Brauner Zwerg

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Planetologie substellarer Objekte
Die meisten der mittlerweile entdeckten Exoplaneten müssen
der Gruppe der Gasplaneten zugeordnet werden
 Auswahleffekt, der den höheren Entdeckungswahrscheinlichkeiten geschuldet ist
Gasplaneten ähneln in ihrem physischen Aufbau den Riesen- und Großplaneten
unseres Sonnensystems, d.h. sie sind überwiegend aus Wasserstoff und Helium
aufgebaut.
Fragen: Wie grenzen sich Gasplaneten physikalisch zu stellaren Objekten
(Rote Zwergsterne, Braune Zwerge) ab?
Wie können anhand von Beobachtungen Gasplaneten von Braunen
Zwergsternen unterschieden werden?
Ab wann wird ein Stern zum Gasplaneten?
An der Massegrenze Planet – Stern (Brauner Zwerg) sind Gasplaneten und Sterne
beobachterisch kaum zu trennen
 deshalb ist die Frage, ob es sich bei einem entsprechenden substellaren Objekt
um einen Gasplaneten oder einen Braunen Zwerg handelt, über Beobachtungen
nur sehr schwer zu entscheiden.
Im Sinne der Planetologie werden substellare Objekte als „Planeten“ bezeichnet,
wenn es zu keinem Zeitpunkt ihrer Entwicklungsgeschichte in ihrem Inneren
zu Kernfusionsprozessen gekommen ist.
 deshalb werden in diesem Sinn auch „free floater“ oder Planemos
als Planeten angesehen
Im Orionnebel entstehen neue, massearme Sterne
 darunter auch Objekte, deren Masse unter der Grenzmasse für Braune
Zwerge liegt und die – ohne an einen Mutterstern gebunden – als free floater
durch den kosmischen Raum wandern ...
Planemos – planetary mass objects
Hier: Objekte planetarer Masse, die unabhängig von einem Mutterstern durch den
kosmischen Raum wandern
 Nachweis über ihre Infrarotstrahlung
 es gibt wahrscheinlich doppelt so viele Planemos als Sterne in der Milchstraße
 Planemos können selbst wiederum Monde gravitativ binden
Braune Zwerge - Massearme Sterne jenseits der Hauptreihe
Sterne, die in ihrem Zentrum Wasserstoffbrennen realisieren, nennt man
HAUPTREIHENSTERNE. Ihre untere Grenzmasse liegt bei ~ 75 bis 90 Jupitermassen

Rote Zwergsterne
Unterhalb der Zündtemperatur für den niederenergetischen Teil des pp-Zyklus
(~ 3 Millionen Kelvin) gibt es noch zwei weitere Kernfusionsreaktionen:
Deuteriumbrennen (13 Mjupiter)
Lithiumbrennen (65 Mjupiter)
 Braune Zwerge
Einzelner Brauner
Zwerg in einem
Sternfeld
Massebereich
13 .. 75 Mjupiter
Absolute Helligkeit
< 15 mag
Größe
Im gesamten Massebereich ~ Rjupiter
Temperatur
600 – 3000 K
Die Bedingung, daß ein substellares Objekt noch als „Stern“ angesehen
wird, ist, daß es einmal in der Entwicklungsgeschichte in dessen Innern
Kernfusionsprozesse gegeben hat.
Deuteriumbrennen: ~ einige 100 Millionen Jahre
Lithiumbrennen:
~ unter 100 Millionen Jahre
Die Kernfusionsphasen bei Braunen Zwergen sind in Bezug auf die Gesamtlebensdauer dieser massearmen Objekte extrem kurz, ja fast zu vernachlässigen.
Braune Zwergsterne verhalten sich wie massereiche Gasplaneten. Der „Übergang“
läßt sich physikalisch nur an der Masse festmachen. Im inneren Aufbau gibt es
in diesem Übergangsbereich keine qualitativen Unterschiede.
Phänomenologisch sind massearme Braune Zwerge von massereichen Gasriesen
nicht zu unterscheiden. Es gibt aber Indikatoren, welche die „Tendenz“ einschätzen
lassen, ob mehr ein Brauner Zwerg oder mehr ein Gasplanet vorliegt, wenn die
genaue Masse nicht bekannt ist.
z.B. Lithiumtest / Nachweis von Methan
Größenvergleich zwischen Sonne, Roten Zwergstern, Braunen Zwerg und Gasriesen
Da sich Massen astronomisch nur sehr schwierig bestimmen lassen,
muß man andere Methoden entwickeln, um Braune Zwergsterne
identifizieren zu können - in Abgrenzung zu Roten Zwergen und Gasplaneten
Lithiumtest
Der Lithiumtest dient der Abgrenzung zu massearmen Hauptreihensternen
Läßt sich spektroskopisch Lithium nachweisen, dann handelt es sich um ein substellares
Objekt, wenn nicht, sann handelt es sich um einen Stern, der das Hauptreihenstadium
bereits erreicht hat oder um einen älteren Braunen Zwerg im Bereich zur Massegrenze zu
Roten Zwergsternen.
Physikalischer Hintergrund:
Sterne und substellare Objekte geringer Masse sind durchgängig konvektiv
Durch Lithiumbrennen wird im Laufe der Zeit das gesamte Lithium zu Helium
umgewandelt – Verarmung an Lithium in der Atmosphäre
Objekte mit einer Masse < 65 Mjupiter können das Lithium nicht verbrauchen.
 Braune Zwerge
Temperatur – Alter-Diagramm
substellarer Objekte
Gliese 229B – ein Prototyp für einen Braunen Zwerg
Gliese 229 – Roter Zwerg (8.13 m)
Gliese 229B – Brauner Zwerg (31.8 m, Umlaufszeit: 40 Jahre, 20 ... 50 Mjupiter , T~1020 K )
Entfernung:
Masse RZ:
Leuchtkraft:
18.8 Lj
0.58 Msonne
0.016 LSonne
Innerer Aufbau substellarer Objekte – Braune Zwerge + Gasplaneten
Stabilitätsbedingung: Hydrostatisches Gleichgewicht
Der radiale Temperatur- und Druckverlauf wird durch die in den jeweiligen Tiefen
gültigen Zustandsgleichungen bestimmt.
Da die Materie i.d.R. nicht im Plasmazustand vorliegt, kann im Gegensatz zu Sternen
nicht die Zustandsgleichung für ideale Gase verwendet werden
 spezielle, stoffabhängige Zustandsgleichungen für Neutralgase
 Zustandsgleichungen sind semi-empirisch und deshalb nur bedingt bekannt
 man hat es mit Stoffgemischen in verschiedenen Aggregatzuständen zu tun
Weiterhin führt das weitgehende Fehlen effektiver intrinsischer Energiequellen zu
Abkühlungs- und damit Alterungseffekten.
Für die Abkühlungsrate spielen verschiedene Energietransportprozesse im Innern
eine Rolle:
 Konvektion
 Strahlungstransport
Substellare Objekte entwickeln eine eigene Leuchtkraft (analog Sterne),
die eine Funktion ihres Alters ist
 ENTWICKLUNGSMODELLE
Wesentliche interne Wärmequellen Brauner Zwerge und Gasplaneten
 der Wärmeinhalt, der bei der Entstehung akkumuliert wurde (primordialer Wärmeinhalt)
 die Energie, die (bei Braunen Zwergen) während der Phase des thermonuklearen
Brennens erzeugt wird
 die Umwandlung potentieller Gravitationsenergie gemäß dem Virialsatz in interne
Aufheizung und Abstrahlung im Zuge der Helmholtz-Kelvin-Kontraktion
 die Energiefreisetzung durch gravitative Entmischung von Stoffen unterschiedlicher Dichte
(z.B. Wasserstoff und Helium bei den Riesenplaneten des Sonnensystems)
 die Energiefreisetzung bei eventuell stattfindenden Phasenumwandlungen
 die Energiefreisetzung durch radioaktive Zerfallsprozesse, insbesondere im Kernbereich
Der innere Aufbau substellarer Objekte kann im Prinzip mit den gleichen
Grundgleichungen, wie sie auch für Sterne gelten, beschrieben werden.
Schwierigkeiten:
Ein großer Teil der Materie (wenn nicht sogar die Gesamte) liegt nicht als
Plasma, sondern als „reales“ Gas bzw. Flüssigkeit vor, für die keine einfachen
Zustandsgleichungen gelten
 große Unsicherheit bei der Modellierung
Die Stabilität des Objekts wird bei Braunen Zwergen durch Elektronenentartung
im Kernbereich gewährleistet
Je geringer die Temperatur (bei gegebener Masse) desto komplexer der Aufbau
Braune Zwerge sind vollständig konvektiv
Der erste Braune Zwerg (Gliese 229B) wurde 1995 entdeckt.
Z.Z. sind ~ 700 „sichere“ Braune Zwerge bekannt, davon einige wenige mit Exoplaneten
50% Deuterium
50% Lithium
Rote Zwerge
Braune Zwerge
Gasplaneten
Nächstes Mal: Ein detaillierter Blick auf Braune Zwerge und planetare Gasriesen
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