Universität Regensburg: Rohstoffstrategie Bayern

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Universität Regensburg
UNIVERSITÄT REGENSBURG
Nachhaltige Chemie ist an der Naturwissenschaftlichen
Fakultät für Chemie und Pharmazie der Universität Regensburg
in Forschung und Lehre durch zahlreiche Aktivitäten verankert.
Mitarbeiter mehrerer Lehrstühle forschen gemeinsam an neuen
Möglichkeiten Rohstoffe nachhaltiger zu nutzen und verstärkt
nachwachsende Rohstoffe zu verwenden. Folgende Themen
stellen die Schwerpunkte der Forschung dar.
Kontakt
Universität Regensburg
Institut für Organische Chemie
Universitätsstr. 31
93053 Regensburg
Chemische Photokatalyse
Internet: Institut für Organische
Chemie
Prof. Dr. Oliver Reiser
Oliver.Reiser(at)chemie.uni-r.de
Prof. Dr. Burkhard König
Burkhard.Koenig(at)chemie.uni-r.de
Die chemische Photokatalyse ist ein Schwerpunkt der
Forschung im Bereich der nachhaltigen Chemie in Regensburg.
Ziel der Aktivitäten, die Arbeitsgruppen und
Forschungsprojekte aus der organischen, anorganischen,
physikalischen und theoretischen Chemie sowie aus
Kooperationen mit Nachbaruniversitäten einschließen, ist es,
katalytisch-chemische Prozesse durch Nutzung von
Lichtenergie zu beschleunigen oder erst möglich zu machen.
Schlüsselschritt ist dabei eine photo-induzierte
Elektronenübertragung. Gemeinsames Element aller
untersuchten Katalysatoren ist ihr Aufbau aus einem
redoxaktiven Chromophor und einer Substratbindungsstelle.
Durch ein tieferes Verständnis der molekularen Vorgänge
chemischer Photokatalysen soll es möglich werden, diese
Technik rationaler und vielseitiger für chemische
Transformationen unter (Sonnen-) Lichteintrag anzuwenden.
Prof. Dr. Werner Kunz
Werner.Kunz(at)chemie.uni-r.de
Vision
An einem chemischen Katalysator läuft bei Belichtung eine
ansonsten endotherme oder kinetisch stark gehinderte
Reaktion ab. Ein Teil der eingestrahlten Lichtenergie wird zur
Überwindung kinetischer Barrieren genutzt und im Produkt
chemisch gespeichert. Es soll kein Modell des Photosyntheseprozesses entwickelt werden, sondern viel einfachere
chemisch-katalytische Verfahren, zunächst mit viel geringerer
Effizienz, die eine Umwandlung von Lichtenergie in chemisch
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gebundene Energie erlauben. Auch die direkte Photochemie
organischer oder anorganischer Substanzen ist nicht
Gegenstand der Untersuchungen.
Beispiele aus der gegenwärtigen Forschung
Visible-Light-Promoted Stereoselective Alkylation by
Combining Heterogeneous Photocatalysis with Organocatalysis
Metal-Free, Visible-Light-Mediated Direct C–H Arylation of
Heteroarenes with Aryl Diazonium Salts
Lange bekannte Xanthenfarbstoffe, wie das Eosin Y, und
grünes Licht ersetzen teure Metallkomplexe in
organokatalytischen asymmetrischen alpha-Alkylierungen von
Aldehyden: Metal-Free, Cooperative Asymmetric
Organophotoredox Catalysis with Visible Light
Die Oxidation von Alkoholen und Alkenen zu Aldehyden
gelingt besonders effizient durch Vitamin B2 (Riboflavin) als
Photokatalysator bei Bestrahlung mit blauem Licht.
Luftsauerstoff ist hier das Oxidationsmittel; die nötige Energie
wird durch das Licht bereit gestellt: Visible light flavin photooxidation of methylbenzenes, styrenes and phenylacetic acids
Die Dehalogenierung von Organochlor- und
Organobromverbindungen gelingt durch die Kombination von
Ru(bpy)3Cl2/1,5-Dimethoxynaphthalin als Photokatalysator und
Vitamin C als Reduktionsmittel: Visible-Light Photoredox
Catalysis: Dehalogenation of Vicinal Dibromo-, α-Halo-, and
α,α-Dibromocarbonyl Compounds
Chemisch-katalytische Verfahren zur Konversion von
nachwachsenden Rohstoffen
Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen als
Ausgangsmaterialien für chemische Prozesse ist vor dem
Hintergrund endlicher und sich verteuernder fossiler
Ressourcen ein wichtiges Forschungsthema geworden.
Während biotechnologische und chemisch-technische
Verfahren zur Konversion von Biomasse schon weit entwickelt
sind, ist die Anzahl bekannter katalytisch-chemischer
Reaktionen, die hoch funktionalisierte Biomoleküle effizient in
wertvolle Synthesebausteine der Chemie umsetzen, noch
relativ gering. In Forschungsprojekten aus den Bereichen der
organischen und der physikalischen Chemie werden daher
chemisch-katalytische Verfahren zur Konversion von
nachwachsenden Rohstoffen untersucht. Ziel ist dabei die
effiziente Herstellung von synthetisch besonders wertvollen
Produkten (chiral, funktionalisiert, gute Syntheseintermediate)
durch neue Katalyse- oder Reaktionsverfahren.
Vision
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An einem chemischen Katalysator gelingt die effiziente
Umwandlung eines gut verfügbaren nachwachsenden Rohstoffs
(zum Beispiel Saccharose, Fettsäure, Aminosäure) in eine
wertvolle Feinchemikalie durch Um- oder teilweise
Defunktionalisierung. Die wertvolle Funktionalität des
Naturstoffes, etwa Chiralitätszentren, aus der Syntheseleistung
der Natur soll zum Teil erhalten bleiben, die Komplexität aber
soweit reduziert werden, dass gut einsetzbare
Synthesechemikalien entstehen.
Beispiele aus der gegenwärtigen Forschung
In wasserfreien Schmelzen aus Zuckern und Harnstoff oder
Cholinchlorid konnten effiziente Konversionsverfahren zur
Synthese von Glycosylharnstoffen und Hydroxymethylfurfural
etabliert werden. Für die Synthesen in homogener Lösung
werden keine Lösemittel verwendet; die Konversion erfolgt bei
Konzentrationen von 3 mol/L des Kohlenhydrats.
Synthese von Glycosylharnstoffen: Efficient preparation of βD-glucosyl and β-D-mannosyl ureas and other N-glucosides in
carbohydrate melts
Synthese von Hydroxymethylfurfural: Conversion of
carbohydrates into 5-hydroxymethylfurfural in highly
concentrated low melting mixtures
Magnetische Nanopartikel als intelligente Plattformen
für Liganden zur Anwendung in der Katalyse und zur
Extraktion von Metallen
Magnetische Nanopartikel eignen sich in hervorragender Weise
als Träger für Katalysatoren, die sich aufgrund der
magnetischen Eigenschaften der Partikel durch Anlegen von
Magnetfeldern effektiv transportieren und wiedergewinnen
lassen. Gerade für die Entwicklung von chemischen
Transformationen von nachwachsenden Rohstoffen, die in
großen Maßstäben durchgeführt werden, ist ein effektives
Recycling von Katalysatoren besonders wichtig.
Umgekehrt können durch die Funktionalisierung von
Nanopartikeln mit maßgeschneiderten Liganden effektiv
chemische Moleküle aus Lösungen abgetrennt werden. Die
magnetischen Eigenschaften ermöglichen wiederum die
einfache Abtrennung der Partikel aus Reaktionsmedien, auch
außerhalb eines Labors.
Beispiel aus der gegenwärtigen Forschung
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Die Arbeiten des Instituts für Organische Chemie in
Regensburg fokussieren einerseits auf die Entwicklung neuer
Metall- und Organokatalysatoren in durch Magnetfelder
begrenzten Durchflussreaktoren, andererseits auf der
Entwicklung von Reagenzien zur selektiven Extraktion von
organischen Molekülen und Metallen, unter anderem von
seltenen Erden.
Monomer-on-Monomer (MoM) Mitsunobu Reaction: Facile
Purification Utilizing Surface-Initiated Sequestration
A Recyclable Nanoparticle-Supported Palladium Catalyst for
the Hydroxycarbonylation of Aryl Halides in Water
Immobilization on a Nanomagnetic Co/C Surface Using ROM
Polymerization: Generation of a Hybrid Material as Support for
a Recyclable Palladium Catalyst
Cu(II)−Azabis(oxazoline) Complexes Immobilized on
Magnetic Co/C Nanoparticles: Kinetic Resolution of 1,2Diphenylethane-1,2-diol under Batch and Continuous-Flow
Conditions
Lösungsmedien aus nachhaltigen Rohstoffen und für
nachhaltige Rohstoffe
Lösungsmittel und Lösungsvermittler wie Tenside sind
Großchemikalien, die zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus
Erdöl erzeugt werden und die Umwelt belasten. Die Forscher
der Universität Regensburg möchte Alternativen aufzeigen und
entwickeln, die zum einen aus nachhaltigen Rohstoffen
gewonnen werden, zum anderen noch leichter als bisher
bioabbaubar und nicht toxisch sind. Außerdem versuchen sie,
in solchen Lösungen Biopolymere und andere wertvolle
Moleküle aus Pflanzen (zum Beispiel Vorstufen von ätherischen
Öle und Hydrolaten) aufzulösen, um sie danach mittels
ökologisch und ökonomisch akzeptabler Verfahren, vor allem
den oben genannten weiter zu veredeln. Besonders effizient ist
es, wenn das Lösungsmittel zugleich als Ausgangsprodukt für
die Weiterverarbeitung hergenommen werden kann, etwa
Citronellol zu Rosenoxid in lösungsmittelfreien
Mikroemulsionen mittels Photokatalyse.
Beispiele aus der gegenwärtigen Forschung
Die Universität Regensburg versucht, umweltfreundliche
anionische Tenside als Waschsubstanz einzusetzen, indem das
natürliche Kation Cholin als Gegenion verwendet wird. Im
einfachsten Fall kann das durch das Verseifen von Fett (Butter)
durch Cholinhydroxid erfolgen, wobei das Cholin selbst sehr
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lange Fettsäuren in wässriger Lösung hält. Weiterhin haben
wird aus ätherischen Ölen durch einfache Veresterung ein
wasserlösliches Insektenschutzmittel hergestellt und
patentiert. In Kooperation mit anderen Arbeitsgruppen und
industriellen Partnern versucht die Universität
Regensburg auch, hydrophobe natürliche Polymere wie
Korkabfälle und Chitin aus Muschelschalen in
umweltfreundlichen Medien zu lösen und daraus neue
Materialien und Produkte hoher Wertschöpfung herzustellen.
Neben biokompatiblen Ionischen Flüssigkeiten kommen dafür
sogenannte tiefe Eutektika in Frage, zum Beispiel Mischungen
aus Harnstoff, Zucker und cholinbasierten Salzen mit
Schmelztemperaturen unterhalb der Raumtemperatur.
Schließlich ist es gelungen, die ersten vollständig „grünen“
(das heißt aus nachhaltigen Rohstoffen gewonnene,
bioabbaubare und höchstens sehr gering toxische)
Mikroemulsionen herzustellen sowie sogenannte tensidfreie
Mikroemulsionen. Gegenwärtig werden verschiedenste
Anwendungen dieser neuartigen Systeme, zum Beispiel im
Lebensmittelbereich oder für Kosmetika, getestet.
Highly water dilutable green microemulsions
Choline alkylsulfates – New promising green surfactants
Microemulsions with Renewable Feedstock Oils
Biologically acceptable choline compounds and their use as
tensides
Biocompatible and Highly Soluble in Water
Alkali Metal Oligoether Carboxylates—A New Class of Ionic
Liquids
Choline carboxylate surfactants: biocompatible and highly
soluble in water
Bildergalerie zur Photokatalyse
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