E - Kreis Segeberg

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Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Rettungsdienst Segeberg
Merkhilfe für Erweiterte
Versorgungsmaßnahmen
- 2017-
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Vorwort
Durch die Einführung der Algorithmen für die Patientenversorgung für den Rettungsdienst
Segeberg soll eine einheitliche und leitliniengetreue Versorgung der Patienten ohne unnötige
zeitliche Verzögerung sichergestellt werden.
Den Mitarbeitern wird durch die Algorithmen Handlungssicherheit im Einsatzdienst und in der
Ausbildung gegeben. Sie dienen als Richtlinie für die rettungsdienstliche Patientenversorgung.
In den regelmäßigen Fortbildungen wird die Anwendung geschult und die Umsetzung
kontinuierlich trainiert und weiterentwickelt.
Bei allen Medikamentenapplikationen und Anwendungen von invasiven Maßnahmen, im
Folgenden Erweiterte Versorgungsmaßnahmen (EVM), ist der Patient vor der Anwendung
aufzuklären und muss einwilligen. Es gilt immer die Verhältnismäßigkeit zu beachten, und die
Sicherheit des Patienten hat allerhöchste Priorität.
Grundsätzlich soll der Mitarbeiter mit der höchsten rettungsdienstlichen Qualifikation innerhalb
eines Einsatzteams die Entscheidung für die Anwendung und Durchführung einer Maßnahme
treffen. Als Mindestqualifikation für die verantwortliche Anwendung von EVM gilt der
Berufsabschluss als Rettungsassistent oder Notfallsanitäter. Die Versorgungsmaßnahme muss
innerhalb des aktuellen Qualifikationsniveaus erlernt worden sein und zum Zeitpunkt der
Anwendung auch beherrscht werden. Sollten Versorgungsmaßnahmen erforderlich sein, die
nicht dem aktuellen Qualifikationsniveau der Besatzung entsprechen, so können diese
Maßnahmen allein im Rahmen des rechtfertigenden Notstandes erwogen werden.
Die jeweiligen Algorithmen sind nur entsprechend der erhobenen Arbeitsdiagnose anzuwenden.
Grundlage dafür ist die Patientenbeurteilung nach dem ABCDE-Prinzip und die strukturierte
Untersuchung. Vor jeder Maßnahme, im weiteren Verlauf und bei Zustandsänderung ist eine
Beurteilung/ Neubeurteilung des Patienten vorzunehmen. Bei Patienten mit kritischen ABCDEProblemen ist ein Notarzt nachzufordern.
Alle EVM müssen ausführlich im Einsatzprotokoll und in einer Ereignismeldung dokumentiert
werden. Die Ereignismeldung (EM) ist dabei Teil der Dokumentation und geschieht derzeit per
Fax an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Die Auswertung der EM und die Erfahrungen aus
den Fortbildungen stellen einen wesentlichen Teil der Weiterentwicklung und Anpassungen der
Algorithmen dar.
Fachlich wird der Inhalt dieser Merkhilfe vom Ärztlichen Leiter Rettungsdienst verantwortet, der
an der Erstellung landesweit einheitlicher Behandlungsleitlinien und -empfehlungen beteiligt
war. Diese sind auch die wesentliche Quelle der hier beschriebenen Abläufe.
Die Merkhilfe wurde mit größtmöglicher Sorgfalt für die Anwendung im Rettungsdienstbereich
Segeberg erstellt. Sie unterliegt einer kontinuierlichen Weiterbearbeitung. Es gilt die aktuelle
Version auf dem Kreisportal (www.segeberg.de/rettungsdienst). Anregungen und Kritik sind
an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst sind willkommen!
Auch können die beschriebenen Vorgehensweisen in Verfahrensanweisungen der
Rettungsdienst-Durchführer weiter präzisiert sein, sollten den Aussagen dieser Merkhilfe jedoch
nicht widersprechen.
Jan Peter Schröder
Landrat des Kreises Segeberg
Dr. med. Boris Friege
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
2
Inhaltsverzeichnis
3
Abkürzungen
Grundsätzliches und Standardvorgehen
4
5-13
Notarztindikationskatalog SH (NAIK)
5
Faktor Auskunftsfähigkeit des Patienten
11
Standardvorgehen in Stichworten
6
Anamnese SAMPLER/OPQRST
12
Startvorgehen nach ABCDE
9
Medikamentengabe
13
Ersteinschätzung -> Arbeitsdiagnose
10
Notfallsituationen und Maßnahmen
11-43
Akutes Coronar-Syndrom ACS
14
Anaphylaxie (+ i.m.-Injektion)
28
Kardiales Lungenödem (+ NIV/CPAP)
15
Hypoglykämie
29
Bradykardie (instabil) (+ Schrittmacher)
16
Andauernder generalisierter Krampfanfall
30
Tachykardie (instabil) (+ Kardioversion)
17
Starker Schmerz
31
Hypertensiver Notfall
18
Geburt (bevorstehend / einsetzend)
32-33
Akuter Schlaganfall
19
Neugeborenenversorgung, APGAR
34-35
Sepsis
20
Spannungspneumothorax (+Entlastung)
36
Asthma / COPD
21
Intraossärer Zugang
37
Krupp / Pseudokrupp
22
Achsengerechtes Stellen
38
Fremdkörperentfernung Erw. / Kind
23-24
Heimbeatmete Patienten
25
Atemwegsmanagement / Absaugen
26-27
Immobilisation stumpfes/penetr.Trauma
39-41
Beckenschlinge/Beckengurt
42
Thoraxkompressionsgerät
43
Medikamente
44-65
Acetylsalicylsäure
44
Glucose
52
Paracetamol
60
Adrenalin
45
Glyceroltrinitrat
53
Prednison
61
Amiodaron
46
Heparin
54
Prednisolon
62
Atropin
47
Ipratropiumbromid
55
Ranitidin
63
Butylscopolamin
48
Lidocain
56
Salbutamol
64
Clemastin
49
Metamizol
57
Urapidil
65
Esketamin
50
Midazolam
58
Furosemid
51
Ondansetrol
59
Sonstiges
Vorsichtung nach PRIOR
66-68
66-67
CRM Leitsätze nach Rall und Gaba
Inhaltsverzeichnis
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
68
3
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Abkürzungen
AF
ÄLRD
AMP
BMV
Atemfrequenz
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
Ampulle, Brechampulle
Beutel-Masken-Ventilation
BZ
cmH2O
EKG
EM
EVM
g
G40%
HF
Blutzucker
cm Wassersäule
Elektrokardiogramm
Ereignismeldung
Erweiterte Versorgungsmaßnahme
Gramm
Glucose 40%
Herzfrequenz
HOCM
HRS
i.e.S.
i.m.
i.n.
i.o.
i.v.
kg KG
Konz
l
Lsg
MAD
mbar
Mg
mg
min
ml
mmHg
NaCl
NAIK
NAS
NIV
Hypertrophe Obstruktive
Cardiomyopathie
Herzrhythmusstörung
NotSan
O2
p.i.
RA
RR
RS
s.l.
SHT
SpO2
SOP
V.a.
Notfallsanitäter
Sauerstoff
per inahalationem inhalativ
Rettungsassistent
Blutdruck nach Riva Rocci
Rettungssanitäter
Sublingual
Schädel-Hirn-Trauma
O2-Sättigung
Standard Operation Procedure
Verdacht auf
VEL
Vollelektrolytlösung
WL
Wachleiter
Z.n.
Zustand nach
Im engeren Sinne
Intramuskulär
Intranasal
Intraossär
Intravenös
Kilogramm Körpergewicht
Konzentration [meist in mg/ml]
Liter
Lösung
Mucosal Atomization Device
Millibar
Magnesium
Milligramm
Minute
Milliliter
Millimeter Quecksilbersäule
Kochsalz
Notarzt-Indikationskatalog in
Schleswig Holstein
Numerische Analogskala
Nichtinvasive Beatmung
Abkürzungen
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
4
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Notarztindikationskatalog Schleswig-Holstein (NAIK)
Der Notarztindikationskatalog fasst die Indikationen für den Einsatz des
nächststehenden NEF zusammen. Er stellt eine grundsätzliche Vorgabe für den
Disponenten dar.
• Jedem Disponenten steht es zudem frei, einen Notarzt einzusetzen, wenn
akute Gefahr für das Leben oder Gesundheit vermutet wird.
• Bei unklarem Lagebild ist im Zweifel der NA einzusetzen.
Patientenzustand- bzw. symptombezogene
Indikationen:
Notfall- bzw. ereignisbezogene
Indikationen:
Der NA ist einzusetzen, wenn eine Vitalfunktion deutlich
gestört ist, fehlt oder ein Anhalt für eine sonstige schwere
Schädigung vorliegt:
Der NA ist bei zu erwartender schwerer
Schädigung unverzüglich einzusetzen:
Bewusstsein
 Fehlende Reaktion auf Ansprache und Rütteln /
Schmerzreiz
Atmung
 Akute ausgeprägte oder zunehmende Atemnot
 Blaufärbung (Zyanose) der Lippen oder der Haut
 Fehlende Brustkorb-Bewegungen - Atemstillstand
Kreislauf
 Akuter Brustschmerz
 Fehlender Puls - Kreislaufstillstand
Sonstiges
 Generalisierter Krampfanfall
 Starke Blutung nach innen oder außen
 Schwere Verletzung
 Starker akuter Schmerzzustand
 Akuter Herzinfarkt
 Schwere Blutdruckentgleisung mit weiterer Symptomatik
 Schweres Allergisches Ereignis
 Unmittelbar einsetzende bzw. stattgefundene Geburt
 Vergiftungen mit klinischer Symptomatik
 Kindernotfall mit der zu erwartenden Notwendigkeit einer
ärztliche Intervention (z.B. Schmerztherapie)
 Schwerer Verkehrsunfall mit Hinweis
auf Personenschaden
 Brände mit Hinweis auf
Personenbeteiligung
 Explosions-, thermische oder
chemische Unfälle mit Hinweis auf
Personenbeteiligung
 Stromunfälle
 Wasserunfälle (Ertrinkungsunfall, EisEinbruch)
 Einklemmung und Verschüttung von
Personen
 Sturz aus großer Höhe (> 3 m)
 Schuss-, Stich- und Hiebverletzungen
im Kopf-Hals-Rumpfbereich
 Manifeste oder drohende Gefährdung
von Menschenleben (Geiselnahme,
Amoklage, usw.)
 Unmittelbar drohender Suizid
Für das Rettungsdienstfachpersonal im arztfreien Intervall bedeutet das:
1. Der Notarzt wird nachgefordert , falls nicht disponiert, sobald eines dieser Kriterien
erkennbar wird. - Mögliche begründete Ausnahme: Arztkontakt geht schneller durch
Fahrt in nächste Klinik.
2. Kein bereits disponiertes NEF wird leichtfertig „abbestellt“, d.h. ohne dass der
bzw. alle Patienten sorgfältig nach Standardvorgehen untersucht sind. (ABCDE,
SAMPLER, Standardmonitoring usw.)
3. Auch das Rettungsdienstpersonal darf und soll den Notarzt nachzufordern bei
Situationen oder Befunden, die sich nicht eindeutig in o.g. Kriterien einordnen lassen,
wenn akute Gefahr für das Leben oder Gesundheit vermutet wird.
Standards:
Notarztindikationskatalog SH
Quellen: Notarztindikationskatalog SH
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
5
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Standardvorgehen in Stichworten (1)
Eine Merkhilfe ist keine „Freigabe“ …
Die Merkhilfe soll erinnern helfen, was zu invasiven Maßnahmen und Medikamenten für
den Rettungsdienst Segeberg geregelt ist, und zu den Umständen, wann sie korrekt und
zeitgerecht zur Anwendung kommen.
Eine Merkhilfe ist keine „Freigabe“ und weder ersetzt sie das Lehrbuch, noch die
Notwendigkeit selber zu denken.
Strukturierte Patientenbeurteilung
Jeder Patient wird nach dem ABCDE-Prinzip beurteilt: Vor jeder Maßnahme, im weiteren
Verlauf und bei Zustandsänderung. Die strukturierte Beurteilung ist Ausgangspunkt für
Arbeitsdiagnose und für die abgeleitete invasive Maßnahme
Standardmonitoring (synonym verwendet: Basis-Monitoring)
Jeder Patient, der erweiterte medizinische Maßnahmen benötigt, erhält frühestmöglich ein
Basis-Monitoring (EKG, RR, SpO2), spätestens nach lebensrettenden Maßnahmen, und
fortlaufend bis zum Arztkontakt. Das Basismonitoring wird bedarfsgerecht ergänzt um
erweitertes Monitoring (z.B. BZ-Messsungen, Temperatur usw.)
Betreuung
Jeder Patient und ggf. Angehörige werden situationsangemessen betreut und verbal
beruhigt.
Lagerung
Jeder Patient wird fachgerecht gelagert.
Wärmeerhalt
Bei jedem Patienten werden Maßnahmen zum Beibehalten einer normalen
Körpertemperatur ergriffen (wenige Ausnahmen: z.B. Fieber, Postreanimationsphase).
Sauerstoff
alle Patienten, bei denen nach der Ersteinschätzung ein kritischer Gesundheitszustand
vorliegt, erhalten initial hochdosiert O2.
i.v. –Zugang
Kritische Patienten, die einer invasiven Maßnahme, vor allem Medikamente i.v. bedürfen,
erhalten einen periphervenösen Zugang. - Die Anlage eines i.o.- Zuganges ist jedoch
noch einmal deutlich strenger zu stellen!
Reanimation nach ERC-Leitlinien
Jeder Patient mit Kreislaufstillstand wird nach aktuellen ERC-Guidelines reanimiert.
Standards: Standard
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
6
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Standardvorgehen in Stichworten (2)
Arztkontakt!
Zwingend erhält jeder Patient nach EVM durch rettungsdienstliches Assistenzpersonal
einen Arztkontakt!
Lebensrettende Sofortmaßnahmen sind vorrangig!
Sie dürfen nicht durch das Alarmieren eines Notarztes verzögert werden.
Vier-Augen-Prinzip und Kennzeichnung der Medikamente
Bei Medikamentengabe gilt verpflichtend das „Vier Augen Prinzip“.
Medikamente werden eindeutig gekennzeichnet.
Aufklärung über die Maßnahme
Jeder bewusstseinsklare Patient wird vor einer geplanten EVM über die Maßnahme
aufgeklärt und situationsangemessen über Zweck und alle relevanten unerwünschten
Wirkungen aufgeklärt.
Aufklärung über die Qualifikation
Jeder bewusstseinsklare Patient wird kurz über die Ausbildungs-Qualifikation des
Anwenders aufgeklärt. Beispiel: „Ich kläre Sie nun als Rettungsassistent auf über: …“
Einwilligung
Lehnt ein bewusstseinsklarer Patient nach der Aufklärung eine Maßnahme oder
Medikamentengabe ab, wird diese nicht durchgeführt.
Enger Handlungskorridor
Jede Handlungsanweisung ist nur im Rahmen der erhobenen Arbeitsdiagnose /
Notfallsituation anzuwenden.
Verhältnismäßigkeit
Die angewendeten invasiven Maßnahmen werden nur dann getroffen, wenn keine
weniger invasive Maßnahme mit geringerem Risiko das gleiche Ziel erreichen könnte.
Beispiel:
Ziel: Verbesserung der Oxygenierung
Maßnahmen: Lagerung, Freimachen der Atemwege (=wenig invasiv)  O2-Insufflation 
Nichtinvasive Beatmung  Beutelmasken-Ventilation  Extraglottische Atemhilfe 
endotracheale Intubation  Koniotomie (maximal invasiv)
Abweichen von Handlungsanweisungen / Vorgaben:
In begründeten Ausnahmefällen kann bzw. muss von den Vorgaben abgewichen werden.
Die Begründungen hierfür müssen tragfähig sein.
Standards: Standard
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
7
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Standardvorgehen in Stichworten (3)
Struktur der Handlungsanweisungen
Die Handlungsanweisungen sind Leitsymptom- (z.B. „Atemnot“) oder Maßnahmen-basiert
(z.B. „Atemwegsmanagement“, „Medikament Adrenalin“).
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen …
Nicht anders gekennzeichnete Handlungsanweisungen gelten für Erwachsene.
Besonderes Vorgehen bei Kinder-Notfallsituationen sind gesondert gekennzeichnet.
Dokumentation – erkennbar schlüssiges, strukturiertes Vorgehen
Jede invasive Maßnahme wird auf dem Einsatzprotokoll gemäß der DVO-RDG SH
dokumentiert.
Arbeitshypothese, folgerichtige Wahl der angemessenen Maßnahmen, Aufklärung und
Einwilligung müssen für einen außenstehenden (z.B. einen Richter) erkennbar sein.
Ereignismeldung (EM)
Teil der Dokumentation ist die Ereignismeldung: Diese geschieht derzeit per Fax an den
Ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Die Auswertung der EM und die Erfahrungen aus den
Fortbildungen stellen einen wesentlichen Teil der Weiterentwicklung und Anpassungen der
Algorithmen dar.
Einsatznachbesprechung (Debriefing)
… sollte möglichst mit allen Beteiligten nach jedem Notfalleinsatz erfolgen.
Ziel: Sachlich alle Fragen klären
Kernfragen: Was war der Plan? - Was geschah wirklich? - Warum ist es so abgelaufen? –
Was wollen wir verbessern?
Standards: Standard
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
8
Standards I: Startvorgehen nach ABCDE
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
bei jedem Notfalleinsatz
und Verschlechterung– Erster Untersuchungsgang (primary survey)
Szene
• Örtlichkeit? Witterung?
• Andere Einsatzkräfte?
Absprachen mit anderen
Einsatzkräften
Sicherheit
• Erkennbare Gefahren?
Selbstschutz, Schutzausrüstung nutzen
Situation
• Was ist passiert ? Warum wurde Hilfe gerufen?
• Verletzungsmechanismus?
• Wie viele Patienten?
Rückmeldung (Lage auf
Sicht)
Nachforderung
Ersteindruck
• Eher kritischer Patient?
• Eher unkritischer Patient?
Kommunikation im Team
über Einschätzung des
Teamführers
• Atemwege frei? Stumpfes Trauma?
Atemwege freimachen
Ggf. HWS-Fixation
• Atemfrequenz
• Atemtiefe/ Atemanstrengung
Thoraxexkursionen, Belüftung suffizient?
• Seitenvergleichende Auskultation
• Hautkolorit
Sauerstoffgabe
Beatmung
ggf. Entlastungspunktion
andenken (C)
A
B
Atemweg
Belüftung
•
•
•
•
•
•
C
Cirkulation
D
Defizite
neurologisch
E
Exposure –
Einflüsse?
Blutungen stoppen
Ggf. Entlastungs-punktion
durchführen
Reanimation
Ggf. medikamentöse
Therapie
• Bewusstseinslage (GCS)
• Pupillenkontrolle
baldmöglich GCS und
neurologische Defizite
dokumentieren
• Patient angepasst entkleiden
• Ggf. Logroll-Manöver
• Suche nach weiteren Hinweisen
JA
kritischer
Patient?
Puls (Frequenz, Qualität, Rhythmus)
Hauttemperatur, -kolorit
Rekapillarsierungszeit
Kaltschweißigkeit
Äußere Blutung sichtbar?
Innere Blutungen vermutet:? (Brust Bauch,
Becken Oberschenkel)
NEIN
Leitsymptom festlegen
Wärmeerhalt beachten
Akut-Versorgung
Leitsymptom festlegen
2.Untersuchungsgang (second survey)
Weitere Versorgungsstrategie festlegen
Standards: Startvorgehen,
Einschätzung ABCDE
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
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9
Ersteinschätzung
Szene
Sicherheit
Situation
Ersteindruck
ABCDE-Vorgehen
Leitsymptom identifizieren
Entscheidung: kritisch ↔ nicht kritisch + Leitsymptom
Leitsymptombasiert Differentialdiagnosen sammeln
bei Verschlechterung
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Standardvorgehen II: Ersteinschätzung Arbeitsdiagnose
Weiterführende Anamnese + Untersuchung
(Weitere Informationen dazu im Standardvorgehen III + IV)
SAMPLER
OPQRST
•
•
•
Messwerte:
BZ, SpO2, RR,
Temperatur, EKG, …
Gezielte
Untersuchung
Differentialdiagnosen bewerten
Entscheidung über Arbeitsdiagnose
Einteilung: lebensbedroht – ernsthaft krank – unkritisch
Weitere Behandlung nach Algorithmen
Algorithmus wählen
Wiederholte Untersuchungen
ggf. Anpassen der Arbeitsdiagnose
Lagerung des Patienten
Transport
Standards: Ersteinschätzung –
Anamnese – Algorithmus
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
10
Standardvorgehen III: Faktor Auskunftsfähigkeit
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Ersteinschätzung
Szene
Sicherheit
Situation
Ersteindruck
ABCDE-Vorgehen
Leitsymptom identifizieren
Entscheidung: kritisch ↔ nicht kritisch + Leitsymptom
Leitsymptombasiert Differentialdiagnosen sammeln
Auskunftsfähiger Patient?
Anamnese
möglich?
JA
Anamnese
NEIN
OPQRST & SAMPLER
Orientierende
Untersuchung
Gezielte Untersuchung
Monitoring
Monitoring
Fremdanamnese
OPQRST & SAMPLER
Neubeurteilung
Versorgung
Transport
Standards: bei Auskunfts(un)fähigkeit
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
11
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Standards IV: Standardanamnese
SAMPLER
S
Symptome (Leitsymptom) erfragt nach OPQRST -Schema
A
Allergien
Allergien
M
Medikamente
Vormedikation/ Akutmedikation/
Dauermedikation / Bedarfsmedikation
P
Patientenvorgeschichte
Vorerkrankungen
L
Letzte Mahlzeit/ Ausscheidung
Letzte Mahlzeit/ Nahrungsaufnahme
Letzte Ausscheidung (Stuhl, Urin, Erbrechen)
ggf. Sexualanamnese
E
Ereignisse direkt zuvor
Ereignisse vor Symptombeginn
R
Risikofaktoren
Risikofaktoren bezogen auf die
Differentialdiagnosen
OPQRST
O
Onset
Einsetzen / Zeit / Datum
Wann ging es los?
Wie ging es los?
P
Palliation/
Provokation
Linderung / Auslösung
Was löst die Beschwerden aus?
Was lindert die Beschwerden?
Q
Qualität
Qualität
Wie sind die Beschwerden zu
beschreiben?
R
Region/
Radiation
Lokalisation /
Ausstrahlung
Wo sind die Beschwerden lokalisiert?
Wohin strahlen die Beschwerden aus?
S
Schwere
Stärke /bei Schmerz: NAS Wie stark sind die Beschwerden?
T
Time
Zeitlicher Verlauf der
Symptomatik
Wie haben sich die Beschwerden im
Zeitlichen Verlauf seit Beginn verändert?
Standards: SAMPLER, OPQRST
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
12
Standards IV: Medikamentengabe
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Geplante Medikamentengabe
Indikation geprüft
und bestätigt?
Keine
JA
Kontraindikationen
?
NEIN
NEIN
Keine
Medikamentengabe
Keine
Medikamentengabe
JA





Anwenden der 5-R-Regel:
Richtiger Patient
Richtiges Arzneimittel
Richtige Dosierung (oder Konzentration)
Richtige Applikation (auch Applikationsart)
Richtige Zeit (richtiger Zeitpunkt)
Entscheidung
gegen die Gabe des
Medikamentes bei:
• Indikation fehlt oder ist
unrichtig
• Kontraindikation wurde
erkannt
• Auffälligkeiten („Nein“)
bei 5-R-Regel
• Einwilligung verweigert
• Unsicherheit
Aufklärung über Nebenwirkungen
Einwilligung des bewusstseinsklaren Patienten
Endscheidung
zur Applikation
NEIN
Keine
Medikamentengabe
JA
4-Augen-Prinzip
Medikamentenapplikation
Dokumentation
Standards: Medikamentengabe
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
13
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Akutes Coronarsyndrom (ACS)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Verdacht auf ein Akutes Coronarsyndrom:
• Leitsymptom: Thoraxschmerz (Schwere / Druck/ Enge im Brustkorb)
• typischerweise atemunabhängig und bewegungsunabhängig
• oft Ausstrahlung (Arm, Bauch, Kopf, Rücken)
• Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schockzeichen Kaltschweißigkeit, fahle
Blässe
• Vorsicht: untypische Symptome gehäuft bei Frauen und Diabetikern möglich
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Thoraxschmerz u. Herzinfarkt sind gelistet im NAIK)  S.5
 Lagerung
 12-Kanal-EKG
 Angepasste O2-Gabe
• Hochdosiert bei kritischen Patienten
• Zielwert ≥ 95% bei pulmonal
Gesunden
• Zielwert 88-92% bei COPD
Glyceroltrinitrat („Nitro“): 1-2 Hub s.l.
periphervenöser Zugang
Kristalline Infusion
Acetylsalicylsäure 300mg i.v.
(bei NAS 6: 500mg Acetylsalicylsäure i.v.)
• Heparin 5000 I.E. i.v.
•
•
•
•
Herzrhythmusstörungen?
ggf. nach anderen SOP verfahren:
SOP Instabile Bradykardie
SOP Instabile Tachykardie
ST-Hebungen erkennbar?
mind. in 2 benachbarten Ableitungen
 Telemetrie (wenn installiert)
 Unverzüglich für Herzkatheter
aufnahmebereite Klinik erfragen u.
voranmelden
Vorsicht bei Hinweisen auf
möglichen Rechtsherzinfarkt bei
RRsys  120mmHg und/oder
ST-Hebungen in EKG-Ableitung
II, III, avF
 Einzeldosis 1 Hub Nitro s.l.
Notarzt-Maßnahmen
• z.B. Analgesie (Morphin), z.B.Sedierung
(Midazolam) ggf. weitere Medikamente
(z.B. ß-Blocker)
Kliniktransport
Zielklinik:
keine ST-Hebungen erkennbar:
Nächste Akutklinik (Innere Medizin) (nicht zwingend mit HerzkatheterMöglichkeit)
Notfallsituation: ACS
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
14
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Lungenödem (inkl. CPAP/NIV)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt V.a. kardiales Lungenödem = dekompensierte
Linksherzinsuffizienz
• Leitsymptom : Ausgeprägte Atemnot
• Distanzrasseln (ohne Sthetoskop hörbar) , Auskultation: feuchte
Rasselgeräusche – aber auch exspiratorischer Stridor (sog. Asthma cardiale) 
Vorsicht Verwechslungsgefahr mit Asthma!
• schaumiges evtl. fleischwasserfarbenes Sekret im Mundbereich sichtbar
• Nicht selten hohe / hochnormale Blutdrucke (aber: nicht beim kardiogenen
Schock)
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Akute ausgeprägte Atemnot ist gelistet im NAIK)  S.5
 Hochdosierte O 2-Gabe
Lagerung: optimalerweise Sitzlage
Reanimationsbereitschaft 12-Kanal-EKG
• Glyceroltrinitrat („Nitro“) Einzeldosen 1-2 Hub s.l. ggf. wiederholen, Zieldruck: normotoner RR
• periphervenöser Zugang + Infusion (VEL): langsam
• Furosemid 20mg i.v. (ggf. Wiederholung nach 15min)
Parallel zur medikamentösen Versorgung CPAP/NIV-Behandlung erwägen, wenn Oxygenierung
unzureichend trotz hochdosierter O 2-Gabe (SpO 2 < 90%)
Aufklärung über beabsichtigte Maßnahme,
Erklären der folgenden Schritte
ruhige Atmosphäre schaffen
Anlegen der NIV-Maske
Beginn der CPAP/NIV-Therapie nach
abhängig vom verwendeten Gerät!
• PEEP 5-7 mbar
• Fi O 2: beginnend mit 0,8-1,0
•
•
•
•
•
Kontraindikationen CPAP/NIV
• Fehlende Schutzreflexe
• Verlegung der Atemwege
• fehlende Eigenatmung
• Erbrechen
• obere GI-Blutung/ Ileus,
• Verletzungen im Gesicht
• Keine Kooperation
CPAP/NIV kontraindiziert oder ineffektiv
Assistierte Beatmung über BMV ggf. extraglottische Atemhilfe, Intubation vorbereiten
Notarzt-Maßnahmen
• Ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung
• weitere Medikamente nach Bedarf (z.B. Morphin, Katecholamine)
Kliniktransport, Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Lungenödem
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
ESC Leitlinie Herzinsuffizienz
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
15
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Bradykardie (inkl. Schrittmachertherapie)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Bradykardie (HF<50/min) mit Instabilitätszeichen:
S ynkope/ Bewusstseinsstörung
H ypotension/ Schock
I nsuffizienzzeichen
T horaxschmerz/ ACS-Symptome
Entscheidend ist der klinische Eindruck eines schwer kranken und instabilen
Patienten!
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?
Wenn nicht  NEF nachfordern ! (NAIK  S.5)
 Hochdosierte O2-Gabe
Frühzeitig Monitoring
12-Kanal-EKG
Reanimationsbereitschaft!
i.v.-Zugang - Vollelektrolytlösung - Atropin 0,5mg i.v.
Besserung nach 3 Minuten erkennbar?
NEIN
JA Wiederholungsgaben von
Atropin 0,5mg i.v. bis
maximal 3,0 mg Atropin
Adrenalin-Perfusor (1mg Adrenalin mit NaCl-Lösung auf 50ml),
Start mit 30ml/h i.v., dann nach Wirkung auf Herzfrequenz und RR reduzieren und
Fortführen  Ziel: HF>50/min (Einstellung 6-30ml/h entspricht 2-10µg/Min Adrenalin i.v.)
Herzfrequenz weiter < 50/min,
Pat. aber ausreichend bei Bewusstsein (GCS  10)
JA
NEIN
Transcutane Schrittmachertherapie
Position: Sternum-Apex (Herstellerangaben zu Elektrodenposition
usw. beachten)
Modus: Demand
Frequenz: 60-80/Minute
Intensität: Steigern in 5mA-Schritten, bis 1:1-Ankopplung sicher
erreicht ist!
Kontrolle der peripheren und zentralen Pulse.
Notarzt-Maßnahmen
• Weitere antibradykarde
und kausale Therapie
durch Notarzt
Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Instabile
(bedrohliche) Bradykardie
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
ERC Leitlinie 2015
Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
16
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Tachykardie (inkl. Kardioversion)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Tachykardie (HF>150/min) mit Instabilitätszeichen:
S ynkope/ Bewusstseinsstörung
H ypotension/ Schock
I nsuffizienzzeichen
T horaxschmerz/ ACS-Symptome
Entscheidend ist der klinische Eindruck eines schwer kranken und instabilen
Patienten!
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern ! (NAIK  S.5)
Keine Rhythmustherapie,
sondern Behandlung der
Ursache:
• Hypoxie
• Hypovolämie
• Fieber
• Schmerz
• Herzbeuteltamponade
• Spannungspneumothorax
• Lungenarterienenmbolie
 Hochdosierte O2-Gabe
Frühzeitig Monitoring
12-Kanal-EKG
Reanimationsbereitschaft
Sinustachykardie?
Reversible Ursache?
V.a. Bedarfstachykardie?
JA
NEIN
Patient ist bewusstlos?
NEIN
JA
Notfallkardioversion bis zu 3 Versuche:
• Synchronisiert (!)
• Biphasisch 120 Joule
Parallel oder danach: iv-Zugang, Infusion1
Tachykardie erfolgreich terminiert?
Amiodaron-Kurzinfusion
Einmalig 300mg Amiodaron in
250ml G5% über 20min i.v.
NEIN
JA
Notarzt-Maßnahmen: Weitere antitachykarde und kausale Therapie durch Notarzt
Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Instabile
(bedrohliche) Tachykardie
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
17
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Hypertensiver Notfall
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Hypertensiver Notfall mit
RRsys>220mmHg, höchster Wert an beiden Armen gemessen
• Kein eindeutiges Leitsymptom : u.a. Atemnot, Thoraxschmerz, Kopfschmerz,
Bewusstseinsstörung, Übelkeit, Augenflimmern, Gesichtsröte usw. möglich
• Vorkommen bei anderen Notfallsituationen: Apoplex, ACS, Lungenödem
Leitsymptom Atemnot u.a. weist
zur Arbeitsdiagnose Lungenödem
Wechsel zum Vorgehen
Lungenödem
Leitsymptom Thoraxschmerz weist zur
Arbeitsdiagnose ACS
Wechsel zum Vorgehen Akutes
Coronarsyndrom
Leitsymptom neurolgische Defizit u.a.
weist zum akuten Apoplex
Wechsel zum Vorgehen bei
Akuter Schlaganfall
Vitale Bedrohung erkennbar?
JA
1
 NEF nachfordern !
NEIN
• periphervenöser Zugang
• Kristalline Infusion
• Urapidil in Einzeldosen von 5mg langsam i.v. in 3- Minutenabständen unter
zwischenzeitlichen RR-Kontrollen. Maximaldosis: 25mg Urapidil i.v.
RRsyst > 180 mmHg
NEIN
JA
 NEF nachfordern !
9
• Ziel ist Absenkung von Extremwerten, nicht die
optimale Blutdruckeinstellung
• Ziel = Senkung des Rr syst um etwa 20%
• Zu Schnelle u. starke Blutdrucksenkung kann
schlimme Folgen haben (z.B. Gehirndurchblutung!)
Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Hypertensiver
Notfalll
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
18
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Akuter Schlaganfall
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Klinischer Verdacht auf Akuten Schlaganfall: FAST-Test
F9 ace
Lächeln lassen ► Asymmetrie?
A rm
beide Arme, Handflächen n. oben halten lassen ► Arm sinkt ab, Hand
dreht sich ein?
S peech Sprache ► verwaschen, undeutlich, Wortfindungsstörung?
T ime
► akut aufgetreten? neu begonnen?
+ Weitere Symptome: Neuer Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen…
Vorsicht: alle Symptome können durch Hypoglykämie („Chamäleon“) oder
Entzündung erklärt sein!
Behandlungsgrundsatze: Time is brain!
• Telefonische Erreichbarkeit der Angehörigen
sicherstellen (Telefonnummer dokumentieren!)
• Bezugsperson nur ohne Zeitverzug mitnehmen!
• Keine unnötige Zeit vergeuden, z.B. bei
Problemen bei der Blutentnahme o.ä.
• Notarzt, wenn erforderlich, im Rendezvous
treffen, nicht grundlos an der Einsatzstelle
verharren!
NEF nachfordern, wenn
• ein kritisches ABCDE-Problem
vorliegt, z.B. wenn Hypotonie oder
Hypertonie nicht behoben werden
kann,
• Nackensteifigkeit, Vernichtungs,kopfschmerz, Fieber u./oder ein
initial Krampfanfall evtl. auf
besondere Ursachen wie
Subarachnoidalblutung oder
Meningitis weisen
• Oberkörperhochlage 30°
• Kopf in Neutral-Null-Stellung
• BZ- und Temperaturmessung sind obligatorisch
Blutzucker <60mg/dl
Parallel Vorgehen wie bei Hypoglykämie
Blutdruck stark erhöht?
systolisch >220 /120 mmHg
• periphervenöser Zugang , Infusion
• Urapidil: Zielblutdrucke
•
systolisch <220 mmHg diastolisch <120 mmHg
Nicht tiefer senken!
Hypotonie?
• periphervenöser Zugang , Infusion
• Volumenbolus mit 20ml/kgKG
Voranmeldung in Zielklinik (stroke unit)
• Lysetherapie / Thrombektomie sinnvoll möglich, wenn die Symptome frühestens vor 4,5 Stunden
(bis maximal 8 Stunden)  Anmeldung als „Schlaganfall im Lysefenster“
Zügiger Kliniktransport in Stroke Unit (Time is brain!)
ggf. Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Akuter Schlaganfall
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
19
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
V.a. Sepsis
Ausgangssituation: V.a. Infektion z.B. durch:
• Fieber >38°C (nicht zwingend)
Im Gesamtkontext wird
• Husten
eine Infektion vermutet!
• Grippale Symptome
• Hauterscheinungen (z.B. Petechien, Erysipel, …)
• Gastroenteritische Beschwerden (z.B. Erbrechen + Diarrhoe)
• Hinweise auf Harnwegsinfekt (z.B. typischer Geruch, Katheterurin auffällig
aussehend, …)
• Anamnestische Hinweise
qSOFA-Score (quick-SOFA) erheben
Atemfrequenz
>22/Minute
1 Punkt
Systolischer Blutdruck
<100mmHg
1 Punkt
GCS <15
1 Punkt
Akute Vigilanzminderung
NEIN
qSOFA ≥ 2 Punkte
JA
NEIN
Standardtherapie
Regelmäßiges
Reassessment
Sepsis wahrscheinlichste
Ursache?
Keine andere Erklärung?
JA
V.a. Sepsis !
Basismaßnahmen n.Standard
Kliniktransport
• i.v.-Zugang + großzügige Volumentherapie
mit balancierter Vollelektrolytlösung
bei bestehender Hypotonie (RRsyst.
<100mmHg)
• Keine Gabe von HAES-Lösungen
qSOFA ≥ 2 Punkte wird
schnell erreicht!
• Viele andere
Ursachen
(insbesondere
Schock) führen zu
qSOFA≥ 2 Punkte:
• Kardiogener Schock?
• Anaphylaktischer
Schock?
• Hämorrhagischer
Schock?
• Rhythmusstörung?
• Intoxikation?
•…
Notarzt-Maßnahmen: Vasopressortherapie bei weiterbestehender
Hypotension trotz Volumentherapie mit Noradrenalin
Zügiger Transport, Priorisierung der Übergabe
Klare Übergabe des Sepsisverdachts
Notfallsituation: Sepsis
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
20
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Asthmaanfall / exazerbierte COPD (inkl. CPAP/NIV)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Akute Obstruktion tiefer Atemwege (Asthma, COPD,
Bronchospasmus)
• Leitsymptom: Akute Atemnot
• Exspiratorischer Stridor (Pfeifen, Giemen, Brummen)
• Verwechslungsgefahr: Lungenödem mit exsp. Stridor (sog. Asthma cardiale)
• Ggf. sehr leises/ fehlendes Atemgeräusch („silent chest“)
• Schonhaltung, Orthopnoe
• Alarmzeichen: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, SPO2 <90 %
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Akute ausgeprägte Atemnot + B-Problem mit Zyanose sind gelistet im NAIK)  S.34
Lagerung: (Kutscher-) Sitz Lippenbremse
 Hochdosierte O 2-Gabe: Zielwert SPO 2  90 %
•
•
•
•
2,5mg Salbutamol vernebeln
250µg Ipratropiumbromid vernebeln
periphervenöser Zugang + Infusion (VEL)
Glucocorticoid appilzieren
• Prednisolon i.v. Kinder: 2mg/kgKG / Erw.: 50mg
• Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen 100mg
Vorsicht !
i.v-Zugang (Stress, Schmerz)
kann bei Kindern das die
Atemnot verschlimmern!
Parallel zur medikamentösen Versorgung CPAP/NIV-Behandlung erwägen, wenn Oxygenierung
unzureichend trotz hochdosierter O 2-Gabe (SpO 2 < 90%)
Aufklärung über beabsichtigte Maßnahme,
Erklären der folgenden Schritte
ruhige Atmosphäre schaffen
Anlegen der NIV-Maske
Beginn der CPAP/NIV-Therapie nach
abhängig vom verwendeten Gerät!
• PEEP 5-7 mbar
• Fi O 2: beginnend mit 0,8-1,0
•
•
•
•
•
Kontraindikationen CPAP/NIV
• Fehlende Schutzreflexe
• Verlegung der Atemwege
• fehlende Eigenatmung
• Erbrechen
• obere GI-Blutung/ Ileus,
• Verletzungen im Gesicht
• Keine Kooperation
CPAP/NIV kontraindiziert oder ineffektiv
Assistierte Beatmung über BMV ggf. extraglottische Atemhilfe
Notarzt-Maßnahmen
• ggf. weitere Medikamente nach Bedarf (z.B. Reproeterol, Theophyllin, Magnesiumsulfat i.v.)
• ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung
Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Akute Obstruktion
tiefer Atemwege (Asthma, COPD)
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 16.10.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
21
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Akute Obstruktion oberer Atemwege bei Kindern
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt akute Obstruktion oberer Atemwege (meist KruppSyndrom / Pseudokrupp)
• Leitsymptom: Akute Atemnot
• Typisch Inspiratorischer Stridor (=extrathorakale Enge)
• bisweilen auch in – und expiratorischer Stridor
• Räuspern, Würgen (supraglottisch)
• meist Virusinfekte (glottisch, supraglottisch), bellender Husten („KruppSyndrom“)
• Wichtige Ausnahme: Epiglottitis acuta (hohes Fieber, kein Husten)
• Alarmzeichen: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, SPO 2 <92 %, Bradykardie!
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern !
(Kindernotfall mit notwendiger ärztlicher Intervention ist gelistet im NAIK)  S.34
wenn Fremdkörperaspiration
 Vorgehen gemäß aktuellen Reanimationsleitlinien
Lagerung: aufrechte Lage / Sitzlage, (Schoß der Mutter)
Feuchte, kühle Luft (Fenster, Dusche)
O 2-Gabe: 2-4l/min Zielwert SpO 2  90 %
Erweitertes Monitoring: Temperatur messen.
das Kind keinem unnötigen Stress aussetzen
(SpO2-Monitoring kann ausreichend sein)
• Glucocorticoid applizieren
• Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen
• Sonst: Prednisolon i.v.
• Adrenalin vernebeln (3mg pur, über Verneblermaske mit
8l O 2/min)
Vorsicht ! Stress & Schmerz
können bei Kindern das
11 die
Atemnot verschlimmern!
• i.v-zugang nur im äußersten
Notfall
• Keine Inspektion des
Rachens
• Ruhiges Auftreten und
Beruhigung der Eltern sind
sehr hilfreich
• Zäpfchen ggf. durch
Erziehungsberechtigten
(Bezugsperson) applizieren
lassen
Notarzt-Maßnahmen
• ggf. weitere Medikamente nach Bedarf
• ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung,
• ggf. chirurgischer Atemweg (Koniotomie) z.B. bei Epiglottitis akuta
Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt
U-Heft u. Impfpass mitnehmen
Erziehungsberechtigte großzügig mitnehmen (Vertrauensperson für Kind)
Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Akute Obstruktion
oberer Atemwege bei Kindern
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
22
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Bolusgeschehen / Fremdkörperentfernung bei Erwachsenen
Ausgangssituation: Hinweise für Atemwegsverlegung durch Fremdkörper
Erstickungszeichen in Zusammenhang mit Essen oder Trinken
Hinweise auf erhöhte Gefahr durch Intoxikation
Hinweise auf Schluckstörungen (z.B. neurologische Erkrankungen)
Hinweise auf Atemwegserkrankungen
Hinweise auf geistige Einschränkung
Aufforderung zum Husten
Schweregrad der Atemwegsverlegung einschätzen
„Haben Sie einen Erstickungsanfall?“
NEIN
Hinweis für schwere Verlegung:
• Patient ringt nach Luft
• Atmen scheint nicht möglich zu sein
• Inspiratorischer Stridor hörbar
• Antworten ist nicht möglich
• Stimmlosigkeit
• Schwacher Hustenstoß
• Leises stimmloses Husten
• Patient ist bewusstseinsgetrübt
Ist der Patient bei
Bewusstsein?
NEIN
• REANIMATION ! Wechsel
zum Ablauf
Erwachsenenreanimation
nach gültiger
ERC-Leitlinie
• Direkte Laryngoskopie:
Versuch der
Fremdkörperentfernung mit
Magillzange
JA
Ist das Husten
effektiv?
Hinweis für leichte Verlegung:
• Patient atmet offensichtlich
• Antworten ist möglich
• Kräftiger Hustenstoß möglich
• Patient ist bewusstseinsklar
Zum Husten auffordern!
JA
• Patienten nach vorne beugen
• 5 kräftige Rückenschläge zwischen die
Schulterblätter
• Beobachten, ob Fremdkörper aus dem
Mund herauskommt
Rückenschläge erfolgreich?
JA
NEIN
• 5 Oberbauchkompressionen (HeimlichManöver)
Kontinuierliche Beobachtung und Überwachung, Versorgung nach rettungsdienstlichem Standard!
Transport, Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation
Notfallsituation: Fremdkörper /
Bolusgeschehen bei Erwachsenen
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
23
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Bolusgeschehen / Fremdkörperentfernung beim Kind
Ausgangssituation: Hinweise für Atemwegsverlegung durch Fremdkörper
Erstickungszeichen in Zusammenhang mit Essen oder Trinken
Herumliegendes kleinteiliges Spielzeug, Erbsen, Nüsse, Münzen, Knopfbatterien…
[Wie bei Erwachsenen] Hinweise auf erhöhte Gefahr durch Intoxikation;
Schluckstörungen (z.B. neurologische Erkrankungen), Atemwegserkrankungen,
oder auf geistige Einschränkung
Aufforderung zum Husten
Schweregrad der Atemwegsverlegung einschätzen
NEIN
JA
Ist das Husten
effektiv?
Hinweis für leichte Verlegung:
• Schreien oder Antwort auf
Ansprache
• Lautes Husten
• Einatmen vor dem Husten
möglich?
• Bewusstseinsklar
Hinweis für schwere Verlegung:
• Stimmlosigkeit
• Leises oder stimmloses Husten
• Husten
• Atemnot
• Zyanose
• Zunehmende Bewusstsstörung
Zum Husten auffordern!
Ist das Kind bei
Bewusstsein?
NEIN
• REANIMATION ! Wechsel
zum Ablauf Kinderreanimation nach gültiger
ERC-Leitlinie
• Atemwege öffnen
• 5 Beatmungen
• Direkte Laryngoskopie:
Versuch der Fremdkörperentfernung mit Magillzange
JA
• Kind nach vorne beugen
• 5 kräftige Rückenschläge zwischen die
Schulterblätter
• Beobachten, ob Fremdkörper aus dem
Mund herauskommt
Rückenschläge erfolgreich?
NEIN
JA
• Kind >1J 5*Oberbauchkompressionen
(Heimlich-Manöver)
• Säugling: 5 Thorax-kompressionen
Kontinuierliche Beobachtung und Überwachung, Versorgung nach rettungsdienstlichem Standard!
Transport, Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation
Notfallsituation: Fremdkörper /
Bolusgeschehen bei Kindern
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
24
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Transport/Versorgung invasiv heimbeatmeter Patienten
Ausgangssituation: Versorgungsauftrag für einen heimbeatmeten Patienten
• Wichtig! immer mitnehmen: Heimbeatmungsgerät + Ersatzheimbeatmungsgerät
+ Zubehör (Akku, Ersatzakku, Netzteil ..)
• Geräteakku haben normalerweise mindestens mit einer Stunde Leistungsdauer
Basismaßnahmen n.Standard (ABCDE, Lagerung, Monitoring immer mit EKG, RR und SpO2 und etCO2
JA
NEIN
Akute vitale Bedrohung?
Kliniktransport Transport OHNE Notarzt möglich
NEIN
Ausreichendes
beatmungsfreies
Intervall möglich?
• Transport unter Beatmung
mit dem Heimbeatmungsgerät
(Voreinstellungen, Patient,
Angehörige, Pflegekräfte sind
auf Gerät eingewiesen
JA
 NEF nachfordern!
JA
• Transport ggf. ohne Beatmung
• O2-Insufflation über
Tracheostoma + „feuchte Nase“
oder Beatmung über das
Heimbeatmungsgerät
Akutprobleme oder Akute vitale Bedrohung?
Kliniktransport mit Notarzt
NEIN
• Standardtherapie (Monitoring inkl. EKG, RR und SpO2 und etCO2, Lagerung, Reevaluationen …)
• Ggf. Absaugen über Tracheostoma
• Bei Geräteausfall/ Geräteproblemen oder akuten respiratorischen Problemen zunächst Wechsel auf
Beatmung mit Beatmungsbeutel mit 100% O2 über Tracheostoma
• ggf Wechsel auf Notfallrespirator: Modus und Einstellungen nach lokalem Protokoll bzw. Ansage des
begleitenden Notarztes
Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation
Notfallsituation: heimbeatmeter
Patient
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
25
Eskalierendes Atemwegsmanagement
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Ausgangssituation: A-Problem - Atemwegsverlegung
JA
Bolusgeschehen? Fremdkörper?
NEIN
NEIN
 Absaugbereitschaft ggf. Absaugen
 Beginn einer Beatmungstherapie
1.Kopf überstrecken
(Achtung HWS-Trauma!)
2.Oropharyngealer Tubus
(Guedel-Tubus)
3.Masken-Beutel-Beatmung
Spontanatmung suffizient vorhanden?
JA
Hochdosierte O2-Gabe
Absaugbereitschaft ggf. Absaugen
•
•
•
•
•
Eskalierendes Atemwegsmanagement
Kopf überstrecken
(Achtung HWS-Trauma!)
Esmarch-Handgriff
Nasopharyngealer Tubus (Wendl-Tubus)
Oropharyngealer Tubus (Guedel-Tubus)
Stabile Seitenlage erwägen
Wechsel zum Vorgehen
Fremdkörperentfernung
Atemwegssicherung
erforderlich?
NEIN
JA
 Atemwegssicherung
mit Larynxtubus, Larynxmaske,…)
Atemwegssicherung
erfolgreich?
JA
•
•
•
•
NEIN
Fortsetzung der Standardtherapie
Standardmonitoring
Wiederholte Überprüfung der Spontanatmung
ggf. Flussschema von vorne beginnen
Beatmung
• Sichtbare Thoraxexkursionen bei BMV?
• Standardmonitoring + Erweitertes Monitoring :
Kapnometrie
• Ausreichende Oxygenierung? (SpO2)
• Ausreichende Ventilation? (et CO2)
• Überwachung der supraglottischen/ endotrachealen
Atemwegssicherung
• Cuffdruck-Kontrolle
 Atemwegssicherung mit
direkter Laryngoskopie und
 endotrachealer Intubation
 Notarzt: Videolaryngoskopie
Atemwegssicherung
erfolgreich?
JA
NEIN
Maskenbeatmung möglich?
JA
NEIN
Rettungsversuch mit PTV
(perkutane transtracheale
Ventilation)
Notarzt: Notfallkoniotomie
Notfallsituation: Atemwegsmanagement 1: AW sichern
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
26
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Absaugen
• Absaugen dient der Entfernung von Flüssigkeiten und Sekreten aus den Atemwegen.
• Eigenschutz vor Kontamination / Arbeitssicherheit: persönlicher Schutzausrüstung (z.B. Schutzbrille)
und Handschuhen und Mundschutz zu treffen.
• Zur Abmessung der Katheterlänge beim Einführen gelten folgende Größenordnungen:
Oropharyngeales
Absaugen
Abmessung der Katheterlänge anhand der Distanz von Ohrläppchen zum
Mundwinkel des Patienten
Nasopharyngeales
Absaugen
Abmessung der Katheterlänge anhand der Distanz von Ohrläppchen zur
Nasenspitze des Patienten
Endotracheales Absaugen
Sehr vorsichtiges Einführen bis sich ein Widerstand bietet (meist
bronchiale Bifurkationen), dann Beginn des Absaugens unter Rückzug
• Absaugkatheter ohne Sog einführen und unter leichter Bewegung langsam unter Sog zurückziehen.
• Zur Steuerung des Sogs und Vermeidung von Ansaugen sollten Absaugunterbrecher (sog. „Fingertips“)
genutzt werden.
• Bei nasalem Einführen Gleitmittel verwenden; in der unteren Nasenmuschel den Nasenraum zu passieren
(90° zur Körperachse), um Verletzungen zu vermeiden.
• Endotracheales Absaugen kann durch eingebrachte Atemwegssicherungen (Endotrachealtubus,
Trachealkanüle) erfolgen. Eine Dislokation der eingebrachten Atemwegssicherungen ist zu vermeiden und
nach dem Absaugen zu kontrollieren.
• so steril wie möglich erfolgen unter Verwendung von sterilen Handschuhen und sterilem Absaugkatheter.
• Zur Reduktion von Hypoxiezuständen vorher mit einem FiO2 von 100% präoxygenieren.
• Zum Schutz vor absaugbedingter Hypoxie muss ggf. zwischenbeatmet werden.
• Gefahren beim Absaugen:
 Bradykardie durch Reizung der vagalen Geflechte im Rachenraum bei oralem oder nasalem
Zugangsweg
 Würgereiz und ggf. Erbrechen insbesondere bei oralem Absaugen
 Verletzungen der Mund- oder Nasenschleimhaut mit Blutungen
 Auftreten eines Laryngospasmus durch Manipulation mit dem Absaugkatheter im Bereich des Larynx
 Infektionsgefahr durch Keimverschleppung bei endotrachealem Absaugen
 Verletzungen der Tracheobronchialschleimhaut mit Blutungen
 Dislokation der Atemwegssicherung
 Absaugbedingte Hypoxiezustände durch langes Absaugen
 Infektionsgefahr für das Personal beim Umgang mit Sekreten
• Kontraindikation:
 Bei V.a. Schädel-Hirn-Trauma und bei Gesichtsschädeltrauma darf aufgrund der möglichen
intrakraniellen Dislokation des Absaugkatheters keine nasale Absaugung erfolgen.
• Hinweis:
Über supraglottische Atemwegssicherungen sollte nicht endotracheal abgesaugt werden, da diese
Atemwegssicherungen nicht endotracheal eingebracht sind und daher der Weg des Absaugkatheters nicht
zwingend die Trachea erreicht. Durch Versuche kann es zu Blutungen und Verletzungen des
Kehlkopfeinganges kommen sowie ein Laryngospasmus provoziert werden.
Invasive Maßnahme: Atemwegsmanagement 2: Absaugen
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
27
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Anaphylaxie
(inkl. intramuskuläre Injektion)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Anaphylaxie /anaphylaktische/ allergische Reaktion:
• Leitsymptom: (alle Schweregrade): Hautsymptome (Juckreiz, Quaddeln,
Rötung, Angioödem, Flush) + Abdominelle Beschwerden
• Ab Schweregrad 2: Kreislaufreaktion (C-Problem), RR-Abfall, HF-Anstieg ,
kühle, feuchte Haut
• A- Probleme: Schwellung, Heiserkeit, Stridor, erschwertes Sprechen
• B-Problem: Tachypnoe, Erschöpfung, Bronchospasmus, Zyanose, SpO 2 <92%
• D-Symptome: Vigilanzminderung, Schläfrigkeit, Verwirrtheit
O 2-Gabe: Zielwert SPO 2  90 %
 Fortlaufend Monitoring und Reassessment!
Kreislaufreaktion, die Schweregrad 2 definiert?
= Anstieg der HF>20/Minute und/ oder = Abfall des RR um 20mmHgüber den
Normalwert (altersabhängig!)
NEIN
•
•
•
•
JA
Erstmaßnahme: Adrenalin intramuskulär!
25G-Kanüle - ausreichend tief (nicht subkutan!)
Injektionsort: mittleres Drittel des seitlichen
Oberschenkels (gedachtes Feld zwischen
Bügelfalte und Hosennaht)
NEF nachfordern!
(Schweres Allergisches
Ereignis ist gelistet im
NAIK)  S.5
periphervenöser Zugang + Infusion (VEL) 20ml/kgKG, Erwachsene 500-1000ml
Clemastin i.v. (Kinder<1J Einmaldosis 0,03mg/kg KG Erwachsene: 2mg i.v.)
Glucocorticoid applizieren: Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen – sonst Prednisolon i.v.
Ranitidin i.v. ab Schweregrad 3 (Schock)
Exspiratorischer Stridor?
• Salbutamol vernebeln
Inspiratorischer Stridor?
• Adrenalin vernebeln
Weiterhin Hypotonie?
• Volumentherapie nach 5min wiederholen
Kinder: 20ml/kgKG, Erw: 500-1000ml i.v.
• ggf. Adrenalin i.m. wiederholen
Notarzt-Maßnahmen
• ggf. weitere Medikamente nach Bedarf , ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung
Kliniktransport, ggf. nach Rendezvous mit Notarzt, und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Anaphylaxie
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
28
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Hypoglykämie
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten und BZ-Messung ergibt die Arbeitsdiagnose Hypoglykämie mit
Bewusstseinsstörung:
• erhebliches D-Problem: Bewusstseinsstörung bis tiefes Koma, Desorientiertheit,
neurologische Defizite z.B. auch Halbseitenlähmung, Krampfanfall, psychiatrische
Auffälligkeiten, motorische Unruhe, Zittern
• Kaltschweissigkeit
Schweres Bewusstseinsstörung ist gelistet im NAIK  S.5
im Zweifel und bei Problemen  NEF nachfordern!
BZ-Wert <60mg/dl
NEIN
JA
•
•
•
•
Hinweise für andere Arbeitshypothese suchen,
sonst symptomorientierte Therapie
periphervenöser Zugang + Infusion (VEL) + Rücklaufprobe
Glucose i.v. geben
Erwachsene und Kinder> 6 Jahre/20 kg: 10g Glucose i.v. (50ml Glucose 20%)
Kinder<6 Jahre/20 kg: 0,5g Glucose/kg KG i.v.
BZ-Kontrollen alle 3 Minuten
i.v.-Zugang erneut kontrollieren
Ansprache / Vigilanzkontrollen
Patient ist reorientiert
und kooperativ?
JA
NEIN
BZ-Wert <80mg/dl
Glucose i.v. wiederholen
Wiederholungsdosis
= Erstdosis
Glucose-Gabe oral
Pat. dazu anhalten,
glucosehaltige Getränke
und kohlenhydratreiche
Mahlzeiten essen.
Behandlungsgrundsätze:
• Glucose streng intravenös, da
gewebetoxisch
• Wache Patienten können u. sollen
Glucose(haltige Getränke) erhalten
u. kohlenhydratreiche Mahlzeiten
essen
• Glucose40% kann während der
Venensuche buccal gegeben
werden (da sterile Flüssigkeit ist
Gefahr bei Aspiration nicht zu
befürchten)
• Ab einem BZ  120mg/dl ist eine
weitere Glucosegabe nicht mehr
sinnvoll, egal wie die GCS ist.
• Vorsicht! Hypoglykämie kann je
nach Ursache schnell rezidivieren!
Regelmäßige Verlaufskontrollen und Transport in das Krankenhaus
Bei Transportverweigerung eines wachen und reorientierten Patienten kann alternativ der
Arztkontakt durch Übergabe an den Hausarzt oder KV-Notdienst hergestellt werden.
Notfallsituation: Hypoglykämie
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
29
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Andauernder generalisierter Krampfanfall
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER
(Fremdanamnese), Untersuchung u. Vitalwerte ergibt die Verdachtsdiagnose
Andauernder generalisierter Krampfanfall
• Tonisch klonischer Krampf (noch oder wieder bestehend) in Anwesenheit des
Rettungsteams
• Bewusstseinstrübung
• Zungenbiss
• Urinabgang
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Generalisierter Krampfanfall ist gelistet im NAIK)  S.5
Patient krampft weiterhin oder erneut
JA
NEIN
Therapie nach Befund
Bei Erstereignis in Klinik mit
Abteilung für Neurologie anmelden.
Schutz vor Verletzungen
O 2-Gabe: Zielwert SPO 2  90 %
Antikonvulsive Therapie:
Midazolam intranasal über MAD geben!
(wichtig! Konzentration 1ml = 5mg)
• Erw.u. Kinder> 30 kg: 10mg i.n. 2*1ml
• Kinder 20-30kg:
7,5mg i.n.  2*0,8ml
• Kinder 10-20kg:
5mg i.n.  1*1ml
• Kinder<10kg:
2,5mg i.n.  1*0,5ml
Erweitertes Monitoring:
 BZ-Messung
 Temperaturmessung
BZ < 60mg
T°C  38,5°c
Alternativen zur MAD
wenn intranasale Gabe nicht möglich
(z.B. bei Nasenbluten)
1. Bukkale Gabe von Midazolam:
• 3 Monate bis <1 Jahr:2,5mg  0,5ml
• 1-<5 Jahre:
5mg  1,0ml
• 5-<10 Jahre:
7,5mg  1,5ml
• Ab 10Jahren:
10mg  2,0ml
2. i.v.-Zugang vorhanden
• Erw.: Einzeldosis 5mg Midazolam i.v.
zusätzlich EVM wie im Algorithmus Hypoglykämie
(Bei Kindern) Arbeitshypothese Fieberkrampf
Temperatursenkung, auch wenn Krampfanfall bereits beendet ist
Paracetamol rektal
Kinder < 6 Monate:
75mg rektal
Kinder 6 Monate-2 Jahre: 125mg rektal
Kinder 2-8 Jahre:
250mg rektal
Kinder > 8Jahre:
500mg rektal
Wadenwickel  bei Kontraindikationen gegen Paracetamol
oder zusätzlich (geht schnell u. ist untoxisch)
Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Andauernder
Krampfanfall
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
30
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Starker Schmerz [SOP für Notfallsanitäter]
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt: Akuter Starker Schmerz (NAS  6) aufgrund verschiedener
Ursachen
Standardvorgehen nach Krankheitsbild /
Verletzungsmuster
Vitalbedrohliche Zustände sind vorrangig
vor einer Analgesie zu behandeln!
Nichtmedikamentöse analgetische
Maßnahmen wie
Freundlicher Zuspruch
Lokale Kühlung
Lagerung und Immobilisation
sind
• bereits ausgeschöpft,
• nicht ausreichend oder
• nicht sinnvoll anwendbar:
weiterhin akuter starker Schmerz (NAS  6)
Behandlungspfad nach
Schmerzart / Ursache wählen
Schmerz alle Ursachen
bei Kindern <40kg
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?
Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Akuter starker Schmerzzustand ist
gelistet im NAIK)  S.5
• Aufklärung und Einwilligungspflicht u.
Kontraindikationen besonders beachten!
• Behandlungsziel: Schmerzreduktion auf
ca.50%, keine zwingende Schmerzfreiheit
• Nutzen und Nebenwirkungen abwägen
(abnehmender Atemantrieb bei fehlendem
Schmerzreiz, Kreislaufdepression)
 Beginn der Analgesie mit Paracetamol
Bauch u. Flankenschmerz, v.a.
Sonderform Kolikartiger Schmerz
Thoraxschmerz bei der
Verdachtsdiagnose ACS
muskuloskelettaler Schmerz
z.B. nach einem Trauma
Therapie nach Befund
Vitalfunktionen überwachen
Notarzt auf Anfahrt kontaktieren
 Medikation mit Metamizol – bei kolikartigem
Schmerz Kombination mit Butylscopolamin
 Dosiserhöhung auf 500mg
Acetylsalicylsäure i.v.
 Fraktionierte Gabe von Esketamin [NotSan]
NEIN
Symptome ausreichend
gebessert? d.h. NAS < 6,
Pat kann umgelagert werden
JA
Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation: Starker Schmerz
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
31
Bevorstehende Geburt
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Ausgangssituation: Bevorstehende Geburt  zügiger Transport in den Kreißsaal
• Wehentätigkeit > 2 Minuten
• Vorzeitiger Blasensprung + Wehen
Erscheint Transport in den Kreißsaal noch möglich?
NEIN
JA
Gedanklich den Wechsel In s Flussschema
Einsetzende Geburt vordenken, parallel eiligen
Transport vorbereiten!
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?
 NEF nachfordern ! (einsetzende
Geburt ist gelistet im NAIK S.5)
Dagegen: Einsetzende Geburt
• Regelmäßige Wehen < 2 Min
• Presswehen, Pressdrang
• Abdominelle Schmerzen
• Vorangehender Kindsteil in der
Vulva sichtbar
• Klaffen des Anus
• Ggf. Blutung, Blutabgang
• Ggf. Flüssigkeitsabgang,
Blasensprung
 dann eher Geburt vor Ort
• Mutterpass einsehen und mitnehmen
Mutterpass-Informationen
• Placenta praevia
Kindslage im Mutterpass nach-schauen:
• BEL (Beckenendlage)
• QL (Querlage)
• S (Steißlage)
 KEINE Geburt vor Ort
• SL (Schädellage)
 Geburt vor Ort möglich
Kontraindikationen
für außerklinische
Geburt?
NEIN
JA
Wechsel ins
Flussschema
Einsetzende Geburt
• Versorgung nach
rettungsdienstlichem Standard
• Mutterpass einsehen und
mitnehmen
• Geburtshilfliche
Notfallanamnese
• Lagerung in bequemer Position
aber:
• Bei vorzeitigem Blasensprung
ausschließlich liegende Position,
zur Vermeidung des VenaCava-Kompressionssyndroms
linksgeneigte Lagerung
SAMPLER-Anamnese +
Geburtshilfliche
Notfallanamnese
• Anzahl der vorausgegangenen
Schwangerschaften und
Geburten
• Schwangerschaftsverlauf
• Zeitgerechte + normale
Entwicklung des Kindes
• Geburthilfliche Symptomatik
(Schmerzen, Blutung,
Wehentätigkeit, (vorzeitiger)
Blasensprung, Fruchtwasserfarbe, Schwangerschaftskomplikationen)
• Geburtsmodus (Spontangeburt,
Kaiserschnitt, …)
vorangegangener Geburten
• Komplikationen
vorangegangener Geburten
• Geburtshilfliche/gynäkologische
Voroperationen
• Informationen aus dem
Mutterpass
Transport in nächstgelegenen Kreißsaal
Notfallsituation: Geburt 1
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
32
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Einsetzende Geburt - Geburt vor Ort
Ausgangssituation: einsetzende Geburt
• Regelmäßige Wehen <2Minuten
• Presswehen, Pressdrang
• Abdominelle Schmerzen
• Vorangehender Kindsteil in der Vulva sichtbar
• Klaffen des Anus
• Ggf. Blutung, Blutabgang
• Ggf. Flüssigkeitsabgang, Blasensprung
Dagegen: Bevorstehende
Geburt
• Wehentätigkeit > 2 Minuten
• Vorzeitiger Blasensprung +
Wehen
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?  NEF nachfordern !
(einsetzende bzw. stattgefundene Geburt sind gelistet im NAIK  S.5)
Geburtshilfliche Basismaßnahmen:
• Ruhige Umgebung schaffen
• Ausreichende Raumtemperatur sicherstellen
• Gebärende und Partner beruhigen
• Gebärende nicht mehr laufen lassen
• Lagerung in bequemer Position
Vorsicht: Vena-Cava-Kompressionssyndrom
► Lagerung in Linksseitenlage anstreben
Geburtsvorbereitende Maßnahmen:
• Abnabelungsintrumentarium bereitlegen
(2 Nabelklemmen, 1 Schere; sterile Unterlage,
Sterile Kompressen)
Geburtsfortschritt beobachten
NICHT EINGREIFEN!
Geburt des führenden Kindsteils (meist Kopf!)
NICHT AM KIND ZIEHEN!
Geburt des kindlichen Körpers
NICHT AM KIND ZIEHEN!
Abnabeln
Neugeborenenversorgung
Transport in nächstgelegenen Kreißsaal
Transport
• Mutter und Kind und ggf. Plazenta in die
nächstgelegenen Geburtsklinik transportieren
• Geburt der Plazenta nicht abwarten!
Kontraindikationen laut Mutterpass:
• Placenta praevia
Kindslage im Mutterpass nachschauen:
• BEL (Beckenendlage)
• QL (Querlage)
• S (Steißlage)
 KEINE Geburt vor Ort
• SL (Schädellage)
 Geburt vor Ort möglich
Geburt des führenden Kindsteils
• Dammschutz und Führung bei Durchgleiten
des Kopfes
• Nach Entwicklung des Kopfes sofortiger
Ausschluss einer Umschlingung der
Nabelschnur um den Kopf
Geburt des kindlichen Körpers
• Entwicklung der Schultern:
Vordere Schulter unter Senkung des
Kopfes entwickeln, bis Oberarmmitte
sichtbar
Kopf ohne Zug anheben und hintere
Schulter entwickeln
Abnabelung: Frühestens nach 1 Minute
• Ca. 20cm vom Kind entfernt zwei Klemmen
im Abstand von 3 cm setzen und zwischen
den Klemmen durchtrennen
• Abtrocknen und Wärmeerhalt
• Uhrzeit notieren (Abnabelungszeit =
Geburtszeit); APGAR n. 1, 5 u. 10 min
Notfallsituation: Geburt 2
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
33
Erstversorgung Neugeborenes
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Ausgangssituation: stattgefundene Geburt im Rettungsdienst
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?  NEF nachfordern !
(einsetzende bzw. stattgefundene Geburt sind gelistet im NAIK  S.5)
Trocknen des Kindes, Feuchte Tücher entfernen und Warmhalten
Uhrzeit notieren und Uhr starten
Beurteilung von Muskeltonus, Atmung und Herzfrequenz (z.B. APGAR)
60s
Schnappatmung oder fehlende Atmung oder
Herzfrequenz <100/Minute
Vitales Kind
Wärmeerhalt
Kontinuierliche
Überwachung
Transport
NEIN
Öffnen der Atemwege
5 initiale Beatmungen
EKG und SpO2-Messung erwägen
Erneute Beurteilung! Wenn Herzfrequenz nicht ansteigt,
Kontrolle: hebt sich der Thorax unter Beatmung?
JA
• Repositionierung des Kopfes
• Doppel-C-Griff/ 2-Hände-Esmarch-Handgriff und
Atemwegshilfe erwägen
• 5 Beatmungen wiederholen
• EKG und SpO2-Messung erwägen
NEIN
Erneute Beurteilung!
Kontrolle: feststellbarer Puls oder HF > 60/Minute
JA
• Beginn mit CPR – Verhältnis 3:1
• 3 Thoraxkompressionen : 1
Beatmung
• Zugang und Medikamente erwägen
• Fortsetzung der Beatmung bis
Herzfrequenz >100/Minute
und Atmung suffizient
Alle 30 Sekunden Reevaluieren der Herzfrequenz (Puls? HF>60/min?)
Überprüfe in jeder Phase des Einsatzes kritisch:
• Ausreichender Wärmeerhalt ?
• weitere Hilfe erforderlich? (z.B. Notarzt, Baby-Notarzt, Hebamme,…)
Notfallsituation: Neugeborenenversorgung 1
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
34
Informationen Neugeborenenversorgung
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Beurteilung nach dem APGAR-Schema
Kriterium
0 Punkte
1 Punkt
2Punkte
Atmung
keine
unregelmäßig,
flach
regelmäßig, Kind
schreit
Puls
kein
<100/Minute
>100/Minute
schlaff
träge Bewegungen
aktive
Bewegungen
blass, blass-grau
Körper rosig,
Extremitäten blau
vollständig rosig
keine
grimassieren
Husten, Niesen
oder Schreien
Grundtonus
Aussehen
Reflexe bei
Stimulation
Erheben und dokumentieren nach 1, 5 und 10 Minuten!
Akzeptable SpO2-Werte „präduktal“ (d.h. gemessen an rechtem Arm/ rechter Hand)
Zeit
S pO 2
2 Minuten
60%
3 Minuten
70%
4 Minuten
80%
5 Minuten
85%
10 Minuten
90%
Notfallsituation: Neugeborenenversorgung 2
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
35
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Spannungspneumothorax (inkl. Entlastungspunktion)
Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u.
Vitalwerten ergibt Verdacht auf symptomatischen Pneumothorax
• Leitsymptom des Pneumothorax ist ein B-Problem: Tachypnoe u. akute
Dyspnoe
• Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch
• Zeichen für kritisches B-Problem: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, S PO 2
<90 %
• Mögliche weitere Symptome: Thoraxschmerz, Hautemphysem
• Pneumothorax ist im Kontext der Anamnese u. ggf. Unfallmechanismus
plausibel
Ist ein NEF zum Einsatz disponiert?
Wenn nicht  NEF nachfordern!
(Akute ausgeprägte oder zunehmende Atemnot
ist gelistet im NAIK)  S.5
• Normale Atemfrequenz,
• vorhandenes Atemgeräusch
• u. fehlender Thoraxschmerz
machen einen Pneumothorax
sehr unwahrscheinlich!
Hinweise auf parallele Kreislaufproblematik?
(=kritisches C-Problem)
Tachykardie, Hypotonie/ Schock?
Evtl. Halsvenenstauung?
Verdacht auf Pneumothorax
und kritisches B-Problem
und kritisches C-Problem

neue Arbeitsdiagnose:
V.a. Spannungspneumothorax
Thoraxentlastungspunktion
• Großlumige Kanüle
• 2.-3.ICR Medioclavikularlinie
• Risiken: Verletzung von Nerven, Gefäßen und Organen!
Besserung der Symptome?
SpO2-Anstieg? Besserung der Dyspnoe?
Hämodynamische Stabilisierung?
NEIN
Thoraxentlastungspunktion
maximal einmal wiederholen,
Danach symptomorientierte
Behandlung
JA
Notarzt-Maßnahmen
• z.B. Anlage einer Thoraxdrainage, Narkose, Intubation, invasive Beatmung, Gabe von
Notfallmedikamenten nach Bedarf, Entscheidung über weitere rettungsdienstliche Versorgung
Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM
Notfallsituation:
Spannungspneumothorax
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
36
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Intraossärer Zugang
Ausgangssituation:
Reanimation:
i.v.-Zugang nicht zeitgerecht möglich
Vitale Bedrohung: i.v.-Zugang nicht zeitgerecht möglich (sehr strenge Indikationsstellung)
Punktionsort aufsuchen
 Proximale Tibia
 Distale Tibia (Erwachsene)
 Humeruskopf (Erwachsene + Jugendliche)
 Distaler Femur (Kinder)
 Die Auswahl erfolgt aufgrund von Indikation und
einsatztaktischen Überlegungen und Zugänglichkeit
des Punktionsortes!
Desinfektion der Punktionsstelle
Einwirkzeit des Hautdesinfektionsmittels beachten!
Vorbereitung und Auswahl der Punktionsnadel
Hygieneplan Rettungsdienst!
Herstellerangaben beachten!
Punktions-/Bohrvorgang
Patient tief bewusstlos?
Reanimation?
Kontraindikationen:
• Infektion im Punktionsbereich
• Prothese im Punktionsbereich
• Vorausgegangene Punktion am
gleichen Röhrenknochen innerhalb
48 Stunden
JA
NEIN
Lokalanästhesie erforderlich!
mit Lidocain lgs. über 1 min i.o., 2min abwarten
Keine Lokalanästhesie
Das Spreizen der
Knochenbälkchen durch eine
i.o.-Injektion ist für den wachen
Patienten extrem schmerzhaft!
Schnelles Freispülen (Bolusgabe) mit
• 5-10ml kristalloider Lösung (Erwachsene)
• 2-5ml kristalloider Lösung (Kinder)
Gilt auch und v.a. für die (erste)
Intraossär-Injektion des
Lokalanästhetikums!
• Medikamentengabe
• Infusionstherapie, meist als Druckinfusion
• Fortsetzung der Standardtherapie
 Langsam spritzen,
Lokalanästhesiewirkung
abwarten
Invasive Maßnahme: Intraossärzugang
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
37
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Achsengerechtes Stellen
• Alle Extremitäten eines Verunfallten sollten orientierend untersucht werden.
• Fehlgestellte Extremitätenverletzungen sollen untersucht werden nach den Kriterien
 Durchblutung
 Motorik (Bewegung distal möglich – keine ausladenden Bewegungen)
 Sensibilität
Die Ergebnisse immer dokumentieren!
• Ruhigstellung: Eine auch nur vermutlich verletzte Extremität sollte vor grober
Bewegung oder dem Transport des Patienten ruhiggestellt werden.
• Achsengerechtes Stellen: Grob dislozierte Frakturen und Luxationen sollten, wenn
möglich, und insbesondere bei begleitender Ischämie der betroffenen Extremität/langer
Rettungszeit präklinisch achsengerecht gestellt werden.
Bei Fehlstellungen ist IMMER eine Indikation zum achsengerechten Stellen gegeben,
wenn die Durchblutung distal gestört ist. Zur Beurteilung kann auch das Pulsoxymeter
herangezogen werden.
• Weitere Indikationen zum frühzeitigen achsengerechten Stellen sind:
 Unmöglichkeit des Transportes durch Fehlstellungen
 Extreme Schmerzen (Schmerzlinderung durch achsengerechte Stellung)
 Sprunggelenk-Luxationsfrakturen (zur Vermeidung von Folgeschäden)
Bei den häufigen dislozierten Sprunggelenksfrakturen mit einer offensichtlichen
Fehlstellung des Gelenkes sollte die achsengerechte Stellung noch am Unfallort
erfolgen. Unter ausreichender Analgesie kann durch kontrollierten und
kontinuierlichen Längszug mit beiden Händen an Kalkaneus und Fußrücken eine
annähernd achsgerechte Stellung erreicht werden, welche dann entsprechend
ruhiggestellt wird.
 Patella-Luxationen (passives Strecken des betroffenes Beines)
• Achsengerechtes Stellen soll immer unter Längszug erfolgen; als Widerlager dient
dabei das Körpergewicht des Patienten.
• Eine Analgesie soll beim achsengerechten Stellen erfolgen, vorzugsweise mit
Esketamin
• Verkürzte Frakturen langer Röhrenknochen (insbesondere Femurschaftfrakturen) sollen
unter Längszug immobilisiert werden.
• Dabei sollen bei Frakturen benachbarte Gelenke ebenfalls immobilisiert werden, um
Gelenkübergreifende Muskelverläufen gerecht zu werden. Daher kann ggf. eine
Komplettimmobilisation erforderlich werden.
• Nach dem achsengerechtem Stellen muss eine erneute Kontrolle und Dokumentation
erfolgen auf
 Durchblutung
 Motorik
 Sensibilität.
• Die Befunde bezüglich Durchblutung, Motorik und Sensibilität sind zu dokumentieren.
• Extremität anschließend immobilisieren
Maßnahme: achsengerechtes Stellen
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
38
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Immobilisation I:
• Immobilisation wird nicht obligat und immer gleich durchgeführt!
• gezielt körperlich untersuchen inkl. Wirbelsäule und mit ihr verbundene Funktionen
• Bei bewusstlosen Patienten bis zum Beweis des Gegenteils vom Vorliegen einer
Wirbelsäulenverletzung ausgehen.
• Beim Fehlen folgender 5 Kriterien ist davon auszugehen, dass keine instabile
Wirbelsäulenverletzung vorliegt:
 Bewusstseinsstörung
 neurologisches Defizit
 Wirbelsäulenschmerzen oder Muskelhartspann
 Intoxikation
 Überlagerndes Extremitätentrauma
• Akutschmerz m Wirbelsäulenbereich nach Trauma =Hinweis auf Wirbelsäulenverletzung
Technische Rettung und Zeitpunkt der Immobilisation
• Die Halswirbelsäule soll vor der eigentlichen technischen Rettung immobilisiert werden.
• Bei akuter Lebensbedrohung (z. B. Feuer/Explosionsgefahr), die nur durch sofortige
Rettung aus dem Gefahrenbereich beseitigt werden kann, soll auch bei Verdacht auf
eine Wirbelsäulenverletzung die sofortige und unmittelbare Rettung aus dem
Gefahrenbereich erfolgen- ggf. auch unter Vernachlässigung von Vorsichtsmaßnahmen
für den Verletzten wie Immobilisation
Hilfsmittel zur Immobilisation:
HWS-Orthese
Kopffixiersysteme
Schaufeltrage/ Spineboard
Vakuummatratze
Wirbelsäulenwesten-Systeme (z.B. Kendrick-Extrication-Device)
HWS-Immobilisation
• Die Anlage einer HWS-Orthese soll nach korrekter Abmessung erfolgen!
• HWS-Orthesen alleine bieten keinen ausreichenden Immobilisationseffekt!
• Starre HWS-Orthesen können bei Schädel-Hirn-Trauma mit Anzeichen für Hirndruck eine
Hirndrucksteigerung bewirken! Daher ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine HWS-Orthese
angelegt werden muss, oder eine andere Immobilisation z.B. im Kopf-Fixier-System
möglich ist.
• Bei der technischen Rettung eines Patienten sollte auf Grund der z. T. erheblichen
Manipulation am Patienten zusätzlich zur manuellen Inline-Immobilisation eine
Zervikalstütze angelegt werden.
Vakuummatratze
• Die Vakuummatratze bietet bei korrekter Anformung die beste Immobilisation!
• Zeitunkritische Patienten sollten in der Vakuummatratze immobilisiert werden! (z.B.
Schenkelhalsfraktur)
• Eine Umlagerung mittels Schaufeltrage sollte schonend durchgeführt werden.
• Eine Stauchung der Wirbelsäule durch Verkürzung der Vakuummatratze beim Absaugen
ist zwingend zu vermeiden (Füße und Kopf müssen sich frei in Längsrichtung
verschieben können!)
• Zwischen den Beinen sollte eine Polsterung erfolgen, es sei denn, es liegt der V.a. eine
Beckenringfraktur mit Aufhebung der Beckenringstabilität („open-book-Fraktur“) vor. In
diesem Fall wird eine Innenrotation in Kombination mit der Beckenschlinge angestrebt.
Maßnahme: Immobilisation 1
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0; (s.a.
NEXUS-Kriterien, S3-Leitline Polytrauma)
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
39
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Immobilisation 2
Schaufeltrage:
• Die Länge der Schaufeltrage muss abgemessen werden!
• Beim Unterbringen wird zum Schließen der Schaufeltrage zunächst die Kopfverriegelung geschlossen und
als zweites die Fußverriegelung!
• Beim Entfernen der Schaufeltrage nach dem Umlagern wird zunächst die Fußverriegelung geöffnet und
als letztes die Kopfverriegelung! (Kopfverriegelung als erstes und bis zuletzt)
Spineboard
• Das Spineboard ist zur schnellen Rettung ein sehr geeignetes Mittel.
• Kritisch verletzte Patienten können auf dem Spineboard gut immobilisiert werden!
• Kritisch verletzte Patienten sollen bei bestehender zügiger Transportindikation nicht erneut umgelagert
werden, sondern auf dem Spineboard transportiert werden.
• Das Spineboard ist nicht zum Transport unkritischer Patienten über längere Transportwege geeignet!
Wirbelsäulenwesten-Systeme (z.B. Kendrick-Extrication-Device)
• Wirbelsäulenwesten-Systeme sind geeignet zur Immobilisation sitzender Patienten in unkritischen
Zustand, da die Anlage zeitintensiv ist.
• Wirbelsäulenwesten-Systeme können zur Rettung aus Schachtanlage eingesetzt werden, z.B. in
Kombination mit einem Hebegeschirren (z.B. Rollgliss).
Besonderheiten Kinder
• Bei Kindern ist die Größe des Kopfes im Vergleich zum Rumpf zu bedenken und eine Flexion der HWS
durch geeignete Lagerungshilfen zu vermeiden.
Nach achsengerechten Stellen ist eine Immobilisation der Extremitäten
durchzuführen!
• Diese kann mit geeignete Immobilisationsmittel durchgeführt werden, die das
Rettungsfachpersonal situativ ausgewählt. Entscheidungshilfe:
Vakuumschiene
Abnorme Stellung
Knie, Unterschenkel, Fußverletzungen
Anformung oft schwierig
Luftkammer
-schiene
Obere Extremität außer schultergelenksnah
Knie, Unterschenkel, Fußverletzungen
Beachte Gewebedruck
Alu-Polsterschienen
Hand, Handgelenksverletzungen,
Unterarmverletzungen, Ellenbogenverletzungen,
Fußverletzungen, Sprunggelenksverletzungen
Anformung individuell erforderlich
Ausreichende Fixierung und Stützung
durch Verbandmaterial
Traktionsschiene
Fehlgestellte, verkürzte Frakturen langer
Röhrenknochen
Für Femur gut geeignet
Für Humerus möglich
Nicht bei Beckenfrakturen, OSGFrakturen, Kniegelenksfrakturen
Vorsicht bei Mehrfachverletzungen, da
oftmals Kontraindikationen vorliegen
Vakuummatratze
Oberschenkelfrakturen, Schulterverletzungen
Maßnahme: Immobilisation 2
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
40
Ganzkörperimmobilisation bei stumpfem Trauma
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Ausgangssituation: Stumpfes Trauma
Standarduntersuchung und -therapie
Reduzierte Vigilanz? GCS <15
JA
NEIN
Schmerzen an der Wirbelsäule?
Wirbelsäulendruckschmerz?
Neurologische Ausfälle?
Fehlstellung der Wirbelsäule?
JA
NEIN
Unfallmechanismus lässt Wirbelsäulen verletzung
vermuten?
JA
NEIN
Hinweise für Drogen?
Überlagernde schwere Verletzungen?
Unfähigkeit zur Kommunikation?
JA
NEIN
Immobilisation
KEINE Immobilisation erforderlich!
Transport in der Zielklinik – Übergabe - Dokumentation
Ganzkörperimmobilisation bei penetrierendem Trauma
Ausgangssituation: Penetrierendes Trauma
Standarduntersuchung und -therapie
NEIN
Neurologisches Defizit?
KEINE Immobilisation erforderlich!
JA
Suche nach lebensbedrohlichen
Verletzungen bei penetrierendem
Trauma!
Lebensbedrohliche Probleme
haben Vorrang!
Immobilisation
Transport in der Zielklinik – Übergabe - Dokumentation
Maßnahme: Immobilisation bei
stumfem/penetrierendem Trauma
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
41
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Äußere Kompression mit Beckenschlinge / Beckengurt
Beckenschlingen/Beckengurte werden zur äußeren Kompression des Beckens
eingesetzt, um bei schweren Beckentraumata Blutungen bis zur endgültigen Versorgung
im Krankenhaus positiv zu beeinflussen.
• Indikation für Beckenschlinge/-gurt – nach dem Unfallmechanismus, z.B.:
 Hochrasanztrauma
 Seitenaufpralltrauma
 Sturz aus einer Höhe >3m
 Sturz vom Pferd
 Anpralltrauma, z.B. Fußgänger – PKW, Fußgänger – LKW, Fahrradfahrer – PKW
 Überrolltrauma
 Lastenfall auf das Becken
• Indikation für Beckenschlinge/-gurt – nach Untersuchungsbefund, z.B.:
 Inspektion (z.B. Prellmarken, Hämatome, Deformitäten, …)
 Schmerz
 Palpation (SOS – Seitenbelastung – Oben (Belastung sagittal) – Symphyse –
Kontrolle auf Symphysensprengung)
 Die Palpation soll vorsichtig erfolgen und bei ersten klinischen Hinweisen
abgebrochen werden!
 Finden sich bereits vor der Palpation ausreichende Hinweise auf ein
relevantes Beckentrauma, sollte auf eine Palpation verzichtet werden und eine
Beckenschlinge/Beckengurt angelegt werden.
• Im Zweifel sollte eine Beckenschlinge/Beckengurt angelegt werden.
• keine Indikation für Beckenschlinge/-gurt :
• Finden sich neben dem Unfallmechanismus keine weiteren Hinweise auf ein
relevantes Beckentrauma, z.B. stehender und gehender Patient nach Sturz aus
einer Höhe >3m, ist eine Beckenschlinge/Beckengurt nicht erforderlich.
• Die Beckenschlinge soll nur bei Beckentrauma eingesetzt werden und nicht bei
Femurtraumata, insbesondere nicht bei isolierten hüftgelenksnahen
Femurfrakturen ohne Hinweise auf begleitendes Beckentrauma (z.B. V.a.
Oberschenkelhalsfraktur).
• Herstellerangaben sind zu beachten.
• Eine Innenrotation der Beine im Hüftgelenk z.B. durch Verwendung einer
Manschette auf Höhe der Knie und entsprechende Lagerung kann ggf. den Effekt der
Beckenschließung unterstützen.
Maßnahme: Beckenschlinge / -gurt
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
42
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Anwendung eines Thoraxkompressionsgerätes
Ausgangssituation: Laufende Erwachsenenreanimation nach den
gültigen Leitlinien des ERC
• KEINE Transporte unter laufender Reanimation zur Verlagerung der
Therapieabbruchentscheidung in die Kliniken, außer bei besonderer Begründbarkeit!
• Die Kriterien zum Reanimationsabbruch sind unabhängig vom Vorhandensein
Einsatz von Unterstützungssystemen zu bewerten!
Protrahierte Reanimation
zur Behebung reversibler Ursachen sinnvoll?
NEIN
JA
• Indikation zum Transport in die Klinik
unter laufender Reanimation?
• Sicherheit des Personals /Suffiziente
CPR nicht sichergestellt?
JA
Verwendung eines
Thoraxkompressionsgerätes
und Transport erwägen
NEIN
KEINE Verwendung
eines Thoraxkompressionsgerätes
Die Anwendung erfordert intensives Teamtraining
inklusive regelmäßiger, jährlicher Wiederholungen!
 maximal 5-10 Sekunden bedingte „No-flow“-Zeiten durch
Anbau
 Verzögerte Defibrillationen sind zu vermeiden!
 Auch unter Einsatz von Thoraxkompressionsgeräten wird
nach universellem Behandlungsalgorithmus ALS
reanimiert!
Klar benennen können, z.B.
• Lyse bei hochgradigem Verdacht auf
Lungenembolie,
• Intoxikation
• Hypothermie
Indikationsstellung zum Transport
unter CPR sehr kritisch prüfen!
Beobachteter Kollaps
Durchlaufend suffiziente
Thoraxkompressionen
EtCO2-Werte >10mmHg
Anhaltend defibrillierbare Rhythmen
Hochgradiger V.a. erfolg-reich
behandelbare Ursache
Wenig Komorbiditäten
Zügiges Erreichen erfolgsversprechender Therapien möglich
(<1h nach Kollaps)
Sicherheit nicht gewährleistet
• z.B. Transport im fahrenden RTW
unter Reanimation oder
• räumlich extreme Enge (z.B. im
Treppenhaus, …)
Bei Erwachen des Patienten unter Anwendung eines
Thoraxkompressionsgerätes ohne ROSC ist
 die Therapie fortzusetzten
 ggf. eine Sedation des Patienten vorzunehmen
 ein zügiger Transport zu erwägen
Invasive Maßnahme: Thoraxkompressionsgerät
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin ®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Thrombozytenaggregationshemmer,
(Analgetikum +
Antipyretikum)
Hemmung der Verklumpung
der Blutplättchen
(=Thrombozytenaggregation)
Erschwerte Gerinnselbildung – verbesserte
Blutzirkulation
(Analgesie + Fiebersenkung)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
Blutungsneigung
Magenbeschwerden, blutungen
Schwindel
Ohrensausen
• Situationsadäquat aufklären
 • Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
Akutes Coronarsyndrom (ACS)
(beinhaltet Verdacht auf akuten
Myokardinfarkt; NSTE-ACS (=NSTEMI);
STE-ACS (=STEMI), instabile Angina
pectoris)
Zubereitung / Verdünnung
• Durchstechflasche Aspirin® i.v. enthält
500mg Acetylsalicylsäure
Trockensubstanz
• Lösung in 5ml Aqua injektabile
 1ml fertige Lösung enthält 100mg
Acetylsalicylsäure
Vorsicht!
•
•
•
•
-
• Bekannte Unverträglichkeit/Allergie gegen
Acetylsalicylsäure  erfragen!
• V.a. akute Blutung
• V.a. akuten Schlaganfall
• V.a. akute Aortendissektion
• Schwangerschaft
• Kinder mit Fieber
Dosis & Applikationsweg
Regeldosis (NAS <6):
300mg Acetylsalicylsäure i.v.
(=3 ml fertige Lösung i.v.)
Erhöhte Dosis (bei starker Infarktschmerz /
Vernichtungsschmerz, d.h. NAS ≥ 6)
500mg Acetylsalicylsäure i.v.
(=5 ml fertige Lösung i.v.)
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: schnell
Wirkdauer: 4-8 Tage
Wirkverstärkung von gerinnungshemmenden Substanzen
Gabe auch, wenn der Patient bereits mit Acetylsalicylsäure in Tablettenform behandelt
wird (z.B. ASS 100 wegen KHK, pAVK, nach Schlaganfall)
Medikamente: Acetylsalicylsäure
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Adrenalin (z.B. Suprarenin®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Katecholamin
Stimulation der
121und 2Rezeptoren
1.
2.
3.
4.
Vasokonstriktion  Blutdruckanstieg
Herzfrequenzsteigerung / Herzkraftsteigerung
Bronchodilatation
Abnahme von Schleimhautschwellung
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Tachykardien, Herzrhythmusstörungen,
auch lebensbedrohliche (z.B. Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie) !*
• Exzessive Blutdrucksteigerungen !*
• Hypertonie
• Hyperglykämie
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
 • Bei Herzfrequenz > 160/min,
Rhythmusstörungen und exzessivem
Blutdruckanstieg Zufuhr stoppen oder
verringern
Indikation(en)
1.
2.
3.
4.
Kontraindikationen
• Bei Reanimation und schwerster
Lebensbedrohung :keine
• Sonst: ventrikuläre Rhythmusstörungen,
instabile Tachykardie
Reanimation
Bedrohliche Bradykardie
Anaphylaxie ab Stadium II
Pseudokrupp
Zubereitung / Verdünnung
Dosis & Applikationsweg
Reanimation: 1mg auf 10ml
1ml = 0,1mg
Erwachsene: 1mg i.v. alle 3-5min
Kinder: 0,01mg/kg KG i.v. alle 3-5min
Bedrohliche Bradykardie: Perfusor
1mg Adrenalin auf 50ml 1ml = 0,02mg
Perfusor-Laufgeschwindigkeit 6-30ml/h i.v
entspricht 2-10µg/Minute Adrenalin
Anaphylaxie: Gabe pur
1ml = 1mg
Kinder <6J:
0,15mg i.m.
Kinder 6-12J: 0,3mg i.m.
Ab 12 Jahren: 0,5 mg i.m.
Krupp-Syndrom (u.V ernebelung bei
Anaphylaxie): Gabe pur
2mg Adrenalin pur vernebeln
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• * Adrenalin ist ein sehr wirksames Medikament! Bei Patienten außerhalb der
Reanimation stets vorsichtig anwenden, Indikation und Dosierung streng beachten!
• Wirkeintritt: 30 Sekunden - Wirkdauer: 3-5 Minuten
• Adrenalin sollte nicht zeitgleich mit NaHCO3 über einen Zugangsweg applizieren!
(Wirkverlust Adrenalin)
• Theophyllin, Atropin, Alkohol und einige Antidepressiva können Adrenalinwirkung
unerwünscht verlängern
• Bei Adrenalinvernebelung ist kein spezielles Atemmanöver nötig.
Medikamente: Adrenalin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
45
Amiodaron (z.B. Cordarex®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Antiarrhythmikum
Kaliumkanalblocker
Beendigung tachykarder Herzrhythmusstörungen inkl. Kammerflimmern
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Situationsadäquat aufklären
• Durchgehend EKG-Monitoring

• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
• Blutdruckabfalll
• Brady- oder tachykarde
Rhythmusstörungen
Indikation(en)
Kontraindikationen
1. Reanimation bei Kreislaufstillstand mit
• bei Indikation Reanimation: keine
defibrillierbaren Rhythmen
• Bei Indikation bedrohliche Tachykardie:
2. Bedrohliche tachykarde
• Unverträglichkeit/Allergie gegen
Herzrhythmusstörung mit
Amiodaron  erfragen!
Lebensbedrohung beim klinisch schwer
• Sinustachykardie
kranken Patienten
• Bedarfstachykardie
Zubereitung / Verdünnung
• Indikation Reanimation Erwachsener:
Gabe pur! (1 Brechampulle enthält
150mg/3ml)
• Indikation Reanimation Kinder:
Verdünnung in Aqua? NaCl 0,9% oder
Glucose 5%: 1 Amp a‘150mg/3ml auf
15ml verdünnen
 1ml = 10mg Amiodaron
• Indikation bedrohliche Tachykardie:
Verdünnung in Glucose 5%:
300mg Amiodaron (= 2 Amp
a‘150mg/3ml) in 250ml Glucose 5%
Vorsicht!
-
Dosis & Applikationsweg
Reanimation Erwachsene
Erstdosis: 300mg (=2 Amp a‘3ml pur i.v.)
nach 3.erfolgloser Defibrillation
Zweitdosis: 150mg (=1 Amp a‘3ml pur i.v.)
nach 5.erfolgloser Defibrillation
Reanimation Kinder:
• 5mg/kg i.v. nach 3. und 5. erfolgloser
Defibrillation
Indikation bedrohliche Tachykardie:
300mg Amiodaron als Kurzinfusion über 20
Minuten i.v
Besonderheiten
- Sonstiges
•
•
•
•
Wirkeintritt: schnell
Wirkdauer: 4 Stunden
Amiodaron nicht mit anderen Medikamenten mischen
Amiodaron kann für Bolusgabe (Rea bei Kindern) auch mit NaCl 0,9% verdünnt werden,
für die Kurzinfusion ausschließlich in 250ml Glucose 5%
• Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall!
gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden.
Medikamente: Amiodaron
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
46
Atropin (z.B. Atropinsulfat B.Braun®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Parasympatholytikum
Blockade der muskarinergen
Acetylcholinrezeptoren
Erhöhung der Herzfrequenz
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Tachykardie, Blutdruckanstieg
Angina pectoris Anfall
Mundtrockenheit
Bradykardie bei Unterdosierung
• Situationsadäquat aufklären
Asystolie bei AV-Block Mobitz II
 • Pat. nach Medikamentengabe
Unruhe, Erregung
beobachten u. befragen.
Krampfanfall
Mydriasis (Scharfsehen wird unmöglich!)
Hyperthermie
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bedrohliche bradykarde
Herzrhythmusstörung mit
Lebensbedrohung beim klinisch schwer
kranken Patienten
Zubereitung / Verdünnung
Erwachsene: Gabe pur
1ml = 0,5mg Atropin
• Myasthenia gravis
Dosis & Applikationsweg
Erwachsene: Einzeldosis 0,5mg i.v.
Wiederholungsdosis 0,5mg i.v.
max. Gesamtdosis 3,0mg i.v.
Kinder: Verdünnung mit 9ml NaCl 0,9%
auf 10 ml
 1ml Lsg = 0,05mg Atropin
Vorsicht!
-
Kinder: Einzeldosis 0,01mg/kg KG i.v.
(maximale Einzeldosis 0,5mg)
Besonderheiten
- Sonstiges
•
•
•
•
•
•
Wirkeintritt: 1-2 Minuten
Wirkdauer: 2-3 Stunden
Inkompatibel mit alkalischen Lösungen (z.B. Natriumbicarbonat)
Nicht zusammen mit Noradrenalin geben
Vorsicht: bei Unterdosierung kann Bradykardie verstärkt werden!
Wiederholungsgaben von Atropin sind nur bei erkennbarer, aber unzureichender Wirkung
auf die Herzfrequenz sinnvoll und angezeigt.
• Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe:
ähnliches Wirkprofil, ähnliche Kontraindikationen!
Medikamente: Atropin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
47
Butylscopolamin (z.B. Buscopan®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Parasympathoytikum
Spasmolytikum
Entkrampfende Wirkung auf glatte
Muskulatur (z.B. Harnleiter, Gallenwege)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
•
•
•
•
Tachykardie
Hypotonie
Schwindel
Bronchospasmus
Mundtrockenheit
Kopfschmerzen
Sehstörungen
Harnverhalt
• Situationsadäquat aufklären
 • Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Kolikartige Schmerzen mit NAS ≥6
• Typisch: Nieren- oder Gallenkolik
Zubereitung / Verdünnung
• Bekannte Unverträglichkeit/Allergie gegen
Butylscopolamin (erfragen!)
• Myasthenia gravis
• Schwangerschaft/ Stillzeit
• Bekannte Prostatavergrößerung mit
Restharnbildung
• Engstellen im Magen-Darm-Trakt
• Glaukom
• Symptomatische Tachyarrhythmie
• Alter < 12 Jahre
Dosis & Applikationsweg
• Gabe pur
Einmalig langsam 20mg Butylscopolamin i.v.
• 1 Ampulle: 1ml = 20mg Butylscopolamin
Vorsicht!
•
•
•
•
•
-
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: 4 Minuten
Wirkdauer: 30 Minuten
Bei abdominellen Kolikschmerzen ist oft die Kombination mit Metamizol sinnvoll.
Interaktion: Wirkverstärkung von trizyklischen Antidepressiva
Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe:
ähnliches Wirkprofil, ähnliche Kontraindikationen!
Medikamente: Butylscopolamin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
48
Clemastin (z.B. Tavegil®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
H1-AntiBlockade der
histaminikum Histamin1-Rezeptoren
•
•
•
•
Hemmung der Histaminwirkung
Besserung von Juckreiz
Abnahme von Haut- u. Schleimhautschwellung
Hemmung von Allergieabläufen
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Mundtrockenheit
• Müdigkeit /Sedierung
• Situationsadäquat aufklären
 • Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!)
Unverträglichkeit/Allergie gegen Clemastin
• Schwangerschaft / Stillzeit  sehr
sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung
• Kinder < 1 Jahr
• Glaukom
Anaphylaxie (alle Schweregrade)
Zubereitung / Verdünnung
Erwachsene: Gabe pur
Brechampulle 2mg/5ml:
1ml Lsg = 0,4mg Clemastin
Erwachsene: Einmaldosis 2,0mg Clemastin
über 2 Minuten i.v.
Kinder: Verdünnung mit NaCl 0,9% auf
10ml
 1ml Lsg = 0,2mg Clemastin
Vorsicht!
•
•
•
•
Dosis & Applikationsweg
-
Kinder > 1 Jahr: Einmaldosis 0,03mg/kg KG
Clemastin über 2 Minuten i.v.
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: schnell
Wirkdauer: ca. 12 Stunden
Interaktion: Wirkungsverstärkung von Alkohol, Analgetika,Narkotika und Sedativa
Bei Anaphylaxie ab Schweregrad II: Adrenalingabe i.m. ist vorrangig – nicht durch Gabe
von Clemastin verzögern!
Medikamente: Clemastin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
49
Esketamin (z.B. Ketanest S®) SOP für NotSan!
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Analgetikum u.
Anästhetikum
interagiert mit verschiedenen
Rezeptoren in Gehirn und
Rückenmark
Stark analgetisch
(mit zunehmender Dosis sedierend
und anästhestisch)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
•
Vermehrter Speichelfluss
Übelkeit / Erbrechen
Unangenehme Träume
Blutdruck- und Herzfrequenzsteigerung
Atemdepression v.a. bei schneller
Injektion
• Beeinträchtigung der Schutzreflexe
• Situationsadäquat aufklären
• Fortlaufendes Standardmonitoring!
• Pat. nach Medikamentengabe
 beobachten u. befragen.
• Bei relevantem ABC-Problem
entsprechend gegensteuern
Indikation(en)
Kontraindikationen
Starker Schmerz, d.h. NAS ≥ 6
Bevorzugt bei muskuloskelettalem
Schmerz / Schmerz infolge Trauma
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit/
Allergie gegen Esketamin
• Akutes Coronarsyndrom (ACS)
• Hypertonie mit Blutdruckwerten
>180/100mmHg in Ruhe
• Hirndruck ohne Beatmung
• Schwangerschaft und Stillzeit
• Bewusstseinsstörung mit GCS <12
Zubereitung / Verdünnung
Dosis & Applikationsweg
Intravenös:
Amp a‘50mg/2ml mit NaCl 0,9% auf 10ml
 1ml Lsg= 5mg Esketamin
•
•
•
•
•
•
Intranasal über MAD®-Adapter
(strenge Indikationsstellung, NotSan!)
Gabe pur :1ml=25mg Esketamin
 0,2ml= 5mg Esketamin
• Einzeldosis: 0,4-2,5mg/kgKG i.n.
(maximale Einzeldosis 50mg i.n. (2,2ml
verteilt auf beide Nasenlöcher)
• (strenge Indikationsstellung, NotSan!)
Vorsicht!
-
Einzel- und Wiederholungsdosis n. 3 min:
< 40kg: primär kein Esketamin
40-50kg:
5mg Esketamin i.v.
50-75kg: 7,5mg Esketamin i.v.
75-90kg: 10mg Esketamin i.v.
>90kg: 12,5 mg Esketamin i.v.
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: 1 Minute Wirkdauer: ca. 30 Minuten
• Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall!
gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden.
• In analgetischen Dosen und bei Kindern sind unangenehme Träume unwahrscheinlich.
• Wirkverlängerung durch Benzodiazepine (Midazolam)
• Bevorzugt i.v.-Gabe / Gabe über MAD nur im Ausnahmefall, exklusiv durch NotSan
Medikamente: Esketamin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
50
Furosemid (z.B. Lasix®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Schleifendiuretikum
Hemmung eines NatriumKalium-Chlorid-TransportProteins in der Niere
• verstärkte Wasserausscheidung
(sog. Forcierte Diurese) und
Elektrolytverlust
• Dadurch Vorlastsenkung für die
Herzarbeit
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Kalium- und Natriumverlust, kann
Rhythmusstörungen begünstigen
• Hörstörungen
• gestörter Flüssigkeitshaushalt
• Gefahr der Exsiccose
• Blutdruckabfall
• Situationsadäquat aufklären
 • Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Furosemid
• Bekannte Hypokaliämie
• RRsys < 120mmHg
• Schwangerschaft / Stillzeit
Kardiales Lungenödem
Zubereitung / Verdünnung
Gabe pur: 1 Amp a’40mg/4ml
 1ml Lsg= 10mg Furosemid
Dosis & Applikationsweg
Erst- und Einzeldosis 20mg i.v.
Einmalige Wiederholungsdosis: 20mg nach
15min ohne wesentliche Verbesserung
 Maximaldosis: 40mg i.v.
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: 2-15 Minuten
• Wirkdauer: 2-4 Stunden
• Furosemid ist sehr empfindlich gegenüber sauren Arzneimitteln! Wirkabschwächung
durch Acetylsalicylsäure
• Niemals Furosemid mit einem anderen Arzneimittel mischen!
Medikamente: Furosemid
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
51
Glucose (z.B. Glucose 40%®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Universeller Energielieferant
für alle Körperzellen
Glucose-Infusionslösung
Erhöhung des Blutzuckers
und Wiederherstellung des
normalen zellulären
Energiestoffwechsels
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Versehentliche intraarterielle oder
paravasale Lage des i-v-Zugangs muss
bestmöglich ausgeschlossen sein!

• BZ mehrfach messen
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
• Venenreizung („Brennen“)
• Nekrosen bei paravasaler oder
intraarterieller Gabe
• Hyperglykämie (passager)
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Hypoglykämie mit BZ-Wert < 60mg/dl
• BZ-Wert < 100mg/dl bei bekannten
Diabetikern und V.a. relative
Hypoglykämie als Ursache seiner
Bewusstseins-störung
Zubereitung / Verdünnung
Verdünnung von 10ml Glucose 40% mit
10ml NaCl 0,9% auf 20ml Lösung
 1ml Lösung = 0,2g Glucose
 10ml Lösung = 2,0g Glucose
• Ab Blutzucker > 100mg/dl ist eine weitere
Glucosegabe nicht mehr indiziert
(unabhängig vom GCS)
Dosis & Applikationsweg
Erstdosis Erwachsene und Kinder 5 J.:
10g Glucose (=50ml fertige Lösung)
Erstdosis Kinder <5 J: 0,5g/kgKG Glukose
Wiederholungsdosis wie Erstdosis nach 3min
und bei BZ < 100mg/dl
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall!
gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden.
• Kurze Wirkdauer  Nach Hypoglykämien Kohlenhydrataufnahme sicherstellen! Bewährt
sind komplexe Kohlenhydrate (z.B. Schwarzbrot mit Honig oder Marmelade).
• Während der Venensuche und Anlage des venösen Zugangs kann der Teampartner je
10-20ml Glucose 40% (=4-8g Glucose) pur langsam in jede Wangentasche geben (es
handelt sich um sterile Lösung: bei Aspiration ist ein Infektionsrisiko extrem
unwahrscheinlich)
• Geeignet sind, auch beim wachen Patienten: Trauben- oder Orangensaft, zuckerhaltige
Colagetränke u. Limonaden, Traubenzuckerplättchen
Medikamente: Glucose
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
52
Glyceroltrinitrat (z.B. Nitrolingual-Spray®, Corangin®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Organisches Nitrat Erschlaffung glatter
Antianginosum
Muskulatur, v.a. in
den Blutgefäßen
• Gefäßerweiterung inkl. Koronardilatation
• Nachlastsenkung  verringerte Herzarbeit
• Vorlastsenkung  verringerte Herzarbeit
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
Typisch: Kopfschmerz
Blutdruckabfall
Tachykardie
Schwindel, insbesondere beim
Aufstehen
• Flush (plötzl. Hautrötung)
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
 beobachten u. befragen.
• C-Problem: Flachlagerung,
Infusionstherapie
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Stabile Angina pectoris
• Akutes Coronarsyndrom
• Akute Linksherzinsuffizienz / kardiales
Lungenödem
Zubereitung / Verdünnung
s.l.-Gabe pur: 1 Sprühhub = 0,4mg
Vorsicht!
-
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Glyceroltrinitrat
• Bekannte (erfragte!) Einnahme von
Viagra®, Cialis®, Levitra® oder Revatio®
oder anderen Phosphodiesterase-hemmern
in den letzten 48 Stunden*
• Blutdruck systolisch <100mmHg
Dosis & Applikationsweg
0,4-0,8 mg (1-2 Hübe) nach Blutdruck dosiert
In den Mund sprühen (sublingual)
Besonderheiten
- Sonstiges
•
•
•
•
Wirkeintritt: 2-5 Minuten
Wirkdauer: 20-45 Minuten
Info: Spray nicht schütteln, vor Applikation einen Sprühstoß in die Luft abgeben
Interaktion: Verstärkter Blutdruckabfall bei gleichzeitiger Therapie mit anderen
Blutdrucksenkern
• * Phosphodiesterasehemmer (Viagra®) werden u.a. zur Behandlung des pulmonalen
Hochdrucks eingesetzt  auch bei Frauen an solche Medikation denken!
• Bei bereits im Extremitäten-EKG sichtbarer ST-Strecken-Hebung in den Ableitungen II, III
und aVF Dosisreduzierung auf nur einen Hub mit 0,4mg initial, um Blutdruckabfall bei
Rechtsherzinfarkt vorzubeugen!
Medikamente: Glyceroltrinitrat
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
53
Heparin (z.B. Liquemin®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Gerinnungshemmung u.a. verhindert die
Verstärkt die Wirkung des
Antikoagulans
Bildung von Thromben bei gestörter
körpereigenen Antithrombins
Myokardfunktion z.B. bei ACS
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Blutungsneigung
• Entwicklung einer HIT (siehe unten)
• Situationsadäquat aufklären
 • Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Akutes Coronarsyndrom: NSTE-ACS
(NSTEMI) / STE-ACS (STEMI)
• (Lungenarterienembolie)
• (Arterieller oder venöser
Gefäßverschluss)
Zubereitung / Verdünnung
5000 E. in kleiner Menge  mit 5ml NaCl
0,9-Lsg verdünnt auf 5ml
 1ml Lsg = 1000 E. Heparin
Vorsicht!
•
•
•
•
-
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Heparin
• Bekannte (erfragte) Heparin-induzierte
Thrombozytopenie (HIT)
• V.a. akute Blutung
• V.a. akuten Schlaganfall
• V.a. akute Aortendissektion
Dosis & Applikationsweg
50-70 I.E Heparin/kgKG i.v.
(Maximaldosis und bei Erwachsenen
üblicherweise 5000I.E.)
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: schnell
Wirkdauer: ca. 2 Stunden
Wirkverstärkung von anderen gerinnungshemmenden Substanzen
Heparin-induzierte Thrombozytopenie HIT: führt nach Tagen Gerinnungsstörung mit
Gefäßverschlüssen u.a. mit Gefahr von Schlaganfall, Extremitätenverlust oder
Mesenterialinfarkt  es wird zwingend nach dieser Heparinunverträglichkeit gefragt
und bei jeder geäußerten Heparinunverträglichkeit wird kein Heparin gegeben!
Medikamente: Heparin
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
54
Ipratropiumbromid (z.B. Atrovent® Fertiginhalat®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Parasympathoytikum
Parasympathikolyse, Hemmung
über anticholinerge Rezeptoren
Bronchodilatation
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Tremor
• Tachykardie, Verschlechterung einer
Tachyarrhythmie,
• Extrasystolie
• Unruhe/ Schwindel
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen

• Ggf. Beendigung/ Unterbrechung der
inhalativen Zufuhr
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bronchoobstruktive Zustände, Asthma
bronchiale, COPD
• Anaphylaxie mit begleitender
Bronchoobstruktion
Zubereitung / Verdünnung
250µg/2ml (250µg/Einzeldosisbehälter)
wird unverdünnt in den Verneblertopf
gefüllt.
(häufig in Kombination mit Salbutamol)
Vorsicht!
-
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Ipratropiumbromid
• Symptomatische Tachykardie
• Schwangerschaft / Stillzeit
Dosis & Applikationsweg
Einzeldosis: 250µg Atrovent mit 8 Litern-O2Fluss/ Minute vernebeln
Einmalige Wiederholungsdosis: 250µg
Atrovent
Besonderheiten
- Sonstiges
•
•
•
•
•
Wirkeintritt: binnen Minuten
Wirkdauer: 4-6 Stunden
Vorteilhaft: im Gegensatz zu Dosieraerosolen ist kein spezielles Atemmanöver nötig.
Kombination mit Salbutamol-Verneblung häufig sinnvoll!
Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe:
ähnliches Wirkprofil - ähnliche Kontraindikationen!
• Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (Asthma cardiale) sind
Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können schaden!
Medikamente: Ipratropiumbromid
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
55
Lidocain (z.B. Xylocain®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Lokalanästhetikum
• Hemmung der
Natriumkanäle
Lokalanästhesie bei Anlage eines intraossären
Zuganges bei nicht bewusstlosen Patienten
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
•
•
•
Bradykardie
AV-Blockierungen
Arrhythmien
Zittern, erhöhte Krampfbereitschaft
Schwindelgefühl
Missempfindungen
Bewusstseinsstörungen
• Symptomatische Behandlung,
 • Wo möglich siehe geeignete
Algorithmen z.B. Bradykardie
Indikation(en)
Kontraindikationen
• bei Anlage eines intraossären Zuganges
bei nicht bewusstlosen Patienten
Zubereitung / Verdünnung
Keine Verdünnung, Gabe pur:
1 Amp a‘100mg/5ml
 1ml Lsg = 20mg Lidocain
• Unverträglichkeit/Allergie gegen Lidocain
• Keine Indikation: bei i.o.-Anlage bei
Reanimation bzw. bewusstlosen Patienten
Dosis & Applikationsweg
Erwachsene:
• 40mg/2ml Lidocain i.o. über 1 Minute
(dann 2 Minuten warten)
Kinder:
• 0,5mg/kgKG Lidocain i.o. über 1 Minute
(dann 2 Minuten warten);
maximale Dosis 20mg Lidocain i.o.
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: schnell, binnen Minuten
• Wirkdauer: 15-30 Minuten
Bei Verlängerungssystemen (z.B. EZ-Connect®) gibt es Besonderheiten,
Eine mögliche Applikationsreihenfolge ist:
1. 1ml Lidocain 2% in das Verlängerungssystem geben
2. Mit weiterem 1ml Lidocain 2% über 1 Minute einspülen
3. Mit 1ml Spüllösung den zweiten ml Lidocain 2% über 1 Minute einspülen
4. Flushen (Freispülen) mit 5-10ml kristalloider Lösung
5. Erneutes Befüllen des Verlängerungssystems mit 1ml Lidocain 2%
6. Mit 1ml Spüllösung langsames Einspülen
7. Beginn der weiteren Medikamentengabe
Medikamente: Lidocain
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
56
Metamizol (z.B. Novalgin®, Novaminsulfon® )
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Analgetikum
(Antipyretikum)
• Schmerzreduktion
• (Fiebersenkung)
Genaue Wirkweise
unbekannt
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Gefäßerweiterung v.a. bei schneller
i.v.-Gabe  Hypotonie/Schock
• Tachykardie
• Anaphylaxie
• Schwere Blutbildungsstörung
(Agranulozytose)
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen

• Keine Bolusgabe oder Druckinfusion!
• Engmaschige Blutdruckkontrolle
• Ggf. Flachlagern u. Volumentherapie
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Metamizol
• Bekannte (erfragte!) Blutbildungsstörungen
• ABCD-Instabilität
• Schwangerschaft/Stillzeit
Schwere abdominelle Schmerzen
(d.h. NAS ≥6)
Zubereitung / Verdünnung
Verdünnung 1 Amp a‘1g/2ml Metamizol in
100ml NaCl 0,9% (Kurzinfusion)
Vorsicht!
•
•
•
•
-
Dosis & Applikationsweg
Einzeldosis ab 15 Jahren bzw. ab 54kg KG:
Einmalig 1g Metamizol über 15 Minuten
langsam i.v. (Kurzinfusion)
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: 4-5 Minuten
Wirkdauer: 4-5 Stunden
Vorsicht: zu schnelle Gabe kann schwere Hypotonie verursachen!
Bei kolikartigen Schmerzen ist eine Kombination mit N-Butylscopolamin oft sinnvoll.!
Medikamente: Metamizol
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
57
Midazolam (z.B. Dormicum®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Benzodiazepin
(-Rezeptoragonist)
Verstärkung der GABAergen
hemmenden Wirkung im
Zentralnervensystem
•
•
•
•
Antikonvulsiv (krampfdurchbrechend)
Sedierend bis hypnotisch
Anxiolytisch (angstlösend)
(Zentral muskelrelaxierend)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Situationsadäquat aufklären
• Atemdepression bis Atemstilstand
• Fortlaufend Standardmonitoring!
• Unerwünschte Schlafförderung und
• Pat. nach Medikamentengabe
Beruhigung
 beobachten u. befragen.
• Amnesie
• ggf. Atemanweisungen geben, zum
• Paradoxe Wirkung (Agitation) bei älteren
Atmen auffordern, ggf. assistierte oder
Patienten möglich
nötigenfalls kontrollierte Beatmung
Indikation(en)
•
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Midazolam
• Myasthenia gravis
Andauernder Krampfanfall oder
Fieberkrampf*
Zubereitung / Verdünnung
Dosis & Applikationsweg
Intranasale Gabe über MAD®-Adapter:
unverdünnt 1 Amp = 15mg/3ml
(nur diese Konz. für i.n.-Gabe geeignet!)
1ml Lösung = 5mg Midazolam
Einzeldosis bei Krampfanfall i.n. / MAD®
• Erwachsene u. Kinder >30kg:
10mg i.n
•
Kinder 20-30kg: 7,5mg i.n.
•
Kinder 10-20kg: 5mg i.n
•
Kinder <10kg: 2,5mg i.n.
Intranasale Gabe über MAD®-Adapter nicht • Eine Wiederholung mit derselben Dosis ist
anwendbar? Bukkale Gabe  Seite 24
einmalig nach 2 Minuten möglich
Verdünnung für i.v.-Gabe:
Amp a 15mg/3ml mit NaCl-Lösung auf
15ml Lösung:
1ml Lösung = 1mg Midazolam
(genau wie Midazolam 5mg/5ml pur)
Vorsicht!
•
•
•
•
•
•
-
Einzeldosis bei Indikation Krampfanfall:
• Erwachsene: 5mg i.v.
Eine Wiederholung mit derselben Dosis ist
einmalig nach 2 Minuten möglich
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: 1-2 Minuten Wirkdauer: <2 Stunden
Bereits beendeter Krampfanfall ist keine Indikation für Midazolam!
INFO: als Antidot steht dem Notarzt Flumazenil zur Verfügung.
Wegen Atemstillstand die Rückfallebene Beatmung vorausplanen.
Interaktion: Alkohol und Zentral dämpfende Pharmaka führen zu einer Wirkverstärkung
*Esketamin in analgetischer Dosis verursacht keine Albträume und erfordert daher keine
Sedierung.  Co-Medikation mit Midazolam ist daher zunächst nicht geregelt.
Medikamente: Midazolam
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
58
Ondansetron (z.B. Zofran®)
SOP für NotSan!
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Antiemetikum
5HT3-Serotoninrezepotoranatgonist
Minderung des Brechreizes
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Anaphylaxie
• QT-Verlängerung 
Herzrhythmusstörungen
• Hypotonie
• Flush
• Kopfschmerzen
• Bewegungsstörungen (Dyskinesien)
• Sehstörungen
• Schwindel

• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
Massive Übelkeit und Erbrechen mit
Bewusstseinsstörung bzw. reduzierten
Schutzreflexen
Zubereitung / Verdünnung
1 Ampulle a 2ml enthält 4mg Ondansetron
Gabe pur
Vorsicht!
-
• Alter<12 Jahre und >__Jahre
• Schwangerschaft / Stillzeit
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Ondansetron
• Bekanntes (erfragtes!) Long-QT-Syndrom
Dosis & Applikationsweg
Langsame Gabe von 4mg Ondansetron i.v.
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: wenige Minuten Wirkdauer: einige Stunden
• Keine relevanten Arzneimittelinteraktionen
• Vorsicht 1: i.d.R. gut verträglich, Verlängerung der QT-Strecke kann lebensbedrohliche
Herzrhytmusstörungen verursachen, v.a. bei akuter Herzerkrankung
• Vorsicht 2: off-label-use, da zugelassen für Übelkeit unter Zytostatikatherapie bei
Patienten < 65 Jahren
• Vorsicht 3: Übelkeit und Erbrechen sind bei erhaltenen Schutzreflexen eher nicht vital
bedrohlich, daher wird mit Ondansetron beim wachen Patienten keine Vitale Bedrohung
abgewendet
• Gabe aus diesen drei Gründen nur durch Notfallsanitäter
Medikamente: Paracetamol
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 7.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
59
Paracetamol (z.B. ben-u-ron®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Antipyretikum
(Analgetikum)
Wirkmechanismus nicht
genau bekannt
Antipyretisch (fiebersenkend)
analgetisch
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Leberschäden bis Leberversagen z.B.
bei Überschreitung der
Tageshöchstdosis von 50mg/kgKG
durch bereits erfolgte Medikation, z.B.
durch die Eltern
• Bereits nach erfolgter Paracetamolgabe
durch Eltern fragen!
 • Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
Stattgehabter Fieberkrampf mit
Körpertemperatur >38,5°C
Initiale Schmerzbehandlung bei <40kg
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Paracetamol
• Vorbehandlung mit Paracetamol durch
Eltern in den letzten 6 Stunden
Zubereitung / Verdünnung
Zäpfchen a 75mg (kl. Säuglinge)
125mg (Säugling / kl.Kleinkind)
250mg (gr.Klein- – kl.Schulkind)
500mg (Kind 3.Schulklasse)
Vorsicht!
-
Dosis & Applikationsweg
•
•
•
•
Kinder < 6 Monate:
75mg rektal
Kinder 6 Monate-2 Jahre: 125mg rektal
Kinder 2-8 Jahre:
250mg rektal
Kinder  8Jahre :
500mg rektal
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: ca. 30min (ggf. parallel feuchte Wadenwickel)
• Wirkdauer 4-6 Stunden
• Keine Paracetamolgabe, wenn in den letzten 6 Stunden Paracetamol-Gabe durch Eltern
– dies gilt aber, wenn andere fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen eingesetzt wurden!
• Alternativen zur Fiebersenkung: Wadenwickel (auch schnellerer Wirkeintritt) oder
Metamizol (durch Notarzt)
• Zäpfchen ggf. durch Erziehungsberechtigten (Bezugsperson) applizieren lassen.
Medikamente: Paracetamol
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
60
Prednison (z.B. Rectodelt®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Glukokortikoid
Veränderte EiweißSynthese,
Zellmembranstabilisierender Effekt
•
•
•
•
Im weitesten Sinne entzündungshemmend
hemmt die körpereigene Abwehr
Antiödematös
Unterstützt die Katecholamin-Wirksamkeit
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
Werden oft erst nach dem Einsatz im
Krankenhaus erkannt:
• Infektionen durch unerwünschte
Hemmung der Immunabwehr
• Verschlechterung eines Diabetes Typ1
• Elektrolytveränderungen
• Magenprobleme
• Erziehungsberechtigte situationsadäquat
aufklären

• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
Indikation(en)
Kontraindikationen
Bei Kleinkindern = bis 6.Lebensjahr:
• Bronchoobstruktive Zustände, Asthma
• Anaphylaxie
• Pseudokrupp
Zubereitung / Verdünnung
100mg Prednison/ Zäpfchen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Prednison (z.B. Rectodelt®),
sonst keine.
Dosis & Applikationsweg
Einmalig 100mg Prednison rektal
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: Früheffekte im Rettungsdienst eher nicht erkennbar, vollständige Wirkung
erst nach Stunden  frühzeitige Gabe sinnvoll und wichtig!
• Wirkdauer: Stunden
• Zäpfchen ggf. durch Erziehungsberechtigten (Bezugsperson) applizieren lassen.
• Unerwünschte Wirkungen werden ebenfalls erst nach dem Einsatz erkennbar.
Medikamente: Prednison
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
61
Prednisolon (z.B. Solu-Decortin® H®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Glukokortikoid
Veränderte EiweißSynthese,
Zellmembranstabilisierender Effekt
•
•
•
•
Im weitesten Sinne entzündungshemmend
hemmt die körpereigene Abwehr
Antiödematös
Unterstützt die Katecholamin-Wirksamkeit
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
Werden oft erst nach dem Einsatz im
Krankenhaus erkannt:
• Infektionen durch unerwünschte
Hemmung der Immunabwehr
• Muskelschwäche bei COPD,
Verstärkung der Insuffizienz der
Atempumpe (Gefahr nötiger
Dauerbeatmung)
• Verschlechterung eines Diabetes
• Elektrolytveränderungen
• Magenprobleme
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
• Unterschiedliche indikationsabhängige

Dosierungen beachten!
• Liegt hinreichend sicher eine COPD vor:
Dosis halbieren (20mg Prednison
reichen)!
Indikation(en)
Kontraindikationen
1. Bronchoobstruktive Zustände (Akuter
Asthmaanfall, Exazerbierte COPD)
2. Anaphylaxie alle Schweregrade
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Predisolon
Zubereitung / Verdünnung
Dosis & Applikationsweg
• Beachte unterschiedliche Zubereitungen
und lokale Applikationsanweisungen!
• Trockensubstanzen in Brech- oder
Stechampullen
Fertige Lösung: 1ml = 50mg Prednisolon
Erwachsene:
• Bronchoobstruktive Zustände:
50mg i.v.
• Wenn hinreichend sicher COPD: 25mg i.v.
• Anaphyalxie:
250mg i.v.
Kinder >6 Jahren oder falls nicht mit Rectodelt
behandelbar: 2mg/kgKG Prednisolon i.v.
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: Früheffekte im Rettungsdienst eher nicht erkennbar, vollständige Wirkung
erst nach Stunden, -> frühzeitige Gabe sinnvoll und wichtig!
• Wirkdauer: Stunden
• Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall!
gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden.
• Unerwünschte Wirkungen werden ebenfalls erst nach dem Einsatz erkennbar.
• Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (Asthma cardiale) sind
Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können schaden!
Medikamente: Prednisolon
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
62
Ranitidin (z.B. Zantic®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
H2-Antihistaminikum
Blockade der Histamin-H2-Rezeptoren
(z.B. am Magen - aber typischerweise
nicht an Schleimhaut, Blutgefäßen u.
Bronchien)
soll Histaminwirkung u.
Allergieabläufe in Zielgeweben
hemmen (die Wirksamkeit bei
Anaphylaxie ist umstritten.)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Häufige Nebenwirkungen sind nicht
• Situationsadäquat aufklären
beschreiben:
 • Pat. nach Medikamentengabe
• gelegentlich treten auf Hautausschläge,
beobachten u. befragen.
Kopfschmerzen, Schwindel
Indikation(en)
Kontraindikationen
Schwere Anaphylaxie d.h.
ab Schweregrad 3 (Schocksymptome)
Zubereitung / Verdünnung
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Ranitidin
• Porphyrie
• Schwangerschaft / Stillzeit
• Kinder <12 Jahren
Dosis & Applikationsweg
1 Amp = 50mg/5ml pur verwenden
Erwachsene: 50mg i.v. Ranitin i.v.
Fertige Lösung: 1ml = 50mg Prednisolon
Kinder ab 12 Jahre: 1mg/kgKG Ranitin i.v.
Vorsicht!
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: schnell (beschrieben für die Indikation Stressulcusprophylaxe)
• Wirkdauer: ca. 6 Stunden
• Antiallergische Wirkung des Ranitidins ist umstritten – (Laut Anaphylaxieleitlinie ist
Rantidin erst bei schwerer Anaphylaxie indiziert) -> für den Einsatz bedeutet dies:
1. alles andere als Ranitidin ist vorrangig (Adrenalin, Clemastin, Prednisolon,
Flüssigkeitsbolus
2. Ranitidingabe erst bei schwerer Anaphylaxie: ab Schweregrad 3 (im Schock)
Medikamente: Ranitidn
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
63
Salbutamol (z.B. Sultanol®-Fertiginhalat)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
2-Sympathomimetikum
wirkt agonistisch • Erschlaffung der glatten Bronchialmuskulatur
am 2-Rezeptor • Förderung der Zilienfunktion
• Hemmung von Allergiemediatoren
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
• Tremor
• Tachykardie, Verschlechterung einer
Tachyarrhythmie
• Extrasystolie
• Unruhe/ Schwindel
• Hypokaliämie
• Wehenhemmung
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
 beobachten u. befragen.
• Bei symptomatischer Tachykardie
Beendigung/ Unterbrechung der Therapie
Indikation(en)
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit /
Allergie gegen Salbutamol
• Symptomatische Tachykardie oder
Tachyarrhythmie
• Schwangerschaft
• ACS-Symptomatik
1. Bronchoobstruktive Zustände:
• Asthma bronchiale
• COPD
2. Anaphylaxie mit begleitender
Bronchoobstruktion
Zubereitung / Verdünnung
1,25mg/2,5ml /Einzeldosisbehälter wird
unverdünnt in den Verneblertopf gefüllt.
(häufig in Kombination mit
Ipratropiumbromid)
Vorsicht!
•
•
•
•
•
-
Dosis & Applikationsweg
• Erstdosis, jedes Alter: 2,5mg Salbutamol p.i.
• über O2-Verneblermaske mit 8 Litern O2Fluss/ Minute
• Wiederholung möglich nach 15-20 Minuten
oder wenn Verneblertopf leer
• Wiederholungsdosis wie Erstdosis 2,5mg
Besonderheiten
- Sonstiges
Wirkeintritt: binnen weniger Minuten
Wirkdauer: 3-4 Stunden
Vorteilhaft: im Gegensatz zu Dosieraerosolen ist kein spezielles Atemmanöver nötig.
Kombination mit Ipratropium-Verneblung häufig sinnvoll!
Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (sog. Asthma cardiale) sind
Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können sogar schaden!
Medikamente: Salbutamol
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Urapidil (z.B. Ebrantil®)
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en)
Antihypertensivum
1-Blockade und zentrale
Sympathikushemmung
Blutdrucksenkung (i.d.R. ohne
unerwünschte Beeinflussung der
Herzfrequenz)
Nebenwirkungen  Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen
•
•
•
•
•
•
•
Übermäßiger Blutdruckabfall
Orthostase-Störung
Kopfschmerzen
Schwindel
Hitzegefühl
Übelkeit/ Erbrechen
Arrhythmien

Indikation(en)
• Situationsadäquat aufklären
• Pat. nach Medikamentengabe
beobachten u. befragen.
• Blutdruck engmaschig kontrollieren
• Ggf. Flachlagerung u. Infusionstherapie
mit kristalloider Infusionslösung
Kontraindikationen
• Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie
gegen Urapidil
• Stillzeit
Hypertensiver Notfall mit
Blutdruckwerten >220mmHg
systolisch
Zubereitung / Verdünnung
• Erst- und Wiederholungsdosis alle 3 min: 5mg i.v.
bis die gewünschte Blutdrucksenkung erreicht ist
(Maximaldosis: 25mg i.v.)
Regelfall: Ziel-RR = maximal 25% des Ausgangswertes
Ausnahmefälle:
• Ziel-RR bei V.a. Lungenödem, ACS, Agina pectoris,
Aortendissektion: stärkere RR-Senkung, aber
maximal auf normotone Werte
• Ziel-RR bei akutem Apoplex: sehr viel vorsichtigere
RR-Senkung: nur knapp unter 220/100mmHg
Keine Verdünnung, Gabe pur:
1 Amp a‘25mg/5ml
 1ml Lsg = 5mg Urapidil
Vorsicht!
Dosis & Applikationsweg
-
Besonderheiten
- Sonstiges
• Wirkeintritt: binnen Minuten
• Wirkdauer: 1-3 Stunden
• Vorsicht: Wirkverstärkung bei gleichzeitiger Anwendung mit Glyceroltrinitrat oder
Therapie mit anderen Blutdrucksenkern: unerwünschte starke Blutdrucksenkung möglich
• Anwendung in der Schwangerschaft ist bei zwingender Indikation möglich
Medikamente: Urapidil
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Vorsichtung I PRIOR-Algorithmus
Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst
Extras: Vorsichtung nach PRIOR
Quellen: Screenshot Taschenkarte PRIOR Algorithmus, Deutsche Gesellschaft
für Katastrophenmedizin, BA f.Bevölkerungsschutz u.Katastrophenhilfe (BBK)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
Vorsichtung II: PRIOR-Indikatoren / bei Kindern / PRIOR-Diamant
Extras: Vorsichtung nach PRIOR
Quellen: Screenshot Taschenkarte PRIOR Algorithmus, Deutsche Gesellschaft
für Katastrophenmedizin, BA f.Bevölkerungsschutz u.Katastrophenhilfe (BBK)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg
CRM Leitsätze (nach Rall & Gaba in Miller 7th Ed. 2009)
1. Kenne Deine Arbeitsumgebung (Technik und
Organisation).
2. Antizipiere und plane voraus.
3. Fordere Hilfe an - lieber früh als spät.
4. Übernimm die Führungsrolle oder sei ein gutes
Teammitglied mit Beharrlichkeit.
5. Verteile die Arbeitsbelastung (10-für-10-Prinzip).
6. Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen (Personen
und Technik).
7. Kommuniziere sicher und effektiv – sag was Dich
bewegt.
8. Beachte und verwende alle vorhandenen
Informationen.
9. Verhindere und erkenne Fixierungsfehler.
10. Habe Zweifel und überprüfe genau (Double check; nie
etwas vermuten).
11. Verwende Merkhilfen und schlage nach.
12. Re-evaluiere die Situation immer wieder, wende das
10-für-10-Prinzip an.
13. Achte auf gute Teamarbeit, andere unterstützen und
sich koordinieren.
14. Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst (Situation
awareness).
15. Setze Prioritäten dynamisch.
Extras: CRM-Leitsätze
Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2
Fachinformation (Rote Liste)
Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016
Fragen u. Hinweise an : [email protected]
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