„In der freien Begegnung, wenn das Tier dem Menschen ebenbürtig gegenüber steht, kann der Mensch sich selbst begegnen. Hier blickt er, durch das Tier als Medium, direkt in seine eigene Seele und lernt sie zu verstehen. Hier liegt die Grundvoraussetzung, um für Veränderungen Mut zu schöpfen und das Wachsen der eigenen Persönlichkeit zu ermöglichen.“ Kerstin Stucke 1 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort..............................................................................................................................4 2. Kurzzusammenfassung....................................................................................................5 3. Einleitung..........................................................................................................................6 4. Der klientenzentrierte Ansatz in der Psychotherapie........................................................6 4.1 Die Einstellung des Therapeuten....................................................................................7 4.2 Der therapeutische Prozess............................................................................................8 5. Die freie Begegnung zwischen Tier und Mensch..............................................................8 5.1 Begriffsdefinition..............................................................................................................8 5.2 Wirkungsweise................................................................................................................9 5.3 Stärken der Tiere in der freien Begegnung.....................................................................9 6. Schnittstelle zwischen freier Begegnung und klientenzentrierter Psychotherapie..........10 7. Die freie Begegnung mit dem Huskyrudel als tierfreundlicher Einsatz in der tiergestützten Arbeit............................................................................................................10 7.1 Anforderungen an die Tiere...........................................................................................10 7.2 Anforderungen des Siberian Husky...............................................................................11 7.3 Kommunikation der Tiere im Vergleich zum Menschen................................................12 7.4 Die freie Begegnung mit dem Snowdragons Husky Rudel...........................................12 8. Empirischer Teil...............................................................................................................13 8.1 Methodik.......................................................................................................................13 8.1.1 Qualitative Sozialforschung.......................................................................................13 8.1.2 Qualitative Inhaltsanalyse..........................................................................................13 8.1.3 Strukturierende Inhaltsanalyse..................................................................................14 2 8.2 Praktische Umsetzung..................................................................................................14 8.2.1 Fragestellung.............................................................................................................14 8.2.2 Kategorien..................................................................................................................14 8.2.3 Fragebogen................................................................................................................14 8.2.4 Ergebnisse und Beschreibung...................................................................................15 8.3 Auswertung der Fragebögen.........................................................................................16 8.3.1 Interview 1 – Britta...................................................................................................16 8.3.2 Interview 2 – Christina.............................................................................................17 8.3.3 Interview 3 – Dina....................................................................................................18 8.3.4 Interview 4 – Estelle.................................................................................................18 8.3.5 Interview 5 – Francesca...........................................................................................19 8.3.6 Interview 6 – Hannah...............................................................................................19 8.3.7 Interview 7 – Ines.....................................................................................................20 8.3.8 Interview 8 – Jessica................................................................................................20 8.3.9 Interview 9 – Lindsey................................................................................................20 8.3.10 Interview 10 – Mike..................................................................................................21 8.3.11 Interview 11 – Sarah................................................................................................21 8.3.12 Interview 12 – Sophie..............................................................................................22 9. Schlussfolgerungen........................................................................................................22 10. Dank..............................................................................................................................24 11. Literaturverzeichnis.......................................................................................................25 3 1. Vorwort Seit mehr als sechs Jahren arbeite ich mit meinen Siberian Huskies mit Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Settings mit unterschiedlichen Aufgaben. Drei Jahre kooperiere ich mit jungen Erwachsenen aus der ganzen Welt, die mir bei der Arbeit mit den Huskies als Praktikanten1 helfen. Im Laufe dieser langen Zeit ist mir aufgefallen, dass außerhalb der geführten Arbeit mit den Hunden, die freie Begegnung mit den Huskies in ihrem Lebensraum für meine Besucher einen hohen Stellenwert hat. Ich möchte mit meiner Hausarbeit untersuchen, welche Effekte dieses Setting auf die teilnehmenden Personen hat. Was macht den Reiz aus sich im Rudel zu bewegen, und kann die Abwesenheit eines geplanten Programms auch eingesetzt werden, um gezielt zu arbeiten. Ich werde einen Vergleich mit der klientenzentrierten Psychotherapie anstellen - in der Absichtslosigkeit und Akzeptanz Erfolgscredos sind - und aufzeigen welche Chancen sich dadurch in der tiergestützten Arbeit bieten. Interviews mit Personen, die über den Charakter eines Erlebnisses hinaus mit den Huskies in diesem Setting Zeit verbracht haben, werden ihre subjektiven Empfindungen darlegen und somit einen Ausschnitt aus der Praxis zeigen. Die Arbeit war eine große Herausforderung für mich, da es in diesem Bereich sehr wenig Literatur gibt, und ich aus verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen Erkenntnisse gesammelt habe, um ein nachvollziehbares Ergebnis zu liefern. Ich hoffe mit dieser Arbeit die freie Begegnung für Tier und Mensch in einem neuen Kontext zu beleuchten. Der beobachtbare Erfolg, der sich in meiner langjährigen Arbeit gezeigt hat, motivierte mich, diese gedankliche Schlittenfahrt zu wagen, und ich möchte Sie herzlich einladen auf dem Passagiersitz Platz zu nehmen. 1 Wegen der leichteren Lesbarkeit wird im gesamten Text die männliche Schreibweise verwendet. Es sind aber immer beide Geschlechter gemeint. 4 2. Kurzzusammenfassung Bei dieser Hausarbeit war meine Intention weniger die Wertigkeit der freien Begegnung in der tiergestützten Arbeit zu untersuchen, sondern eine philosophische Grundlage für deren Akzeptanz als gezieltes Instrument in der tiergestützten Therapie, Pädagogik bzw. Arbeit zu schaffen und einen Diskurs dazu anzuregen. Zu diesem Zweck habe ich mich der klientenzentrierten Psychotherapie zugewandt, und diese in meiner Arbeit beschrieben. Ebenso war es mir wichtig, unter ethischen Gesichtspunkten, die Vor- und Nachteile der freien Begegnung für das Tier und den Therapeuten, Pädagogen oder Begleiter zu erarbeiten. Zusammengefasst hat meine Arbeit ergeben, dass durch die freie Begegnung mit dem Tier therapeutische Effekte erzielt werden können. Ob ein therapeutischer Prozess im Sinne der klientenzentrierten Psychotherapie zuverlässig durch die freie Begegnung angestoßen werden kann, muss noch ausführlicher empirisch untersucht werden. Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen freier Begegnung und klientenzentrierter Psychotherapie ist die unterschiedliche Kommunikation zwischen Tier und Mensch. Der große Vorteil in der freien Begegnung liegt darin, dass man den natürlichen Bedürfnissen der Tiere gerecht werden kann und ein stressarmes Arbeiten ermöglicht. 5 3. Einleitung Durch meine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater, bei der, der klientenzentrierte Ansatz im Vordergrund stand, hat sich für mich die Idee aufgedrängt diesen Ansatz vom menschlichen Therapeuten auf den tierischen Therapeuten umzulegen. In dieser Arbeit möchte ich Überschneidungen zwischen der freien Begegnung und dem klientenzentrierten Ansatz aufzeigen. Ebenso möchte ich ein neues Bewusstsein schaffen, für die Rolle, die sich für Fachkräfte der tiergestützten Arbeit daraus ergibt. Aus dem aktiven Gestalter der Situation wird ein Beobachter und Begleiter. 4. Der klientenzentrierte Ansatz in der Psychotherapie Die klientenzentrierte Orientierung ist eine Form der zwischenmenschlichen Beziehung, deren Ziel es ist Wachstum und Veränderung zu fördern. Dieses Potential ist in jedem Menschen vorhanden und kann durch eine Beziehung zu einer Einzelperson (etwa einem Therapeuten) freigesetzt werden. Herausragend bei diesem Ansatz ist, dass der Fokus auf dem Prozess der Beziehung liegt und nicht auf den Symptomen oder der Behandlung. Laut Rogers hat sich gezeigt, dass dieser Ansatz auf alle Bereiche zwischenmenschlicher Beziehung anwendbar ist, in denen das gesunde psychologische Wachstum des Menschen angestrebt wird. Historisch gesehen wurde die klientenzentrierte Psychotherapie nie stark vom medizinischen Denkmodell beeinflusst. Es gibt folgende Merkmale, die diese Betrachtungsweise deutlich von anderen Formen der Psychotherapie unterscheiden. Für den Erfolg der Therapie ist eine bestimmte Einstellung des Therapeuten notwendig. Eine Funktion des Therapeuten besteht darin für Klienten präsent und zugänglich zu sein, und auf sein vorwärtsschreitendes Erleben in der Beziehung zum Klienten zu vertrauen. Ebenso ist es notwendig ständig in der Welt des Klienten zu sein, um den therapeutischen Prozess in Gang zu bringen. Dieser wird durch die Veränderung im Erleben des Klienten gekennzeichnet, gekoppelt mit seiner Fähigkeit voll im Augenblick zu leben. Die Basis ist die Überzeugung, dass der menschliche Organismus die Fähigkeit hat sich selbst zu verwirklichen und somit zu „heilen“. Das Konzept soll auf jede Art von Klient anwendbar sein. Die Psychotherapie selbst wird dabei als Sonderfall der konstruktiven menschlichen Beziehung gesehen. Daher sollen sich die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf alle Beziehungen anwenden lassen. Therapeuten selbst, sollen entschlossen sein Thesen 6 durch Erfahrungen zu formulieren, statt die Erfahrungen gemäß einer vorgefassten Theorie zu deuten. [vgl. Rogers, Carl. R. Therapeut und Klient. Fischer 1977 S.17ff] 4.1 Die Einstellung des Therapeuten Rogers beschreibt drei Einstellungen, die für den Erfolg einer Therapie ausschlaggebend sind. Die Echtheit oder Kongruenz des Therapeuten, das vollständige und bedingungsfreie Akzeptieren des Klienten und ein sensibles und präzises einfühlendes Verstehen seitens des Therapeuten. Die wichtigste und grundlegende Eigenschaft ist die Echtheit des Therapeuten. Der Therapeut ist in seiner Beziehung zum Klienten er selbst, ohne sich hinter Masken oder Fassaden zu verbergen. Positive, wie negative Empfindungen sind vom Therapeuten mitzuteilen, um transparent zu bleiben. Es entwickelt sich eine echte personale Beziehung zwischen zwei unvollkommenen Menschen. Die bedingungsfreie Akzeptanz und Wertschätzung bedeutet, dass der Therapeut seinem Klienten echte Zuwendung entgegenbringt, die frei ist von Beurteilungen und Bewertungen. Diese Begegnung, ohne Urteile, fällt vielen Therapeuten schwer. Ein Leitsatz ist es, den Klienten als eine oftmals defensive, verletzliche und innerlich zerrissene Person zu akzeptieren, die ein gewaltiges Wachstumspotential in sich trägt. Das sensible und präzise einfühlende Verstehen des Klienten bedeutet, die Gefühle des Klienten zu erfassen und für seine innere Welt offen zu sein. Der Therapeut hilft mit Beobachtungen und Bemerkungen dem Klienten sich über das Bewusste heraus, an die Grenze des Unterbewussten zu wagen, und sich ein Stück weit besser kennenzulernen. [vgl. Rogers Carl R. Therapeut und Klient. Fischer 1977 S23 ff] 7 4.2 Der therapeutische Prozess Als Folge des Vorhandenseins der drei Einstellungen des Therapeuten wird ein therapeutischer Prozess in Gang gesetzt, der in diesem Kapitel erklärt wird. Im Zuge dieses Prozesses findet der Klient immer mehr zu seiner Authenzität und äußert seine Gefühle und Wahrnehmungen. Er nimmt ausgegliederte Aspekte seiner Persönlichkeit wahr und beginnt sie zu leben. Sein Selbstbild und seine Lebenswelt beginnen sich zu wandeln. Es gibt in diesem Prozess unter anderem folgende Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen: - Der Klient hat weniger Abwehr nötig und wird offener - Spannungen und Ängste verringern sich - Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit werden mehr - Beziehungen werden effektiver und besser [vgl. Carl R. Rogers 1977. Therapeut und Klient. Fischer S.23 ff] 5. Die freie Begegnung zwischen Mensch und Tier Nachdem die klientenzentrierte Psychotherapie in ihren Grundzügen erklärt wurde, wird in den folgenden Unterkapiteln die freie Begegnung inhaltlich erläutert, um eine theoretische Basis für den Vergleich mit der klientenzentrierten Psychotherapie zu schaffen. 5.1 Begriffsdefinition Eine Definition der freien Begegnung ist, dass diese Interaktion nicht von außen gelenkt oder inszeniert wird, sondern dass der Mensch und das Tier den Raum haben, sich in ihrer individuellen Art der Kontaktaufnahme selbst zu finden. Therapeut, Pädagoge oder Begleiter bleibt wertfrei und beschreibt neutral was gerade passiert. Damit hat der Klient die Möglichkeit zu reflektieren und das Verhalten zu modifizieren. Wichtig ist es, den Klienten positiv zu bestärken, um den heilsamen Prozess in seinem Inneren zu ermöglichen. Die Wirkung ist groß, wenn der Klient in der Begegnung etwas selbst begreift. Wenn der Begleiter nicht wertend eingreift, können die Tiere die tiefen Schichten 8 im Menschen erreichen. [vgl. Sonja Doepke. Kommunikation und Interaktion von Mensch und Tier. GRIN 2007 S.28f] Eine freie Begegnung in reiner Form kann nur zufällig und in der Natur erlebt werden. Es ist aber möglich im therapeutischen und pädagogischen Bereich ähnlich freie Begegnungen zu ermöglichen. Der Impuls für den heilenden Prozess ist umso stärker, je unerwarteter und authentischer der Kontakt geschieht. [vgl. Sonja Doepke. Kommunikation und Interaktion von Mensch und Tier. GRIN 2007 S.11] 5.2 Wirkungsweise Folgendes Zitat zeigt, dass der Prozess der freien Begegnung als Tool der Therapie angesehen wird, und als solcher Impulse setzt. „Das duale Zusammenwirken von Therapeut und Klient ist mit Hilfe eines therapeutischen Mittels – hier der freien Begegnung zwischen Mensch und Tier – auf ein Drittes ausgerichtet, auf das Ziel der Therapie. Nicht allein das Tier, vielmehr die freie Begegnung mit dem Tier, kann beim Menschen Impulse für einen heilenden Prozess setzen.“ [Olbrich, Erhard und Otterstedt, Carola. Menschen brauchen Tiere. KOSMOS 2003 Stuttgart. S.61ff.] 5.3 Stärken der Tiere in der freien Begegnung Tiere reagieren sehr ehrlich und direkt auf Klienten. Sie tun es über den Kanal der analogen Kommunikation. Sie bewerten das Verhalten nicht als positiv oder negativ bzw. sozial erwünscht oder nicht erwünscht. Sie sprechen tiefere kognitive Prozesse an und helfen Menschen Verhaltensweisen zu verlernen, die kurzfristig von Vorteil sind, aber langfristig persönliche und soziale Probleme mit sich bringen können. Sie helfen die Konsequenzen einer einengenden Sozialisation auszugleichen. Durch ihre Echtheit erlauben sie authentisch zu sein und sich nicht an kulturellen Normen orientieren zu müssen. Tiere akzeptieren viele Verhaltensweisen, bringen ihrem Gegenüber Wertschätzung entgegen und zeigen oft einen erstaunlich hohen Anteil an Empathie. Als Modelle von Authenzität helfen sie Menschen unentwickelte Anteile zu spüren und erlauben es ihnen diese zu integrieren. 9 [vgl. Schwarzkopf, Andreas. Olbrich, Erhard. Menschen brauchen Tiere. KOSMOS 2003 Stuttgart. S.264ff.] 6. Schnittstelle zwischen freier Begegnung und klientenzentrierter Psychotherapie Folgendes Zitat ist eine Schlüsselaussage, die belegt, dass andere wisschaftliche Arbeiten bereits zu der Erkenntnis gekommen sind, dass es Parallelen zwischen freier Begegnung und klientenzentrierter Psychotherapie gibt. „ Mit Bezug auf Rogers wagen wir zu sagen, dass Tiere Menschen helfen, authentisch zu werden, also eine Stimmigkeit zwischen dem Konzept herzustellen, das Menschen kognitiv von sich und ihrem Verhalten haben, und dem, was sie innerlich und eigentlich sind. Ein authentisch werdender Mensch horcht immer in die tiefen Winkel seines physischen und emotionalen Wesens hinein; er entdeckt, dass er immer stärker bereit ist, mit größerer Genauigkeit und Tiefe jenes Selbst zu sein, das er am wahrhaftigsten ist.“ [Schwarzkopf, Andreas. Olbrich, Erhard. Menschen brauchen Tiere. KOSMOS.2003 Stuttgart. S.264, zit. nach Rogers 1973 S.177] 7. Die freie Begegnung mit dem Huskyrudel als tierfreundlicher Einsatz in der tiergestützten Arbeit Um den empirischen Teil der Arbeit besser nachvollziehen zu können, und die Vorteile für die Huskies in der freien Begegnung zu verstehen, werden in den folgenden Unterkapiteln die Anforderungen an die Tiere und die Bedürfnisse der Tiere erläutert. Des Weiteren gibt es einen Einblick in die Kommunikation der Tiere, um die Beschreibungen der Befragten zu ihrem Erlebten verständlicher zu machen. 7.1 Anforderungen an die Tiere „Nothing else animals do compares to the kind of intrinsically stressful social interaction that takes place when they work in AAT or AAA situations. No other animal-related event, no sport, and no competition requires animals to enter the intimate zone of unfamiliar humans and remain there for several minutes or longer while an unfamiliar person engages in petting, hugging or directing (training, riding) the animal.“ (Aubrey H. Fine. Handbook on Animal-Assisted Therapy. AP. London 2006, S126) 10 Neben den positiven Auswirkungen der Mensch-Tier Beziehung ist das Wohl des Tieres immer besonders im Auge zu behalten. Ein erhebliches Risiko besteht darin, die eingesetzten Tiere zu überfordern und ihre natürlichen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Die jeweiligen Tierschutzgesetze geben absolute Mindeststandards vor. In einer verantwortungsvollen Arbeitsweise sollte die Würde des Tieres nicht nur anerkannt werden, sondern einen gleich hohen Stellenwert haben, wie die positiven Aspekte des therapeutischen Einsatzes. [vgl. Sonja Doepke. Kommunikation und Interaktion von Mensch und Tier. GRIN 2007 S. 23f] 7.2 Anforderungen des Siberian Husky Um die natürlichen Bedürfnisse des Siberian Husky zu erkennen und ihn im Sinne der Verantwortung des Menschen für ihn und sein Wohlbefinden als Mitgeschöpf zu schützen, hilft ein Blick auf den Rassestandard. [vgl. Sonja Doepke. Kommunikation und Interaktion von Mensch und Tier. GRIN 2007 S. 23] Der Siberian Husky ist ein Schlittenhund, der laut seinem Rassestandard schnell, leichtfüßig und arbeitseifrig ist. Er ist fähig leichte Lasten mit einem mäßigen Tempo über große Distanzen zu ziehen. Sein Temperament ist freundlich und sanftmütig, sowie aufmerksam und kontaktfreudig. Er ist intelligent, lenkbar und sein Eifer macht ihn zu einem angenehmen und arbeitsfreudigen Begleiter. [vgl J.Turnbull, Harry G.A.Hinckeldeyn. 1995 www.fci.be/uploaded_files/270d2000_de.doc 31.07.2014] Abgesehen vom Fokus auf den Rassestandard und den sich daraus abzuleitenden natürlichen Bedürfnissen des Husky ist es wichtig, auch den Hund als Soziallebewesen zu betrachten. Da Hunde mit der gleichen sozialen Kompetenz wie Wölfe ausgestattet sind (historische Entwicklung des Wolfes zum domestizierten Hund), eignen sie sich gut mit den Menschen ein geselliges Leben zu führen. Wie auch beim Menschen gilt, dass ein alleine gelassenes Soziallebewesen wie der Hund, ein Außenseiter ist. Daher ist es für den Hund am wichtigsten ein Teil einer Lebensgemeinschaft bzw. eines Rudels zu sein. Menschen sind dabei das nächstbeste Soziallebewesen, sie werden aber von den Hunden nicht als Artgenossen gesehen. [vgl. Günther Bloch. Der Wolf im Hundepelz. KOSMOS 11 2004 S. 60] 7.3 Kommunikation der Tiere im Vergleich zum Menschen Menschen verwenden in hohem Ausmaß die digitale Kommunikation - die Sprache der Worte. Im Vergleich dazu kommunizieren Tiere analog. Diese Art der Kommunikation nutzt Gestik, Gesichtsausdruck, Stimmmodulation, Augen und Berührungen. Menschen kommunizieren analog im Babyalter bzw. als Liebende oder im Kampf. Während digital Informationen ausgetauscht werden, was in der heutigen Welt der Sachverhalte und Fakten von vielen als wichtiger angesehen wird, hat die analoge Kommunikation in der Welt der Bezogenheit und Empathie ihren bedeutenden Platz im menschlichen Leben. Wenn Beziehung zwischen Menschen authentisch sein soll, dann umfasst sie beide Arten der Kommunikation. Tiere antworten vorwiegend auf die analogen Teile unserer Kommunikation und öffnen damit einen Raum für eine echte Bezogenheit. [vgl. Olbrich Erhard. Menschen brauchen Tiere. KOSMOS 2003 S. 84Ff] 7.4 Die freie Begegnung mit dem Snowdragons Husky Rudel Als Einleitung für den empirischen Teil folgt in diesem Kapitel die Beschreibung der Begegnungssituation mit den Huskies. Das Areal, das den Tieren zur Verfügung steht, umfasst ca. 4000 m² Fläche. In einem Teil steht eine Anlage mit fünf Kleinbereichen zu je 40m² Fläche. Diese ist überdacht und mit Hundehütten ausgestattet. Hier halten sich die Tiere von der Fütterung um 20:00 Uhr bis zum frühen Morgen 7:00 Uhr auf. Hier sind sie in Kleingruppen getrennt, um die Fütterung und die Nachtruhe frei von Rangordnungskonflikten zu gestalten. Die restliche Zeit des Tages steht den Tieren der Auslauf zur freien Verfügung. Gearbeitet wird mit 2 Rudelgruppen, um einerseits die Übersicht zu wahren und andererseits Besucher nicht mit der Rudelgröße von 16 Huskies 12 abzuschrecken. Der große Auslauf besteht aus einem Schwimmteich, einer Höhle, einem Waldstück und einer großen Freifläche. Es gibt viele Rückzugsbereiche, in denen sich die Tiere einem Kontakt mit den Menschen entziehen können. Regelmäßiges Training gibt es für die Huskies im Schlittenhundesport und bei Wanderungen. Dabei wird ihnen ein Arbeitsgeschirr angelegt und sie verrichten Zugarbeit. Im Sport trainieren die Tiere in einem Hochleistungsbereich. Im Jahr 2013 wurde das Huskyteam Europameister. Kommandotraining oder Clickertraining finden nie im Hundeauslauf statt. Dieser Raum ist frei von Erwartungen an die Tiere. Es gibt hier keine aufgestellten Verhaltensregeln. 8. Empirischer Teil 8.1 Methodik Für die Erstellung und Auswertung der Fragebögen wurde die in den folgenden Kapiteln erklärte Methode angewandt. Die strukturierende Inhaltsanalyse ist eine Art der qualitativen Inhaltsanalyse, welche der qualitativen Sozialforschung zuzuordnen ist. 8.1.1 Qualitative Sozialforschung Die qualitative Sozialforschung eignet sich für die Untersuchung sozialer Zusammenhänge, da sie die Sensibiltät ermöglicht, die nötig ist, um der Veränderung unserer Gesellschaft in Richtung Pluralisierung der Lebenswelten, Individualisierung und Vielfalt gerecht zu werden. [vgl. Uwe Flick. Qualitative Sozialforschung. Rowohlts 2002 S. 12] 8.1.2 Qualitative Inhaltsanalyse Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methode zur Analyse von Textmaterial verschiedenster Herkunft. Es werden Kategorien entwickelt und zur Erfassung des Datenmaterials eingesetzt. Ziel ist eine Reduktion der Daten. Der Ablauf besteht aus mehreren Schritten. Zuerst erfolgt die Auswahl, der für die Fragestellung interessanten Teile, dann wird die Erhebungssituation analysiert und abschließend das Material formal charakterisiert. [vgl. Uwe Flick. Qualitative Sozialforschung. Rowohlts 2002 S.279] 13 8.1.3 Strukturierende Inhaltsanalyse „Die strukturierende Inhaltsanalyse sucht Typen oder formale Strukturen im Material. Dabei werden formale, inhaltliche, typisierende oder skalierende Strukturierungen vorgenommen.“ [Uwe Flick. Qualitative Sozialforschung. Rowohlts 2002 S.281 nach Mayring 1983, S.53 – 54] 8.2 Praktische Umsetzung In den folgenden Kapiteln wird die dargestellte Methodik im praktischen Teil umgesetzt und mit den theoretischen Ansätzen aus den vorhergehenden Kapiteln interpretiert. 8.2.1 Fragestellung Der empirische Teil soll zeigen, ob es Parallelen zwischen der freien Begegnung und der klientenzentrierten Psychotherapie gibt. Zu diesem Zweck werden die drei Einstellungen des Therapeuten (Kapitel 2.1.1.1) mit den subjektiv erlebten Empfindungen der Befragten in der freien Begegnung verglichen. Es wurden ausschließlich Personen befragt, welche die freie Begegnung als unmoderierten Prozess in einem nicht therapeutischen Kontext erlebt haben. Damit wird ausgeschlossen, dass eine ausgebildete Person, die diesen Prozess begleitet, Einflussnahme auf die Empfindungen der Befragten nimmt. Die Antworten kommen also unverfälscht aus dem eigenen Erleben des Kontaktes mit dem Tier. Desweiteren wurde eine aus der freien Begegnung folgende Verhaltensmodifikation dokumentiert, wenn diese von den Befragten selbst erwähnt wurde. 8.2.2 Kategorien Die erlebte Authenzität wird mit A1 (hoher Anteil), A2 (mittlerer Anteil), A3 (niedriger Anteil) und A4 (keine ersichtliche Angabe) kategorisiert. Das bedingungsfreie Akzeptieren bzw. die Wertschätzung werden mit B1 – B4 beschrieben. Das sensible und präzise einfühlende Verstehen des Klienten wird mit C1 – C4 erfasst. Die Abstufungen von B und C erfolgen nach der Beschreibung von A. Ebenso wurde eine beschriebene Verhaltens- oder Persönlichkeitsänderung erfasst. 8.2.3 Fragebogen 14 Die Daten wurden mittels eines Fragebogens erhoben, der an 16 Personen, die in den letzten zwei Jahren mindestens zwei Wochen intensiv mit den Huskies in der freien Begegnung Zeit verbracht haben, versendet wurde. Es handelt sich dabei um eine heterogene Gruppe hinsichtlich der Muttersprache. Deshalb wurde der Fragebogen in englischer Sprache erstellt. Die elektronisch versendeten Fragen wurden von 12 Personen retourniert. Es gab einige Warm Up Fragen. Für die Erhebung der Daten waren folgende Fragen relevant: 1. How was your feeling when you first joined the pack in their yard? 2. Did you observe the structure of the pack and their behaviour during your stay? 3. How would you describe the time you spend with the dogs in the yard? 4. What did you learn from the experience? 5. What benefits can somebody get from the contact with the huskies in their territory? 6. Can you name any advantages of meeting dogs in their yard compared to get visited by a dog on the leash? 8.2.4 Ergebnisse und Beschreibung Erlebte Authenzität 4 3 2 1 Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung Sensibles Einfühlen und Verstehen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Auffallend am Ergebnis ist, dass die Befragten entweder im hohen Maß in ihren Aussagen die abgefragten Kategorien bestätigten, oder das diese nicht aus ihren Aussagen 15 abzulesen waren. Eine 100%ige Zustimmung brachte die erlebte Authenzität der Huskies in der freien Begegnung. Bedingungsfrei akzeptiert und wert geschätzt fühlten sich drei Viertel der Befragten. Bei den Antworten von einem Viertel der Befragten spiegelte sich ein hohes Ausmaß an sensiblem Einfühlen und Verstehen durch die Huskies wieder. Nicht erwähnt Erwähnt Verhaltens- und Persönlichkeitsänderung 0% 20% 40% 60% 80% 100% In fünf von zwölf Fällen wurde eine Verhaltens- und Persönlichkeitsänderung, wie sie in der klientenzentrierten Psychotherapie im therapeutischen Prozess passieren kann, von den Befragten beschrieben. 8.3 Auswertung der Fragebögen Die Auswertung erfolgte durch die Interpretation der Antworten der Befragten. Wurde eine Kategorie ausgewählt, ist sie mit einem wörtlichen Zitat versehen, das stellvertretend für eine oder mehrere Aussagen steht, die zu dieser Kategorisierung geführt haben. 8.3.1 Interview 1 - Britta Erlebte Authenzität A1 “I think it is this that mostly explains why I felt out of place at first – but also why I grew into working with the dogs after a while. Observing the dogs with each other and with the team, interacting with them directly on a daily basis and for extended periods gave me the chance to grow into a different behavior, act more authentically and convincingly, which made working with them easier.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “Having that background, I would see this as comparable to intercultural learning: if you go to a foreign country and totally immerse in that culture, you have a far greater learning 16 experience, also with respect to yourself, than someone who meets foreign people on his own hometurf.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 Persönlichkeits- oder Verhaltensänderungen “Even over a year later, and even though it was just such a brief time spent with the team, I think that this time has had an effect on me in my interactions with people (my exposure to dogs is limited, but it sure had an effect on that). I have learned, that people need me to act in order to understand me and my actions. In new situations and settings especially, an observant position might be a natural way for me, but it can also cause misunderstanding and insecurity on part of the other people. When joining new groups, I now remind myself of the dogs and try to act as if I were with them.” 8.3.2 Interview 2 – Christina Erlebte Authenzität A1 “Having the huskies in their zone makes for a comfortable interaction, it takes the stress and distraction away from unfamiliarity. When dogs are leashed, their freedom is constricted; in the yard they are capable of doing what they like, as well as interacting. Not much is forced upon the dogs or the humans when everyone is together in the yard.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “I was ridiculously joyful! I wasn't sure exactly what to expect, but once I was greeted by 6 or 7 excited dogs, I was relieved. I felt welcomed, no fear.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 Persönlichkeits- oder Verhaltensänderungen „The most important benefit for me is the natural experience you get from being in their territory. You are able to experience a segment of how the dogs live and what the dogs call home. Having new perspective is a huge benefit, allowing one to see the world from 17 another's eyes and even go slightly out of one's comfort zone.” 8.3.3 Interview 3 – Dina Erlebte Authenzität A1 “Everybody has also mood – some dogs could be shy or lazy one day, but another full of energy and joyful.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “It’s a therapy to be with these dogs. They accept you as you are not as you could be until you treat them nice.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C1 “I loved to spend time with them, then I could feel like a kid, get and give some energy, cuddles, they give so much love and joy I couldn’t even imagine before. In the beginning didn’t know what to expect, but when the first step was in – I felt like the most loved person in the world (Smilie Icon im Text) their love is speechless and they treat you as you are from inside, not outside.” 8.3.4 Interview 4 – Estelle Erlebte Authenzität A1 “Freedom, true relationship thanks to the confidence link, the link is choosen, not forced.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “It’s just fun, love, freedom. Really good time, interactions between these wonderfull dogs and me, respect (even if I’m sit down for the hug)” Sensibles und einfühlendes Verstehen C1 18 “I learned this relation beetwen dogs and humans can be perfect and really rewarding for both if we kown how to guide this correcly. Sure we can make somes mistakes because we are humans but dogs will always love us if we love them.” 8.3.5 Interview 5 – Francesca Erlebte Authenzität A1 “The dogs are free and at ease in their yard. They have room to move away from you if they want to. They have room to hide away if they don’t like you. They have the choice to do what they want on their own terms, and I think that is very important for this type of dog in this type of environment.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B4 Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 8.3.6 Interview 6 – Hannah Erlebte Authenzität A1 “The dogs are free to roam where they want, their sense of freedom was something I felt, they appeared more full of life and this had an effect on how I felt also.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “A real feeling of unadulterated happiness and love.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 Persönlichkeits- oder Verhaltensänderungen “I learned to become more engaged with my natural surroundings and to appreciate communication beyond words.” 19 8.3.7 Interview 7 – Ines Erlebte Authenzität A1 “The dogs in their yard can move as freely as they want in their own territory. So they decide whether you’re going to be accepted there. And if so, the experience is even better. You can’t force them to get in contact.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “They were always happy to see me and tried to animate me to play with them. As well, they always treated me without reproach which is really good for your soul, especially in combination with cuddling and getting into action with them.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 Persönlichkeits- oder Verhaltensänderungen “I learned a lot about myself and about group structure. How do I react to new things / people / animals? How do I communicate? On the basis of the dogs’ reactions I could reflect my own behavior.” 8.3.8 Interview 8 – Jessica Erlebte Authenzität A1 “The dogs are always kind, but they will walk away if they are mistreated.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B4 Sensibles und Einfühlsames Verstehen C1 “I learned that huskies can switch from being very hard-working, emphatic animals to calm, therapeutic creatures of comfort in the presence of a child.” 8.3.9 Interview 9 – Lindsey 20 Erlebte Authenzität A1 “All of the dogs had their own personalities.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B4 Sensibles und einfühlendes Verstehen C1 „You develop a deep friendship because of this understanding.“ 8.3.10 Interview 10 - Mike Erlebte Authenzität A1 “Some advantages of meeting dogs in a yard would be that you can interact with them more freely, you can see the dogs personality more clrearly and it would be a more calm situation for the dog as it would be up to mih or her to approach you or not.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “The pack was very friendly and very excited to see me. This in return made me feel comfortable being around the dogs and not afraid of any altercations between the dogs and me.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 8.3.11 Interview 11 - Sarah Erlebte Authenzität A1 “Meeting the dogs in their yard means that they feel more relaxed and will interact more normally than if they had been taken somewhere unfamiliar which is an advantage if you are interested in observing pack behaviour.” 21 Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “Even if the children are having a hard time at school or at home the dogs will always be there for them and be their friend and I think thats a very important way for a child to feel.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 8.3.12 Interview 12 - Sophie Erlebte Authenzität A1 “The best bit about spending a few months out there is getting to know the dogs so well, and seeing how the pack translated into the sled teams, getting to know the dogs body language and individual personality quirks.” Bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung B1 “Its an immersive experience like no other, and there's both a sense of confidence and respect that comes from being around the Huskies in an open space, being able to see them run freely and interact naturally is exciting and fun.” Sensibles und einfühlendes Verstehen C4 Persönlichkeits- oder Verhaltensänderungen “I learnt a lot about myself too, and gained a lot of confidence around the dogs, and a lot of affection both from the dogs and for them.” 9. Schlussfolgerungen Die Schlussfolgerungen aus den verfassten Kapiteln sind ein gedankliches Angebot an den Leser und stellen keinen Anspruch auf eine abgeschlossene Betrachtungsweise dar. Die freie Begegnung und die klientenzentrierte Psychotherapie haben Parallelen, wenn es um die Einstellungen des menschlichen oder tierischen Therapeuten geht. Authenzität, bedingungsfreies Akzeptieren und Wertschätzung durch die Huskies wurden im hohen Ausmaß von den Befragten erlebt. Sensibles Einfühlen und Verstehen wurde auf einer 22 Ebene der analogen Kommunikation von einem Teil der Befragten beschrieben. In der klientenzentrierten Psychotherapie wird diese Einstellung des Therapeuten als Eintauchen in die Welt des Patienten beschrieben, was der Hund in diesem Ausmaß nicht leisten kann (siehe Kapitel 4). Bei den Huskies tauchen aber zusätzlich die Befragten in die Welt der Tiere ein, und erleben das als heilsamen Prozess. Knapp weniger als die Hälfte der Befragten gaben an, dass die freie Begegnung zu Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen geführt hat. Das Arbeiten mit dem Mittel der freien Begegnung ist somit nicht nur als Warm Up geeignet, sondern auch ein gezieltes Tool in der Arbeit mit Menschen. Der Therapeut, Pädagoge oder Begleiter ist gefordert seine Rolle zu finden um das Optimum für seine Klienten und Tiere aus der Erfahrung herauszuholen. Ob sich diese Rolle verallgemeinert beschreiben lässt muss noch genauer untersucht werden. Es kristallisiert sich jedoch aus der Arbeit heraus, dass Flexibilität was die unterschiedlichen Bedürfnisse der Individuen Tier und Klient betrifft ein wichtiger Bestandteil dieser Rolle sein muss. In dieser Arbeit zeigt sich auch, dass das Tier selbst schon wichtige Eigenschaften mitbringt, um einen therapeutischen Prozess anzustoßen. Eine Ausbildung des Tieres ist somit weniger den therapeutischen Aspekten geschuldet, als dem Sicherheitsbedürfnis des Menschen, und würde im Extremfall die Authenzität des Tieres sogar mindern. Somit ergibt die freie Begegnung ein ganz neues Handlungsfeld der tiergestützten Arbeit, um nicht zu sagen eine neue Disziplin, mit völlig anderen Sichtweisen, Grundhaltungen und Denkansätzen. Für die in der Arbeit eingesetzten Tiere selbst, ist die Haltung im Rudel mit großem Auslauf und die Auslastung ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechend, voll positiver Aspekte. Die körperliche Auslastung durch den Schlittenhundesport trägt zu ihrer Ausgeglichenheit bei. Die Freiheit selbst zu entscheiden, wem sie begegnen und mit wem sie in Beziehung treten, ermöglicht ihnen ein hohes Ausmaß an Authenzität. Das Feld der freien Begegnung wird hoffentlich noch mehr untersucht und beschrieben. Hier liegt ein großes Potential, Menschen zu helfen sich weiterzuentwickeln und zu entfalten in Kombination mit einem artgerechten Einsatz der Tiere. 23 10. Dank Einerseits an die Menschen, die im empirischen Teil befragt wurden, und mit ihrer Offenheit ermöglicht haben, dieses Thema in der Praxis zu beleuchten. Andererseits an meine Partnerin und unsere Familien, die dieses Projekt, durch Taten und ermunternde Worte, in ihrem Rahmen unterstützen. Und zum größten Teil an mittlerweile 16 wunderbare Lebewesen, von denen auch ich Tag für Tag lernen darf – mit denen ich lachen, weinen, toben, kuscheln kann und die auch mir ein großes Stück Authenzität gelehrt haben. Danke Duke, Amy, Foppa, Angel, Artac, Arthur, Abraxas, Atreju, Angoa, Simba, Joy, Lilly, Punkti, Nico, Laska und Blesk! 24 11. Literaturverzeichnis Bloch, Günther. Der Wolf im Hundepelz. KOSMOS 2004 Doepke, Sonja. Kommunikation und Interaktion von Mensch und Tier. GRIN 2007 Fine, Aubrey H. Animal Assisted Therapy. ACADEMIC PRESS 2006 Flick, Uwe. Qualitative Sozialforschung. ROWOHLT 2002 Hinckeldeyn, Harry G.A. Turnbull, J. www.fci.be/uploaded_files/270d2000_de.doc 1995 Olbrich, Erhard. Otterstedt, Carola. Menschen brauchen Tiere KOSMOS 2003 Rogers, Carl R. Therapeut und Klient. FISCHER 1977 Die Fotoaufnahmen stammen aus dem privaten Fotoarchiv des Snowdragons Husky Team, und die Rechte am Bildmaterial bleiben mit Veröffentlichung der Arbeit bei Lukas Mikulics. „Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Hausarbeit eigenständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe erstellt habe und dass alle Quellen, Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu verwendet wurden und belegt sind.“ 25