java-werkzeug - ARS Computer und Consulting GmbH

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12.01
Sonderdruck Java Magazin,Ausgabe 12.2001
Internet & Enterprise Technology
Alles über die neue Generation von
Java Servlets und JavaServer Pages
Kryptographie in Java & XML
Notwendig für eBusiness: Sicherer
Datenaustausch
Extreme Programming
Radikale Methoden für Java-Entwickler
Enterprise
Dynamische Business-Objekte entwerfen
Web Services
SOAP-Anwendungen mit Glue realisieren
Entwicklung
Neue Features in Visual Age for Java 4.0
XML-Testframework
Effizienz durch Unit-Tests mit JXUnit
Sonderdruck
Java Magazin, Ausgabe 12.2001
www.javamagazin.de
Tomcat 4
java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
Im Blickpunkt: VisualAge for Java 4.0 und sein Nachfolgeprodukt
von Stefan Schäffer und Walter Schilder
New Age
Mit VisualAge for Java 4 bietet IBM seit August dieses Jahres die neueste und gleichzeitig letzte Version
des erfolgreichen Java-Entwicklungswerkzeuges an. In diesem Artikel stellen wir die neuen Features
dieser Version vor. Ferner liefern wir einen Ausblick, wie die zukünftige Java-Entwicklungsumgebung der
IBM aussehen wird.
VisualAge for Java 4.0 – Neue Features
In Bezug auf neue Funktionalität gibt es bei
VisualAge for Java 4.0 nur relativ wenig zu
berichten. Die neue Version des Java-Entwicklungswerkzeuges bietet im Vergleich
zur Vorgängerversion 3.5.3 nämlich kaum
Neuerungen. Positiv fällt zunächst jedoch
auf, dass sich die Stabilität des Werkzeugs
noch einmal verbessert hat. Die IBM hat in
die neue Version offensichtlich einige Bugfixes eingearbeitet, um die bereits relativ ro-
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buste Vorgängerversion noch stabiler zu
machen. Der seit Version 3.5.3 auftretende
Fehler bei der Quelltext-Formatierung
wurde aber leider nicht behoben. Damit ergibt sich nach wie vor der Effekt, dass bei
Verwendung der Formatierungseinstellung „Opening braces begin new line“ die
öffnende geschweifte Klammer von auf
Schlüsselwörter (if, while, for, try, etc.) folgenden Anweisungsblöcken nicht korrekt
formatiert wird.
In Version 4.0 neu hinzugekommen
ist die Möglichkeit, Enterprise JavaBeans
nach dem EJB-Standard 1.1 zu exportieren. Das bedeutet, dass bei Verwendung
der neuen Export-Funktion nun ein Deployment Deskriptor im XML-Format
erzeugt wird und nicht wie bisher die im
Entwicklungswerkzeug vorgenommenen De- ployment-Einstellungen in Form
einer serialisierten Klasse abgelegt werden. Die neue Export-Funktion wurde
java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
aufgrund der Kompatibilität zum WebSphere Application Server 4.0 hinzugefügt
und äußert sich lediglich durch einen zusätzlichen Eintrag („Export EJB 1.1
Jar...“) im Menüpunkt EJB | EXPORT der
EJB-Ansicht (siehe Abb. 1). Dabei ist jedoch zu beachten, dass die erweiterte Export-Funktion nach der Installation des
Programms nicht sofort zur Verfügung
steht – die entsprechende Zusatzfunktion namens „Export Tool for Enterprise
JavaBeans“ muss zuerst über den Menüpunkt FILE | QUICK START | FEATURES | ADD
FEATURE installiert werden.
Überarbeitet wurden in der neuen
Version auch die Konnektoren, mit denen
eine relativ einfache Anbindung von Java-Anwendungen an verschiedene andere Systeme ermöglicht wird. Folgende
Systeme können derzeit mit Hilfe der mitgelieferten Konnektoren angebunden
werden:
•IBM CICS Transaction Server (konform
zur J2EE Connector Architecture)
•IBM Encina
•IBM IMS
•IBM MQSeries
•IBM Host on-Demand
•JD Edwards OneWorld (konform zur
J2EE Connector Architecture)
•Oracle Applications (konform zur J2EE
Connector Architecture)
•Peoplesoft (konform zur J2EE Connector Architecture)
•SAP Release 3 (konform zur J2EE Connector Architecture)
Wie aus obiger Aufzählung zu entnehmen ist, ist gut die Hälfte der in Version 4.0 mitgelieferten Konnektoren nun
konform zur Java 2 Enterprise Edition
Connector Architecture, einem von Sun
Microsystems veröffentlichten Standard, der die Schnittstellen zwischen Application Server und Back-End-Systemen
genauer festlegt. Ziel dieser Spezifikation ist es, die Anbindung von Back-EndSystemen an die J2EE-Plattform weitestgehend zu standardisieren. Dass diejenigen im Rahmen von VisualAge for Java mitgelieferten Konnektoren, die zur
J2EE Connector Architecture konform
sind, lediglich als Beta-Version vorliegen,
liegt ausschließlich daran, dass sich die
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Abb. 1: Die neue Funktion Export EJB 1.1 Jar... erzeugt einen Deployment Deskriptor in XML
von Sun Microsystems definierte Spezifikation lange Zeit im Stadium Proposed
Final Draft (einer Art Beta-Version des
Standards) befand. Seit August liegt die
knapp 200 Seiten umfassende J2EE Connector Architecture aber als Final
Release (Version 1.0) vor.
Stärken und Schwächen
Da mit der neu erschienenen Version wenig
neue Funktionalität hinzugekommen ist,
bleiben die Vor- und Nachteile dieses Entwicklungswerkzeuges weitestgehend erhalten.
Als großer Pluspunkt von VisualAge
for Java ist sicherlich die integrierte Web
Sphere Testumgebung (engl. WebSphere
Test Environment, WTE) zu sehen. Damit
ist es vor allen Dingen möglich, Enterprise
JavaBeans ohne vorherigen Export in einen separaten Application Server ausgiebig auf Funktionalität zu testen. Ähnliches gilt für Servlets und JSPs; auch sie
lassen sich sofort in der Entwicklungsumgebung ausführen. Dabei geht VisualAge
for Java aber noch einen Schritt weiter: Es
stellt nicht nur eine Ausführungsumgebung zur Verfügung, sondern erlaubt auch
das Debuggen sämtlicher erstellter Klassen, egal ob sie Bestandteil von EJBs, JSPs,
Servlets oder auch Stand-alone-Anwendungen sind. Durch den eingebauten inkrementellen Compiler lässt sich der
Quelltext bereits im laufenden Betrieb
modifizieren und erneut testen, ohne dass
ein Neustart der Anwendung notwendig
ist. Dies ist insbesondere bei der Entwicklung von serverseitigen Anwendungen
von großem Vorteil, da hier das Starten
der Ablaufumgebung sehr zeitintensiv
sein kann. Die durch den Einsatz der WTE
bedingte Zeitersparnis ist besonders bei
der Entwicklung von EJBs erheblich, da
ein Debugging im Application Server in
der Regel sehr mühsam ist.
VisualAge for Java bietet mit dem sogenannten Visual Composition Editor
(VCE) darüber hinaus auch umfangreiche Unterstützung für die auf dem JavaBeans-Konzept basierende grafische Programmierung. Der VCE ist ein mächtiges
Werkzeug, welches weitaus mehr Funktionalität bietet als der derzeit weit verbreitete GUI-Builder. Richtig angewendet
lassen sich mit dem VCE komplette Anwendungen weitestgehend grafisch erstellen, eine Möglichkeit, die bereits in
zahlreichen Projekten geschätzt und verwendet wird.
Als zusätzlicher Vorteil erweist sich in
der Praxis auch, dass VisualAge eine umfangreiche Menge an Code-Generatoren
zur Verfügung stellt, angefangen bei der
Erstellung von Attributen, Methoden
oder Klassen bis hin zur Entwicklung von
grafischen Benutzungsoberflächen, Servlets oder EJBs. Der Entwickler wird durch
eine Reihe von Wizards unterstützt. Auch
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java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
Abb. 2: Funktionalität des WebSphere Studio Application Developers
die Anbindung an andere Programmiersprachen, wie beispielsweise C++, oder
die Integration von Back-End-Systemen
(siehe Konnektoren) läuft durch die Verwendung von entsprechenden Wizards
weitestgehend automatisiert ab.
Trotz dieser Vorteile hat die Entwicklungsumgebung auch einige Schwächen,
die den Einsatz in der Praxis manchmal etwas schwierig gestalten. Als Erstes ist hier
zu kritisieren, dass von VisualAge 4.0 immer noch das bereits veraltete JDK 1.2.2
unterstützt wird, obwohl von Sun Microsystems bereits neuere Versionen des Java
Development Kits (JDK) zur Verfügung
stehen. Auch beim EJB-Standard sieht es
nicht besonders gut aus. Wer mit VisualAge entwickelt, erstellt Enterprise JavaBeans nach dem EJB-Standard 1.0. Das Entwicklungswerkzeug bietet zwar zahlreiche Erweiterungen, die erst durch neuere Spezifikationen abgedeckt werden, wie
beispielsweise Entity Beans oder die Möglichkeit, Assoziationen zwischen EJBs zu
erstellen. Trotzdem ist der EJB-Standard
1.1 noch nicht vollständig implementiert.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist dabei die neu hinzugekommene ExportFunktion.
Dabei stellt sich sicherlich die Frage,
warum die IBM den aktuellen Standards
so weit hinterherhinkt, obwohl sie doch
an vielen Spezifikationen so maßgeblich
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beteiligt ist. Dies liegt im Wesentlichen an
dem VisualAge zugrunde liegenden Software Configuration Management (SCM)
Werkzeug namens ENVY. Aus vorangegangenen Entwicklungswerkzeugen wie
VisualAge for Smalltalk übernommen,
ent- wickelte sich ENVY von einem einstigen Pluspunkt zu einem wesentlichen
Nachteil. ENVY ist nämlich im Gegensatz
zu heute üblichen SCM-Werkzeugen nicht
dateibasiert, sondern erlaubt eine Versionierung auf unterschiedlichen Ebenen.
Damit ergibt sich unter Umständen der
Vorteil einer sehr viel feineren Granularität der Versionierung. Dem steht jedoch
die Tatsache gegenüber, dass ENVY lediglich die Ablage von Java-Quelltexten im
Repository ermöglicht. Zusätzliche
Ressourcen müssen dagegen anderweitig
verwaltet werden. Dies führt in der Praxis
häufig zur Verwendung von weiteren
SCM-Werkzeugen, wie beispielsweise
CVS, und den damit verbundenen Nachteilen (keine vollständige Integration in
VisualAge for Java, doppelte Datenhaltung, etc.). Zusätzliche Nachteile ergeben
sich durch die sehr enge Verknüpfung mit
der verwendeten Ablaufumgebung. Aus
diesem Grund gestalten sich Änderungen
am zugrunde liegenden JDK als relativ
komplex. Bei jedem Wechsel des JDK ist
somit ein erheblicher Entwicklungsaufwand notwendig.
Wegen diesen Nachteilen hat man bei
IBM die tief greifende Entscheidung getroffen, sich bei zukünftigen Entwicklungen von ENVY zu lösen. Da ENVY aber,
wie bereits erwähnt, ein integraler Bestandteil von VisualAge for Java ist, geht
dies im Wesentlichen mit einer kompletten
Neuentwicklung des Werkzeugs einher.
Aufgrund der allgemeinen Strategieausrichtung der IBM wird dieses Entwicklungswerkzeug auch nicht mehr wie gewohnt den Namen VisualAge for Java
tragen, sondern unter dem Namen WebSphere Studio Application Developer
(WSAD) vermarktet werden. Mit der Version 4 enden also sämtliche Weiterentwicklungen an VisualAge for Java; es beginnt die neue WSAD-Ära. Derzeit
besteht von Seiten IBMs aber kein Druck,
sofort auf das neue, bisher noch nicht vollständig ausgereifte Werkzeug umzusteigen, denn es wurde zugesichert, noch bis
Juni 2003 Support für VisualAge for Java
4.0 zu gewährleisten. Dies beinhaltet auch
die Bereitstellung von Fixpacks, falls in
Zukunft schwerwiegende Fehler bekannt
werden sollten.
WebSphere Studio Application
Developer – Was ist das?
Wie bereits angedeutet, ist das Ergebnis
der Neuentwicklungen schon heute sichtbar, da das als Beta-Version verfügbare
Werkzeug WSAD kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann. Darüber hinaus wird es derzeit auch als kostenlose Beilage zu VisualAge for Java 4.0
ausgeliefert. Die beigelegte Version des
WSAD ist für eine Beta-Version schon bemerkenswert stabil. Dies liegt wohl hauptsächlich in der Tatsache begründet, dass an
diesem Entwicklungswerkzeug bereits seit
über zwei Jahren entwickelt wird.
WSAD bietet eine umfangreiche
Unterstützung für zahlreiche Tätigkeiten, die einen Softwareentwicklungszyklus ausmachen. Die von WSAD bereitgestellte Funktionalität lässt sich
dabei in zwei Bereiche unterteilen (siehe
Abb. 2).
Zunächst erläutern wir die Funktionen, welche auch in das neu entwickelte
Produkt WebSphere Studio Site Developer (WSSD) eingegangen sind. Beim
WSSD handelt es sich um den Nachfol-
java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
ger von IBM WebSphere Studio, einem
umfangreichen Werkzeug zur Entwicklung von Web-Auftritten. WebSphere
Studio beschränkt sich im Gegensatz zu
anderen Werkzeugen jedoch keineswegs
auf die Gestaltung von statischen
HTML-Seiten, sondern bietet vielmehr
als Kernfunktionalität eine umfangreiche Unterstützung für die Erstellung von
dynamischen Web-Seiten in Form von
JavaServer Pages (JSPs). WSSD beinhaltet die folgende Teilfunktionalität des
WSAD:
•Java-Entwicklungsumgebung (Editor,
Suchwerkzeuge, inkrementeller Compiler, Debugger etc.)
•Unterstützung für die Entwicklung im
Team (Anbindung an SCM-Werkzeuge,
wie beispielsweise CVS)
•Auf den jeweiligen Entwickler (WebEntwickler, Java-Entwickler) zugeschnittene Ansichten für ein Projekt
(vordefinierte Ansichten sind durch den
Anwender anpassbar)
•Wizards zur Erstellung von Web Services
(Einbindung von bereits bestehenden
Web Services möglich)
•XML-Werkzeuge (Erstellung von DTDs
und Schemas, XLST-Unterstützung etc.)
•Unterstützung von JSPs (Wizards zur Einbindung von JavaBeans und Scriptlets,
Unterstützung für Server Side Include, integrierte Testumgebung, komfortables
Erstellen von statischen Inhalten, Einbindung von Skripten und Applets, uvm.)
Darüber hinaus bietet der WebSphere Studio Application Developer noch weitere
Funktionalität, welche im Folgenden aufgeführt ist:
•Wizards zur Realisierung von Datenbankanbindungen
•Werkzeuge zur Analyse und Optimierung des Laufzeitverhaltens (Analyse
von Heap und Stack, CPU-Zeit etc.)
•Servlet-Entwicklung (Wizards zum Erstellen von Servlets, integrierte Testumgebung)
•EJB-Entwicklung (Wizards zum Erstellen
von EJBs, Werkzeuge für das Mapping
auf relationale Datenbanken, integrierte
Testumgebung, etc.) und Deployment
(Export-Funktionen, erstellen von EARDateien)
Bei Verwendung des WSAD wird klar
ersichtlich, dass die IBM hier sehr großen
Wert auf eine umfangreiche Unterstützung bei der Entwicklung von EJBs gelegt
hat. Positiv fällt neben den zahlreich vorhandenen Funktionen auf, dass der
WSAD auch die volle EJB-Spezifikation
1.1 unterstützt. Die eingebaute WebSphere Testumgebung (WebSphere Application Server 4.01) bietet darüber hinaus
schon während der Entwicklungsphase
ein sehr gutes Laufzeitverhalten. Außerdem werden die beiden Werkzeuge WSSD
und WSAD neben der Windows-Plattform (NT, 98, 2000 Millenium Edition)
auch für Linux verfügbar sein.
Mit der Umstellung auf WSAD geht
jedoch auch eine Änderung der von VisualAge for Java gewohnten Produkt-Editionen (Professional und Enterprise Edition) einher. Dies zieht für die WSAD
Enterprise Edition einen gegenüber der
VisualAge for Java Enterprise Edition höheren Preis nach sich. Deshalb empfiehlt
die IBM ihren Interessenten, noch jetzt eine Lizenz für die VisualAge for Java Enterprise Edition zu erwerben. Im Zuge des
meist damit verbundenen UpgradeRechts erhält der Kunde in diesem Fall
dann kostenlos die Möglichkeit, mit der
WSAD Enterprise Edition zu arbeiten.
Das Konzept
Neben der Ähnlichkeit in der Produktbezeichnung besitzen WSAD und WSSD
aber noch weitere Gemeinsamkeiten.
Zum einen sollen beide Entwicklungswerkzeuge noch im vierten Quartal 2001
als endgültige Versionen verfügbar sein.
Obwohl die Beta-Version des WSAD einen Monat später als geplant erschienen
ist, will die IBM diesen Zeitplan einhalten.
Noch bemerkenswerter ist jedoch, dass
beide Produkte auf Basis des gleichen
technischen Konzepts realisiert wurden.
Die dahinter liegenden Grundideen erscheinen dabei so interessant und vielversprechend, dass sie im Folgenden näher erläutert werden.
Die IBM hat für sämtliche auf Java basierenden Entwicklungsumgebungen ein
gemeinsames Framework, die sogenannte
WebSphere Studio Workbench (WSW)
entwickelt. Hier wird bereits ein Großteil
der gemeinsam benutzten Funktionalität
Abb. 3: Wizard zur Erstellung von EJBs
zur Verfügung gestellt. So beinhaltet die
WSW neben einem komfortablen Text
Editor mit Syntax High- lighting, Suchund Ersetzungsfunktionen etc. auch die
Möglichkeit zur Anbindung an gängige
SCM-Systeme. Darüber hinaus ist die
WebSphere Studio Workbench so entwickelt, dass die verwendete Java-Laufzeitumgebung (JRE) für jedes Werkzeug bzw.
jede Zielplattform unabhängig gewählt
werden kann. Entwicklungswerkzeug
und Laufzeitumgebung sind bei den auf
der WSW basierenden Werkzeugen also
nicht mehr so eng miteinander verknüpft,
wie das zum Beispiel bei VisualAge for Java der Fall ist. Somit ist zu erwarten, dass
neue JDKs auch in Zukunft viel einfacher
und schneller integriert werden können.
Basierend auf den von der WSW bereitgestellten Funktionen kann jedes Werkzeug
über festgelegte Schnittstellen als PlugIn
installiert werden. Somit ist eine nahezu
beliebige Erweiterbarkeit der WebSphere
Studio Workbench sichergestellt.
Ebenfalls interessant ist, dass die
WSW selbst in Java entwickelt wurde.
Daraus ergeben sich natürlich einige
Vorteile, wie beispielsweise die Unabhängigkeit des Werkzeugs von der Zielplattform. Um die mit der Verwendung
von Java-Oberflächen oft einhergehenden Performance-Probleme zu umgehen,
hat sich die IBM beim WSW entschlossen, zur Erstellung der grafischen Benutzungsoberfläche eine eigens entwickelte
Widget-Klassenbibliothek
(Standard
Widget Toolkit, SWT) zu verwenden.
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java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
Abb. 4: Übernahme von Methoden
in das Remote
Interface der EJB
relativ schwierig, da laut Aussage der
IBM zunächst kein Ersatz für den zuvor
erwähnten Visual Composition Editor
(VCE) vorhanden sein wird. Dieser Einschränkung ist sich die IBM natürlich bewusst und hat deshalb in mehreren Gesprächen angedeutet, dass der WSAD in
der Version 2 um ein entsprechendes
Werkzeug zur Entwicklung von grafischen Benutzungsoberflächen erweitert
wird. Gemäß Zeitplan der IBM wird diese neue Version etwa Mitte 2002 verfügbar sein.
WSAD in der Praxis
Das Resultat, ein Werkzeug mit schnellen
Oberflächendialogen, bestätigt diese
Entscheidung.
Die Idee einer einheitlichen Basis für
sämtliche Entwicklungswerkzeuge hat
die IBM allerdings noch weiter vorangetrieben, indem sie das gemeinsame Framework als freie Software zur Verfügung
stellt. Das zugehörige Open-Source-Projekt trägt den Namen Eclipse. Auf diese
Weise soll unter anderem erreicht werden, dass sowohl Partner als auch Fremdhersteller Zusatzwerkzeuge anbieten,
welche sich dann optimal in die Produktfamilie integrieren. So wie es aussieht,
hat die IBM in diesem Punkt auch ihr Ziel
erreicht, da sich zahlreiche Hersteller
dieser Idee bereits angenommen haben
und entsprechende Zusatzwerkzeuge
entwickeln. Eine vollständige und aktuelle Liste der Anbieter finden Sie in den
am Ende des Artikels aufgelisteten Quellen. Nach den derzeitigen Informationen
werden folgende Hersteller Zusatzwerkzeuge für die WebSphere Studio Workbench anbieten.
•Versata (regelbasierte Anwendungsentwicklung)
•Extricity (Konnektoren)
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•Instantiations (zusätzliche entwicklungsunterstützende Werkzeuge)
•Holosofx (Modellierung von Geschäftsprozessen)
•Rational (Requirements Management,
Datenmodellierung, Anbindung an Rational ClearCase / ClearQuest, Testwerkzeuge)
•Interwoven (Web Content Management)
•Merant (Anbindung an PVCS)
•Serena (Anbindung an Serena ChangeMan)
•Sitraka (Performance- und Testwerkzeuge)
Auf der WebSphere 2001 Konferenz
in Wien wurde von Seiten der IBM sogar
angedeutet, in Zukunft auch andere Entwicklungsumgebungen (COBOL, PL/I,
MQSeries Integrator) auf die WebSphere
Studio Workbench zu standardisieren.
Wie aus der bisherigen Beschreibung
des WSAD hervorgeht, ist das Nachfolgeprodukt von VisualAge for Java bisher
hauptsächlich auf die Erstellung von serverseitigen Anwendungen zugeschnitten. Die Entwicklung von oberflächenbasierten Anwendungen gestaltet sich
hingegen in der Version 1 des WSAD als
Im Folgenden betrachten wir anhand der
Entwicklung einer beispielhaften Session
EJB die neue Entwicklungsumgebung
WebSphere Studio Application Developer etwas näher. Beim Starten der IDE
wird der langjährige VisualAge Benutzer
zunächst wahrscheinlich etwas orientierungslos sein, da die Benutzungsoberfläche völlig neu gestaltet wurde. Die Navigation erfolgt hauptsächlich über die
sogenannten Perspectives, die unterschied- liche Sichtweisen auf die Javaund sonstigen Ressourcen bieten; lax
ausgedrückt sind sie nur besonders gestaltete Filter. Nach den ersten Gehversuchen weicht die anfängliche Skepsis allerdings recht schnell der Begeisterung über
die neuen Arbeitsabläufe. Außerdem
trifft der Benutzer an sehr vielen Stellen
auf gewohnte Dialoge und Konzepte.
Dies beginnt schon mit der obligatorischen Erstellung eines Projektes, mit welchem sodann alle weiteren Elemente assoziiert werden. Allerdings unterscheidet
der WSAD zwischen einer Reihe von
unterschiedlichen Projekttypen, wie etwa EJB, J2EE, Java, Web oder Simple
Project. Je nach Auswahl werden die
möglichen Aktionen des Kontextmenüs
entsprechend angepasst. Für die Entwicklung von Enterprise JavaBeans beispielsweise erzeugt man also ein EJBProjekt. Mögliche Parameter bei der
Erstellung sind hierbei natürlich der Name des Projekts und der EAR-Datei, der
Speicherort und auch der verwendete
Klassenpfad (Class Path). Nach diesem
Schritt kann der Wizard zur Erstellung
von EJBs gestartet werden, der sich im
Aufbau sehr stark an seinem Vorgänger
java-werkzeug
VisualAge for Java 4.0
Abb. 5: Neu gestalteter Test-Client für Enterprise JavaBeans
aus VisualAge for Java orientiert (siehe
Abb. 3).
Auch im Weiteren ist die Vorgehensweise denkbar vertraut. Dank der Unterstützung durch das Werkzeug kann sich
der Programmierer, wie bei VisualAge
for Java, voll und ganz auf die Implementierung seiner Business-Logik konzentrieren. Alle gewohnten Hilfsfunktionen
wie etwa die automatische Code-Ergänzung stehen im Editor-Fenster zur Verfügung. Neben der kompletten Anzeige der
Quelltexte kann auch ein Modus gewählt
werden, in dem nur das ausgewählte Element angezeigt wird.
Nach der Übernahme der einzelnen
Methoden aus der Bean-Klasse in das Remote Interface (siehe Abb. 4) werden
noch die notwendigen Klassen für den Betrieb in der WebSphere Testumgebung
(WebSphere Application Server 4.01) generiert („Deploy code and RMIC Stub
and Tie code for this bean“). Damit ist die
Entwicklungsarbeit abgeschlossen. In einem separat zu erzeugenden Server-Projekt können nun Server-Instanzen und zugeordnete Kon- figurationen angelegt
werden, wobei zwischen einigen Tomcat
Servlet Engines und WebSphere-Ausprägungen gewählt werden kann. Nach dem
Start einer EJB in der Testumgebung zeigt
sich ein neu gestalteter Test-Client, in dem
die einzelnen Schritte, angefangen bei
JNDI-Lookup über die Objekt-Instanziierung bis hin zu entfernten Methodenaufrufen, ausgetestet werden können (siehe
Abb. 5)
Fazit
Version 4 wird die letzte Version des erfolgreichen Entwicklungswerkzeuges Visual
Age for Java sein. So verwundert es nicht,
dass es im Vergleich zur Vorgängerversion
nur wenig Neuerungen erfahren hat. Mit
dem WebSphere Studio Application Developer stellt die IBM allerdings schon
jetzt ein sehr vielversprechendes Nachfolgeprodukt vor, welches neben der erweiterten Funktionalität vor allen Dingen
wegen des neuartigen Konzepts für Anwender und Hersteller gleichermaßen
interessant ist. Man darf also gespannt
sein, ob sich die Idee eines gemeinsamen
Frameworks für sämtliche Java-Entwicklungswerkzeuge in Zukunft durchsetzen
und den Markt für Entwicklungsumgebungen revolutionieren wird.
Stefan Schäffer und Walter Schilder
sind Leiter des Unternehmensbereiches
Application Development der ARS Computer und Consulting GmbH in München
(www.ars.de).
Links & Literatur
•
Informationen zu VisualAge for Java
•
www-4.ibm.com/software/ad/vajava/
•
www7.software.ibm.com/vad.nsf/Data/Document2020
•
www-4.ibm.com/software/ad/vajava/about/v40/
vaj40faq.html#15
Informationen zu den auf der WebSphere Studio Workbench basierenden
Produkten
•
www-4.ibm.com/software/ad/workbench/about/
•
www-4.ibm.com/software/ad/workbench/about/
Informationen zum Open-Source-Projekt Eclipse
•
www.eclipse.org
ARS
ARS
Computer und Consulting GmbH
Ridlerstraße 55
80339 München
Telefon 089 / 32468-00
Telefax 089 / 32468-288
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