Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2. Jesus Christus, Sohn des Vaters 2.1 Christusbekenntnis und trinitarischer Glaube Die Jahwe-Offenbarung des Alten Bundes erfährt durch die Person Jesu Christi sowie durch den Geist eine genuine Vertiefung. Das Bekenntnis zu Christus und seinem Geist der Liebe fundiert den christlichen Gottes- bzw. Trinitätsglauben. Letztlich ist der Glaube an diesen Jesus als Christus, d.h. als den Sohn Gottes in den nachösterlichen Erscheinungen und dem von ihnen initiierten Auferweckungsglauben begründet. Das Handeln Gottes am Gekreuzigten konstituiert dabei die christologische Identität dieses Jesus: Sohn des Vaters! Vgl. Röm 1,4. Darüber hinaus bedeutet das Handeln Gottes am Gekreuzigten eine Aussage über Gott selbst: Vater dieses Jesus von Nazaret! Vgl. Röm 15,6; 2 Kor 11,31; Eph 1,3; Kol 1,3; 1 Petr 1,3. =►Verbindung des Gottes- und Christusbekenntnis: 1Kor 8,6; 12,3. 100 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Dass Gott selbst in Jesus von Nazaret handelt, bedeutet also: a) die soteriologische Einzigartigkeit dieses Jesus Christus b) die eschatologische Selbstoffenbarung und Selbstbestimmung Gottes c) die eschatologische Endgültigkeit des Heils und der Offenbarung des göttlichen Wesens (immanente Trinität) durch das heilsökonomische Handeln Jesu Christi. =►Axiom Karl Rahners: „die ‘ökonomische’ Trinität ist die ‘immanente’ Trinität und umgekehrt.“ (Der dreifaltige Gott als transzendenter Urgrund der Heilsgeschichte, in: MySal II, 328.) Dieses Axiom schließt natürlich bereits das Wirken des Heiligen Geistes ein. Nach Paulus führt dieser Geist das Erlösungswerk des Sohnes fort und ist Gottes Gegenwart im Menschen und in der Kirche: vgl. Röm 8,1; 1 Kor 12,3; Gal 4,6. =►trinitarisches Erlösungs- und Taufverständnis, vgl. 1 Kor 6,11; 2 Kor 13,13; Mt 28,19 101 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Alexander Sand kommentiert die Mt-Stelle wie folgt: „Die triadische Formel ist ... wohl eine vormt. Ausbildung der ursprünglich einfachen Formel, und zwar in der Bedeutung: Jünger Jesu empfangen die Bekenntnistaufe im Hinblick auf Vater, Sohn und Heiligen Geist und vollziehen in diesem Bekenntnis die eschatologische Umkehr.“ Das Evangelium nach Matthäus (RNT), Regensburg 1986, 596. 102 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.2. Jahwe, der Vater Jesu und der Menschen 2.2.1 Eine erste Deutung der Abba-Anrede „Abba“ findet sich dreimal im Neuen Testament: Mk 14,36; Gal 4,6; Röm 8,15 Die Wortform „Abba“ ist mehrdeutig und meint 1. eine Anrede: Vater 2. eine Determination: der Vater 3. eine mit Suffix versehene Form: mein Vater „Abba“ gilt wegen der Unüblichkeit dieser Gebetsanrede im Frühjudentum als ipsissima vox Jesu und bringt die herzliche Vertrautheit Jesu mit seinem Gott/Vater zur Sprache 103 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Zum Verständnis von Mt 11,25-27 Jesus formuliert in jüdischer Gebetssprache und weiß sich mit der Abba-Anrede auf der Linie jüdischer Gebetstradition. Jesus ist Initiator der Offenbarung und Heilsmitte. Es ist der göttliche Ratsschluss, sich dem einfachen Volk, nicht der jüdischen Elite zu offenbaren. Die Offenbarung des Vaters ereignet sich über die Mittlerstellung Jesu, der dazu exklusiv beauftragt ist. 104 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.2.2 Die Abba-Anrede und die Botschaft vom Reich Kern der Verkündigung und des Lebens Jesu: Mk 1,10. Diese Aufforderung geht alttestamentlich auf Jahwes Herr- und Königsein zurück (vgl. Ps 47,6-9; 93,1 u.ö.). Allerdings ist das Kommen des Reiches Gottes allein die Tat Gottes (vgl. Mt 21,43; Lk 12,32), d.h. es ist - reine Gnade, vgl. das Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw. vom barmherzigen Vater in Lk 15,11-32 - als Reich der Agape qualifiziert - betont die Nähe zu den Kleinen und Ausgestoßenen (vgl. auch die Dämonenaustreibungen in Mt 12,28 oder Lk 11,20). - Zusammenfassung der Vaterbotschaft Jesu HELMUT MERKLEIN schreibt dazu: „Jesu Gottesanrede setzt ... ein neues, veränderndes Handeln Gottes am Menschen voraus. Wer sich von diesem Handeln Gottes erfassen läßt, steht in einem neuen, intimen Verhältnis zu Gott.“ (Jesu Botschaft von der Gottesherrschaft. Eine Skizze (SBS 111), Stuttgart 31989, 8) 105 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.2.3 Die neue Gotteskindschaft der Menschen Das „Vater Unser“ (Mt 6,9-13 parr) erscheint als authentische Zusammenfassung des Gottes- und Menschenbildes Jesu. Zielpunkt des gesamten Gottes/handelns ist die eschatologische Gemeinschaft aller erlösten Menschen mit Gott. Daraufhin ist bereits die Schöpfungs/ordnung ausgelegt, die eschatologisch vollendet werden soll. Vgl. Eph 1,5f; Joh 17,22b-23Diese Einheit ist in eins Herrlichkeit Gottes wie Verherrlichung des Menschen. Paulus: Sendung des göttlichen Sohnes zu den Sündern (vgl. Röm 5,8) Geistausgießung der Liebe in die Herzen der Menschen(vgl. Röm 5,5). Eine ähnliche Ausrichtung des gesamten Heilswerkes finden wir in der Theologie des Johannes. Vgl. Joh 3,16; 5,26, 16,13. 106 Gotteslehre Prof. O. Meuffels „Mein Vater“ und „Euer Vater“ Dogmatisch-nachösterlich werden wir natürlich sagen dürfen, dass Jesus aus einer ganz besonderen Vaterbeziehung lebt. Ältere Exegeten, haben diese nachösterliche Reflexion sogar dem historischen Jesus zugeordnet. Nach neueren Untersuchungen ist Jesus ein direktes Sohnesbewusstsein exegetisch kaum nachzuweisen. 107 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.2.4 Gebrauch des Vaternamens bei Pl und Joh These: Die neutestamentlichen Schriften sind ein getreues Echo der Vater-Botschaft Jesu: Paulus verknüpft „Gott“ und „Vater“ unlösbar miteinander: vgl. 1 Thess 1,1; Gal 1,3; 1 Kor 1,3; 2 Kor 1,2; Röm 1,7; Phil 1,2 u.ö. Johannes führt den Sprachgebrauch Jesu theologisch fort, indem er in absoluter Weise von „dem/meinem Vater“ spricht, dadurch den Vater zum Ursprung und Inhalt der Offenbarung sowie den Sohn zum Offenbarenden erklärt (vgl. Joh 1,18; 5,43; 14,7-10) und das Lebenswerk Jesu in der Offenbarung des Vaternamens zusammenfassen kann (Joh 17,5.26; vgl. Joh 5,18; 8,54; vgl. auch 1 Joh 4,8.16). 108 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.2.5 Fazit Wenn das Neue Testament „Gott“ sagt, meint es in den allermeisten Fällen „Vater“: Auf persönlichste Weise offenbart Jesus Gott als den personal liebenden Vater. „Abba“ ist in hervorragender Weise geeignet, die Aspekte Erwählung, Liebe, Fürsorge und Gemeinschaft auszudrücken. Die Abba-Anrede Jesu enthält eschatologische Elemente: So verbindet das VaterUnser die Bitte um die Heiligung des Namens mit dem Kommen seines Reiches. 109 Gotteslehre Prof. O. Meuffels MERKLEIN schreibt: „Wer in das neuschaffende Geschehen des Heils hineingezogen ist, das ihn ‘Abba’ rufen läßt, kann in der Tat keinen dringlicheren Wunsch haben als den, daß dieses Geschehen der Neuschöpfung sich durchsetzt und zum Ziele kommt, so daß alle den Namen des Vaters bekennen und somit sein Herr- und Königsein anerkennen.“ (Jesu Botschaft 85f) 110 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.3.1 Der Lebensweg Jesu bis zum Kreuz Gottes endgültige Präsenz in Raum und Zeit ist in Jesu Person Realität geworden. Dies lässt sich ablesen an Jesu Verkündigung (Mk 5,21f) Auftreten und Verhalten Mähler und Heilungen = realsymbolische Vorverwirklichung der eschatologischen Gemeinschaft: zwischen Gottes und mit allen Menschen. Balthasar: „die Sendung ist die ökonomische Offenbarung eines gemeinsamen trinitarischen Beschlusses“ Ruf in die Nachfolge Lebenskonsequenz bis zum Tod am Kreuz. 111 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.3.1.2 Der innere Gehalt Die Identität Jesu Jesus war ein konkreter Mensch in einer bestimmten geschichtlichen Situation: vere homo. implizite Relationen zwischen Vater und Sohn In dieser Identität vermag er: einerseits in Person Gott als deus pro nobis vor uns zu bringen und andererseits den Menschen vor Gott zu bringen. → die Liebe erfordert Einheit; → die Liebe kann nur in der Differenz zwischen 112 Liebenden bestehen: Gotteslehre Prof. O. Meuffels Ingolf U. Dalferth „... das soteriologisch Entscheidende ist nicht Jesu Tod als solcher, sondern ‘vielmehr’, daß ‘Christus Jesus, der gestorben ist, vom Tode auferweckt worden ist’ (Röm 8,34), daß also Gott in ihm definitiv eschatologisch gehandelt hat. Zum Heilsgeschehen wird der Tod Jesu allein durch Gottes Auferweckungshandeln an dieser Person, die eben dadurch zum Heilshandeln Gottes für uns wird“1.2.3.2 Die Auferweckung als Bestätigung des Anspruchs Jesu Jesu solidarische Lebenspraxis und Lebenshingabe erhalten durch die Auferweckung - aufgrund der endgültigen Anerkennung durch den Vater - bleibende Gültigkeit. Das Auferstehungsgeschehen ist eine dem Kreuz gegenüber neue, eigene Tat Gottes, durch die Jesus in seinem Tod so vom Vater aufgefangen wird, dass der Tod an ihm exemplarisch überwunden ist. Die Auferweckung führt Jesus zur bleibenden Einheit mit Gott; er wird inthronisiert zum messianischen Herrscher/Christus (Apg 2,36; 5,31) Sohn Gottes (Röm 1,4; Apg 13,30.33) Herrn (Apg 2,36; Phil 2,11; Röm 10,9), der zur Rechten Gottes sitzt (Vgl. z.B. Apg 2,33; 5,31; Röm 8,34; Eph 1,20f; 1 Petr 3,22; Hebr 1,3; Mk 16,19), dem alle Gewalt gegeben ist (Mt 28,18; Phil 3,20f). Die Auferweckung Jesu hat eine noetische, hermeneutische Funktion, indem sie ans Licht bringt, was mit Jesus bereits vor Ostern von Anfang an gegeben war. 1 Dalferth, Der auferweckte Gekreuzigte 252. 113 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Erst von Ostern her können wir sagen: - Gott war in diesem Jesus (vgl. 2 Kor 5,19). - Jesus ist Gottes Wort, der eschatologische Heilbringer, der Sohn Gottes. Gerade in der Passion ist auch Gott am Werk. - Die in Christus erschienene Liebe Gottes des Vaters, die uns im Hl. Geist vermacht ist, macht den tiefsten Grund der Schöpfung – und darüber hinaus das eschatologische Ziel unseres Lebens.2 aus. Nur als dieser trinitarische Gott ist er der Schöpfer, der Erhalter, der Erlöser und Vollender der Welt. Der Gottesgedanke ist inhaltlich und methodisch-formal streng trinitarisch zu bestimmen → aufgrund der Selbstmitteilung Gottes in Christus und im Geist. 2 Vgl. ebd. 313-322. 114 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.4 Jesus als „Sohn Gottes“: der Grund unseres Heils 2.4.1 Beurteilung der Hoheitstitel im biblischen Befund Jesus beansprucht für sich selbst keinen christologischen Hoheitstitel Nachösterliche Titel: präexistenter Gottessohn der „Sohn“ Interpretation der Auferweckungsaussage Verwendung der Titel durch Jesus unwahrscheinlich, da: a) damit waren politische Mißverständnisse vorprogrammiert b) das Volk erwartete einen königlichen Messias. 115 = christologische Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.4.2 Die Rede vom „Sohn Gottes bei Paulus und Johannes 2.4.2.1 „Sohn Gottes“ in der paulinischen Theologie Röm 1,1-4 Theozentrik: „Sohn Gottes = erhöhter Christus Gal 1,15f; 2,19f Christozentrik: Christus selbst = Subjekt des Röm 8,3; Gal 4,4 Sendungsgedanke Gal 4,5-6 Sohnschaft = Grund für unsere Kirchschaft 1 Kor 15,23-28 eschatologische Vollendung des Menschen 1 Kor 8,6 „durch“: personale Mitterstellung Christi 116 Glaubens Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.4.2.2 „Der Sohn“ bei Johannes „Der Sohn“: Joh 1,18; 3,16.17.35.36ab; 5,19bc.20.21.22.23ab.26; 6,40; 8,35.36; 14,13; 17,1 Der Sohn ist vom Vater in die Welt gesandt (3,16f) Der Vater liebt den Sohn (3,35a; 5,20) Der Sohn erschließt das Heil (3,16c.17.36a; 6,40) Der Vater wird durch den Sohn verherrlicht (14,13; 17,1). Jesus = der Offenbarer und Heilsbringer im Auftrag des Vaters 117 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.4.3 Die Göttlichkeit Jesu als Grund unseres Heils - trinitarische Implikationen Gottes Herrschaft ist keine Erinnerung, kein humaner Ansporn, sondern Jesu Christi Handeln wird durch Jesu Geist immer wieder neu vergegenwärtigt. Jesus ist der göttliche Sohn. Jesus ist Christus. Diese Göttlichkeit Jesu als trinitarische Beziehungswirklichkeit ist der Grund unseres Heiles in seiner Univer/salität und eschatologischen Gültigkeit. 118 Gotteslehre 2.4.4 Prof. O. Meuffels Konsequenzen für unser Gottesbild Gott = personales Wesen, das bereits in sich selbst Beziehung ist. Zielpunkt der Selbstoffenbarung: Hineinnahme des Menschen in die göttlichen Beziehungen der Liebe hin. Das heils-ökonomische Tun = Jesu Offenbarung des Wesens Gottes an sich. 119 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3. Der Heilige Geist 3.1 Die Problematik und Notwendigkeit einer Theologie des Heiligen Geistes 1. Die Schwierigkeit in der gesamtgesellschaftlichen Situation: Die Wirklichkeit wird heute nicht mehr wie noch bei Hegel ganz und gar vom Wirken des Geistes bestimmt, sondern in der Regel positivistisch, materialistisch und evolutionistisch. =►Geist nur im Modus der Abwesenheit präsent! =►geistlose Situationen provozieren die Frage nach dem Geist! 2. Theologische Schwierigkeit: Als geheimnisvollste Person in gott hat der Geist kein konkretes Antlitz. Dazu kommt v.a. in der westlichen Theologie eine Geistvergessenheit. 120 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.2 Der Geist im Alten Testament ruach / pneuma = Wind, Atem, Hauch bzw. Leben, Seele und von daher Geist. Der Geist erscheint v.a. als dynamische Kraft, die Neues und Ungewohntes im Menschen hervorbringt und aus dem Alten Neues zu schaffen vermag. Philosophischer Hintergrund: Die Vorsokratiker (Anaximenes, Diogenes von Apollonia): die Begriffe psyche (Seele) sowie aer (Luft) als alles umfassende Lebens/prinzipien gegolten haben. Erst die Stoa hat dem Begriff Pneuma zum Durchbruch verholfen: - als ein göttliches Prinzip, das alle Lebenselemente durchdringt und so einen einheitlichen Kosmos schafft - als Einheit aus Stoff, Kraft, Leben, Form und Geist - als Gott selbst - aber: nie als Person, sondern als Neutrum/Prinzip 121 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Im AT ist der Geist das Lebensprinzip des Menschen, der Sitz seiner geistigen Fähigkeiten. keine dem Menschen immanente Kraft, sondern von Gott geschenkte dynamis (vgl. Ps 104,29f). Jahwe allein als schöpferische Lebenskraft in allen Dingen vgl. Gen 1,2; Ps 33,6 =►Gemeinsamkeiten zur antiken Philosophie: Leben nur vermittels des Geistes als Teilhabe an der göttlichen Seinsfülle möglich =►Differenz: Jahwes Geist kein der Welt immanentes, unpersönliches Prinzip, sondern: So ist der Geist eine transzendente, vom Menschen wesentlich unterschiedene (vgl. Jes 31,3; 40,13) und universale (vgl. Weish 1,7; 7,22-8,1) Lebensmacht (Jes 32,15f, Ez 37,114, 11,19; 18,31), die in Schöpfung und Geschichte wirkt. durch Inspiration vgl. Num 11,25; 27,18; Ri 3,10; 6,34; 11,29; 13,25; 1 Sam 10,6 als bleibende Begabung von David an (vgl. 1 Sam 16,13) und insbesondere des kommenden Messias (vgl. Jes 11,2; 42,1) als Schriftinspiration (vgl. Jes 61,1; Ez 2,2 und Sach 7,12) Joel 3,1f erwartet für die Endzeit eine allgemeine Ausgießung des Geistes. 122 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Bleibende Akzente: Eine Lehre vom Heiligen Geist wird in einer universalen Perspektive ansetzen müssen. Dabei muß der Blick auf das konkrete, sich entfaltetende Leben gerichtet sein. Dieses Leben hat seinen geschöpflichen Eigenwert, allerdings in einer von Jahwe gewünschten Gemeinschaft. Dazu sendet Jahwe seinen Geist aus, damit er in geistbegabten Persönlichkeiten wirksam werde und das Volk zur Gottesgemeinschaft zurückführt (vgl. Jes 59,21: Lesen!). 123 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3 Der Geist im Neuen Testament 3.3.1 Die Taufe Jesu und sein Wirken in der Kraft des Geistes Nach christlicher Glaubensüberzeugung tritt mit dem Leben und Wirken Jesu der Geist als messianische Gabe in unsere Geschichtszeit ein: völlig neue Heilsinitiative Nach Matthäus und Lukas besitzt Jesus die Möglichkeit, seinen Geist auch mitzuteilen: durch die Taufe. Dabei ist Jesu eigene Taufe als Weihe zum Prophetendienst verstanden, die diese Weitergabe ermöglicht. Markus 1,9-13: Geist in Gestalt einer Taube (vgl. Gen 8,9; vgl. 4 Esra 5,26) =► Qualifizierung Jesu als den Geistträger schlechthin. Zu dieser Vision tritt noch eine Audition hinzu (vgl. Mk 1,11). =► Hervorhebung der königlichen Messianität Von diesem Geist erfüllt, beginnt Jesus dann sein öffentliches Wirken und seinen Evangeliumsdienst. Markus und Matthäus deuten den Gottesgeist noch recht alttestamentlich als Kraft Gottes zu besonderen Taten (vgl. Mt 12,18; Mk 1,12) 124 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3.2 Besondere Akzente bei Lukas Jesus wird zum Subjekt im Hl. Geist. Vgl. Lk 4,14.18. Eduard Schweizer stellt fest: „[B]ei Lukas [ist] eine theologische Entscheidung klar gefallen. Markus und Matthäus konnten Jesus noch naiv als Pneumatiker schildern, obwohl sie schon deutlich machten, daß sie ihn damit als den einzigartigen eschatologischen Retter zeichnen wollten. Lukas hat diese Einsicht ins Bewußtsein erhoben: Jesus ist nicht Pneumatiker, wie es die Pneumatiker in der Gemeinde sind. Er ist nicht Objekt des auch in der Gemeinde wirkenden Geistes; in ihm offenbart sich überhaupt erst Gottes Geist, durch ihn kommt er der Gemeinde zu.“ In der lukanischen Apostelgeschichte ist dann der Geist charakteristisch für die Zeit der Kirche zwischen der Himmelfahrt Christi und seiner Wiederkunft. =►Pfingsten als Berufung für alle Völker! (Hintergrund: Sinaibund) =►V.a. bewirkt der Geist Gemeinschaft im apostolischen Glauben und im Dienst für die soziale Gemeinschaft. 125 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Fazit: Nach der Apostelgeschichte ist Lukas um das Wachsen der Kirche als Gemeinschaft Christi bemüht. Dabei besteht die Rolle des Heiligen Geistes darin, das christlich Heil zu aktualisieren und zu verbreiten; und zwar durch das Glaubens/zeugnis der Christen. Das Heil wird zwar stets auf Christus selbst zurückgeführt, aber der Geist beseelt die Jünger Christi, damit sie Zeugnis ablegen. 126 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3.3 Die Theologie des Paulus Heilsgeschichtliche Rückbindung Der Heilige Geist als Mitte des Verkündigungsdienstes Vermittlung der eschatologischen Kindschaft durch den Hl. Geist Der Geist und die Kirche Der Heilige Geist und die Charismen Die Gaben, die alle aus der einen Gnade Gottes stammen, werden vom Heiligen Geist zugeteilt, so wie er es will. Sie sind unterschiedlich. Der Geist gibt die Gaben zum Wohl aller und zum Aufbau der Kirche. Über jeder Gabe steht die Liebe. Der Heilige Geist und Christus 127 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3.4 Die Theologie der johanneischen Schriften Jesus spendet den Geist: Joh 19,30; 20,22; 7,39. Joh 19,34 (7,38f) Joh 20,21ff; vgl. 20,7; 15,26; 17,18 Der verheißene Paraklet Der Geist geht vom Vater aus (nicht ek, sondern para). Er wird von dem nehmen, was Christus ist, aber was Christus ist, ist auch dem Vater. Der Vater ist der absolute Ursprung des Geistes, aber auch Jesus: polare Aussagen zur Geistsendung (16,7; 14,26). Der Geist der Wahrheit soll nach Jesu Weggang seine Gegenwart in Glauben und Leben sicherstellen. Der Geist in den Jüngern und in der Kirche Der Geist weckt und trägt die Communio der an Christus Glaubenden mit dem Erhöhten sowie mit Gott (1 Joh 4,13; 3,24; Joh 14), indem er sowohl im Hören des Wortes (6,63) als auch in den Sakramenten (Taufe: 3,5, Eucharistie: 7,27.63) wirkt. 128 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3.5 Die Frage nach der Personalität des Hl. Geistes AT: dynamistisches Verständnis, d.h.: ruah als Lebenskraft (vgl. Gen 6,3; Ri 3,10) NT: 1. Linie: der Geist in funktional-dynamistischem Verständnis Vgl. Mt 12,18; Mk 3,29f; sowie Röm 8,11; 1 Kor 6,14; Gal 5,16; 2Kor 3,16f 2. Linie: der Hl. Geist als personales Handlungssubjekt Vgl. Mk 12,36; Mt 22,43; Hebr 3,7: Geist als Schriftausleger sowie 1 Kor 2,10-12; Röm 8,9-34 sowie Joh 16, 7-11: Geist als Führer in die Wahrheit und Anwalt sowie 1 Joh 5,6-9; 17,21ff: Geist als Zeuge der Liebe 129 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Fazit: Geist gehört zusammen mit dem Vater und dem Sohn zum einen Wesen Gottes, und zwar als personhaftes Subjekt der Agape-Einheit. F. MUßNER folgert aus dem exegetischen Befund, dass „sich im NT zum mindesten eine deutliche Tendenz zu einem personalen Verständnis des Pneuma [zeigt], die in der späteren dogmatischen Erkenntnis der Kirche erst völlig klar ans Licht tritt“. F. Mußner, Art. Pneuma, in: LThK 8, 575. Zum Ganzen vgl. Meuffels, Einbergung, 449-453. 130 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 4. Offenbarungstheologische Grundlegung der christlichen Trinitätslehre 4.1 Die Einheit Gottes Der Monotheismus der Bibel ist nie nur eine intellektuell-abstrakte Weltanschauungsfrage, sondern das Ergebnis religiöser Erfahrung und Ausdruck gläubiger Praxis. Die Einheit Gottes meint nicht nur eine quantitativ numerische Einheit, sondern eine qualitative Einzigartigkeit. Gottes Einheit und Einzigkeit ist in der Liebe, in der Differenz der drei göttlichen Personen in ihrer Relation zueinander begründet. 131 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 4.2 Die trinitarische Grundstruktur der Selbstoffenbarung Gottes 1 Joh 4,8.16 ist die Zusammenfassung der eschatologisch-endgültigen Selbstoffenbarung Gottes in dem Satz: „Gott ist Liebe“, der den Akt der Selbstoffenbarung Gottes als solchen das offenbarte Wesen Gottes die Glaubensexistenz des Menschen anzeigt. Die trinitarische Formel = die Kurzformel des christlichen Glaubens. 132 Gotteslehre Prof. O. Meuffels III. Teil: Das Werden des christlichtrinitarischen Gottesbildes in der Tradition 1. Die Begegnung der frühchristlichen Theologie mit der griechischen Philosophie Nach dem mittleren Platonismus ist der eine Ursprung der eine letzte Grund als unveränderliches Eines, das der Vielheit der Welt entgegensteht und diese begründet, absolut transzendent und unserem Begreifen unzugänglich, unkörperlich, geistig, bewegungslos und eine weltordnende Vernunft, vollkommen einfach, als unveränderliche Gottheit nur über eine Reihe absteigender Vermittlungen mit der veränderlichen Welt verbunden. 133 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Anknüpfungspunkte für die frühchristliche Theologie Einzigkeit Gottes, einschließlich der Zurückweisung dualistischen Denkens, Auffassung, dass Gott geistig, unbegreiflich und unaussprechlich ist, Gott als der Unveränderliche, der nicht leiden kann, Gott als der überall Gegenwärtige, dessen Wissen alles umfasst, dem man sich nicht entziehen kann und ohne dessen Willen nichts geschieht. 134 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Die Veränderung biblischer Eigenschaften Gottes durch die Begegnung mit der Philosophie Absolute Treue und Verlässlichkeit Unveränderlichkeit Geschichtsmächtigkeit Allmacht Gottes Gegenwart zu jeder Zeit Ewigkeit Gottes Recht schaffendes Erbarmen Vergeltungsinstanz 135 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Korrekturen an der philosophischen Gottesvorstellung Gott wirkt auf freie und personale Weise. In dieser Freiheit wirkt Gottes Güte schöpferisch und neugestaltend. Die Zuwendung Gottes zur Schöpfung geschieht zuhöchst durch Gottes Menschwerdung in Jesus Christus, wodurch er sich selbst der Welt offenbart und mitteilt. Gott ist im Gebet, in der Meditation, in der Mystik konkret erfahrbar. 136 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2. Erste Entfaltungen einer Trinitätstheologie 2.1 Die Gefahr der Gnosis Emanation: stufenweises Ausfließen aus dem ersten Ursprung aufgrund innerer Notwendigkeit. 2.2 Die subordinatianistische Tendenz innerhalb der Theologie Lehre von Unterordnungen: der Sohn führt die Sendung des Vaters aus, der Geist vollendet das Wirken des erhöhten Kyrios. 137 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.3. Der Monarchianismus (monos = der einzige; arche = Ursprung, Herkunft) dynamistisch: Jesus ist ein bloßer Mensch, jedoch mit besonderer göttlicher Kraft ausgestattet (Adoptianismus). Theodot der Gerber, Paulus von Samosata Synode von Antiochien (269) lehnt den Begriff „Homoousios“ ab modalistisch: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind verschiedene Erscheinungsweisen des einen Gottes, nicht eigene Personen. Noetus von Smyrna, Praxeas, Sabellius Papst Callixtus I. (+ 222) 138 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Terminus hypostasis: 1. Schwierigkeit: In der Schule des Aristoteles wurde hypostasis in die Nähe zur Substanz im Sinne von ousia gerückt. Ousia kann aber meinen: a) das individualisierte Wesen oder b) das allgemeine Wesen. 2. Schwierigkeit: Im Umkreis des Konzils von Nizäa hypostasis = ousia - allgemeines Wesen - Westen: hypostasis = allgemeine Substanz, Gefahr des Tritheismus Klärung durch die Kappadozier, die von „drei Hypostasen in einem Wesen (ousia)“ sprechen und unter Hypostase den konkreten individuellen Akt des Subsistierens (= persona, lat.) verstehen. 3. Schwierigkeit: Im neuplatonischen Denken bezeichnet hypostasis das sich auf verschiedenen Stufen verwirklichende Eine, das als Überseiendes selbst keine Hypostase ist, sich aber als Grund alles Seienden, aller Hypostasen realisiert. Gefahr des Subordinatianismus. 139 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 2.4 Reaktionen in der Vätertheologie - Irenäus von Lyon (* um 200) Textsammlung: Gotteslehre I (TzT.D 2,1), bearb. v. H. Vorgrimler, Nr. 86. - Origenes (ca. 185-ca.254) Textsammlung: Gotteslehre I (TzT.D 2,1), bearb. v. H. Vorgrimler, Nr. 92 und 93 1. die ewige, immerwährende, beispiellose Zeugung des Sohnes; 2. das trinitarische Wirken in die Schöpfung hinein 3. Alles geht von Gott aus und kehrt durch Christus sowie durch den Hl. Geist wieder zu Gott zurück. 140 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3. Auf dem Weg zu einem trinitarischen Personbegriff 3.1 Begriffsklärungen 3.1.1 Prosopon - Die Maske im Theaterspiel 3.1.2 Hypostasis - das real existierende Sein (Wesen), wie es sich im Einzelfall offenbart - lat. substantia => feste Wirklichkeit, die in Wahrheit existiert Schwierigkeiten: Aristotelische Schule: hypostasis wird in äußerste Nähe zur Substanz im Sinne von ousia gerückt. →theologisches Problem Umkreis von Nizäa: hypostasis mit ousia identifizier → Gefahr des Tritheismus Neuplatonisches Denken: hypostasis bezeichnet das sich auf verschiedenen Stufen verwirklichende Eine → Gefahr des Subordinatianismus 141 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.1.3 Persona griech. lat. prosopon persona hypostasis, ousia substantia griech. lat. prosopon, persona = das trinitarisch Unterscheidende (Vater, Sohn und Hl. Geist) substantia = das trinitarisch Gemeinsame (das eine göttliche Wesen) hypostasis ousia 142 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.2.1 Tertullian Tertullians Beitrag zum Personbegriff „una substantia - tres personae“ Tertullian kann mit dieser Formel Modalismus und Monarchianismus abwehren: „persona“ besagt individuelle Eigenständigkeit in der Ausformung der göttlichen Substanz. Das biblische "Antlitz" / "Angesicht" übersetzt Tertullian mit "persona" und verleiht diesem Wort dadurch die Bedeutung "Individuum". Mittels prosopologischer Exegese kann Tertullian die Selbstoffenbarung des einen Gottes auf dramatische Weise in den verschiedenen Personen darstellen. 143 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.2.2 Die Kappadozier Die sog. drei Kappadozier sind: - Basilius von Cäsarea (329-379), - sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa (um 335/40- ca. 394) - sowie sein Freund Gregor von Nazianz (ca. 330-390). Sie leisten erstmals die eindeutige Differenzierung von ousia und hypostasis. - BASILIUS versteht das Verhältnis von ousia zu hypostasis wie das eines generischen Gattungsbegriffes zum Individualbegriff, d.h. als „eine Variation im ‘Wie’, welche die Identität im ‘Was’ nicht berührt“. (Vgl. F. Heinzer, Gottes Sohn als Mensch, Fribourg 1980, 58; vgl. Greshake, Der dreieine Gott 86.) - GREGOR VON NAZIANZ betont, dass anders als beim Menschen jede der drei göttlichen Personen aufgrund der einen ousia eins ist mit denen, denen sie verbunden ist. Auch setzt er Hypostase und Prosopon bzw. Person gleich. 144 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Im Überblick: Griechisch Lateinisch Deutsch In der Trinität "Zahl" ousia substantia Wesen, Natur Gottes Einheit eine hypostasis persona Person Die drei "Namen" drei in Gott (W. Breuning, in: W. Beinert, Glaubenszugänge I, S. 285) Resümee: Gott ist ein Wesen in drei Personen - in heilsgeschichtlicher Bestimmung - als personale Communio der Liebe - Basilius schreibt, dass wer die göttlichen Personen bekennt, „gleichzeitig sowohl die Besonderheit (idiotes) der Hypostase wie auch das Untrennbare ihrer Gemeinschaft (koinonia) aufgezeigt“ hat. Vgl. Basilius, De Spiritu Sanctu 25,59 (= FC 12, 256). Halten wir fest: Die personale Differenz in Gott ist keine Abstufung von Gott, sondern mit dem göttlichen Sein selbst identisch! Auf diese Weise erhält das Personale eine unendliche Aufwertung, denn das Einzelne ist nicht mehr eine (platonische) Abschattung eines allgemeinen Wesens. 145 Gotteslehre Prof. O. Meuffels 3.3 Person als "Relationalität" Tertullian Wie ein Sonnenstrahl aus der Sonne hervorgeht, so geht der Logos vom Vater aus. Substanz ist dabei die tragende Ursprungswirklichkeit, die Vater, Sohn und Geist eint. Aber Gott ist dadurch eben keine Monade, sondern eine in sich differenzierte Größe dreier Personen, d.h.: „unitas ex semetipsa derivans trinitatem“ (Einheit, sich selbst ableitend aus der Dreiheit) bzw. „tres unum, non unus“ (Vgl. Adv. Prax. 3 und 25) =► interpersonales Personverständnis Nach B.J. Hilberath. haben die einzelnen Personen haben zwar einen Selbstand, „jedoch nur im Rahmen eines Beziehungsgefüges.“ Somit ist Person der unersetzbare Träger einer unverwechselbaren Rolle in einem interpersonalen und interaktionären Rollenspiel .... [Person ist] ‘Selbstand in Relation’“. Bernd Jochen Hilberath, Der Personbegriff der Trinitätstheologie in Rückfrage von Karl Rahner zu Tertullians „Adversus Praxean" (= IST Bd. 17), Innsbruck, Wien 1986, 230f. 146 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Gregor von Nazianz Aufgrund der Relationalität der Personen gibt es in Gott eine Übereinstimmung des Willens und eine Übereinstimmung im Handeln Von daher gibt es eine wirkliche symphonia oder koinonia der Hypostasen; es gibt eine Sozialität Gottes. Basilius begründete beispielsweise seine neu formulierte Doxologie „Ehre sei dem Vater mit dem Sohne und dem Heiligen Geist“ folgendermaßen: Diese neue Form „stellt die Eigentümlichkeit (idiotes) der Hypostasen heraus und ... gibt ein besonderes Zeugnis der ewigen koinonia und nichtendenden synapheia; ... es weist hin auf die Eigentümlichkeit ... der Hypostasen und die Untrennbarkeit ihrer koinonia“. (Basilius, De Spir S. 25) Aber: keine kollektive, aus den einzelnen Personen resultierende, sondern eine Einheit des Wesens (ousia)! 147 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Zum Begriff Perichorese bildlich: das Umtanzen einer Person stoisch/neuplatonisch: wechselseitige Durchdringung von Leib und Seele trinitätstheologisch: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind so miteinander geeint, dass sie sich vollständig durchdringen, dass sie sich nichts vorbehalten, sondern wechselseitig alles hingeben, was sie je für sich sind. circumincessio: gegenseitige dynamisch-ekstatische Durchdringung (ad aliam et in aliam, et in alias). circuminsessio: die statische, bleibende Präsenz der einen Person in der anderen. 148 Gotteslehre Prof. O. Meuffels Halten wir wiederum fest: Die göttlichen Personen sind durch ihr unendlich enges Aufeinanderhinsein so ausgezeichnet, dass in der einen Person die andere anwest und wirkt. So kann Gregor von Nazianz sagen: „Die Drei ... sind die Gottheit.“ (Vgl. Or 39,11) Gottes Wesen realisiert sich also in diesen trinitarischen Beziehungen. Er ist seinem Wesen nach in sich Communio, Gemeinschaft der Liebe und Vermittlung von Einheit und Vielheit. 149