Heimernährung: Spezifische Gesichtspunkte beim Onkologie-­‐Pa=enten Jann Arends Was ist besonders bei Tumorpa=enten? -­‐ Prognose ! -­‐ Ernährung ist oD nur sekundäres Problem -­‐ Infektrisiko -­‐ Symptomvielfalt Pa=enten mit schwerem Gastrointes=naldefekt? bis ca. 1960 1930 1960 1960 seit ca. 1970 keine Chance auf Überleben sichere Aminosäurelösungen sichere FeUlösungen sicherer zentralvenöser Zugang Langzeit-­‐parenterale Ernährung → mit/ohne PE = leben oder nicht überleben To live or not to live – die Situa=on heute Bösar=ge Tumoren 400.000 neue Fälle pro Jahr (D) 60% unheilbar nur wenige Pat. mit GI-­‐Defekt aber: in einigen Ländern größte Gruppe der HPN-­‐Pa=enten Anteil Tumorerkrankungen bei HPE in Studien Schauder 1986 D 100% Howard 1991 USA 29% Scolapio 1999 USA 17% Van Gossum 2001 EU 0% Bozzeg 2002 EU 70% Winkler 2010 USA 0% Indika(on für HPE in Europa ist kontrovers HPE: Heimparenterale Ernährung Van Gossum A et al. Clin Nutr 1999 Ist PE bei Tumorpa=enten ethisch oder unethisch? Ist es ethisch einen Tumorpa=enten parenteral zu ernähren? Ist es ethisch Tumorpa=enten parenterale Ernährung vorzuenthalten? Ethik vs WissenschaD WissenschaD Wissen in Form prüiarer Erklärungen und Vorhersagen Ethik Konzepte „rich=ger“ und „falscher“ Absichten, Entscheidungen, Handlungen → subjek=ve Bewertung von PE-­‐Wirkungen Howard L. JPEN 1991 Überlebenskurve 414 Pat. in 13 Zentren über 6 Jahre Überleben nach alle „refraktäre Kachexie“ Bozzetti F et al. Ann Oncol 2014 3 m 57% 29% 6 m 28% 8% ESPEN, ASPEN, AGA Leitlinien … Langzeit-­‐PE sollte angeboten werden, wenn … das erwartete tumorabhängige Überleben mehr als 2-­‐3 Monate beträgt … .. aber: Überlebensprognosen sind unsicher möglicher Effekt von PE auf LQ ? Ernährung ist „Basissupport“ ESPEN Leitlinien fürPE: Bozzeg et al. Clin Nutr 2009 Korrekte Prognose (%) Wie oD wird die Überlebenszeit korrekt vorausgesehen? Assistenzärzte Oberärzte Tumorkonferenz Tatsächliches Überleben Gripp et Oncol 2007 Gripp et al. al. J JClin Clin Oncol 2007 Parenterale Ernährung verlängert das Überleben N=115, maligne kompleUe Darmobstruk=on, 31-­‐74 Jahre Zeit bis zum Tod Median: 6.5 Monate N=11: > 1 Jahr N=2: 4 Jahre Fan BG. JPEN 2007 Überlebenszeit 414 Pat. in 13 Zentren über 6 Jahre PerspekFve 3 Monate: WHO 0-­‐2 WHO 3-­‐4 und CRP normal PerspekFve 6 Monate: Beobachtung unklar: WHO 0-­‐2 und CRP normal WHO 0-­‐2 und keine Metast. und CRP + Alb. normal bei PE-­‐Abbruch ! Überleben bis 126 M! Bozzetti F et al. Ann Oncol 2014 HPE: Verlauf PE bis zum Tod Abbruch früher präfinale SituaFon Wunsch Pat./Angehörige KatheterkomplikaFon MS: median survival Bozzetti F et al. Ann Oncol 2014 N 275 139 101 29 9 Anteil 66% 34% 24% 7% 2% MS 3 m 2 m 5 m 6 m (Bereich) (1-­‐126 m) (1-­‐61 m) (3-­‐49) Pa=enten mit benigner Erkrankung unter HPE Was hat Bedeutung für Tumorpa=enten? -­‐ der Tumor steht im Vordergrund -­‐ Symptome durch die Tumorerkrankung -­‐ Wissen um, Grübeln/Angst über den Verlauf -­‐ Chemotherapie-­‐Zeitplan -­‐ Chemotherapie-­‐Wirkung -­‐ Chemotherapie -­‐ Nebenwirkungen Prognose und Konzentra=on auf den Tumor … .. beeinflussen die Fähigkeit … die Mo=va=on zur Selbst(mit)versorgung bei HPE PaFent schwach, immobil, apathisch, symptomaFsch of wird auf nur „vorübergehende“ Ernährung gehog Woran sFrbt ein KrebspaFent? 1972 Klastersky 30-­‐40% InfekFon 1974 Inagaki 47% InfekFon 1975 Ambrus 36-­‐68% InfekFon Komplika=onen pro Jahr pro 1000 d Infek=onen 0.3 1.0 Okklusion 0.1 0.3 Mechanisch 0.1 0.3 CV-­‐Thrombosis 0.03 0.1 0.5-­‐1.0 1.5-­‐3.0 Gesamt Immunsuppression erhöht das Infektrisiko Neutropenie durch Chemotherapie Immunodefizienzsyndrome Immunosuppressiva Infek=onen fördern Ernährungsstörungen SIRS = Reparatursyndrom Anorexie, Fa=gue, Immobilität, Lethargie Proteolyse, Muskelabbau Akutphasenreak=on Mangelernährung führt zu Immunschwäche Unterernährung vermindert .. .. Lymphozytenzahlen .. Immunglobulin-­‐Spiegel .. AnFkörper-­‐ProdukFon .. Phagozytose .. EntzündungsreakFon .. Komplement-­‐FunkFon .. sekretorische und mukosale Immunität .. ThymusfunkFon Good et al. Cancer Res 1982 Tumor führt zur Immunschwäche Tumor-­‐induziertes SIRS Katabolie, Eiweissverlust Lokale Immunsuppression (PGE2-­‐ProdukFon) Infektprophylaxe bei HPE Sorgfäl=ges Arbeiten: Schulung! Erfahrung! Zeit! Hygiene, Hygiene, Hygiene! Möglichst wenig Wechsel im Betreuungspersonal Material? Lösungen? Infektprophylaxe bei HPE Heparin: Cochrane: kein Effekt Vitamin K-­‐Antagonisten: Cochrane: kein Effekt An=bio=ka: Daten interessant, LL: keine RouFne Äthanol: Cleveland Clinic 3 ml 70% (Infekte 3.5!1.7/1000d) Taurolidin: Daten interessant, LL: „kann erwogen werden“ 3 M NaCl (5.85% = 1 M, 20% = 3.7 M): ?? Empirische Therapie bei Verd. a. Por=nfekt Tobramycin 2 mg/kg (120 mg) über 30-­‐60 min via Port Vancomycin 2 x 1 g (je 250 ml über 120 min) via Port abschl. nicht nachspülen, Vanco im Port belassen Vieldeu=ge Symptome Werden oD auf PE bezogen / „geschoben“, aber.. Andere Ursachen beachten: Tumor, Therapie, Infekte Anorexie: Nausea: Abd. Schmerz: Fieber: InflammaFon, Chemo, Medis, Pilz, .. MukosiFs, Schmerzen, Opioide, Infekt Ulkus, Koprostase, Peritonealkarzinose Pneumonie, Tumorfieber