Aus der Klinik für Nuklearmedizin

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Aus der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
der Universität zu Köln
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. A. Drzezga
Einfluss der Iodkonzentration auf die Strahlensensibilität von
FRTL-5-Zellen
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Anika Herrmann
aus Köln
promoviert am 25. September 2013
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
2013
Dekan:
Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. Th. Krieg
1. Berichterstatter: Professor Dr. rer. nat. K. Schomäcker
2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. W. Krone
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige
Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel
angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen
Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und der Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistung von folgenden Personen erhalten:
Herrn Professor Dr. rer. nat. K. Schomäcker, Herrn Dr. rer. medic. T. Fischer, Herrn
Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. W. Baus.
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht
beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin/ eines
Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar
noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang
mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen.
Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder
ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Köln, den 24.04.2013
Anika Herrmann
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Experimente und deren Auswertung sind nach
entsprechender Anleitung durch Herrn Professor Dr. rer. nat. K. Schomäcker, Herrn
Dr. rer. medic. T. Fischer und Frau B. Zimmermanns von mir selbst in der Klinik und
Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln ausgeführt worden.
Die Bestrahlungen im Linearbeschleuniger wurden in der Klinik und Poliklinik für
Strahlentherapie mit Hilfe von Herrn Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. W. Baus durchgeführt.
Danksagung
Mein Dank gilt Herrn Professor Dr. rer. nat. K. Schomäcker für die Betreuung während
der gesamten Zeit, für die Überlassung des Themas und der Hilfe bei der Fertigstellung
dieser Arbeit.
Auch möchte ich mich bei Herrn Dr. rer. medic. T. Fischer für die Hilfestellungen und
Ideen bedanken, die mir bei der Fertigstellung dieser Arbeit weitergeholfen haben.
Ein ganz besonderer Dank gilt Frau B. Zimmermanns, die mir im Labor stets zur Seite
stand, mir in vielen Stunden bei der Durchführung der Experimente geholfen hat und
ohne deren Hilfe, so manches Experiment nicht geglückt wäre.
Ein herzlicher Dank geht auch an Herrn Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. W. Baus, der mit mir so
manche Feierabendstunde am Linearbeschleuniger verbracht hat und mir geholfen hat,
die Zellen mit den richtigen Strahlendosen zu versorgen.
Bedanken möchte ich mich bei meinen Freunden, die mir in so mancher Stunde des
Zweifelns stets zur Seite standen und mich immer wieder davon überzeugten,
weiterzumachen.
Maria, die mir immer wieder Mut gemacht hat und mir bei allen Fragen weitergeholfen
hat.
Felix, für das penible Korrekturlesen, ohne den so mancher Punkt noch immer an der
falschen Stelle wäre.
Sebastian: Dir gilt mein besonderer Dank. Ohne Deine Unterstützung in den letzten
Jahren hätte ich diese Arbeit wohl bis heute nicht fertig gestellt. Danke, dass Du immer
für mich da bist.
An wichtigster Stelle bedanke ich mich bei meiner Familie, die mich vom Anfang an
unterstützt hat und immer an mich geglaubt hat. Ohne Euch alle wäre ich nicht so weit
gekommen!
Liebe Mama, lieber Papa, DANKE, dass Ihr mir dieses Studium ermöglicht habt. Dass
Ihr in allen Situationen für mich da ward und meine Entscheidungen immer mitgetragen
habt. Ich habe Euch sehr lieb!!
Meinen Eltern
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................. 8
Einleitung ...................................................................................................................... 9
Hintergrund ............................................................................................................... 9
Theoretische Grundlagen ........................................................................................... 12
Funktion der Schilddrüse ......................................................................................... 12
Nicht-radioaktives Iod in der Schilddrüse................................................................. 12
Welchen Einfluss hat ionisierende Strahlung auf Schilddrüsenzellen? .................... 14
Schilddrüsenkarzinom ............................................................................................. 16
Apoptose und Nekrose ............................................................................................ 18
Material und Durchführung der Versuche.................................................................... 19
Material ................................................................................................................... 19
Zellen ................................................................................................................... 19
Chemikalien ......................................................................................................... 19
Geräte ................................................................................................................. 20
Erläuterung des Ablaufes eines ELISA .................................................................... 21
Herstellung der Zellkulturen und Kulturbedingungen ............................................... 22
FRTL-5-Zellen ..................................................................................................... 22
HaCaT-Zellen ...................................................................................................... 22
Vorbereitung der FRTL-5-Zellen für die Versuche ................................................... 23
Vorbereitung der HaCaT-Zellen für die Versuche .................................................... 23
Durchführung der Versuche .................................................................................... 24
Externe Bestrahlung ............................................................................................ 24
Interne Bestrahlung ............................................................................................. 25
Untersuchung der strahleninduzierten Zellschäden ................................................. 25
Berechnung der Versuchsergebnisse ...................................................................... 27
Ergebnisse.................................................................................................................. 28
Camptothecin-Test .................................................................................................. 28
Camptothecin-Test .................................................................................................. 29
5
Inhaltsverzeichnis
Camptothecin-Test mit FRTL-5-Zellen ohne Iod ...................................................... 29
Camptothecin-Test mit FRTL-5-Zellen mit 10 µg Iod/ml .......................................... 29
Bestrahlung der FRTL-5- Zellen im Linearbeschleuniger ......................................... 30
Verhalten der Negativkontrollen ........................................................................... 30
Vergleich der Apoptose bei Zellen ohne Iod......................................................... 31
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 10 µg Iod/ml ............................................. 31
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 50 µg Iod/ml ............................................. 32
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml ........................................... 32
Auswertung der Apoptosen bei FRTL-5-Zellen ........................................................ 33
Bestrahlung der FRTL-5- Zellen im Linearbeschleuniger ......................................... 34
Nekrose der Negativkontrollen ............................................................................. 34
Vergleich der Nekrosen bei Zellen ohne Iod ........................................................ 35
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 10 µg Iod/ml ............................................... 35
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 50 µg Iod/ml ............................................... 36
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml ............................................. 36
Auswertung der Nekrose bei FRTL-5-Zellen............................................................ 37
Bestrahlung von HaCaT-Zellen im Linearbeschleuniger .......................................... 38
Vergleich der Apoptosen bei Hautzellen .............................................................. 38
Vergleich der Apoptosen bei Hautzellen .............................................................. 38
Vergleich der Apoptose bei Zellen ohne Iod......................................................... 39
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml ........................................... 39
Vergleich der Nekrose bei Hautzellen .................................................................. 40
Vergleich der Nekrose bei Zellen ohne Iod .......................................................... 40
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml ............................................. 40
Auswertung der Bestrahlung von HaCaT-Zellen im Linearbeschleuniger ................ 41
Vergleich der Apoptose bei FRTL-5-Zellen .......................................................... 43
Vergleich der Nekrose bei FRTL-5-Zellen ............................................................ 44
Bestrahlung der HaCaT- Zellen mit radioaktivem Iod ([131I]) .................................. 47
Vergleich der Apoptose bei HaCaT-Zellen ohne Iod ............................................ 47
6
Inhaltsverzeichnis
Vergleich der Nekrose bei HaCaT-Zellen ............................................................. 48
Auswertung der Bestrahlung von HaCaT-Zellen mit radioaktivem Iod ..................... 49
Ergebnisauswertung ................................................................................................... 50
Camptothecin-Test .................................................................................................. 50
Apoptose der Negativkontrollen............................................................................... 50
Apoptosen der FRTL-5-Zellen ................................................................................. 51
Nekrosen der Negativkontrolle ................................................................................ 52
Nekrosen der FRTL-5-Zellen ................................................................................... 53
Apoptosen der HaCaT-Zellen .................................................................................. 54
Nekrosen der HaCaT-Zellen .................................................................................... 54
Bestrahlung der FRTL-5-Zellen mit radioaktivem Iod............................................... 55
Bestrahlung der HaCaT-Zellen mit radioaktivem Iod ............................................... 56
Diskussion .................................................................................................................. 57
I.
Welchen Einfluss hat nicht-radioaktives Iod allgemein auf Schilddrüsenzellen?57
II. Reagieren FRTL-5-Zellen in Abhängigkeit von ihrer Iodversorgung
unterschiedlich auf ionisierende Strahlung? ............................................................ 60
III. Gibt es hierbei einen Unterschied zwischen externer Bestrahlung und
Bestrahlung mit radioaktivem Iod? .......................................................................... 61
IV. Gehen die Zellen durch Bestrahlung eher in Apoptose oder in Nekrose? ......... 62
Ausblick................................................................................................................... 63
Zusammenfassung ..................................................................................................... 64
Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 65
Anhang: Abbildungsverzeichnis .................................................................................. 69
Lebenslauf .................................................................................................................. 72
7
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
ATP
Adenosintriphosphat
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CDDT
Cell Death Detecting Test
d.h.
das heißt
DNA
Desoxyribonukleinsäure
et al.
aus dem lateinischen: und andere
FRTL-5
Fisher rat thyrocytes cell line no. 5
ggf.
gegebenenfalls
Gy
Gray
HaCaT
human adult low calcium temperature keratinocytes
[
131
]-Iod
radioaktives Iod
mg
Milligramm
ml
Milliliter
mM
Millimolar, entspricht mmol/Liter
µg
Mikrogramm
NIS
Natrium-Iodid-Symporter
PBS
phosphate buffered saline = phosphatgepufferte Salzlösung
POD
Anti-DNA-Peroxidase
PS
Polystyrol-Platten
SSD
skin surface distance = Fokus-Messpunkt-Abstand
T3
Triiodthyronin
T4
Thyroxin
T-Zellen
Thymus-Zellen
TAD-2
fetale Schilddrüsen Zelllinie
TNF-α
Tumornekrosefaktor-α
TSH
Thyreoidea-stimulierendes Hormon = Thyreotropin
u.a.
unter anderem
z.B.
zum Beispiel
8
Einleitung
Einleitung
Hintergrund
Die Schilddrüse ist ein Organ, dessen Zellen eine geringe Strahlensensibilität
zeigen, ebenso wie die Zellen von Herz, Hornhaut, Dickdarm, Magen, Blutgefäßen
und Speiseröhre. Im Gegensatz dazu zeigen zum Beispiel Embryonen und Feten,
Gonaden, das lymphatische System und Dünndarmepithel eine besonders hohe
Strahlensensibilität.
Trotz der nicht so hohen Strahlensensibilität ist die Bestrahlung der Schilddrüse ein
sehr effektives Therapieverfahren bei Schilddrüsenerkrankungen. Sowohl eine
interne Bestrahlung als auch eine externe Bestrahlung ist bei der Schilddrüse
durchführbar.
Bei der Radioiodtherapie wird die Schilddrüse intern mit radioaktivem Iod, einem
Beta- und Gammastrahler, bestrahlt, woraufhin die Schilddrüsenzellen durch
Apoptose oder Nekrose zugrunde gehen.
Die Radioiodtherapie wird heutzutage vielfältig eingesetzt, beispielsweise zur
Behandlung von immunogenen Hyperthyreosen, thyreoidaler Autonomie, kleinen
Strumen oder als ergänzende Therapie beim follikulären oder papillären
Schilddrüsenkarzinom. Dahingegen ist eine Radioiodtherapie bei medullären und
anaplastischem Schilddrüsenkarzinom ohne Bedeutung, da diese Karzinome nicht
am Iodstoffwechsel teilnehmen und aus diesem Grund kein radioaktives Iod
aufnehmen können (3;8;9).
Exogen bestrahlt werden kann die Schilddrüse beispielsweise zur Rezidivtherapie
eines Schilddrüsenkarzinoms, abhängig vom genauen Differenzierungstyp. Hierbei
wird in einem Linearbeschleuniger gerichtete Strahlung auf die Schilddrüsenregion
gegeben um eine Zerstörung des entarteten Gewebes zu erreichen.
Bei nur einmaliger Bestrahlung der Schilddrüse, z.B. im Rahmen eines
Reaktorunfalls, geht die Schilddrüse nur teilweise zugrunde. Ein Teil der
Schilddrüsenzelle wird zwar geschädigt, schafft es aber, durch zelleigene
Reparaturmechanismen den Zellschaden zu überbrücken, während ein anderer Teil
der Schilddrüse in Apoptose oder Nekrose übergeht. In einigen Fällen kommt es
dazu, dass die Zelle es zwar schafft, durch Reparationsmechanismen zu überleben,
jedoch werden Fehler in die DNA eingebaut und von der Zelle nicht erkannt. In
einem solchen Fall hat die Zelle das Potential zu entarten.
Heutzutage geht man davon aus, dass ca. 10 % aller Schilddrüsenkarzinome durch
Bestrahlung hervorgerufen sind. Besonders deutlich wurde dies nach der
Tschernobyl-Katastrophe. Bei dieser Katastrophe konnten radioaktive Stoffe, unter
9
Einleitung
anderem das Isotop Caesium-137 und radioaktives Iod, vom Körper aufgenommen
werden und sich in der Schilddrüse anreichern. In den Jahren nach dem Ereignis
wurde eine deutlich angestiegene Neuerkrankungszahl an Krebserkrankungen
festgestellt, unter anderem an Schilddrüsenkarzinomen (21;22;25).
Die Entscheidung darüber, ob eine bestrahlte Schilddrüse oder Teile von ihr
zugrunde gehen oder ob ihre Zellen Reparationsmechanismen einleiten, wird in den
Zellen selbst getroffen. Gehen die bestrahlten Zellen durch programmierten Zelltod,
sprich Apoptose, zugrunde, so werden möglicherweise entartete Zellen von selbst
eliminiert.
Die Zelle kann von der Bestrahlung auch direkt so stark beschädigt werden, dass
sie keine Reparationsmechanismen mehr einleiten kann und nicht selber den
geplanten Zelltod induzieren kann. In solchen Situationen geht die Zelle in den
nicht-geplanten, plötzlichen Zelltod, der auch Nekrose genannt wird, über. Hierbei
wird eine lokale Entzündungsreaktion hervorgerufen, die das restliche Zellmaterial
abbaut und dadurch entartetes Zellmaterial teilweise entfernt.
Bei der Radioiodtherapie konnte festgestellt werden, dass die Zellen hauptsächlich
durch Nekrose zerstört werden und damit eine lokale Entzündungsreaktion
hervorgerufen wird (3).
Weiterhin konnte in der Radioiodtherapie entdeckt werden, dass es einen
Zusammenhang zwischen der Iodmenge in der Schilddrüse und der Bestrahlung
gebe könnte. Hier konnte man gehäuft feststellen, dass Menschen, die an einem
Iodmangel leiden, mit einer niedrigeren Strahlendosis bestrahlt werden können als
Menschen, die eine gut mit Iod versorgte Schilddrüse besitzen. Da die mit Iod
versorgten Zellen schwächer durch die Bestrahlung geschädigt werden, müssen
Patienten, deren Schilddrüse gut mit Iod versorgt ist, mit einer höheren
Strahlendosis behandelt werden (33).
Dies könnte bedeuten, dass Iod dafür sorgt, dass die Zellen sich besser
regenerieren können und dadurch weniger häufig in Nekrose oder in Apoptose
übergehen.
10
Einleitung
Dieser Beobachtung aus der Radioiodtherapie, soll in dieser Arbeit in in-vitro
Experimenten nachgegangen werden.
Zur genaueren Differenzierung sollen folgende Fragestellungen genauer betrachtet
werden:
Fragestellungen:
I.
Welchen Einfluss hat nicht-radioaktives Iod auf Schilddrüsenzellen?
II.
Reagieren Schilddrüsenzellen in Abhängigkeit von ihrer Iodversorgung
unterschiedlich auf ionisierende Strahlung?
III. Gibt es einen Unterschied zwischen externer Bestrahlung und Bestrahlung mit
radioaktivem Iod?
IV. Gehen die Zellen nach Strahlenexposition eher in Apoptose oder in Nekrose?
11
Theoretische Grundlagen
Theoretische Grundlagen
Funktion der Schilddrüse
Die Schilddrüse hat im menschlichen Körper eine sehr vielfältige Funktion. Über ihre
Hormone T3 und T4 hat sie Einfluss auf viele Organsysteme. Hierbei ist die Wirkung
von T3 wesentlich stärker als die Wirkung von T4.
Weiterführende Informationen sind den angegebenen Quellen zu entnehmen
(4;5;16;31).
Nicht-radioaktives Iod in der Schilddrüse
Durch Nahrung zugeführtes Iod wird nach Aufnahme in den Blutkreislauf
hauptsächlich der Schilddrüse zur Verfügung gestellt.
Iod wird in die Schilddrüse über den Natrium-Iodid-Symporter (NIS) (7)
aufgenommen und in der Schilddrüse selber entweder direkt zu Hormonen
umgebaut
oder
aber
als
Thyreoglobulin,
als
Vorläuferprotein
der
Schilddrüsenhormone, in Schilddrüsenfollikeln gespeichert. Der Natrium-IodidSymporter wird durch Thyreotropin (TSH) stimuliert (39) und durch hohe Mengen an
Iod, Thyreoglobulin und einigen anderen Faktoren gehemmt (47).
Um die Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) herstellen zu können, muss
die Schilddrüse Iod aufnehmen. Dieses Iod wird in der Schilddrüse in seine
einzelnen Atome zerlegt und anschließend neu zusammengebaut (19;24). Die
Produktion dieser Schilddrüsenhormone ist überlebenswichtig für den menschlichen
Organismus, da über die Schilddrüse der Energiehaushalt des Körpers gesteigert
und/oder gehemmt wird (4;31).
Da die Schilddrüse TSH-gesteuert arbeitet und auf die zugeführte Iodmenge mit
Produktionssteigerung oder -hemmung reagiert, läge die Vermutung nahe, dass bei
einer exzessiven Iodzufuhr eine große Menge an Schilddrüsenhormonen hergestellt
wird. Weiterhin müsste angenommen werden, dass der Natrium-Iodid-Symporter
gehemmt wird, so dass kein weiteres Iod in die Schilddrüse gelangt.
Tatsächlich
konnte
man
Schilddrüsenhormonproduktion
jedoch
ins
beobachten,
Unermessliche
dass
steigt,
noch
weder
dass
die
die
Iodaufnahme in die Schilddrüse irgendwann stoppt. Stattdessen treten zwei
unterschiedliche
Mechanismen
ein,
die
die
Schilddrüsenhormonproduktion
hemmen. Zum einen wird durch die hohe Iodkonzentration die Abgabe der
Schilddrüsenhormone aus der Schilddrüse gehemmt, was zu einem starken Abfall
der Schilddrüsenhormone im Körper führt (11). Zum anderen wird über einen bisher
nicht komplett geklärten Mechanismus die Iodaufnahme in den Schilddrüsenfollikeln
12
Theoretische Grundlagen
gehemmt, so dass dadurch die Schilddrüsenhormonsynthese gesenkt wird,
während weiterhin Iod im Blut vorhanden ist. Diesen Effekt nennt man den WolffChaikoff-Effekt (51). Der Wolff-Chaikoff-Effekt ist selbstlimitierend, so dass nach
einigen Tagen die Schilddrüsenhormonsynthese erneut beginnt, unabhängig von
der aktuellen Iodkonzentration (Escape-Phänomen) (52).
In vielen Versuchsreihen und Experimenten hat man noch weitere Effekte von Iod
entdeckt, welche teils besonders bei in vitro-Versuchen von Relevanz sind.
Sowohl in vivo (26;49), als auch in vitro (18) konnte man zeigen, dass Iod sowohl
einen inhibierenden, als auch einen stimulierenden Effekt auf Schilddrüsenzellen
bzw. FRTL-5-Zellen (“Fisher rat thyrocytes cell line no. 5“) hat. In mehreren
Versuchen wurde gezeigt, dass insbesondere bei FRTL-5 Zellen dieser Effekt nicht
zu vernachlässigen ist (40). Während in niedrigen Dosen ein wachstumsfördernder
Effekt gezeigt werden konnte, konnte bei höheren Ioddosen ein ausgeprägter
proliferationshemmender Effekt festgestellt werden (10;17).
Doch nicht nur auf das Wachstum der Zellen hat Iod einen Einfluss. Das nichtradioaktive Iod greift in den kompletten Stoffwechsel der Zellen ein und hemmt
dabei die DNA-Synthese (2), so dass auch durch diesen Mechanismus das
Wachstum und die Vermehrung der Zellen gehemmt wird.
Vor einiger Zeit konnte in Experimenten gezeigt werden, dass Iod, vor allem in
hohen Konzentrationen, auch einen zytotoxischen Effekt auf Schilddrüsenzellen hat.
Nachgewiesen wurde dieser Effekt bereits in mehreren Versuchen. Dass dieser
Effekt auch in-vitro bei Schilddrüsenzellen vorhanden ist, zeigten unter anderem
Golstein und Vitale in ihren Versuchsreihe (18;50). So zeigte Vitale anhand von
primären humanen Thyreozyten (TAD-2 und verschiedene Zellvarianten), dass die
Zellen bei einer Dosis von 30 mM Iod sehr sensitiv reagieren und schließlich in den
Zelltod
übergehen.
Ein
solcher
Effekt
konnte
in
verschiedenen
anderen
Untersuchungen ebenfalls nachgewiesen werden (6;48;50).
Dieser Effekt wird bei der Behandlung von Schilddrüsenstrumata genutzt. Dabei
kommt es durch iod-induzierte Apoptose zu einer Abnahme der Struma.
Führt man in-vivo eine Therapie mit Iod in pharmazeutischen Konzentrationen bei
einer Schilddrüse mit Iodmangel durch, so kommt es in therapeutischen Ioddosen
durch die zytotoxischen Effekte des Iods zur Apoptose, so dass die Struma sich
zurückbildet. Therapiert man mit Hochdosis-Iod-Gaben so kommt es jedoch zur
Nekrose und damit zur Entzündungsreaktion in der Schilddrüse (26).
Während in-vivo schon geringe Ioddosen eine Abnahme der Struma bewirken, sind
in-vitro zur Auslösung der Apoptose in Einzelzellkulturen recht hohe Ioddosen
erforderlich (18;50).
13
Theoretische Grundlagen
Welchen Einfluss hat ionisierende Strahlung auf Schilddrüsenzellen?
Dass ionisierende Strahlung, also z.B. Gammastrahlen, Röntgenstrahlen oder
kurzwellige Ultraviolettstrahlen, einen Einfluss auf die Schilddrüse hat, ist nicht erst
seit der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl bekannt (29;29;30). In der
Radioiodtherapie macht man sich heutzutage den, bei Tschernobyl unerwünschten,
Effekt der ionisierenden Strahlung zu Nutze (9).
Bei der Radioiodtherapie wird das radioaktive Iodisotop 131 genutzt, da es sowohl
die Eigenschaften eines Beta- als auch eines Gammastrahlers besitzt. Das
Schilddrüsengewebe wird hauptsächlich durch den Beta - Anteil des [131]-Iod
zerstört, da dieser einen Apoptosemechanismus auslösen kann (43) .
Marx et al konnten zeigen, dass bei [131]-Iod -Dosen bis zu 40 Gy die Zellen
hauptsächlich in Apoptose übergehen, während sie bei höheren Bestrahlungsdosen
über 40 Gy vermehrt in Nekrose gehen (27).
Doch nicht nur die Strahlung von radioaktivem Iod führt zu Apoptose und Nekrose in
Zellen.
In den USA konnte beobachtet werden, dass die Schilddrüse Jahre nach einer
therapeutischen Bestrahlungstherapie mit einer malignen Entartung auf die
vorherige Bestrahlung reagieren kann. Es wurden über viele Jahre hinweg Kinder in
der Halsregion therapeutisch bestrahlt. In den Jahren nach der Bestrahlung konnte
bei diesen Kindern eine deutlich erhöhte Rate an Schilddrüsenkarzinomen
festgestellt werden (1;13;42).
Auch nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl konnte ein Anstieg der
Schilddrüsenkarzinom-Inzidenz festgestellt werden (29;30;34;38).
In Experimenten konnte unter anderem nachgewiesen werden, dass externe
Bestrahlung durch hoch-energetische Photonen die Aufnahme von radioaktivem Iod
erhöht (28). Auch für andere radioaktive Metabolite wie beispielsweise
18
F-
Fluorodesoxyglucose konnte gezeigt werden, dass die aktive Aufnahme nach
externer Bestrahlung deutlich höher war, als in Vergleichsgruppen ohne Bestrahlung
(15). Jedoch werden die Zellen durch die hoch-energetischen Photonen in ihrer
Proliferation gehemmt (28).
Gezeigt wurde auch, dass FRTL-5-Zellen, die extern bestrahlt wurden, bis zu einer
Dosis von 16 Gy ihre Schäden in der Zeit nach der Bestrahlung per
Autoregeneration reparieren konnten. Ab einer Dosis von 24 Gy wurden die Zellen
jedoch irreparabel geschädigt (44). Die Zellen gingen dadurch in Apoptose oder
Nekrose über.
Dass externe Bestrahlung auch einen Einfluss auf das Zellkern-ZytoplasmaVerhältnis hat, ist ebenfalls nachgewiesen worden. Abhängig von der TSH14
Theoretische Grundlagen
Konzentration wuchs das Zellkern-Zytoplasma-Verhältnis bei einer Bestrahlung mit
4 Gy deutlich stärker an als bei 2 Gy. Die Autoren Stiblar-Martincic et al.
beschrieben, dass die Bestrahlung wohl einen größeren Effekt auf den Zellkern als
auf die Zelle selbst hat (45).
15
Theoretische Grundlagen
Schilddrüsenkarzinom
Die Karzinome der Schilddrüse werden nach dem Differenzierungsgrad der
Tumorzellen in vier Hauptgruppen klassifiziert, die sich wiederum in verschiedene
Untergruppen einteilen lassen.
Eingeteilt werden die Schilddrüsenkarzinome in differenzierte und undifferenzierte
Karzinome. Zu den differenzierten Karzinomen zählen das papilläre, das follikuläre
und das medulläre Karzinom. Die undifferenzierten Karzinome werden auch
anaplastische Karzinome genannt (31;36).
Insgesamt machen Schilddrüsenkarzinome 1,9% der malignen Tumorerkrankungen
bei Frauen und ca. 0,7% der malignen Erkrankungen bei Männern aus. Es
verursacht jedoch bei Frauen nur 0,5% und bei Männern 0,2% aller Krebssterbefälle
(35;36).
Die Risikofaktoren für das Auftreten eines Schilddrüsenkarzinoms sind vielfältig.
Eine wichtige Rolle spielen genetische Faktoren. Während papilläre und follikuläre
Karzinome nur sehr selten familiär gehäuft auftreten (2-6%) und meistens
sporadisch vorkommen, ist bei den medullären Karzinomen eine starke familiäre
Häufung zu finden. Dabei treten ein Viertel bis ein Drittel der medullären Karzinome
hereditär auf und werden autosomal-dominant mit nahezu 100%iger Penetranz
vererbt (23;32).
Weitere Risikofaktoren sind Strahlen. Besonders im jüngeren Alter unter 20 Jahren
können ionisierende Strahlen die Schilddrüse nachhaltig schädigen. Bei Kindern
und Jugendlichen, die eine Röntgenbestrahlung in der Halsgegend erhalten, ist die
Schilddrüsenkarzinom-Gefahr deutlich erhöht (1;31;32).
In den USA wurden von 1935-1950 die Tonsillen und Halslymphknoten von Kindern
oft mit Röntgenbestrahlen behandelt. Mehrere Studien konnten zeigen, dass sich
bei 11% der Betroffenen nach einer längeren Zeit ein Schilddrüsenkarzinom
(minimale Induktionszeit 5 Jahre) entwickelte (31;35).
Dass besonders ionisierende Strahlen die Schilddrüse nachhaltig und bis zur
Regenerationsunfähigkeit
schädigen können und stattdessen eine maligne
Entartung provozieren, wurde in den Jahren nach der Reaktorkatastrophe von
Tschernobyl beobachtet (14;31;35).
Generell scheint die Inzidenz differenzierter Schilddrüsenkarzinome, im Gegensatz
zu den undifferenzierten, nicht von der Iodversorgung der Bevölkerung abzuhängen
(14). Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Iodversorgung und
differenzierten Schilddrüsenkarzinomen. Bei den undifferenzierten, anaplastischen,
Schilddrüsenkarzinomen sieht man hingegen jedoch klar, dass die Inzidenz mit
steigender Iodzufuhr deutlich abnimmt (12;14).
16
Theoretische Grundlagen
Allerdings beeinflusst die Iodaufnahme die Verteilung der histologischen Typen der
differenzierten Schilddrüsenkarzinome erheblich. So überwiegen zum Beispiel mit
zunehmender Iodaufnahme die papillären Karzinome gegenüber den follikulären
Karzinomen (12).
17
Theoretische Grundlagen
Apoptose und Nekrose
Nekrose und Apoptose sind zwei Formen des Zelltods. Beide unterscheiden sich in
der Art und Weise und den Mechanismus, wie die Zelle zugrunde geht.
Bei der Nekrose kommt es zu einem plötzlichen, nicht geplanten Zelltod. Die Zelle
bekommt durch äußere Einflüsse einen schweren Schaden zugeführt, den sie nicht
durch eigene Mechanismen beheben kann. Solche Einflüsse können verschiedene
physikalische und chemische Ursachen haben. Im menschlichen Organismus sind
z.B. Sauerstoffmangel und starke Hitzeeinwirkung Ursachen für solche nicht
reparablen Schäden.
Im Gegensatz zur plötzlich einsetzenden Nekrose gibt es auch den geplanten
Zelltod in Form der Apoptose. Diese Form des Zelltods ist eine vorprogrammierte
Reaktion des Gewebes, bei dem es bestimmte alte, nicht mehr voll funktionstüchtige
Zellen aussortiert und ihnen das Signal gibt, in den programmierten Zelltod
überzugehen.
Dieser
Mechanismus
ist
entscheidend
für
die
Entwicklung,
Umwandlung und Aufrechterhaltung der Hämostase des jeweiligen Gewebes.
Zusätzlich ist die Apoptose der entscheidende Schritt in der Tumorvorbeugung: Das
Gewebe gibt Zellen, die einen DNA-Schaden erlitten haben, das Signal dazu, in
Apoptose über zu gehen, damit aus ihnen keine schädlichen Tumorzellen entstehen
und die Gene an Tochterzellen vererbt werden können (7;8;21;28;31;46;55;60).
18
Material und Durchführung
Material und Durchführung der Versuche
Material
Zellen
FRTL-5 Zellen (“Fisher rat thyrocytes cell line no. 5“)
HaCaT-Zellen (“human adult low calcium temperature keratinocytes”)
Chemikalien
Hersteller
Herkunftsort
Material
Berlin-Chemie
Berlin, Deutschland
Aqua ad iniectabilia
Boehringer
Ingelheim, Deutschland
Trypsin EDTA 0,25 %
Merck
Darmstadt, Deutschland
Kaliumiodid Tabletten, 50 µg
Pasching, Deutschland
Penicillin/Streptomycin
PAA
Laboratories
GmbH
DMEM High Glucose (4,5 g/l)
Dulbecco’s PBS without calcium chloride
and magnesium chloride, 1x
Dulbecco’s PBS With calcium chloride
and magnesium chloride, 1×
Glutamin
neugeborenen Kälberserum
Roche
Science
Roth
Sigma
Applied
Mannheim, Deutschland Cell Death Detection ELISA plus, 10 x
Karlsruhe, Deutschland
Wasser
Deisenhofen,
bovines TSH (=Thyreoidea-stimulierendes
Deutschland
Hormon)
Camptothecin
Coon´s Medium
EDTA solution 0,02%
Glycyl-Histidyl-L-Lysin
Hydrocortison
Insulin
Sigma
Deisenhofen,
Deutschland
Newborn Calf Serum
19
Material und Durchführung
Somatostatin
Transferrin
Geräte
Hersteller
Herkunftsort
Material
BD
Heidelberg, Deutschland
Spritzen, verschiedene Größen
Brand
Wertheim, Deutschland
Elekta GmbH
Innsbruck, Österreich
Transferpette und
Transferpette 8
Elekta SLi linear accelerator
Elekta SL 75-5 linear accelerator
Eppendorf AG
Hamburg, Deutschland
Pipettenspitzen
Greiner
Frickenhausen, Deutschland
75 cm2 Kulturflaschen
GFL
Burgwedel, Deutschland
Schüttelapparat 3005
Hettich Zentrifugen
Tuttlingen, Deutschland
Zentrifuge EBA 20
Zentrifuge ROTIXA 50 S
Memmert
Schwabach, Deutschland
Wasserbad
Microsoft
Hamburg, Deutschland
Excel 2007
Millipore GmbH
Schwalbach/Ts., Deutschland Millipore Amicon Ultra
Stericup & Steritop
Sterile Falcon-Röhrchen
Sarstedt
Nümbrecht, Deutschland
M-Sarpette® /
Automatic-Sarpette®
Pipettenspitzen (TipStack-Pack)
Reagiergefäße
für Mikrolitersysteme
Serologische Pipetten
SLT Labinstruments Achterwehr, Deutschland
Tecan
Männedorf, Schweiz
Microplate washer
Magellan™ - Data
Analysis Software
Spectra ELISA Reader for
96-well Microplates
Thermo life sciences Egelsbach, Deutschland
Clean Air
Thermo scientific
Dreieich, Deutschland
HERA cell 150
VWR
Darmstadt, Deutschland
Zentrifugenröhren
20
Material und Durchführung
Erläuterung des Ablaufes eines ELISA
Der ELISA, also ein Enzyme-linked Immunosorbent Assay, nutzt ein Enzym, um
damit bestimmte Substanzen zu markieren und nachzuweisen. Anhand des
Substratumsatzes kann auf die Antigenkonzentration geschlossen werden. Mit dem
verwendeten Test können sowohl Apoptose als auch Nekrose nachgewiesen
werden.
Bei der Nekrose erhöht die Plasmamembran ihre Permeabilität und Ionen können
vermehrt in die Zelle gelangen. Das so entstehende Zellödem schwemmt die Zelle
auf und sie lysiert binnen kurzer Zeit (Osmolyse).
Die
Apoptose
hingegen
ist
durch
bläschenförmige
Ausstülpungen
der
Plasmamembran, Kondensation des Zytoplasmas und Aktivierung einer endogenen
Endonuklease gekennzeichnet. Diese Nuklease spaltet den DNA-Doppelstrang in
den Linker-Regionen zwischen den Nukleosomen in Mono- und Oligonukleosome.
Da die Zellmembran bei der Apoptose jedoch intakt bleibt, sammeln sich die
Nukleosomenbruchstücke in der Zelle selbst.
Der genutzte Test basiert auf dem quantitativen Sandwich-Enzym-ImmunoassayPrinzip. Für die Versuche werden zwei monoklonale Maus-Antikörper gegen DNA
und Histone eingesetzt, wodurch ein spezifischer Nachweis von Mono- und
Oligonukleosomen in der zytoplasmatischen Fraktion von Zell-Lysaten möglich ist.
Im ersten Inkubationsschritt wird Anti-Histon an der Wand der MikrotiterplattenWells fixiert. Als nächstes werden mit Hilfe eines Inkubationspuffers die
unspezifischen Bindungsstellen gesättigt. Durch ihren Histon-Anteil werden die
Nukleosomen nun in einem zweiten Inkubationsschritt an den an der Wand
immobilisierten Anti-Histon-Anteil gebunden, so dass die Nukleosomen nun selber
immobilisiert sind. Bei einer letzten Inkubation bindet Anti-DNA-Peroxidase (POD)
an den DNA- Anteil der Nukleosomen. Nach Auswaschen des nicht-gebundenen
Peroxidase- Konjugates wird der Anteil der im Immunkomplex fixierten Peroxidase
mit
ABTS
(2,2’-Azino-di-[3-
ethylbenzthiazolin-sulfonat
(6)])
als
Substrat
photometrisch bestimmt.
Photometrisch werden die entsprechenden Platten ausgewertet. Per zugehörigem
Computerprogramm können die erhaltenen Absorptionswerte ermittelt werden (37).
21
Material und Durchführung
Herstellung der Zellkulturen und Kulturbedingungen
FRTL-5-Zellen
Für die Versuche wurden FRTL-5 Zellen („Fisher rat thyrocytes cell line no. 5“)
verwendet. Die Zellen wurden kultiviert in Coon´s Medium mit Ham´s F-12
Modifikation, bestehend aus 1% Penicillin/Streptomycin (10.000 Units/10 mg/ml),
1% Glutamin (200 mM), 5% neugeborenen Kälberserum, 3,3% Natriumbicarbonat
und einem Hormoncocktail aus Glycyl-Histidin-L-Lysin (1 µg/ml), Hydrocortison
(0,362 µg/ml), Insulin (1 mg/ml), Transferrin (500 µg/ml), Somatostatin (1 µg/ml) und
0,5% bovinem TSH (5 mU/ml). Die Zellen wurden bei 37°C unter 5%iger CO2Atmosphäre im Brutschrank in 75 cm2 Kulturflaschen mit 20 ml Medium kultiviert.
Sie wurden mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen (kein Iod, 10 µg Iod/ml, 50 µg
Iod/ml oder 150 µg Iod/ml) versehen. Das Kulturmedium wurde alle 48 bis 72
Stunden sowie direkt vor Versuchsdurchführung gewechselt. Umgesetzt wurden die
Zellen bei einer 70-80%igen Konfluenz. Die Experimente wurden an Kulturen
durchgeführt die zum Zeitpunkt der Versuchsdurchführung 60-70% konfluent waren.
Zu diesem Zeitpunkt lag eine Kultivierungszeit von 21 ± 5 Tagen vor. Bei jedem
Mediumwechsel wurde anschließend Iod in der entsprechenden Menge zugegeben
und die Zellen mit diesem Iod über die genannten 21 ± 5 Tage kultiviert, bevor die
Versuche starteten.
HaCaT-Zellen
Für die Versuche wurden zudem HaCaT-Zellen („human adult low calcium
temperature keratinocytes“) verwendet. Die Zellen wurden kultiviert in DMEM High
Glucose,
welche
versetzt
wurde
mit
Glutamin,
10%
FCS
und
Antibiotika/Antimykotika. Die Zellen wurden bei 37°C unter 5%iger CO2-Atmosphäre
im Brutschrank in 75 cm2 Kulturflaschen mit 20 ml Medium kultiviert. Die Zellen
wurden mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen (kein Iod oder 150 µg Iod/ml)
versehen. Das Kulturmedium wurde alle 48 bis 72 Stunden sowie direkt vor
Versuchsdurchführung gewechselt. Umgesetzt wurden die Zellen bei einer 7080%igen Konfluenz. Die Experimente wurden ebenfalls an Kulturen durchgeführt die
zum Zeitpunkt der Versuchsdurchführung 60-70% konfluent waren. Zu diesem
Zeitpunkt lag eine Kultivierungszeit von 21 ± 5 Tagen vor. Bei jedem
Mediumwechsel wurde anschließend Iod in der entsprechenden Menge zugegeben
und die Zellen mit diesem Iod über die genannten 21 ± 5 Tage kultiviert, bevor die
Versuche starteten.
22
Material und Durchführung
Vorbereitung der FRTL-5-Zellen für die Versuche
Für die Versuche wurden die Zellen einen Tag vor Versuchsdurchführung aus dem
Zellverband gelöst. Anschließend wurden die Zellen mit PBS ohne Magnesium und
Kalzium gespült, mit EDTA-Lösung versetzt und somit vereinzelt. Danach konnten
die Zellen mit 10 ml Medium in Zentrifugenröhrchen gegeben werden und für 10
Minuten bei 1000 U/min (200xg) zentrifugiert werden. Nach dem Dekantieren der
überstehenden Flüssigkeit erhielt man die komplett voneinander gelösten Zellen.
Die Zellen wurden in einer Fuchs-Rosenthal-Zählkammer gezählt und jeweils 3*105
Zellen entnommen und in 10 ml Kulturmedium gegeben. Von der so erhaltenen
Zellsuspension wurden jeweils 100 µl in ein well der 96-well-Mikrotiterplatte gefüllt.
Die Mikrotiter-Platte wurde für 24 Stunden im Brutschrank kultiviert. Nach den 24
Stunden erhielten die Zellen kurz vor Durchführung des Versuches noch einmal
100 µl Kulturmedium. In einer Wärmebox wurden die Zellen zum Versuchsaufbau
transportiert.
Vorbereitung der HaCaT-Zellen für die Versuche
Die HaCaT-Zellen wurden analog der FRTL-5-Zellen für die Versuche vorbereitet.
23
Material und Durchführung
Durchführung der Versuche
Externe Bestrahlung
Die Zellen wurden (bis auf die Kontrollgruppen) in der Klinik und Poliklinik für
Strahlentherapie der Universität zu Köln von Herrn Dr. Wolfgang Baus in einem
Linearbeschleuniger
bestrahlt.
Der
Großteil
der
Versuche
wurde
im
Linearbeschleuniger „Elekta SL 75-5 linear accelerator“ durchgeführt. Hierbei hatte
das Bestrahlungsfeld eine Größe von 38x38 cm2, die Plattendicke betrug 1,5 cm
(Halterung + 0,5 cm PS), der Fokus-Messpunkt-Abstand (SSD) 58,5 cm. Zusätzlich
wurden 10 cm Polystyrol-Platten (PS) als Rückstreumaterial verwendet. Da dieses
Gerät vor Abschluss aller Versuche einen Defekt hatte, wurden die restlichen
Versuche im Linearbeschleuniger „Elekta SLi linear accelerator“ ausgeführt. Hierbei
hatte das Bestrahlungsfeld eine Größe von 36x36 cm2, die Plattendicke betrug 2,0
cm (Halterung + 1,0 cm PS), der Fokus-Messpunkt-Abstand (SSD) 57,2 cm.
Zusätzlich wurden 7 cm PS Rückstreumaterial verwendet.
In beiden Fällen erfolgte eine isozentrische Bestrahlung, d.h. es wurde mittels der
Mehr-Felder-Technik aus unterschiedlichen Winkeln Teildosen appliziert. Um zu
erreichen, dass die Zellen unter den gleichen Bestrahlungsbedingungen bestrahlt
werden, wurde ein spezielles Bestrahlungsverfahren gewählt: Alle Zellen wurden
zusammen in das Bestrahlungsfeld gebracht und die Bestrahlung wurde begonnen.
Beim
Erreichen
der
kleinsten
gewünschten
Bestrahlungsdosis
wurde
die
Bestrahlung unterbrochen und die entsprechenden Zellen aus dem Bestrahlungsfeld
genommen wurden. Anschließend wurde die Bestrahlung fortgesetzt bis zur
nächsten erwünschten Bestrahlungsdosis, bei der wieder Zellen aus dem
Bestrahlungsfeld genommen. Insgesamt konnten so pro Bestrahlungsvorgang acht
Bestrahlungsdosen erreicht werden.
Bei den ersten Versuchen wurden die Bestrahlungsdosen auf 0,01 Gy, 0,11 Gy, 1,0
Gy, 4,4 Gy, 9,6 Gy, 21 Gy, 45,8 Gy, 96 Gy und 100 Gy festgesetzt. Während der
Arbeit wurde beschlossen, die Zellen höheren Strahlendosen auszusetzten, so dass
die Bestrahlungsdosen auf 1 Gy, 5 Gy, 12,5 Gy, 25 Gy, 50 Gy, 100 Gy, 200 Gy und
400 Gy erhöht wurden. Die ausgesuchten Bestrahlungsdosen sollten als Beispiel für
den gesamten Bestrahlungsraum stehen.
24
Material und Durchführung
Interne Bestrahlung
Die Zellen wurden analog der externen Bestrahlung vorbereitet. Die einzelnen wells
der Mikrotiterplatte wurden mit radioaktivem Iod beimpft. Dabei wurde mit vier
verschiedenen Bestrahlungdosen gearbeitet (0,1 MBq/ml, 1,0 MBq/ml, 10 MBq/ml
und 50 MBq/ml).
Untersuchung der strahleninduzierten Zellschäden
Im Anschluss an die Bestrahlung wurden die Zellen für 24 Stunden im
Wärmeschrank untergebracht, um den Zellen eine Chance zur Regeneration zu
geben. Anschließend wurden die Zellen entnommen, um die strahleninduzierten
Zellschäden zu untersuchen.
Die Versuchsauswertung wurde mit Hilfe des „Cell Death Detection ELISA plus,
10 x“ (CDDT) der Firma Roche nach der beigelegten Versuchsanleitung
durchgeführt. Für jede bestrahlte 96-well-Platte wurden zwei ELISA-Platten
angelegt, um jeweils Apoptose und Nekrose getrennt voneinander beurteilen zu
können. Nach Abschluss des ELISA wurden die Platten mit Hilfe des „Tecan
Spectra Classic Plate Reader“ bei 405 nm (Referenzwellenlänge 492nm)
ausgewertet und die Ergebnisse im Programm „Magellan™ - Data Analysis
Software“ der Firma Tecan dargestellt. In das Programm „Microsoft Excel 2007“
wurden die Daten schließlich eingelesen und dort weiter bearbeitet.
25
Material und Durchführung
Die Aufteilung der Zellen auf den Mikrotiterplatten war dabei wie folgt gegeben:
Abbildung 1: Mikrotiterplatte
Blau:
Orange:
Grün:
Weiß:
Negativkontrollen
Untersuchte Proben
(Ziffern 2-11 mit den verschiedenen
Bestrahlungskonzentrationen, A-H sind
die verschiedenen Probe pro Bestrahlungskonzentration)
Positivkontrolle
Background
26
Material und Durchführung
Berechnung der Versuchsergebnisse
Zur Berechnung der Versuchsergebnisse wurde ein Mittelwert aus den acht
Einzelwerten der Negativkontrolle gebildet. Zudem wurden die vier den Background
darstellenden Werte gemittelt.
Ähnlich wurde mit den Probenwerten vorgegangen: Alle Werte, die einer
Bestrahlungskonzentration angehörten, wurden gemittelt.
Der jeweilige Apoptose- oder Nekrosefaktor wurde nach folgender Rechnung
berechnet:
Fi=
(Xₐ-BG)
(Xₒ-BG)
i
= Bestrahlungskonzentration
Fi
= Anreicherungsfaktor bei einer bestimmten
Bestrahlungskonzentration
(Xa)
= Mittelwert der zusammengehörenden Proben
Xo
= Mittelwert der Negativkontrollen
BG
= Background
27
Ergebnisse
Ergebnisse
Camptothecin-Test
Camptothecin ist ein zelltoxisches Alkaloid, welches in der Lage ist, das Enzym
Topoisomerase I zu hemmen. Wird dieses Enzym gehemmt, so kommt es zu hohen
Torsionskräften
an
der
DNA-Doppelhelix,
während
sich
diese
für
den
Ablesevorgang entspiralisiert. Normalerweise würde die Topoisomerase I diese
Kräfte mindern, indem sie ATP-unabhängige Einzelstrangbrüche induziert und diese
am Ende des Vorgangs wieder verschließt.
Durch die Zugabe von Camptothecin kommt es nun zu einer Stabilisierung des
Topoisomerase-I-DNA-Komplexes. Der Wiederverschluss der DNA nach dem
Ablesevorgang
kann
nicht
mehr
durchgeführt
werden.
Neben
den
Einzelstrangbrüchen kommt es durch die wirkenden Kräfte zu Doppelstrangbrüchen,
welche schließlich zur Apoptose führen. Die Wirksamkeit von Camptothecin ist auf
die S-Phase des Zellzyklus, der Phase in der auch die DNA-Synthese stattfindet,
beschränkt (20).
In den Versuchen soll mit Hilfe des Camptothecin-Testes geprüft werden, ob die
Zellen grundsätzlich in der Lage sind, in Apoptose zu gehen. Dies zeigt schließlich,
ob die Versuche, die durchgeführt wurden, überhaupt aussagekräftig sind.
Für die Versuchsdurchführung wurden FRTL-5-Zellen ausgewählt. Eine Gruppe
wurde komplett ohne Iod inkubiert, die andere Gruppe wurde mit 10 µg Iod/ml
inkubiert. Camptothecin wurde in den Konzentrationen 0,1 mg/ml, 1 mg/ml, 2 mg/ml
oder 4 mg/ml zugegeben. Vier Stunden nach der Zugabe wurde der CDDT
durchgeführt.
Die Berechnung der Versuchsergebnisse erfolgte, wie bereits unter Material und
Durchführung beschrieben.
28
Ergebnisse
Camptothecin-Test
Camptothecin-Test mit FRTL-5-Zellen ohne Iod
.
Abbildung 2: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert wurden und anschließend mit Camptothecin in
vier verschiedenen Konzentrationen versetzt wurden.
Camptothecin-Test mit FRTL-5-Zellen mit 10 µg Iod/ml
Abbildung 3: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, welche mit 10 µg Iod/ml Iod inkubiert wurden und anschließend mit
Camptothecin in vier verschiedenen Konzentrationen versetzt wurden.
29
Ergebnisse
Bestrahlung der FRTL-5- Zellen im Linearbeschleuniger
Verhalten der Negativkontrollen
Bei jeder Versuchsreihe wurde jeweils eine Negativkontrolle mitbestimmt, welche
zwar mit Iod versetzt und inkubiert, jedoch nicht im Linearbeschleuniger bestrahlt
wurde.
Da auch schon die Negativkontrollen eine Aussage über den Einfluss von Iod auf
FRTL-5-Zellen liefern, werden alle erhaltenen Negativkontrollen aus den jeweiligen
Versuchen einmal zusammen aufgeführt.
Zur Berechnung wurden hier die erhaltenen Werte als Probenwerte genommen und
der dazugehörige Background abgezogen.
Abbildung 4: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen mit den angegebenen Mengen an Iod.
Man erkennt, dass Iod einen Einfluss auf die Apoptose der FRTL-5 Zellen hat. Mit
steigender Iodkonzentration sinkt die Apoptose der Zellen.
Der Apoptosefaktor bleibt bei allen Iodkonzentrationen relativ niedrig. Jedoch ist die
Abnahme deutlich ersichtlich.
Da
es
anscheinend
einen
physiologischen
Zusammenhang
zwischen
Iodkonzentration und Apoptose gibt, wird in den folgenden Versuchen die
Negativkontrolle heraus gerechnet, um die Ergebnisse nicht hierdurch zu
verfälschen.
30
Ergebnisse
Vergleich der Apoptose bei Zellen ohne Iod
Abbildung 5: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 10 µg Iod/ml
Abbildung 6: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, mit 10 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
31
Ergebnisse
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 50 µg Iod/ml
Abbildung 7: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, mit 50 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml
Abbildung 8: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
32
Ergebnisse
Auswertung der Apoptosen bei FRTL-5-Zellen
In den Einzelversuchen erkennt man einen deutlichen Zusammenhang zwischen
steigender Strahlendosis und steigender Apoptose.
Um beurteilen zu können, ob die jeweilige Iodkonzentration einen Einfluss auf die
Apoptose hat, wurden die Apoptosen bei den unterschiedlichen Iodkonzentrationen
zusammen dargestellt:
Abbildung 9: Apoptose FRTL-5-Zellen, mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen, welche mit
den angegebenen Strahlendosen exponiert wurden.
Auf den ersten Blick erkennt man deutlich, dass Iod einen relevanten Einfluss auf
die Apoptose der Zellen ausübt.
Bis zu einer Strahlendosis von 25 Gy verlaufen die Apoptosen bei den
unterschiedlichen Iodkonzentrationen einigermaßen parallel, es ist kein relevanter
Unterschied auszumachen.
Ab 50 Gy erkennt man, dass die Apoptoserate mit steigender Iodkonzentration bei
gleicher Strahlendosis abnimmt. Dieser Trend ist ab 200 Gy besonders deutlich
sichtbar. Sowohl bei 200 Gy, als auch bei 400 Gy erkennt man eindrucksvoll, dass
die Apoptoserate mit steigender Iodkonzentration sich negativ reziprok zur
Iodkonzentration verhält.
33
Ergebnisse
Bestrahlung der FRTL-5- Zellen im Linearbeschleuniger
Nekrose der Negativkontrollen
Adäquat zur Apoptose wurden auch bei der Nekrose die Negativkontrollen
ausgewertet.
Abbildung 10: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen mit den angegebenen Mengen an Iod.
Man erkennt, dass Iod einen Einfluss auf die Nekrose der FRTL-5 Zellen hat. Mit
steigender Iodkonzentration sinkt die Nekrose der Zellen zunächst um dann bei
150 µg/ml deutlich anzusteigen.
Die Nekrose bleibt bei allen Iodkonzentrationen relativ niedrig. Jedoch ist die
Abnahme der Nekrose deutlich ersichtlich.
34
Ergebnisse
Vergleich der Nekrosen bei Zellen ohne Iod
Abbildung 11: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 10 µg Iod/ml
Abbildung 12: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, mit 10 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
35
Ergebnisse
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 50 µg Iod/ml
Abbildung 13: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, mit 50 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml
Abbildung 14: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
36
Ergebnisse
Auswertung der Nekrose bei FRTL-5-Zellen
Um beurteilen zu können, ob die jeweilige Iodkonzentration einen Einfluss auf die
Nekrose hat, wurden die Nekrosen bei unterschiedlichen Iodkonzentrationen
gemeinsam dargestellt:
Abbildung 15: Nekrose FRTL-5-Zellen, mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen, welche mit
den angegebenen Strahlendosen bestrahlt wurden.
Anhand der Graphen ist zu erkennen, dass ab 100 Gy die Nekroserate mit steigender
Bestrahlungsdosis zunimmt. Bis zu 100 Gy ist ein solcher Trend aufgrund der großen
Streuung nicht eindeutig erkennbar.
Es ist fast durchgehend zu erkennen, dass bei allen Bestrahlungsdosen die Zellen,
welche mit 150 µg Iod inkubiert waren, am wenigsten in Nekrose gehen, während die
Zellen ohne Iod am meisten in Nekrose übergehen.
Die Zellen, welche mit 10 µg und 50 µg Iod inkubiert waren, zeigen einen etwas
unregelmäßigen Verlauf. Bei 100 Gy haben die FRTL-5-Zellen mit 50 µg Iod eine
Spitze, während die FRTL-5-Zellen mit 10 µg Iod diese Spitze bei 400 Gy zeigen.
Grob lässt sich jedoch erkennen, dass Iod einen Einfluss auf die Nekrose hat und mit
steigender Iodkonzentration die Nekrose bei gleichbleibender Bestrahlungsdosis
abnimmt.
37
Ergebnisse
Bestrahlung von HaCaT-Zellen im Linearbeschleuniger
Vergleich der Apoptosen bei Hautzellen
Um herauszufinden, ob die bisher erworbenen Ergebnisse ein spezielles Phänomen
von Schilddrüsenzellen sind oder ob es ein Effekt durch z.B. die toxischen
Eigenschaften des Iod ist, wurden zusätzlich Hautzellen mit Iod versetzt und
bestrahlt.
Hierfür wurden HaCaT-Zellen (human adult low calcium temperature keratinocytes),
humane Keratinozyten, ausgewählt. Diese wurden, analog zu den Versuchen mit
FRTL-5-Zellen, mit Iod versetzt, im Inkubator für ungefähr 21 Tage inkubiert und
anschließend im Linearbeschleuniger bestrahlt.
Vergleich der Apoptosen bei Hautzellen
Es wurden Hautzellen einmal ohne Iod und einmal mit 150 µg Iod/ml im
Linearbeschleuniger bestrahlt und mit Hilfe des ELISA die Apoptose jeweils
bestimmt.
38
Ergebnisse
Vergleich der Apoptose bei Zellen ohne Iod
Abbildung 16: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von HaCaT-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Apoptose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml
Abbildung 17: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von HaCaT-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
39
Ergebnisse
Vergleich der Nekrose bei Hautzellen
Jeweils parallel zu den Apoptosen wurden auch die Nekrosen bestimmt.
Vergleich der Nekrose bei Zellen ohne Iod
Abbildung 18: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von HaCaT-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
Vergleich der Nekrose bei Zellen mit 150 µg Iod/ml
Abbildung 19: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von HaCaT-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen Strahlendosis.
40
Ergebnisse
Auswertung der Bestrahlung von HaCaT-Zellen im Linearbeschleuniger
Bei den bestrahlten HaCaT-Zellen wurde ein gleiches Vorgehen wie bei den FRTL5-Zellen gewählt.
Die Ergebnisse zeigen bei den Apoptosen der HaCaT-Zellen folgendes:
Abbildung 20: Apoptose HaCaT-Zellen, mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen, welche mit
den angegebenen Strahlendosen bestrahlt wurden.
Die Auswertung der Apoptose sowohl bei den Zellen ohne Iod als auch bei den
Zellen mit 150 µg Iod/ml ergibt, dass es einen fast gleichen Verlauf der Apoptose in
Abhängigkeit von der Bestrahlungsdosis gibt. Bei beiden Versuchen steigt der
Anreicherungsfaktor der Apoptose bis zu einer Strahlendosis von 25 Gy linear zur
Dosis an. Ab 25 Gy sieht man, dass der Anreicherungsfaktor der Apoptose bei ca.
10 konstant bleibt.
41
Ergebnisse
Bei den HaCaT-Zellen zeigt sich folgendes Bild für die Nekrosen:
Abbildung 21: Nekrose HaCaT-Zellen, mit unterschiedlichen Iodkonzentrationen, welche mit
den angegebenen Strahlendosen bestrahlt wurden.
Bei den bestrahlten Hautzellen erkennt man, dass der Anreicherungsfaktor der
Nekrosen fast bei 0 liegt. Es werden nur minimal höhere Werte gemessen. Dies ist
sowohl bei den Zellen ohne Iod, als auch bei den Zellen mit 150 µg Iod/ml zu
erkennen.
42
Ergebnisse
Bestrahlung der FRTL-5- Zellen mit radioaktivem Iod ([131I])
Vergleich der Apoptose bei FRTL-5-Zellen
Da in dieser Arbeit bisher ausschließlich auf die externe Bestrahlung mittels
Linearbeschleuniger eingegangen wurde, wurden zum Vergleich mit der internen
Bestrahlung jeweils Schilddrüsen- und Hautzellen noch einmal mit radioaktivem Iod
versetzt, wie es auch in der Radioiodtherapie zum Einsatz kommt. Die Zellen
wurden jeweils einmal mit und einmal ohne Iod verwendet.
Abbildung 22: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Abbildung 23: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von FRTL-5-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt
wurden.
43
Ergebnisse
Vergleich der Nekrose bei FRTL-5-Zellen
Analog zu den restlichen Versuchen wurde auch bei den mit radioaktivem Iod
bestrahlten Zellen die Nekrose mitbestimmt.
Abbildung 24: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Abbildung 25: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von FRTL-5-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt
wurden.
44
Ergebnisse
Auswertung der Bestrahlung von FRTL-5-Zellen mit radioaktivem Iod
Zum Vergleich der bei der externen Bestrahlung erhaltenen Anreicherungsfaktoren
wurden die Zellen in einem Vergleichsversuch mit radioaktivem Iod ([131I])
bestrahlt. Dabei wurden einmal Zellen ohne Iod und einmal Zellen mit 150 µg Iod/ml
inkubiert und anschließend für 24 Stunden mit radioaktivem Iod versetzt. Danach
fand eine ELISA- Auswertung statt.
Abbildung 26: Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche mit verschiedenen Iodkonzentrationen
inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Im Trend erkennt man, dass sowohl bei den Zellen mit 150 µg Iod/ml als auch bei
den Zellen ohne Iod der Anreicherungsfaktor der Apoptose mit steigender
Bestrahlungsdosis des [131I] ansteigt. Hierbei zeigt sich in beiden Versuchen ein
annähernd linearer Verlauf.
Abbildung 27: Nekrose von FRTL-5-Zellen, welche mit verschiedenen Iodkonzentrationen
inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
45
Ergebnisse
Sowohl bei den Zellen ohne Iod als auch bei den Zellen mit 150 µg Iod/ml erkennt
man keine Anreicherung unabhängig von der Bestrahlungsdosis.
46
Ergebnisse
Bestrahlung der HaCaT- Zellen mit radioaktivem Iod ([131I])
Vergleich der Apoptose bei HaCaT-Zellen ohne Iod
Auch HaCaT-Zellen wurden mit radioaktivem Iod ([131I]) bestrahlt, um einen
Vergleich
zu
haben,
ob
die
beobachteten
Apoptose-
und
Nekrose-
Anreicherungsfaktoren spezifisch für die FRTL-5-Zellen zu sein scheint oder ob es
ein genereller Effekt des radioaktiven Iods ist.
Abbildung 28: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von HaCaT-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Abbildung 29: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Apoptose
von HaCaT-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt
wurden.
47
Ergebnisse
Vergleich der Nekrose bei HaCaT-Zellen
Parallel wurde auch hier jeweils die Nekrose mitbestimmt.
Abbildung 30: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von HaCaT-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Abbildung 31: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors der Nekrose
von HaCaT-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt
wurden.
48
Ergebnisse
Auswertung der Bestrahlung von HaCaT-Zellen mit radioaktivem Iod
Auch HaCaT-Zellen wurden mit radioaktivem Iod bestrahlt, nachdem sie zuvor
inkubiert waren. Dabei wurde eine Gruppe ohne Iod und eine Gruppe mit
150 µg Iod/ml inkubiert.
Abbildung 32: Apoptose von HaCaT-Zellen, welche mit verschiedenen Iodkonzentrationen
inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Zu erkennen ist, dass sowohl bei den Zellen mit Iod als auch bei den Zellen ohne
Iod bis zu einer Dosis von 10 MBq/ml fast kein Anstieg des Anreicherungsfaktors
der Apoptose feststellbar ist.
Ab einer Strahlendosis von 50 MBq/ml erkennt man einen plötzlichen leichten
Anstieg.
Abbildung 33: Nekrose von HaCaT-Zellen, welche mit verschiedenen Iodkonzentrationen
inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden.
Bei beiden Versuchen ist zu sehen, dass der Anreicherungsfaktor unabhängig von
der Bestrahlungsdosis bei ca. 1 liegt. Ein minimaler Anstieg deutet sich bei 50
MBq/ml an.
49
Ergebnisse
Ergebnisauswertung
Camptothecin-Test
Bei den durchgeführten Versuchen kann man erkennen, dass die FRTL-5-Zellen
unabhängig von der Iodmenge in der Lage sind, in Apoptose zu gehen. Dabei steigt
die Apoptoserate mit steigender Camptothecin-Zugabe.
Die erreichten Apoptosewerte sind bei den Zellen mit Iod nur unwesentlich kleiner
als bei den Zellen ohne Iod.
Apoptose der Negativkontrollen
Um die physiologischen Apoptosewerte nicht mit in die Versuchsergebnisse
einzubinden,
wurde
jeweils
eine
Negativkontrolle
durchgeführt.
Diese
Negativkontrolle wurde parallel zu den Versuchszellen inkubiert und mit der gleichen
Menge Iod versorgt. Statt die Zellen im Linearbeschleuniger zu bestrahlen wurden
die Zellen bis zur Auswertung im Wärmeschrank belassen. Bei der Auswertung
wurden die Negativkontrollen mit den gleichen Test-Kits ausgewertet wie die
bestrahlten Zellen.
Bei der Auswertung kann man erkennen, dass auch bei den Negativkontrollen
immer eine Apoptose vorliegt, welche ständig abläuft um geschädigte Zellen
auszusortieren.
Interessanterweise erkennt man, dass bei höheren Iodkonzentrationen eine
geringere Apoptose zu verzeichnen ist.
Es lässt sich die Vermutung äußern, dass die Zellen durch einen Iodmangel
empfänglicher für Schäden sind und dass aus diesem Grund eine höhere Apoptose
zu verzeichnen ist.
Es könnte auch durchaus möglich sein, dass die Zellen durch eine hohe
Iodkonzentration einen gewissen Schutz vor schädigenden Einflüssen haben und
aus diesem Grund weniger in Apoptose gehen müssen.
In den weiteren Versuchen wird nun, um keine Ergebnisverfälschung durch die
physiologische Apoptose zu haben, die Absorptionsrate der Negativkontrolle des
jeweiligen Versuches in Bezug gesetzt. Damit erhalten wir in den Versuchen jeweils
nur eine Aussage über die durch den Versuchsaufbau ausgelöste Apoptose.
50
Ergebnisse
Apoptosen der FRTL-5-Zellen
Bei allen Bestrahlungen erkennt man, dass eine Strahlendosis bis 25 Gy fast keinen
Einfluss auf die Apoptose zu haben scheint. Die Apoptosewerte bewegen sich leicht
oberhalb der physiologischen Apoptosewerte jedoch mit Werten bis 1 nicht wirklich
im aussagekräftigen Bereich.
Ab 25 Gy ist in den durchgeführten Versuchen ein deutlicher Anstieg der Apoptose
zu verzeichnen.
Der Anstieg der Apoptose ist jedoch bei den verschiedenen Iodmengen
unterschiedlich. Mit je weniger Iod die Zellen inkubiert waren, desto steiler steigt die
Apoptose bei steigender Bestrahlungsdosis an. Bei den Zellen mit Iod erkennt man
bis einschließlich 400 Gy eine Zunahme der Apoptose. Die ohne Iod inkubierten
Zellen zeigen ab 200 Gy nur noch eine minimale Steigerung der Apoptose.
Möglicherweise wird hier eine maximale Sättigung erreicht, so dass die Zellen keine
Möglichkeit mehr haben, ihre Apoptose weiter zu steigern.
Doch nicht nur der Anstieg der Apoptose scheint von der Iodmenge abhängig, auch
die maximal erreichte Apoptose bei 400 Gy ist wahrscheinlich Iodmengen-abhängig
oder wird durch die Iodmenge zumindest mit beeinflusst.
Es scheint einen exponentiellen Zusammenhang zwischen Iodmenge und Apoptose
zu geben. Je höher die Iodmenge, desto niedriger ist die Apoptose bei 400 Gy.
Eine mögliche Erklärung ist, dass die Zellen durch die höhere Iodmenge vor der
zugeführten Bestrahlung besser geschützt sind und weniger geschädigt werden, so
dass keine Apoptose ausgelöst werden muss. Eine andere Erklärung könnte sein,
dass die Zellen ein höheres Regenerationspotential besitzen und auch bei einer
höheren Bestrahlungsdosis noch eine erfolgreiche Reparatur des zugefügten
Schadens durchführen können.
Zusammenfassend kann
man
aus
den gewonnenen
Versuchsergebnissen
schließen, dass es einen Zusammenhang zwischen Iodmenge und Apoptose gibt.
Bis
zu
einer
Bestrahlungsdosis
von
25
Gy
haben
die
Zellen
genug
Regenerationspotential und werden nicht irreparabel geschädigt, die Apoptose
steigt nur minimal an. Ab 25 Gy steigt die Apoptose deutlich an. Je höher die vorher
zugeführte Iodmenge, desto weniger strahlensensibel reagieren die Zellen auf die
Bestrahlung.
51
Ergebnisse
Nekrosen der Negativkontrolle
Parallel zu den Apoptosen wurden jeweils die Nekrosen mitbestimmt um
herauszufinden, ob es einen direkten Strahlenschaden gibt, so dass die Zellen
sofort zugrunde gehen. Zusätzlich sollte geprüft werden, ob dieser direkte
Strahlenschaden abhängig ist von der zugeführten Iodmenge und/oder der
applizierten Strahlendosis.
Zu Beginn wurden, um die Nekrosen vergleichbar machen zu können, die
Negativkontrollen bestimmt.
Für die Auswertung der Versuche wurden die Zellen aus dem Wärmeschrank
genommen. Anschließend wurden sie für den Versuch aufbereitet. Hierbei wurden
die Zellen, welche die Nekrose zeigen sollten, ca. 1 Stunde vor den Zellen für die
Apoptose auf die Mikrotiterplatte aufgebracht. Anschließend sollten, laut Anleitung
im Test-Kit, die Zellen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Möglicherweise wurden
die Zellen hier, durch Kälte oder die schnelle Temperaturschwankung geschädigt,
so dass sie hierbei in Nekrose gingen.
Nicht außer Acht lassen sollte man, dass die Zellen möglicherweise auch durch
physiologische Umstände geschädigt werden könnten. Dabei sind sowohl
Verunreinigungen im Nährmedium, Einflüsse aus der Luft oder aus der Umgebung
im Wärmeschrank zu beachten.
Bei der Auswertung der bestrahlten Zellen wurde die jeweilige Nekrose der
Negativkontrolle aus dem Ergebnis herausgerechnet unter der Annahme, dass
diese Nekrose durch die Inkubationsbedingungen oder durch andere Einflüsse
bedingt seien.
52
Ergebnisse
Nekrosen der FRTL-5-Zellen
Da in allen Versuchen Zellen in Nekrose gehen, kann auf einen starken
Strahlenschaden mit direkter Zellzerstörung geschlossen werden.
Im Trend kann man erkennen, dass die Nekrose mit steigender Bestrahlungsdosis
zunimmt. Zusätzlich kann man ausmachen, dass die Nekrose mit steigender
Iodmenge im Trend sinkt.
Durch recht große Streuungen in einzelnen Versuchen und nicht einheitlichen
Ergebnissen ist die Aussagefähigkeit leicht eingeschränkt.
53
Ergebnisse
Apoptosen der HaCaT-Zellen
Es
wurden
zwei
Versuche
durchgeführt,
in
denen
HaCaT-Zellen
im
Linearbeschleuniger bestrahlt wurden. Einmal wurden die Zellen ohne Iod inkubiert,
einmal mit 150 µg Iod/ml.
HaCaT-Zellen besitzen keinen Rezeptor für Iod, so dass sich das Iod in freier Form
im Medium um die Zellen herum befindet.
Theoretisch dürfte das Iod keinen Einfluss auf die Apoptose der HaCaT-Zellen
haben. Aus diesem Grund sollte bei den Bestrahlungen eine annähernd gleiche
Apoptose herauskommen.
In den Versuchen konnte gezeigt werden, dass bei beiden Versuchen die Apoptose
mit steigender Bestrahlungsdosis ansteigt. Gleichzeitig erkennt man, dass beide
Versuchsreihen auch annähernd die gleichen Apoptosen aufweisen.
Dieses Ergebnis spricht dafür, dass die Apoptose nicht durch die Anwesenheit von
Iod
beeinflusst
wird.
Die
Apoptose
kommt
allein
durch
die
zugefügte
Bestrahlungsdosis zustande.
Übertragen auf die Schilddrüsenzellen kann man schließen, dass auch hier das Iod
selbst keinen zytotoxischen Effekt hat.
Nekrosen der HaCaT-Zellen
Auch scheint es keinen Einfluss von Iod auf die Nekrose der Zellen nach
Bestrahlung zu geben.
In beiden Versuchen lässt sich ein fast identischer Kurvenverlauf darstellen, der
anzeigt, dass die Nekrose weder durch die Iodmenge noch durch eine höhere
Bestrahlungsdosis ansteigt.
54
Ergebnisse
Bestrahlung der FRTL-5-Zellen mit radioaktivem Iod
Um vergleichen zu können, ob die Zellen auf interne Bestrahlung genauso reagieren
wie auf externe Bestrahlung wurden FRTL-5-Zellen nach der Inkubationszeit für 24
Stunden mit radioaktivem Iod versetzt.
Für die Apoptose zeigt sich ein linearer Verlauf, der erkennen lässt, dass die
Apoptose mit steigender Bestrahlungsdosis ansteigt. Gleichzeitig wird sichtbar, dass
die Zellen mit Iod seltener in Apoptose gehen als die Zellen ohne Iod. Analog zu der
externen Bestrahlung scheint auch hier ein protektiver Effekt seitens des Iods auf
die FRTL-5-Zellen eingetreten zu sein.
Für die Nekrose lässt sich kein Zusammenhang zwischen Iodmenge und/oder
Bestrahlungsdosis mit radioaktivem Iod zeigen.
55
Ergebnisse
Bestrahlung der HaCaT-Zellen mit radioaktivem Iod
Auch hier wurde ein Vergleich zwischen FRTL-5-Zellen und HaCaT-Zellen
durchgeführt, indem auch HaCaT-Zellen mit radioaktivem Iod versetzt wurden.
Bei der Auswertung des ELISA 24 Stunden nach Zugabe von radioaktivem Iod
zeigt sich, dass die Apoptose mit steigender Bestrahlungsdosis ansteigt. Es gibt
keinen deutlichen Unterschied zwischen den Zellen mit und ohne Iod. Da in allen
Versuchen Zellen in Nekrose gehen, kann auf einen starken Strahlenschaden mit
direkter Zellzerstörung geschlossen werden.
Bei der Nekrose ist in beiden Durchführungen zu erkennen, dass die Nekrose gleich
niedrig liegt, unabhängig von einer höheren Bestrahlungsdosis. Ein möglicher Effekt
des Iods ist nicht auszumachen.
56
Diskussion
Diskussion
Die zu Beginn formulierten Fragen, sollen im Folgenden diskutiert werden:
I.
Welchen Einfluss hat nicht-radioaktives Iod allgemein auf Schilddrüsenzellen?
II.
Reagieren Schilddrüsenzellen in Abhängigkeit von ihrer Iodversorgung
unterschiedlich auf ionisierende Strahlung?
III. Gibt es hierbei einen Unterschied zwischen externer Bestrahlung und
Bestrahlung mit radioaktivem Iod?
IV. Gehen die Zellen durch Bestrahlung eher in Apoptose oder in Nekrose?
I.
Welchen
Einfluss
hat
nicht-radioaktives
Iod
allgemein
auf
Schilddrüsenzellen?
Die Schilddrüse ist einer der wichtigsten Regulatoren im menschlichen Körper. Über
ihre Hormone T3 und T4, welche die Schilddrüse selber herstellt, reguliert die
Schilddrüse unter
anderem Wachstum
und Entwicklung
beim Kind,
den
Energiehaushalt des Menschen, ist mitverantwortlich für die Temperaturregulation,
organisiert den Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel mit, sie hat Einfluss auf
die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und auch Herz- und Kreislauffunktion
werden
von
ihr
mit
beeinflusst.
Für
die
Herstellung
der
wichtigen
Schilddrüsenhormone T3 und T4 benötigt die Schilddrüse essentiell Iod, welches oral
aufgenommen, im Darm resorbiert wird und damit ins Blutsystem gelangt.
Anschließend nimmt die Schilddrüse das Iod über NIS auf und beginnt mit dem
Umbau der Iodatome. Die Schilddrüse hat, um ausreichend Schilddrüsenhormone
herzustellen, einen täglichen Iodbedarf von ca. 200 µg (41).
In Deutschland leidet ein Großteil der Menschen an einer Iodmangelversorgung. Die
Schilddrüse hat zu wenig Iod zur Verfügung um ausreichend Schilddrüsenhormone
herzustellen. Diesen Mangel versucht sie zu kompensieren indem sie selber größer
wird und sich zu einer Struma entwickelt. Zur Vorbeugung einer Struma ist es in
Deutschland üblich, dass dem Speisesalz Iod zugesetzt wird, um so eine
ausreichende Iodversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
In den letzten Jahren hat man festgestellt, dass Iod nicht nur einen Einfluss auf die
Funktion
der
Schilddrüse
hat,
sondern
auch
eine
Wirkung
auf
die
Schilddrüsenzellen selber hat.
Sowohl in vivo (26;49), als auch in vitro (18) konnte man zeigen, dass Iod einen
inhibierenden Effekt auf Schilddrüsenzellen bzw. FRTL-5-Zellen hat. In niedrigen
Dosen konnte an Schweinefollikeln ein wachstumsfördernder Effekt gezeigt werden,
57
Diskussion
der bei höheren Ioddosen in einen proliferationshemmenden Effekt umschlägt
(10;17).
In der Klinik konnte festgestellt werden, dass ein Iodmangel zu einem
Schilddrüsenstruma führt, indem über eine mangelnde T3 und T4-Ausschüttung eine
erhöhte TSH-Produktion ausgelöst wird. Bei gleichzeitiger TSH-Überproduktion und
Iod-Mangel beginnt eine Schilddrüsenzellenhyperplasie und -hypertrophie. Die
Behandlung eines Schilddrüsenstrumas wird in Deutschland primär mit einer
Iodgabe begonnen. Dabei kommt es durch iod-induzierte Apoptose zu einer
Abnahme der Struma. Dieser Effekt konnte in verschiedenen Untersuchungen
nachgewiesen
werden
(48;50).
Zur
Auslösung
der
Apoptose
sind
in
Einzelzellkulturen recht hohe Ioddosen erforderlich (18;50).
In den hier durchgeführten Versuchen sollte die Apoptose nach Bestrahlung der
Schilddrüse untersucht werden. Da, wie von Golstein und Dumont gezeigt, schon
das Iod alleine eine Apoptose induzieren kann, wurde parallel zu jeder Bestrahlung
eine Negativprobe gemacht, damit die physiologische Apoptose, welche unter
anderem durch Iod ausgelöst wird, zu den Werten der bestrahlten Zellen in Bezug
gesetzt werden kann.
Bei allen Negativkontrollen konnte eine Absorptionsrate und damit eine Apoptose
nachgewiesen werden. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass bei den hier
verwendeten Iodmengen bis zu einer Menge von 150 µg Iod/ml keine erhöhte
Apoptose durch das Iod alleine provoziert werden konnte. Im Gegenteil konnte
festgestellt werden, dass die Zellen ohne Iod eine deutlich höhere Apoptose zeigten,
als die mit Iod versetzen Zellen. Dabei sank die Apoptose mit steigender Iodmenge.
Da stets Einzelzellkulturen verwendet wurden, ist davon auszugehen, dass bei einer
weiteren Steigerung der Iodkonzentration der von Goldstein und Dumont
beobachtete iod-induzierte Apoptoseeffekt auch hätte beobachtet werden können.
Erwartet hätte man, dass Iod Apoptose induziert. Schon bei den Negativkontrollen
konnte gesehen werden, dass dieser Effekt für die Iodmengen, die in diesen
Versuchsreihen gegeben wurden, nicht zu beobachten ist. Im Gegenteil ist eine
Apoptose-Abnahme bei höheren Ioddosen zu erkennen.
Die Ergebnisse der Bestrahlungen geben nun sogar Anlass zu der Vermutung, dass
Iod in den verabreichten Dosen sogar einen schützenden Effekt auf die
Schilddrüsenzelle hat, so dass diese weniger in Apoptose gehen. Auch ein
reparationssteigender Effekt könnte durch Iod ausgelöst sein, so dass die Zellen
mehr Potential haben, ihre Bestrahlungsschäden selbst zu reparieren.
Es liegt die Vermutung nahe, dass sich hier ein Dosis-abhängiger Iodeffekt zeigt:
Bis zu einer gewissen Ioddosis zeigt sich bei steigender Iodmenge ein protektiven
58
Diskussion
Effekt auf die Schilddrüsenzellen, so dass diese vor Bestrahlungsschäden geschützt
werden. Ab einer bestimmten Iodmenge schlägt dieser Effekt um in einen Apoptoseinduzierenden Effekt, der dann die Schilddrüsenzellen nicht mehr schützen kann.
Um dieser Vermutung weiter nachzugehen, müsste man in den hier durchgeführten
Versuchen die Iodmenge weiter steigern und erneut Apoptosen bestimmen, da
bisher nur der protektiven Effekt nicht aber der Apoptose-induzierende Effekt
gesehen werden konnte.
Ein solcher dosis-abhängiger Iodeffekt konnte ebenfalls bei der Wachstumsrate
gesehen werden: Niedrige Ioddosen zeigen einen wachstumsfördernder Effekt,
höheren Ioddosen hingegen einen proliferationshemmenden Effekt (10;17).
Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Einfluss auf die
Wachstumsrate und der Apoptose: Bei niedrigeren Iodmengen wird die Zelle so
stimuliert, dass sie eine größere Wachstumsrate zeigt und dementsprechend wird
sie vor Apoptose geschützt, um nicht gleich wieder zugrunde zu gehen. Ab einer zu
hohen Iodmenge fungiert Iod als Apoptosetrigger und hemmt das Wachstum der
Zelle.
Vitale et al konnten anhand von Osteosarkomazellen und Fibroblasten zeigen, dass
Iod keinen generell apoptotischen Effekt hervorruft, sondern nur spezifisch bei
Schilddrüsenzellen.
Ähnliches konnte in den durchgeführten Versuchsreihen beobachtet werden.
Es wurden zur Kontrolle jeweils HaCaT-Zellen mit Iod versetzt, inkubiert und bei den
nicht bestrahlten Zellen die Apoptose bestimmt. Die HaCaT-Zellen zeigten
unabhängig von der zugeführten Iodmenge fast die gleichen Apoptosen. Aus
diesem Grund ist davon auszugehen, dass das Iod keinen Effekt auf die Zellen
ausgeübt hat, der dazu führte, dass die Zellen vermehrt in Apoptose gehen.
59
Diskussion
II.
Reagieren FRTL-5-Zellen in Abhängigkeit von ihrer Iodversorgung
unterschiedlich auf ionisierende Strahlung?
Die Arbeitsgruppe von Stiblar-Martincic fand im Jahr 1998 heraus, dass FRTL-5Zellen, welche bis zu einer Strahlendosis von 16 Gy bestrahlt wurden, in der Lage
sind ihre Strahlenschäden selbstständig zu reparieren. Ab 24 Gy konnte ein
irreversibler
Strahlenschaden
festgestellt
werden.
Stiblar-Martincic
et
al
untersuchten die Zellen in einem Zeitrahmen von 7-21 Tagen nach der Bestrahlung.
Sie legten Wert auf die Morphometrie der Zellen nach der Bestrahlung (46).
Die Feststellung von Stiblar-Martincic trifft in gleicher Weise auch auf die Ergebnisse
der hier durchgeführten Bestrahlungen zu.
In durchgehend allen Versuchen konnte bei Bestrahlungsdosen bis ca. 25 Gy
beobachtet
werden,
dass
die
Apoptose
nur
wenig
ansteigt.
Da
die
Ergebnisauswertung jeweils 24 Stunden nach Versuchsdurchführung stattfand, liegt
die
Vermutung
nahe,
dass
die
Zeit
ausgereicht
hat,
um
erste
Reparationsmechanismen in Gang zu setzen, so dass nur wenige Zellen in
Apoptose bzw. Nekrose gehen konnten.
Ab Werten über 25 Gy wurde überwiegend ein deutlicher Anstieg in der Apoptose
und Nekrose sichtbar, so dass dies ein möglicher Hinweis auf irreperable Schäden
sein kann. Diese Beobachtung konnte sowohl bei den Zellen ohne Iod als auch bei
denen mit Iod gemacht werden. Diese Beobachtung könnte darauf schließen
lassen, dass die natürlichen Reperationsmechanismen durch Iod nicht wesentlich
beeinflusst werden.
Man konnte feststellen, dass es mit steigender Iodmenge zu deutlich weniger
Apoptose kommt. Dementsprechend wurde bei gleicher Bestrahlungsdosis bei den
Zellen ohne Iod eine deutlich höhere Apoptose ausgelöst, als bei den mit Iod
vorbehandelten und bestrahlten Zellen.
Dieses Ergebnis bedeutet, dass Iod einen Einfluss auf die Strahlensensibilität der
FRTL-5-Zellen hat, die Zellen reagieren anders auf die Bestrahlung. Die besser mit
Iod versorgten Zellen zeigten durchweg eine geringe Strahlensensibilität, da sie
auch über einen breiten Dosisbereich deutlich weniger in Apoptose und Nekrose
gegangen sind. Möglicherweise schützt Iod, in den hier verabreichten Mengen bis
150
µg/ml,
die
Zellen
vor
der
Reparationsmechanismen.
60
Bestrahlung
und/oder
fördert
Diskussion
III. Gibt es hierbei einen Unterschied zwischen externer Bestrahlung und
Bestrahlung mit radioaktivem Iod?
Auch bei den mit [131I] bestrahlten Zellen zeigte sich ein ähnliches Bild.
Die mit 150 µg Iod/ml versorgten Zellen gingen deutlich weniger in Apoptose als die
Zellen, welche ohne Iod vorbehandelt waren.
Dieser Effekt ist in der Radioiodtherapie schon länger bekannt. Bei der
Radioiodtherapie konnte man gehäuft feststellen, dass Menschen, die an einem
Iodmangel leiden, mit einer niedrigeren Strahlendosis behandelt werden können als
Menschen, die eine gut mit Iod versorgte Schilddrüse haben (33).
Auch dies lässt auf einen protektiven Effekt des Iodes schließen. Damit liegt die
Vermutung nahe, dass Iod die Zelle so gut schützt, dass sie sowohl einen Beta- und
Gammastrahler, wie es das radioaktive Iod ist, als auch hochenergetische
Photonenstrahlen aus dem Linearbeschleuniger weniger geschädigt überstehen
kann.
61
Diskussion
IV. Gehen die Zellen durch Bestrahlung eher in Apoptose oder in Nekrose?
Ähnlich wie für die Apoptose zeigte sich für die Nekrose, dass mit steigender
Iodversorgung die Zellen nach externer Bestrahlung weniger in Nekrose gehen.
Die Nekrosen waren im Durchschnitt ähnlich hoch wie die Apoptosen. Jedoch muss
man betrachten, dass die Nekrosewerte deutlich stärker streuen als die
Apoptosewerte. Zusätzlich zeigen sich bei mehreren Bestrahlungen mit der gleichen
Iodmenge keine einheitlichen Ergebnisse. Es lässt sich zwar ein Trend ausmachen,
jedoch ist eine definitive Aussage darüber, ob die Nekrose höher liegt als die
Apoptose, nicht möglich.
Marx et al konnten zeigen, dass bei niedrigen Dosen an radioaktivem Iod die Zellen
hauptsächlich in Apoptose übergehen, während sie bei höheren Bestrahlungsdosen
vermehrt in Nekrose gehen (27).
In den durchgeführten Bestrahlungen mit [131I] konnte hier gesehen werden, dass
die Apoptose mit steigender [131I]-Zugabe ansteigt. Die Nekrose zeigt sich jedoch
unabhängig von der zugesetzten Menge an radioaktivem Iod.
Diese Beobachtung lässt sich aus diesem Grund teilweise mit Marx übereinbringen:
Bis zu einer Bestrahlungsdosis von 50 MBq/ml kann man in den durchgeführten
Versuchen hauptsächlich Apoptose und kaum Nekrose sehen. Möglicherweise
steigt bei einer höheren Bestrahlungsdosis die Nekrose noch mehr an, so dass
diese dann höher liegt als die Apoptose.
Auch der Zeitfaktor könnte das unterschiedliche Ergebnis erklären: Marx
untersuchte die Zellen 2 Tage nach Applikation des radioaktivem Iod. Hier wurden
die Zellen bereits nach 24 Stunden untersucht. Eine mögliche Erklärung wäre, dass
die Zellen noch im Prozess der Apoptose- und Nekroseeinleitung waren und
deshalb der ELISA nicht die kompletten Raten detektieren konnte.
So lässt sich keine Antwort auf die Frage, ob die Zellen bei höherer
Bestrahlungsdosis mehr in Apoptose oder Nekrose gehen, geben.
62
Diskussion
Ausblick
Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zeigen verschiedene Aspekte:
-
FRTL-5-Zellen werden bis zu einer Iodmenge von 150 µg/ml geschützt und
gehen weniger in Apoptose
-
Dieser Effekt lässt sich bei HaCaT-Zellen nicht hervorrufen, so dass von einem
FRTL-5-spezifischen Effekt auszugehen ist
-
Iod schützt FRTL-5-Zellen auch vor Bestrahlung, so dass bis zu einer
Strahlendosis von 400 Gy Zellen mit Iod deutlich weniger in Apoptose gehen, als
Zellen ohne Iod oder mit weniger Iod
-
Dieser Effekt lässt sich auch bei radioaktivem Iod erkennen
-
Es lässt sich keine genaue Aussage über die Nekrosen machen, da diese stark
streuen und in mehreren Versuchen keine einheitlichen Ergebnisse erzielt
werden konnten
In weiterführenden Versuchen wäre es ratsam die Iodmenge noch weiter zu
steigern, da in der Literatur Hinweise darauf zu finden sind, dass Iod in hohen
Dosierungen einen gegenteiligen Effekt auf FRTL-5-Zellen hat. Möglicherweise
findet sich bei höheren Ioddosen ein Apoptose-steigernder Effekt auch unter
Bestrahlung.
Zudem wäre es sinnvoll, die Nekrose mit einem weiteren Auswertungsverfahren
erneut auszuwerten. Es wäre möglich, dass die Versuchsdurchführung des ELISA
zu den streuenden und nicht wiederholbaren Ergebnissen in der Nekrose führte und
mit einem anderen Untersuchungsverfahren einheitlichere Ergebnisse zu erreichen
wären.
63
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Schilddrüse ist ein Organ, dessen Zellen eine geringe Strahlensensibilität
zeigen, ebenso wie die Zellen von Herz, Hornhaut, Dickdarm, Magen, Blutgefäßen
und Speiseröhre. Im Gegensatz dazu zeigen zum Beispiel Embryonen und Feten,
Gonaden, das lymphatische System und Dünndarmepithel eine besonders hohe
Strahlensensibilität.
Trotz der nicht so hohen Strahlensensibilität ist die Bestrahlung der Schilddrüse ein
sehr effektives Therapieverfahren bei Schilddrüsenerkrankungen. Sowohl eine
interne Bestrahlung als auch eine externe Bestrahlung ist bei der Schilddrüse
durchführbar.
Dass Iod einen Einfluss auf Schilddrüsenzellen hat, konnte sowohl in vitro als auch
in vivo schon festgestellt werden (2, 10, 18, 26, 49, 50).
Bei der Radioiodtherapie zeigte sich beispielsweise, dass Patienten, deren
Schilddrüse gut mit Iod versorgt ist, eine höhere Strahlendosis zu Therapiezwecken
benötigen als Patienten, die an einem Iodmangel leiden (33).
In der vorliegenden Arbeit wurde mit Hilfe eines ELISA FRTL-5 Zellen auf Apoptose
und Nekrose hin untersucht, nachdem sie zuvor intern oder extern bestrahlt wurden.
Festgestellt werden konnte, dass FRTL-5-Zellen durch Iod geschützt werden und
weniger in Apoptose und Nekrose übergehen.
Dieser Effekt lässt sich bei HaCaT-Zellen nicht hervorrufen, so dass von einem
FRTL-5-spezifischen Effekt auszugehen ist.
Iod schützt FRTL-5-Zellen auch vor Bestrahlung, so dass Zellen mit Iod deutlich
weniger in Apoptose gehen, als Zellen ohne Iod. Dieser Effekt lässt sich sowohl bei
Bestrahlung durch einen Linearbeschleuniger als auch bei radioaktivem Iod
erkennen.
Etwas schwieriger gestaltet sich die Aussage zur Nekrose, da hier keine
reproduzierbaren Ergebnisse erzielt werden konnten, die gegebenenfalls mit
anderen Untersuchungstechniken als dem ELISA besser erreicht werden können.
64
Literaturverzeichnis
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68
Abbildungsverzeichnis
Anhang: Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Mikrotiterplatte .......................................................................... 26
Abbildung 2: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert wurden und
anschließend mit Camptothecin in vier verschiedenen Konzentrationen versetzt
wurden. ........................................................................................................... 29
Abbildung 3: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche mit 10 µg Iod/ml Iod inkubiert wurden
und anschließend mit Camptothecin in vier verschiedenen Konzentrationen
versetzt wurden. .............................................................................................. 29
Abbildung 4: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen mit den angegebenen Mengen an Iod. ........ 30
Abbildung 5: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen
Strahlendosis................................................................................................... 31
Abbildung 6: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, mit 10 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 31
Abbildung 7: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, mit 50 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 32
Abbildung 8: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 32
Abbildung 9: Apoptose FRTL-5-Zellen, mit unterschiedlichen
Iodkonzentrationen, welche mit den angegebenen Strahlendosen exponiert
wurden. ........................................................................................................... 33
Abbildung 10: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen mit den angegebenen Mengen an Iod. .......... 34
Abbildung 11: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen
Strahlendosis................................................................................................... 35
Abbildung 12: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, mit 10 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 35
Abbildung 13: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, mit 50 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 36
Abbildung 14: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 36
69
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 15: Nekrose FRTL-5-Zellen, mit unterschiedlichen
Iodkonzentrationen, welche mit den angegebenen Strahlendosen bestrahlt
wurden. ........................................................................................................... 37
Abbildung 16: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von HaCaT-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen
Strahlendosis................................................................................................... 39
Abbildung 17: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von HaCaT-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 39
Abbildung 18: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von HaCaT-Zellen, ohne Iod, in Abhängigkeit von der jeweiligen
Strahlendosis................................................................................................... 40
Abbildung 19: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von HaCaT-Zellen, mit 150 µg Iod, in Abhängigkeit von der
jeweiligen Strahlendosis. ................................................................................. 40
Abbildung 20: Apoptose HaCaT-Zellen, mit unterschiedlichen
Iodkonzentrationen, welche mit den angegebenen Strahlendosen bestrahlt
wurden. ........................................................................................................... 41
Abbildung 21: Nekrose HaCaT-Zellen, mit unterschiedlichen
Iodkonzentrationen, welche mit den angegebenen Strahlendosen bestrahlt
wurden. ........................................................................................................... 42
Abbildung 22: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend
mit [131I] versetzt wurden................................................................................ 43
Abbildung 23: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und
anschließend mit [131I] versetzt wurden.......................................................... 43
Abbildung 24: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend
mit [131I] versetzt wurden................................................................................ 44
Abbildung 25: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von FRTL-5-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und
anschließend mit [131I] versetzt wurden.......................................................... 44
Abbildung 26: Apoptose von FRTL-5-Zellen, welche mit verschiedenen
Iodkonzentrationen inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden. .... 45
Abbildung 27: Nekrose von FRTL-5-Zellen, welche mit verschiedenen
Iodkonzentrationen inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden. .... 45
Abbildung 28: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von HaCaT-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend
mit [131I] versetzt wurden................................................................................ 47
Abbildung 29: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Apoptose von HaCaT-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und
anschließend mit [131I] versetzt wurden.......................................................... 47
70
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 30: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von HaCaT-Zellen, welche ohne Iod inkubiert und anschließend
mit [131I] versetzt wurden................................................................................ 48
Abbildung 31: Mittelwerte und Standardabweichung des Anreicherungsfaktors
der Nekrose von HaCaT-Zellen, welche mit 150 µg Iod/ml inkubiert und
anschließend mit [131I] versetzt wurden.......................................................... 48
Abbildung 32: Apoptose von HaCaT-Zellen, welche mit verschiedenen
Iodkonzentrationen inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden. .... 49
Abbildung 33: Nekrose von HaCaT-Zellen, welche mit verschiedenen
Iodkonzentrationen inkubiert und anschließend mit [131I] versetzt wurden. .... 49
71
Anhang
Lebenslauf
Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung
meiner Arbeit nicht veröffentlicht.
72
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