die Beute des - Spektrum der Wissenschaft

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Welt der Wissenschaft: Asteroidenforschung
Die Beute des Wanderfalken
Staub vom Asteroiden Itokawa ist nun analysiert
Die japanische Raumsonde Hayabusa, Wanderfalke, brachte im Juni 2010 die ersten
Staubproben eines Asteroiden zur Erde. Nun liegen die Analyseergebnisse vor. Sie
belegen, dass der Kleinplanet Itokawa einer der Mutterkörper der am häufigsten auf
der Erde gefundenen Meteoriten ist: den gewöhnlichen Chondriten.
Von Harald Krüger
D
er allergrößte Teil der mehre­
aber die wissenschaftliche Erkundung von
re zehntausend Meteoriten,
Itokawa in den Vordergrund. Die wich­
die in irdischen Sammlung
tigste Aufgabe war dabei die Entnahme
aufbewahrt werden, stammt
von Gesteinsmaterial von der Oberfläche
von den Planetoiden. Diese Kleinkörper
umrunden die Sonne überwiegend zwi­
und der anschließende Transport zur Erde.
Hayabusa wurde im Mai 2003 gestar­
Itokawa endete erfolgreich mit
schen Mars und Jupiter. Ihre Bahnen kön­
tet und erreichte Itokawa nach gut zwei
der weichen Landung der Rück-
nen jedoch durch die Schwerefelder der
Jahren Flug im September 2005. Zunächst
kehrkapsel im Juni 2010.
großen Planeten, durch thermische Ef­
untersuchte sie den Kleinplaneten aus der
In Kürze
ó Der von zahlreichen technischen
Pannen geplagte Flug der Raumsonde Hayabusa zum Planetoiden
ó Die von Hayabusa mitgebrachten
fekte und durch gegenseitige Kollisio­nen
Nähe, wobei sie sich in einem Bereich von
winzigen Gesteinsproben entspre-
so stark verändert werden, dass sie das in­
7 bis 20 Kilometern über seiner Oberflä­
chen der Meteoritenklasse der
nere Sonnensystem erreichen und die
che aufhielt. Unter anderem kartierte sie
gewöhnlichen Chondriten.
Erdbahn kreuzen. Diese erdnahen Asteroi­
in dieser Flugphase die Oberfläche und
ó Mit dem Gesteinsmaterial von
den lassen sich mit vergleichsweise gerin­
suchte nach einem geeigneten Platz für
Itokawa ließ sich erstmals ein
gem Energieaufwand mit Raumsonden
die Probenentnahme. Außerdem vermaß
Mutterkörper der gewöhnlichen
von der Erde aus anfliegen.
Ein solcher Himmelskörper ist der nur
die Sonde die räumliche Gestalt des Klein­
Chondriten sicher identifizieren.
44
Januar 2013
etwa 500 Meter große Asteroid (25143) Ito­
körpers.
Die zur Erde übertragenen Bilder zeigen
kawa, der als Ziel für die japanische Raum­
einen länglichen, hantelähnlichen Him­
sonde Hayabusa (japanisch: Wanderfal­
melskörper, der kaum Krater aufweist. Es
ke) ausgewählt worden war. Von allen
lassen sich zwei grundsätzlich verschie­
Objekten, die bisher von irdischen Sonden
dene Gebiete auf seiner Oberfläche unter­
untersucht wurden, ist er das kleinste. Ur­
scheiden. An den Enden der Hantel befin­
sprünglich war die Mission als reiner Test­
den sich jeweils viele Gesteinsbrocken bis
flug konzipiert, um verschiedene Tech­
hin zur Größe von Einfamilienhäusern,
nologien im Weltraum zu erproben. Im
während die Regionen in der Mitte, die
weiteren Verlauf de Mission rückte dann
etwa 20 Prozent der Gesamt­oberfläche aus­
Sterne und Weltraum
Der 500 Meter lange Asteroid Itokawa
ist eine lose Ansammlung aus einzelnen
Gesteinsbrocken und feinerem Material
und hat wie ein Schutthaufen nur einen
JAXA
geringen Zusammenhalt.
machen, von einer wahrscheinlich mehre­
Auffangrohr hatte dabei Bodenkontakt
und landete unbeschadet in der austra­
re Meter dicken Schicht aus millimeter- bis
(siehe Bild auf S. 46). Für die eigentliche
lischen Wüste. Mit Spannung erwarteten
zentimetergroßen Gesteinspartikeln be­
Probennahme war vorgesehen, dass ein
nun die Planetenforscher das Öffnen des
deckt sind (siehe Bild oben). Die mittleren
im Auffangrohr abgeschossenes Projektil
Behälters. Und – siehe da – er enthielt tat­
Regionen erscheinen dadurch sehr glatt
beim Aufprall Staubpartikel von der Ober­
sächlich winzige Mengen an Staub. Bisher
(siehe SuW 12/2006, S. 26). Die Dichte von
fläche freisetzt, die anschließend in einen
wurden mehr als 1500 Staubkörnchen aus
Itokawa beträgt 1,95 Gramm pro Kubikzen­
Probenbehälter gelangen sollten. Der Me­
dem Probenbehälter extrahiert, die größ­
timeter, was etwa derjenigen von losem
chanismus versagte jedoch beide Male und
ten von ihnen sind rund 0,2 Millimeter
Sand entspricht. Sie ist deutlich geringer
es war unklar, ob sich nun überhaupt Staub
groß. Die meis­ten Partikel sind jedoch
als bei einem kompakten Gesteinsbrocken.
im Probengefäß befand. Dies war nur
kleiner als ein zwanzigs­tel Millimeter, was
Offenbar ist Itokawa ein poröser Him­
eines von mehreren gravierenden tech­
etwa der Dicke eines menschlichen Haars
melskörper, der einem lose zusammen­
nischen Problemen, mit denen die Mis­
entspricht.
hängenden Schutthaufen vergleichbar ist.
sionskontrolleure zu kämpfen hatten. So
Interessanterweise ähnelt die Form von
ging ein mitgeführtes Landegerät bei der
Ist es wirklich Asteroidenstaub?
Itokawa dem Kern des Kometen Hartley
Annäherung verloren, und auch die Rück­
Zunächst gab es Zweifel, ob es sich wirk­
2 (siehe SuW 10/2011, S. 30). In ihrer Zu­
kehr der Sonde zur Erde dauerte wegen
lich um Partikel von der Oberfläche des
sammensetzung unterscheiden sich beide
fehlerhafter Antriebs- und Computersys­
Asteroiden handelte. Es hätten auch von
jedoch grundlegend, da der Schweif­stern
der
im Gegensatz zu Itokawa überwiegend aus
teme erheblich länger als geplant.
Ein erstes Rückkehrfens­ter im De­
Wassereis besteht und eine noch wesent­
zember 2005 verstrich wegen Kommu­
der Landung in Australien eingedrungen
lich geringere Dichte aufweist.
nikationsproblemen ungenutzt, so dass
sein können. Wie ließ sich nun heraus­
Missionskontrolleure
sich Hayabusa erst im April 2007 auf den
finden, ob die Staubkörner wirklich von
der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA
Rückweg zu unserem Heimatplaneten
Itokawa stammten?
einen geeigneten Platz für die Probenent­
machen konnte, wo sie drei Jahre später,
Um diese Frage zu klären, wurden die
nahme gefunden hatten, flog die Sonde
im Juni 2010, eintraf. Eine Atmosphären-
Häufigkeiten unterschiedlich schwerer
zweimal unmittelbar an die Oberfläche
Eintrittskapsel mit dem Probenbehälter
Sauerstoffatome
von Itokawa heran. Ein trichterförmiges
wurde von der Raumsonde abgetrennt
trometrie untersucht. Sauerstoff besteht
Nachdem
die
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Erde
mitgeschleppte
Verunreini­
gungen sein können, oder sie hätten bei
mittels
Massenspek­
Januar 2013
45
tungen wesentliche Informationen über
ihre
Oberflächenzusammensetzungen
ableiten. Schon früher wurde Itokawa von
den Astronomen als Asteroid vom Typ S
eingestuft, das heißt, er sollte an seiner
Oberfläche viele silikatreiche Minerale ent­
halten. Durch die Laboruntersuchungen
an den Proben von Itokawa ließ sich diese
Zuordnung nun für einen Asteroiden erst­
mals direkt bestätigen.
Viele der mehr als 1500 untersuchten
Körner bestehen aus Kristallen unter­
schiedlicher Minerale, die eine ähnliche
Zusammensetzung aufweisen wie die Mi­
nerale in den gewöhnlichen Chondriten,
was im Einklang mit den Ergebnissen der
Künstlerische Darstellung: Akihiro Ikeshita / MEF / JAXA-ISAS
Isotopenmessungen steht. Mittels Rönt­
genanalytik und Rasterelektronenmikro­
skopie gewonnene Daten zeigen, dass
die meisten Mineralkörner aus den auch
auf der Erde sehr häufig vorkommenden
Silikatmineralen Olivin, Pyroxen und
Feldspat bestehen. Sie bauen beispielswei­
se die irdischen Basalte auf. In geringen
Mengen finden sich zudem Eisensulfid,
Die Raumsonde Hayabusa entnahm Eisen-Chrom-Oxid, Kalziumphosphat und
im Jahr 2005 Staubproben auf dem
metallisches Eisen-Nickel. Etwa zwei Drit­
Asteroiden Itokawa.
tel der Teilchen bestehen aus nur je einem
Mineral, während der Rest aus zwei oder
mehr Mineralen aufgebaut ist. Die scharf­
wie viele andere chemische Elemente aus
sanfte Aufsetzen des trichterförmigen
kantige Form der Körner deutet darauf
einer Mischung unterschiedlich schwerer
Auffangrohrs auf der Asteroidenoberflä­
hin, dass es sich überwiegend um Bruch­
Atome, den Isotopen. Zusätzlich zu dem
che eine winzige Menge von Gesteinsma­
stücke größerer Gesteinsbrocken handelt
Isotop mit der Masse 16, das weitaus am
terial freigesetzt, die in das Probengefäß
(siehe Bild auf S. 48).
häufigsten auf der Erde vorkommt, gibt es
auch noch zwei schwerere Isotope mit den
gelangen konnte.
Was lernen wir aus der Untersuchung
Itokawa ist ein Überbleibsel
Massen 17 und 18. Während Sauerstoff-16
der Staubkörnchen? Ein Vergleich der Isoto­
Durch die Untersuchungen lässt sich nun
acht Protonen und acht Neutronen und
penhäufigkeiten von Itokawa mit den Wer­
die geologische Geschichte von Itokawa
damit 16 Kernbausteine enthält, weisen
ten verschiedener Meteoritentypen ergibt
in groben Zügen verstehen. So liefern die
die beiden schwereren Isotope ein bezie­
eine sehr gute Übereinstimmung mit einer
chemische und die mineralische Zusam­
hungsweise zwei zusätzliche Neutronen
Untergruppe der am häufigsten auf der
mensetzung Hinweise auf die thermische
auf. Ihre Kernmassen betragen daher 17
Erde gefundenen silikatreichen Meteorite.
Entwicklung dieses Kleinkörpers. Dem­
und 18 atomare Masseneinheiten.
Es sind die so genannten gewöhnlichen LL-
nach war das am stärksten erwärmte Ma­
Chondriten (LL steht dabei für Low metal,
terial einer Temperatur von etwa 800 Grad
Low iron; also metall- und eisenarm). Auch
Celsius ausgesetzt. Die Forscher um Akira
die weiteren chemischen Eigenschaften des
Tsuchiyama von der Osaka University ge­
Entscheidend ist nun, dass diese Isotope
Probenmaterials stimmen gut mit denjeni­
ben eine Abkühlungsrate von etwa einem
in allen irdischen Materialien in festen
gen dieser Meteoriten überein. Der Astero­
halben Grad pro 1000 Jahre bei einer
Häufigkeitsverhältnissen vorkommen, die
id Itokawa ist offenbar einer der Mutterkör­
Starttemperatur von 600 Grad Celsius an.
kaum variieren. In Meteoriten und im
per jener Meteoritengruppe.
Daraus folgt, dass sich das zur Erde ge­
Sauerstoffisotope belegen extraterrestrischen Ursprung
Mondgestein haben diese Isotope jedoch
Seit Langem versuchen die Planetenfor­
brachte Probenmaterial früher in einem
andere Häufigkeiten, die sich klar von
scher die verschiedenen auf der Erde ge­
Himmelskörper von rund 20 Kilometern
den irdischen Werten unterscheiden. Die
fundenen Typen von Meteoriten einzelnen
Durchmesser befunden haben muss –
Laboruntersuchungen der aus dem Pro­
Klassen von Ursprungskörpern im Astero­
denn nur Objekte, die mindestens diese
benbehälter von Hayabusa extrahierten
idengürtel zuzuordnen. Dabei sind beson­
Größe haben, weisen derart langsame
Teilchen zeigen eindeutig nichtirdische
ders die spektroskopischen Eigenschaften
Abkühlungsraten auf. Itokawa war also
Häufigkeiten der Sauer­stoffisotope. Ob­
des von ihrer Oberfläche reflektierten Son­
einmal Teil eines größeren Himmelskör­
wohl der Schussmechanismus versagt
nenlichts entscheidend. Nur dadurch las­
pers. Sein Gesteinsmaterial wurde stark
hatte, wurde demnach allein durch das
sen sich mittels erdgebundener Beobach­
durch thermische Prozesse verändert und
46
Januar 2013
Sterne und Weltraum
Teleskopsteuerung
zerbrach durch ein oder mehrere Ein­
Es ergeben sich erstaunlich kurze
schlagereignisse in eine Vielzahl kleinerer
Zeiträume von maximal acht Millionen
Bruchstücke. Einige dieser Fragmente fan­
Jahren, während derer sich die Teilchen
den sich später zum Asteroiden Itokawa
nur wenige Zentimeter unterhalb der
zusammen.
Oberfläche
befunden
haben
müssen.
Die Forscher um Keisuke Nagao an
Direkt an der Oberfläche oder nur knapp
der University of Tokyo rekonstruierten
darunter waren sie vermutlich nur 100
zudem, wie lange sich die Staubpartikel
bis 1000 Jahre. Offenbar verliert Itokawa
an der Oberfläche des Asteroiden befan­
ständig Material in den Weltraum, wofür
den. Hierzu maßen sie die Häufigkeiten
eine Verlustrate von einigen zehn Zenti­
der Edelgase Helium, Neon und Argon in
metern Oberflächenmaterial pro Million
den Proben. Die Wissenschaftler konnten
Jahre abgeleitet wird. Setzt man dies ins
zwei Komponenten dieser Edelgas­atome
Verhältnis zur Größe des Asteroi­den, so
unterscheiden: eine niederenergetische,
ergibt sich eine Überlebenszeit, die inte­
aus dem Sonnenwind stammende, und
ressanterweise wesentlich kürzer ist als
so genannte kosmische Teilchen mit
das Alter des Sonnensystems von 4,6 Mil­
wesentlich höheren Energien, die aus
liarden Jahren. Danach würde sich Itoka­
dem interstellaren Raum zu uns stoßen.
wa nach mehreren hundert Millionen bis
Treffen jene Teilchen auf festes Material,
maximal einer Milliarde Jahren komplett
so dringen sie je nach ihrer Energie unter­
auflösen. Sehr wahrscheinlich wird er je­
schiedlich tief darin ein und bleiben dort
doch wesentlich früher ein ganz anderes
stecken. Da die Energien und Eindringtie­
Schicksal erleiden.
fen dieser Atome recht gut bekannt sind,
lässt sich aus ihren Konzentrationen ab­
Auf Kollisionskurs?
leiten, über welche Zeiträume hinweg die
Hinweise für häufige Oberflächenverän­
Mineralkörner diesem Bombardement
derungen auf Itokawa gibt es nämlich
von energetischen Teilchen ausgesetzt
auch von anderer Seite. Berechnungen
waren und wie nahe sie sich an der Ober­
seiner Flugbahn zeigen, dass dieser rund
fläche befanden.
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Die Bergung der Rückkehrkapsel von Hayabusa nach der Landung in
Australien musste mit Vorsicht erfolgen, da in ihr noch pyrotechnische
Systeme aktiv waren. Hier entschärft ein Techniker der JAXA im Split­
terschutzanzug die kleinen Sprengladungen.
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Januar 2013
47
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Nagao, K. et al., 10.1126/science.12077, 2012
Mit einem Rasterelektronenmikroskop
ser von etwa 900 Metern fast doppelt so
wurde ein Staubkörnchen von Itokawa
groß. Seine Oberflächenbeschaffenheit
aufgenommen. Es besteht aus mehreren
könnte derjenigen von Itokawa ähneln.
Mineralen, und sein Durchmesser beträgt
1999 JU3 ist ein Kleinplanet des C-Typs.
etwa 150 Mikrometer.
Solche Himmelskörper reflektieren nur
etwa sieben Prozent des einfallenden
Sonnenlichts und ähneln in ihren Ei­
genschaften den Meteoriten der Klasse
der kohligen Chondriten. Diese gehören
– ähnlich wie die Kometen – zum urtüm­
lichsten Material, das wir in unserem
seinem Umlauf um die Sonne den terres­
können. Für Kleinkörper dieser Größe
Planetensys­tem kennen.
Hayabusa 2 soll im Jahr 2014 starten
trischen Planeten des Sonnensystems oft
wurde dieser elektrostatische Effekt bis­
und 2018 ihr Ziel erreichen. Die Untersu­
sehr nahe kommt: Er wird wahrscheinlich
her jedoch noch wenig untersucht.
chung des Kleinplaneten einschließlich
innerhalb der nächsten Million Jahre mit
Die Analyseergebnisse des von Haya­
einer Probenentnahme ist auf etwa an­
der Erde, Mars oder Venus kollidieren.
busa zur Erde gebrachten Probenmate­
derthalb Jahre angesetzt. Die Sonde wird
Auch wenn sich keine Kollision ereignet,
rials stehen im Einklang mit den derzei­
auch ein aus Deutschland stammendes
kann die Schwerkraft der Planeten bei
tigen Theorien über die Entstehung des
Landegerät und ein französisches Fahr­
sehr dichten Vorbeiflügen zu Vibrationen
Sonnensystems. Demnach bildeten sich
zeug, einen Rover, mitführen, welche die
und Verschiebungen von Material auf die­
die Sonne und die Planeten vor 4,567 Mil­
Oberfläche des Planetoiden direkt erkun­
sem fliegenden Schutthaufen führen. Da
liarden Jahren aus einer in sich zusam­
den. Um an frisches Material von unter­
das Material auf der Oberfläche durch sei­
menfallenden interstellaren Wolke aus
halb der Oberfläche für die Proben­ent­
ne geringe Schwerkraft
nur locker gebunden
ist, kann er so auch Ge­
Die Messergebnisse der Itokawa-Proben passen zu den
Theorien über die Entstehung des Sonnensystems.
stein in den Weltraum
nah­me zu ge­langen,
soll
ein
Impaktor
durch einen harten
Aufprall einen klei­
verlieren. Inter­es­­santerweise beobachtete
Gas und Staub (siehe SuW 9/2012, S. 46).
nen Krater erzeugen. Dort wird die Sonde
man auf der Erde mehrere helle Meteore,
Die Planetoiden sind nach heutigem
dann niedergehen und mit einem ge­
so genannte Feuerkugeln, die von Itokawa
Kenntnisstand Überreste aus der Entste­
genüber ihrem Vorgänger modifizierten
stammen könnten, was ein weiterer Beleg
hungsphase des Sonnensystems, als sich
Sammelmechanismus Gesteinsmaterial
für Materialverlust von seiner Oberflä­
zwischen Mars und Jupiter kein weiterer
aufnehmen. Für das Jahr 2020 ist ihre
che ist. All diese Effekte führen zu relativ
Planet bilden konnte.
Rückkehr zur Erde geplant. Die Untersu­
schnellen Oberflächenveränderungen.
Bisher wurden die Proben von Itokawa
chungen von Proben dieses sehr urtüm­
Zur Freisetzung von kleinen Parti­
überwiegend von japanischen Forscher­
lichen Kleinkörpers lassen neue Einblicke
keln in den Weltraum könnte zudem ein
gruppen untersucht. Sie hatten dieses
in die Entstehung unseres Planetensys­
weiterer Prozess beitragen, der bisher
Vorrecht, weil es sich bei Hayabusa um
tems erwarten.
hauptsächlich auf dem Erdmond genauer
eine rein japanische Mission handelte.
untersucht wurde. Dort wurde schon in
Seit Kurzem können sich Forscher aus
den 1960er Jahren von verschiedenen
aller Welt bewerben, um Probenmaterial
Harald Krüger arbeitet
Weltraummissionen
der
für eigene Analysen zu bekommen. Wir
am Max-Planck-Institut für
Oberfläche beobachtet, der von der Mond­
dürfen gespannt sein, welche weiteren
Sonnensystemforschung
oberfläche selbst stammen musste. Die
inter­essanten Ergebnisse jene Untersu­
in Katlenburg-Lindau.
Staubpartikel werden durch die geladenen
chungen liefern werden.
Seine Hauptarbeitsgebiete
Staub
nahe
Teilchen im Plasma des Sonnenwinds und
sind die Erforschung von
die Ultraviolettstrahlung der Sonne elek­
Der Nachfolger: Hayabusa 2
Kometen und von kosmischem Staub. Er ist
trisch aufgeladen. Je nachdem, welcher
Hayabusa war trotz zahlreicher tech­
an der Entwicklung von zwei Staubmess­
dieser beiden Mechanismen überwiegt,
nischer Probleme sehr erfolgreich. Die
instrumenten der Rosetta-Mission beteiligt.
sind die Teilchen positiv oder negativ ge­
japanische Weltraumbehörde JAXA plant
laden. Da sich Partikel, welche die gleiche
deshalb einen wesentlich anspruchs­
elektrische Ladung besitzen, gegenseitig
volleren Nachfolger zum bisher namen­
abstoßen, können sie von der Oberfläche
losen erdnahen Asteroiden (162173) 1999
abheben und bilden dicht darüber eine
JU3. Bei dem bisher noch als Hayabusa 2
dünne Staubwolke. Jener Effekt funktio­
bezeichneten Projekt mit intensiver in­
niert allerdings nur auf Himmelskörpern,
ternationaler Beteiligung steht von An­
die keine schützende Atmosphäre besit­
fang an die wissenschaftliche Untersu­
zen. Das Schwerefeld von Itokawa ist so
chung des Zielobjekts im Vordergrund.
gering, dass die schwebenden Teilchen
Es ist im Gegensatz zu Itokawa nahezu
sogar direkt in den Weltraum entweichen
kugelförmig und mit einem Durchmes­
48
Januar 2013
Literaturhinweise
Müller, T.: Ein Kleinplanet unter der
Lupe. In: Sterne und Weltraum 12/2006,
S. 26 – 34
div. Autoren: Schwerpunktheft mit
sechs Beiträgen zu den Untersuchungen
der Staubpartikel von Itokawa: Science
333, 1113 – 1131, 2011.
Sterne und Weltraum
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Das Gespenst
von Genf
Das
Gespenst
von
Genf
wird Gespenst
greifbar
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wird greifbar
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wird greifbar
Am Mittwoch hat das CERN die Entdeckung eines neuen Teilchens
pro Ausgabe
bekannt
gegeben.
Auf das
Higgs-Boson
wollen sich die Forscher aber
Am Mittwoch hat das
CERN die
Entdeckung
eines
neuen Teilchens
Wird
die
Evolution
noch
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festlegen.
bekannt gegeben. Auf
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sich die Forscher
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2012
19.10.
2012
und bildet Materiescheibe aus
und
bildet Materiescheibe aus
2012
TopTHEMA: TEILCHENpHYSIK
Am Mittwoch hat das CERN die Entdeckung eines neuen Teilchens
bekannt gegeben. Auf das Higgs-Boson wollen sich die Forscher aber
noch nicht endgültig festlegen.
ERBguT
noch nicht endgültig festlegen.
TRopENKRANKHEITEN
Ein übler Geselle
ERBguT
kurz vor dem
Aus
ERBguT
Wird die Evolution
Wird die Evolution
umgeschrieben?
Von Afrika
zum Amazonas
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TRopENKRANKHEITEN
Ein übler Geselle
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kurz vor dem Aus
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49
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