Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Rettungsdienst Segeberg Merkhilfe für Erweiterte Versorgungsmaßnahmen - 2017- Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Vorwort Durch die Einführung der Algorithmen für die Patientenversorgung für den Rettungsdienst Segeberg soll eine einheitliche und leitliniengetreue Versorgung der Patienten ohne unnötige zeitliche Verzögerung sichergestellt werden. Den Mitarbeitern wird durch die Algorithmen Handlungssicherheit im Einsatzdienst und in der Ausbildung gegeben. Sie dienen als Richtlinie für die rettungsdienstliche Patientenversorgung. In den regelmäßigen Fortbildungen wird die Anwendung geschult und die Umsetzung kontinuierlich trainiert und weiterentwickelt. Bei allen Medikamentenapplikationen und Anwendungen von invasiven Maßnahmen, im Folgenden Erweiterte Versorgungsmaßnahmen (EVM), ist der Patient vor der Anwendung aufzuklären und muss einwilligen. Es gilt immer die Verhältnismäßigkeit zu beachten, und die Sicherheit des Patienten hat allerhöchste Priorität. Grundsätzlich soll der Mitarbeiter mit der höchsten rettungsdienstlichen Qualifikation innerhalb eines Einsatzteams die Entscheidung für die Anwendung und Durchführung einer Maßnahme treffen. Als Mindestqualifikation für die verantwortliche Anwendung von EVM gilt der Berufsabschluss als Rettungsassistent oder Notfallsanitäter. Die Versorgungsmaßnahme muss innerhalb des aktuellen Qualifikationsniveaus erlernt worden sein und zum Zeitpunkt der Anwendung auch beherrscht werden. Sollten Versorgungsmaßnahmen erforderlich sein, die nicht dem aktuellen Qualifikationsniveau der Besatzung entsprechen, so können diese Maßnahmen allein im Rahmen des rechtfertigenden Notstandes erwogen werden. Die jeweiligen Algorithmen sind nur entsprechend der erhobenen Arbeitsdiagnose anzuwenden. Grundlage dafür ist die Patientenbeurteilung nach dem ABCDE-Prinzip und die strukturierte Untersuchung. Vor jeder Maßnahme, im weiteren Verlauf und bei Zustandsänderung ist eine Beurteilung/ Neubeurteilung des Patienten vorzunehmen. Bei Patienten mit kritischen ABCDEProblemen ist ein Notarzt nachzufordern. Alle EVM müssen ausführlich im Einsatzprotokoll und in einer Ereignismeldung dokumentiert werden. Die Ereignismeldung (EM) ist dabei Teil der Dokumentation und geschieht derzeit per Fax an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Die Auswertung der EM und die Erfahrungen aus den Fortbildungen stellen einen wesentlichen Teil der Weiterentwicklung und Anpassungen der Algorithmen dar. Fachlich wird der Inhalt dieser Merkhilfe vom Ärztlichen Leiter Rettungsdienst verantwortet, der an der Erstellung landesweit einheitlicher Behandlungsleitlinien und -empfehlungen beteiligt war. Diese sind auch die wesentliche Quelle der hier beschriebenen Abläufe. Die Merkhilfe wurde mit größtmöglicher Sorgfalt für die Anwendung im Rettungsdienstbereich Segeberg erstellt. Sie unterliegt einer kontinuierlichen Weiterbearbeitung. Es gilt die aktuelle Version auf dem Kreisportal (www.segeberg.de/rettungsdienst). Anregungen und Kritik sind an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst sind willkommen! Auch können die beschriebenen Vorgehensweisen in Verfahrensanweisungen der Rettungsdienst-Durchführer weiter präzisiert sein, sollten den Aussagen dieser Merkhilfe jedoch nicht widersprechen. Jan Peter Schröder Landrat des Kreises Segeberg Dr. med. Boris Friege Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Inhaltsverzeichnis 3 Abkürzungen Grundsätzliches und Standardvorgehen 4 5-13 Notarztindikationskatalog SH (NAIK) 5 Faktor Auskunftsfähigkeit des Patienten 11 Standardvorgehen in Stichworten 6 Anamnese SAMPLER/OPQRST 12 Startvorgehen nach ABCDE 9 Medikamentengabe 13 Ersteinschätzung -> Arbeitsdiagnose 10 Notfallsituationen und Maßnahmen 11-43 Akutes Coronar-Syndrom ACS 14 Anaphylaxie (+ i.m.-Injektion) 28 Kardiales Lungenödem (+ NIV/CPAP) 15 Hypoglykämie 29 Bradykardie (instabil) (+ Schrittmacher) 16 Andauernder generalisierter Krampfanfall 30 Tachykardie (instabil) (+ Kardioversion) 17 Starker Schmerz 31 Hypertensiver Notfall 18 Geburt (bevorstehend / einsetzend) 32-33 Akuter Schlaganfall 19 Neugeborenenversorgung, APGAR 34-35 Sepsis 20 Spannungspneumothorax (+Entlastung) 36 Asthma / COPD 21 Intraossärer Zugang 37 Krupp / Pseudokrupp 22 Achsengerechtes Stellen 38 Fremdkörperentfernung Erw. / Kind 23-24 Heimbeatmete Patienten 25 Atemwegsmanagement / Absaugen 26-27 Immobilisation stumpfes/penetr.Trauma 39-41 Beckenschlinge/Beckengurt 42 Thoraxkompressionsgerät 43 Medikamente 44-65 Acetylsalicylsäure 44 Glucose 52 Paracetamol 60 Adrenalin 45 Glyceroltrinitrat 53 Prednison 61 Amiodaron 46 Heparin 54 Prednisolon 62 Atropin 47 Ipratropiumbromid 55 Ranitidin 63 Butylscopolamin 48 Lidocain 56 Salbutamol 64 Clemastin 49 Metamizol 57 Urapidil 65 Esketamin 50 Midazolam 58 Furosemid 51 Ondansetrol 59 Sonstiges Vorsichtung nach PRIOR 66-68 66-67 CRM Leitsätze nach Rall und Gaba Inhaltsverzeichnis Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 68 3 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Abkürzungen AF ÄLRD AMP BMV Atemfrequenz Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Ampulle, Brechampulle Beutel-Masken-Ventilation BZ cmH2O EKG EM EVM g G40% HF Blutzucker cm Wassersäule Elektrokardiogramm Ereignismeldung Erweiterte Versorgungsmaßnahme Gramm Glucose 40% Herzfrequenz HOCM HRS i.e.S. i.m. i.n. i.o. i.v. kg KG Konz l Lsg MAD mbar Mg mg min ml mmHg NaCl NAIK NAS NIV Hypertrophe Obstruktive Cardiomyopathie Herzrhythmusstörung NotSan O2 p.i. RA RR RS s.l. SHT SpO2 SOP V.a. Notfallsanitäter Sauerstoff per inahalationem inhalativ Rettungsassistent Blutdruck nach Riva Rocci Rettungssanitäter Sublingual Schädel-Hirn-Trauma O2-Sättigung Standard Operation Procedure Verdacht auf VEL Vollelektrolytlösung WL Wachleiter Z.n. Zustand nach Im engeren Sinne Intramuskulär Intranasal Intraossär Intravenös Kilogramm Körpergewicht Konzentration [meist in mg/ml] Liter Lösung Mucosal Atomization Device Millibar Magnesium Milligramm Minute Milliliter Millimeter Quecksilbersäule Kochsalz Notarzt-Indikationskatalog in Schleswig Holstein Numerische Analogskala Nichtinvasive Beatmung Abkürzungen Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 4 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Notarztindikationskatalog Schleswig-Holstein (NAIK) Der Notarztindikationskatalog fasst die Indikationen für den Einsatz des nächststehenden NEF zusammen. Er stellt eine grundsätzliche Vorgabe für den Disponenten dar. • Jedem Disponenten steht es zudem frei, einen Notarzt einzusetzen, wenn akute Gefahr für das Leben oder Gesundheit vermutet wird. • Bei unklarem Lagebild ist im Zweifel der NA einzusetzen. Patientenzustand- bzw. symptombezogene Indikationen: Notfall- bzw. ereignisbezogene Indikationen: Der NA ist einzusetzen, wenn eine Vitalfunktion deutlich gestört ist, fehlt oder ein Anhalt für eine sonstige schwere Schädigung vorliegt: Der NA ist bei zu erwartender schwerer Schädigung unverzüglich einzusetzen: Bewusstsein Fehlende Reaktion auf Ansprache und Rütteln / Schmerzreiz Atmung Akute ausgeprägte oder zunehmende Atemnot Blaufärbung (Zyanose) der Lippen oder der Haut Fehlende Brustkorb-Bewegungen - Atemstillstand Kreislauf Akuter Brustschmerz Fehlender Puls - Kreislaufstillstand Sonstiges Generalisierter Krampfanfall Starke Blutung nach innen oder außen Schwere Verletzung Starker akuter Schmerzzustand Akuter Herzinfarkt Schwere Blutdruckentgleisung mit weiterer Symptomatik Schweres Allergisches Ereignis Unmittelbar einsetzende bzw. stattgefundene Geburt Vergiftungen mit klinischer Symptomatik Kindernotfall mit der zu erwartenden Notwendigkeit einer ärztliche Intervention (z.B. Schmerztherapie) Schwerer Verkehrsunfall mit Hinweis auf Personenschaden Brände mit Hinweis auf Personenbeteiligung Explosions-, thermische oder chemische Unfälle mit Hinweis auf Personenbeteiligung Stromunfälle Wasserunfälle (Ertrinkungsunfall, EisEinbruch) Einklemmung und Verschüttung von Personen Sturz aus großer Höhe (> 3 m) Schuss-, Stich- und Hiebverletzungen im Kopf-Hals-Rumpfbereich Manifeste oder drohende Gefährdung von Menschenleben (Geiselnahme, Amoklage, usw.) Unmittelbar drohender Suizid Für das Rettungsdienstfachpersonal im arztfreien Intervall bedeutet das: 1. Der Notarzt wird nachgefordert , falls nicht disponiert, sobald eines dieser Kriterien erkennbar wird. - Mögliche begründete Ausnahme: Arztkontakt geht schneller durch Fahrt in nächste Klinik. 2. Kein bereits disponiertes NEF wird leichtfertig „abbestellt“, d.h. ohne dass der bzw. alle Patienten sorgfältig nach Standardvorgehen untersucht sind. (ABCDE, SAMPLER, Standardmonitoring usw.) 3. Auch das Rettungsdienstpersonal darf und soll den Notarzt nachzufordern bei Situationen oder Befunden, die sich nicht eindeutig in o.g. Kriterien einordnen lassen, wenn akute Gefahr für das Leben oder Gesundheit vermutet wird. Standards: Notarztindikationskatalog SH Quellen: Notarztindikationskatalog SH Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 5 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Standardvorgehen in Stichworten (1) Eine Merkhilfe ist keine „Freigabe“ … Die Merkhilfe soll erinnern helfen, was zu invasiven Maßnahmen und Medikamenten für den Rettungsdienst Segeberg geregelt ist, und zu den Umständen, wann sie korrekt und zeitgerecht zur Anwendung kommen. Eine Merkhilfe ist keine „Freigabe“ und weder ersetzt sie das Lehrbuch, noch die Notwendigkeit selber zu denken. Strukturierte Patientenbeurteilung Jeder Patient wird nach dem ABCDE-Prinzip beurteilt: Vor jeder Maßnahme, im weiteren Verlauf und bei Zustandsänderung. Die strukturierte Beurteilung ist Ausgangspunkt für Arbeitsdiagnose und für die abgeleitete invasive Maßnahme Standardmonitoring (synonym verwendet: Basis-Monitoring) Jeder Patient, der erweiterte medizinische Maßnahmen benötigt, erhält frühestmöglich ein Basis-Monitoring (EKG, RR, SpO2), spätestens nach lebensrettenden Maßnahmen, und fortlaufend bis zum Arztkontakt. Das Basismonitoring wird bedarfsgerecht ergänzt um erweitertes Monitoring (z.B. BZ-Messsungen, Temperatur usw.) Betreuung Jeder Patient und ggf. Angehörige werden situationsangemessen betreut und verbal beruhigt. Lagerung Jeder Patient wird fachgerecht gelagert. Wärmeerhalt Bei jedem Patienten werden Maßnahmen zum Beibehalten einer normalen Körpertemperatur ergriffen (wenige Ausnahmen: z.B. Fieber, Postreanimationsphase). Sauerstoff alle Patienten, bei denen nach der Ersteinschätzung ein kritischer Gesundheitszustand vorliegt, erhalten initial hochdosiert O2. i.v. –Zugang Kritische Patienten, die einer invasiven Maßnahme, vor allem Medikamente i.v. bedürfen, erhalten einen periphervenösen Zugang. - Die Anlage eines i.o.- Zuganges ist jedoch noch einmal deutlich strenger zu stellen! Reanimation nach ERC-Leitlinien Jeder Patient mit Kreislaufstillstand wird nach aktuellen ERC-Guidelines reanimiert. Standards: Standard Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 6 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Standardvorgehen in Stichworten (2) Arztkontakt! Zwingend erhält jeder Patient nach EVM durch rettungsdienstliches Assistenzpersonal einen Arztkontakt! Lebensrettende Sofortmaßnahmen sind vorrangig! Sie dürfen nicht durch das Alarmieren eines Notarztes verzögert werden. Vier-Augen-Prinzip und Kennzeichnung der Medikamente Bei Medikamentengabe gilt verpflichtend das „Vier Augen Prinzip“. Medikamente werden eindeutig gekennzeichnet. Aufklärung über die Maßnahme Jeder bewusstseinsklare Patient wird vor einer geplanten EVM über die Maßnahme aufgeklärt und situationsangemessen über Zweck und alle relevanten unerwünschten Wirkungen aufgeklärt. Aufklärung über die Qualifikation Jeder bewusstseinsklare Patient wird kurz über die Ausbildungs-Qualifikation des Anwenders aufgeklärt. Beispiel: „Ich kläre Sie nun als Rettungsassistent auf über: …“ Einwilligung Lehnt ein bewusstseinsklarer Patient nach der Aufklärung eine Maßnahme oder Medikamentengabe ab, wird diese nicht durchgeführt. Enger Handlungskorridor Jede Handlungsanweisung ist nur im Rahmen der erhobenen Arbeitsdiagnose / Notfallsituation anzuwenden. Verhältnismäßigkeit Die angewendeten invasiven Maßnahmen werden nur dann getroffen, wenn keine weniger invasive Maßnahme mit geringerem Risiko das gleiche Ziel erreichen könnte. Beispiel: Ziel: Verbesserung der Oxygenierung Maßnahmen: Lagerung, Freimachen der Atemwege (=wenig invasiv) O2-Insufflation Nichtinvasive Beatmung Beutelmasken-Ventilation Extraglottische Atemhilfe endotracheale Intubation Koniotomie (maximal invasiv) Abweichen von Handlungsanweisungen / Vorgaben: In begründeten Ausnahmefällen kann bzw. muss von den Vorgaben abgewichen werden. Die Begründungen hierfür müssen tragfähig sein. Standards: Standard Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 7 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Standardvorgehen in Stichworten (3) Struktur der Handlungsanweisungen Die Handlungsanweisungen sind Leitsymptom- (z.B. „Atemnot“) oder Maßnahmen-basiert (z.B. „Atemwegsmanagement“, „Medikament Adrenalin“). Kinder sind keine kleinen Erwachsenen … Nicht anders gekennzeichnete Handlungsanweisungen gelten für Erwachsene. Besonderes Vorgehen bei Kinder-Notfallsituationen sind gesondert gekennzeichnet. Dokumentation – erkennbar schlüssiges, strukturiertes Vorgehen Jede invasive Maßnahme wird auf dem Einsatzprotokoll gemäß der DVO-RDG SH dokumentiert. Arbeitshypothese, folgerichtige Wahl der angemessenen Maßnahmen, Aufklärung und Einwilligung müssen für einen außenstehenden (z.B. einen Richter) erkennbar sein. Ereignismeldung (EM) Teil der Dokumentation ist die Ereignismeldung: Diese geschieht derzeit per Fax an den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Die Auswertung der EM und die Erfahrungen aus den Fortbildungen stellen einen wesentlichen Teil der Weiterentwicklung und Anpassungen der Algorithmen dar. Einsatznachbesprechung (Debriefing) … sollte möglichst mit allen Beteiligten nach jedem Notfalleinsatz erfolgen. Ziel: Sachlich alle Fragen klären Kernfragen: Was war der Plan? - Was geschah wirklich? - Warum ist es so abgelaufen? – Was wollen wir verbessern? Standards: Standard Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 8 Standards I: Startvorgehen nach ABCDE Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg bei jedem Notfalleinsatz und Verschlechterung– Erster Untersuchungsgang (primary survey) Szene • Örtlichkeit? Witterung? • Andere Einsatzkräfte? Absprachen mit anderen Einsatzkräften Sicherheit • Erkennbare Gefahren? Selbstschutz, Schutzausrüstung nutzen Situation • Was ist passiert ? Warum wurde Hilfe gerufen? • Verletzungsmechanismus? • Wie viele Patienten? Rückmeldung (Lage auf Sicht) Nachforderung Ersteindruck • Eher kritischer Patient? • Eher unkritischer Patient? Kommunikation im Team über Einschätzung des Teamführers • Atemwege frei? Stumpfes Trauma? Atemwege freimachen Ggf. HWS-Fixation • Atemfrequenz • Atemtiefe/ Atemanstrengung Thoraxexkursionen, Belüftung suffizient? • Seitenvergleichende Auskultation • Hautkolorit Sauerstoffgabe Beatmung ggf. Entlastungspunktion andenken (C) A B Atemweg Belüftung • • • • • • C Cirkulation D Defizite neurologisch E Exposure – Einflüsse? Blutungen stoppen Ggf. Entlastungs-punktion durchführen Reanimation Ggf. medikamentöse Therapie • Bewusstseinslage (GCS) • Pupillenkontrolle baldmöglich GCS und neurologische Defizite dokumentieren • Patient angepasst entkleiden • Ggf. Logroll-Manöver • Suche nach weiteren Hinweisen JA kritischer Patient? Puls (Frequenz, Qualität, Rhythmus) Hauttemperatur, -kolorit Rekapillarsierungszeit Kaltschweißigkeit Äußere Blutung sichtbar? Innere Blutungen vermutet:? (Brust Bauch, Becken Oberschenkel) NEIN Leitsymptom festlegen Wärmeerhalt beachten Akut-Versorgung Leitsymptom festlegen 2.Untersuchungsgang (second survey) Weitere Versorgungsstrategie festlegen Standards: Startvorgehen, Einschätzung ABCDE Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 9 Ersteinschätzung Szene Sicherheit Situation Ersteindruck ABCDE-Vorgehen Leitsymptom identifizieren Entscheidung: kritisch ↔ nicht kritisch + Leitsymptom Leitsymptombasiert Differentialdiagnosen sammeln bei Verschlechterung Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Standardvorgehen II: Ersteinschätzung Arbeitsdiagnose Weiterführende Anamnese + Untersuchung (Weitere Informationen dazu im Standardvorgehen III + IV) SAMPLER OPQRST • • • Messwerte: BZ, SpO2, RR, Temperatur, EKG, … Gezielte Untersuchung Differentialdiagnosen bewerten Entscheidung über Arbeitsdiagnose Einteilung: lebensbedroht – ernsthaft krank – unkritisch Weitere Behandlung nach Algorithmen Algorithmus wählen Wiederholte Untersuchungen ggf. Anpassen der Arbeitsdiagnose Lagerung des Patienten Transport Standards: Ersteinschätzung – Anamnese – Algorithmus Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 10 Standardvorgehen III: Faktor Auskunftsfähigkeit Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Ersteinschätzung Szene Sicherheit Situation Ersteindruck ABCDE-Vorgehen Leitsymptom identifizieren Entscheidung: kritisch ↔ nicht kritisch + Leitsymptom Leitsymptombasiert Differentialdiagnosen sammeln Auskunftsfähiger Patient? Anamnese möglich? JA Anamnese NEIN OPQRST & SAMPLER Orientierende Untersuchung Gezielte Untersuchung Monitoring Monitoring Fremdanamnese OPQRST & SAMPLER Neubeurteilung Versorgung Transport Standards: bei Auskunfts(un)fähigkeit Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 11 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Standards IV: Standardanamnese SAMPLER S Symptome (Leitsymptom) erfragt nach OPQRST -Schema A Allergien Allergien M Medikamente Vormedikation/ Akutmedikation/ Dauermedikation / Bedarfsmedikation P Patientenvorgeschichte Vorerkrankungen L Letzte Mahlzeit/ Ausscheidung Letzte Mahlzeit/ Nahrungsaufnahme Letzte Ausscheidung (Stuhl, Urin, Erbrechen) ggf. Sexualanamnese E Ereignisse direkt zuvor Ereignisse vor Symptombeginn R Risikofaktoren Risikofaktoren bezogen auf die Differentialdiagnosen OPQRST O Onset Einsetzen / Zeit / Datum Wann ging es los? Wie ging es los? P Palliation/ Provokation Linderung / Auslösung Was löst die Beschwerden aus? Was lindert die Beschwerden? Q Qualität Qualität Wie sind die Beschwerden zu beschreiben? R Region/ Radiation Lokalisation / Ausstrahlung Wo sind die Beschwerden lokalisiert? Wohin strahlen die Beschwerden aus? S Schwere Stärke /bei Schmerz: NAS Wie stark sind die Beschwerden? T Time Zeitlicher Verlauf der Symptomatik Wie haben sich die Beschwerden im Zeitlichen Verlauf seit Beginn verändert? Standards: SAMPLER, OPQRST Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 12 Standards IV: Medikamentengabe Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Geplante Medikamentengabe Indikation geprüft und bestätigt? Keine JA Kontraindikationen ? NEIN NEIN Keine Medikamentengabe Keine Medikamentengabe JA Anwenden der 5-R-Regel: Richtiger Patient Richtiges Arzneimittel Richtige Dosierung (oder Konzentration) Richtige Applikation (auch Applikationsart) Richtige Zeit (richtiger Zeitpunkt) Entscheidung gegen die Gabe des Medikamentes bei: • Indikation fehlt oder ist unrichtig • Kontraindikation wurde erkannt • Auffälligkeiten („Nein“) bei 5-R-Regel • Einwilligung verweigert • Unsicherheit Aufklärung über Nebenwirkungen Einwilligung des bewusstseinsklaren Patienten Endscheidung zur Applikation NEIN Keine Medikamentengabe JA 4-Augen-Prinzip Medikamentenapplikation Dokumentation Standards: Medikamentengabe Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 13 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Akutes Coronarsyndrom (ACS) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Verdacht auf ein Akutes Coronarsyndrom: • Leitsymptom: Thoraxschmerz (Schwere / Druck/ Enge im Brustkorb) • typischerweise atemunabhängig und bewegungsunabhängig • oft Ausstrahlung (Arm, Bauch, Kopf, Rücken) • Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Schockzeichen Kaltschweißigkeit, fahle Blässe • Vorsicht: untypische Symptome gehäuft bei Frauen und Diabetikern möglich Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Thoraxschmerz u. Herzinfarkt sind gelistet im NAIK) S.5 Lagerung 12-Kanal-EKG Angepasste O2-Gabe • Hochdosiert bei kritischen Patienten • Zielwert ≥ 95% bei pulmonal Gesunden • Zielwert 88-92% bei COPD Glyceroltrinitrat („Nitro“): 1-2 Hub s.l. periphervenöser Zugang Kristalline Infusion Acetylsalicylsäure 300mg i.v. (bei NAS 6: 500mg Acetylsalicylsäure i.v.) • Heparin 5000 I.E. i.v. • • • • Herzrhythmusstörungen? ggf. nach anderen SOP verfahren: SOP Instabile Bradykardie SOP Instabile Tachykardie ST-Hebungen erkennbar? mind. in 2 benachbarten Ableitungen Telemetrie (wenn installiert) Unverzüglich für Herzkatheter aufnahmebereite Klinik erfragen u. voranmelden Vorsicht bei Hinweisen auf möglichen Rechtsherzinfarkt bei RRsys 120mmHg und/oder ST-Hebungen in EKG-Ableitung II, III, avF Einzeldosis 1 Hub Nitro s.l. Notarzt-Maßnahmen • z.B. Analgesie (Morphin), z.B.Sedierung (Midazolam) ggf. weitere Medikamente (z.B. ß-Blocker) Kliniktransport Zielklinik: keine ST-Hebungen erkennbar: Nächste Akutklinik (Innere Medizin) (nicht zwingend mit HerzkatheterMöglichkeit) Notfallsituation: ACS Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 14 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Lungenödem (inkl. CPAP/NIV) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt V.a. kardiales Lungenödem = dekompensierte Linksherzinsuffizienz • Leitsymptom : Ausgeprägte Atemnot • Distanzrasseln (ohne Sthetoskop hörbar) , Auskultation: feuchte Rasselgeräusche – aber auch exspiratorischer Stridor (sog. Asthma cardiale) Vorsicht Verwechslungsgefahr mit Asthma! • schaumiges evtl. fleischwasserfarbenes Sekret im Mundbereich sichtbar • Nicht selten hohe / hochnormale Blutdrucke (aber: nicht beim kardiogenen Schock) Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Akute ausgeprägte Atemnot ist gelistet im NAIK) S.5 Hochdosierte O 2-Gabe Lagerung: optimalerweise Sitzlage Reanimationsbereitschaft 12-Kanal-EKG • Glyceroltrinitrat („Nitro“) Einzeldosen 1-2 Hub s.l. ggf. wiederholen, Zieldruck: normotoner RR • periphervenöser Zugang + Infusion (VEL): langsam • Furosemid 20mg i.v. (ggf. Wiederholung nach 15min) Parallel zur medikamentösen Versorgung CPAP/NIV-Behandlung erwägen, wenn Oxygenierung unzureichend trotz hochdosierter O 2-Gabe (SpO 2 < 90%) Aufklärung über beabsichtigte Maßnahme, Erklären der folgenden Schritte ruhige Atmosphäre schaffen Anlegen der NIV-Maske Beginn der CPAP/NIV-Therapie nach abhängig vom verwendeten Gerät! • PEEP 5-7 mbar • Fi O 2: beginnend mit 0,8-1,0 • • • • • Kontraindikationen CPAP/NIV • Fehlende Schutzreflexe • Verlegung der Atemwege • fehlende Eigenatmung • Erbrechen • obere GI-Blutung/ Ileus, • Verletzungen im Gesicht • Keine Kooperation CPAP/NIV kontraindiziert oder ineffektiv Assistierte Beatmung über BMV ggf. extraglottische Atemhilfe, Intubation vorbereiten Notarzt-Maßnahmen • Ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung • weitere Medikamente nach Bedarf (z.B. Morphin, Katecholamine) Kliniktransport, Dokumentation der EVM Notfallsituation: Lungenödem Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 ESC Leitlinie Herzinsuffizienz Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 15 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Bradykardie (inkl. Schrittmachertherapie) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Bradykardie (HF<50/min) mit Instabilitätszeichen: S ynkope/ Bewusstseinsstörung H ypotension/ Schock I nsuffizienzzeichen T horaxschmerz/ ACS-Symptome Entscheidend ist der klinische Eindruck eines schwer kranken und instabilen Patienten! Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern ! (NAIK S.5) Hochdosierte O2-Gabe Frühzeitig Monitoring 12-Kanal-EKG Reanimationsbereitschaft! i.v.-Zugang - Vollelektrolytlösung - Atropin 0,5mg i.v. Besserung nach 3 Minuten erkennbar? NEIN JA Wiederholungsgaben von Atropin 0,5mg i.v. bis maximal 3,0 mg Atropin Adrenalin-Perfusor (1mg Adrenalin mit NaCl-Lösung auf 50ml), Start mit 30ml/h i.v., dann nach Wirkung auf Herzfrequenz und RR reduzieren und Fortführen Ziel: HF>50/min (Einstellung 6-30ml/h entspricht 2-10µg/Min Adrenalin i.v.) Herzfrequenz weiter < 50/min, Pat. aber ausreichend bei Bewusstsein (GCS 10) JA NEIN Transcutane Schrittmachertherapie Position: Sternum-Apex (Herstellerangaben zu Elektrodenposition usw. beachten) Modus: Demand Frequenz: 60-80/Minute Intensität: Steigern in 5mA-Schritten, bis 1:1-Ankopplung sicher erreicht ist! Kontrolle der peripheren und zentralen Pulse. Notarzt-Maßnahmen • Weitere antibradykarde und kausale Therapie durch Notarzt Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Instabile (bedrohliche) Bradykardie Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 ERC Leitlinie 2015 Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 16 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Tachykardie (inkl. Kardioversion) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Tachykardie (HF>150/min) mit Instabilitätszeichen: S ynkope/ Bewusstseinsstörung H ypotension/ Schock I nsuffizienzzeichen T horaxschmerz/ ACS-Symptome Entscheidend ist der klinische Eindruck eines schwer kranken und instabilen Patienten! Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern ! (NAIK S.5) Keine Rhythmustherapie, sondern Behandlung der Ursache: • Hypoxie • Hypovolämie • Fieber • Schmerz • Herzbeuteltamponade • Spannungspneumothorax • Lungenarterienenmbolie Hochdosierte O2-Gabe Frühzeitig Monitoring 12-Kanal-EKG Reanimationsbereitschaft Sinustachykardie? Reversible Ursache? V.a. Bedarfstachykardie? JA NEIN Patient ist bewusstlos? NEIN JA Notfallkardioversion bis zu 3 Versuche: • Synchronisiert (!) • Biphasisch 120 Joule Parallel oder danach: iv-Zugang, Infusion1 Tachykardie erfolgreich terminiert? Amiodaron-Kurzinfusion Einmalig 300mg Amiodaron in 250ml G5% über 20min i.v. NEIN JA Notarzt-Maßnahmen: Weitere antitachykarde und kausale Therapie durch Notarzt Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Instabile (bedrohliche) Tachykardie Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 17 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Hypertensiver Notfall Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Hypertensiver Notfall mit RRsys>220mmHg, höchster Wert an beiden Armen gemessen • Kein eindeutiges Leitsymptom : u.a. Atemnot, Thoraxschmerz, Kopfschmerz, Bewusstseinsstörung, Übelkeit, Augenflimmern, Gesichtsröte usw. möglich • Vorkommen bei anderen Notfallsituationen: Apoplex, ACS, Lungenödem Leitsymptom Atemnot u.a. weist zur Arbeitsdiagnose Lungenödem Wechsel zum Vorgehen Lungenödem Leitsymptom Thoraxschmerz weist zur Arbeitsdiagnose ACS Wechsel zum Vorgehen Akutes Coronarsyndrom Leitsymptom neurolgische Defizit u.a. weist zum akuten Apoplex Wechsel zum Vorgehen bei Akuter Schlaganfall Vitale Bedrohung erkennbar? JA 1 NEF nachfordern ! NEIN • periphervenöser Zugang • Kristalline Infusion • Urapidil in Einzeldosen von 5mg langsam i.v. in 3- Minutenabständen unter zwischenzeitlichen RR-Kontrollen. Maximaldosis: 25mg Urapidil i.v. RRsyst > 180 mmHg NEIN JA NEF nachfordern ! 9 • Ziel ist Absenkung von Extremwerten, nicht die optimale Blutdruckeinstellung • Ziel = Senkung des Rr syst um etwa 20% • Zu Schnelle u. starke Blutdrucksenkung kann schlimme Folgen haben (z.B. Gehirndurchblutung!) Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Hypertensiver Notfalll Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 18 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Akuter Schlaganfall Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Klinischer Verdacht auf Akuten Schlaganfall: FAST-Test F9 ace Lächeln lassen ► Asymmetrie? A rm beide Arme, Handflächen n. oben halten lassen ► Arm sinkt ab, Hand dreht sich ein? S peech Sprache ► verwaschen, undeutlich, Wortfindungsstörung? T ime ► akut aufgetreten? neu begonnen? + Weitere Symptome: Neuer Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen… Vorsicht: alle Symptome können durch Hypoglykämie („Chamäleon“) oder Entzündung erklärt sein! Behandlungsgrundsatze: Time is brain! • Telefonische Erreichbarkeit der Angehörigen sicherstellen (Telefonnummer dokumentieren!) • Bezugsperson nur ohne Zeitverzug mitnehmen! • Keine unnötige Zeit vergeuden, z.B. bei Problemen bei der Blutentnahme o.ä. • Notarzt, wenn erforderlich, im Rendezvous treffen, nicht grundlos an der Einsatzstelle verharren! NEF nachfordern, wenn • ein kritisches ABCDE-Problem vorliegt, z.B. wenn Hypotonie oder Hypertonie nicht behoben werden kann, • Nackensteifigkeit, Vernichtungs,kopfschmerz, Fieber u./oder ein initial Krampfanfall evtl. auf besondere Ursachen wie Subarachnoidalblutung oder Meningitis weisen • Oberkörperhochlage 30° • Kopf in Neutral-Null-Stellung • BZ- und Temperaturmessung sind obligatorisch Blutzucker <60mg/dl Parallel Vorgehen wie bei Hypoglykämie Blutdruck stark erhöht? systolisch >220 /120 mmHg • periphervenöser Zugang , Infusion • Urapidil: Zielblutdrucke • systolisch <220 mmHg diastolisch <120 mmHg Nicht tiefer senken! Hypotonie? • periphervenöser Zugang , Infusion • Volumenbolus mit 20ml/kgKG Voranmeldung in Zielklinik (stroke unit) • Lysetherapie / Thrombektomie sinnvoll möglich, wenn die Symptome frühestens vor 4,5 Stunden (bis maximal 8 Stunden) Anmeldung als „Schlaganfall im Lysefenster“ Zügiger Kliniktransport in Stroke Unit (Time is brain!) ggf. Dokumentation der EVM Notfallsituation: Akuter Schlaganfall Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 19 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg V.a. Sepsis Ausgangssituation: V.a. Infektion z.B. durch: • Fieber >38°C (nicht zwingend) Im Gesamtkontext wird • Husten eine Infektion vermutet! • Grippale Symptome • Hauterscheinungen (z.B. Petechien, Erysipel, …) • Gastroenteritische Beschwerden (z.B. Erbrechen + Diarrhoe) • Hinweise auf Harnwegsinfekt (z.B. typischer Geruch, Katheterurin auffällig aussehend, …) • Anamnestische Hinweise qSOFA-Score (quick-SOFA) erheben Atemfrequenz >22/Minute 1 Punkt Systolischer Blutdruck <100mmHg 1 Punkt GCS <15 1 Punkt Akute Vigilanzminderung NEIN qSOFA ≥ 2 Punkte JA NEIN Standardtherapie Regelmäßiges Reassessment Sepsis wahrscheinlichste Ursache? Keine andere Erklärung? JA V.a. Sepsis ! Basismaßnahmen n.Standard Kliniktransport • i.v.-Zugang + großzügige Volumentherapie mit balancierter Vollelektrolytlösung bei bestehender Hypotonie (RRsyst. <100mmHg) • Keine Gabe von HAES-Lösungen qSOFA ≥ 2 Punkte wird schnell erreicht! • Viele andere Ursachen (insbesondere Schock) führen zu qSOFA≥ 2 Punkte: • Kardiogener Schock? • Anaphylaktischer Schock? • Hämorrhagischer Schock? • Rhythmusstörung? • Intoxikation? •… Notarzt-Maßnahmen: Vasopressortherapie bei weiterbestehender Hypotension trotz Volumentherapie mit Noradrenalin Zügiger Transport, Priorisierung der Übergabe Klare Übergabe des Sepsisverdachts Notfallsituation: Sepsis Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 20 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Asthmaanfall / exazerbierte COPD (inkl. CPAP/NIV) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Akute Obstruktion tiefer Atemwege (Asthma, COPD, Bronchospasmus) • Leitsymptom: Akute Atemnot • Exspiratorischer Stridor (Pfeifen, Giemen, Brummen) • Verwechslungsgefahr: Lungenödem mit exsp. Stridor (sog. Asthma cardiale) • Ggf. sehr leises/ fehlendes Atemgeräusch („silent chest“) • Schonhaltung, Orthopnoe • Alarmzeichen: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, SPO2 <90 % Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Akute ausgeprägte Atemnot + B-Problem mit Zyanose sind gelistet im NAIK) S.34 Lagerung: (Kutscher-) Sitz Lippenbremse Hochdosierte O 2-Gabe: Zielwert SPO 2 90 % • • • • 2,5mg Salbutamol vernebeln 250µg Ipratropiumbromid vernebeln periphervenöser Zugang + Infusion (VEL) Glucocorticoid appilzieren • Prednisolon i.v. Kinder: 2mg/kgKG / Erw.: 50mg • Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen 100mg Vorsicht ! i.v-Zugang (Stress, Schmerz) kann bei Kindern das die Atemnot verschlimmern! Parallel zur medikamentösen Versorgung CPAP/NIV-Behandlung erwägen, wenn Oxygenierung unzureichend trotz hochdosierter O 2-Gabe (SpO 2 < 90%) Aufklärung über beabsichtigte Maßnahme, Erklären der folgenden Schritte ruhige Atmosphäre schaffen Anlegen der NIV-Maske Beginn der CPAP/NIV-Therapie nach abhängig vom verwendeten Gerät! • PEEP 5-7 mbar • Fi O 2: beginnend mit 0,8-1,0 • • • • • Kontraindikationen CPAP/NIV • Fehlende Schutzreflexe • Verlegung der Atemwege • fehlende Eigenatmung • Erbrechen • obere GI-Blutung/ Ileus, • Verletzungen im Gesicht • Keine Kooperation CPAP/NIV kontraindiziert oder ineffektiv Assistierte Beatmung über BMV ggf. extraglottische Atemhilfe Notarzt-Maßnahmen • ggf. weitere Medikamente nach Bedarf (z.B. Reproeterol, Theophyllin, Magnesiumsulfat i.v.) • ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Akute Obstruktion tiefer Atemwege (Asthma, COPD) Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 16.10.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 21 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Akute Obstruktion oberer Atemwege bei Kindern Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt akute Obstruktion oberer Atemwege (meist KruppSyndrom / Pseudokrupp) • Leitsymptom: Akute Atemnot • Typisch Inspiratorischer Stridor (=extrathorakale Enge) • bisweilen auch in – und expiratorischer Stridor • Räuspern, Würgen (supraglottisch) • meist Virusinfekte (glottisch, supraglottisch), bellender Husten („KruppSyndrom“) • Wichtige Ausnahme: Epiglottitis acuta (hohes Fieber, kein Husten) • Alarmzeichen: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, SPO 2 <92 %, Bradykardie! Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern ! (Kindernotfall mit notwendiger ärztlicher Intervention ist gelistet im NAIK) S.34 wenn Fremdkörperaspiration Vorgehen gemäß aktuellen Reanimationsleitlinien Lagerung: aufrechte Lage / Sitzlage, (Schoß der Mutter) Feuchte, kühle Luft (Fenster, Dusche) O 2-Gabe: 2-4l/min Zielwert SpO 2 90 % Erweitertes Monitoring: Temperatur messen. das Kind keinem unnötigen Stress aussetzen (SpO2-Monitoring kann ausreichend sein) • Glucocorticoid applizieren • Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen • Sonst: Prednisolon i.v. • Adrenalin vernebeln (3mg pur, über Verneblermaske mit 8l O 2/min) Vorsicht ! Stress & Schmerz können bei Kindern das 11 die Atemnot verschlimmern! • i.v-zugang nur im äußersten Notfall • Keine Inspektion des Rachens • Ruhiges Auftreten und Beruhigung der Eltern sind sehr hilfreich • Zäpfchen ggf. durch Erziehungsberechtigten (Bezugsperson) applizieren lassen Notarzt-Maßnahmen • ggf. weitere Medikamente nach Bedarf • ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung, • ggf. chirurgischer Atemweg (Koniotomie) z.B. bei Epiglottitis akuta Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt U-Heft u. Impfpass mitnehmen Erziehungsberechtigte großzügig mitnehmen (Vertrauensperson für Kind) Dokumentation der EVM Notfallsituation: Akute Obstruktion oberer Atemwege bei Kindern Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 22 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Bolusgeschehen / Fremdkörperentfernung bei Erwachsenen Ausgangssituation: Hinweise für Atemwegsverlegung durch Fremdkörper Erstickungszeichen in Zusammenhang mit Essen oder Trinken Hinweise auf erhöhte Gefahr durch Intoxikation Hinweise auf Schluckstörungen (z.B. neurologische Erkrankungen) Hinweise auf Atemwegserkrankungen Hinweise auf geistige Einschränkung Aufforderung zum Husten Schweregrad der Atemwegsverlegung einschätzen „Haben Sie einen Erstickungsanfall?“ NEIN Hinweis für schwere Verlegung: • Patient ringt nach Luft • Atmen scheint nicht möglich zu sein • Inspiratorischer Stridor hörbar • Antworten ist nicht möglich • Stimmlosigkeit • Schwacher Hustenstoß • Leises stimmloses Husten • Patient ist bewusstseinsgetrübt Ist der Patient bei Bewusstsein? NEIN • REANIMATION ! Wechsel zum Ablauf Erwachsenenreanimation nach gültiger ERC-Leitlinie • Direkte Laryngoskopie: Versuch der Fremdkörperentfernung mit Magillzange JA Ist das Husten effektiv? Hinweis für leichte Verlegung: • Patient atmet offensichtlich • Antworten ist möglich • Kräftiger Hustenstoß möglich • Patient ist bewusstseinsklar Zum Husten auffordern! JA • Patienten nach vorne beugen • 5 kräftige Rückenschläge zwischen die Schulterblätter • Beobachten, ob Fremdkörper aus dem Mund herauskommt Rückenschläge erfolgreich? JA NEIN • 5 Oberbauchkompressionen (HeimlichManöver) Kontinuierliche Beobachtung und Überwachung, Versorgung nach rettungsdienstlichem Standard! Transport, Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation Notfallsituation: Fremdkörper / Bolusgeschehen bei Erwachsenen Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 23 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Bolusgeschehen / Fremdkörperentfernung beim Kind Ausgangssituation: Hinweise für Atemwegsverlegung durch Fremdkörper Erstickungszeichen in Zusammenhang mit Essen oder Trinken Herumliegendes kleinteiliges Spielzeug, Erbsen, Nüsse, Münzen, Knopfbatterien… [Wie bei Erwachsenen] Hinweise auf erhöhte Gefahr durch Intoxikation; Schluckstörungen (z.B. neurologische Erkrankungen), Atemwegserkrankungen, oder auf geistige Einschränkung Aufforderung zum Husten Schweregrad der Atemwegsverlegung einschätzen NEIN JA Ist das Husten effektiv? Hinweis für leichte Verlegung: • Schreien oder Antwort auf Ansprache • Lautes Husten • Einatmen vor dem Husten möglich? • Bewusstseinsklar Hinweis für schwere Verlegung: • Stimmlosigkeit • Leises oder stimmloses Husten • Husten • Atemnot • Zyanose • Zunehmende Bewusstsstörung Zum Husten auffordern! Ist das Kind bei Bewusstsein? NEIN • REANIMATION ! Wechsel zum Ablauf Kinderreanimation nach gültiger ERC-Leitlinie • Atemwege öffnen • 5 Beatmungen • Direkte Laryngoskopie: Versuch der Fremdkörperentfernung mit Magillzange JA • Kind nach vorne beugen • 5 kräftige Rückenschläge zwischen die Schulterblätter • Beobachten, ob Fremdkörper aus dem Mund herauskommt Rückenschläge erfolgreich? NEIN JA • Kind >1J 5*Oberbauchkompressionen (Heimlich-Manöver) • Säugling: 5 Thorax-kompressionen Kontinuierliche Beobachtung und Überwachung, Versorgung nach rettungsdienstlichem Standard! Transport, Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation Notfallsituation: Fremdkörper / Bolusgeschehen bei Kindern Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 24 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Transport/Versorgung invasiv heimbeatmeter Patienten Ausgangssituation: Versorgungsauftrag für einen heimbeatmeten Patienten • Wichtig! immer mitnehmen: Heimbeatmungsgerät + Ersatzheimbeatmungsgerät + Zubehör (Akku, Ersatzakku, Netzteil ..) • Geräteakku haben normalerweise mindestens mit einer Stunde Leistungsdauer Basismaßnahmen n.Standard (ABCDE, Lagerung, Monitoring immer mit EKG, RR und SpO2 und etCO2 JA NEIN Akute vitale Bedrohung? Kliniktransport Transport OHNE Notarzt möglich NEIN Ausreichendes beatmungsfreies Intervall möglich? • Transport unter Beatmung mit dem Heimbeatmungsgerät (Voreinstellungen, Patient, Angehörige, Pflegekräfte sind auf Gerät eingewiesen JA NEF nachfordern! JA • Transport ggf. ohne Beatmung • O2-Insufflation über Tracheostoma + „feuchte Nase“ oder Beatmung über das Heimbeatmungsgerät Akutprobleme oder Akute vitale Bedrohung? Kliniktransport mit Notarzt NEIN • Standardtherapie (Monitoring inkl. EKG, RR und SpO2 und etCO2, Lagerung, Reevaluationen …) • Ggf. Absaugen über Tracheostoma • Bei Geräteausfall/ Geräteproblemen oder akuten respiratorischen Problemen zunächst Wechsel auf Beatmung mit Beatmungsbeutel mit 100% O2 über Tracheostoma • ggf Wechsel auf Notfallrespirator: Modus und Einstellungen nach lokalem Protokoll bzw. Ansage des begleitenden Notarztes Übergabe in der Zielklinik; Dokumentation Notfallsituation: heimbeatmeter Patient Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 25 Eskalierendes Atemwegsmanagement Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Ausgangssituation: A-Problem - Atemwegsverlegung JA Bolusgeschehen? Fremdkörper? NEIN NEIN Absaugbereitschaft ggf. Absaugen Beginn einer Beatmungstherapie 1.Kopf überstrecken (Achtung HWS-Trauma!) 2.Oropharyngealer Tubus (Guedel-Tubus) 3.Masken-Beutel-Beatmung Spontanatmung suffizient vorhanden? JA Hochdosierte O2-Gabe Absaugbereitschaft ggf. Absaugen • • • • • Eskalierendes Atemwegsmanagement Kopf überstrecken (Achtung HWS-Trauma!) Esmarch-Handgriff Nasopharyngealer Tubus (Wendl-Tubus) Oropharyngealer Tubus (Guedel-Tubus) Stabile Seitenlage erwägen Wechsel zum Vorgehen Fremdkörperentfernung Atemwegssicherung erforderlich? NEIN JA Atemwegssicherung mit Larynxtubus, Larynxmaske,…) Atemwegssicherung erfolgreich? JA • • • • NEIN Fortsetzung der Standardtherapie Standardmonitoring Wiederholte Überprüfung der Spontanatmung ggf. Flussschema von vorne beginnen Beatmung • Sichtbare Thoraxexkursionen bei BMV? • Standardmonitoring + Erweitertes Monitoring : Kapnometrie • Ausreichende Oxygenierung? (SpO2) • Ausreichende Ventilation? (et CO2) • Überwachung der supraglottischen/ endotrachealen Atemwegssicherung • Cuffdruck-Kontrolle Atemwegssicherung mit direkter Laryngoskopie und endotrachealer Intubation Notarzt: Videolaryngoskopie Atemwegssicherung erfolgreich? JA NEIN Maskenbeatmung möglich? JA NEIN Rettungsversuch mit PTV (perkutane transtracheale Ventilation) Notarzt: Notfallkoniotomie Notfallsituation: Atemwegsmanagement 1: AW sichern Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 26 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Absaugen • Absaugen dient der Entfernung von Flüssigkeiten und Sekreten aus den Atemwegen. • Eigenschutz vor Kontamination / Arbeitssicherheit: persönlicher Schutzausrüstung (z.B. Schutzbrille) und Handschuhen und Mundschutz zu treffen. • Zur Abmessung der Katheterlänge beim Einführen gelten folgende Größenordnungen: Oropharyngeales Absaugen Abmessung der Katheterlänge anhand der Distanz von Ohrläppchen zum Mundwinkel des Patienten Nasopharyngeales Absaugen Abmessung der Katheterlänge anhand der Distanz von Ohrläppchen zur Nasenspitze des Patienten Endotracheales Absaugen Sehr vorsichtiges Einführen bis sich ein Widerstand bietet (meist bronchiale Bifurkationen), dann Beginn des Absaugens unter Rückzug • Absaugkatheter ohne Sog einführen und unter leichter Bewegung langsam unter Sog zurückziehen. • Zur Steuerung des Sogs und Vermeidung von Ansaugen sollten Absaugunterbrecher (sog. „Fingertips“) genutzt werden. • Bei nasalem Einführen Gleitmittel verwenden; in der unteren Nasenmuschel den Nasenraum zu passieren (90° zur Körperachse), um Verletzungen zu vermeiden. • Endotracheales Absaugen kann durch eingebrachte Atemwegssicherungen (Endotrachealtubus, Trachealkanüle) erfolgen. Eine Dislokation der eingebrachten Atemwegssicherungen ist zu vermeiden und nach dem Absaugen zu kontrollieren. • so steril wie möglich erfolgen unter Verwendung von sterilen Handschuhen und sterilem Absaugkatheter. • Zur Reduktion von Hypoxiezuständen vorher mit einem FiO2 von 100% präoxygenieren. • Zum Schutz vor absaugbedingter Hypoxie muss ggf. zwischenbeatmet werden. • Gefahren beim Absaugen: Bradykardie durch Reizung der vagalen Geflechte im Rachenraum bei oralem oder nasalem Zugangsweg Würgereiz und ggf. Erbrechen insbesondere bei oralem Absaugen Verletzungen der Mund- oder Nasenschleimhaut mit Blutungen Auftreten eines Laryngospasmus durch Manipulation mit dem Absaugkatheter im Bereich des Larynx Infektionsgefahr durch Keimverschleppung bei endotrachealem Absaugen Verletzungen der Tracheobronchialschleimhaut mit Blutungen Dislokation der Atemwegssicherung Absaugbedingte Hypoxiezustände durch langes Absaugen Infektionsgefahr für das Personal beim Umgang mit Sekreten • Kontraindikation: Bei V.a. Schädel-Hirn-Trauma und bei Gesichtsschädeltrauma darf aufgrund der möglichen intrakraniellen Dislokation des Absaugkatheters keine nasale Absaugung erfolgen. • Hinweis: Über supraglottische Atemwegssicherungen sollte nicht endotracheal abgesaugt werden, da diese Atemwegssicherungen nicht endotracheal eingebracht sind und daher der Weg des Absaugkatheters nicht zwingend die Trachea erreicht. Durch Versuche kann es zu Blutungen und Verletzungen des Kehlkopfeinganges kommen sowie ein Laryngospasmus provoziert werden. Invasive Maßnahme: Atemwegsmanagement 2: Absaugen Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 27 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Anaphylaxie (inkl. intramuskuläre Injektion) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Anaphylaxie /anaphylaktische/ allergische Reaktion: • Leitsymptom: (alle Schweregrade): Hautsymptome (Juckreiz, Quaddeln, Rötung, Angioödem, Flush) + Abdominelle Beschwerden • Ab Schweregrad 2: Kreislaufreaktion (C-Problem), RR-Abfall, HF-Anstieg , kühle, feuchte Haut • A- Probleme: Schwellung, Heiserkeit, Stridor, erschwertes Sprechen • B-Problem: Tachypnoe, Erschöpfung, Bronchospasmus, Zyanose, SpO 2 <92% • D-Symptome: Vigilanzminderung, Schläfrigkeit, Verwirrtheit O 2-Gabe: Zielwert SPO 2 90 % Fortlaufend Monitoring und Reassessment! Kreislaufreaktion, die Schweregrad 2 definiert? = Anstieg der HF>20/Minute und/ oder = Abfall des RR um 20mmHgüber den Normalwert (altersabhängig!) NEIN • • • • JA Erstmaßnahme: Adrenalin intramuskulär! 25G-Kanüle - ausreichend tief (nicht subkutan!) Injektionsort: mittleres Drittel des seitlichen Oberschenkels (gedachtes Feld zwischen Bügelfalte und Hosennaht) NEF nachfordern! (Schweres Allergisches Ereignis ist gelistet im NAIK) S.5 periphervenöser Zugang + Infusion (VEL) 20ml/kgKG, Erwachsene 500-1000ml Clemastin i.v. (Kinder<1J Einmaldosis 0,03mg/kg KG Erwachsene: 2mg i.v.) Glucocorticoid applizieren: Kleine Kinder: Prednison-Zäpfchen – sonst Prednisolon i.v. Ranitidin i.v. ab Schweregrad 3 (Schock) Exspiratorischer Stridor? • Salbutamol vernebeln Inspiratorischer Stridor? • Adrenalin vernebeln Weiterhin Hypotonie? • Volumentherapie nach 5min wiederholen Kinder: 20ml/kgKG, Erw: 500-1000ml i.v. • ggf. Adrenalin i.m. wiederholen Notarzt-Maßnahmen • ggf. weitere Medikamente nach Bedarf , ggf. Narkose, Intubation, invasive Beatmung Kliniktransport, ggf. nach Rendezvous mit Notarzt, und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Anaphylaxie Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 28 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Hypoglykämie Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten und BZ-Messung ergibt die Arbeitsdiagnose Hypoglykämie mit Bewusstseinsstörung: • erhebliches D-Problem: Bewusstseinsstörung bis tiefes Koma, Desorientiertheit, neurologische Defizite z.B. auch Halbseitenlähmung, Krampfanfall, psychiatrische Auffälligkeiten, motorische Unruhe, Zittern • Kaltschweissigkeit Schweres Bewusstseinsstörung ist gelistet im NAIK S.5 im Zweifel und bei Problemen NEF nachfordern! BZ-Wert <60mg/dl NEIN JA • • • • Hinweise für andere Arbeitshypothese suchen, sonst symptomorientierte Therapie periphervenöser Zugang + Infusion (VEL) + Rücklaufprobe Glucose i.v. geben Erwachsene und Kinder> 6 Jahre/20 kg: 10g Glucose i.v. (50ml Glucose 20%) Kinder<6 Jahre/20 kg: 0,5g Glucose/kg KG i.v. BZ-Kontrollen alle 3 Minuten i.v.-Zugang erneut kontrollieren Ansprache / Vigilanzkontrollen Patient ist reorientiert und kooperativ? JA NEIN BZ-Wert <80mg/dl Glucose i.v. wiederholen Wiederholungsdosis = Erstdosis Glucose-Gabe oral Pat. dazu anhalten, glucosehaltige Getränke und kohlenhydratreiche Mahlzeiten essen. Behandlungsgrundsätze: • Glucose streng intravenös, da gewebetoxisch • Wache Patienten können u. sollen Glucose(haltige Getränke) erhalten u. kohlenhydratreiche Mahlzeiten essen • Glucose40% kann während der Venensuche buccal gegeben werden (da sterile Flüssigkeit ist Gefahr bei Aspiration nicht zu befürchten) • Ab einem BZ 120mg/dl ist eine weitere Glucosegabe nicht mehr sinnvoll, egal wie die GCS ist. • Vorsicht! Hypoglykämie kann je nach Ursache schnell rezidivieren! Regelmäßige Verlaufskontrollen und Transport in das Krankenhaus Bei Transportverweigerung eines wachen und reorientierten Patienten kann alternativ der Arztkontakt durch Übergabe an den Hausarzt oder KV-Notdienst hergestellt werden. Notfallsituation: Hypoglykämie Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 29 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Andauernder generalisierter Krampfanfall Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER (Fremdanamnese), Untersuchung u. Vitalwerte ergibt die Verdachtsdiagnose Andauernder generalisierter Krampfanfall • Tonisch klonischer Krampf (noch oder wieder bestehend) in Anwesenheit des Rettungsteams • Bewusstseinstrübung • Zungenbiss • Urinabgang Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Generalisierter Krampfanfall ist gelistet im NAIK) S.5 Patient krampft weiterhin oder erneut JA NEIN Therapie nach Befund Bei Erstereignis in Klinik mit Abteilung für Neurologie anmelden. Schutz vor Verletzungen O 2-Gabe: Zielwert SPO 2 90 % Antikonvulsive Therapie: Midazolam intranasal über MAD geben! (wichtig! Konzentration 1ml = 5mg) • Erw.u. Kinder> 30 kg: 10mg i.n. 2*1ml • Kinder 20-30kg: 7,5mg i.n. 2*0,8ml • Kinder 10-20kg: 5mg i.n. 1*1ml • Kinder<10kg: 2,5mg i.n. 1*0,5ml Erweitertes Monitoring: BZ-Messung Temperaturmessung BZ < 60mg T°C 38,5°c Alternativen zur MAD wenn intranasale Gabe nicht möglich (z.B. bei Nasenbluten) 1. Bukkale Gabe von Midazolam: • 3 Monate bis <1 Jahr:2,5mg 0,5ml • 1-<5 Jahre: 5mg 1,0ml • 5-<10 Jahre: 7,5mg 1,5ml • Ab 10Jahren: 10mg 2,0ml 2. i.v.-Zugang vorhanden • Erw.: Einzeldosis 5mg Midazolam i.v. zusätzlich EVM wie im Algorithmus Hypoglykämie (Bei Kindern) Arbeitshypothese Fieberkrampf Temperatursenkung, auch wenn Krampfanfall bereits beendet ist Paracetamol rektal Kinder < 6 Monate: 75mg rektal Kinder 6 Monate-2 Jahre: 125mg rektal Kinder 2-8 Jahre: 250mg rektal Kinder > 8Jahre: 500mg rektal Wadenwickel bei Kontraindikationen gegen Paracetamol oder zusätzlich (geht schnell u. ist untoxisch) Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Andauernder Krampfanfall Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 30 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Starker Schmerz [SOP für Notfallsanitäter] Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt: Akuter Starker Schmerz (NAS 6) aufgrund verschiedener Ursachen Standardvorgehen nach Krankheitsbild / Verletzungsmuster Vitalbedrohliche Zustände sind vorrangig vor einer Analgesie zu behandeln! Nichtmedikamentöse analgetische Maßnahmen wie Freundlicher Zuspruch Lokale Kühlung Lagerung und Immobilisation sind • bereits ausgeschöpft, • nicht ausreichend oder • nicht sinnvoll anwendbar: weiterhin akuter starker Schmerz (NAS 6) Behandlungspfad nach Schmerzart / Ursache wählen Schmerz alle Ursachen bei Kindern <40kg Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Akuter starker Schmerzzustand ist gelistet im NAIK) S.5 • Aufklärung und Einwilligungspflicht u. Kontraindikationen besonders beachten! • Behandlungsziel: Schmerzreduktion auf ca.50%, keine zwingende Schmerzfreiheit • Nutzen und Nebenwirkungen abwägen (abnehmender Atemantrieb bei fehlendem Schmerzreiz, Kreislaufdepression) Beginn der Analgesie mit Paracetamol Bauch u. Flankenschmerz, v.a. Sonderform Kolikartiger Schmerz Thoraxschmerz bei der Verdachtsdiagnose ACS muskuloskelettaler Schmerz z.B. nach einem Trauma Therapie nach Befund Vitalfunktionen überwachen Notarzt auf Anfahrt kontaktieren Medikation mit Metamizol – bei kolikartigem Schmerz Kombination mit Butylscopolamin Dosiserhöhung auf 500mg Acetylsalicylsäure i.v. Fraktionierte Gabe von Esketamin [NotSan] NEIN Symptome ausreichend gebessert? d.h. NAS < 6, Pat kann umgelagert werden JA Kliniktransport ggf. nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Starker Schmerz Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 31 Bevorstehende Geburt Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Ausgangssituation: Bevorstehende Geburt zügiger Transport in den Kreißsaal • Wehentätigkeit > 2 Minuten • Vorzeitiger Blasensprung + Wehen Erscheint Transport in den Kreißsaal noch möglich? NEIN JA Gedanklich den Wechsel In s Flussschema Einsetzende Geburt vordenken, parallel eiligen Transport vorbereiten! Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? NEF nachfordern ! (einsetzende Geburt ist gelistet im NAIK S.5) Dagegen: Einsetzende Geburt • Regelmäßige Wehen < 2 Min • Presswehen, Pressdrang • Abdominelle Schmerzen • Vorangehender Kindsteil in der Vulva sichtbar • Klaffen des Anus • Ggf. Blutung, Blutabgang • Ggf. Flüssigkeitsabgang, Blasensprung dann eher Geburt vor Ort • Mutterpass einsehen und mitnehmen Mutterpass-Informationen • Placenta praevia Kindslage im Mutterpass nach-schauen: • BEL (Beckenendlage) • QL (Querlage) • S (Steißlage) KEINE Geburt vor Ort • SL (Schädellage) Geburt vor Ort möglich Kontraindikationen für außerklinische Geburt? NEIN JA Wechsel ins Flussschema Einsetzende Geburt • Versorgung nach rettungsdienstlichem Standard • Mutterpass einsehen und mitnehmen • Geburtshilfliche Notfallanamnese • Lagerung in bequemer Position aber: • Bei vorzeitigem Blasensprung ausschließlich liegende Position, zur Vermeidung des VenaCava-Kompressionssyndroms linksgeneigte Lagerung SAMPLER-Anamnese + Geburtshilfliche Notfallanamnese • Anzahl der vorausgegangenen Schwangerschaften und Geburten • Schwangerschaftsverlauf • Zeitgerechte + normale Entwicklung des Kindes • Geburthilfliche Symptomatik (Schmerzen, Blutung, Wehentätigkeit, (vorzeitiger) Blasensprung, Fruchtwasserfarbe, Schwangerschaftskomplikationen) • Geburtsmodus (Spontangeburt, Kaiserschnitt, …) vorangegangener Geburten • Komplikationen vorangegangener Geburten • Geburtshilfliche/gynäkologische Voroperationen • Informationen aus dem Mutterpass Transport in nächstgelegenen Kreißsaal Notfallsituation: Geburt 1 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 32 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Einsetzende Geburt - Geburt vor Ort Ausgangssituation: einsetzende Geburt • Regelmäßige Wehen <2Minuten • Presswehen, Pressdrang • Abdominelle Schmerzen • Vorangehender Kindsteil in der Vulva sichtbar • Klaffen des Anus • Ggf. Blutung, Blutabgang • Ggf. Flüssigkeitsabgang, Blasensprung Dagegen: Bevorstehende Geburt • Wehentätigkeit > 2 Minuten • Vorzeitiger Blasensprung + Wehen Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? NEF nachfordern ! (einsetzende bzw. stattgefundene Geburt sind gelistet im NAIK S.5) Geburtshilfliche Basismaßnahmen: • Ruhige Umgebung schaffen • Ausreichende Raumtemperatur sicherstellen • Gebärende und Partner beruhigen • Gebärende nicht mehr laufen lassen • Lagerung in bequemer Position Vorsicht: Vena-Cava-Kompressionssyndrom ► Lagerung in Linksseitenlage anstreben Geburtsvorbereitende Maßnahmen: • Abnabelungsintrumentarium bereitlegen (2 Nabelklemmen, 1 Schere; sterile Unterlage, Sterile Kompressen) Geburtsfortschritt beobachten NICHT EINGREIFEN! Geburt des führenden Kindsteils (meist Kopf!) NICHT AM KIND ZIEHEN! Geburt des kindlichen Körpers NICHT AM KIND ZIEHEN! Abnabeln Neugeborenenversorgung Transport in nächstgelegenen Kreißsaal Transport • Mutter und Kind und ggf. Plazenta in die nächstgelegenen Geburtsklinik transportieren • Geburt der Plazenta nicht abwarten! Kontraindikationen laut Mutterpass: • Placenta praevia Kindslage im Mutterpass nachschauen: • BEL (Beckenendlage) • QL (Querlage) • S (Steißlage) KEINE Geburt vor Ort • SL (Schädellage) Geburt vor Ort möglich Geburt des führenden Kindsteils • Dammschutz und Führung bei Durchgleiten des Kopfes • Nach Entwicklung des Kopfes sofortiger Ausschluss einer Umschlingung der Nabelschnur um den Kopf Geburt des kindlichen Körpers • Entwicklung der Schultern: Vordere Schulter unter Senkung des Kopfes entwickeln, bis Oberarmmitte sichtbar Kopf ohne Zug anheben und hintere Schulter entwickeln Abnabelung: Frühestens nach 1 Minute • Ca. 20cm vom Kind entfernt zwei Klemmen im Abstand von 3 cm setzen und zwischen den Klemmen durchtrennen • Abtrocknen und Wärmeerhalt • Uhrzeit notieren (Abnabelungszeit = Geburtszeit); APGAR n. 1, 5 u. 10 min Notfallsituation: Geburt 2 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 33 Erstversorgung Neugeborenes Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Ausgangssituation: stattgefundene Geburt im Rettungsdienst Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? NEF nachfordern ! (einsetzende bzw. stattgefundene Geburt sind gelistet im NAIK S.5) Trocknen des Kindes, Feuchte Tücher entfernen und Warmhalten Uhrzeit notieren und Uhr starten Beurteilung von Muskeltonus, Atmung und Herzfrequenz (z.B. APGAR) 60s Schnappatmung oder fehlende Atmung oder Herzfrequenz <100/Minute Vitales Kind Wärmeerhalt Kontinuierliche Überwachung Transport NEIN Öffnen der Atemwege 5 initiale Beatmungen EKG und SpO2-Messung erwägen Erneute Beurteilung! Wenn Herzfrequenz nicht ansteigt, Kontrolle: hebt sich der Thorax unter Beatmung? JA • Repositionierung des Kopfes • Doppel-C-Griff/ 2-Hände-Esmarch-Handgriff und Atemwegshilfe erwägen • 5 Beatmungen wiederholen • EKG und SpO2-Messung erwägen NEIN Erneute Beurteilung! Kontrolle: feststellbarer Puls oder HF > 60/Minute JA • Beginn mit CPR – Verhältnis 3:1 • 3 Thoraxkompressionen : 1 Beatmung • Zugang und Medikamente erwägen • Fortsetzung der Beatmung bis Herzfrequenz >100/Minute und Atmung suffizient Alle 30 Sekunden Reevaluieren der Herzfrequenz (Puls? HF>60/min?) Überprüfe in jeder Phase des Einsatzes kritisch: • Ausreichender Wärmeerhalt ? • weitere Hilfe erforderlich? (z.B. Notarzt, Baby-Notarzt, Hebamme,…) Notfallsituation: Neugeborenenversorgung 1 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 34 Informationen Neugeborenenversorgung Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Beurteilung nach dem APGAR-Schema Kriterium 0 Punkte 1 Punkt 2Punkte Atmung keine unregelmäßig, flach regelmäßig, Kind schreit Puls kein <100/Minute >100/Minute schlaff träge Bewegungen aktive Bewegungen blass, blass-grau Körper rosig, Extremitäten blau vollständig rosig keine grimassieren Husten, Niesen oder Schreien Grundtonus Aussehen Reflexe bei Stimulation Erheben und dokumentieren nach 1, 5 und 10 Minuten! Akzeptable SpO2-Werte „präduktal“ (d.h. gemessen an rechtem Arm/ rechter Hand) Zeit S pO 2 2 Minuten 60% 3 Minuten 70% 4 Minuten 80% 5 Minuten 85% 10 Minuten 90% Notfallsituation: Neugeborenenversorgung 2 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 35 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Spannungspneumothorax (inkl. Entlastungspunktion) Ausgangssituation: Ersteinschätzung n. ABCDE, SAMPLER, Untersuchung u. Vitalwerten ergibt Verdacht auf symptomatischen Pneumothorax • Leitsymptom des Pneumothorax ist ein B-Problem: Tachypnoe u. akute Dyspnoe • Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch • Zeichen für kritisches B-Problem: Zyanose, Erschöpfung, Verwirrtheit, S PO 2 <90 % • Mögliche weitere Symptome: Thoraxschmerz, Hautemphysem • Pneumothorax ist im Kontext der Anamnese u. ggf. Unfallmechanismus plausibel Ist ein NEF zum Einsatz disponiert? Wenn nicht NEF nachfordern! (Akute ausgeprägte oder zunehmende Atemnot ist gelistet im NAIK) S.5 • Normale Atemfrequenz, • vorhandenes Atemgeräusch • u. fehlender Thoraxschmerz machen einen Pneumothorax sehr unwahrscheinlich! Hinweise auf parallele Kreislaufproblematik? (=kritisches C-Problem) Tachykardie, Hypotonie/ Schock? Evtl. Halsvenenstauung? Verdacht auf Pneumothorax und kritisches B-Problem und kritisches C-Problem neue Arbeitsdiagnose: V.a. Spannungspneumothorax Thoraxentlastungspunktion • Großlumige Kanüle • 2.-3.ICR Medioclavikularlinie • Risiken: Verletzung von Nerven, Gefäßen und Organen! Besserung der Symptome? SpO2-Anstieg? Besserung der Dyspnoe? Hämodynamische Stabilisierung? NEIN Thoraxentlastungspunktion maximal einmal wiederholen, Danach symptomorientierte Behandlung JA Notarzt-Maßnahmen • z.B. Anlage einer Thoraxdrainage, Narkose, Intubation, invasive Beatmung, Gabe von Notfallmedikamenten nach Bedarf, Entscheidung über weitere rettungsdienstliche Versorgung Kliniktransport nach Rendezvous mit Notarzt und Dokumentation der EVM Notfallsituation: Spannungspneumothorax Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 36 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Intraossärer Zugang Ausgangssituation: Reanimation: i.v.-Zugang nicht zeitgerecht möglich Vitale Bedrohung: i.v.-Zugang nicht zeitgerecht möglich (sehr strenge Indikationsstellung) Punktionsort aufsuchen Proximale Tibia Distale Tibia (Erwachsene) Humeruskopf (Erwachsene + Jugendliche) Distaler Femur (Kinder) Die Auswahl erfolgt aufgrund von Indikation und einsatztaktischen Überlegungen und Zugänglichkeit des Punktionsortes! Desinfektion der Punktionsstelle Einwirkzeit des Hautdesinfektionsmittels beachten! Vorbereitung und Auswahl der Punktionsnadel Hygieneplan Rettungsdienst! Herstellerangaben beachten! Punktions-/Bohrvorgang Patient tief bewusstlos? Reanimation? Kontraindikationen: • Infektion im Punktionsbereich • Prothese im Punktionsbereich • Vorausgegangene Punktion am gleichen Röhrenknochen innerhalb 48 Stunden JA NEIN Lokalanästhesie erforderlich! mit Lidocain lgs. über 1 min i.o., 2min abwarten Keine Lokalanästhesie Das Spreizen der Knochenbälkchen durch eine i.o.-Injektion ist für den wachen Patienten extrem schmerzhaft! Schnelles Freispülen (Bolusgabe) mit • 5-10ml kristalloider Lösung (Erwachsene) • 2-5ml kristalloider Lösung (Kinder) Gilt auch und v.a. für die (erste) Intraossär-Injektion des Lokalanästhetikums! • Medikamentengabe • Infusionstherapie, meist als Druckinfusion • Fortsetzung der Standardtherapie Langsam spritzen, Lokalanästhesiewirkung abwarten Invasive Maßnahme: Intraossärzugang Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 37 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Achsengerechtes Stellen • Alle Extremitäten eines Verunfallten sollten orientierend untersucht werden. • Fehlgestellte Extremitätenverletzungen sollen untersucht werden nach den Kriterien Durchblutung Motorik (Bewegung distal möglich – keine ausladenden Bewegungen) Sensibilität Die Ergebnisse immer dokumentieren! • Ruhigstellung: Eine auch nur vermutlich verletzte Extremität sollte vor grober Bewegung oder dem Transport des Patienten ruhiggestellt werden. • Achsengerechtes Stellen: Grob dislozierte Frakturen und Luxationen sollten, wenn möglich, und insbesondere bei begleitender Ischämie der betroffenen Extremität/langer Rettungszeit präklinisch achsengerecht gestellt werden. Bei Fehlstellungen ist IMMER eine Indikation zum achsengerechten Stellen gegeben, wenn die Durchblutung distal gestört ist. Zur Beurteilung kann auch das Pulsoxymeter herangezogen werden. • Weitere Indikationen zum frühzeitigen achsengerechten Stellen sind: Unmöglichkeit des Transportes durch Fehlstellungen Extreme Schmerzen (Schmerzlinderung durch achsengerechte Stellung) Sprunggelenk-Luxationsfrakturen (zur Vermeidung von Folgeschäden) Bei den häufigen dislozierten Sprunggelenksfrakturen mit einer offensichtlichen Fehlstellung des Gelenkes sollte die achsengerechte Stellung noch am Unfallort erfolgen. Unter ausreichender Analgesie kann durch kontrollierten und kontinuierlichen Längszug mit beiden Händen an Kalkaneus und Fußrücken eine annähernd achsgerechte Stellung erreicht werden, welche dann entsprechend ruhiggestellt wird. Patella-Luxationen (passives Strecken des betroffenes Beines) • Achsengerechtes Stellen soll immer unter Längszug erfolgen; als Widerlager dient dabei das Körpergewicht des Patienten. • Eine Analgesie soll beim achsengerechten Stellen erfolgen, vorzugsweise mit Esketamin • Verkürzte Frakturen langer Röhrenknochen (insbesondere Femurschaftfrakturen) sollen unter Längszug immobilisiert werden. • Dabei sollen bei Frakturen benachbarte Gelenke ebenfalls immobilisiert werden, um Gelenkübergreifende Muskelverläufen gerecht zu werden. Daher kann ggf. eine Komplettimmobilisation erforderlich werden. • Nach dem achsengerechtem Stellen muss eine erneute Kontrolle und Dokumentation erfolgen auf Durchblutung Motorik Sensibilität. • Die Befunde bezüglich Durchblutung, Motorik und Sensibilität sind zu dokumentieren. • Extremität anschließend immobilisieren Maßnahme: achsengerechtes Stellen Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 38 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Immobilisation I: • Immobilisation wird nicht obligat und immer gleich durchgeführt! • gezielt körperlich untersuchen inkl. Wirbelsäule und mit ihr verbundene Funktionen • Bei bewusstlosen Patienten bis zum Beweis des Gegenteils vom Vorliegen einer Wirbelsäulenverletzung ausgehen. • Beim Fehlen folgender 5 Kriterien ist davon auszugehen, dass keine instabile Wirbelsäulenverletzung vorliegt: Bewusstseinsstörung neurologisches Defizit Wirbelsäulenschmerzen oder Muskelhartspann Intoxikation Überlagerndes Extremitätentrauma • Akutschmerz m Wirbelsäulenbereich nach Trauma =Hinweis auf Wirbelsäulenverletzung Technische Rettung und Zeitpunkt der Immobilisation • Die Halswirbelsäule soll vor der eigentlichen technischen Rettung immobilisiert werden. • Bei akuter Lebensbedrohung (z. B. Feuer/Explosionsgefahr), die nur durch sofortige Rettung aus dem Gefahrenbereich beseitigt werden kann, soll auch bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung die sofortige und unmittelbare Rettung aus dem Gefahrenbereich erfolgen- ggf. auch unter Vernachlässigung von Vorsichtsmaßnahmen für den Verletzten wie Immobilisation Hilfsmittel zur Immobilisation: HWS-Orthese Kopffixiersysteme Schaufeltrage/ Spineboard Vakuummatratze Wirbelsäulenwesten-Systeme (z.B. Kendrick-Extrication-Device) HWS-Immobilisation • Die Anlage einer HWS-Orthese soll nach korrekter Abmessung erfolgen! • HWS-Orthesen alleine bieten keinen ausreichenden Immobilisationseffekt! • Starre HWS-Orthesen können bei Schädel-Hirn-Trauma mit Anzeichen für Hirndruck eine Hirndrucksteigerung bewirken! Daher ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine HWS-Orthese angelegt werden muss, oder eine andere Immobilisation z.B. im Kopf-Fixier-System möglich ist. • Bei der technischen Rettung eines Patienten sollte auf Grund der z. T. erheblichen Manipulation am Patienten zusätzlich zur manuellen Inline-Immobilisation eine Zervikalstütze angelegt werden. Vakuummatratze • Die Vakuummatratze bietet bei korrekter Anformung die beste Immobilisation! • Zeitunkritische Patienten sollten in der Vakuummatratze immobilisiert werden! (z.B. Schenkelhalsfraktur) • Eine Umlagerung mittels Schaufeltrage sollte schonend durchgeführt werden. • Eine Stauchung der Wirbelsäule durch Verkürzung der Vakuummatratze beim Absaugen ist zwingend zu vermeiden (Füße und Kopf müssen sich frei in Längsrichtung verschieben können!) • Zwischen den Beinen sollte eine Polsterung erfolgen, es sei denn, es liegt der V.a. eine Beckenringfraktur mit Aufhebung der Beckenringstabilität („open-book-Fraktur“) vor. In diesem Fall wird eine Innenrotation in Kombination mit der Beckenschlinge angestrebt. Maßnahme: Immobilisation 1 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0; (s.a. NEXUS-Kriterien, S3-Leitline Polytrauma) Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 39 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Immobilisation 2 Schaufeltrage: • Die Länge der Schaufeltrage muss abgemessen werden! • Beim Unterbringen wird zum Schließen der Schaufeltrage zunächst die Kopfverriegelung geschlossen und als zweites die Fußverriegelung! • Beim Entfernen der Schaufeltrage nach dem Umlagern wird zunächst die Fußverriegelung geöffnet und als letztes die Kopfverriegelung! (Kopfverriegelung als erstes und bis zuletzt) Spineboard • Das Spineboard ist zur schnellen Rettung ein sehr geeignetes Mittel. • Kritisch verletzte Patienten können auf dem Spineboard gut immobilisiert werden! • Kritisch verletzte Patienten sollen bei bestehender zügiger Transportindikation nicht erneut umgelagert werden, sondern auf dem Spineboard transportiert werden. • Das Spineboard ist nicht zum Transport unkritischer Patienten über längere Transportwege geeignet! Wirbelsäulenwesten-Systeme (z.B. Kendrick-Extrication-Device) • Wirbelsäulenwesten-Systeme sind geeignet zur Immobilisation sitzender Patienten in unkritischen Zustand, da die Anlage zeitintensiv ist. • Wirbelsäulenwesten-Systeme können zur Rettung aus Schachtanlage eingesetzt werden, z.B. in Kombination mit einem Hebegeschirren (z.B. Rollgliss). Besonderheiten Kinder • Bei Kindern ist die Größe des Kopfes im Vergleich zum Rumpf zu bedenken und eine Flexion der HWS durch geeignete Lagerungshilfen zu vermeiden. Nach achsengerechten Stellen ist eine Immobilisation der Extremitäten durchzuführen! • Diese kann mit geeignete Immobilisationsmittel durchgeführt werden, die das Rettungsfachpersonal situativ ausgewählt. Entscheidungshilfe: Vakuumschiene Abnorme Stellung Knie, Unterschenkel, Fußverletzungen Anformung oft schwierig Luftkammer -schiene Obere Extremität außer schultergelenksnah Knie, Unterschenkel, Fußverletzungen Beachte Gewebedruck Alu-Polsterschienen Hand, Handgelenksverletzungen, Unterarmverletzungen, Ellenbogenverletzungen, Fußverletzungen, Sprunggelenksverletzungen Anformung individuell erforderlich Ausreichende Fixierung und Stützung durch Verbandmaterial Traktionsschiene Fehlgestellte, verkürzte Frakturen langer Röhrenknochen Für Femur gut geeignet Für Humerus möglich Nicht bei Beckenfrakturen, OSGFrakturen, Kniegelenksfrakturen Vorsicht bei Mehrfachverletzungen, da oftmals Kontraindikationen vorliegen Vakuummatratze Oberschenkelfrakturen, Schulterverletzungen Maßnahme: Immobilisation 2 Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 40 Ganzkörperimmobilisation bei stumpfem Trauma Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Ausgangssituation: Stumpfes Trauma Standarduntersuchung und -therapie Reduzierte Vigilanz? GCS <15 JA NEIN Schmerzen an der Wirbelsäule? Wirbelsäulendruckschmerz? Neurologische Ausfälle? Fehlstellung der Wirbelsäule? JA NEIN Unfallmechanismus lässt Wirbelsäulen verletzung vermuten? JA NEIN Hinweise für Drogen? Überlagernde schwere Verletzungen? Unfähigkeit zur Kommunikation? JA NEIN Immobilisation KEINE Immobilisation erforderlich! Transport in der Zielklinik – Übergabe - Dokumentation Ganzkörperimmobilisation bei penetrierendem Trauma Ausgangssituation: Penetrierendes Trauma Standarduntersuchung und -therapie NEIN Neurologisches Defizit? KEINE Immobilisation erforderlich! JA Suche nach lebensbedrohlichen Verletzungen bei penetrierendem Trauma! Lebensbedrohliche Probleme haben Vorrang! Immobilisation Transport in der Zielklinik – Übergabe - Dokumentation Maßnahme: Immobilisation bei stumfem/penetrierendem Trauma Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 41 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Äußere Kompression mit Beckenschlinge / Beckengurt Beckenschlingen/Beckengurte werden zur äußeren Kompression des Beckens eingesetzt, um bei schweren Beckentraumata Blutungen bis zur endgültigen Versorgung im Krankenhaus positiv zu beeinflussen. • Indikation für Beckenschlinge/-gurt – nach dem Unfallmechanismus, z.B.: Hochrasanztrauma Seitenaufpralltrauma Sturz aus einer Höhe >3m Sturz vom Pferd Anpralltrauma, z.B. Fußgänger – PKW, Fußgänger – LKW, Fahrradfahrer – PKW Überrolltrauma Lastenfall auf das Becken • Indikation für Beckenschlinge/-gurt – nach Untersuchungsbefund, z.B.: Inspektion (z.B. Prellmarken, Hämatome, Deformitäten, …) Schmerz Palpation (SOS – Seitenbelastung – Oben (Belastung sagittal) – Symphyse – Kontrolle auf Symphysensprengung) Die Palpation soll vorsichtig erfolgen und bei ersten klinischen Hinweisen abgebrochen werden! Finden sich bereits vor der Palpation ausreichende Hinweise auf ein relevantes Beckentrauma, sollte auf eine Palpation verzichtet werden und eine Beckenschlinge/Beckengurt angelegt werden. • Im Zweifel sollte eine Beckenschlinge/Beckengurt angelegt werden. • keine Indikation für Beckenschlinge/-gurt : • Finden sich neben dem Unfallmechanismus keine weiteren Hinweise auf ein relevantes Beckentrauma, z.B. stehender und gehender Patient nach Sturz aus einer Höhe >3m, ist eine Beckenschlinge/Beckengurt nicht erforderlich. • Die Beckenschlinge soll nur bei Beckentrauma eingesetzt werden und nicht bei Femurtraumata, insbesondere nicht bei isolierten hüftgelenksnahen Femurfrakturen ohne Hinweise auf begleitendes Beckentrauma (z.B. V.a. Oberschenkelhalsfraktur). • Herstellerangaben sind zu beachten. • Eine Innenrotation der Beine im Hüftgelenk z.B. durch Verwendung einer Manschette auf Höhe der Knie und entsprechende Lagerung kann ggf. den Effekt der Beckenschließung unterstützen. Maßnahme: Beckenschlinge / -gurt Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 42 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Anwendung eines Thoraxkompressionsgerätes Ausgangssituation: Laufende Erwachsenenreanimation nach den gültigen Leitlinien des ERC • KEINE Transporte unter laufender Reanimation zur Verlagerung der Therapieabbruchentscheidung in die Kliniken, außer bei besonderer Begründbarkeit! • Die Kriterien zum Reanimationsabbruch sind unabhängig vom Vorhandensein Einsatz von Unterstützungssystemen zu bewerten! Protrahierte Reanimation zur Behebung reversibler Ursachen sinnvoll? NEIN JA • Indikation zum Transport in die Klinik unter laufender Reanimation? • Sicherheit des Personals /Suffiziente CPR nicht sichergestellt? JA Verwendung eines Thoraxkompressionsgerätes und Transport erwägen NEIN KEINE Verwendung eines Thoraxkompressionsgerätes Die Anwendung erfordert intensives Teamtraining inklusive regelmäßiger, jährlicher Wiederholungen! maximal 5-10 Sekunden bedingte „No-flow“-Zeiten durch Anbau Verzögerte Defibrillationen sind zu vermeiden! Auch unter Einsatz von Thoraxkompressionsgeräten wird nach universellem Behandlungsalgorithmus ALS reanimiert! Klar benennen können, z.B. • Lyse bei hochgradigem Verdacht auf Lungenembolie, • Intoxikation • Hypothermie Indikationsstellung zum Transport unter CPR sehr kritisch prüfen! Beobachteter Kollaps Durchlaufend suffiziente Thoraxkompressionen EtCO2-Werte >10mmHg Anhaltend defibrillierbare Rhythmen Hochgradiger V.a. erfolg-reich behandelbare Ursache Wenig Komorbiditäten Zügiges Erreichen erfolgsversprechender Therapien möglich (<1h nach Kollaps) Sicherheit nicht gewährleistet • z.B. Transport im fahrenden RTW unter Reanimation oder • räumlich extreme Enge (z.B. im Treppenhaus, …) Bei Erwachen des Patienten unter Anwendung eines Thoraxkompressionsgerätes ohne ROSC ist die Therapie fortzusetzten ggf. eine Sedation des Patienten vorzunehmen ein zügiger Transport zu erwägen Invasive Maßnahme: Thoraxkompressionsgerät Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.3.0.0 Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 43 Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin ®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Thrombozytenaggregationshemmer, (Analgetikum + Antipyretikum) Hemmung der Verklumpung der Blutplättchen (=Thrombozytenaggregation) Erschwerte Gerinnselbildung – verbesserte Blutzirkulation (Analgesie + Fiebersenkung) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • Blutungsneigung Magenbeschwerden, blutungen Schwindel Ohrensausen • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen Akutes Coronarsyndrom (ACS) (beinhaltet Verdacht auf akuten Myokardinfarkt; NSTE-ACS (=NSTEMI); STE-ACS (=STEMI), instabile Angina pectoris) Zubereitung / Verdünnung • Durchstechflasche Aspirin® i.v. enthält 500mg Acetylsalicylsäure Trockensubstanz • Lösung in 5ml Aqua injektabile 1ml fertige Lösung enthält 100mg Acetylsalicylsäure Vorsicht! • • • • - • Bekannte Unverträglichkeit/Allergie gegen Acetylsalicylsäure erfragen! • V.a. akute Blutung • V.a. akuten Schlaganfall • V.a. akute Aortendissektion • Schwangerschaft • Kinder mit Fieber Dosis & Applikationsweg Regeldosis (NAS <6): 300mg Acetylsalicylsäure i.v. (=3 ml fertige Lösung i.v.) Erhöhte Dosis (bei starker Infarktschmerz / Vernichtungsschmerz, d.h. NAS ≥ 6) 500mg Acetylsalicylsäure i.v. (=5 ml fertige Lösung i.v.) Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: schnell Wirkdauer: 4-8 Tage Wirkverstärkung von gerinnungshemmenden Substanzen Gabe auch, wenn der Patient bereits mit Acetylsalicylsäure in Tablettenform behandelt wird (z.B. ASS 100 wegen KHK, pAVK, nach Schlaganfall) Medikamente: Acetylsalicylsäure Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 44 Adrenalin (z.B. Suprarenin®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Katecholamin Stimulation der 121und 2Rezeptoren 1. 2. 3. 4. Vasokonstriktion Blutdruckanstieg Herzfrequenzsteigerung / Herzkraftsteigerung Bronchodilatation Abnahme von Schleimhautschwellung Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Tachykardien, Herzrhythmusstörungen, auch lebensbedrohliche (z.B. Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie) !* • Exzessive Blutdrucksteigerungen !* • Hypertonie • Hyperglykämie • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Bei Herzfrequenz > 160/min, Rhythmusstörungen und exzessivem Blutdruckanstieg Zufuhr stoppen oder verringern Indikation(en) 1. 2. 3. 4. Kontraindikationen • Bei Reanimation und schwerster Lebensbedrohung :keine • Sonst: ventrikuläre Rhythmusstörungen, instabile Tachykardie Reanimation Bedrohliche Bradykardie Anaphylaxie ab Stadium II Pseudokrupp Zubereitung / Verdünnung Dosis & Applikationsweg Reanimation: 1mg auf 10ml 1ml = 0,1mg Erwachsene: 1mg i.v. alle 3-5min Kinder: 0,01mg/kg KG i.v. alle 3-5min Bedrohliche Bradykardie: Perfusor 1mg Adrenalin auf 50ml 1ml = 0,02mg Perfusor-Laufgeschwindigkeit 6-30ml/h i.v entspricht 2-10µg/Minute Adrenalin Anaphylaxie: Gabe pur 1ml = 1mg Kinder <6J: 0,15mg i.m. Kinder 6-12J: 0,3mg i.m. Ab 12 Jahren: 0,5 mg i.m. Krupp-Syndrom (u.V ernebelung bei Anaphylaxie): Gabe pur 2mg Adrenalin pur vernebeln Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • * Adrenalin ist ein sehr wirksames Medikament! Bei Patienten außerhalb der Reanimation stets vorsichtig anwenden, Indikation und Dosierung streng beachten! • Wirkeintritt: 30 Sekunden - Wirkdauer: 3-5 Minuten • Adrenalin sollte nicht zeitgleich mit NaHCO3 über einen Zugangsweg applizieren! (Wirkverlust Adrenalin) • Theophyllin, Atropin, Alkohol und einige Antidepressiva können Adrenalinwirkung unerwünscht verlängern • Bei Adrenalinvernebelung ist kein spezielles Atemmanöver nötig. Medikamente: Adrenalin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 45 Amiodaron (z.B. Cordarex®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Antiarrhythmikum Kaliumkanalblocker Beendigung tachykarder Herzrhythmusstörungen inkl. Kammerflimmern Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Situationsadäquat aufklären • Durchgehend EKG-Monitoring • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Blutdruckabfalll • Brady- oder tachykarde Rhythmusstörungen Indikation(en) Kontraindikationen 1. Reanimation bei Kreislaufstillstand mit • bei Indikation Reanimation: keine defibrillierbaren Rhythmen • Bei Indikation bedrohliche Tachykardie: 2. Bedrohliche tachykarde • Unverträglichkeit/Allergie gegen Herzrhythmusstörung mit Amiodaron erfragen! Lebensbedrohung beim klinisch schwer • Sinustachykardie kranken Patienten • Bedarfstachykardie Zubereitung / Verdünnung • Indikation Reanimation Erwachsener: Gabe pur! (1 Brechampulle enthält 150mg/3ml) • Indikation Reanimation Kinder: Verdünnung in Aqua? NaCl 0,9% oder Glucose 5%: 1 Amp a‘150mg/3ml auf 15ml verdünnen 1ml = 10mg Amiodaron • Indikation bedrohliche Tachykardie: Verdünnung in Glucose 5%: 300mg Amiodaron (= 2 Amp a‘150mg/3ml) in 250ml Glucose 5% Vorsicht! - Dosis & Applikationsweg Reanimation Erwachsene Erstdosis: 300mg (=2 Amp a‘3ml pur i.v.) nach 3.erfolgloser Defibrillation Zweitdosis: 150mg (=1 Amp a‘3ml pur i.v.) nach 5.erfolgloser Defibrillation Reanimation Kinder: • 5mg/kg i.v. nach 3. und 5. erfolgloser Defibrillation Indikation bedrohliche Tachykardie: 300mg Amiodaron als Kurzinfusion über 20 Minuten i.v Besonderheiten - Sonstiges • • • • Wirkeintritt: schnell Wirkdauer: 4 Stunden Amiodaron nicht mit anderen Medikamenten mischen Amiodaron kann für Bolusgabe (Rea bei Kindern) auch mit NaCl 0,9% verdünnt werden, für die Kurzinfusion ausschließlich in 250ml Glucose 5% • Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall! gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden. Medikamente: Amiodaron Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 46 Atropin (z.B. Atropinsulfat B.Braun®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Parasympatholytikum Blockade der muskarinergen Acetylcholinrezeptoren Erhöhung der Herzfrequenz Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • • • • • • Tachykardie, Blutdruckanstieg Angina pectoris Anfall Mundtrockenheit Bradykardie bei Unterdosierung • Situationsadäquat aufklären Asystolie bei AV-Block Mobitz II • Pat. nach Medikamentengabe Unruhe, Erregung beobachten u. befragen. Krampfanfall Mydriasis (Scharfsehen wird unmöglich!) Hyperthermie Indikation(en) Kontraindikationen • Bedrohliche bradykarde Herzrhythmusstörung mit Lebensbedrohung beim klinisch schwer kranken Patienten Zubereitung / Verdünnung Erwachsene: Gabe pur 1ml = 0,5mg Atropin • Myasthenia gravis Dosis & Applikationsweg Erwachsene: Einzeldosis 0,5mg i.v. Wiederholungsdosis 0,5mg i.v. max. Gesamtdosis 3,0mg i.v. Kinder: Verdünnung mit 9ml NaCl 0,9% auf 10 ml 1ml Lsg = 0,05mg Atropin Vorsicht! - Kinder: Einzeldosis 0,01mg/kg KG i.v. (maximale Einzeldosis 0,5mg) Besonderheiten - Sonstiges • • • • • • Wirkeintritt: 1-2 Minuten Wirkdauer: 2-3 Stunden Inkompatibel mit alkalischen Lösungen (z.B. Natriumbicarbonat) Nicht zusammen mit Noradrenalin geben Vorsicht: bei Unterdosierung kann Bradykardie verstärkt werden! Wiederholungsgaben von Atropin sind nur bei erkennbarer, aber unzureichender Wirkung auf die Herzfrequenz sinnvoll und angezeigt. • Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe: ähnliches Wirkprofil, ähnliche Kontraindikationen! Medikamente: Atropin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 10.5.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 47 Butylscopolamin (z.B. Buscopan®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Parasympathoytikum Spasmolytikum Entkrampfende Wirkung auf glatte Muskulatur (z.B. Harnleiter, Gallenwege) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • • • • • Tachykardie Hypotonie Schwindel Bronchospasmus Mundtrockenheit Kopfschmerzen Sehstörungen Harnverhalt • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen • Kolikartige Schmerzen mit NAS ≥6 • Typisch: Nieren- oder Gallenkolik Zubereitung / Verdünnung • Bekannte Unverträglichkeit/Allergie gegen Butylscopolamin (erfragen!) • Myasthenia gravis • Schwangerschaft/ Stillzeit • Bekannte Prostatavergrößerung mit Restharnbildung • Engstellen im Magen-Darm-Trakt • Glaukom • Symptomatische Tachyarrhythmie • Alter < 12 Jahre Dosis & Applikationsweg • Gabe pur Einmalig langsam 20mg Butylscopolamin i.v. • 1 Ampulle: 1ml = 20mg Butylscopolamin Vorsicht! • • • • • - Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: 4 Minuten Wirkdauer: 30 Minuten Bei abdominellen Kolikschmerzen ist oft die Kombination mit Metamizol sinnvoll. Interaktion: Wirkverstärkung von trizyklischen Antidepressiva Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe: ähnliches Wirkprofil, ähnliche Kontraindikationen! Medikamente: Butylscopolamin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 48 Clemastin (z.B. Tavegil®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) H1-AntiBlockade der histaminikum Histamin1-Rezeptoren • • • • Hemmung der Histaminwirkung Besserung von Juckreiz Abnahme von Haut- u. Schleimhautschwellung Hemmung von Allergieabläufen Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Mundtrockenheit • Müdigkeit /Sedierung • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit/Allergie gegen Clemastin • Schwangerschaft / Stillzeit sehr sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung • Kinder < 1 Jahr • Glaukom Anaphylaxie (alle Schweregrade) Zubereitung / Verdünnung Erwachsene: Gabe pur Brechampulle 2mg/5ml: 1ml Lsg = 0,4mg Clemastin Erwachsene: Einmaldosis 2,0mg Clemastin über 2 Minuten i.v. Kinder: Verdünnung mit NaCl 0,9% auf 10ml 1ml Lsg = 0,2mg Clemastin Vorsicht! • • • • Dosis & Applikationsweg - Kinder > 1 Jahr: Einmaldosis 0,03mg/kg KG Clemastin über 2 Minuten i.v. Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: schnell Wirkdauer: ca. 12 Stunden Interaktion: Wirkungsverstärkung von Alkohol, Analgetika,Narkotika und Sedativa Bei Anaphylaxie ab Schweregrad II: Adrenalingabe i.m. ist vorrangig – nicht durch Gabe von Clemastin verzögern! Medikamente: Clemastin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 49 Esketamin (z.B. Ketanest S®) SOP für NotSan! Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Analgetikum u. Anästhetikum interagiert mit verschiedenen Rezeptoren in Gehirn und Rückenmark Stark analgetisch (mit zunehmender Dosis sedierend und anästhestisch) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • • Vermehrter Speichelfluss Übelkeit / Erbrechen Unangenehme Träume Blutdruck- und Herzfrequenzsteigerung Atemdepression v.a. bei schneller Injektion • Beeinträchtigung der Schutzreflexe • Situationsadäquat aufklären • Fortlaufendes Standardmonitoring! • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Bei relevantem ABC-Problem entsprechend gegensteuern Indikation(en) Kontraindikationen Starker Schmerz, d.h. NAS ≥ 6 Bevorzugt bei muskuloskelettalem Schmerz / Schmerz infolge Trauma • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit/ Allergie gegen Esketamin • Akutes Coronarsyndrom (ACS) • Hypertonie mit Blutdruckwerten >180/100mmHg in Ruhe • Hirndruck ohne Beatmung • Schwangerschaft und Stillzeit • Bewusstseinsstörung mit GCS <12 Zubereitung / Verdünnung Dosis & Applikationsweg Intravenös: Amp a‘50mg/2ml mit NaCl 0,9% auf 10ml 1ml Lsg= 5mg Esketamin • • • • • • Intranasal über MAD®-Adapter (strenge Indikationsstellung, NotSan!) Gabe pur :1ml=25mg Esketamin 0,2ml= 5mg Esketamin • Einzeldosis: 0,4-2,5mg/kgKG i.n. (maximale Einzeldosis 50mg i.n. (2,2ml verteilt auf beide Nasenlöcher) • (strenge Indikationsstellung, NotSan!) Vorsicht! - Einzel- und Wiederholungsdosis n. 3 min: < 40kg: primär kein Esketamin 40-50kg: 5mg Esketamin i.v. 50-75kg: 7,5mg Esketamin i.v. 75-90kg: 10mg Esketamin i.v. >90kg: 12,5 mg Esketamin i.v. Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: 1 Minute Wirkdauer: ca. 30 Minuten • Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall! gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden. • In analgetischen Dosen und bei Kindern sind unangenehme Träume unwahrscheinlich. • Wirkverlängerung durch Benzodiazepine (Midazolam) • Bevorzugt i.v.-Gabe / Gabe über MAD nur im Ausnahmefall, exklusiv durch NotSan Medikamente: Esketamin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 50 Furosemid (z.B. Lasix®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Schleifendiuretikum Hemmung eines NatriumKalium-Chlorid-TransportProteins in der Niere • verstärkte Wasserausscheidung (sog. Forcierte Diurese) und Elektrolytverlust • Dadurch Vorlastsenkung für die Herzarbeit Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Kalium- und Natriumverlust, kann Rhythmusstörungen begünstigen • Hörstörungen • gestörter Flüssigkeitshaushalt • Gefahr der Exsiccose • Blutdruckabfall • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Furosemid • Bekannte Hypokaliämie • RRsys < 120mmHg • Schwangerschaft / Stillzeit Kardiales Lungenödem Zubereitung / Verdünnung Gabe pur: 1 Amp a’40mg/4ml 1ml Lsg= 10mg Furosemid Dosis & Applikationsweg Erst- und Einzeldosis 20mg i.v. Einmalige Wiederholungsdosis: 20mg nach 15min ohne wesentliche Verbesserung Maximaldosis: 40mg i.v. Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: 2-15 Minuten • Wirkdauer: 2-4 Stunden • Furosemid ist sehr empfindlich gegenüber sauren Arzneimitteln! Wirkabschwächung durch Acetylsalicylsäure • Niemals Furosemid mit einem anderen Arzneimittel mischen! Medikamente: Furosemid Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 51 Glucose (z.B. Glucose 40%®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Universeller Energielieferant für alle Körperzellen Glucose-Infusionslösung Erhöhung des Blutzuckers und Wiederherstellung des normalen zellulären Energiestoffwechsels Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Versehentliche intraarterielle oder paravasale Lage des i-v-Zugangs muss bestmöglich ausgeschlossen sein! • BZ mehrfach messen • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Venenreizung („Brennen“) • Nekrosen bei paravasaler oder intraarterieller Gabe • Hyperglykämie (passager) Indikation(en) Kontraindikationen • Hypoglykämie mit BZ-Wert < 60mg/dl • BZ-Wert < 100mg/dl bei bekannten Diabetikern und V.a. relative Hypoglykämie als Ursache seiner Bewusstseins-störung Zubereitung / Verdünnung Verdünnung von 10ml Glucose 40% mit 10ml NaCl 0,9% auf 20ml Lösung 1ml Lösung = 0,2g Glucose 10ml Lösung = 2,0g Glucose • Ab Blutzucker > 100mg/dl ist eine weitere Glucosegabe nicht mehr indiziert (unabhängig vom GCS) Dosis & Applikationsweg Erstdosis Erwachsene und Kinder 5 J.: 10g Glucose (=50ml fertige Lösung) Erstdosis Kinder <5 J: 0,5g/kgKG Glukose Wiederholungsdosis wie Erstdosis nach 3min und bei BZ < 100mg/dl Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall! gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden. • Kurze Wirkdauer Nach Hypoglykämien Kohlenhydrataufnahme sicherstellen! Bewährt sind komplexe Kohlenhydrate (z.B. Schwarzbrot mit Honig oder Marmelade). • Während der Venensuche und Anlage des venösen Zugangs kann der Teampartner je 10-20ml Glucose 40% (=4-8g Glucose) pur langsam in jede Wangentasche geben (es handelt sich um sterile Lösung: bei Aspiration ist ein Infektionsrisiko extrem unwahrscheinlich) • Geeignet sind, auch beim wachen Patienten: Trauben- oder Orangensaft, zuckerhaltige Colagetränke u. Limonaden, Traubenzuckerplättchen Medikamente: Glucose Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 52 Glyceroltrinitrat (z.B. Nitrolingual-Spray®, Corangin®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Organisches Nitrat Erschlaffung glatter Antianginosum Muskulatur, v.a. in den Blutgefäßen • Gefäßerweiterung inkl. Koronardilatation • Nachlastsenkung verringerte Herzarbeit • Vorlastsenkung verringerte Herzarbeit Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • Typisch: Kopfschmerz Blutdruckabfall Tachykardie Schwindel, insbesondere beim Aufstehen • Flush (plötzl. Hautrötung) • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • C-Problem: Flachlagerung, Infusionstherapie Indikation(en) Kontraindikationen • Stabile Angina pectoris • Akutes Coronarsyndrom • Akute Linksherzinsuffizienz / kardiales Lungenödem Zubereitung / Verdünnung s.l.-Gabe pur: 1 Sprühhub = 0,4mg Vorsicht! - • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Glyceroltrinitrat • Bekannte (erfragte!) Einnahme von Viagra®, Cialis®, Levitra® oder Revatio® oder anderen Phosphodiesterase-hemmern in den letzten 48 Stunden* • Blutdruck systolisch <100mmHg Dosis & Applikationsweg 0,4-0,8 mg (1-2 Hübe) nach Blutdruck dosiert In den Mund sprühen (sublingual) Besonderheiten - Sonstiges • • • • Wirkeintritt: 2-5 Minuten Wirkdauer: 20-45 Minuten Info: Spray nicht schütteln, vor Applikation einen Sprühstoß in die Luft abgeben Interaktion: Verstärkter Blutdruckabfall bei gleichzeitiger Therapie mit anderen Blutdrucksenkern • * Phosphodiesterasehemmer (Viagra®) werden u.a. zur Behandlung des pulmonalen Hochdrucks eingesetzt auch bei Frauen an solche Medikation denken! • Bei bereits im Extremitäten-EKG sichtbarer ST-Strecken-Hebung in den Ableitungen II, III und aVF Dosisreduzierung auf nur einen Hub mit 0,4mg initial, um Blutdruckabfall bei Rechtsherzinfarkt vorzubeugen! Medikamente: Glyceroltrinitrat Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 53 Heparin (z.B. Liquemin®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Gerinnungshemmung u.a. verhindert die Verstärkt die Wirkung des Antikoagulans Bildung von Thromben bei gestörter körpereigenen Antithrombins Myokardfunktion z.B. bei ACS Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Blutungsneigung • Entwicklung einer HIT (siehe unten) • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen • Akutes Coronarsyndrom: NSTE-ACS (NSTEMI) / STE-ACS (STEMI) • (Lungenarterienembolie) • (Arterieller oder venöser Gefäßverschluss) Zubereitung / Verdünnung 5000 E. in kleiner Menge mit 5ml NaCl 0,9-Lsg verdünnt auf 5ml 1ml Lsg = 1000 E. Heparin Vorsicht! • • • • - • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Heparin • Bekannte (erfragte) Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) • V.a. akute Blutung • V.a. akuten Schlaganfall • V.a. akute Aortendissektion Dosis & Applikationsweg 50-70 I.E Heparin/kgKG i.v. (Maximaldosis und bei Erwachsenen üblicherweise 5000I.E.) Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: schnell Wirkdauer: ca. 2 Stunden Wirkverstärkung von anderen gerinnungshemmenden Substanzen Heparin-induzierte Thrombozytopenie HIT: führt nach Tagen Gerinnungsstörung mit Gefäßverschlüssen u.a. mit Gefahr von Schlaganfall, Extremitätenverlust oder Mesenterialinfarkt es wird zwingend nach dieser Heparinunverträglichkeit gefragt und bei jeder geäußerten Heparinunverträglichkeit wird kein Heparin gegeben! Medikamente: Heparin Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 54 Ipratropiumbromid (z.B. Atrovent® Fertiginhalat®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Parasympathoytikum Parasympathikolyse, Hemmung über anticholinerge Rezeptoren Bronchodilatation Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Tremor • Tachykardie, Verschlechterung einer Tachyarrhythmie, • Extrasystolie • Unruhe/ Schwindel • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen • Ggf. Beendigung/ Unterbrechung der inhalativen Zufuhr Indikation(en) Kontraindikationen • Bronchoobstruktive Zustände, Asthma bronchiale, COPD • Anaphylaxie mit begleitender Bronchoobstruktion Zubereitung / Verdünnung 250µg/2ml (250µg/Einzeldosisbehälter) wird unverdünnt in den Verneblertopf gefüllt. (häufig in Kombination mit Salbutamol) Vorsicht! - • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Ipratropiumbromid • Symptomatische Tachykardie • Schwangerschaft / Stillzeit Dosis & Applikationsweg Einzeldosis: 250µg Atrovent mit 8 Litern-O2Fluss/ Minute vernebeln Einmalige Wiederholungsdosis: 250µg Atrovent Besonderheiten - Sonstiges • • • • • Wirkeintritt: binnen Minuten Wirkdauer: 4-6 Stunden Vorteilhaft: im Gegensatz zu Dosieraerosolen ist kein spezielles Atemmanöver nötig. Kombination mit Salbutamol-Verneblung häufig sinnvoll! Atropin, Butylscopolamin und Ipratropium gehören in dieselbe Medikamentengruppe: ähnliches Wirkprofil - ähnliche Kontraindikationen! • Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (Asthma cardiale) sind Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können schaden! Medikamente: Ipratropiumbromid Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 55 Lidocain (z.B. Xylocain®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Lokalanästhetikum • Hemmung der Natriumkanäle Lokalanästhesie bei Anlage eines intraossären Zuganges bei nicht bewusstlosen Patienten Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • • • • Bradykardie AV-Blockierungen Arrhythmien Zittern, erhöhte Krampfbereitschaft Schwindelgefühl Missempfindungen Bewusstseinsstörungen • Symptomatische Behandlung, • Wo möglich siehe geeignete Algorithmen z.B. Bradykardie Indikation(en) Kontraindikationen • bei Anlage eines intraossären Zuganges bei nicht bewusstlosen Patienten Zubereitung / Verdünnung Keine Verdünnung, Gabe pur: 1 Amp a‘100mg/5ml 1ml Lsg = 20mg Lidocain • Unverträglichkeit/Allergie gegen Lidocain • Keine Indikation: bei i.o.-Anlage bei Reanimation bzw. bewusstlosen Patienten Dosis & Applikationsweg Erwachsene: • 40mg/2ml Lidocain i.o. über 1 Minute (dann 2 Minuten warten) Kinder: • 0,5mg/kgKG Lidocain i.o. über 1 Minute (dann 2 Minuten warten); maximale Dosis 20mg Lidocain i.o. Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: schnell, binnen Minuten • Wirkdauer: 15-30 Minuten Bei Verlängerungssystemen (z.B. EZ-Connect®) gibt es Besonderheiten, Eine mögliche Applikationsreihenfolge ist: 1. 1ml Lidocain 2% in das Verlängerungssystem geben 2. Mit weiterem 1ml Lidocain 2% über 1 Minute einspülen 3. Mit 1ml Spüllösung den zweiten ml Lidocain 2% über 1 Minute einspülen 4. Flushen (Freispülen) mit 5-10ml kristalloider Lösung 5. Erneutes Befüllen des Verlängerungssystems mit 1ml Lidocain 2% 6. Mit 1ml Spüllösung langsames Einspülen 7. Beginn der weiteren Medikamentengabe Medikamente: Lidocain Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 13.1.2017 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 56 Metamizol (z.B. Novalgin®, Novaminsulfon® ) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Analgetikum (Antipyretikum) • Schmerzreduktion • (Fiebersenkung) Genaue Wirkweise unbekannt Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Gefäßerweiterung v.a. bei schneller i.v.-Gabe Hypotonie/Schock • Tachykardie • Anaphylaxie • Schwere Blutbildungsstörung (Agranulozytose) • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen • Keine Bolusgabe oder Druckinfusion! • Engmaschige Blutdruckkontrolle • Ggf. Flachlagern u. Volumentherapie Indikation(en) Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Metamizol • Bekannte (erfragte!) Blutbildungsstörungen • ABCD-Instabilität • Schwangerschaft/Stillzeit Schwere abdominelle Schmerzen (d.h. NAS ≥6) Zubereitung / Verdünnung Verdünnung 1 Amp a‘1g/2ml Metamizol in 100ml NaCl 0,9% (Kurzinfusion) Vorsicht! • • • • - Dosis & Applikationsweg Einzeldosis ab 15 Jahren bzw. ab 54kg KG: Einmalig 1g Metamizol über 15 Minuten langsam i.v. (Kurzinfusion) Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: 4-5 Minuten Wirkdauer: 4-5 Stunden Vorsicht: zu schnelle Gabe kann schwere Hypotonie verursachen! Bei kolikartigen Schmerzen ist eine Kombination mit N-Butylscopolamin oft sinnvoll.! Medikamente: Metamizol Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 57 Midazolam (z.B. Dormicum®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Benzodiazepin (-Rezeptoragonist) Verstärkung der GABAergen hemmenden Wirkung im Zentralnervensystem • • • • Antikonvulsiv (krampfdurchbrechend) Sedierend bis hypnotisch Anxiolytisch (angstlösend) (Zentral muskelrelaxierend) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Situationsadäquat aufklären • Atemdepression bis Atemstilstand • Fortlaufend Standardmonitoring! • Unerwünschte Schlafförderung und • Pat. nach Medikamentengabe Beruhigung beobachten u. befragen. • Amnesie • ggf. Atemanweisungen geben, zum • Paradoxe Wirkung (Agitation) bei älteren Atmen auffordern, ggf. assistierte oder Patienten möglich nötigenfalls kontrollierte Beatmung Indikation(en) • Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Midazolam • Myasthenia gravis Andauernder Krampfanfall oder Fieberkrampf* Zubereitung / Verdünnung Dosis & Applikationsweg Intranasale Gabe über MAD®-Adapter: unverdünnt 1 Amp = 15mg/3ml (nur diese Konz. für i.n.-Gabe geeignet!) 1ml Lösung = 5mg Midazolam Einzeldosis bei Krampfanfall i.n. / MAD® • Erwachsene u. Kinder >30kg: 10mg i.n • Kinder 20-30kg: 7,5mg i.n. • Kinder 10-20kg: 5mg i.n • Kinder <10kg: 2,5mg i.n. Intranasale Gabe über MAD®-Adapter nicht • Eine Wiederholung mit derselben Dosis ist anwendbar? Bukkale Gabe Seite 24 einmalig nach 2 Minuten möglich Verdünnung für i.v.-Gabe: Amp a 15mg/3ml mit NaCl-Lösung auf 15ml Lösung: 1ml Lösung = 1mg Midazolam (genau wie Midazolam 5mg/5ml pur) Vorsicht! • • • • • • - Einzeldosis bei Indikation Krampfanfall: • Erwachsene: 5mg i.v. Eine Wiederholung mit derselben Dosis ist einmalig nach 2 Minuten möglich Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: 1-2 Minuten Wirkdauer: <2 Stunden Bereits beendeter Krampfanfall ist keine Indikation für Midazolam! INFO: als Antidot steht dem Notarzt Flumazenil zur Verfügung. Wegen Atemstillstand die Rückfallebene Beatmung vorausplanen. Interaktion: Alkohol und Zentral dämpfende Pharmaka führen zu einer Wirkverstärkung *Esketamin in analgetischer Dosis verursacht keine Albträume und erfordert daher keine Sedierung. Co-Medikation mit Midazolam ist daher zunächst nicht geregelt. Medikamente: Midazolam Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 58 Ondansetron (z.B. Zofran®) SOP für NotSan! Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Antiemetikum 5HT3-Serotoninrezepotoranatgonist Minderung des Brechreizes Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Anaphylaxie • QT-Verlängerung Herzrhythmusstörungen • Hypotonie • Flush • Kopfschmerzen • Bewegungsstörungen (Dyskinesien) • Sehstörungen • Schwindel • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen Massive Übelkeit und Erbrechen mit Bewusstseinsstörung bzw. reduzierten Schutzreflexen Zubereitung / Verdünnung 1 Ampulle a 2ml enthält 4mg Ondansetron Gabe pur Vorsicht! - • Alter<12 Jahre und >__Jahre • Schwangerschaft / Stillzeit • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Ondansetron • Bekanntes (erfragtes!) Long-QT-Syndrom Dosis & Applikationsweg Langsame Gabe von 4mg Ondansetron i.v. Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: wenige Minuten Wirkdauer: einige Stunden • Keine relevanten Arzneimittelinteraktionen • Vorsicht 1: i.d.R. gut verträglich, Verlängerung der QT-Strecke kann lebensbedrohliche Herzrhytmusstörungen verursachen, v.a. bei akuter Herzerkrankung • Vorsicht 2: off-label-use, da zugelassen für Übelkeit unter Zytostatikatherapie bei Patienten < 65 Jahren • Vorsicht 3: Übelkeit und Erbrechen sind bei erhaltenen Schutzreflexen eher nicht vital bedrohlich, daher wird mit Ondansetron beim wachen Patienten keine Vitale Bedrohung abgewendet • Gabe aus diesen drei Gründen nur durch Notfallsanitäter Medikamente: Paracetamol Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 7.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 59 Paracetamol (z.B. ben-u-ron®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Antipyretikum (Analgetikum) Wirkmechanismus nicht genau bekannt Antipyretisch (fiebersenkend) analgetisch Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Leberschäden bis Leberversagen z.B. bei Überschreitung der Tageshöchstdosis von 50mg/kgKG durch bereits erfolgte Medikation, z.B. durch die Eltern • Bereits nach erfolgter Paracetamolgabe durch Eltern fragen! • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen Stattgehabter Fieberkrampf mit Körpertemperatur >38,5°C Initiale Schmerzbehandlung bei <40kg • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Paracetamol • Vorbehandlung mit Paracetamol durch Eltern in den letzten 6 Stunden Zubereitung / Verdünnung Zäpfchen a 75mg (kl. Säuglinge) 125mg (Säugling / kl.Kleinkind) 250mg (gr.Klein- – kl.Schulkind) 500mg (Kind 3.Schulklasse) Vorsicht! - Dosis & Applikationsweg • • • • Kinder < 6 Monate: 75mg rektal Kinder 6 Monate-2 Jahre: 125mg rektal Kinder 2-8 Jahre: 250mg rektal Kinder 8Jahre : 500mg rektal Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: ca. 30min (ggf. parallel feuchte Wadenwickel) • Wirkdauer 4-6 Stunden • Keine Paracetamolgabe, wenn in den letzten 6 Stunden Paracetamol-Gabe durch Eltern – dies gilt aber, wenn andere fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen eingesetzt wurden! • Alternativen zur Fiebersenkung: Wadenwickel (auch schnellerer Wirkeintritt) oder Metamizol (durch Notarzt) • Zäpfchen ggf. durch Erziehungsberechtigten (Bezugsperson) applizieren lassen. Medikamente: Paracetamol Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 60 Prednison (z.B. Rectodelt®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Glukokortikoid Veränderte EiweißSynthese, Zellmembranstabilisierender Effekt • • • • Im weitesten Sinne entzündungshemmend hemmt die körpereigene Abwehr Antiödematös Unterstützt die Katecholamin-Wirksamkeit Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen Werden oft erst nach dem Einsatz im Krankenhaus erkannt: • Infektionen durch unerwünschte Hemmung der Immunabwehr • Verschlechterung eines Diabetes Typ1 • Elektrolytveränderungen • Magenprobleme • Erziehungsberechtigte situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. Indikation(en) Kontraindikationen Bei Kleinkindern = bis 6.Lebensjahr: • Bronchoobstruktive Zustände, Asthma • Anaphylaxie • Pseudokrupp Zubereitung / Verdünnung 100mg Prednison/ Zäpfchen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Prednison (z.B. Rectodelt®), sonst keine. Dosis & Applikationsweg Einmalig 100mg Prednison rektal Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: Früheffekte im Rettungsdienst eher nicht erkennbar, vollständige Wirkung erst nach Stunden frühzeitige Gabe sinnvoll und wichtig! • Wirkdauer: Stunden • Zäpfchen ggf. durch Erziehungsberechtigten (Bezugsperson) applizieren lassen. • Unerwünschte Wirkungen werden ebenfalls erst nach dem Einsatz erkennbar. Medikamente: Prednison Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 61 Prednisolon (z.B. Solu-Decortin® H®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Glukokortikoid Veränderte EiweißSynthese, Zellmembranstabilisierender Effekt • • • • Im weitesten Sinne entzündungshemmend hemmt die körpereigene Abwehr Antiödematös Unterstützt die Katecholamin-Wirksamkeit Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen Werden oft erst nach dem Einsatz im Krankenhaus erkannt: • Infektionen durch unerwünschte Hemmung der Immunabwehr • Muskelschwäche bei COPD, Verstärkung der Insuffizienz der Atempumpe (Gefahr nötiger Dauerbeatmung) • Verschlechterung eines Diabetes • Elektrolytveränderungen • Magenprobleme • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Unterschiedliche indikationsabhängige Dosierungen beachten! • Liegt hinreichend sicher eine COPD vor: Dosis halbieren (20mg Prednison reichen)! Indikation(en) Kontraindikationen 1. Bronchoobstruktive Zustände (Akuter Asthmaanfall, Exazerbierte COPD) 2. Anaphylaxie alle Schweregrade • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Predisolon Zubereitung / Verdünnung Dosis & Applikationsweg • Beachte unterschiedliche Zubereitungen und lokale Applikationsanweisungen! • Trockensubstanzen in Brech- oder Stechampullen Fertige Lösung: 1ml = 50mg Prednisolon Erwachsene: • Bronchoobstruktive Zustände: 50mg i.v. • Wenn hinreichend sicher COPD: 25mg i.v. • Anaphyalxie: 250mg i.v. Kinder >6 Jahren oder falls nicht mit Rectodelt behandelbar: 2mg/kgKG Prednisolon i.v. Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: Früheffekte im Rettungsdienst eher nicht erkennbar, vollständige Wirkung erst nach Stunden, -> frühzeitige Gabe sinnvoll und wichtig! • Wirkdauer: Stunden • Berechnungen im Einsatz sollten vermieden werden, v.a. beim Kindernotfall! gewichtsangepasste Dosistabellen oder Stufenschemata anwenden. • Unerwünschte Wirkungen werden ebenfalls erst nach dem Einsatz erkennbar. • Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (Asthma cardiale) sind Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können schaden! Medikamente: Prednisolon Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 62 Ranitidin (z.B. Zantic®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) H2-Antihistaminikum Blockade der Histamin-H2-Rezeptoren (z.B. am Magen - aber typischerweise nicht an Schleimhaut, Blutgefäßen u. Bronchien) soll Histaminwirkung u. Allergieabläufe in Zielgeweben hemmen (die Wirksamkeit bei Anaphylaxie ist umstritten.) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Häufige Nebenwirkungen sind nicht • Situationsadäquat aufklären beschreiben: • Pat. nach Medikamentengabe • gelegentlich treten auf Hautausschläge, beobachten u. befragen. Kopfschmerzen, Schwindel Indikation(en) Kontraindikationen Schwere Anaphylaxie d.h. ab Schweregrad 3 (Schocksymptome) Zubereitung / Verdünnung • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Ranitidin • Porphyrie • Schwangerschaft / Stillzeit • Kinder <12 Jahren Dosis & Applikationsweg 1 Amp = 50mg/5ml pur verwenden Erwachsene: 50mg i.v. Ranitin i.v. Fertige Lösung: 1ml = 50mg Prednisolon Kinder ab 12 Jahre: 1mg/kgKG Ranitin i.v. Vorsicht! - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: schnell (beschrieben für die Indikation Stressulcusprophylaxe) • Wirkdauer: ca. 6 Stunden • Antiallergische Wirkung des Ranitidins ist umstritten – (Laut Anaphylaxieleitlinie ist Rantidin erst bei schwerer Anaphylaxie indiziert) -> für den Einsatz bedeutet dies: 1. alles andere als Ranitidin ist vorrangig (Adrenalin, Clemastin, Prednisolon, Flüssigkeitsbolus 2. Ranitidingabe erst bei schwerer Anaphylaxie: ab Schweregrad 3 (im Schock) Medikamente: Ranitidn Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 63 Salbutamol (z.B. Sultanol®-Fertiginhalat) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) 2-Sympathomimetikum wirkt agonistisch • Erschlaffung der glatten Bronchialmuskulatur am 2-Rezeptor • Förderung der Zilienfunktion • Hemmung von Allergiemediatoren Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • Tremor • Tachykardie, Verschlechterung einer Tachyarrhythmie • Extrasystolie • Unruhe/ Schwindel • Hypokaliämie • Wehenhemmung • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Bei symptomatischer Tachykardie Beendigung/ Unterbrechung der Therapie Indikation(en) Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Salbutamol • Symptomatische Tachykardie oder Tachyarrhythmie • Schwangerschaft • ACS-Symptomatik 1. Bronchoobstruktive Zustände: • Asthma bronchiale • COPD 2. Anaphylaxie mit begleitender Bronchoobstruktion Zubereitung / Verdünnung 1,25mg/2,5ml /Einzeldosisbehälter wird unverdünnt in den Verneblertopf gefüllt. (häufig in Kombination mit Ipratropiumbromid) Vorsicht! • • • • • - Dosis & Applikationsweg • Erstdosis, jedes Alter: 2,5mg Salbutamol p.i. • über O2-Verneblermaske mit 8 Litern O2Fluss/ Minute • Wiederholung möglich nach 15-20 Minuten oder wenn Verneblertopf leer • Wiederholungsdosis wie Erstdosis 2,5mg Besonderheiten - Sonstiges Wirkeintritt: binnen weniger Minuten Wirkdauer: 3-4 Stunden Vorteilhaft: im Gegensatz zu Dosieraerosolen ist kein spezielles Atemmanöver nötig. Kombination mit Ipratropium-Verneblung häufig sinnvoll! Wichtig: Bei Lungenödem mit exspiratorischem Stridor (sog. Asthma cardiale) sind Prednisolon, Salbutamol u. Ipratropium nicht angezeigt u. können sogar schaden! Medikamente: Salbutamol Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 64 Urapidil (z.B. Ebrantil®) Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Substanzgruppe - Wirkweise - beabsichtigte Wirkung(en) Antihypertensivum 1-Blockade und zentrale Sympathikushemmung Blutdrucksenkung (i.d.R. ohne unerwünschte Beeinflussung der Herzfrequenz) Nebenwirkungen Nebenwirkungen vermeiden & entgegengehen • • • • • • • Übermäßiger Blutdruckabfall Orthostase-Störung Kopfschmerzen Schwindel Hitzegefühl Übelkeit/ Erbrechen Arrhythmien Indikation(en) • Situationsadäquat aufklären • Pat. nach Medikamentengabe beobachten u. befragen. • Blutdruck engmaschig kontrollieren • Ggf. Flachlagerung u. Infusionstherapie mit kristalloider Infusionslösung Kontraindikationen • Bekannte (erfragte!) Unverträglichkeit / Allergie gegen Urapidil • Stillzeit Hypertensiver Notfall mit Blutdruckwerten >220mmHg systolisch Zubereitung / Verdünnung • Erst- und Wiederholungsdosis alle 3 min: 5mg i.v. bis die gewünschte Blutdrucksenkung erreicht ist (Maximaldosis: 25mg i.v.) Regelfall: Ziel-RR = maximal 25% des Ausgangswertes Ausnahmefälle: • Ziel-RR bei V.a. Lungenödem, ACS, Agina pectoris, Aortendissektion: stärkere RR-Senkung, aber maximal auf normotone Werte • Ziel-RR bei akutem Apoplex: sehr viel vorsichtigere RR-Senkung: nur knapp unter 220/100mmHg Keine Verdünnung, Gabe pur: 1 Amp a‘25mg/5ml 1ml Lsg = 5mg Urapidil Vorsicht! Dosis & Applikationsweg - Besonderheiten - Sonstiges • Wirkeintritt: binnen Minuten • Wirkdauer: 1-3 Stunden • Vorsicht: Wirkverstärkung bei gleichzeitiger Anwendung mit Glyceroltrinitrat oder Therapie mit anderen Blutdrucksenkern: unerwünschte starke Blutdrucksenkung möglich • Anwendung in der Schwangerschaft ist bei zwingender Indikation möglich Medikamente: Urapidil Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 65 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Vorsichtung I PRIOR-Algorithmus Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst Extras: Vorsichtung nach PRIOR Quellen: Screenshot Taschenkarte PRIOR Algorithmus, Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin, BA f.Bevölkerungsschutz u.Katastrophenhilfe (BBK) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 66 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg Vorsichtung II: PRIOR-Indikatoren / bei Kindern / PRIOR-Diamant Extras: Vorsichtung nach PRIOR Quellen: Screenshot Taschenkarte PRIOR Algorithmus, Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin, BA f.Bevölkerungsschutz u.Katastrophenhilfe (BBK) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 67 Erweiterte Versorgungsmaßnahmen 2017 – Rettungsdienst Segeberg CRM Leitsätze (nach Rall & Gaba in Miller 7th Ed. 2009) 1. Kenne Deine Arbeitsumgebung (Technik und Organisation). 2. Antizipiere und plane voraus. 3. Fordere Hilfe an - lieber früh als spät. 4. Übernimm die Führungsrolle oder sei ein gutes Teammitglied mit Beharrlichkeit. 5. Verteile die Arbeitsbelastung (10-für-10-Prinzip). 6. Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen (Personen und Technik). 7. Kommuniziere sicher und effektiv – sag was Dich bewegt. 8. Beachte und verwende alle vorhandenen Informationen. 9. Verhindere und erkenne Fixierungsfehler. 10. Habe Zweifel und überprüfe genau (Double check; nie etwas vermuten). 11. Verwende Merkhilfen und schlage nach. 12. Re-evaluiere die Situation immer wieder, wende das 10-für-10-Prinzip an. 13. Achte auf gute Teamarbeit, andere unterstützen und sich koordinieren. 14. Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst (Situation awareness). 15. Setze Prioritäten dynamisch. Extras: CRM-Leitsätze Quellen: Algorithmen für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein V.2.2.2 Fachinformation (Rote Liste) Zuletzt aktualisiert: 1.4.2016 Fragen u. Hinweise an : [email protected] 68