungen herangezogen werden. Ein anderer Ansatz, die virtuelle Temperatur in guter Näherung zu bestimmen, ist folgender. Das Gesetz von Dalton gilt streng genommen nur für ideale Gase. Wasserdampf ist 3.1 Die Gasgesetze 17 jedoch kein ideales Gas. Mit diesem Wissen im Hinterkopf und dem Gesetz von Dalton angewandt auf die Gaskonstante feuchter Luft Rm , ergibt Rm = ρv ρd Rv + Rd ρv + ρd ρd + ρv (3.16) Das Verhältnis der Dichten beschreibt den jeweiligen Anteil des Gases, wobei das erste Verhältnis auch die spezifische Luftfeuchtigkeit genannt wird. Sie ist definiert (3.17) als das Verhältnis der Massen von Wasserdampf mv zu feuchter Luft mv + md . Die Einheit der spezifischen Luftfeuchtigkeit ist kg kg−1 . Mit q= mv = mv + md mv V mv V + md V = ρv ρv + ρd (3.17) und unter Zuhilfenahme der folgenden Identität 1−q =1− ρv ρv + ρd − ρv ρd = = ρv + ρd ρv + ρd ρv + ρd (3.18) ergibt sich die Gleichung (3.16) zu Rm = q Rv + (1 − q) Rd Rv = Rd (q + 1 − q) Rd Rv − Rd + 1) = Rd (q Rd Setzt man noch die beiden individuellen Gaskonstanten für trockene Luft Rd = 287,0 J K−1 kg−1 und Wasserdampf Rv = 461,51 J K−1 kg−1 in die letzte Gleichung ein, erhält man Rm = Rd (1 + 0, 608 q) (3.19) Und die allgemeine Gasgleichung (3.2) in Verbindung mit (3.19) ergibt sich dann zu p = ρ Rm T = ρ Rd (1 + 0, 608 q) T = ρ Rd Tv mit Tv ≃ T · (1 + 0, 608 q) (3.20) Die virtuelle Temperatur Tv kann also auch in guter Näherung mit Hilfe der spezifischen Luftfeuchtigkeit q bestimmt werden. 3.2 Die Hydrostatische Gleichung 3.2 18 Die Hydrostatische Gleichung Die Atmosphäre ist eine gasförmige Hülle, welche sich ständig in Bewegung befindet. Betrachtet man jedoch die aufwärts wirkenden Kräfte, infolge der Abnahme des Drucks mit der Höhe auf eine dünne Schicht gefüllt mit Luft, so stehen diese im Allgemeinen im engen Zusammenhang mit den abwärts wirkenden Gravitationskräften. Die folgende abgeleitete Gleichung soll zeigen, dass sich diese Kräfte genau im Gleichgewicht befinden. Abbildung 3.1: Eine Luftsäule mit Einheitsquerschnittsfläche, in welcher sich die vertikalen Kräfte im hydrostatischem Gleichgewicht befinden. Quelle: (Wallace und Hobbs, 2006) [10] Stellt man sich ein Volumselement mit einer vertikalen Ausdehnung und einer Einheitsquerschnittsfläche vor, so ist die Masse der Luft zwischen der Höhe z und z + δz genau ρ δz, wobei ρ die Dichte der Luft in der Höhe z beschreibt (siehe Abbildung 3.1). In weiterer Folge sollen thermodynamische Prozesse, sowie gegenseitige Anziehung der Luftteilchen nicht beachtet werden. Nur die Bewegungen des Gases, in dem zur Verfügung stehenden Raum und die Schwerkraft haben Einfluss. Die angreifende Kraft infolge des Gewichts der Luftschicht ist g ρ δz, mit g als Schwerebeschleunigung in der Höhe z. Der dort entstandene Druck p ändert sich ebenfalls aufgrund der Schichtdicke δz zu p + δp und da dieser mit der Höhe abnimmt, muss δp eine negativer Wert sein. Der Druck soll jedoch aufwärts wirken und verwendet daher die positive Größe −δp. Das Gleichgewicht dieser vertikalen Kräfte setzt voraus, dass nun gilt oder umgeformt, mit δz → 0 −δp = g ρ δz (3.21) ∂p = −g ρ ∂z (3.22) 3.3 Das Geopotential 19 Die Formel (3.22) wird auch die Hydrostatische Gleichung genannt. Durch das Fehlen störender Einflüsse (z.B.: Luftströmungen) wird ein stationärer Zustand erreicht, bei dem sich die Schwerkraft und der Luftdruck im sogenannten hydrostatischen Gleichgewicht befinden. Berechnet man nun die Gesamtmenge des Drucks von der Höhe z bis ∞, sowie das Gewicht der Luft in dieser Säule, ergibt sich die Formel (3.21) zu, − p(∞) Z dp = Z∞ g ρ dz (3.23) z p(z) oder, da p(∞) = 0, p(z) = Z∞ g ρ dz (3.24) z Die Gleichung (3.24) zeigt, dass der in einer Luftsäule mit einem Einheitsquerschnitt bestehende Druck in der Höhe z, gleich dem darüberliegenden Gesamtgewicht der Luft entspricht. Dies ist jedoch nur eine vereinfachte Annahme, da in der Realität eine Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren dazu beitragen, dass die Massen der Erdatmosphäre unregelmäßig verteilt sind. Geht man dennoch davon aus, dass diese über den gesamten Globus gleich verteilt sind, würde sich der Druck in mittlerer Meereshöhe zu 1013,25 mbar oder 1,01325 · 105 Pa ergeben. 3.3 Das Geopotential Das Schwerepotential der Erde wird als Geopotential bezeichnet, welches sich aus dem Gravitationspotential und dem Zentrifugalpotential zusammensetzt. Um ein Luftpaket auf ein bestimmtes Höhenniveau zu bringen, muss Arbeit gegen die Schwerkraft verrichtet werden, welches einer Änderung potentieller Energie entspricht. Im Allgemeinen werden Flächen mit konstanter potentieller Energie als Äquipotentialflächen bezeichnet. Spricht man speziell von der Erde wird die Bezeichnung Geopotentialfläche verwendet. Die inhomogene Massenverteilung im Inneren der rotierenden Erde verhindert, dass die Geopotentialflächen parallel zur Meeresoberfläche verlaufen. Aufgrund dieser Sachlage wird in der Meteorologie statt der geometrischen Höhe das Geopotential als vertikale Koordinate bevorzugt. Linien mit konstanter geopotentieller Höhe werden als Isohypsen bezeichnet. Der geopotentielle Höhenunterschied von dem in Kapitel 3.2 besprochenen Beispiel der Luftsäule auf Seite 18 würde sich ergeben zu dΦ = g dz (3.25) 3.3 Das Geopotential 20 Das Geopotential Φ ist definiert als die Arbeit welche nötig ist, um ein Luftpaket mit der Masse von 1 kg vom Meeresspiegel (Höhe 0) auf ein Niveau z zu heben. Die Einheit ist J kg−1 oder m2 s−2 . Das Geopotential bei einer Höhe z wird bestimmt mit Φ(z) = Zz g dz (3.26) 0 und die geopotentielle Höhe Z ist definiert als Φ(z) 1 Z≡ = g0 g0 Zz g dz (3.27) 0 wobei g0 die globale mittlere Erdschwerebeschleunigung ist. Dies ist jene Schwerebeschleunigung, die bei einer Breite von 45 Grad herrscht (9,80665 m s−2 ). Aufgrund der Erdabplattung weist die Anziehungskraft auf den Polen die höchsten Werte auf und da die Höhe der Geopoentialflächen umgekehrt proportional zur Schwerebeschleunigung ist, liegen dort auch die Geopotentialflächen ein wenig niedriger als auf dem Äquator. In der nachfolgenden Tabelle 3.1 sieht man den Vergleich der geometrischen Höhe z zur geopotentiellen Höhe Z. z [km] Z [km] g [m s−2 ] 0 1 10 100 500 0 1,00 9,99 98,47 463,6 9,81 9,80 9,77 9,50 8,43 Tabelle 3.1: Geometrische Höhe z, geopotentielle Höhe Z und die Schwerebeschleunigung g bei einer Breite von 40 Grad. Quelle: (Wallace und Hobbs, 2006) [10] In der Meteorologie stellt die Dichte eine wichtige Größe dar. Jedoch ist die Messung sehr problematisch, da sich die Dichte nicht direkt bestimmen lässt und von mehreren Faktoren (Temperatur, Höhe, Druck ...) abhängig ist. Mit Hilfe der in Kapitel 3.2 hergeleiteten Hydrostatischen Gleichung (3.22) kann man allerdings die Dichte aus (3.2) eliminieren. ∂p pg pg =− =− ∂z RT Rd Tv (3.28) 3.4 Die Barometrische Höhenformel 3.4 21 Die Barometrische Höhenformel Die Barometrische Höhenformel soll den vertikalen Verlauf der in der Atmosphäre befindlichen Gase beschreiben. Dieser kann infolge der hohen Wetterdynamik nur in grober mathematischer Näherung bestimmt werden. Es gibt verschiedene Ansätze (mit unterschiedlichen Annahmen), um zu dieser Formel zu gelangen. Eine allgemeine Herleitung erfordert die Kombination der bisher kennengelernten Formeln aus den Gasgesetzen und der Hydrostatischen Gleichung. Setzt man die Gleichungen (3.28) und (3.25) zu dp dφ = g dz = −Rd Tv (3.29) p zusammen und integriert man nun zwischen den geopotentiellen Höhen φ1 und φ2 und den Drucklevel p1 und p2 , ergibt dies Zφ2 φ1 dφ = − Zp2 dp Rd Tv p φ2 − φ1 = −Rd oder Zp2 Tv dp p (3.30) p1 p1 Werden beide Seiten noch durch die mittlere Erdschwerebeschleunigung g0 dividiert erhält man Zp2 dp Rd Tv (3.31) Z2 − Z1 = − g0 p p1 wobei Z2 − Z1 die Schichtdicke zwischen den beiden Drucklevel p1 und p2 darstellt. Demzufolge lässt sich die Höhendifferenz dh = Z2 − Z1 zweier Druckflächen p1 und p2 durch diese Gleichung bestimmen. 3.4.1 Der allgemeine Fall Wird die Gleichung (3.30) als Ausgangspunkt für die Ableitung der Barometrischen Höhenformel verwendet, ergibt sich diese nach einigen Umformungen zu −Rd Zφ2 φ1 oder −Rd Zφ2 φ1 dφ = Tv Zp2 dp p p2 p1 p1 dφ = ln Tv 3.4 Die Barometrische Höhenformel 22 Und als Ergebnis für den allgemeinen Fall erhält man p2 = p1 · exp −Rd Zφ2 φ1 dφ Tv (3.32) wobei das Integral im Exponenten noch zu lösen ist. Da die Temperatur eine Funktion der Höhe darstellt, wird diese entweder anhand von diskreten Messwerten oder mit Hilfe eines vertikalen Temperaturgradienten1 modelliert. Mit Gleichung (3.32) ist es nun möglich die Änderung des Luftdrucks mit der Höhe zu bestimmen, d.h. kennt man den Druck p1 in der geopotentiellen Höhe φ1 , so lässt sich damit der Druck p2 am Niveau φ2 bestimmen. Dies erfordert jedoch die Kenntnis des Temperaturverlaufs, welcher mit den bereits erwähnten Methoden bestimmt wird. 3.4.2 Isotherme Atmosphäre Eine weitere Herleitung beruht auf der Annahme einer isothermen Atmosphäre. Nimmt man wieder Gleichung (3.30) als Basis und bringt die, nun höhenunabhängige, konstante Temperatur aus dem Integral, ergibt sich die Gleichung nach weiteren Umformungen zu g − dh = Rd Tv Zp2 dp p p1 mit dh = (φ2 − φ1 )/g und g als die vor Ort wirkende Schwerebeschleunigung. Löst man das Integral auf der rechten Seite, ergibt sich die Barometrische Höhenformel für eine isotherme Atmosphäre zu g dh p2 = p1 · exp − Rd Tv (3.33) Aus Gleichung (3.2) lässt sich die obige Barometrische Höhenformel auch für die Dichte anschreiben g ρ2 = ρ1 · exp − dh (3.34) Rd Tv Der Exponent soll nun näher Untersucht werden. Da dieser dimensionslos sein muss und dh die Einheit m besitzt, müssen die restlichen Faktoren die Dimension m−1 und somit 1 typischer Temperaturgradient: 0,65 K pro 100 m 3.4 Die Barometrische Höhenformel 23 ein Längenmaß ergeben. Diese werden zusammengefasst zu H= Rd Tv g (3.35) und eingesetzt in Gleichung (3.33) ergibt dies dh p2 = p1 · exp − H (3.36) wobei H als barometrische Einheit oder Skalenhöhe bezeichnet wird und normalerweise Werte um 8 ±1 km annimmt. Aus der Gleichung (3.36) ist ersichtlich, dass, sobald die Höhendifferenz dh den Wert H annimmt, dies zu einer Druckabnahme um den Faktor e−1 (ca. 37%) führt (und bei dh = 2 H um e−2 usw.). Daraus lässt sich schließen, dass in einer kalten Atmosphäre (kleine Skalenhöhe) der Druck rascher abfällt, als in einer warmen Atmosphäre (große Skalenhöhe). In Tabelle 3.2 sieht man einige H Werte für trockene und gesättigt-feuchte Luft bei unterschiedlichen Bodentemperaturen. Bodentemperatur [◦ C] −10 0 10 20 30 H für trockene Luft [km] H für gesättigt-feuchte Luft [km] 7686 7979 8272 8565 8858 7703 7997 8310 8640 9000 Tabelle 3.2: Die Skalenhöhen in km für trockene und gesättigt-feuchte Luft für verschiedene Bodentemperaturen. Quelle: (Böhm, 2008) [3] Weiters kann die Skalenhöhe als natürliches Höhenmaß einer Atmosphäre mit konstanter Dichte interpretiert werden. Durch eine Temperaturabnahme und die damit gesetzmäßig verbundene Dichteabnahme, lässt sich ein Temperaturgradient bestimmen, sodass die Dichteabnahme ausgeglichen wird. Für diese homogene Atmosphäre mit konstanter Dichte, lässt sich nun zum Beispiel die Masse der Atmosphäre einfach berechnen. Kapitel 4 Experimente In diesem Kapitel werden die Experimente und die dabei angewandten Methoden und Ansätze erläutert. Zu Beginn werden die Testdaten kurz beschrieben. Anschließend wird erklärt welche Vergleiche durchgeführt worden sind und wie bei dem Übergang von model auf pressure Level vorgegangen wurde. Zuletzt werden die Methoden zur Modellierung des Dichteverlaufs erklärt. Alle Beobachtungen und Resultate sind im darauffolgenden Kapitel 5 zu finden. 4.1 Beschreibung der Daten Bei den Testdaten handelte es sich um Analyse Daten vom 1. April 2008 12:00 UTC des ECMWF, welche im meteorologisch-standardisierten Datenformat GRIB zur Verfügung standen. Die horizontale Auflösung beider Datensätze - pressure und model level entsprach einem 1◦ ×1◦ äquidistanten Längen-/Breitengrad Gitter, aufgespannt über die gesamte Erdkugel. Die model level Daten liefern Informationen zur geopotentiellen Höhe des Gitterpunkts sowie dem zugehörigen Bodendruck. Weiters standen bei einer vertikalen Auflösung von 91 Level, die spezifische Feuchte und Temperatur zur Verfügung. Die pressure level Daten, welche vom ECMWF aus den model level Daten abgeleitet wurden, hatten nur eine vertikale Auflösung von 25 Level. Diese 25 Schichten (von 1000 hPa bis 1hPa) richteten sich nach Flächen gleichen Drucks, sogenannten Isobaren. Bei jedem Drucklevel war zusätzlich die Temperatur, die spezifische Feuchte und die geopotentielle Höhe gespeichert. Die Tabelle 4.1 zeigt eine kurze Übersicht der Datensätze. 4.2 Vergleich der pressure und model level Daten Vertikale Auflösung Meteorologische Parameter am Boden Meteorologische Parameter pro Level 25 model level pressure level 91 Level Z, p q, T 25 Level Z, q, T , p Tabelle 4.1: Die Unterschiede der model und pressure level Daten. Z ist die geopotentielle Höhe, p der Druck, T die Temperatur und q die spezifische Feuchte. 4.2 Vergleich der pressure und model level Daten Zu Beginn wurden für die Gegenüberstellung der beiden Datensätze die Gitterpunkte willkürlich ausgewählt. Aufgrund der anfangs fehlenden Höheninformation bei den hochauflösenderen model level Daten wurde nur der Temperatur- und Druckverlauf, sowie die spezifische Luftfeuchtigkeit miteinander verglichen. Mit Hilfe der Formeln und Modellparameter des ECMWF (siehe A) war es möglich, die geopotentiellen Höhen der 91 Schichten der model level Daten zu bestimmen. Somit konnten Höhen/Druck bzw. Höhen/Temperatur Diagramme erstellt und miteinander verglichen werden. Weiters wurden markante Gitterpunkte mit Hilfe der 500 hPa Druckfläche ausgesucht. Diese sollten die Unterschiede von pressure und model level Daten in Tief- und Hochdruckgebieten aufzeigen. Die Ergebnisse des Vergleichs werden im Kapitel 5.1 abgebildet und interpretiert. 4.3 Übergang von model Levels auf pressure Levels Die einzelnen Level der beiden Datensätze, an denen der Druck, die Temperatur und die spezifische Feuchte bekannt ist, befanden sich in unterschiedlichen Höhen. Durch die Hydrostatische Gleichung, welche in dem Kapitel 3.2 hergeleitet wurde, und aus der daraus abgeleiteten Barometrischen Höhenformel (3.36), war es möglich, von den 91 model Levels auf die 25 pressure Levels zu schließen. Als Ergebnis erhielt man die Höhen der 25 Drucklevel der pressure level Daten, ausgehend von den model level Daten. Diese wurden dann mit den Originalhöhen der pressure level Daten verglichen. Die Ergebnisse dieses Experiments werden in Kapitel 5.2 dargestellt und diskutiert. Für den Übergang wurden zwei unterschiedliche Ansätze gewählt, auf welche nun genauer eingegangen werden soll. 4.3 Übergang von model Levels auf pressure Levels 26 4.3.1 Interpolation zwischen den Levels Bei dieser Vorgehensweise wird zu Beginn aus der umgeformten Barometrischen Höhenformel (4.1) je ein Koeffizient c zwischen je zwei model Level bestimmt. Diese 90 Koeffizienten werden dann für die anschließende Interpolation zwischen model und pressure Level benötigt. ck = ln pk−1 pk /(zk−1 − zk ) k = 2, ..., 91 (4.1) In weiterer Folge wird genau das model Level k gesucht, welches gerade noch unter dem darauffolgenden pressure Level i liegt. Mit dem bekannten Druck pk des darunterliegenden model Levels und dem bekannten Druck pi des darüberliegenden pressure Levels, sowie dem vorher bestimmten Koeffizienten ck in dieser Höhe ist es möglich, die Höhendifferenz der beiden Level zu berechnen. Durch die Addition mit der bekannten Höhe zk ist die neue Höhe zi des i-ten pressure Levels bestimmt. Es wurden jedoch nur solche pressure Level berücksichtigt, welche sich zumindest über dem untersten model Level befinden. zi = zk + ln pi pk /ck i = 1, ..., 25 (4.2) Die folgende Grafik 4.1 soll die in der Gleichung (4.2) verwendeten Zusammenhänge noch einmal besser verdeutlichen. model level k − 1 pk+1 zk+1 pressure level i pi zi ck model level k pk zk model level k + 1 Abbildung 4.1: Diese Darstellung zeigt die bekannten Parameter an den unterschiedlichen Schichten, welche nötig sind um die Höhendifferenz zwischen dem model Level k und dem pressure Level i zu berechnen. 4.3 Übergang von model Levels auf pressure Levels 27 4.3.2 Gesamte Ausgleichung der model level Daten replacements Dieser Ansatz unterteilt sich in zwei Schritte. Im ersten Schritt wurde die Skalenhöhe H aus der Gleichung (3.36) mittels eines numerischen Algorithmus zur Lösung von nichtlinearen Gleichungssystemen bestimmt. Dazu wurde die Funktion lsqcurvefit von Matlab verwendet. Nachdem die Skalenhöhe H bestimmt wurde, konnte der Druckverlauf mit der Formel (3.36) berechnet werden. Die folgende Abbildung 4.2 zeigt ein Beispiel dieser abgeleiteten Druckkurve aus den 91 Originalwerten. Druck in hPa 1500 1000 500 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 0 10 20 30 50 40 Höhe in km 60 70 80 Druck in log hPa 104 102 100 10−2 Abbildung 4.2: Beide Abbildungen zeigen den, aus den ebenfalls ersichtlichen 91 Originaldruckwerten, abgeleiteten Druckabfall mit der Höhe, wobei bei der unteren Abbildung die Druckachse logarithmiert wurde. In einem zweiten Schritt war es nun möglich, die Höhen der 25 Druckflächen mit der umgeformten Barometrischen Höhenformel (4.3) zu berechnen, wobei dh in zi − zsurf zerlegt wurde. zi = zsurf − H · ln pi psurf i = 1, ..., 25 (4.3) Sowohl der Bodendruck psurf als auch die Höhe zsurf stammen von den model Daten. Die einzelnen Druckflächen pi wurden von den pressure Daten entnommen, um so dessen Höhen zi zu bestimmen. Im Anschluss wurden diese ebenfalls mit den bereits vorhandenen Höhen aus den pressure Daten verglichen. 4.4 Modellierung der Dichteverteilung 4.4 28 Modellierung der Dichteverteilung In einem weiteren Experiment sollte die vertikale Dichteverteilung an einem Gitterpunkt modelliert werden. Die hochauflöserenden model Daten stellten die Basis dieser Untersuchungen dar, da sich die meteorologischen Parameter der pressure Daten nach den Isobaren richteten und somit keine Information am Boden zur Verfügung stand. In einem ersten Schritt wurde mit Hilfe der allgemeinen Gasgleichung (3.2) die Dichte an den 91 Level bestimmt. Wird die Gaskonstante für trockene Luft (3.8) zusammen mit der virtuellen Temperatur (3.20) eingesetzt, ergibt dies ρi = pi Rd Tv,i i = 1, ..., 91 (4.4) Da am Boden keine Temperatur und spezifische Feuchte vorhanden war, wurden diese vom bodennächsten Level übernommen. Die Dichte am Boden ist somit gleich der Dichte am letzten Level (ρsurf = ρ91 ). Mittels dieser berechneten Referenzwerte wurde nun der Dichteverlauf mit unterschiedlichen Methoden modelliert, welche nun genauer beschrieben werden. 1. Regressionsgerade Ausgehend von der Barometrischen Höhenformel für die Dichte (3.34) lässt sich diese für den diskreten Anwendungsfall schreiben als ρi = ρsurf · e− zi −zsurf H i = 1, ..., 91 (4.5) Nun muss, wie in allen folgenden Methoden, die Skalenhöhe H bestimmt werden. Dies geschieht in diesem Fall mit Hilfe einer Regressionsgeraden nach der Methode der kleinsten Quadrate durch alle 92 Dichtewerte, d.h. die Dichte am Boden wird ebenfalls neu bestimmt. Durch Logarithmieren der Gleichung (4.5) und anschließender Substitution erhält man ln ρi = ln ρsurf − yi = k · xi + d zi − zsurf H i = 1, ..., 92 i = 1, ..., 92 wobei ln ρi durch yi , ln ρsurf durch d, zi − zsurf durch xi und −1/H durch k ersetzt wurde. k und d sind die zu bestimmenten Parameter durch die Regressionsgerade. Nach der Ausgleichung und der anschließenden Rücktransformation ist die Skalenhöhe H und die neue Dichte am Boden ρsurf bekannt. Mit Gleichung (4.5) lässt sich nun die Dichteverteilung bestimmen. 4.4 Modellierung der Dichteverteilung 29 2. Regressionsgerade mit fixem Startwert Bei dieser Methode wird genauso vorgegangen wie bei der Vorherigen, mit dem einzigen Unterschied, dass nur die Steigung k der Regressionsgeraden bestimmt wird. Der Startwert, welcher der Dichte am Boden entspricht, bleibt unverändert. Die Geradengleichung ergibt sich dann zu yi = k · xi + ln ρsurf i = 1, ..., 92 (4.6) Nach der Berechnung der Steigung k nach der Methode der kleinsten Quadrate und anschließender Rücktransformation kann wieder mit Gleichung (4.5) die Dichteverteilung modelliert werden. 3. Numerische Ausgleichung Die numerische Ausgleichung musste, wie bereits zuvor beim Übergang von model auf pressure Level, mit Hilfe eines numerischen Algorithmus zur Lösung von nichtlinearen Gleichungssystemen bestimmt werden. In diesem Fall wurde wieder die Funktion lsqcurvefit von Matlab verwendet. Ausgehend von der Gleichung (4.5) wurde die Skalenhöhe H und der Bodendruck ρsurf bestimmt, um anschließend die Dichteverteilung zu berechnen. 4. Numerische Ausgleichung mit fixem Startwert Diese Methode verwendet, ebenso wie die numerische Ausgleichung, die Funktion lsqcurvefit, jedoch mit dem Unterschied, dass nur die Skalenhöhe H bestimmt wird und der Bodendruck als Startwert unverändert bleibt. Dies hat, genauso wie bei der Methode Regressionsgerade mit fixem Startwert, den Vorteil, dass der reale Bodendruck nicht manipuliert wird. 5. Zwischen Boden und obersten Dichtewert eingespannt In diesem Fall wird mit Hilfe der, auf die Skalenhöhe H umgeformten Gleichung (4.5), der Druck und die Höhe vom obersten Level und vom Boden eingesetzt. H=− z1 − zsurf ρ1 ln ρsurf (4.7) Mit der nun berechenbaren Skalenhöhe H und dem bereits bekannten Bodendruck ρsurf kann die Dichteverteilung ohne weiteres modelliert werden. 4.4 Modellierung der Dichteverteilung 30 6. g und Tv vom Boden Bei dieser Methode wird nur die virtuelle Temperatur und die Schwerebeschleunigung am Bodenpunkt für die Bestimmung der Skalenhöhe H herangezogen und in weiterer Folge sogar die restlichen Referenzwerte über dem Boden vernachlässigt. Dabei wird in die Gleichung (3.35) eingesetzt. H= Rd Tv,surf g Mit der bekannten Skalenhöhe H und dem Dichtewert am Boden ρsurf , eingesetzt in (4.5), lässt sich wieder die Dichteverteilung bestimmen. Wie sich bei den Untersuchungen herausstellte, erzielt diese Methode gute Ergebnisse, welche anfangs nicht zu vermuten waren. In den Untersuchungen wurde für g einerseits eine breitenabhängige Schwerebeschleunigung g(Θ) verwendet und andererseits die globale mittlere Erdschwerebeschleunigung g0 . Als sich hier keine signifikanten Unterschiede aufzeigten, wurde nur mehr g0 für weitere Experimente herangezogen. Die Eigenschaften und Resultate der unterschiedlichen Methoden der Modellierung der Dichteverteilung werden in Kapitel 5.3 interpretiert und diskutiert. Kapitel 5 Ergebnisse In dem Kapitel Ergebnisse werden die Resultate diskutiert und in grafischer bzw. tabellarischer Form dargestellt. Zunächst werden die Beobachtungen bei dem Vergleich der beiden Datensätze beschrieben. Die Unterschiede der beiden Methoden für den Übergang von model Levels auf pressure Levels werden im Anschluss verglichen. Zuletzt werden die Ergebnisse der Modellierung der Dichteverteilung dargestellt und besprochen. 5.1 Vergleich der pressure und model level Daten Für die Gegenüberstellung der beiden Datensätze wurden vorerst nur Druck, Temperatur und spezifische Feuchte als Vergleichsparameter verwendet, da die Höhen der Levels in den model Daten anfangs nicht bekannt waren. Die anschließenden Beispiele sollen die beobachteten Unterschiede bzw. Merkmale zeigen. Die folgende Abbildung 5.1 zeigt den Verlauf der Temperatur und spezifischen Feuchte mit abfallenden Druck, welcher als Höheninformation interpretiert werden kann. Der dafür gewählte Gitterpunkt hat die Koordinaten 48◦ Nord und 16◦ Ost. Die linke Grafik zeigt einen typischen Temperaturverlauf bis in ca. 80 km Höhe. Eine logarithmierte Druckachse verhindert, dass die Temperaturkurve zu sehr zusammen gestaucht wird. Sowohl die model als auch die pressure level Daten zeigen dieselbe Temperaturverteilung, jedoch mit kleinen Abweichungen. Dies liegt einerseits an den unterschiedlichen Auflösungen der Daten (25 pressure Levels und 91 model Levels), welches besonders in der Mitte des Verlaufs zu erkennen ist. Andererseits können bei der Ableitung der pressure aus den model level Daten Informationen nicht 100 % abgebildet worden sein. 5.1 Vergleich der pressure und model level Daten 32 In der rechten Illustration, welche die vertikale Verteilung der spezifischen Feuchte darstellt, ist eine noch deutlichere Abweichung zu erkennen. Dies lässt sich wieder auf die Auflösung der Datensätze zurückführen. Der feuchte Anteil der Atmosphäre hält sich nur in den untersten Schichten, bis in eine Höhe von ca. 10 km, auf. Mit den hochauflöserenden model Daten können, im Gegensatz zu den pressure Daten, feinere Strukturen festgestellt werden. Die pressure level Daten, welche eine größere Schrittweite und eine geringere Anzahl an Levels in den unteren Schichten aufweisen, zeigen einen viel glatteren Verlauf. Weiters ist zu erkennen, dass die model level Daten an diesem Gitterpunkt erst nach den pressure level Daten beginnen. Die Ursache dieses Effekts liegt bei den pressure level Daten, welche die Levels auf Isobaren beziehen, während bei den model level Daten der reale Druck vom Bodenpunkt zur Verfügung steht. 0 10−2 Breite 48◦ N Länge 16◦ O 100 10−1 model Daten 200 pressure Daten 100 Druck in hPa Druck in log hPa 300 101 400 500 600 700 102 800 900 103 200 250 Temperatur in ◦ K 300 1000 0 0,002 0,004 0,006 Spez. Feuchte in kg kg−1 Abbildung 5.1: Ein Vergleich Daten am Gitterpunkte 48◦ Nord und 16◦ Ost zwischen Temperatur/Druck und spezifische Feuchte/Druck. Die model Daten weisen, durch ihre höhere Auflösung, feinere Strukturen der Verläufe auf, welche jedoch von den pressure Daten gut angenähert werden. Bei der nächsten Abbildung 5.2 wurde statt dem Druck die, aus den Modellparametern des ECMWF berechneten, Höhen der model Levels und die bekannten Höhen der pressure Levels, aufgetragen. Auf der anderen Achse wurde jeweils Druck, Temperatur und spezifische Feuchte zum direkten Vergleich verwendet. Mit Hilfe der 500 hPa Druckfläche aus den pressure Daten war es möglich Hoch- und Tiefdruckgebiete zu finden, um so vielleicht ein ungewöhnliches Verhalten der Datensätze in diesen Regionen aufzudecken. Diesbezüglich wurden die Gitterpunkte 38◦ Nord und 147◦ Ost (Tiefdruckgebiet) bzw. 60◦ Süd und 172◦ West (Hochdruckgebiet) ausgewählt. 5.1 Vergleich der pressure und model level Daten 33 Breite 60◦ S Länge 147◦ O Länge 172◦ W 80 80 60 60 40 20 0 10−5 100 Druck in hPa 20 80 80 60 60 40 20 0 5 220 240 260 Temperatur in ◦ K 105 220 240 260 Temperatur in ◦ K 280 40 20 200 280 Höhe in km 10 100 Druck in hPa 0 200 Höhe in km 40 0 10−5 105 Höhe in km Höhe in km Breite 38◦ N Höhe in km Höhe in km Aus den beiden obersten Grafiken, welche jeweils die logarithmierte Druckverteilung darstellen, sind keine sonderlichen Unterschiede zu erkennen. Jedoch bei dem Verlauf der Temperatur und der spezifischen Feuchte sind auffällige Differenzen festzustellen. Ein bemerkenswerter Trend aufgrund der Aufspaltung in Hoch- und Tiefdruckgebiet ist nicht wahrzunehmen. Hingegen an Stellen mit sprunghaften Änderungen können, infolge der Auflösung, bedeutende Informationen verloren gehen, wie ganz rechts unten zu sehen ist. Bei einem stetigen Verlauf stimmen die pressure level Daten mit den model level Daten gut überein. 10 5 0 0 0 0, 001 0, 003 0, 005 −1 Spez. Feuchte in kg kg 0 0, 001 0, 003 0, 005 −1 Spez. Feuchte in kg kg Abbildung 5.2: Die Gegenüberstellung der beiden Gitterpunkte lässt keinen wesentlichen Trend zwischen model und pressure Daten in einem Tiefdruckgebiet (links) oder Hochdruckgebiet (rechts) erkennen. Auffällig ist jedoch, dass bei Verläufen mit starken Schwankungen die pressure Daten durch ihre Auflösung signifikante Informationen verlieren. 5.2 Übergang von model Levels auf pressure Levels 5.2 34 Übergang von model Levels auf pressure Levels Die erste Anwendung der Hydrostatischen Gleichung (3.22) bezog sich auf die Bestimmung der Höhen der pressure Levels unter Zuhilfenahme der bekannten Druckverteilung der model und pressure level Daten. Der mathematische Hintergrund, der dafür verwendeten Ansätze, wurde bereits im Kapitel 4.3 erklärt. In den beiden folgenden Unterkapiteln werden die Ergebnisse dieser Verfahren präsentiert. 5.2.1 Interpolation zwischen den Levels Bei der Methode der Interpolation zwischen den Levels wurde die Höhendifferenz zwischen pressure und dem darunter liegendem model Level mittels Interpolation bestimmt. Durch Addition mit der bekannten Höhe des model Levels konnte eine absolute Höhe für das darüber liegende pressure Level festgelegt werden. Die folgende Abbildung 5.3 zeigt die Abweichungen der interpolierten pressure Höhen zu den originalen Höhen, welche von Beginn an mit den Daten mitgeliefert wurden. Dafür wurden zwei willkürlich ausgewählte Gitterpunkte verwendet. Der Fehler weist einen eindeutiger Trend mit der Höhe auf. Dieser lässt sich durch größere Abstände zwischen den model Levels mit der Höhe erklären, welches sich nachteilig auf die Interpolationskoeffizienten auswirkt. Ebenso unvorteilhaft ist eine große Höhendifferenz zwischen dem zu bestimmenden pressure Level und dem darunter liegendem model Level. Dieses Verfahren erzeugt dennoch gute Ergebnisse und maximale Abweichungen nur im Bereich von 40 m. Alle Gitterpunkte wurden mit dieser Methode getestet, wobei die nachstehende Tabelle 5.1 die daraus abgeleiteten statistischen Kenngrößen kurz zusammenfasst. Maximaler Fehler [m] Min. Max. 7 42 arithm. Mittelwert [m] 0,01 20 Tabelle 5.1: Zeigt die minimale und maximale Grenze des maximalen Fehlers in m und des arithmetische Mittels in m für alle Gitterpunkte. 5.2 Übergang von model Levels auf pressure Levels 35 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Breite 38◦ N Länge 147◦ W 30 25 Abweichungen in m 20 15 10 5 0 −5 0 10 20 30 Höhe in km 40 50 60 Abbildung 5.3: Die Anwendung dieser Methode zeigt an diesen beiden Gitterpunkten nur Abweichungen von maximal 27 m, wobei eine Zunahme des Fehlers mit der Höhe deutlich erkennbar ist. Bis zu einer Höhe von 25 km liegen die Abweichungen sogar unter 3 m. 5.2.2 Gesamte Ausgleichung der model level Daten Bei dieser Verfahrensweise wurde eine numerische Ausgleichskurve mit Hilfe aller 92 Druckwerte der model level Daten berechnet. Durch Einsetzen des Bodendrucks, der Höhe am Bodenpunkt und des jeweiligen Drucks der pressure Levels konnte die absolute Höhe sofort bestimmt werden. Die Abweichungen der berechneten Höhen zu den bereits vorab bekannten ist in der Abbildung 5.4 zu sehen. Hier wurden wieder dieselben zwei Gitterpunkte, wie bereits zuvor bei der Interpolation zwischen den Levels, gewählt. Auch hier ist ein offensichtlicher Anstieg des Fehlers mit der Höhe zu erkennen. Die Fehler sind allerdings schon im Bereich von einigen Kilometern am Ende der Kurve. Eine Ursache hierfür sind die Daten in größeren Höhen, welche für die Ausgleichung nicht gewichtet wurden. Hierbei ist es fraglich, wie groß deren Einfluss auf die gesamte Ausgleichung wirklich sein sollte. Darüber hinaus ist der wachsende Abstand mit der Höhe zwischen Bodenpunkt und den pressure Levels ein weiterer Grund, dass die Ausgleichungskurve ungenauer wird. 5.2 Übergang von model Levels auf pressure Levels 36 Die Resultate dieser Vorgehensweise sind deutlich schlechter als die der vorhergehenden Methode. Nichts desto trotz werden Regionen bis 10-12 km gut approximiert (Abweichungen von ± 500m). Mit einem gewichtetem Ausgleich könnten hier durchaus noch bessere Ergebnisse erzielt werden. Die Tabelle 5.2 gibt den kleinsten und größten maximalen Fehler, sowie eine arithmetische Mittelbildung der Fehler bekannt, welche durch Anwendung dieser Methode an allen Gitterpunkten erfasst wurden. Maximaler Fehler [m] arithm. Mittelwert [m] 697 6760 263 2248 Min. Max. Tabelle 5.2: Zeigt die minimale und maximale Grenze des maximalen Fehlers in m und des arithmetische Mittels in m für alle Gitterpunkte. Breite 48◦ N Länge 16◦ O Breite 38◦ N Länge 147◦ W 4.5 4 Abweichungen in km 3.5 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 −0.5 0 10 20 30 Höhe in km 40 50 60 Abbildung 5.4: Der Verlauf der Abweichungen zeigt an beiden Gitterpunkten dieselbe Charakteristik. Zuerst sind die ausgeglichenen Höhenwerte unter den Originalen und mit zunehmender Höhe steigen die Abweichungen jedoch stark in positiver Richtung. Hingegen am Ende der Kurven ist nochmal ein deutlicher Abfall des Fehlers zu erkennen. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 5.3 37 Modellierung der Dichteverteilung Bei der Analyse der vertikalen Dichteverteilung kam die Hydrostatische Gleichung zum zweiten Mal zur Anwendung. Zunächst wurden mit Hilfe der meteorologischen Parameter Temperatur, Druck und spezifischer Feuchte die Dichte an den 91 model Levels, sowie am Boden berechnet. Mittels dieser Referenzwerte konnte die vertikale Dichteverteilung für jeden Gitterpunkt bestimmt werden, welches unter Zuhilfenahme verschiedener Ansätze realisiert wurde. Die nachfolgenden Tabellen 5.3 und 5.4 zeigen die Resultate der Modellierung der Dichteverteilung für zwei verschiedene Gitterpunkte. Zum Vergleich ist die Summe der Verbesserungsquadrate, die Skalenhöhe H und die Dichte ρsurf am Boden dargestellt. In beiden Tabellen weist der Ansatz der Regressionsgeraden, gegenüber den anderen, eine hohe Summe der v 2 auf und darüber hinaus ist eine signifikante Abweichungen der berechneten Dichte gegenüber der wahren Dichte am Boden zu erkennen. Besser scheint die Regressionsgerade mit fixem Startwert, welche die Dichte am Boden unverändert lässt und außerdem die Referenzwerte insgesamt besser approximiert. Beide Ansätze haben jedoch die gleiche Schwäche. Für die Bestimmung der Regressionsgeraden werden nämlich die logarithmierten Dichtewerte verwendet und die Ergebnisse müssen im Anschluss wieder rücktransformiert werden. Aufgrund dessen findet die eigentliche Ausgleichung in einem anderen Raum statt und die Summe der v 2 verschlechtert sich letztendlich durch die Rücktransformation. Die beiden Verfahren der numerischen Ausgleichung weisen die geringsten Summen der v 2 auf, wobei wieder bei dem Ansatz ohne fixen Startwert die Dichte am Boden verändert wurde. Die Skalenhöhen H der numerischen Ausgleichungen liegen nahe beieinander, so auch die der Regressionsgeraden. Die Summe der v 2 lässt hingegen darauf schließen, dass die exakte Skalenhöhe eher zwischen den Ergebnissen der Skalenhöhen der numerischen Ausgleichung liegt, als jener der Regressionsgeraden. Die Bestimmung der Dichteverteilung mittels des ersten und letzten Dichtewerts (in den Tabellen mit der Bezeichnung: Eingespannt) liefert keine guten Ergebnisse. Bei diesem Ansatz ist die Wahl des letzten Dichtewerts, hinsichtlich der Relevanz und Genauigkeit, wohl ein maßgebender Faktor für die schlechte Approximation. Durch eine geeignetere Auswahl des zweiten Dichtewerts und einer damit verbundenen Reduzierung der vertikalen Auflösung, ließen sich die Resultate mit Sicherheit verbessern. Der letzte Ansatz, welcher nur die Schwerebeschleunigung und virtuelle Temperatur benötigt, zeigt erstaunlicherweise nur eine geringe Summe der v 2 . Außerdem kommt die Skalenhöhe H, die der numerischen Ausgleichung, bis auf einige 100 Meter sehr nahe. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 38 Bemerkenswert bei dieser Methode ist, dass keine zusätzlichen Dichtewerte für die Berechnung benötigt werden. Die verschiedenen Ansätze zur Modellierung der Dichteverteilung wurden für alle Gitterpunkte getestet. Grundsätzlich ist die gleiche Rangfolge, wie sie sich in den zwei Tabellen resultierend aus der Summe der v 2 ergibt, an allen Gitterpunkten zu erkennen. Insgesamt erzielt die Modellierung der Dichteverteilung mittels numerischer Ausgleichung die besten Ergebnisse, wobei der Ansatz mit fixem Startwert die Dichte am Boden unverändert lässt und somit der Realität noch besser entspricht. Breite: 48◦ N Länge: 16◦ O, Dichte am Boden 1,147 kg m−3 Methode n P vi2 H [m] ρsurf [kg m−3 ] 0,544 0,356 0,051 0,067 0,392 0,087 6882 7102 8487 8764 7013 8295 1,352 1,147 1,178 1,147 1,147 1,147 i=1 Regressionsgerade Regressionsgerade mit fixem Startwert Numerische Ausgleichung Numerische Ausgleichung mit fixem Startwert Eingespannt g und Tv vom Boden Tabelle 5.3: Zum Vergleich der einzelnen Ansätze sind die Summen der v 2 , die Skalenhöhe H und die unveränderte bzw. neu bestimmte Dichte am Boden ρsurf aufgelistet. Mit einer sehr geringen Summe der v 2 und einer unveränderten Bodendichte liefert die numerische Ausgleichung mit fixem Startwert die besten Ergebnisse. Breite: 38◦ N Länge: 147◦ O, Dichte am Boden 1,236 kg m−3 Methode n P vi2 H [m] ρsurf [kg m−3 ] 0,359 0,286 0,040 0,059 0,312 0,074 7000 7177 8278 8551 7105 8171 1,410 1,236 1,270 1,236 1,236 1,236 i=1 Regressionsgerade Regressionsgerade mit fixem Startwert Numerische Ausgleichung Numerische Ausgleichung mit fixem Startwert Eingespannt g und Tv vom Boden Tabelle 5.4: Die Rangfolge der verschiedenen Ansätze, infolge ihrer Summe der v 2 , ist auch an diesem Gitterpunkt dieselbe. Die Methode der numerischen Ausgleichung mit fixem Startwert weist wieder mit ihrer unbeeinflussten Dichte und geringen Summe der v 2 hervorragende Ergebnisse auf. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 39 Die folgenden Abbildungen (5.5 bis 5.10) sollen die Unterschiede des grafischen Verlaufs der vertikalen Dichteverteilung der einzelnen Ansätze an dem gewählten Gitterpunkt 48◦ Nord und 16◦ Ost veranschaulichen. 1. Regressionsgerade Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.5: Die Kurve des Ansatzes mittels Regressionsgeraden zeigt am Boden eine markante Abweichung von der originalen Dichte. Dies und die Tatsache, dass die Kurve insgesamt nicht gut approximiert, spricht für keine optimale Methode zur Modellierung der Dichteverteilung. 2. Regressionsgerade mit fixem Startwert Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.6: Die Dichte am Boden blieb diesmal unverändert, jedoch ist eine signifikante Abweichung der Kurve im Bereich von 2-12 km Höhe ersichtlich. Dieser Modellierungsweg zeigt ebenfalls noch kein zufriedenstellendes Ergebnis in der Approximation. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 40 3. Numerische Ausgleichung Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 50 40 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.7: Die numerische Ausgleichung liefert die beste Approximation hinsichtlich der Summe der v 2 . Der Dichteunterschied am Boden ist nur sehr gering und hier kaum zu erkennen. 4. Numerische Ausgleichung mit fixem Startwert Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.8: Die Modellierung mittels numerischer Ausgleichung mit fixem Startwert ist, obwohl die Summe der v 2 geringfügig schlechter ist als die vorhergehenden Methode, der beste Ansatz unter den 6 Untersuchten. Die Dichte am Boden wird nämlich nicht manipuliert, welches der Realität besser entspricht. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 41 5. Eingespannt Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 50 40 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.9: Diese Methode liefert keine positiven Ergebnisse, wie in einer Höhe von 2-15 km gut zu erkennen ist. Eine Verbesserung der Approximation wäre bei der Wahl eines Dichtewerts näher beim Erdboden gegeben. Dadurch müsste jedoch ab diesem Punkt für den weiteren Verlauf extrapoliert werden. 6. g und Tv vom Boden Dichte in kg m−3 1.5 Breite 48◦ N Länge 16◦ O Original Dichtewerte Dichteverteilung 1 0.5 Dichte in log kg m−3 0 0 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 10 20 30 40 50 Höhe in km 60 70 80 105 100 10−5 0 Abbildung 5.10: Diese Vorgehensweise kommt den Ergebnissen der numerischen Ausgleichung sehr nahe und lässt zusätzlich die Dichte am Boden unverändert. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 42 Aufgrund dessen, dass an allen Gitterpunkten die verschiedenen Ansätze zur Modellierung der Dichteverteilung getestet wurden, sind auch alle Skalenhöhen H zum Vergleich gespeichert worden. In der nachfolgenden Abbildung 5.11 sind diese für jede Methode über die gesamte Erde dargestellt. In allen Grafiken kann in groben Zügen dasselbe Muster erkannt werden. Betrachtet man allerdings die einzelnen Skalen unter den Bildern, sind hier durchaus verschiedene Maßstäbe zu erkennen. Besonders die bereits negativ erwähnten Ansätze wie Regressionsgerade, Regressiongerade mit fixem Startwert und die eingespannte Methode liefern nur Skalenhöhen zwischen 6600 km und 7200 km. Dies ist ein weiterer Indikator, dass diese Ansätze keine optimalen Ergebnisse erzeugen. Regressionsgerade 90 Regressionsgearde mit fixem Startwert 90◦ 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ ◦ -90◦ ◦ -180 -90◦ 6600 0◦ 90◦ 6800 180◦ -90◦ ◦ -180 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ -90◦ 7000 0◦ 90◦ 8000 180◦ 90◦ Num. Ausgleichung mit fixem Startwert 90◦ 90◦ -90◦ ◦ -180 0◦ 6600 6800 7000 7200 7000 Num. Ausgleichung -90◦ 180◦ -90◦ ◦ -180 9000 Eingespannt -90◦ 0◦ 90◦ 7000 8000 9000 180◦ g und T vom Boden 90 90 ◦ ◦ 45 ◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 6700 -90◦ 0◦ 6900 90◦ 180◦ 7100 -90◦ ◦ -180 -90◦ 7000 0◦ 90◦ 8000 180◦ 9000 Abbildung 5.11: Hier sind die berechneten Skalenhöhen jeder einzelnen Methode über die gesamte Erde zu sehen. Eine hohe Skalenhöhe (entspricht warmer Luft) ist rot und eine niedrigere Skalenhöhe (entspricht kalter Luft) ist blau dargestellt. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung 43 Die nächste Abbildung 5.12 zeigt wieder die Skalenhöhen, diesmal allerdings mit einem einheitlichen Maßstab. Die Unterschiede der Reichweite der Maßstäbe sind nun besser erkennbar. Die aussagekräftigsten Skalenhöhen liefern die Ansätze der numerischen Ausgleichungen gefolgt von der Methode g und Tv vom Boden. 90◦ Regressionsgearde mit fixem Startwert 90◦ 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ Regressionsgerade 9500 -90◦ ◦ -180 -90 ◦ 0 ◦ 90 ◦ 180 ◦ Num. Ausgleichung -90◦ ◦ -180 9000 -90 ◦ 0 ◦ 90 ◦ 180 ◦ 90◦ Num. Ausgleichung mit fixem Startwert 90◦ 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 -90 ◦ 0 ◦ 90 ◦ 180 ◦ -90◦ ◦ -180 90◦ 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ -90◦ 0◦ 90◦ 8000 7500 -90 ◦ 0 ◦ 90 ◦ 180 ◦ g und T vom Boden Eingespannt 90◦ -90◦ ◦ -180 8500 180◦ -90◦ ◦ -180 7000 6500 6000 -90◦ 0◦ 90◦ 180◦ Abbildung 5.12: Mit Darstellung der Skalenhöhen in einem einheitlichen Maßstab werden die Unterschiede der einzelnen Ansätze besser hervorgehoben. Die Umrisse der einzelnen Kontinente sind auch hier gut zu erkennen. Der Anlass für die nähere Untersuchung der Skalenhöhe H kann am Beispiel der Eiskunstläuferin bei einer Pirouette gut veranschaulicht werden. Ist nämlich global gesehen eine niedrige Skalenhöhe zu erkennen (die Eiskunstläuferin zieht ihre Arme zum Körper), so befinden sich die Massen näher an der Drehachse und die Erde rotiert schneller. Der umgekehrte Fall ist bei größeren Skalenhöhen zu beobachten (die Eiskunstläuferin streckt ihre Arme aus), die Massen verlagern sich nach außen und die Erde dreht sich langsamer. Die Ergebnisse der Skalenhöhen lassen gleichermaßen darauf schließen, dass die numerische Ausgleichung insgesamt die beste Art der Modellierung der Dichteverteilung unter den Untersuchten darstellt. 5.3 Modellierung der Dichteverteilung Regressionsgerade 90 45◦ 0◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 -90◦ Regressionsgearde mit fixem Startwert 90◦ ◦ -2000 0◦ 90◦ -1000 44 180◦ 45◦ 0◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 0 -90◦ -2000 0◦ 180◦ 90◦ -1000 0 Num. Ausgleichung mit fixem Startwert Num. Ausgleichung 90◦ 90◦ 45◦ 45◦ 0◦ 0◦ -45◦ -45◦ -90◦ ◦ -90◦ ◦ -180 -90◦ 0◦ 0◦ 90◦ 180◦ 90◦ 180◦ -180 -90◦ -1 -200 0 200 400 Eingespannt -0.5 0 1 0.5 g und T vom Boden 90 45◦ 90 45◦ 0◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 ◦ ◦ 0◦ -45◦ -90◦ ◦ -180 -90◦ -2000 0◦ -1000 90◦ 0 180◦ -90◦ -600 -400 0◦ -200 90◦ 180◦ 0 Abbildung 5.13: Die Differenzen zum numerischen Ausgleich mit fixem Startwert zeigen, dass die breiten- bzw. wetterabhängigen Symptomatiken bei den anderen Ansätzen bei weitem nicht so ausgeprägt sind. Zum Abschluss sollen in der Abbildung 5.13 die Differenzen von den verschiedenen Ansätzen zu der Methode numerische Ausgleichung mit fixem Startwert dargestellt werden. In den Grafiken wird deutlich, dass in kalten Gebieten die Skalenhöhe stets höher und in warmen Bereichen die Skalenhöhe immer niedriger bestimmt wurde. Weiters ist nur bei der numerischen Ausgleichung ein negativer Trend über die gesamte Erde erkennbar, bei den Ansätzen der Regressionsgeraden und der Methode Eingespannt werden die breitenbzw. wetterabhängigen Symptomatiken nur unzureichend modelliert. Außerdem ist nun ersichtlich, dass ebenso bei der Methode g und Tv vom Boden noch nicht alle Effekte, nur mit den Daten am Boden, erfasst werden konnten. Kapitel 6 Schlussfolgerungen und Ausblick Die Modellierung der Massenverteilung in der Atmosphäre stellt eine interessante, aber auch schwierige Herausforderung dar. Dies betrifft vor allem die komplexe mathematische Beschreibung der physikalischen Abläufe in der Atmosphäre, welche mit Hilfe unterschiedlicher Modellansätze vereinfacht dargestellt werden können. Die Ergebnisse in den Kapiteln 5.2 und 5.3 weisen darauf hin, dass der Ansatz des hydrostatischen Gleichgewichts der Atmosphäre eine sehr gute Beschreibung der Massenverteilung zulässt. Für den Maßstab der Testdaten (1◦ x 1◦ Gittermodell) ist die Annahme des hydrostatischen Gleichgewichts auch gültig, hingegen bei größeren Maßstäben sollte nicht nur eine vertikale Komponente berücksichtigt werden. Da nur Datensätze einer Epoche (1. April 2008 12:00 UTC) zur Verfügung standen, konnten keine unterschiedlichen Zeitpunkte miteinander verglichen werden. Einen kontinuierlichen Verlauf mittels geeigneten Ansatz aus den diskreten Messwerten zu schaffen, war ein wesentliches Ziel dieser Arbeit. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Transformation der exponentiellen Verteilung des Drucks bzw. Dichte auf ein lineares Problem und die anschließende Lösung mittels Regressionsgerade ungeeignete Resultate liefert. Folgende Untersuchungen sollten sich auf den Ansatz des numerischen Ausgleichs konzentrieren, da mit dieser Methode die besten Ergebnisse erzielt werden konnten. Die Einführung von Gewichten für die Daten (z.B. in Abhängigkeit ihrer Höhe) wäre ein möglicher Versuch zur Optimierung der Genauigkeit. Für weiterführende Experimente sollten unbedingt Datensätze aus mehreren Epochen verwendet werden, um auch eine zeitliche Komponente einzubringen. Außerdem sollten die Resultate mit anderen Ansätzen zur Modellierung der Massenverteilung in der Atmosphäre verglichen werden, wie zum Beispiel Ergebnissen aus Standard-Atmosphäremodellen oder Radiosondendaten. Anhang A ECMWF Modellparameter und Formeln Table giving details of the 91 model level definitions The following is the list of a(N) and b(N) accompanied with half level, ph, and full level, pf, corresponding values of pressure for a surface pressure of PS[hPa]= 1013.250. NLEV=91 PS[hPa]=1013.250 N a b ph[hPa] pf[hPa] 0 0.000000 0.000000 0.0000 1 2.000040 0.000000 0.0200 0.0100 2 3.980832 0.000000 0.0398 0.0299 3 7.387186 0.000000 0.0739 0.0568 4 12.908319 0.000000 0.1291 0.1015 5 21.413612 0.000000 0.2141 0.1716 6 33.952858 0.000000 0.3395 0.2768 7 51.746601 0.000000 0.5175 0.4285 8 76.167656 0.000000 0.7617 0.6396 9 108.715561 0.000000 1.0872 0.9244 10 150.986023 0.000000 1.5099 1.2985 11 204.637451 0.000000 2.0464 1.7781 12 271.356506 0.000000 2.7136 2.3800 13 352.824493 0.000000 3.5282 3.1209 14 450.685791 0.000000 4.5069 4.0176 15 566.519226 0.000000 5.6652 5.0860 16 701.813354 0.000000 7.0181 6.3417 17 857.945801 0.000000 8.5795 7.7988 47 18 1036.166504 0.000000 10.3617 9.4706 19 1237.585449 0.000000 12.3759 11.3688 20 1463.163940 0.000000 14.6316 13.5037 21 1713.709595 0.000000 17.1371 15.8844 22 1989.874390 0.000000 19.8987 18.5179 23 2292.155518 0.000000 22.9216 21.4101 24 2620.898438 0.000000 26.2090 24.5653 25 2976.302246 0.000000 29.7630 27.9860 26 3358.425781 0.000000 33.5843 31.6736 27 3767.196045 0.000000 37.6720 35.6281 28 4202.416504 0.000000 42.0242 39.8481 29 4663.776367 0.000000 46.6378 44.3310 30 5150.859863 0.000000 51.5086 49.0732 31 5663.156250 0.000000 56.6316 54.0701 32 6199.839355 0.000000 61.9984 59.3150 33 6759.727051 0.000000 67.5973 64.7978 34 7341.469727 0.000000 73.4150 70.5061 35 7942.926270 0.000014 79.4434 76.4292 36 8564.624023 0.000055 85.7016 82.5725 37 9208.305664 0.000131 92.2162 88.9589 38 9873.560547 0.000279 99.0182 95.6172 39 10558.881836 0.000548 106.1445 102.5813 40 11262.484375 0.001000 113.6382 109.8913 41 11982.662109 0.001701 121.5502 117.5942 42 12713.897461 0.002765 129.9403 125.7453 43 13453.225586 0.004267 138.8558 134.3981 44 14192.009766 0.006322 148.3260 143.5909 45 14922.685547 0.009035 158.3816 153.3538 46 15638.053711 0.012508 169.0545 163.7180 47 16329.560547 0.016860 180.3786 174.7166 48 16990.623047 0.022189 192.3889 186.3837 49 17613.281250 0.028610 205.1223 198.7556 50 18191.029297 0.036227 218.6172 211.8697 51 18716.968750 0.045146 232.9140 225.7656 52 19184.544922 0.055474 248.0547 240.4844 53 19587.513672 0.067316 264.0833 256.0690 54 19919.796875 0.080777 281.0456 272.5644 55 20175.394531 0.095964 298.9895 290.0175 56 20348.916016 0.112979 317.9651 308.4774 57 20434.158203 0.131935 338.0245 327.9948 48 58 20426.218750 0.152934 359.2221 348.6233 59 20319.011719 0.176091 381.6144 370.4182 60 20107.031250 0.201520 405.2606 393.4375 61 19785.357422 0.229315 430.2069 417.7338 62 19348.775391 0.259554 456.4813 443.3441 63 18798.822266 0.291993 483.8506 470.1659 64 18141.296875 0.326329 512.0662 497.9584 65 17385.595703 0.362203 540.8577 526.4620 66 16544.585938 0.399205 569.9401 555.3989 67 15633.566406 0.436906 599.0310 584.4855 68 14665.645508 0.475016 627.9669 613.4989 69 13653.219727 0.513280 656.6129 642.2899 70 12608.383789 0.551458 684.8491 670.7310 71 11543.166992 0.589317 712.5573 698.7032 72 10471.310547 0.626559 739.5739 726.0656 73 9405.222656 0.662934 765.7697 752.6718 74 8356.252930 0.698224 791.0376 778.4036 75 7335.164551 0.732224 815.2774 803.1575 76 6353.920898 0.764679 838.3507 826.8141 77 5422.802734 0.795385 860.1516 849.2512 78 4550.215820 0.824185 880.6080 870.3798 79 3743.464355 0.850950 899.6602 890.1340 80 3010.146973 0.875518 917.2205 908.4403 81 2356.202637 0.897767 933.2247 925.2226 82 1784.854614 0.917651 947.6584 940.4416 83 1297.656128 0.935157 960.5245 954.0914 84 895.193542 0.950274 971.8169 966.1707 85 576.314148 0.963007 981.5301 976.6735 86 336.772369 0.973466 989.7322 985.6311 87 162.043427 0.982238 996.8732 993.3027 88 54.208336 0.989153 1002.8013 999.8373 89 6.575628 0.994204 1007.4431 1005.1222 90 0.003160 0.997630 1010.8488 1009.1459 91 0.000000 1.000000 1013.2500 1012.0494 2.2.1 Vertical discretization To represent the vertical variation of the dependent variables , , and , the atmosphere is divided into layers. These layers are defined by the pressures at the interfaces between them (the `half-levels'), and these pressures are given by (2.11) for coordinate and . The and are constants whose values effectively define the vertical is the surface pressure field. The values of the and for all are stored in the GRIB header of all fields archived on model levels to allow the reconstruction of the `full-level' pressure level (middle of layer) from surface pressure field. ( associated with each model )by using (2.11) and the The prognostic variables are represented by their values at `full-level' pressures . Values for explicitly required by the model's vertical finite-difference scheme, which is described below. are not … The discrete analogue of the hydrostatic equation (2.6) is (2.20) which gives (2.21) where is the geopotential at the surface. Full-level values of the geopotential, as required in the momentum equations (2.1) and (2.2), are given by (2.22) where and, for , (2.23) , Literaturverzeichnis [1] R. T. H. Barnes, R. Hide, A. A. White, und C. A. Wilson. Atmospheric angular momentum fluctuations, length-of-day changes and polar motion. Royal Society of London Proceedings Series A, 387(1792):31–73, 1983. [2] H. Berckhemer. Grundlagen der Geophysik. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage 1997, Veröffentlichung des Fachbereichs Geowissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universität, Institut für Meteorologie und Geophysik, 2005. [3] J. Böhm. Atmospheric Effects in Geodesy., 2008. [4] J. Böhm, B. Werl, und H. Schuh. Troposphere mapping functions for GPS and VLBI from ECMWF operational analysis data. Journal of Geophysical Research, 111, 2006. doi: 10.1029/2005JB003629. [5] J. L. Davis, T. A. Herring, I. I. Shapiro, A. E. E. Rogers, und G. Elgered. 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