3D-Strukturierung durch Laserlithographie

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Lasertechnik
3D-Strukturierung
durch Laserlithographie
Martin Hermatschweiler, Georg von Freymann, Michael Thiel,
Nanoscribe GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen
Steffen Arnold, Physik Instrumente GmbH, Karlsruhe
Ellen-Christine Reiff, Redaktionsbüro Stutensee
Die 3D-Laserlithographie nutzt Mehrphotonenhrphotone
enAbsorption zur lokalen hochaufgelösten
Belichtung
lösten Belich
Belicht
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von photosensitivem Material. Die
Bereiche
e belichteten
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weisen eine andere chemische Löslichkeit
slichkeit auf als iihre
Umgebung, so dass sich komplexe
xe dreidimensionale
le
Strukturen im Sub-Mikrometerbereich
ereich erzeugen lassen.
n.
Die Laserlithographie gilt für viele Bereiche
heute als Schlüsseltechnologie. Typische
Beispiele liefern die Mikro- u. Nanoelektronik oder -fluidik ebenso wie die Photonik
oder Biotechnologie. Die bisher üblichen
Verfahren, mit deren Hilfe sich zweidimensionale oder, wenn man die Schichtdicke
berücksichtigt, auch zweieinhalbdimensionale Strukturen in photosensitive Materialien einbringen lassen, setzen mittlerweile
sowohl in der Forschung als auch im industriellen Bereich Grenzen. Mit einem neuen
Verfahren lassen sich sehr komplexe dreidimensionale Mikro- und Nanostrukturen in
photosensitiven Materialien herstellen.
Mehrphotonen-Laserstift
Mit der 3D-Lithographie der 2007 gegründeten Nanoscribe GmbH können nahezu beliebige dreidimensionale Mikro- und
Nanostrukturen erstellt werden. Das Verfahren nutzt ultrakurze Laserimpulse,
deren Ein-Photonen-Energie unterhalb der
Bild 1: Die EinPhotonen-Energie
des fs-Faserlasers
erzeugt keine Reaktionen im Material;
erst in der starken
Fokussierung werden Multiphotonenprozesse mit ausreichender Energie
wahrscheinlich, die
die chemische Löslichkeit gegenüber
dem nichtbelichteten
Umgebungsmaterial ändern (Bild
teilweise aus [1])
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Absorptionsschwelle des zu belichtenden
photosensitiven Mediums liegt. Daher ist
das Material transparent für das Laserlicht. Wird jedoch dieser Laserstrahl stark
fokussiert, so werden im fokalen Volumen Mehrphotonen-Absorptionsprozesse
wahrscheinlich (Bild 1). Das Material wird
an dieser Stelle chemisch und/oder physikalisch modifiziert und dadurch gegenüber dem umgebenden Material selektiv
chemisch löslich. Da die photoempfindlichen Materialien erst ab einer gewissen
Minimalbelichtungsdosis reagieren, erlaubt
die von Nanoscribe verwendete Technologie Strukturgrößen deutlich unter der
Beugungsbegrenzung der verwendeten
Optiken.
Entscheidend ist hierbei, eine möglichst
stabile Laserquelle zu verwenden, da Variationen in der Laserleistung zu unerwünschten
Variationen in den Strukturgrößen führen
könnten. Die Verwendung von Faserlasern
Bild 2: Laserlithographiesystem zur
Herstellung dreidimensionaler Mikround Nanostrukturen
Lasertechnik
sichert genau diese geforderte hohe Stabilität und einen
gegenüber anderen Lasersystemen erheblich reduzierten
Wartungsaufwand.
Je nach Materialsystem können schließlich entweder
unbelichtete oder belichtete
Bereiche herausgelöst werden. Entsprechend können Bild 3: Prinzipdarstellungen eines gestapelten seridie Materialien passend zu ellkinematischen xy-Piezostelltisches (links) und
den herzustellenden Struktu- eines monolithischen xy-Parallelkinematik-Piezotiren gewählt werden. Sollen sches mit Rotation um z: hier wirken alle Aktoren
z.B. Kanäle in einem Volu- unmittelbar auf die zentrale Plattform, kapazitive
menmaterial erzeugt werden, Sensoren erfassen jede Abweichung von der vorgewird die Wahl auf ein Material gebenen Bahn in Echtzeit
fallen, in dem die belichteten Bereiche herausgelöst werden können.
trale Plattform (Bild 3). Dadurch lässt sich
Kompliziertere Geometrien wie z.B. Struktuein identisches dynamisches Verhalten für
ren für die Photonik erfordern dagegen ein
alle Achsen erzielen. Bei der 3D-LithoHerauslösen der unbelichteten Bereiche. In
graphie ist das besonders vorteilhaft, da
beiden Fällen werden Linienbreiten von mehdie Proben beliebige Strukturen besitzen
reren Mikrometern bis herunter zu 150 nm
können. Außerdem erfasst die Sensorik
erreicht, mit 5 nm Reproduzierbarkeit. Das
alle geregelten Freiheitsgrade gleichzeitig.
Bearbeitungsvolumen hängt von der Optik
Durch diese Parallelmetrologie lassen sich
und der Scanner-Konfiguration ab. Standard
Achsübersprechen und Führungsfehler
sind 300 x 300 x 80 μm3. Durch Aneinanderaktiv verhindern. Bahngenauigkeit und
Reproduzierbarkeit profitieren davon.
fügen mehrerer Bearbeitungsvolumina könDie Steuerung wird jedoch sehr anspruchsnen Flächen bis zu 10 x 13 cm² strukturiert
voll, da es nicht genügt, bestimmte Positiwerden. Dabei werden Schreibgeschwindigonen exakt anzufahren. Verlangt wird eine
keiten bis zu 2 mm/s erreicht. Die Laserlithohochgenaue Bahnsteuerung und natürlich
graphen sind als kompakte und gekapselte
muss auch die Intensität des Faserlasers
Systeme aufgebaut, die auch in einer Reinentsprechend der Beschleunigung oder
raumumgebung mit vielen Arbeitsplätzen
Verzögerung des Positionierantriebs variiert
eingesetzt werden können (Bild 2).
werden. Für diese Berechnungen werden
ausgefeilte Algorithmen herangezogen, so
Präzise Positionierung der Objekte
dass die Bedienung der Software denkim Laserstrahl
bar einfach bleibt. Strukturdaten können
z.B. direkt aus üblichen CAD–Programmen
Während des Schreibvorgangs bleiben
exportiert und in die Software eingelesen
Laser und Fokus fix, das Objekt wird
werden.
dreidimensional bewegt. Eine Schlüsselkomponente des Systems ist daher die
Positioniertechnik. Das Piezo-NanopositiGerüste für Zellen
oniersystem der Firma Physik Instrumente
(PI) ist als parallelkinematisches MehrachsTypische Einsatzbereiche für die Technik
system aufgebaut: Die Piezoaktoren sind
finden sich z.B. bei der Herstellung dreiin ein Führungssystem mit Festkörpergedimensionaler Gerüste für die Zellbiologie
lenken integriert und wirken auf eine zen(Bild 4). In der Stammzellenforschung
Bild 4: 3D-lithographisch hergestelltes Gerüst für die Zellbiologie; Entwurf und
Realisierung einer Struktur, und rechts eine andere Struktur, mit Zellen bewachsen
(Bild: Franziska Klein)
Lasertechnik
beispielsweise gilt es als anerkannt, dass
neben einer geeigneten chemischen
Umgebung auch die räumliche Umgebung
die Differenzierung der Zellen maßgeblich beeinflusst. So ist es wünschenswert,
die Steifigkeit der Zellumgebung lokal
einstellen zu können. Durch geschicktes
Strukturdesign und die passende Wahl der
Materialien lassen sich diese Parameter in
relativ weiten Bereichen einstellen. Der
Vorteil gegenüber anderen Verfahren zur
Herstellung von Zellgerüsten ist die Reproduzierbarkeit der Strukturen. Auf diese
Weise werden Experimente aussagekräftiger und vor allem gezielt steuerbar.
Mikrooptische Bauelemente
Auch bei der Fertigung mikrooptischer
Bauelemente oder photonischer Kristalle
erschließen sich dem neuen Laserlithographieverfahren viele Einsatzbereiche.
Als Beispiel ist hier das Schema eines
Weitere Beispiele für photonische Strukturen zeigen die Bilder 6 und 7.
Zusammenfassung
Mit den Laserlithographen erreicht die
etablierte Technologie der optischen
Lithographie die dritte Dimension. Hochkomplexe dreidimensionale Strukturen,
die bisher – wenn überhaupt – nur unter
sehr großem Aufwand realisiert werden
konnten, stehen nun zur Verfügung.
Durch eine Kombination von einfacher
Bedienung und hochpräziser Positionierung stehen dem Anwender bisher ungeahnte Möglichkeiten offen. Anwendung
findet dieses Verfahren überall dort, wo
dreidimensionale Nano- und Mikrostrukturen in hoher Qualität gefordert sind,
z.B. in der Nanophotonik und auf dem
Gebiet der Mikrooptik, aber auch in
Rahmen der Zellbiologie und des TissueEngineerings.
Danksagung
Bild 5: Dünnschichtpolarisator aus nanoskaligen Viertelwellenplatten und
chiralen Filterelementen
hochkomplexen Dünnschichtpolarisators
gezeigt (Bild 5), der durch die Kombination von nanoskaligen Viertelwellenplatten und chiralen Filterelementen realisiert
wurde [2]. Die Herausforderung liegt hier
insbesonderen in der Umsetzung des chiralen Filterelements, das aus tausenden
nanoskaliger Spiralen besteht. Jede einzelne Spirale muss in ihrer Ganghöhe
der Wellenlänge des einfallenden Lichtes
entsprechen, wobei enge Toleranzen einzuhalten sind, um die Funktionsweise des
optischen Elements nicht zu gefährden.
Ohne die dreidimensionale Laserlithographie wäre dieses Design nicht monolithisch umsetzbar gewesen.
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Die Nanoscribe GmbH dankt ihren Kooperationspartnern für die Zusammenarbeit
und Bereitstellung von Bildmaterial: der
Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Wegener, Institut für Angewandte Physik, Universität Karlsruhe (TH), für die photonischen Strukturen sowie der Arbeitsgruppe
von Prof. Dr. Martin Bastmeyer, Universität
Bild 6: Dreidimensionaler photonischer
Kristall (“Square-Spiral-Struktur“) aus
dem Photolack SU-8; diese Struktur bildet in Silizium repliziert eine vollständige photonische Bandlücke aus
Bild 7: Kettenartige 3D-Spiralstruktur
in Photolack
Karlsruhe (TH), Zoologisches Institut I, für
die zellbiologischen Strukturen.
Literaturhinweise:
[1] S.H.E. Wong, Arsenic Trisulfide Inorganic Photoresist for Three-Dimensional Photolithography,
Dissertation, Universität Karlsruhe, 2008
[2] M. Thiel, M. Hermatschweiler, M. Wegener, G. von
Freymann, Thin-film polarizer based on a 1D-3D1D photonic crystal heterostructure, Appl. Phys.
Lett. 91, 123515 (2007)
Kontakt:
Martin Hermatschweiler
Nanoscribe GmbH
Hermann-vonHelmholtz-Platz 1
D-76344 EggensteinLeopoldshafen
Tel. 07247/82-8841
Fax 07247/82-8848
[email protected]
www.nanoscribe.de
Steffen Arnold
Leiter Markt und Produkte
Physik Instrumente (PI)
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Auf der Römerstr. 1
D-76228 Karlsruhe
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