Auge, Sehen und Fehlsichtigkeiten

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Schweizerischer Optikerverband
Association suisse des Opticiens
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Anatomie und Funktionsweise des Auges
Auge, Sehen und Fehlsichtigkeiten
Gerade in unserer stark visuell orientierten Welt müssen wir unser Sehvermögen hüten wie unseren Augapfel. Über die Hälfte der Bevölkerung trägt heute
eine Brille oder Kontaktlinsen. Dies ist nicht Ausdruck
einer degenerativen Erscheinung, sondern zeugt vielmehr davon, wie wichtig gutes Sehen für Lernen, Arbeit und Alltag ist. Der grösste Teil der Fehlsichtigkeiten ist angeboren oder Folge des natürlichen Alterungs-Prozesses. Diese rein optometrischen – also
optisch-geometrisch bedingten Fehlsichtigkeiten können in der Augenoptik durch Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert werden.
Übersicht
• Das Auge
• Das Sehen
• Optische Fehlsichtigkeiten
• Alterssichtigkeit
• Kurzsichtigkeit
• Weitsichtigkeit
• Hornhautverkrümmung
Das Auge
Nicht von ungefähr gelten die Augen als „das Tor zur Welt“. Das Sehsystem ist unser
meistgebrauchtes Sinnesorgan. (Und das einzige notabene, das wir ohne Fremdhilfe
willentlich abschalten können: Ohren und Nase etwa müssen wir uns extra zuhalten,
die Augen können wir einfach schliessen.) Das einzelne Auge wiegt bloss ein
10‘000stel unseres Körpergewichts, verfügt aber über 120 Millionen Sehzellen. Von
Natur aus gut geschützt, liegt es in einer Knochenhöhle des Schädels, umgeben von
Muskeln, Fett- und Bindegewebe. Gegen störende Ausseneinflüsse helfen Lider, Tränen,
Wimpernhaare und Augenbrauen.
Der rundliche Augapfel besteht aus dem Glaskörper, einer transparenten, gallertartigen
Masse. Dieser wird von der Lederhaut umschlossen, die vorne in die uhrglasförmige,
lichtdurchlässige Hornhaut (Cornea) übergeht.
Unter der Lederhaut liegt die gefässreiche Aderhaut, welche das Auge mit Nährstoffen
versorgt. Vorne geht die Aderhaut in die Regenbogenhaut (Iris) über, in deren Mitte
das „Guckloch“, die Pupille liegt. Hinter der Iris sitzt die Linse, welche das durch die
Pupille einfallende Licht durch den Glaskörper auf die dahinterliegende Netzhaut (Retina) abbildet, welche die Sehzellen (Stäbchen für Helligkeits- und Zäpfchen für Farbwahrnehmung) enthält. Dort, wo der Sehnerv in die Netzhaut übergeht, verfügt diese
über keine Sehzellen und ist daher lichtunempfindlich („Blinder Fleck“). Die Stelle auf
der Netzhaut, welche der Pupille direkt gegenüberliegt, ist die empfindlichste – auch
gelber Fleck oder Makula genannt. Bewegt wird das Auge durch die Augenmuskeln, die
Linse wird vom Akkommodationsmuskel gesteuert.
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Das Sehen
Beim normalsichtigen Auge werden die Lichtstrahlen über die Linse gebündelt und auf
die Netzhaut projiziert. Dort wird das (wie beim Fotoapparat) seitenverkehrt und auf
dem Kopf abgelichtete Bild von den Sehzellen in Nervenimpulse umgewandelt und
über den Sehnerv ins Hirn geleitet. Dieses verarbeitet die Bildinformation beider Augen
und produziert den einheitlichen Seheindruck. Erst im Hirn, genauer in der Sehrinde
des Kleinhirns, entsteht das Bild, das wir bewusst sehen. Die Signale aus den Augen
sind zudem noch mit weiteren Teilen unseres Wahrnehmungsapparates wie z.B. dem
Gleichgewichtssinn verknüpft.
Normalsichtiges Auge:
Die Lichtstrahlen werden
auf der Netzhaut zusammengeführt, ein scharfes
Abbild (auf dem Kopf
stehend) entsteht
.
Um in die Ferne wie in die Nähe scharf sehen zu können, muss sich die Linse der jeweiligen Sehanforderung anpassen. Diese Akkommodation genannte Fähigkeit ist mit
der Brennweitenregelung eines Foto-Objektivs vergleichbar. Je nach Muskelzug wird
die Linse in ihrer Lage und Krümmung leicht verändert und damit auf Nah- oder Fernsicht eingestellt. Die Akkommodation erfolgt automatisch: Ist das Hirn mit einem unscharfen Bild nicht zufrieden, löst es den Scharfeinstellungs-Prozess aus. Dies geschieht in der Geschwindigkeit, welche die Informationsübertragung in den Nervenzellen zulässt – zu schnell also, um bewusst wahrgenommen werden zu können.
Fernsicht:
Per Akkommodation
(durch die rot symbolisierten Muskeln) stellt die
Linse auf die gewünschten Stellen scharf.
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Nahsicht:
Die Linse muss sich wölben, damit die Lichtstrahlen richtig gebündelt auf
die Netzhaut fallen.
Auch wenn das Auge nicht in der Lage ist, gut zu sehen (z.B. wegen Kurzsichtigkeit),
versucht unser Hirn, das empfangene Bild „scharf“ zu stellen. Durch Akkommodation,
Ausrichtung der Augenachsen auf das Objekt und Verengung der Pupillen zur Erhöhung der Tiefenschärfe. Wer schlecht sieht und dies nicht mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert, strengt daher Hirn- und Wahrnehmungssystem dauernd mit fruchtlosen Korrektionsversuchen an.
Unser Gesichtsfeld ist wesentlich grösser als das eines Kamera-Weitwinkelobjektivs.
Optimal scharf und fokussiert sehen wir jedoch nur in einem zentralen, kleinen Punkt –
die Sehschärfe nimmt zum Bildrand hin kontinuierlich ab. Trotzdem ist auch das periphere Sehen an der Rändern unseres Gesichtsfeldes für unsere Wahrnehmung und
Umweltorientierung sehr wichtig.
Augenoptische Fehlsichtigkeiten
Fehlsichtigkeiten wie Kurz- oder Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Alterssichtigkeit sind weit verbreitet und weitgehend natürlich bedingt, d.h. vererbt oder
Folge des normalen Alterungsprozesses. Diese Fehlsichtigkeiten gelten nicht als
Krankheit und können mit optometrischen Mitteln (Brillen oder Kontaktlinsen) in den
meisten Fällen korrigiert werden.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Die Anpassungsfähigkeit (Akkommodation) der Linse lässt mit zunehmendem Alter
nach; das Auge verliert durch natürliche, entwicklungsbedingte Prozesse die Fähigkeit,
sich auf nahe gelegene Gegenstände einzustellen. Von dieser altersbedingten Weitsichtig-keit sind alle Menschen ab dem 40. Altersjahr in unterschiedlichem Mass betroffen.
Alterssichtigkeit:
Die Linse mag sich nicht
mehr auf die kurze
Sehdistanz einstellen,
eine Weitsichtigkeit
entsteht.
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Die Spanne zwischen dem weitestentfernten und dem nächstliegenden Punkt, der
noch scharf gesehen werden kann, ist in der Jugend am grössten. Ein Kind erkennt in
allen Einzelheiten, was es sich sechs Zentimeter vor die Nase hält. Dieser sog. „Nahpunkt“ wandert bis zum 60sten Altersjahr immer weiter weg und liegt dann etwa einen
Meter von unseren Augen entfernt. Zwischen dem 40. und 45. Altersjahr liegt er bei
rund 33 cm – man beginnt, die Zeitung immer weiter von sich weg halten, es wird Zeit
für eine Lesebrille.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Bei rund jedem zweiten Menschen sind die Augen nicht ideal rund, sondern etwas zu
kurz oder zu lang gebaut. Die Ursache ist in den allermeisten Fällen genetisch bedingt
und wie die Körpergrösse von äusseren Umständen kaum beeinflussbar. Der Zusammenhang zwischen ausgeprägter Bildschirmarbeit und der Zunahme der Myopie im
Erwachsenenalter wird öfters aufgestellt, bis anhin jedoch noch nicht bewiesen.
Myopes Auge:
Ist der Augapfel zu lang
gebaut, treffen sich die
Lichtstrahlen vor der
Netzhaut, eine Kurzsichtigkeit entsteht.
Ist der Augapfel zu lang, vereinigen sich die Lichtstrahlen schon vor der Netzhaut. Da
das Bild die Netzhaut nicht erreicht, wird ein mehr oder weniger verschwommenes Bild
wahrgenommen. Mit einer konkaven, zerstreuenden Linse (als Brillenglas oder Kontaktlinse) kann der Brennpunkt des Bildes wieder auf die Netzhaut verschoben werden.
Myopie-Korrektion:
Mit einer streuenden,
Konkaven Linse lassen
sich die Lichtstrahlen
wieder genau auf die
Netzhaut führen.
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Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie)
Ist das Auge zu kurz gebaut, würden sich die Lichtstrahlen erst hinter der Netzhaut
vereinigen, auch hier bleibt das Bild verschwommen. Bis zum spürbaren Eintreten der
Presbyopie (Alterssichtigkeit) kann die Linse dies in vielen Fällen durch Anpassung
(Akkommodation) korrigieren. Mit einer konvexen, sammelnden Linse (als Brillenglas
oder Kontaktlinse) lässt sich die Hyperopie problemlos korrigieren.
Hypermetropes Auge:
Ist der Augapfel zu kurz
gebaut, würden sich die
Lichtstrahlen erst hinter
der Netzhaut treffen:
eine Weitsichtigkeit entsteht.
HypermetropieKorrektion:
Mit einer sammelnden,
Konvexen Linse Werden
die Lichtstrahlen so gebeugt, dass sie via Hornhaut und Linse korrekt
auf der Netzhaut gebündelt werden.
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus, Stabsichtigkeit)
Bei der Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit ist die Wölbung der Hornhaut in
verschiedenen Meridianen unterschiedlich. Der daraus entstehende Brechungsfehler
bewirkt, dass das Bild gleichzeitig vor und hinter der Netzhaut entsteht. Ein Punkt wird
darauf nicht als Punkt, sondern als Stab abgebildet; das Bild ist nicht nur unscharf/verschwommen, sondern wird je nach Richtung der Stabsichtigkeit auch verzerrt, d.h. in
der Höhe oder Breite auseinandergezogen.
Eine Hornhautverkrümmung ist meist mit einem anderen Sehfehler (Kurz/Weitsichtigkeit) verbunden und kann mit torischen bzw. zylindrischen Gläsern oder
Kontaktlinsen korrigiert werden.
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