Inhalt: 1. Einleitung 2. Keplersche Gesetze 3. Das Gravitationsgesetz 4. Träge Masse und schwere Masse 5. Potentielle Energie der Gravitation 6. Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 1 Literatur • M. Alonso, E. J. Finn: Physik; dritte Auflage; Oldenbourg Verlag, 2000. • Paul A. Tipler: Physik für Wissenschaftler und Ingenieure; sechste Auflage; Springer Spektrum Verlag, 2009. • Hering, Martin, Stohrer: Physik für Ingenieure; Springer Verlag, 2012. • Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik 1, Mechanik und Wärme; sechste Auflage, Springer Verlag, 2013. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 2 Einleitung Die Planetenbewegung hat Menschen schon lange beschäftigt. Die Griechen meinten die Erde sei der geometrische Mittelpunkt des Universums und dass sich die Himmelskörper um die Erde drehten. Der mittlere Abstand der Himmelskörper zur Erde wurde ermittelt in folgender Reihenfolge: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn. Hypothese: Die Planeten beschreiben konzentrische Kreise und die Erde ist im Mittelpunkt. Das stimmte aber nicht mit der Beobachtung überein. Die Planetenbewegung wurde immer komplexer. Die Griechen beschrieben die Planetenbewegung relativ zu einem mit der Erde verbundenen Bezugsystem. Erst im 16 Jahrhundert wurde diese Beschreibung revidiert. Nikolaus Kopernikus (1473-1543): Planetenbewegung einschließlich der Erde relativ zur Sonne mit der Sonne als Mittelpunkt der Bewegung. Nach Kopernikus war die Plantenanordnung folgende: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Dabei drehte sich der Mond um die Erde. Er schlug als Bezugssystem eins vor was mit der Sonne verbunden war. Die Sonne als größter Körper unseres Planetensystems fällt mit dem Schwerpunkt des Systems zusammen. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 3 Keplersche Gesetze Deswegen war die Wahl des Bezugspunktes rechtfertigbar. Dann hat man ein Inertialsystem vorliegen. Tycho de Brahes (1546-1601) hatte schon astronomische Messungen zur Analyse der Planetenbewegung durchgeführt, die Johannes Kepler (1571-1630) auch weiter nutzte. Keplersche Gesetze: I: Die Planeten beschreiben elliptische Bahnen mit der Sonne im Brennpunkt. II: Der Ortsvektor jedes Planeten relativ zur Sonne überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen der Ellipse. Dieses Gesetz ist auch als Flächengesetz bekannt. III: Die Quadrate der Umdrehungsperioden sind der dritten Potenz des mittleren Abstands der Planeten von der Sonne proportional. (T2 = kr3mit) Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 4 Das Gravitationsgesetz Wechselwirkung zwischen zwei Körper: Gravitationsgesetz. Von Newton erst zwanzig Jahre nach dem er es formuliert hatte in seine Philosophiae Naturalis Principia Mathematica veröffentlicht. F1 m F2 m' Das Flächengesetz oder II. Keplersche Gesetz besagt zunächst, dass die Kraft die mit der Gravitationswechselwirkung verknüpft ist, eine Zentralkraft ist. Die Kraft wirkt längs einer Verbindungslinie zwischen den wechselwirkenden Körpern (z.B. Erde - Sonne). Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 5 Das Gravitationsgesetz: Beweis Flächengesetz Das Teilchen bewegt sich längs C. Zur Zeit t befindet es sich in A. Zur Zeit t + dt in B. Zur Zeit dt beschreibt der Radiusvektor r = OA die Fläche OAB mit dr = AB. OAB wird durch den Vektor dA dargestellt. v : Geschwindigkeit Teilchen L r 1r r dA = r × dr 2 O Die Fläche die pro Zeiteinheit von r überstrichen wird ist dann: r r dA 1 r dr 1 r r = r× = r ×v dt 2 dt 2 B C Wenn das Flächengesetz angewandt wird, dann überstreicht r r in gleiche Zeiten gleiche Flächen: dA = const dt Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 A dr r r r × v = const 6 Das Gravitationsgesetz: Beweis Flächengesetz Der Drehimpuls L ist konstant: r r r r r L = r × p = m( r × v ) = const Das Flächengesetz besagt, dass der Drehimpuls des Teilchens konstant ist, was wiederum bedeutet, dass die Kraft eine Zentralkraft ist (siehe Kapitel 2). Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 7 Gravitationswechselwirkung: Kraft in Abhängigkeit vom Ort Experimentell bestimmt: Die Abhängigkeit von F zu r wurde durch Messungen bestimmt. Dabei waren die Versuche nicht einfach, da die Gravitationswechselwirkung eine schwache Wechselwirkung ist und die Gravitationskraft sehr klein ist, wenn die beteiligten Massen nicht groß sind oder wenn der Abstand sehr klein ist. Die Versuche ergaben, dass die Gravitationskraft proportional zu 1/r2 ist. F =γ mm' r2 γ wurde experimentell bestimmt. γ = 6,67·10-11 Nm2 kg-2 Die Gravitationswechselwirkung zwischen zwei Körpern kann durch eine zentrale Anziehungskraft beschrieben werden, die den Massen direkt proportional und dem Quadrat der Entfernung zwischen ihnen umgekehrt proportional ist. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 8 Gravitationswechselwirkung: Ableitung des Kraftgesetzes (I) F =γ mm' r 2 (I) Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 Quelle:. Alonso, Finn 9 Gravitationswechselwirkung: Ableitung des Kraftgesetzes Ableitung des Kraftgesetzes nach Newton: Nach Kepler ist die Bahn eines Planeten eine Ellipse. Ein Spezialfall einer Ellipse ist der Kreis bei dem beide Brennpunkte im Mittelpunkt zusammenfallen. Die Kraft F ist eine Zentralkraft (zweites Keplersche Gesetz). v r v2 F =m r r mit r r r v =ω×r m' r ω= 2π T F m folgt: r 4π 2 r 2 F = mω r = m 2 T Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 10 Gravitationswechselwirkung: Ableitung des Kraftgesetzes r 4π 2 r 4π 2 r 1 F =m 2 =m 3 ~ 2 T kr r Die Gravitationskraft muss um die Keplerschen Gesetze zu gehorchen, zentral und umgekehrt proportional dem Quadrat des Abstandes sein. Newton wollte die Richtigkeit der Gleichung überprüfen und dies tat er mit Hilfe der Daten der Zentripetalbeschleunigung des Mondes. Er verglich die Zentripetalbeschleunigung des Mondes mit der Gravitationsbeschleunigung g = 9,81 ms-2. v 2 4π 2 r a= = 2 r T Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 11 Gravitationswechselwirkung: Ableitung des Kraftgesetzes Mit r = 3,84·108 m (Bahnradius) und T = 2,36 ·106 s ist dann a = 2,72 ·10-3 m/s2 g = 3602 ≈ ( 60 )2 a Mit dem Radius R der Erde: R = 6,37 ·106 m 2 2 r 384 2 ≈ ( 60 ) = R 6 ,37 g r = a R 2 Innerhalb der Genauigkeit der Berechnung sind die Beschleunigungen umgekehrt proportional den Abständen der Punkte vom Erdmittelpunkt. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 12 Gravitationswechselwirkung: Beispiele Beziehung zwischen Gravitationsbeschleunigung und Masse der Erde Berechnung der Masse eines Planeten mit einem Satelliten. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 13 Träge Masse und schwere Masse Wenn wir annehmen, dass die Gravitation eine allgemeine Eigenschaft aller Arten der Materie ist, dann ist die schwere Masse proportional zur trägen Masse: M r F m schwere Masse mg K= träge Masse m M r F' m' Alle Körper nahe der Erdoberfläche fallen mit der gleichen Beschleunigung. Dies ist ein Hinweis dafür, dass schwere Masse und träge Masse gleich sind. Es gilt: mg = γ mM R2 g= γM R2 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 14 Träge Masse und schwere Masse g= γM R M 2 Die Beschleunigung g ist unabhängig von der Masse des fallenden Körpers, somit ist dann: mg g = m γ M 2 R M r r F m F' m' Wenn das Verhältnis beider Massen (träge und schwere) nicht gleich wäre, dann wäre die Beschleunigung g für jeden Körper verschieden. Eine Möglichkeit Massen zu messen ohne sie miteinander zu vergleichen, ist eine dritte Masse zu nehmen. Diese dient als Referenz. Masse m sei von der Referenzmasse M um r entfernt. Auch Masse m' sei um den gleichen Abstand von M entfernt. Dann gilt: Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 15 Träge Masse und schwere Masse F =γ Mm r2 F' = γ Mm' r2 Das Verhältnis zwischen den beiden Kräften F unf F' ist: F m = F' m' Wenn wir Kräfte vergleichen können ohne sie einzeln zu messen, dann erlaubt uns die Gleichung oben, Massen zu messen oder auch sie miteinander zu vergleichen. Prinzip der Waage funktioniert wie oben beschrieben, dabei ist M die Masse der Erde. Die Waage ist im Gleichgewicht, wenn die Massen gleich groß sind. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 16 Potentielle Energie der Gravitation Die Gravitationswechselwirkung hängt nur von der Entfernung ab und ist zentral gerichtet. Sie ist also eine konservative Kraft. Wir verbinden deshalb mit ihr eine potentielle Energie der Gravitation. v r mm' r F = −γ 2 u r m' r u r F A m Die potentielle Energie Ep der Gravitation, die mit den Massen m und m' verbunden ist lautet somit: EP ( r ) = −γ mm' r Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 17 Potentielle Energie der Gravitation Bringt man einen ruhenden Körper vom Punkt P0 zum Punkt P, dann hängt die aufgewendete oder gewonnene Arbeit nur vom Ort P ab. Dabei ist die wirkende Kraft F eine konservative, ortsabhängige Kraft. Es gilt: ∞ ∞ r r 1 1 W = ∫ F ⋅ dr = −γ m m' ∫ 2 dr = −γ m m' − r r r r r v ∞ m' r u r F A m 1 Definition W = −γ m m' ⋅ = EP ( r ) − EP ( ∞ ) r Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 18 Potentielle Energie der Gravitation Nullpunkt der potentiellen Energie: Der Nullpunkt der potentiellen Energie, ist durch die obere Gleichung (Folie vorher) nicht festgelegt, da nur die Differenz von ∆EP durch die Gleichung definiert wird. Die untere Abbildung zeigt zwei Möglichkeiten zur Wahl des Nullpunktes der potentiellen Energie a) EP(z=0) oder b) EP(r =∞)=0. a) b) Epot z h m EP2 = mgh 0 r R h 0 Ep( z = 0 ) = 0 EP1 = 0 E p ( R ) = −γ m mm' = mgR R Ep( r = ∞ ) = 0 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 19 Potentielle Energie der Gravitation Nullpunkt der potentiellen Energie: Man wählt für den Nullpunkt des Koordinatensystems im Fall von Experimenten bei denen die Schwerkraft beteiligt ist mit F={0,0,mg} EP = 0 für z = 0. Im Fall von Problemen bei denen der Körper ins Unendliche gelangt, wird EP(∞) = 0 gesetzt. Daraus folgt: b) ∞ W = ∫ Fdr Definition = E P ( P ) − EP ( ∞ ) Epot P 0 Die potentielle Energie im Punkt P ist die Arbeit, die aufzuwenden ist, wenn der Massenpunkt von P ins Unendliche gebracht wird. r R E p ( R ) = −γ m mm' = mgR R Ep( r = ∞ ) = 0 Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 20 Potentielle Energie der Gravitation E p = −γ mm' r Gesamtenergie des Systems aus zwei Teilchen, die der Gravitationswechselwirkung unterliegen ist: Ek + E p = 1 2 1 mm' mv + m' v' 2 −γ 2 2 r Für ein System mit mehreren Teilchen gilt: mi m j' 1 2 E = ∑ mi vi + ∑ − γ 2 rij i alle Paare Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 21 Potentielle Energie der Gravitation: Beweis Die Gravitationskraft ist: Fs = − dE p ds Richtungsableitung von Ep r F = − gradE p Da die Kraft zentral ist, hängt sie nur von r ab: Fr = − dE p mit dr r mm' r F = −γ 2 u r dE p dr =γ mm' r2 Integration der potentiellen Energie in großer Entfernung (r →∞): Ep r r 1 dE mm ' = γ = γ mm ' − ∫ p ∫ r2 r ∞ 0 ∞ dr potentielle Energie der Gravitation des Systems bestehend aus m und m': Ep = − γ mm' r Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 22 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Für die gesamte Energie des Systems gilt: Ek + E p = 1 2 mm' mv − γ 2 r m m' Wenn sich m im Kreis um m' dreht gilt: mv2 mm' FN = =γ 2 r r Somit ist die kinetische Energie Ek: Ek = 1 2 1 mm' mv = γ 2 2 r Die gesamte Energie des Systems: E=− γ mm' 2r Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 23 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Betrachtet werden zwei Massen m und m'. Für diese gilt: m' >> m. Also fällt m' mit dem Schwerpunkt des Systems zusammen. Die Masse m' befindet sich in Ruhe im Schwerpunkt (SP) mit v' = 0. Quelle: Alonso, Finn Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 24 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Die gesamte Energie des Systems ist negativ. E=− γ mm' 2r Alle elliptische Bahnen oder gebundene Bahnen haben eine gesamte negative Energie (E< 0), wenn die potentielle Energie für große Entfernungen zu Null definiert wird. Gebundene Natur der Energie heißt, dass die kinetische Energie an irgend einem Punkt der Bahn nicht ausreicht, um das Teilchen ins Unendliche zu befördern. Seine kinetische Energie wird in potentielle Energie umgewandelt. In großer Entfernung gilt: Ek = 1 2 mv 2 Wenn die gesamte Energie E negativ ist, kann diese Gleichung nicht erfüllt werden. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 25 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung v∞ : Geschwindigkeit des Teilchens in großer Entfernung Ist die gesamte Energie E > 0, kann das Teilchen das Unendliche erreichen und noch kinetische Energie haben. Dann gilt: E= 1 mv∞ 2 2 v∞ = 2 E / m Wenn m weit von m' ist, hat es die Energie wie oben beschrieben. Nähert sich m an m' verliert es an potentielle Energie (Energie wird negativer), seine kinetische Energie wird größer, bis sie beim Punkt der größten Annäherung den höchsten Wert erreicht hat. Der Wert hängt vom Drehimpuls des Teilchens ab. Anschließend beginnt sich das Teilchen zu entfernen und verliert kinetische Energie und erreicht in sehr großer Entfernung v∞. Die Bahn ist eine Hyperbel. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 26 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Ist die gesamte Energie E = 0, dann ruht das Teilchen im Unendlichen und v∞ = 0. Die Bahn ist zwar offen, beschreibt aber eine Parabel. Das Teilchen mit Masse m wird mit einer Anfangsgeschwindigkeit auf m' losgelassen, dabei sind seine kinetische- und potentielle Energie gleich groß (wie abgestimmt). Diese Ergebnisse sind wichtig, um beispielsweise Satelliten in eine Umlaufbahn zu bringen, ohne dass sie gleich wieder durch die Gravitation angezogen werden und abstürzen. 1 mM Ek + E p = mv0 2 − γ 2 R+h Die Bahn des Satelliten wird eine Ellipse, Hyperbel oder Parabel je nach dem ob E < 0, E > 0 oder E = 0 ist. Ist die Energie zu gering, schneidet die Ellipse die Erde und der Satellit stürzt ab. Sonst beschreibt der Satellit eine geschlossene Bahn oder er entfernt sich von der Erde je nach dem wie die Werte von v0 und h sind. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 Quelle: Alonso, Finn 27 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung vk : Geschwindigkeit die ein Körper mindestens haben muss, um die Erde zu umkreisen. γ ⋅ m' vk = R vp : Fluchtgeschwindigkeit die ein Körper haben muss, um das Gravitationsfeld der Erde zu verlassen. vp = 2 ⋅ γ ⋅ m' = 2 ⋅ vk R v : Geschwindigkeit die der Körper haben muss, Quelle: Stöcker; Taschenbuch der Physik um sich vom Sonnensystem zu entfernen. v= 2 ⋅ γ ⋅ m' r r : Abstand zwischen Erde und Sonne. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 28 Beziehung zwischen der Energie und der Bahnbewegung Die gleiche Überlegungen gelten bei der Bewegung vom Mond um die Erde. Im allgemeinen wird ein Mechanismus zur Lenkung der Bahn des Satelliten benötigt, um die Bahn nach dem Abschuss korrigieren zu können. Man beachte, dass die Hyperbel zwei Zweige besitzt (Abbildung): Bei einer Abstoßung ist E >0 und es gibt keine gebundenen Bahnen. Bahn von m unter Abstoßung Bahn von m unter Anziehung m'Mittelpunkt der Kraft E >0 1 C E = mv2 + 2 r Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 E <0 1 C E = mv2 − 2 r 29 Störungen der Planetenbewegungen Berücksichtigt man die Beeinflussung der andern Himmelskörper auf das Sonnensystem und die Planeten innerhalb des Sonnensystems, dann müssen die äußeren wirkenden Kräfte auf das nicht isolierte System mitbestimmt werden. Somit sind die Bahnen keine reine Ellipsen. Diese Störungen auf die Bewegung der Planeten des Sonnensystems kann man mit Hilfe der Himmelsmechanik sehr genau berechnen. Effekt 1: Die elliptische Bahn eines Planeten ist nicht geschlossen, die Hauptachse der Ellipse dreht sich langsam um den Brennpunkt, in dem sich die Sonne befindet. Dieser Effekt heißt Periheldrehung. Effekt 2: Periodische Schwankung der Exzentrizität der elliptischen Bahn. Beide Effekte sind sehr langsam. Bei der Periheldrehung ist ihre Periode 105 Jahre (21 Bogenminuten pro Jahrhundert in der Perihelbewegung). Diese Effekte sind aber zum Teil verantwortlich für Klimaänderungen der Erde. Dies wurde bei Untersuchungen der Erdkruste von Geophysikern nachgewiesen. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 30 Störungen der Planetenbewegungen Quelle: Alonso, Finn Effekt 1: Die elliptische Bahn eines Planeten ist nicht geschlossen, die Hauptachse der Ellipse dreht sich langsam um den Brennpunkt, in dem sich die Sonne befindet. Dieser Effekt heißt Periheldrehung. Effekt 2: Periodische Schwankung der Exzentrizität der elliptischen Bahn. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 31 Gravitationswechselwirkung: Beispiele Beispiel: Fluchtgeschwinigkeit eines Körpers: Mindestgeschwindigkeit, mit der ein Körper von der Erde abgefeuert werden muss, um die unendliche Weite zu erreichen. Beispiel: Geschwindigkeit eines Körpers, der im Abstand r vom Mittelpunkt der Erde losgelassen wird, wenn er auf die Erdoberfläche auftrifft. Prof. Dr.-Ing. Barbara Hippauf © Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes; Physik, WS 2015/2016 32