Damit Ihre Humusbilanz nicht in den Keller rutscht

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top Ackerbau
Übersicht 1: Humusversorgung je
nach Bilanzmethode unterschiedlich1)
Damit Ihre Humusbilanz nicht
in den Keller rutscht
Methode
REPRO
dynamisch2)
obere Werte2)
obere Werte3)
VDLUFA
obere Werte3)
untere Werte3)
Standortangepasste Methode3)
Humusversorgungsgruppe in %
Unterversor- ÜberversorA B C D E
gung (A+B) gung (D+E)
21 26 36 13 4
15 21 38 19 7
16 22 36 15 11
47
36
38
17
26
26
14 19 40 16 11
4 11 46 26 13
33
15
27
39
9 13 49 19 10
22
29
Bei der Humusversorgung sollten Sie
Versorgungsstufe C
anstreben. Je nach
BilanzierungsMethode erhalten
Sie aber unterchiedliche Ergebnisse,
wie die Untersuchung aus Sachsen
deutlich zeigt.
Dauertestflächen in Sachsen; Dauertestflächen in Sachsen (n = 1058)
nach MÖNICKE et al. (2005); 3) Dauertestflächen in Sachsen (n = 760)
1)
2)
Was ist Humus?
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist eine Möglichkeit, die Humusbilanz zu verbessern.
Fotos: Agrarfoto, Raiser, Schellbach
Verspielen wir mit einseitigen Fruchtfolgen und
kompletter Abfuhr des Aufwuchses (Stroh, Biogassubstrat) die Fruchtbarkeit unserer Böden? Mit der
Humusbilanz decken Sie Probleme auf.
H
umus ist das Kapital Ihrer Ackerböden! Denn er wirkt sich positiv
auf seine Fruchtbarkeit und sein
Ertragspotenzial (siehe Kasten auf Seite 55) aus. Außerdem bindet Humus klimaschädliches Kohlendioxid. Achten Sie
deshalb darauf, dass Ihre Ackerflächen
gut mit organischer Substanz versorgt
sind und nicht im Humusgehalt abrutschen.
54 top agrar 11/2008
Bodens zu machen, ist die Humusbilanzierung ein wichtiges Hilfsmittel. Welche Methoden es dafür gibt, entnehmen Sie dem
Beitrag ab Seite 60.
Landwirte müssen in letzter Zeit die
Humusversorgung ihrer Böden wieder
stärker beachten. Hier einige Gründe:
■ Zunahme einseitiger Energiefruchtfolgen,
■ verstärkter Strohverkauf,
■ Optimierung des Betriebssystems im
Zuge der Umstellung auf Öko-Landbau
und
■ Einhalten gesetzlicher Vorschriften wie
Cross Compliance.
Humusschwund durch
Energiefruchtfolgen?
Unsere Autoren
Humusversorgung am
Beispiel Sachsen
Besonders gefährlich ist ein schleichender Humusverlust, der unbemerkt verläuft, weil negative Auswirkungen erst
nach langer Zeit durch abnehmende Ertragsfähigkeit und Verschlechterung der
Bodenstruktur sichtbar werden. Um sich
ein Bild von der Humusversorgung des
Dr. Hartmut Kolbe, Sächsisches
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Leipzig und
Diplom-Ingenieurin Perry Seibt,
Wilsdruff.
Für den Landwirt stellen sich in diesem
Zusammenhang folgende Fragen: Wie gut
sind meine Böden mit organischer Substanz versorgt? Wie stelle ich eine Humusbilanz auf? Wie verhindere ich auf Dauer
negative Humusbilanzen?
Welches Bild Sie von der Humusver-
Die organische Substanz in Ackerböden besteht zu ca. 10 % aus Pflanzenwurzeln, 5 % aus Bodenorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Regenwürmer, Springschwänze usw.) und zu
85 % aus Humus. Dieser ist nach seiner Funktion eingeteilt in:
■ Nährhumus, der leicht umsetzbar
ist. Dazu zählen in Ackerböden vor allem eingearbeitete Ernterückstände,
Gründüngung und wirtschaftseigene
Dünger. Nährhumus pflanzlichen Ursprungs setzt sich zusammen aus Kohlenhydraten (meist über 50 %), Lignin
(10 bis 40 %) und N-haltigen Verbindungen (meist unter 10 %). Der Nährhumus dient den meisten Bodenorganismen als Nahrungsquelle und ist damit Voraussetzung für die biologische
Aktivität des Bodens.
■ Dauerhumus, der sehr schwer umsetzbar ist. Er entsteht mit Hilfe von
Bodentieren und Mikroorganismen
aus organischen Substanzen. Zusammen mit Ton bildet er den so genannten Ton-Humus-Komplex. Er kann
Wasser und Nährstoffe binden und
wieder an Pflanzen abgeben. Sein Wasser- und Nährstoffbindungsvermögen
ist deutlich höher als der von Ton.
Dauerhumus ist ein wesentliches
Bau- und Stabilisierungselement des
Bodengefüges. Er enthält den Löwenanteil des Bodenstickstoffs. Meist verursacht er die dunkle Farbe des humosen Oberbodens. Dadurch fördert er
die Erwärmung der Bodenoberfläche.
Aufgrund seiner Eigenschaften bestimmt er maßgeblich die Bodenfruchtbarkeit. Humus beeinflusst, wie
erosionsanfällig ein Boden ist. -hm-
sorgung Ihres Bodens erhalten, hängt
sehr stark von der Methode (siehe Beitrag ab Seite 60) ab, mit der Sie die Humusbilanzierung vornehmen. Das verdeutlicht eine Untersuchung der Humusversorgung von Ackerflächen in Sachsen.
Dazu haben wir die Schlagkarteien von
über 1 000 Ackerflächen des Dauertestnetzes über einen Zeitraum von sechs
Jahren (1998 bis 2003) ausgewertet (siehe
Übersicht 1). Die Humusbilanzierung erfolgte mit den drei folgenden Methoden:
1. VDLUFA
2. REPRO und
3. standortangepasste Methode.
Zwar ermittelten alle Verfahren die
meisten Einstufungen für die anzustrebende optimale Versorgungsgruppe C.
Doch wichen die Ergebnisse im Einzelnen deutlich voneinander ab:
■ Die REPRO-basierten Verfahren stuften nur rund ein Drittel und die standortangepasste Methode 49 % der Flächen
als optimal ein.
■ Mit der standortangepassten Methode
und bei den unteren Werten der
VDLUFA-Methode werden dagegen
deutlich weniger Flächen als unterversorgt veranschlagt als mit den anderen
Verfahren.
■ Das dynamische REPRO-Verfahren
kommt sogar zu dem Ergebnis, dass fast
50 % der Schläge mit organischer Substanz unterversorgt sind.
Insgesamt zeigt sich, dass in Sachsen
knapp ein Drittel der untersuchten Schläge hoch bis sehr hoch versorgt ist (vor allem die Gebirgsregionen). Deutlich unterversorgt sind etwas über 20 % (vor allem die Lehmböden des Mittelsächsischen
Lössgebietes sowie Flächen der Sächsischen Heide und des Elbtales). Hier
reicht der Versorgungsgrad mit organischer Substanz nicht aus, so dass auch die
Humusgehalte mit der Zeit abfallen werden.
j
top agrar 11/2008
55
top Ackerbau
Auch im Öko-Landbau gibt es Betriebe, bei denen eine Unterversorgung vorliegt. Dies ist auf ca. einem Viertel der untersuchten Ackerflächen der Fall. Auf ca.
64 % der Flächen war die Versorgung optimal. Allerdings sind nur 28 Flächen in
diese Analysen eingeflossen. Und: Die
Humussalden werden im Öko-Landbau
zum Teil strenger bewertet als im konventionellen Anbau (siehe Beitrag ab
Seite 62).
Übersicht 2: Hackfrüchte sind die größten
Humusräuber1)
Feldfutter2) (Leguminosen,
Ackergras, Gemenge)
Brache (gezielte Begrünung)
Untersaat2)
Körnerleguminosen
Winterzwischenfrüchte2)
Strohabfuhrpotenzial
realistisch eingeschätzt
Stoppelfrüchte2)
Der Strohverkauf ist für viele Ackerbauern wegen der hohen Strohpreise,
aber auch für die Energieerzeugung zunehmend interessant geworden. Doch
halten die Böden die Abfuhr dieser organischen Substanz auf Dauer aus? Wir haben mit der standortangepassten Methode untersucht, wie hoch die Strohabfuhrmenge zum Beispiel in Sachsen sein darf,
ohne dass der Humussaldo negativ wird.
Die standortangepasste Methode ermittelte im Vergleich zu früheren Kalkulationen auf Basis der unteren Werte des
VDLUFA-Verfahrens ein um 17 % niedrigeres Gesamtpotenzial.
Auch bei dieser Kalkulation liefern
die Methoden zum Teil deutlich unterschiedliche Ergebnisse auf den verschiedenen Bodenarten und Standortgruppen.
Im Vergleich zur standortangepassten
Methode ermittelt die VDLUFA-Methode bei den oberen Werten deutlich niedrigere Strohabfuhrmengen, bei Einsatz
der unteren Werte auf den ganz leichten
Böden identische, auf mittleren Böden
etwas niedrigere und auf schweren Böden deutlich höhere Abfuhrmengen.
Durch die jeweils standorttypische Humusdynamik kommt es zu unterschiedli-
Getreide2), Ölpflanzen2)
Mais (Silo, Körnermais2))
Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben2))
-1000-800 -600 -400 -200 0 200 400 600 800 1000
Humusäquivalente (kg C/ha und Jahr)
1)
auf Grundlage der standortangepassten Methode; 2) Koppelprodukte bzw. Aufwuchs, abgefahren
Die Hauptkulturen einer Fruchtfolge bestimmen stark die Humusbilanz des Bodens.
Leguminosen bringen viel Humus in den Boden. Mais und Rüben belasten die Bilanz.
chen Ergebnissen in der Humusbilanzierung. Das führt auch zu unterschiedlich
hohen Strohabfuhrpotenzialen.
Zudem ist aus anderen Versuchsergebnissen bekannt, dass offenbar ein negativer Zusammenhang zwischen der Energiebilanz und der Humusbilanz der Flächen besteht. Das bedeutet: Je größer die
Abfuhr bzw. der Energiegewinn von der
Fläche ist, umso eher rutschen Humusbilanzen ins Minus. Deshalb ist es wichtig,
die Abfuhrgrenzen möglichst genau zu
ermitteln, damit sich das Abfuhrpotenzial
ausschöpfen lässt und die Humusversorgung des Bodens nachhaltig gewährleistet ist.
Welche HumusbilanzMethode passt zum Betrieb?
Die Wahl der Bilanz-Methode beeinflusst also deutlich das zu erwartende Ergebnis der Humusbilanzierung. Für welche Methode Sie sich letztlich entscheiden, hängt von der betrieblichen Situation, der Aufgabenstellung der Bilanzierung und Ihrer eigenen Einstellung ab.
Entsprechend könnte die Wahl wie folgt
ausfallen:
■ Betriebe, die auf eine ausgezeichnete
Versorgung mit organischer Substanz großen Wert legen und eine erweiterte Reproduktion anstreben oder auf stark un-
Übersicht 3: Die Humusleistung von Kompost, Gülle, Stroh & Co.
200
Humusäquivalente (kg C/t Substrat)
Frischmasse
Trockenmasse
Spannbreite
150
100
50
0
Rinden- Fertig- Mistkompost kompost kompost
(Bioabfall)
Stroh
Frisch- Rotte- Gärrück- KlärFrisch- See- und Geflügel- Gärrück- Rinder- Grün- Schweinekompost mist
stand schlamm mist
stand
Teichgülle düngung gülle
kot
(Bioabfall)
(fest)
(flüssig)
schlamm
Die Humuswirkung von Kompost, Stallmist, Gülle und Gründüngung ist unterschiedlich hoch. Das hängt auch vom TM-Gehalt ab.
56 top agrar 11/2008
Komposte haben eine relativ hohe Humuswirkung. Damit können Sie relativ einfach
den Humusgehalt Ihrer Böden anreichern.
terversorgten Flächen wirtschaften, verwenden die REPRO-Verfahren bzw. die
oberen Werte der VDLUFA-Methode.
■ Betriebe, die lediglich einen schnellen
Überblick über den Versorgungsgrad ihrer
Böden wünschen oder nach Cross Compliance veranschlagt werden, nutzen die
unteren Werte der VDLUFA-Methode.
■ Für Betriebe mit bestimmten einseitigen Fruchtfolgen und/oder hohen Abfuhrmengen an nachwachsenden Rohstoffen,
und auf Betrieben, die eine deutliche Veränderung der Betriebsstruktur planen, ist
eine sorgsam durchgeführte Humusbilanzierung mit der standortangepassten Methode anzuraten. Gerade diese müssen Bilanzierungsmethoden einsetzen, die auf
die standörtlichen Verhältnisse ausgerichtet sind und genaue Aussagen über die zu
erwartenden Veränderungen der Humusgehalte der Böden erlauben.
Landwirte, die ihre Humusbilanzen
mit der REPRO- oder VDLUFA-Methode aufstellen, sollten sich aber darüber im
Klaren sein, dass diese nichts über die
Veränderung der Humusgehalte von
Ackerflächen aussagen. Dafür sind diese
Verfahren nicht geeignet bzw. ihre Ergebnisse zu ungenau. Untersuchungen an
vielen Dauerversuchen haben ergeben,
dass bei diesen Methoden die Humusgehalte – bestimmte Humussalden zugrundegelegt – ansteigen, gleich hoch bleiben
oder sogar absinken können. Ihre Ergebnisse können daher nur eine grobe Orientierung geben.
Nach den bisherigen Erfahrungen liefert nur die standortangepasste Methode
sicherere Ergebnisse. Diese Humusbilanzmethode ist auf der Basis sehr vieler
Ergebnisse aus Dauerversuchen an unterschiedliche Standortverhältnisse angepasst. Bei ihrer Entwicklung ist eine Eichung zwischen Bilanzsalden und Veränderung der Humusgehalte im Boden
erfolgt. Daher lassen sich ihre Bilanzsalden mit einem Faktor überschlagsmäßig
in Humusgehalte umrechnen (siehe Beitrag auf Seite 60).
Einfluss der Fruchtarten und
der Fruchtfolge
Die Hauptkulturen einer Fruchtfolge
bestimmen sehr stark die Humusbilanz
eines Bodens (siehe Übersicht 2). Bei hohen Anteilen an Feldfutter, Körnerleguminosen und Untersaaten entsteht ein
positiver Saldo. Je höher aber der Anteil
an Getreide und vor allem an Mais und
Hackfrüchten in der Fruchtfolge ist, umso
negativer fällt der Saldo aus.
Günstig wirken sich dagegen hohe Erträge auf die Humusbilanz aus. Denn steigende Mengen an Ernte- und Wurzelrückständen verbessern die Humusversorgung. Darüber hinaus spielt der
Standort eine große Rolle. So steigen
Umsetzung und Abbau von Humusstoffen mit zunehmendem Tongehalt des Bodens bis zu den sehr aktiven Lehmstandorten an. Das gilt aber nicht für schwere
Tonböden und Schwarzerden.
Mit Kompost die
Humusbilanz aufmöbeln
Nachschub für den Humus der Böden
liefern auch Wirtschaftsdünger, Zwischenfrüchte, Stroh und zugekaufte organische Reststoffe. Von all diesen organischen Materialien haben Komposte und
Stroh bezogen auf die Frischmasse eine
relativ hohe Humuswirkung (siehe Übersicht 3). Niedrig ist sie dagegen bei Flüssigdüngern und Gründüngung. Allerdings
weisen die meisten organischen Materialien eine relativ hohe Spanne bei ihrer
Humuswirkung auf. Die niedrigen Werte
top agrar 11/2008
57
top Ackerbau
gelten bei ungünstigen TM-Gehalten und
hohen Zufuhrmengen. Denn dann ist die
Humifizierung geringer als bei kleineren
Mengen, die der Boden offenbar besser
„verdauen“ kann.
Anders sieht das Bild bei Bezug auf
die ausgebrachte Trockenmasse aus:
Bei Gründüngung und meist auch bei
Stroh bleiben nur geringe Anteile als Humus im Boden zurück (siehe Übersicht 3
auf Seite 56). Der überwiegende Teil geht
als Kohlendioxid gasförmig verloren. Dagegen ist die Humusanreicherung bei
Komposten, Gärrückständen und Stalldung hoch im Vergleich zur Trockenmassezufuhr. Hier die Rangfolge der Reproduktionsleistung organischer Materialien:
Kompost > Stalldung > Gülle > Stroh >
Gründüngung.
Neben betriebswirtschaftlichen Aspekten sollten Sie bei der Auswahl organischer Dünger auch die Humuswirkung
berücksichtigen.
So sieht die Humusbilanz
von Fruchtfolgen aus
Wie unterschiedlich sich die Fruchtfolgegestaltung auf die Humusbilanz auswirkt, und wie sich die Bilanzen durch
Anbaumaßnahmen ausgleichen lassen,
zeigt der Vergleich unterschiedlicher Anbauverfahren für Mais, Raps und Getreide in Übersicht 4. Die Bilanzen wurden
zwar nur für einzelne Fruchtarten berechnet, sie sollten aber immer im Zusammenhang mit der gesamten Fruchtfolge gesehen werden. Vor allem durch den Anbau
von Silomais kommt es zu stark negativen
Humussalden. Durch Übergang zum Körnermaisanbau lassen sich diese negativen
Salden erheblich abmildern, wenn das
Stroh auf dem Feld verbleibt. Die RückVor allem beim Anbau von Silomais
kommt es zu stark negativen Humussalden. Sie können aber reagieren.
Mit Gülle und Gärrückständen bringen
Sie relativ geringe Mengen an
organischer Substanz
in den Boden.
58 top agrar 11/2008
Übersicht 4: Humusbilanzen für Mais, Raps
und Getreide1)
Anbaukonzept
Maisanbauverfahren
Silomais
Körnermais 80 dt/ha
+ Stroh 8 t/ha
Silomais 450 dt/ha
+ Gärrückstand 40 m3/ha
Silomais 650 dt/ha
+ Gärrückstand 60 m3/ha
Silomais 450 dt/ha
+ Gärrückstand 40 m3/ha
+ Untersaat
+ Gründüngung 10 t/ha
Silomais
+ Kompost 17 t/ha (120 kg N/ha)
Rapsanbauverfahren2)
Raps Ganzpflanzenverwertung
(Energiegewinnung)
Raps Ganzpflanzenverwertung
(Energiegewinnung)
+ 35 m3/ha Rindergülle
Raps 35 dt/ha Korn
+ Strohzufuhr 6 t/ha
Raps 35 dt/ha Korn
+ Stroh
+ Presskuchenverwertung und
Rückführung über Gülle
Getreideanbauverfahren (Weizen)
Getreide Ganzpflanzensilage bzw. Getreide
70 dt/ha u. Strohverkauf
Getreide Ganzpflanzensilage bzw. Getreide
70 dt/ha u. Strohverkauf
+ 35 m3/ha Schweinegülle
+ Stoppelsaat
+ Gründüngung 10 t/ha
Getreide 70 dt/ha u. Strohverkauf
+ Stalldung 150 dt/ha
Getreide 70 dt/ha
+ Strohzufuhr 5,6 t/ha
Humusbilanz (HÄQ in kg C/ha u. Jahr)
Fruchtart Org. Materialien
Saldo
-560
-560
-560
-560
-560
+200
-560
-560
+330
-230
+224 bis +324
-336 bis -236
+336 bis +486
-224 bis -74
+224 bis +324
+55
-81 bis +19
+850
+290
0
-280
+284
+4
+404
+124
+404
+37 bis +114
+161 bis +238
0
-280
-280
-280
-280
-280
-280
-280
+80
-280
-280
Werte nach standortangepasster Methode für Standortgruppe 5;
1)
0
+203
+55
+58
+375
+95
+380
+100
nach Grunert, 2007
2)
führung des Gärrückstandes
aus der Biogasvergärung wirkt
sich bei durchschnittlichen
Silomaiserträgen ähnlich aus.
Bei hohen Erträgen sind auch
höhere Rückführungsmengen
an Gärresten und Stroh zu erwarten. Dies wirkt sich positiv
auf die Humusbilanz aus. Bereits mäßig hohe Gaben von
z. B. Stalldung oder Kompost
heben die Humussalden auf
stark positive Werte an. Das
bestätigt den Wert fester organischer Dünger zur Humusreproduktion.
Bei Getreide, aber auch bei
Raps wird zunehmend die
ganze Pflanze verwertet für
die Energieerzeugung, Ganzpflanzensilage oder Körner-
produktion inkl. Strohverkauf.
Bei diesen Fruchtarten werden dann ebenfalls negative
Humussalden
vorgefunden
(siehe Übersicht 4). Dies ist
besonders dann zu bedenken,
wenn diese Verfahren einen
großen Umfang in der Fruchtfolge einnehmen. Es zeigt sich
deutlich, dass bei beiden
Fruchtarten bereits das Belassen des Strohs auf der Fläche
zu einer positiven Bilanz führt.
Auch durch eine Zufuhr organischer Flüssigdünger (Gülle,
Gärrückstände) und den Anbau von Zwischenfrüchten als
Untersaaten oder Stoppelfrüchten lässt sich die Humusbilanz weitgehend ausgleichen.
Fazit für die Praxis
Wollen Sie die Fruchtbarkeit Ihrer Ackerböden nachhaltig sichern, müssen Sie
für jeden Ackerschlag auf
Ihrem Betrieb mindestens
eine ausgeglichene Humusbilanz für die Fruchtfolgerotation anstreben.
Untersuchungen auf über
1 000 Dauertestflächen in
Sachsen haben beispielhaft
gezeigt, dass in der Praxis
ein Teil der Ackerschläge
mit organischer Substanz
unter- aber auch überversorgt ist. In beiden Fällen
besteht Handlungsbedarf,
der sich mit Hilfe der Humusbilanzierung
genauer
bestimmen lässt.
Unterversorgte Flächen
sollten auf ein optimales
Versorgungsniveau (Versorgungsgruppe C) angehoben
werden. Gibt es dagegen
überversorgte Flächen im
Betrieb, sollten zum Ausgleich organische Dünger
besser auf alle Betriebsflächen verteilt werden. In diesem Fall ließe sich auch ein
Teil des Strohs und anderer
Reststoffe außerbetrieblich
verwerten.
Bei der Berechnung der
Humusbilanz werden nur relativ leicht zu erhebende Bewirtschaftungsdaten benötigt, die normalerweise in
landwirtschaftlichen Betrieben verfügbar sind (Schlagkarteiaufzeichnungen). Bei
der Humusbilanzierung sollten Sie nach folgendem Muster vorgehen:
j Suchen Sie die für Ihre
Aufgabenstellung passende
Methode zur Humusbilanzierung aus (siehe Beitrag
auf Seite 60).
j Berechnen Sie vor jeder
Planung alternativer Betriebskonzepte, bei der Sie
die Fruchtfolge, Verwertung
der Haupt- und Nebenprodukte, organische Düngung
usw. verändern, die Humusbilanzierung
möglichst
standortgerecht, u. U. auch
mit Hilfe der Beratung.
j Vor allem bei einseitigen
Fruchtfolgen mit hohen Anteilen an Humuszehrern und
nachwachsenden Rohstoffen
ist eine sorgfältige Humusbilanzierung wichtig.
j Erstellen Sie Bilanzierungen immer über mindestens
eine bis zwei Fruchtfolgerotationen.
j Streben Sie für jeden
Ackerschlag zumindest eine
ausgeglichene Humusbilanz
(Versorgungsgruppe C) an.
j Bewerten Sie die Humussalden nach dem Anbausystem Ihres Betriebes (siehe
Beitrag auf Seite 62).
top agrar 11/2008
59
top Ackerbau
So erstellen Sie
eine Humusbilanz
Welches Bild Sie von der Humusversorgung Ihrer Böden
erhalten, hängt wesentlich von der Bilanz-Methode ab.
Hohe Erträge
bringen über
hohe Mengen
an Ernterückständen und
Wurzeln viel
organische
Substanz in den
Boden zurück.
B
j 1. VDLUFA-Methode
Bei dieser Methode wird ein Saldo
aus dem Humusverlust (Anbau humuszehrender Kulturarten) und der Humuszufuhr (Anbau humusmehrender Kulturen, organische Düngung) berechnet. Die
Diese schlagbezogene Humusbilanz
basiert auf einer weitergehenden Differenzierung der Humuskoeffizienten nach
Standortfaktoren, die die Humusreproduktionsleistung beeinflussen. Sie berücksichtigen Bodenart, Feinanteil, C/NVerhältnis, Temperatur und Niederschlag.
Ähnlich wirkende Standortfaktoren sind
zu sechs Standortgruppen zusammengefasst (siehe Übersicht 3). Mehr Infos unter: http://orgprints.org/13626
Da die über einen längeren Zeitraum
gegebenen Mengen an organischen Materialien die Umsetzungsaktivität beeinflussen, werden die Reproduktionskoeffizienten der organischen Materialien in
die Stufen „gering“, „mittel“ und „hoch“
differenziert. Bei der Auswahl der zutreffenden Koeffizienten sollten Sie für jede
Art an organischen Materialien die Gaben über fünf bis zehn Jahre bzw. ein bis
Humuswirkung der angebauten Kulturen
und der zugeführten organischen Dünger
werden in Form von Koeffizienten erfasst.
Die Fruchtarten- und Reproduktionskoeffizienten der organischen Substanz
spiegeln die Menge des im Humus gebundenen Kohlenstoffs (Humusäquivalenten: HÄQ in kg C/ha/Jahr) wider.
Bei den FruchtartenKoeffizienten können Sie
je nach Bedingungen und
Übersicht 2: Untere und obere
Ziel mit den unteren
Werte der VDLUFA-Methode
oder/und den oberen
Werten der Methode
Untere Werte zur„einfachen Reproduktion“ der Humus(siehe Übersicht 2) rechversorgung
nen. Mehr Infos dazu
– Cross Compliance
unter: www.vdlufa.de/
– Böden in gutem Kulturzustand
joomla/Dokumente/
Standpunkte/08– Flächen mit hoher Nährstoffzufuhr (N)
humusbilanzierung.pdf
Standorte mit geringem Humusabbau (niedrige
–
Übersicht 1: Humusbilanz erstellen
Humuszufuhr
– Humusabbau
Reproduktionsleistung organiWirkung von
scher Materialien
Bodenart, Klima
(Ernte- und
und AnbauverWurzelrückstände,
fahren.
org. Dünger)
60 top agrar 11/2008
Mit dem Modell REPRO lässt sich die
Humusbilanz auch angelehnt an die oberen Werte der VDLUFA-Methode mit dynamischen Koeffizienten berechnen. Sie
berücksichtigt auch Niederschlag, Bodenart, N-Düngung und Ertragshöhe. Diese
Bilanzierungsmethode wird als kostenpflichtige Dienstleistung angeboten. Mehr
Infos unter: www.repro-agrar.de/
Die VDLUFA- und REPRO-Methoden liefern orientierende Ergebnisse über
die Versorgung der Böden mit organischer Substanz. Sie sagen aber nichts darüber aus, wie sich die Humusgehalte der
Böden verändern.
j 3. Standortangepasste
Bilanzierungsmethode
Foto: Heil
ei der Humusbilanz stellen Sie dem
anbauspezifischen Humusbedarf einer Kulturart die Humuszufuhr
über organische Substanz (z. B. Wurzel-,
Strohreste, Gülle) gegenüber. So ermitteln Sie, wie sich die Humusvorräte im Boden verändern. Das Bilanzierungsprinzip
entnehmen Sie der Übers. 1. Humusbilanzen lassen sich auf Basis einer Schlagbilanz berechnen. Sie können sie von Hand
oder mit PC-Programmen erstellen. Verschiedene Methoden bieten sich dabei an:
j 2. REPRO dynamisch
= Humussaldo
Veränderung der
Humusvorräte des
Bodens
Durchschnittstemperaturen und hohe Niederschläge,
Bergstandorte, grundwasserbeeinflusste Moorböden).
Obere Werte zur „erweiterten Reproduktion“ der Versorgung
– mit Humus unterversorgte Böden
– Flächen mit niedrigerer Nährstoffversorgung (N)
Anbauverfahren mit höherem Bedarf an organischer
–
Substanz
Standorte mit hohem Humusabbau (hohe Durch– schnittstemperaturen, sehr aktive Lehmböden,
grundwasserferne Moorböden)
Übersicht 3: Die standortangepasste Methode berücksichtigt Einflussfaktoren
Standort- Bodenart, Bodentyp
gruppe
• Sand (u.a. Nord-West-D)
• Schwarzerde
• Ton
1
2
3
4
5
6
Feinanteil (%) C/N-Verhältnis DurchschnittsNiederschläge
des Bodens*
des Bodens
temperatur (°C)
(mm je Jahr)
–
–
≤8
≥ ca. 14
–
–
ca. 17 – 30
–
–
Bergregion ≥ 700,
≥ 38
–
Flachland ≥ 800
• stark überversorgte Böden
–
–
–
–
• stark grundwasserbeeinfl. anmoorige u. Moorböden
–
–
–
–
• Sand, anlehmiger Sand, lehmiger Sand
–
–
≤ 13
≤ 8,5
• lehmiger Ton, Ton
–
–
≥ 28
–
• Sand, anlehmiger Sand, lehmiger Sand
–
–
≤ 13
≥ 8,5
• stark lehmiger Sand, sandiger Lehm
14 – 21
–
–
≤ 8,5
• stark lehmiger Sand, sandiger Lehm
14 – 21
–
–
≥ 8,5
• Lehm
22 – 27
≥9
–
–
• Lehm (umsetzungsaktiv)
22 – 27
–
–
≤9
• stark unterversorgte Böden, Meliorationsböden
–
–
–
–
• grundwasserferne anmoorige und Moor-Böden
–
–
–
–
*) Feinanteil = Ton + Feinschluff
zwei Fruchtfolgen betrachten, um entsprechende mittlere Werte zu ermitteln. Die
Methode können Sie von Hand oder mit
dem PC-Programm BEFU (www.landwirtschaft.sachsen.de/lfl/befu/) anwenden.
Vorteile der standortangepassten Humusbilanzierung: Mit ihr lässt sich die
Versorgung des Bodens mit organischer
Substanz genauer abschätzen, und sie gibt
Auskunft über die zu erwartenden Auswirkungen auf den Humusgehalt des Bodens. Daher können Sie mit folgender
vereinfachter Gleichung die Ergebnisse
der Bilanzierung in Humusgehalte des
Bodens (25 bis 30 cm Bodentiefe, spezifisches Gewicht 1,5) umrechnen, die bei
Beibehaltung des Saldos in ca. 25 Jahren
überschlagsmäßig zu erwarten sind:
Differenz Gehalt Humus (% TM) =
Humussaldo (Humusäquivalente in
kg C/ha/Jahr) x 0,001
top agrar 11/2008
61
top Ackerbau
Humusbilanz nach
Anbausystem bewerten
Öko-Bauern müssen eine bessere Humusversorgung
ihrer Böden anstreben als konventionelle.
Übersicht 1: Bewertung
der Bilanzergebnisse
700
600
500
400
300
200
100
0
-100
-200
-300
Humussaldo (kg C/ha und Jahr)
Standard
Ökologischer
Landbau
A sehr niedrig
D hoch
Standard
Integrierter
Landbau
B niedrig
C optimal
E sehr hoch
Im Öko-Landbau sind die Versorgungsstufen ab Stufe C anders eingeteilt als bei
konventioneller Wirtschaftsweise (rechts).
W
ie Sie Ergebnisse der Humusbilanzierung bewerten, hängt wesentlich davon ab, wie Sie Ihren
Betrieb bewirtschaften: Konventionell
oder ökologisch. Denn bei ökologischer
Wirtschaftsweise sind die Versorgungsstufen anders eingeteilt als bei konventioneller (siehe Übersicht 1).
Konventionelle Betriebe sollten die
optimale Versorgungsgruppe C (-75 bis
+100 kg Humus-C/ha u. Jahr) auf ihren
Ackerflächen anstreben. Bei einem ausgeglichenen Saldo (0 kg Humus-C/ha u.
Jahr) ist gewährleistet, dass die standortund bewirtschaftungstypischen Humusgehalte des Bodens eingehalten werden.
Ein Anreichern von organischer Substanz
über die Versorgung C hinaus ist nur in
Ausnahmefällen sinnvoll.
Die untere Grenze zwischen den Stufen C und B ist zwar für alle Anbausysteme gleich hoch angesetzt. Im Öko-Landbau ist aber der Grenzbereich zur Hu-
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musgruppe D bis E wesentlich weiter
gefasst. Die optimale Versorgungsstufe C
reicht hier von - 75 bis + 400 kg HumusC/ha/Jahr. Auch kann im Öko-Landbau
ein höheres Versorgungsniveau mit organischer Substanz angestrebt werden.
Im Ökolandbau müssen die Ergebnisse der Humusbilanzierung zudem nach
der jeweiligen Betriebsausrichtung bewertet werden:
■ Marktfurchtbetriebe mit hohen
Fruchtfolgeanteilen an Hackfrüchten,
Gemüse oder nachwachsenden Rohstof-
fen sollten sich mindestens an der Versorgungsgruppe C ausrichten. Sie sollten
darauf achten, dass Sie diese Versorgungsgruppe nicht unterschreiten. Andernfalls leidet langfristig die Bodenfruchtbarkeit.
■ Futterbaubetriebe erreichen mit einer hohen Zufuhr an organischer Substanz über Ernte- und Wurzelrückstände
des Futterbaus sowie durch hofeigene
Wirtschaftsdünger ansteigende Humusgehalte in ihren Böden. Sie sollten aber
nicht die Versorgungsstufe D überschreiten, da durch eine erhöhte N-Freisetzung
negative Auswirkungen auf die Umwelt
auftreten können.
Wie die standortangepasste Humusbilanzierung für einen Öko-Betrieb aussieht, zeigt das Beispiel in Übersicht 2.
Übersicht 2: Beispiel für eine standortangepasste
Humusbilanz in einem Öko-Betrieb
Berechnung der Humusbilanz:
I. Humusbedarf der Fruchtarten:
Anbaujahr
Fruchtart
(Schlag 1)
1
2
3
4
Anbau
(ha/Jahr)
Reproduktionskoeffizient der Fruchtart
(kg HÄQ/ha)
+ 600
+ 600
- 280
- 760
Kleegras
10
Kleegras
10
Winterweizen
10
Kartoffeln
10
Hafer/Erbsen5
10
- 120
Gemenge
6
Wintergerste
10
- 280
Gesamt/Schlag je Fruchtfolge
Gesamt/Schlag je Jahr
II. Reproduktionsleistung der organischen Materialien:
organisches Material
Menge
Reproduktionsko(t, m3/Schlag) effizient (kg HÄQ/ha)
Stroh (W.-Weizen)
8,3 t
84
Stroh (Hafer/Erbsen-Gemenge)
6,3 t
84
Stallmist
33 t
32
Gülle
50 m3
9,8
Gesamt/Schlag je Jahr
III. Humussaldo (I –II):
kg HÄQ/Schlag
kg HÄQ/ha je Jahr
Summen
(kg HÄQ)
(±)
+ 6 000
+ 6 000
- 2 800
- 7 600
- 1 200
- 2 800
- 2 400
- 400
Summen
(kg HÄQ)
697
532
1 056
490
+ 2 775
2 375
+ 238
Schlaggröße: 10 ha; sechsgliedrige Fruchtfolge, Bodenart: sandiger Lehm, Temperatur > 8,5 °C =
Standortgruppe 5 (SG 5),
organische Düngung in der Fruchtfolge je ha u. Jahr: Stallmist 3,3 t, Stroh 1,5 t, Gülle: 5 m3.
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