Ausgabe 9 | November 2015 Hunde und ihre Besitzerinnen und Besitzer spielen. Solche komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen und Empfehlungen abzugeben ist unsere Aufgabe. Die ESCCAP informiert über Parasiten – zum Schutz von Tier und Mensch Fragen an PD Dr. Manuela Schnyder nen und Tierhalter, ganz allgemein geht es um eine sachliche Auf klärung der ­Öffentlichkeit. Wer ist die ESCCAP*? * European Scientific Counsel Companion Animal Parasites Die ESCCAP ist eine unabhängige Experten- und Non-Profit-Organisation, die 2006 von acht europäischen Veterinär­ parasitologinnen und Veterinär­para­sito­ logen gegründet wurde. In der Schweiz ist ESCCAP eine Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA und besteht aus fünf Fachexperten und -expertinnen. Was tut die Organisation? Das Ziel der ESCCAP ist es, fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen, die helfen, Hunde und Katzen sowie Pferde und kleine Heimtiere– aber auch Menschen) – vor einem Befall mit Parasiten und dessen Folgen zu schützen. An wen richtet sich die ESCCAP? Angesprochen werden vor allem Tierärztinnen und Tierärzte, Veterinärmedizinische Fachangestellte sowie Tierhalterin- Können Sie das anhand eines Beispiels zeigen? Der kleine Fuchsbandwurm ist einer unter mehreren Bandwürmern, die nicht nur den Fuchs, sondern auch den Hund befallen. Bei Wildtieren wie dem Fuchs ist eine Ausrottung der Parasiten nicht praktikabel, da eine Entwurmung nicht möglich ist. Aus diesem Grund nimmt der Infektionsdruck auf unsere Hunde nicht ab und so werden diese P ­ arasiten voraussichtlich auch in Zukunft eine Rolle für ESCCAP-Schemen zur individuellen Entwurmung ESCCAP-Schema zur individuellen Entwurmung des Hundes Was empfehlen Sie generell allen Tierhalterinnen und Tierhaltern? Beim Schutz von Hunden und Katzen geht es um zwei Dinge: Erstens soll der Vierbeiner vor Schäden durch Würmer bewahrt werden. Zweitens soll er, wie das Beispiel des Fuchsbandwurms zeigt, möglichst wenig Wurmeier ausscheiden, die bei anderen Tieren, aber auch bei Menschen zu Ansteckungen führen können. Man sollte Hygienemassnahmen treffen wie Fuchskot einsammeln und entsorgen statt kompostieren, in Bodennähe wachsende Waldfrüchte, Gemüse oder Salat vor dem Verzehr gründlich waschen, – und Hunde und Katzen entwurmen. Wie häufig muss entwurmt werden? Je nach Alter, Haltungsform, Ernährung und Nutzung soll eine individuelle Einschätzung vorgenommen werden. Bestimmte Faktoren können ein intensiveres Monitoring und eine häufigere Entwurmung erfordern. Die Vorgehens- 9 weise bei der Abklärung ist in den Schemas dargestellt (Abb. 1 und 2), auf unserer Homepage findet sich auch der Online-Test: «Wie oft muss ich mein Tier entwurmen?»; www.esccap.ch. erreicht eine Länge von 2 bis 4 mm. ESCCAP-Schema zur individuellen Entwurmung der Katze ohne Aufsicht Nein Ja Risikogruppe D 12x im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer behandeln oder Kotuntersuchung Katze bleibt in Wohnung/im Haus Katze hat freien Auslauf Infektionsdruck mit Wurmstadien ist gering, Verzehr von Nagern unwahrscheinlich Infektionsdruck mit Wurmstadien ist hoch, Verzehr von Nagern wahrscheinlich Risikogruppe A Kontakt zu Artgenossen, die nicht im gleichen Haushalt leben Nein Nein Manuela Schnyder Universität Zürich, ist seit 2013 Präsidentin von ESCCAP Schweiz. Kann ich alternativ auch den Kot auf Eier untersuchen? Die Wurmeier sind mikroskopisch klein und können nur im Labor mit speziellen Methoden unter dem Mikroskop sichtbar gemacht werden. Zudem ist die Eiausscheidung nicht regelmässig. Finden sich in einer Kotprobe Wurmeier, so liegt sicher ein Wurmbefall vor. Sind jedoch keine Eier in der Probe, schliesst dies einen Befall mit Würmern nicht aus und es kann sein, dass Hund oder Katze bereits am Tag danach Wurmeier ausscheiden. Deshalb ist es wichtig, die Kotuntersuchungen regel­ mässig (genau so oft wie die empfohlenen Entwurmungen) durchzuführen und dass die zu untersuchende Kotprobe möglichst über drei Tage hinweg gesammelt wird. Kleiner Fuchsbandwurm: Der ausgewachsene Wurm Tier hat freien Auslauf Ja PD Dr. Institut für Parasitologie, Welches sind diese Einflussfaktoren? Welpen tragen im Allgemeinen ein höheres Risiko für Spulwurm-Befall, trächtige und säugende Hündinnen und Kätzinnen können die Parasiten auf ihre Welpen übertragen und sich darüber hinaus selbst bei den Welpen infizieren. Tiere in Zwingern, Zuchten oder Tierheimen, aber auch Tiere, die freien Auslauf haben, oder Jagdhunde haben generell ein erhöhtes Risiko für Wurmbefall. © Institut für Parasitologie, Zürich Kompetenz in Kleintiermedizin 8 n e w s 1 bis 2x im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer behandeln oder Kotuntersuchung Wo sehen Sie unerwartete Risiken? Bei Reisen im Ausland macht es Sinn, vorgängig die Situation in den Ländern zu berücksichtigen, auch dazu haben wir einen Online-Test aufgeschaltet. Zudem sollte beim in den letzten Jahren stark aufgekommenen Barfen (Rohfleischfütterung) das Fleisch mindestens eine Woche bei –17 ° bis –20 °C tiefgefroren werden, damit allfällige Parasiten abgetötet werden. Ja Ja Tier frisst Aas oder den Kot von Artgenossen Nein Tier frisst Beutetiere oder geht mit auf die Jagd Ja - Finanzierung der ESCCAP: Die Arbeit von ESCCAP wird durch Sponsoren ermöglicht und durch Partnerorganisationen unterstützt. Nein Risikogruppe C Risikogruppe B Risikogruppe A 12x im Jahr gegen Bandwürmer, 4x im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer behandeln oder Kotuntersuchung 4x im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer behandeln oder Kotuntersuchung 1 bis 2x im Jahr Kotuntersuchung (und entsprechend Befund behandeln) oder 1–2 x im Jahr gegen Spulwürmer behandeln Risikogruppe B Um Ausscheidung von Toxocara- und Taenia-Eiern zu minimieren: mindestens 4x im Jahr Kot-Untersuchung (und entsprechend Befund behandeln) oder gegen Spulwürmer und Bandwürmer* mindestens 4x im Jahr behandeln ESCCAP ist den Sponsoren für ihr Engagement dankbar, achtet gleichzeitig aber streng darauf, dass die erarbeiteten Empfehlungen durch die Firmen nicht beeinflusst werden.