4 Schwerpunk t: Der infek tionsgefährdete Patient Verhütung nosokomialer Infektionen Direkter Kontakt: Bei der direkten Kontaktübertragung erfolgt eine Keimübertragung durch Körperberührung von einer infizierten oder besiedelten Person auf eine andere. Dieser Übertragungsweg ist bei ei- Franz Sitzmann ner größeren Anzahl von Mikroben bekannt, .. Staphylo- oder Streptokokken auf Haut oder Schleimhäute .. Hepatitis-B-Viren durch Inokulation beispielsweise können übertragen werden: Nosokomiale, d. h. im Krankenhaus erworbene Infektionen spielen im Klinikalltag eine wichtige Rolle. Sie verursachen nicht nur Leid und zusätzliche Behandlungskosten, sondern stellen für den Patienten mitunter auch eine lebensbedrohliche Gefahr dar. von Blut eines infizierten Patienten in das Gewebe von Mitarbeitern selbst Reservoir bzw. Quelle von Mikroor- Definiert wird eine nosokomiale Infekti- ganismen, z. B. seine Darm-, Haut-, Nasen- on (NKI) als kausal und zeitlich mit einem Rachen-Raum-Flora (endogenes Erreger- meist stationären Krankenhausaufenthalt reservoir). in Zusammenhang stehende Erkrankung, Fallbeispiel Die 22-jährige Pflegende in Ausbildung Christiane klagt während ihres Einsatzes auf der Intensivstation über Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Gelenkschmerzen. Seit zwei Tagen beobachtet sie einen gene- die als Folge einer medizinischen Inter- Exogene Infektion vention auftritt. Unter „medizinischer In- Das exogene Reservoir beinhaltet Mikro- tervention” ist jede Maßnahme diagnos- ben aus der näheren Umgebung, z. B. eine im letzten Urlaub in Bolivien in einer länd- tischer, therapeutischer und pflegerischer Keimübertragung von besiedelten oder in- lichen Entbindungsklinik ein Praktikum ab- Art zu verstehen. fizierten Mitmenschen (Mitarbeiter, -pati- solviert habe. Mehr als einmal seien bei der Der weiter gefasste Begriff „Health-care enten), der Patientenumgebung oder dem associated infections“ schließt ausdrück- unbelebten Umfeld des Patienten (patien- lich den ambulanten Bereich mit ein. tennahe und -ferne Gegenstände, Legio- Übertragung von Infektionen während der Intensivpflege nellen aus der Wasserleitung, transurethrale oder Venenkatheter, Drainagen, Pharmaka, Nahrung). Als belebtes Umfeld sind Ob aus einem Kontakt mit einem potenziell Menschen, mit denen der Patient Kontakt pathogenen Mikroorganismus eine Infekti- hatte, zu betrachten, z. B. die kontaminier- on bei der exponierten Person folgt, ist zu- ten Hände der Mitarbeiter. nächst von erreger- und wirtsspezifischen ralisierten Hautausschlag, der zunehmend juckt. Auf Nachfrage berichtet sie, dass sie Versorgung der Neugeborenen im Kreißsaal die Einmalhandschuhe gerissen und etwas Blut über ihre Hände gelaufen. Da sie sehr kurzfristig einen günstigen Flug bekommen konnte, war vor der Abreise keine Zeit für ausreichende Impfungen gewesen, sie habe sich aber drei Tage vor der Abreise noch Immunglobulin spritzen lassen. Indirekter Kontakt: Bei der indirekten Übertragung vermitteln den Kontakt kontami- Faktoren abhängig und wird maßgeblich Übertragungswege von der Summe der endogenen und exo- Zunächst muss der Hauptübertragungs- brauch nicht oder unzureichend aufbereitet genen Risikofaktoren des Menschen (Wirt) weg von Mikroben nosokomialer Infektio- wurden, wie das Gastroduodenoskop, die bestimmt. Für die Übertragung und Ent- nen in den Vordergrund gerückt werden: mit Clostridium difficile oder Noro-Viren wicklung einer Infektion im Sinne einer die Hände der Mitarbeiter aus Therapie kontaminierte nahe Patientenumgebung Infektionskette sind zudem drei Faktoren und Pflege! Für die Prävention nosokomi- oder das nicht bei jeder Benutzung desinfi- von Bedeutung: aler Infektionen hat die korrekte Hände- zierte Stethoskop (Longtin 2009). .. Infektionsquellen .. Übertragungswege .. Empfänger Infektionsquellen Betrachtet man die große Zahl von Infektionskeimen, die eine nosokomiale Infektion hygiene entscheidenden Einfluss. Generell Große Tröpfchen: Respiratorisches Se- existieren in der Intensivpflege die Über- kret, das nur kurze Strecken nach dem tragungswege: Husten zurücklegt, kann bei einem ande- .. Übertragung durch Kontakt .. luftgetragene Übertragung ren bei einem Abstand von bis zu 2 Metern eine Infektion verursachen. Beispiel: Influ- Diese Übertragungswege werden nachfol- enza und bakterielle Meningitis werden gend an Beispielen aufgezeigt. durch Tröpfchen (englisch: „droplet trans- hervorrufen können, kommt man bei den Infektionsquellen zu folgenden Überlegungen: nierte Gegenstände, die z. B. nach dem Ge- mission“) weitergegeben. Übertragung durch Kontakt An erster Stelle steht sicherlich der Kon- Endogene Infektion takt, wobei zwischen direktem Kontakt, Die meisten relevanten Keime von Infek- indirektem Kontakt sowie Kontakt mit tionen stammen aus der körpereigenen großen respiratorischen Tröpfchen unter- Flora des Patienten. Hier ist der Einzelne schieden werden kann. Fallbeispiel Abends gegen 19.30 Uhr wird der 12-jährige Markus von seinen Eltern in die Notaufnahme des städtischen Krankenhauses gebracht. Von den Eltern erfährt man nach Aufnahme Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. Begriffserklärung Schwerpunk t: Der infek tionsgefährdete Patient 5 sten exogenen Risikofaktoren sind diagnostische und therapeutische Ständig führen Behauptungen mit falschen Maßnahmen und deren Art, Dauer und Zahlen zur Verunsicherung von Patienten Häufigkeit. Weitere wichtige exogene und (Fach-)Öffentlichkeit. Beispiel: Jedes Risikofaktoren sind frühere Kranken- Jahr komme es in Deutschland zu 500.000– hausaufenthalte und Antibiotikathera- 800.000 pien, die nicht nur das Risiko für resis- 20.000–40.000 Todesfällen. Die Hälfte die- tente Keime, sondern auch dasjenige ser Infektionen wäre durch eine adäquate für Infektionen generell erhöhen. Zu Hygiene vermeidbar (Popp 2009). Dagegen und hätte jetzt nur noch auf lautes Rufen den häufigsten invasiven Maßnahmen betont Gastmeier (2009), dass entspre- reagiert. mit Infektionsrisiko zählen: chend der in über 800 Krankenhäusern er- gendes: Nach der Rückkehr aus der Schule habe der Junge über starke Kopfschmerzen und Übelkeit geklagt. Er habe sich zunächst ins Bett gelegt und zwei Stunden geschlafen. Als die Mutter ihn dann geweckt hatte, habe er gesagt, dass die Kopfschmerzen und die Übelkeit noch zugenommen hätten. Markus habe sich fiebrig angefühlt. Im Verlauf des Abends sei das Fieber weiter gestiegen. Der Junge sei zunehmend schläfrig geworden Krankenhausinfektionen mit –– Injektionen und Punktionen hobenen KISS-Daten, d. h. realem wissen- krank gewesen, einen Unfall (mit Kopfverlet- –– Katheterisierung der Harnblase schaftlichen Hintergrund, seit zehn Jahren zung) habe er nicht erlitten. In der Umgebung –– intravasale Katheterisierung unverändert ca. 400.000–600.000 nosoko- –– mechanische Beatmung miale Infektionen auftreten. Sie hebt her- –– Operationen vor, dass mit der Charakterisierung einer In den letzten Wochen sei Markus nicht von Markus seien bisher keine ähnlichen Erkrankungen aufgetreten. .. .. .. .. .. Befund: stark vermindertes Bewusstsein (Somnolenz) deutliche Nackensteifigkeit (Meningismus) flohstichartige und einige größere Hautblutungen Auch die Länge des Aufenthalts auf der In- Infektion lediglich der zeitliche Aspekt tensivstation spielt bei den exogenen Risi- während kofaktoren eine bedeutende Rolle. entscheidend, keinesfalls ein ursächlicher Keimspektrum nosokomialer Infektionen des Krankenhausaufenthaltes Zusammenhang mit einem Versäumnis bei pflegerischen oder medizinischen Maßnahmen abzuleiten sei. Eine wichtige Rolle spielen bei Bakteriämi- Noch eklatanter wird mit falschen en und Wundinfektionen Staphylococcus Zahlen zu Infektionstoten in Krankenhäu- aureus und Enterokokken, während gram- sern manipuliert. So schätzt Popp (2009) negative Mikroben (Pseudomonas aerugi- 20.000–40.000 Todesfälle durch nosoko- zündung der Hirnhäute, nach Liquorpunkti- nosa, Escherichia coli, Enterobacter spp. und miale Infektionen. Dabei wird jedoch nicht on und mikroskopischem Nachweis von Mik- Acinetobacter spp.) bei tiefen Atemwegs- berücksichtigt, ob die oft schwerkranken roorganismen (nach Methylenblau-Färbung) und Harnwegsinfektionen vorherrschend Patienten an den Folgen einer Infektion im Liquor Meningokokkenmeningitis durch sind (Tab. 1). An Bedeutung gewinnen mul- oder ihrer Grundkrankheit mit einer be- Neisseria meningitidis (Meningokokken) tiresistente Keime wie methicillinresisten- gleitenden Infektion verstorben sind. Gast- te Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA), meier (2009) bezieht sich auf Zahlen, die Luftgetragene (aerogene) ­Übertragung vancomycinresistente Enterokokken (VRE), vom European Center for Disease Control Extended-spectrum-β-Lactamasen (ESBL) and Prevention (ECDC) ermittelt wurden. Ein über längere Zeit in der Luft lebensfähi- bildende Enterobakterien sowie – durch Danach müsste man für Deutschland mit ger und sich in Form schwebender Partikel die umfangreiche Antibiotikaanwendung – ca. 1.500–4.500 vermeidbaren Todesfällen weitertragender Mikroorganismus kann, Clostridium difficile. durch Krankenhausinfektionen rechnen kein Hinweis auf fokale neurologische Ausfälle Körpertemperatur: 40,5° C rektal Verdachtsdiagnose: mikrobenbedingte Ent­­ z. B. als Tröpfchenkern, bei nahem Kontakt z. B. eine offene Lungentuberkulose übertragen. Risikobedingungen des Empfängers: Fak­ to­ren erhöhter Infektionsbereitschaft können bei Patienten die Wahrscheinlichkeit einer nosokomialen Infektion steigern, werden aber nicht zwingend als kausal angesehen. Unterschieden werden endogene (patientenbezogene) und exogene (um- .. Endogene Risikofaktoren: Zu den häuweltbezogene) Risikofaktoren. figsten endogenen Risikofaktoren zählen hohes Alter und Komorbiditäten, z. B. Diabetes mellitus. Tab. 1 Nosokomiale Infektionen mit bevorzugten Mikroben nach typischen invasiv-therapeutischen Eingriffen (Sitzmann, in Vorbereitung) Therapien/Eingriffe Iatrogene Infektionen Beteiligte Mikroben Antibiotikatherapie Pseudomembranöse Kolitis mit Diarrhoe (CDAD) Clostridium difficile Blasenkatheter (transurethral) Urethritis, Prostatitis, Epididymitis, Cystitis, Pyelonephritis, Bakteriämie, Urosepsis Darmkeime, Enterokokken, Pseudomonas (P.) aeruginosa, Candida Intubation, Tracheotomie, Beatmung Sinusitis, Tracheitis, Beatmungspneumonie, Septikämie Staphylococcus (S.) aureus, P. aeruginosa, Darmkeime, Klebsiella, Candida, Acinetobacter Chirurgisch-operative Eingriffe Postoperative Infektionen im Operationsgebiet, Abszess, Osteomyelitis überwiegend Bakterien (S. aureus, Enterokokken, E. coli, P. aeruginosa), Candida Periphere Verweilkanülen, intravasale Katheter Phlebitis, Septikämie, Endokarditis S. epidermidis, S. aureus, P. aeruginosa, Candida, Acinetobacter, Enterokokken Ernährung durch Magensonde, perkutan endoskopische Gastrostomie (PEG) Gastroenteritis, Lebensmittelintoxikation durch Bakterientoxine, Peritonitis, peristomale Wundinfektion (bei PEG), Pneumonie Darmkeime, P. aeruginosa, S. aureus, Salmonellen Endoskopische Eingriffe Cholangitis, Pankreatitis, Bakteriämie Enterokokken, Darmkeime, Staphylokokken, P. aeruginosa Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. .. Exogene Risikofaktoren: Die häufig­ Vermeidbare vs. nicht vermeidbare nosokomiale Infektionen auf der neurologischen Intensivstation Fol- 6 Schwerpunk t: Der infek tionsgefährdete Patient und sieht sich mit diesen Zahlen auch im einer Station eingesetzt werden Einklang mit Hochrechnungen des Akti- (Panknin 2008). Patientensicherheit und dem Kompetenznetzwerk Sepsis. Immer vor Betreten eines Patientenzimmers: Mitarbeitermangel bei Pfle- Für den Krankenhausbereich rechnen Risiko von Verletzungen, Infektio- seriöse Hygieniker (Rüden und Daschner nen, anderen Erkrankungen und 2000, Kappstein 2002) mit einer Vermei- Tod. Wenn pro Pflegefachperson dungsquote nosokomialer Infektionen von zu viele Patienten zu betreuen 16%, andere (Gastmeier 2005) auch nach sind, leiden die Patienten ver- Ausschöpfen aller geeigneten Vorbeuge-, mehrt an Dekubiti, Pneumonien Datenerhebungs- und Kontrollprogram- und Harnwegsinfektionen. Bei zu men mit einem Vermeidungspotenzial für geringer Mitarbeiterzahl treten nosokomiale Infektionen auf Intensivstati- zudem unerwünschte Ereignisse onen zwischen 15–30%. Dieser Anteil kann wie Stürze der Patienten mit nach- sich auf Versäumnisse der Mitarbeiter zu- folgenden Frakturen, nosokomiale rückführen lassen. Die überwiegende An- Infektionen oder Fehler bei der pa- zahl der Infektionen ist jedoch Schicksal renteralen Infusionstherapie und des betroffenen Menschen, dennoch kann Medikamentengabe auch sie durch präventive Maßnahmen häufiger auf als bei zahlenmäßig vermindert werden. ausreichender Überlegenheit der Standardhygiene Vor Exposition gegenüber potentiell infektiösem Material (Blut, Sekret, Wunden bei Verbandwechsel, Absaugen, körperlicher Untersuchung, Punktionen und Interventionen, Körperpflege, Unterstützung bei Ausscheidungen): ⌧Einmalhandschuhe anziehen ⌧Einmalschürze anlegen signifikant Mitarbeiterzahl (Sitzmann 2009). Zudem ist es wahrscheinlicher, dass die Patienten wegen eigentlich vermeidba- Vielfach besteht auf Intensivsta­tionen die rer Komplikationen erneut aufge- Vorstel­lung, dass „alles Mögliche“ bei In- nommen werden müssen. fektionskrankheiten und multiresistenten ⌧Kittel, Armbanduhren und Schmuck ablegen (evtl. Ausnahme: einfache Ringe) ⌧Hemdsärmel aufkrempeln ⌧Händedesinfektion genden erhöht beim Patienten das Dr. Th. Berlet 5/2008; Ergänzung Sitzmann Abb. 1 Standardhygiene auf Intensivstation. Mikroben übertragen sich nicht selbst, sie werden übertragen. Der Infektionsstatus eines Patienten ist meist unbekannt. Deshalb ist der beste Schutz eine gute hygienische Praxis bei allen Patienten. Dieser Tatsache wurde in einer Emp- Prävention von Atemwegsinfektionen Keimen getan werden müsse. Dagegen ist fehlung für Nosokomiale Pneumonien (Atemwegsin- jedoch häufig die Praxis der Standardhygie­ Frühgeborene Rechnung getragen, in der fektionen: AWI) auf Intensivstationen füh- ne miserabel. formuliert wurde (Simon 2007): „Es ist ren zu einer Verlängerung der Liegedauer, des Robert-Koch-Instituts Mikroben übertragen sich nicht selbst, wissenschaftlich gesichert, dass eine nicht Erhöhung der Kosten und erhöhter Sterb- sie werden übertragen. Außerdem ist der angemessene Ausstattung der Neugebo- lichkeit. Der wichtigste isolierte Risikofak- Infektionsstatus des Patienten zunächst renen-Intensivstation mit qualifiziertem tor für die Entstehung einer nosokomialen meist unbekannt. Deshalb sollte sich als und vor Ort eingearbeiteten Personal das Pneumonie ist der Tubus, die nicht-invasive bester Schutz eine gute hygienische Pra- Risiko nosokomialer Infektionen erhöht.“ Beatmung (NIV) ist daher mit einer gerin- xis bei allen Patienten durchsetzen (Abb. Sie wurde mit der Kategorie IA, also mit geren Pneumonierate verbunden. 1 – siehe auch den Beitrag von Dr. Roland höchster Beweiskraft, versehen. Schulze-Röbbecke in dieser Ausgabe). Mit Nachdruck: Mitarbeiter­ qualifikation und -zahl Fakten, die auf Patientenschäden durch Sozialabbau hinweisen, existieren und sind bekannt – damit kann es zumindest von den für die Personalbemessung Verant- Ungenügende Standards bei der Mitarbei- wortlichen nicht mehr heißen: „Das haben terqualifikation und -zahl spielen insbe- wir nicht gewollt!“ sondere in der Intensivpflege eine wichti- Fallbeispiel Die stationäre Aufnahme der 82-jährigen Frau P. erfolgte bei in letzter Zeit verstärkt auftretender Dyspnoe mit Zyanose bei bekannter COPD und kardialer Dekompensation. Die Patientin war zudem peripher exsikkiert und stark kachektisch. Sie wurde wegen beginnender CO2-Narkose mit einem maximalen Mitarbeiterzahl/-qualifikation im Pflege- Einflüsse pflegerischen Handelns auf die häufigsten nosokomialen Infektionen dienst und einer professionellen und enga- Die Häufigkeit nosokomialer Infektionen gierten Krankenhaushygiene zur Präventi- auf Intensivstationen unterliegt großen on nosokomialer Infektionen (Sitzmann Schwankungen, je nach Art der In­ten­siv­ Mehrfache Versuche, weiterhin intermit- 2008). Ein hoher Anteil von examinierten station und der Patienten. Die Mehrzahl tierend non-invasiv zu beatmen, scheiterten Pflegekräften verbessert die Ergebnisqua- der Infektionen bilden Pneumonien und lität, während diese leidet, wenn ein zu Infektionen der unteren Atemwege, gefolgt hoher Anteil von Hilfskräften, angelern- von Harnwegsinfektionen, Bakteriämien ten Mitarbeitern oder Aushilfskräften auf und postoperativen Wundinfektionen. ge Rolle. Internationale Studien beweisen die wissenschaftliche Evidenz zwischen pCO2 von 92 mmHg auf der Intensivstation aufgenommen. Hier erfolgte eine non-invasive Beatmung, unter welcher der Gasaustausch verbessert und bei Frau P. ein respiratorisch stabiler Zustand erreicht werden konnte. an der fehlenden Bereitschaft der Patientin. Sie litt zunehmend unter einer infektiös – im Sinne einer Pneumonie – verstärkten Atemnot. Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. onsbündnisses Infektionsprävention auf der Intensivstation Tab. 2 Pflegebezogene Maßnahmen einer verbesserten Pneumonieprävention Maßnahme Therapie auf der peripheren Station vereinbart, wo sich sowohl der respiratorische als Verhindern der mikrobiellen Übertragung zwischen Beteiligten (Patient – Mitarbeiter) Händedesinfektion vor und nach jedem Kontakt mit Trachealtubus, Tracheostoma, Beatmungszubehör nach jedem Kontakt mit kontaminierten Körperstellen und nachfolgendem Kontakt mit dem Atemtrakt oder dem Beatmungsequipment nach Kontakt mit Schleimhäuten oder respiratorischem Sekret oder mit respiratorischem Sekret kontaminierten Gegenständen unabhängig davon, ob Handschuhe getragen wurden oder nicht! Schutzhandschuhe Zu tragen im Sinne des hygienischen Distanzierungsprinzips vor dem Kontakt mit Schleimhäuten, respiratorischem Sekret (Absaugen) oder Gegenständen, die mit sekretorischem Sekret kontaminiert sind keinesfalls außerhalb des Patientenbereiches Handschuhe fortgesetzt tragen sterile Handschuhe bei Kontakt mit Beatmungsmaterial nicht sinnvoll auch der hämodynamische Zustand nicht weiter stabilisieren ließ. Die Frau verstarb nach 10 Tagen. Da Atemwegsinfektionen die häufigsten nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen sind, ist es sinnvoll, gezielt wirksame Präventionsmaßnahmen (Tab. 2) anzuwenden. Prävention von Harnwegsinfektionen Vorbeugen der Übertragung von Mikroorganismen durch Medizinprodukte Beatmungsequipment Beatmungsschläuche wechseln, wenn sie sichtbar verschmutzt sind bzw. ihre Funktionsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist, gemäß RKI spätestens nach 7 Tagen Schläuche für Beatmungsgeräte mit aktiver Befeuchtung nicht routinemäßig nach bestimmter Nutzungszeit wechseln Genauso verfahren mit Beatmungsschläuchen, die mit HME verbunden sind Aufbereitung der Beatmungsschläuche vor dem Einsatz am nächsten Patienten: sorgfältige desinfizierende Reinigung, z. B. in einer RDG, Sterilisation ist nicht notwendig Kondensflüssigkeit in den Beatmungsschläuchen regelmäßig entfernen, Flüssigkeit darf weder in Richtung des Patienten drainiert werden noch die Umgebung oder Mitarbeiter kontaminieren Heizbare Schläuche nicht obligat Bei Kontamination von Gegenständen oder Flächen sofort desinfizierend reinigen (Alkohol 70% und Einmaltuch), kein Warten auf die Tatkraft des morgendlichen Reinigungsdienstes Beatmungsbeutel Beatmungsbeutel desinfizierend wiederaufbereiten, bevor sie für den nächsten Patienten benutzt werden, keine Sterilisation erforderlich Katheterassoziierte Harnwegsinfekte sind die häufigsten nosokomialen Infekte, die in 1–4% zu einer Bakteriämie mit teils schweren Folgen (in 30%) führen. Fallbeispiel Eine 58-jährige Patientin hat seit Tagen rechtsseitige Unterbauchbeschwerden. Ver- .. .. .. dacht auf akute Appendizitis. .. .. Abdomensono: entzündlich-ödematöse Hygienische Befeuchtung der Beatmungsluft Schwellung der Appendix. HME Soweit es die Beatmungssituation erlaubt, empfiehlt sich die passive Befeuchtung (einfacher durchzuführen, kostengünstiger) HME nicht häufiger als alle 48 Stunden wechseln (außer bei Verschmutzung) „In-line”Vernebler Kondensflüssigkeit aus Beatmungsschläuchen vor dem Befüllen des Verneblers entfernen Befüllung des Reservoirs nur unter aseptischen Bedingungen Nur sterile Medikamente zur Verneblung nutzen, keine mehrfach angestochenen Mehrdosisflaschen, sondern Einzelampullen nutzen: Inhalt kann versehentlich mikrobiell kontaminiert werden Ausbruchsituationen sind möglich, wenn die Mehrdosisflaschen bei mehreren Patienten genutzt werden Zwischen Behandlungen desinfizierend reinigen Laborbefunde: Leukozytose und CRPErhöhung. Intraoperativ Diagnose einer Perforation des Appendix mit begleitender Peritonitis Tag 1 OP: Beginn mit i.-v.-Antibiotikatherapie Tag 3: Temperatur: 38,4° C. Patientin klagt über erschwerte Miktion: Einmalkatheterismus mit bakteriologischer Intubation Untersuchung des Urins, Wundverband .. unauffällig, Drainage fördert wenig klares Sekret Tag 4: Temperatur: bis 39,2° C, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Bauchdecke gespannt. Blutkulturen, Pollakisurie, d. h. häufiger plötzlicher Harndrang mit Extubation Tracheotomie nachfolgender Entleerung nur kleiner .. .. .. Mengen. Verbandswechsel und Wundinspektion: ohne Befund, Drainage ex Absaugung Tag 5: Katheterurin > 105 KBE/ml Escherichia coli: resistent gegen laufende anTag 8: Wunde weiter regelgerechte Heilung Tag 10: Abnahme der Miktionsbeschwerden, Entlassung Fazit: bei postoperativem Fieber immer Wundinfektion ausschließen, wesentlich ist jedoch, (Pneumonie, Harnwege, Kathetersepsis)! endotracheale Intubation wenn immer möglich vermeiden, möglichst nicht-invasive Beatmungsformen einsetzen Händedesinfektion vor und nach Intubation Tragen keimarmer Schutzhandschuhen Anreichen des Tubus unter aseptischen Bedingungen wenn möglich keine nasale Intubation Implementieren von Strategien zum Vermeiden akzidentieller ungeplanter Extubationen Vor Extubation Sekret im Oropharynx absaugen: Vor dem Entblocken des Cuffs bei Extubation kein Sekret in Trachea dringen lassen .... .. Tracheotomie sowie Trachealkanülenwechsel unter aseptischen Bedingungen Verwenden desinfizierter oder steriler Trachealkanülen keine Empfehlung zur lokalen Anwendung von Antiseptika zur Infektionsprophylaxe am Tracheostoma Vorteile geschlossener Absaugung: geringere Gefahr von Umgebungskontamination, z. B. zum Absaugen von Patienten mit multiresistenten Erregern oder Tbc Keine Präferenz für offene oder geschlossene Absaugung bezüglich Pneumonierisiko, keine Empfehlung für optimales Wechselintervall geschlossener Systeme Bei Verwendung offener Systeme: Verwendung steriler Einmalkatheter, Vermeiden einer Kontamination des Absaugkatheters vor dem Einführen Absaugsystem nach Gebrauch mit Leitungswasser durchspülen wenn innerhalb eines Absaugvorgangs der Absaugkatheter wiederholt in den Tubus eingeführt werden soll, muss die Spülung des Katheters mit steriler Flüssigkeit erfolgen Ansatzstück des Absaugsystems in senkrechter Position aufhängen tägliche thermische Desinfektion von Absaugschlauch und Sekretauffangbehälter Sekretauffangbehälter patientenbezogen verwenden Zum Anspülen zähen Sekretes nur sterile Flüssigkeiten verwenden .. .... .... .. tibiotische Therapie, daher Umstellung, auch an andere Infektionsherde zu denken .. .... .... Intubation, Tracheotomie, endotracheales Absaugen Oft unterschätzte pflegerische Interventionen Ernährung frühzeitige enterale Ernährung korrekte Lage der Ernährungssonde vor jeder Nahrungszufuhr als Aspirationsprophylaxe prüfen Nahrungszufuhr an Darmtätigkeit anpassen Ernährungssonde so bald wie möglich entfernen keine Empfehlung über kontinuierliche vs. diskontinuierliche enterale Ernährung für die Platzierung der Ernährungssonde distal des Pylorus existieren keine Daten Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. Mit dem Sohn wurde eine konservative Empfehlungen 8 Schwerpunk t: Der infek tionsgefährdete Patient Tab. 2 Fortsetzung Zur pflegerischen Prävention existieren auch für Intensivstationen Möglichkeiten Empfehlungen Lagerung Zur Verhinderung der Aspiration Oberkörper um 30–45° hochlagern (falls keine Kontraindikation) Routinemäßiger Einsatz kinetischer Betten nicht erforderlich, kann bei schwerstkranken oder polytraumatisierten Patienten sinnvoll sein Pneumonieprophylaxe Korrekte Mundpflege bereits präoperativ mit Atemtraining und Hilfestellung bei postoperativen Husten beginnen tiefes Atmen, Husten, körperliche Bewegung, z. B. durch schmerzlindernde Maßnahmen, so weit wie möglich fördern spirometrisches Atemtraining frühzeitige Mobilisierung des Patienten fördern bei atemabhängigen Schmerzen sollte eine adäquate Schmerztherapie, möglichst ohne sedierende Verfahren, erfolgen bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen ist eine effektive medikamentöse und physikalische Therapie erforderlich Stellenwert wird aus hygienischer Sicht meist unterschätzt pflegerisch hat sie ihre Bedeutung bewiesen und ist vielfach beschrieben Zubereitung der Mundspüllösung aus Teedrogen nur mit kochendem Wasser Kontamination der Mundspüllösungen vermeiden Mindestens täglich Set (thermisch) aufbereiten (Tab. 3). Prävention von Bakteriämie und Sepsis Dem Risiko gefäßkatheterassoziierter Infektionen sind kritisch Kranke bei der Anwendung von Gefäßkathetern und bei der Durchführung von Injektionen und ­Infusionen ausgesetzt. Sie sind als primäre Bakteriämien definiert. Sekundäre Bakteriämien, d. h. von einem bestehenden Infektionsherd ausgehende Besiedlungen des Blutes mit Bakterien oder Tab. 3 Pflegebezogene präventive Maßnahmen eines Harnwegsinfekts Maßnahme Empfehlungen Verhindern der mikrobiellen Übertragung zwischen Beteiligten (Patient – Mitarbeiter) Händedesinfektion Vor und nach jeder Manipulation am Katheter selbst bzw. am System Schutzhandschuhe Vor jeder Gefahr der Kontamination der Hände mit potenziell infektiösem Material Vorbeugen der Übertragung von Mikroorganismen durch Medizinprodukte Kathetermaterial Vorzugsweise Silikon, silikon- oder teflonbeschichtetes Latex, hydrogelbeschichtetes Latex Kleiner Durchmesser Frauen Größen von Ch 14–18, Männer Ch 16–18 verwenden. Dünnere Katheter können in männlicher Urethra wegen geringer Achsenstabilität abknicken und dickere behindern den urethralen Sekretausfluss Liegedauer Katheter (Abhängigkeit) Grundsatz: individualisierte Intervalle, abhängig von Diurese, Infektion, daraus resultierender Inkrustationsneigung und innerer Verschmutzung des Urinbeutels Katheterwechsel indiziert bei Katheterobstruktion bzw. Austritt von Urin neben dem Katheter Materialabhängig: einmaliger Katheterismus: Einfachkatheter aus PVC atraumatisches wiederholtes Katheterisieren über lange Zeiträume: Katheter mit atraumatischer Spitze, abgerundete Katheteraugen ohne scharfe Kanten und einer Oberfläche mit optimaler Gleitfähigkeit Verweilkatheter: Silikon zur Langzeitdrainage > 5 Tage Verweildauer reduzieren, Anlage eines suprapubischen Katheters erwägen (prospektive vergleichende Untersuchungen fehlen) Indikation für ­Blasenkatheter .... Nutzungsdauer Urinbeutel .... .. Täglich neu zu prüfen Ausschließlich geschlossene Drainagesysteme mit Rückflussventil verwenden Beim Katheterwechsel erneuern sowie bei unbeabsichtigter Diskonnektion, dazu Katheterpavillon mit alkoholischem Spray desinfizieren Urinfluss .... .. Blasenspülung Spülen mit antimikrobiellen Substanzen (Antibiotika, -mykotika ) zur Prävention von Harnwegsinfektionen ist nicht sinnvoll Vorbeugen von Harnstauung Prävention durch ­Intimpflege .. .. Leeren des Urinbeutels .... .. freien Urinfluss gewährleisten Abknicken von Katheter oder Drainagesysteme vermeiden Auffangbeutel nur mit sicherer Klemme gesichert über Blasenniveau anheben Oft unterschätzte pflegerische Interventionen Komplementäre Therapieunter­ stützung Vermeiden von Inkrustierungen am Übergang vom Katheter zur Urethra durch Waschen mit Wasser und Seife täglich mehrmals, sorgfältig mit reinem Wasser nachwaschen Antiseptika bei fäkaler Verschmutzung nutzen Richtung der Reinigung immer vom Harnröhreneingang weg Nicht indiziert sind als Meatuspflege das routinemäßige Anwenden antimikrobieller Salben, z. B. PVP Jod, Octenidin rechtzeitig leeren, bevor Harn mit Rückflussventil in Kontakt kommt Schutzhandschuhe Diskonnektion vermeiden Verstärkte Flüssigkeitszufuhr, z. B. Equisetum-, Brennnessel-, spezielle Fertigmischungen von Blasen- und Nierentees führt zur Reduktion von Mikroben in Blase und Katheter Moosbeersaft („Cranberry“), Eukalyptusöl-Blasenkompresse, Wärmeschutz durch Tragen von Schlüpfer bei Verweilkatheter im Bett und beim Aufstehen, Kamillendampf-Sitzbäder Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. Maßnahme Schwerpunk t: Der infek tionsgefährdete Patient 9 .. Harnwegsinfektionen .. Pneumonien .. Hautinfektionen giämie), werden hervorgerufen durch: Meist tritt die nosokomiale Bakteriämie bei Pflegebedürftigen mit einem disponierenden Grundleiden auf. Die invasiven Tab. 4 Pflegebezogene präventive Maßnahmen einer Bakteriämie Maßnahmen Empfehlungen Blutentnahmen .... Venenverweilkanüle Legen Maßnahmen sind als exogene Infektionsfaktoren zum erheblichen Teil durch die Grundkrankheit, das Alter (> 60 Jahre), Pflege Einstichstelle (Verband) Immunsuppression und nicht intakte Haut (chronische Hautkrankheiten) des Patienten bedingt. Eine Auswahl pflegerisch präventiver Maßnahmen zeigt Tabelle 4 auf. Prävention postoperativer ­Wundinfektionen Auch für prä- und postoperative Patienten müssen hygienische Anforderungen be- Liegedauer Venenkatheter Anlage achtet werden. Fallbeispiel Der 75-jährigen Frau M. wurde vor vier Tagen ein künstliches Hüftgelenk implantiert. Aufgrund einer Herzinsuffizienz mit Rhyth- Kathetereinstichstelle musstörungen wurde sie auf der Intermediate-Care-Unit weiterbehandelt. Sie klagt Verbandswechsel jetzt über stärker werdende Schmerzen im Bereich ihrer Wunde. Beim Verbandwechsel weist die Wunde eine starke Rötung auf, sie ist geschwollen, ihre Umgebung überwärmt; auf Druck mit der Pinzette entleert sich etwas Eiter, die Körpertemperatur wird mit 38,5° C sublingual gemessen. Im Blut zeigen sich als Herstellung Mischinfusionen Mehrdosis-Infusionsbehälter Laufzeit von Infusionslösungen nosokomialer Infektionen: „Die kontami- Systemwechsel inkl. 3-Wege-Hähne und Hahnenbank weiteren pflegerisch beeinflussbaren prä- .. nicht sachgerechte präoperative Haarentfernung .. nicht sachgerechte Hautreinigung .. Abweichungen von der physiologischen operativen Risikofaktoren zählen: Körpertemperatur des Patienten Aseptische Technik: mit 2 Mitarbeitern, die gegenseitig auf Einhaltung der Hygiene achten und sich aufmerksam machen hygienische Händedesinfektion Mund-Nasen-Schutz, Haube, langärmeliger steriler Kittel, sterile Handschuhe, steriles großes Lochtuch Hautantiseptik der Punktionsstelle über 1 Minute entweder mit steriler Kompresse oder transparenten semipermeablen Folienverband abdecken zur täglichen Inspektion ist Folienverband von Vorteil in Non-touch-Technik oder mit sterilen Handschuhen nach Händedesinfektion routinemäßiges Abtupfen oder Einsprühen der Kathetereinstichstelle mit Hautantiseptikum ist indiziert alle 7 Tage, bei Verschmutzung oder Durchfeuchtung sofort Aseptische Zubereitung in Neonatologie sowie für totalparenterale Ernährung in Arbeitsraum mit LAF-Werkbank In-line-Filter infektionen. Das gilt auch für Pflegende. Zu .. .... .. .. .. .... .. Infusionen max. 1 Stunde vor Applikation mit Infusionssystem vorbereiten ene oberste Priorität bei der Vermeidung für die Entstehung postoperativer Wund- „So kurz wie möglich, so lange wie nötig“: sofort entfernen bei lokalen Entzündungszeichen Kein routinemäßiger Wechsel Medikamentenzubereitung Nach wie vor hat die korrekte Handhygi- ist nach wie vor ein wichtiger Risikofaktor hygienische Händedesinfektion vor und nach Verbandwechsel Punktionsstelle steril abdecken, d.h. steriles Pflaster Verband täglich inspizieren bei Gazeverbänden die Einstichstelle auf Druckschmerz prüfen Verbandwechsel in Non-touch-Technik oder mit sterilen Handschuhen Reinigen der Insertionsstelle mit sterilem NaCl 0,9% und sterilen Tupfern Keine antibakteriellen Cremes oder Salben aufbringen Keine Empfehlung zur Anwendung antiseptischer Lösungen auf Einstichstelle; Phlebitis­ entstehung ist in erster Linie physikochemischer Faktor Vorbereiten) die CRP beträgt 58 mg/l. nierte Hand des Chirurgen” (Kalbitz 2009) hygienische Händedesinfektion Desinfektion der Einstichstelle mit Hautantiseptikum (Einwirkzeit nach Herstellerangaben); es sind sterile Tupfer empfohlen Infusionstherapie Laborwerte eine Leukozytose von 15.000 μl, Pflegebezogene Maßnahmen einer verbesserten Wundinfektionsprävention .... .... .... .... .. hygienische Händedesinfektion Hautantiseptik bevorzugt mit alkoholischem Präparat und sauberen Tupfern Katheterhub (Zuspritzstelle) .... .... .. Händehygiene mit hygienischer Händedesinfektion ausreichend bemessene Arbeitsfläche mit 70% Alkohol und Einmaltuch vorbereiten aseptische Arbeitstechnik dokumentierte Unterweisung der Mitarbeiter Entlüftung und blasenfreies Befüllen des Infusionssystems erst unmittelbar vor Infusion Vor Punktion Stopfen mit alkoholischem Desinfektionsmittel ansprühen, mit sauberen Tupfer abwischen, Stopfen trocknen lassen (Einwirkzeit Herstellerangabe) .... .. .... .... reine Lipidlösungen 12 Stunden TPN-Lösungen 24 Stunden Perfusorlaufzeiten bis 72 Stunden (bei pharmakologischer Medikamentenstabilität) Zur Infektionsprophylaxe nicht empfohlen kristalloide Lösungen 72-stdl. Lipidlösungen nach jeder Infusion, spätestens 24-stdl. Propofol alle 6–12 Stunden Blut und Blutprodukte nach Transfusionsabschluss, spätestens 6-stdl. Vor Konnektion/Diskonnektion hygienische Händedesinfektion Erwachsene: keine Empfehlung zur Desinfektion von Katheteransatzstück (Materialverträglichkeit?) Neonatologie Empfehlung: Schutz vor Kontamination in steriler Kompresse alkoholische Desinfektion des Katheteransatzstückes (Materialverträglichkeit?) Diskonnektion (nach Desinfektion) nur mit sterilen Handschuhen Blut oder Reste parenteraler Ernährungslösung mit sterilem Alkoholtuch/Tupfer entfernen nach jeder Diskonnektion neuen sterilen Verschlussstopfen verwenden Luer-Ansatz und Lumen des Katheters mit steriler 0,9%-NaCl-Lösung spülen Nach Medikamentenapplikation immer mit neuem sterilen Stöpsel verschließen .... .... .. Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. anderen Mikroorganismen (Virämie, Fun- Als postoperative pflegebezogene Risiko- genutzten Geräte der Endoskopie nach der faktoren gelten: Aufbereitung als Qualitätsindikator dienen. In der zitierten Untersuchung stellte sich heraus, dass Endoskope, die vollautomatisch wiederaufbereitet wurden, seltener kontaminiert waren als halbautomatisch bzw. manuell wiederaufbereitete Geräte. Für jede Intensivstation müssen haus- Sachgerechte postoperative Wundversorgung bezogen schriftliche Verabredungen für An die fachkundige postoperative Wund- aufbereitung von Endoskopen – wie Bron- kontrolle und -pflege auf Station sind cho- und Gastroskopen – auch ohne die höchste Ansprüche zu stellen. Ob bei pri- Endoskopiefachpflege existieren. ein standardisiertes Verfahren zur Wieder- mär heilenden Wunden ein Verband über Schutz ab. Aus hygienischen Gründen ist er nicht erforderlich. Ob sich Duschen bzw. Baden nachteilig auf die Heilung auswirkt, ist nicht bekannt. Bei jedem Kontakt mit der Wunde wird eine Händedesinfektion davor und danach empfohlen, bei einem und Prävention (NIDEP-Studie). Nomos. Baden-Baden. 2000 10 Simon A et al. Empfehlung zur Prävention nosokomialer Infektionen bei neonatologischen Intensivpflegepatienten mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2007; 50/10: 1265–1303 11 Sitzmann F. Hygiene daheim. Hygienisches Arbeiten in Alten- und Pflegeheimen und in der häuslichen und 48 Stunden nach OP hinaus notwendig ist, hängt von dem angestrebten mechanischen Infektionen in Deutschland – Erfassung rehabilitativen Pflege. Hans Huber. Bern. LITERATUR 2007 12 Sitzmann F. Hygiene in der Intensiv- 1 Birkner BR. Hygiene in der Endoskopie – Qualitätsmanagement gefragt. Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2250f. 2 Gastmeier P et al. Letalität auf deut- pflege – Infektionsprophylaktische Maßnahmen bei neonatologischen Patienten mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g. intensiv 2008; 16/1: 9–17 schen Intensivstationen: Mit oder wegen 13 Sitzmann F. Patientensicherheit auf nosokomialer Infektionen. Anästhesiol ICU „Wir brauchen eine offene Lern- und Intensivmed Notfallmed Schmerzther Fehlerkultur“. PflegenIntensiv 2009; 2005; 40: 267–272 Um bei sezernierenden Wunden den 4:1–5 3 Gastmeier P. Deutscher Bundestag: relevanten Keim nachweisen zu können, 14 Sitzmann F. Hygiene notes. Hans Hu- Ausschussdrucksache 16(14)0505(7) ist es wichtig, vor der Probenentnahme vom 25.03.2009 ber. Bern (in Vorbereitung) notwendigen Verbandwechsel sind sterile Handschuhe und sterile Instrumente (Non-touch-Technik) einzusetzen. mit einem sterilen, trockenen Tupfer oberflächliches Sekret bzw. fibrinöse und nekrotische Beläge abzuheben, um anschließend vom Wundrand und am Übergang von infiziertem zum gesunden Gewebe Material zu gewinnen, in dem noch vitale Mikroorganismen zu erwarten sind. Prävention endoskopieassoziierter Infektionen Auf Intensivstationen werden zunehmend endoskopische Eingriffe, z. B. Bronchoskopien, ohne Assistenz der fachbezogenen Mitarbeiter durchgeführt. Darauf folgend 4 Kalbitz M, von Baum H. Frühe postoperative Wundinfektionen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2009; 4: 49–62 5 Kampf G, Kramer A. Epidemiologic background of hand hygiene and evaluation of the most important agents for scrubs and rubs. Clinical Microbiology Franz Sitzmann Reviews 2004; 17: 863–893 Krankenpfleger, Lehrer für Pflegeberufe, Fachkrankenpfleger für Krankenhaushygiene, tätig als Hygieneberater in Krankenhäusern in Berlin, Filderstadt, Herdecke, Bad Liebenzell u. a. 6 Longtin et al. Das Stethoskop als Krankheitsüberträger. 49th ICAAC 2009 (Interscience Conference an Antimicrobial Agents and Chemotherapy) vom 12.–15.09.2009 in San Francisco, Abstract K-516 Korrespondenzadresse: müssen auch diese Instrumente optimal 7 Panknin H-T. Gefährliche Einspa- [email protected] aufbereitet werden. Im Vergleich zu einer rungen – Reduktion von Pflegepersonal. Untersuchung aus dem Jahr 2002 (Birkner Die Schwester/Der Pfleger 2008; 6: 510f. 2002) mit mehr als 50% kontaminierten 8 Popp W. Öffentliche Anhörung zu dem Endoskopen nach der Aufbereitung haben Antrag der Fraktion DIE LINKE. Kranken- sich die Verhältnisse in klinischen Endo- hausinfektionen vermeiden – Multiresi- skopieabteilungen erheblich verbessert. stente Problemkeime wirksam bekämp- Dessen ungeachtet muss auch die mikro- fen (BT-Drs. 16/11660) vom 25.03.2009 bielle Belastung für die auf Intensivstation Bibliografie DOI 10.1055/s-0030-1247488 intensiv 2010; 18: 4–10 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart . New York . ISSN 0942-6035 Heruntergeladen von: Friedrich Sitzmann. Urheberrechtlich geschützt. .. eine postoperative Hypothermie .. Art und Dauer der Drainagen .. postoperative invasive Maßnahmen, die eine Bakteriämie verursachen können .. Art der postoperativen Ernährung 9 Rüden H, Daschner F. Nosokomiale