Qualitative Analyse "Charakteristische Reaktionen" Warum ist das Erlernen der theoretischen und praktischen Grundlagen der "klassischen" Analytik heute noch wichtig? 1. Stoffchemische Basis 2. Erkennen chemischer Zusammenhänge 3. Sauberes, exaktes und reproduzierbares Arbeiten 4. Einfache und objektive Überprüfbarkeit Aufgaben der Analytischen Chemie Analyse (Zerlegung) Messung (Erkennung der Eigenschaften) Synthese (Zusammenfügung) Analytische Chemie als “Selbstzweck” Qualitative Analyse Quantitative Analyse (ökologische, ökonomische und juristische Bedeutung der erhaltenen Ergebnisse) Historisches Ägyptischer Papyrus (1200 v. Chr.): Ag aus Ag/Au-Legierung mit NaCl entfernbar (Bildung von AgCl) Bronzezeit: Erze von Cu u. Sn mit Holzkohle reduzierbar Agricola (1494 - 1555): De re metallica Berzelius (1779 - 1868): Lötrohranalyse (um 1810) Fresenius (1841): H2S-Trennungsgang Kirchhoff u. Bunsen (1859): Spektralanalyse Böttger (1925) u. W. Fischer (1940): verbesserter Trennungsgang Organische Fällungsreagenzien: Ilinski (1884, Co mit a-Nitroso-b-Naphthol) Hahn u. Berg (1926, 8-Hydroxychinolin) Tschugaeff (1905, Dimethylglyoxim) Schema des Vorgehens bei einer Analyse (”Strategie”) 1) Probennahme: repräsentativ (Durchschnitt), ggf. “Pickanalyse” (Vorsicht!), Nachträgliche Veränderung der Probe möglich? 2) Vorproben: Flammenfärbung [Alkalien, Erdalkalien (Ca, Sr, Ba), Tl], Reaktionen “auf trockenem Wege”: Lötrohr, Salzperlen 3) Löseversuche (Lösen bzw. Aufschließen): Wichtige Informationen: a) Lösen in H2O (wenn lösl. Sind viele Stoffe auszuschliessen), b) HNO3, verd., c) HCl, verd. (wenn keine schw. lösl. Chloride), d) H2SO4, verd.(wenn keine schw. lösl. Sulfate), e) konzentrierte Säuren, f) Königswasser, g) Schmelzaufschlüsse (z. B. Soda-Pottasche, KHSO4) 4) Trennungsgang der Kationen: a) HCl-Gruppe, b H2S-Gruppe, c) NH3-Gruppe, d) NH4HS-Gruppe, e) Erdalkali-Gruppe, f) Alkali-Gruppe (Lösliche Gr.) Fortsetzung: Schema ... 5) Kenntnis der Anionen: Wichtig! Weil mögliche Störung des Kationentrennungsgangs, erste Informationen aus den Löseversuchen: alle Nitrate leicht lösl., schwerlösliche Chloride (weiß; Ag+, Pb+, Tl +, Hg22+), schwerlösliche Sulfate (Ba, Pb, Sr, Ca), ebenso viele Sulfide, Carbonate, Oxide und Hydroxide., pH-Wert der Lsg. (des Auszugs) überprüfen! Anionenanalyse (eigener Trennungsgang) nach geeigneten, speziellen Verfahren 6) Kontrolle: Kritische Diskussion aller Beobachtungen! “Passen” die verschiedenen Beobachtungen zusammen? Cl- und Ag+ schliessen sich in einer wasserlöslichen Probe gegenseitig aus, ähnlich z. B. auch Zr4+ und PO43- Folie 5 Analyse der Anionen Nachweis gängiger Anionen OH- bzw. H+: Cl-: SO42-: NO3-: CO32-: PO43-: S2-: Lackmuspapier wird blau od. rot Ansäuern mit 2m HNO3, Zugabe von AgNO3-Lsg. ® käsiger Nd. von AgCl, lösl. in NH3-Wasser Ansäuern mit 2m HCl, Zugabe von BaCl2-Lsg. ® feinkristalliner Nd. von, BaSO4 Ansäuern mit 1m H2SO4, Zugabe von frischer FeSO4-Lsg., Unterschichten mit konz. H2SO4 ® brauner Ring von [Fe(H2O)5NO]2+ Ansäuern d. Ursubstanz mit HCl od. HNO3 ® Gasentwicklung, prüfen mit Ba(OH)2, "Barytwasser", auf CO2 a) Ansäuern mit HNO3, Zugabe von (NH4)6Mo7O24 . 4 H2O-Lsg. ® nach Erhitzen gelber Nd., [P(Mo3O10)4]3b) Zugabe von MgCl2-Lsg., dann ammoniakalisch machen ® weißer Nd., MgNH4PO4 . 6 H2O, lösl. in Säuren Ansäuern mit HCl ® Geruch nach faulen Eiern (H2S) Folie 6 Analyse der Anionen Sodaauszug Aufschlämmen der gepulverten Ursubstanz mit der zwei- bis dreifachen Menge an Na2CO3 (Soda), evt. kochen (Vorsicht: Zerstörung / Vertreibung einiger Anionen); Filtrieren od. Zentrifugieren, Nachweis der Anionen im Filtrat (Zentrifugat); Metallhydroxide und Carbonate im festen (Filter-)Rückstand des SA Es existiert kein brauchbarer Anionentrennungsgang! Verschiedene Gruppenreaktionen geben erste Hinweise Ansäuern des SA: amphotere Hydroxide fallen aus (z. B. Al(OH)3, Sn(OH)2; auch VO43- u. MoO42-), evt. auch Schwefel HNO3 / AgNO3: Halogenide u. Pseudohalogenide bilden AgX Ndd. (Br-: blaßgelb, I-: gelb) HAc / CaCl2: SO42-, MoO42-, WO42-, PO43-, VO43-, H3BO3, F-, SO32- (nicht zu sauer machen) bilden weiße Ndd. KI / Stärke-Lsg.: ClO-, CrO42-, AsO43-, MnO4-, NO2-, NO3-, H2O2 aber auch Cu2+ u. Fe3+ rufen Blaufärbung hervor KMnO4-Lsg.: (in saurem Med.) wird in d. Hitze entfärbt durch Br-, I-, SCN-, S2-, SO32-, NO2Folie 7 Die HCl-Gruppe I. Fällung mit Chlorid-Ionen Vorgehen: Analysenlösung (AL) mit verd. HNO3 neutralisieren und schwach (!) ansäuern; hierbei fallen möglicherweise schon: SiO2 . aq aus Silicaten H3BO3 aus Boraten H2WO4 aus Wolframaten (lösl. in NH3-Wasser) Evt. Nd. abfiltrieren Fällen mit verd. HCl (nur leichtflüchtige Fällungsmittel, kein NaCl o. ä.) aus kalter Lösung: Gruppe des PSE I. II. III. IV. Ag+ Hg22+ Tl+ Pb2+ AgCl Hg2Cl2 TlCl PbCl2 Ebenfalls schwerlösl.: CuCl u. AuCl, Cu+ und Au+ können jedoch nicht in der AL vorliegen, mangels lösl. Salze. Alle Ndd. sind weiß. PbCl 2 kristallisiert aus einer heißen Lsg. beim Abkühlen in charakteristischen Nadeln. Folie 8 Die HCl-Gruppe II. Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit von AgCl, Hg2Cl2, TlCl und PbCl2 PbCl2 TlCl L AgCl T Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit bzw. des Löslichkeitsprodukts L analog zur Abhängigkeit der Gleichgewichtskonstante im MWG! LAgCl = [Ag+] . [Cl-] LPbCl2 = [Pb+] . [Cl-]2 Trennung des Nd. der HCl-Gruppe durch diggerieren mit heißem Wasser! PbCl2 und TlCl (langsam) gehen in Lsg. Wichtig: Heiß filtrieren od. zentrifugieren; Rückstand mit heißem Wasser waschen! Filtrat (Zentrifugat): PbCl2 u. TlCl Filterrückstand (Sediment): AgCl u. Hg2Cl2 (evt. WO3) Folie 9 Identifizierung von Ag+ I. (im unlösl. Rückst. der HCl-Fällung) schwerlösliche Silberverbindungen (vgl. Tabelle 1) Aufl. der Nd. in NH3-Wasser durch Komplexbildg. AgClf + 2 NH3,aq = [Ag(NH3)2]+aq + Cl-aq Abtrennung von Hg2Cl2 (Filtr., Dekant., Zentrifug.) Ist [Ag(NH3)2]+ in der Lösung? Verd. HNO3 zugeben: AgCl (weiß, lichtempfindlich) fällt wieder aus; Ist die Lsg. wirklich sauer? Verschieben des Gleichgewichts: NH3,aq + H+aq = NH4+aq Mikronachweis: AgCl in konz. Ammoniak lösen, von d. Lsg. einen Tropfen auf einem Objektträger eindampfen ® [Ag(NH3)2]Cl (charakt. Kristallform) Farbreaktion: Ag+aq + CN-aq = AgCNf AgCNf + CN-aq = [Ag(CN)2]-aq Ni2+aq + 4 CN-aq = [Ni(CN)4]2-aq Ni2+aq + 2 H2DMGaq = Ni(HDMG)2,f + 2 H+aq Reagenzlsg: Ni(HDMG)2,f in soeben in CN--Lsg. auflösen; bei Zusatz von Ag+ roter Nd., liegt viel Ag+ vor dann rosa (AgCN + Ni(HDMG)2,f) Folie 10 Tabelle 1: Schwerlösliche Verbindungen von Ag+ Fällungsmittel NaOH Na2HPO4 K2Cr2O7 Ag3PO4 Ag2Cr2O7 (Ag2CrO4) HCl HBr HI H 2S AgCl AgBr AgI Ag2S Formel Ag2O mol/l 5,6.10-5 1,5.10-5 1,9.10-4 1,0.10-5 2,5.10-7 1,2.10-8 ~10-7 Farbe braun gelb rotbraun weiß gelblich hellgelb schwarz + NH3,aq lösl. lösl. lösl. lösl. etwas schw. schw. lösl. lösl. lösl. Stabilität von Silber(I)-verbindungen ist exemplarisch für das HSAB-Konzept. HSAB: Hard Soft Acid Base. Hart: kleines Ion, hochgeladen, wenig polarisierbar; Sauer: Lewis-Säure, hohes Elektronendefizit Folie 11 Identifizierung von Hg22+ (im unlösl. Rückst. der HCl-Fällung) Bei Zugabe von NH3-Wasser färbt sich der Nd. schwarz; Hg2Cl2 = Kalomel ("schön schwarz") Hg22+ neigt zur Disproportionierung Hg22+ = Hg0 + Hg2+aq Hg2Cl2,f + NH3 + OH- = Hg0fl + Hg(NH2)Clf + H2O + ClUmkehrung der Disproportionierung: Komproportionierung HgCl2-Lsg. mit Hg schütteln ® Hg2Cl2,f Weitere Nachweise: 1) Hg2+ in chloridhaltiger Lsg. mit Sn2+ versetzen: 2 Hg2+ + Sn2+ + 2 Cl- = Hg2Cl2,f + Sn4+ Weißer Nd., Überschuß Sn2+: Hg0 (schwarz) 2) Hg22+ in verd. HNO3 mit CrO42- versetzen: Hg22+ + CrO42- = Hg2CrO4,f (orange-rot) 3) Fällung von Hg2+ mit H2S: HgS (rot od. schwarz) 4) Hg2+ fällen mit Co2+ und SCN-: Co[Hg(SCN)4]f (blauer Nd.; Pb u. Ag stören) Tüpfelreaktion (EG 0,003 mg Hg): aus saurer Lsg., Reagenz: 1 Trpf. CuSO4-Lsg. + 1 Trpf. KI / Na2SO3-Lsg. ® Cu2[HgI4] (analog auch Tl2[HgI4]) Folie 12 Disproportionierung / Komproportionierung Disproportionierung auch bei Cu+, Au+, weitere Beispiele: Cl2 in Wasser; Manganate(VI) MnO42Cu2SO4,f ® Cu0 + Cu2+aq + SO42-aq aber: 2 CuClf ¬ Cu0 + Cu2+aq + 2 Cl-aq 3 Au+aq ® 2 Au0 + Au3+aq aber: AuIf + I2,g ¬ AuI3,f CuIf + 1/2 I2,g ¬ "CuI2,f" Cl2,aq + H2Ofl = Cl-aq + ClOHaq + H+aq 4 MnO42-aq + 4 H+aq ® 3 MnO4-aq + MnO2,f + 2 H2O Weitere Beispiele für die Disproportionierung von Hg22+: Hg22+aq + 2 I-aq = Hg2I2,f (grünlich-gelb) Hg2I2,f + 2 I-aq = Hg0fl (schwarz) + [HgI 4]2-aq Hg22+aq + 2 OH-aq = Hg0fl (schw.) + HgO f + H2O Folie 13 Quecksilber-Stickstoff-Verbindungen a) monomere Einheiten aus Hg2+ und NH3: HgCl2,f + 2 NH3,g ® Hg(NH3)2Cl2,f NH3 Cl Hg Cl NH3 (schmelzbares Präzipitat) b) Lsg. von HgCl2 + NH3 liefert Hg(NH2)Clf (unschmelzbares Präzipitat) polymere Hg-N-Ketten: NH2 NH2 + Hg + Hg + Hg Hg + NH2 + NH2 NH2 (Depolymerisierung durch Erhitzen mit NH4Cl, weiteres Polymerisierung durch einfaches Kochen) c) Polymeres Raumnetz: Millon'sche Base [Hg2N]+ OH- (vgl. Neßlers Reagenz [Hg2N]I): + Hg Hg N + Hg N Hg Hg Hg Hg + + N N Hg Hg Folie 14 Die HCl-Gruppe III. (Trennung von TlCl und PbCl2) Beim Abkühlen des heißen Filtrats fallen beide Chloride wieder aus. Qualitativ sind dabei PbCl2-Nadeln ein sicheres Indiz für Pb2+; Thallium ist so nicht sicher nachweisbar. Deshalb: Trennung durch Fällung und Filtration von PbSO4 in der Hitze. Pb2+ verhält sich analog Sr2+ und Ba2+: PbSO4 ¯. Tl+ ist ähnlich wie Ag+ so nicht fällbar (Tl2SO4 ist löslich; Analogie von Tl+ zu schweren Alkalimetallen) Bestimmung von Thallium (Charakteristische Reaktionen) Fällung von Tl+ mit Iodid als TlI (orange, charakteristische sternförmige Krist.); TlI ist in d. Hitze besser löslich. Vergleich schwerlöslicher Iodide: Iodid AgI TlI PbI2 Farbe gelb orange gelb Na2S2O3-Lsg. löslich unlöslich löslich KCN-Lsg. unlöslich unlöslich löslich Folie 15 Bestimmung von Thallium (Forts.) Lösen von AgI und PbI2 in Thiosulfat-Lsg. (Komplexbildung): 2O O [Ag(S2O3)2]3- S O O S O S O O 2- [Pb(S2O3)4]6- Grüne Flammenfärbung ist sehr charakteristisch für Tl! (Achtung: Kupferhalogenide bewirken ähnliche Farbe) Mikronachweis für Tl+: Fällung aus heißer verd. HNO3 mit K2[HgI4]-Lsg. liefert gelbe Stäbchen von Tl2[HgI4]. Nachweis von Thallium(III) mit Rhodamin B (vgl. Antimon ) Redoxreaktion von Tl3+ mit Iodid: Tl3+ + 3 I- ® TlIf + I2 vgl. Cu2+ + 2 I- ® CuIf + ½ I2 Folie 16 Identifizierung von Pb2+ I. Wiederauflösen von PbSO 4 1. NH4+COO- (NH4Ac) ® Komplexbildung [Pb(CH3COO)4]2+, möglicherweise auch [Pb2(CH3COO)3]+ analog Cu2+ und Cr2+; auch andere Carbonsäuren wirken komplexierend, besonders: Weinsäure u. Zitronensäure a. Schwerlösliches, schwarzes PbS ist mit H 2S aus dem Komplex fällbar In Gegenwart von OH- und Br2 Oxidation zu hellgelbem [Pb(OH)6]2In gepufferter Lsg. (NH4Ac / HAc) Oxidation zu b. Blei(IV); Fällung von schwarzbraunem PbO2¯. pH-Abhängigkeit von Redoxpotentialen 2. NaOH, Na2S2O3 (Bildung von löslichen Komplexen) a. [Pb(OH)3]- und [Pb(OH)4]2-; PbS ist mit H2S aus dem Komplex fällbar b. [Pb(S2O3)4]2-; kein PbS aus dem Komplex fällbar 3. Farbänderung von Ag2O (Fällung mit OH-) a. b. Fällen von Ag2O ohne Pb2+ ergibt braunen Nd. In Gegenwart von Pb2+ entsteht gelbes Ag2PbO2 Folie 17 Identifizierung von Pb2+ II. Weitere charakteristische Reaktionen 1. Oxidationswirkung von PbO2 NH2 H2 N Benzidin (farblos) + + NH2 H2 N Di-Iminiumion (blau) 2. Fällung von PbCrO4 Pb2+ + CrO42- = PbCrO4¯ Nd. löslich in NaOH (® gelbe Lsg.); unlöslich in verd. HAc und in NH3-Wasser (® Farbaufhellung des Nd.?), Tl2CrO4 unlöslich in NaOH 3. Schwerlöslichkeit der Bleihalogenide L(PbCl2) > L(PbBr2) > L(PbI2) (vgl. AgX) PbI2,f + I- = [PbI3]PbI2,f + 2 I- = [PbI4]In der Hitze Umkristallisieren von PbI2 möglich ® goldgelbe Sechsecke Folie 18 Die Reduktionsgruppe I. (Abtrennung leicht reduzierbarer Elemente nach der HCl-Gruppe) 1. Red. mit Zn (salzsauer, salpetersauer od. alkalisch; evt. auch Amalgamieren mit Hg) Nachteil: zu viele Elemente werden abgeschieden. aus HCl: Cu, Ag, Au, Cd, Hg, Sn, Pb, As (AsH 3-), Sb (SbH3-), Bi, Pt-Metalle, Se (SeH2-), Te (TeH2-), evt. auch Co u. Ni aus HNO3: Cd, Sn bleiben gelöst, sonst wie HCl aus alkalischer Lsg.: Cd, Ni, Co, bleiben vollst. gelöst, sonst wie HCl Vorteil: Pt und Pt-Metalle werden vollst. abgeschieden! 2. Red. mit Hydrazin N2H4 bzw. N2H4+Cl(mind. 1n HCl, sonst fallen BiOCl¯ u. SbOCl¯). Filtrat der HCl-Gruppe einengen, dann mit HCl ca. 1n einstellen; mit Hydrazin (N2H4) reduzieren (N2- ® N0): festes Hydraziniumchlorid zugeben, in der Hitze reagieren lassen und heiß filtrieren / zentrifugieren. Filtrat ® H2S- Gruppe Gefällt werden: Au, Se, Te, Pd, Pt-Metalle (diese allerdings nicht ganz quantitativ, hier ist Zn besser als Red.-Mittel); Nd. durch Kochen mit konz. HCl / H2O2 in Lösung bringen! Folie 19 Die Reduktionsgruppe II. (Nachweis von Au, Se, Te, Pt-Metalle) Auflösen der Hydrazin-Fällung in konz. HCl + H2O2; letzteres nach dem Lösen verkochen. Die Lösung enthält: Au, Se, Te, Pd, Pt-Metalle 1. Nachweis von Gold Au quantitativ ausfällen durch Kochen mit Oxalsäure, letztere wird fest zugesetzt; Au fällt als rotbrauner Nd. (Filtrat ® andere Elemente); Auflösen des Nd. in Königswasser (konz. HCl / konz. HNO3; 3 Teile :1 Teil); mit HCl einengen (HNO3 vertreiben) HNO3 + 3 HCl ® NOCl + 2 H2O + Cl2 a) In HAc / Ac- (schwach sauer, pH » 4,7) Reaktion mit Benzidin: Blauviolette Farbe (Au3+ wirkt oxidierend; vgl. PbO2) b) In saurer Lsg. Rk. mit p-Dimethylaminobenzylidenrhodamin S HN S C C C S CH N(CH3)2 rotvioletter Komplex in saurer Lsg.; Cu+, Ag+, Hg2+ u. PtMetalle stören Folie 20 Die Reduktionsgruppe III. (Nachweis von Se u. Te im Filtrat (als XO32-) der Oxalsäurefällung) 1. Einleiten von SO2 in die stark (!) saure Lsg. Fällung von elementarem Se ® roter Nd. lösl. in konz. H2SO4: grünes [Se8]2+ 2. Einleiten von SO2 in die schwach (!) saure Lsg. Fällung von elementarem Te ® schwarzer Nd. lösl. in konz. H2SO4: rotes [Te4]2+ Analogie zu Schwefel, von dem auch versch. sog. Polykationen bekannt: S lösen in konz. H2SO4 liefert [S16]2+ (gelb), [S8]2+ (blau), [S4]2+ (gelb) S S S S + + S S S S Alternativ zu 1. u. 2. Reaktion mit HI ® [TeI6]2- rotbraun, wird durch S2O32- entfärbt ® Fällung von elem. Se (rot), keine Rk. mit S2O32- Folie 21 Die Reduktionsgruppe IV. (Nachweis von Pd u. Pt im Filtrat der SO2-Fällung) 1. Fällung mit Dimethylglyoxim H2DMG (vgl. Ni2+) Pd(HDMG)2 (gelb): aus kalter essigsre. Lsg., lösl. in NH3Wasser (spezifisch!): gelbe Lsg. Pt(HDMG)2 (blau-braun): aus heißer Lsg., ggf. mit SO2 Pt4+ zu Pt2+ reduzieren 2. Kristallisation der Hexachlorometallate (NH4)2[PtCl6] (gelb) und (NH4)2[PdCl6] (rot): charakteristische Kristallform (vgl. Jander / Blasius) H H O O N N C H C Ni C H C N N O O H H Folie 22 Die H2S-Gruppe I. (Fällung mit H2S od. genauer: mit S2-) Die Fällung erfolgt aus saurer Lsg., um [S2-] klein zu halten. Es fallen nur die am schwersten löslichen Sulfide. H2Sg = H2Sgel. KP = [H2Sgel.] / P(H2S) H2Sgel. = H+ + HS- KS(1) = [H+] . [HS-] / [H2Sgel.] HS- = H+ + S2- KS(2) = [H+] . [S2-] / [HS-] Löslichkeitsprodukt der Sulfide (z. B.: PbS): L(PbS) = [Pb2+] . [S2-]; L(PbS) = 4,0 . 10-28 Ag Hg22+ Hg2+ Pb Pb Tl HCl-Gruppe Cu, Cd, Bi Sb, SnII, IV, As hier als H2S-Gruppe behandelt Zunächst vorliegende höhere Oxidationsstufen, z. B. Tl3+ (® Tl+), Au3+ (® Au+ bzw. Au0), V5+ (® V4+, blau) oxidieren H2S zu elementarem Schwefel ® kolloide, milchig-weiße Lösung (erschwert das Erkennen der Sulfide). Folie 23 Die H2S-Gruppe II. Insgesamt aus saurer Lsg. (auch unvollst.) ausfallende Sulfide: Ib IIb IIIa IVa Vb Va VIa Cuf) (Zn)a) Ga Gec) Vc) Asc) (Se)e) Ag Cd (In)a) Snc) Sbc) (Te)e) Aub) Hg (Tl)a) Pb Bi VIb VIIb VIIIb Moc) Tcc) Rud) Rhd) Pdd) Wc) Rec) Osc) Irc) Ptc) a) Zn, In, Tl fallen nur aus schwach saurer Lösung. b) Au2S3 zerfällt in Schwefel und Au2S (Kälte) bzw. Au (Hitze). Die Sulfide von Ge, Sn, As, Sb wie auch von V, Mo, W, Tc, Re, Os, Ir, Pt lösen sich in NH4HS-Lsg. (höhere [S2-]) wieder auf unter Bildung von Thio-Komplexen (z. B: [AsS43-]); auch HgS zeigt geringe Löslichkeit (praktisch aber unbedeutend) c) d) Kompliziertes Verhalten bei Fällung und Auflösen von Ru-, Rh- u. Pd-Sulfiden e) Se, Te fallen elementar aus; Verb. werden durch H2S reduziert. f) Teilweise werden kompliziert zusammengesetzte Nd. gefällt: CuS = CuI4CuII2(S2)2S2 Folie 24 Die H2S-Gruppe III. Vorgehen bei der H2S-Fällung 1. Verwendung von gasf. H2S (od. H2S-Wasser) "Fraktionierte Fällung": stark saure Lösung zum Sieden erhitzen, einleiten von H2S, aufkochen, Niederschlag (Farbe?) absitzenlassen, verdünnen, aufkochen, einleiten von H2S; Vorgehen erlaubt Erkennen der versch. Farben, keine kolloiden Sulfide. 2. Fällung aus homogener Lösung mit Thioacetamid H3CCSNH2 + H2O = H3CCOOH + NH3 + H2S 1) Schnelle Ausfällung, 2) leichter filtrierbare Nd., 3) kein Geruch nach H2S, 4) keine H2S-Apparatur, 5) kein großer Überschuß des Fällungsmittels. Durchführung: Filtrat d. HCl-Gruppe bis fast zur Trockene einengen, mit 2n HCl aufnehmen, etwas mehr als notwendige Menge an Thioacetamid (2%-Lsg.) zugeben, 5 min. auf Wasserbad erhitzen, durch Verdünnen pH » 0,5 (Wichtig!) einstellen, nochmals 2 min. erhitzen, abfiltrieren, heiß auswaschen mit Wasser. Folie 25 Die H2S-Gruppe IV. Aufteilung der H2S-Gruppe 1. "Kupfergruppe": Pb, Cu, Cd, Bi, Hg (keine Thiokomplexe) HgS zeigt bei sehr hohen [S2-] geringe Löslichkeit. 2. "Arsengruppe": As, Sb, Sn (lösliche Thiokomplexe) Digerieren NH4HS. der Durch Sulfidfällung höhere mit Ammoniumhydrogensulfid [S2-] Bildung von löslichen Thiokomplexen. As2S3,s + 3 S2- = 2 [AsS3]3- Prinzip: (vgl. Al(OH)3,s + OH- = [Al(OH)4]-) Na2S-Lsg. wirkt in gleicher Weise wie NH4HS, aber mögliche Bildung von gemischten Oxo-Thio-Komplexen wegen hoher OH--Konzentration. [AsS3]3- As2S3 [AsOS2]3- [AsO2S]3- [AsS3]3- [S2-] (NH4)2CO3; NH3; NaOH Sb2S3 Besonderheit bei Zinn: Nur SnS2 wird gelöst, nicht aber SnS! Folie 26 (NH4)2CO3 NH4HS + NaOH Verwendung von NH4HS-Lsg. 1. Herstellen der Lösung Einleiten von H2S in NH3-Wasser bis zur Sättigung; danach mit verd. NH3-Wasser mischen (1 : 1). Dissoziation von H2S wird in Richtung S2- verschoben. Vorsichtige Oxidation von farloser NH4HS-Lsg. (z. B. längeres Stehen an Luft bzw. Auflösen von Schwefel) bewirkt deren Gelbfärbung unter Bildung von Polysulfidanionen (Sx)2H2S + 1/2 O2 = H2O + 1/8 S8 H2S + 1/8 S8 = H2S2 S2- + x/8 S8 = (Sx+1)2(vgl. Bldg. von I3-: I2 + I- = I3-; "Iod / Iod-Kalium Lsg.") 2. Polysulfane u. Polysulfide H H H H S S S S S 3. Auflösen der Sulfide von As3+, 5+, Sb3+, 5+, Sn4+ Die Sulfidfällung wird dazu auf dem Filter mit heißer (max. 60°C) NH4HS-Lsg. extrahiert (digeriert). Liegt SnS in der Fällung vor, so wird zum Lösen gelbes NH4Sx verwendet (milde Oxidation von Sn2+ zu Sn4+ durch Schwefel). Folie 27 4. Alternative zu NH4HS-Lsg.: LiOH (1%) + KNO3 (5%) Die H2S-Gruppe V. Filterrückstand nach Extraktion mit NH4HS: Sulfide von Hg2+, Cu, Bi, Cd, (Pb); Nd. mit 2n HNO3 kochen: HgS bleibt ungelöst. Abfiltrieren [Filtrat: Cu, Bi, Cd, (Pb)]. Auflösen von HgS mit durch Kochen mit Königswasser; Abrauchen mit HCl, um HNO3 zu entfernen (Vorsicht: HgCl2 leichtflüchtig) Reaktionen von Hg2+ (vgl. Hg22+) 1. H2S fällt zunächst gelbliches HgS, diese geht erst langsam mit mehr H2S in schwarzes HgS über (Ostwald'sche Stufenregel); in der Natur roter Zinnober (sehr schwer lösl.) Thiokomplexe von HgS nur bei sehr hohen [S2-]. HgS bildet mit HNO3 "sulfobasisches Salz" Hg3S2(NO3)2 (vgl. auch Hg3S2Cl2) mit einem "kovalenten" Hg3S2-Gerüst. Hg Hg + S Hg Hg 2. + S Hg NaOH fällt HgO, NH3 dagegen die Millon'sche Base [NHg2]OH . 2 H2O (Gerüst aus [NHg2]+ analog SiO2). NH3 fällt aus Iodomercurat-Lsg. (Neßlers Reagenz) braun- 3. Iodid: Hg2+ + 2I- ® HgI2¯; + I- ® [HgI3]-, [HgI4]2- Folie 28 gelbes [NHg2]I. Fortsetzung: Reaktionen von Hg2+ 4. Sublimation von rotem, trockenem HgI2 (Glasröhrchen): zunächst kondensiert gelbes HgI2, bei sehr rascher Kondensation sogar farbloses HgI2, beide gehen bei ca. 100°C wieder in die rote Modifikation über. Dampf (HgI2,g) HgI2,s (farblos) HgI2,s (gelb) HgI2,s (rot) Energieinhalt 5. Nachweis von NH3 (Neßlers Reagenz): 2 [HgI4]2- + 3 OH- + NH3 ® [NHg2]I . H2O + 2 H2O + 7 I- 6. Schwerlösliche Iodomercurate: Cu2[HgI4] (rot) und Tl2[HgI4] (gelb). 7. Reduktion von gel. Hg2+ an Kupferblech od. Münze liefert silbrigen Spiegel beim Polieren Hg2+ + Cu0 ® Cu2+ + Hg0 8. Komplexbildung mit Diphenyl-Carbazid/Carbazon: blauer Chelatkomplex mit beiden Formen. H N O H N Ph C O N H + ½ O2 Ph H N Ph N N Ph C + H2O Folie 29 N H H N Fortsetzung: Reaktionen mit Diphenyl-Carbazid/Carbazon 1. Blauvioletter Chelatkomplex mit Hg2+ wie auch mit Hg22+: Ph N Ph N C O N NH O C Hg HN N Ph N N Ph 2. Zugabe von Chlorid entfärbt den Komplex unter Bildung von wenig dissoziiertem HgCl2,gel. 3. Verwendung des blauvioletten Komplexes zum Nachweis von Halogeniden und Pseudohalogeniden: Diese Entfärben. 4. Diss. der Hg-Halogenide und Pseudohalogenide nimmt von HgCl2 zum Hg(CN)2 hin ab. HgCl2 > HgBr2 > Hg(SCN)2 > HgI2 > Hg(CN)2 5. Folie 30 Hg(SCN)2 ist so wenig dissoziiert, daß mit Fe3+ keine Rotfärbung von Fe(SCN)3 auftritt. Die H2S-Gruppe VI. Aus der salpetersauren Lösung der "Kupfergruppe" (Bi, Pb, Cu, Cd) werden Bi u. Pb abgetrennt und durch charakteristische Rkk. nachgewiesen. Reaktionen von Bi3+ 1. Bi3+ neigt zur Hydrolyse, damit Abtrennung von Pb, Cu, Cd möglich. Vorgehen: Zusatz von ges. NaCl-Lsg. (basische Chloride bes. schwer löslich), mit NaAc abstumpfen ® Fällung von BiOClf BiOCl ist in NaOH unlöslich (Unterschied zu Sb3+, Sn2+, Sn4+); Rk. von BiOCl auf dem Filter mit Bismuthiol ® Rotfärbung 2. Auflösen von BiOCl und Versetzen mit alkal. Stannit-Lsg. ® schwarzer Niederschlag (Bif) 3 [Sn(OH)3]- + 2 Bi3+ + 9 H2O = 2 Bif + 3 [Sn(OH)6]2- + 9 H+ Störungen: 2 [Sn(OH)3]- = [Sn(OH)6]2- + 2 Sn±0 (ggf. auch SnO¯) leicht red. Elemente stören (sollten aber abgetrennt sein); auch Cu2+ wird mit Sn 2+ reduziert (wird mit CN - Folie 31 maskiert); Pb2+ kann in Gegenwart von Bi3+ ebenfalls mit Sn2+ als Pb±0 gefällt werden (katalytischer Effekt!) Fortsetzung: Reaktionen von Bi3+ 3. Fällung von BiI3 (braun-schwarz) aus einer schwach sauren Lsg. von BiOCl; auflösen von BiI3 im IodidÜberschuß; daraus Fällung versch. Iodobismutate(III) (auch Bismutite) bei Zusatz "großer" Kationen. Bi3+ + 3 I- = BiI3,f BiI3,f + I- = [BiI4]2 [BiI4]- + I- + 3 Cs+ = Cs3[Bi2I9]f (blutrote Krist.) (auch als Nachweis für Cs+) [BiI4]- + (H2Ox)+ = (H2Ox)[BiI4]f 4. Reaktion von BiOCl mit Bismuthiol (bzw. Derivaten): Bi ergibt Rotfärbung, aus Lsg. roter Nd. (auch für gravimetr. Best. geeignet); andere Metalle ergeben gelbbraune Nd. N N “Bismuthiol” HS C 1,3,4-Thiadiazol-dithiol-(2,5) 5. SH C S Donau'sche Leuchtprobe: Bi (blau, intensiv), Sb (hellblau, intensiv), As (grünlich, schwach) Durchführung: CaCO3 in Pt-Öse in einer H2-Flamme glühen (® CaO); Eintauchen in die Probenlösung, schwach glühen, erkalten lassen. Bei erneutem Eintauchen in die H2-Flamme (red. Bedingungen): CaO leuchtet intensiv blau auf ® Bi CaO zeigt schwach grünliche Luminiszenz ® As Folie 32 CaO leuchtet intensiv hell(blau) auf ® Sb Die H2S-Gruppe VII. Aus der salpetersauren Lösung der "Kupfergruppe" (Bi, Pb, Cu, Cd) kann Pb auch vor Bi abgetrennt werden: Fällung von PbSO4 aus stark schwefelsaurer Lsg. ® PbSO4,f; aus dem Filtrat Fällung von BiO(OH) durch Zusatz NH3-Wasser (weitere Rk. wie mit BiOCl); Blaufärbung des Filtrats nach NH3-Zusatz zeigt bereits Cu an! Weitere Reaktionen von Pb2+ (vgl. Folie 17 / 18) 1. Fällung von PbCrO4; dieses löst sich im Unterschied zu Wismutchromat (Zusammensetzung?) in NaOH auf. 2. Rk. von Pb2+ in neutraler od. alkalischer Lsg. mit Dithizon (Diphenylthiocarbazon) CCl4 löslicher Komplex; auflösen von PbSO4 mit Tartrat (Weinsäure) / KCN, dann Dithizon-Reaktion N H N ® roter, Ph in N N Ph N C HS C N N “Dithizon” 3. Ph S Chelat NH Ph Pb2+ Modifizierte Vorgehensweise wenn Analyse nur sehr wenig Pb2+ enthält (PbCl2 u. PbSO4 sind nicht ausreichend schwerlöslich!): Bi, Cu, Cd mit Natronlauge fällen, im Filtrat Pb nachweisen (z. B. mit Dithizon) Folie 33 Die H2S-Gruppe VIII. Je nach Abtrennung von Bi und Pb liegen Cu und Cd entweder in Acetat-haltiger oder in ammoniakalischer Lösung vor. Blaufärbung des ammoniakalischen Filtrats zeigt bereits Cu an! Charakteristische Reaktionen von Kupfer 1. Farbe versch. Lösungen von Cu2+. In verd. wässrigen Lsg. [Cu(H2O)4]2+ od. besser [Cu(H2O)4(H2O)2]2+ hellblau; [Cu(NH3)4]2+, tiefblau; bei hohen [Cl-] entsteht grünes [CuCl4]2-; wasserfreies CuSO4 (Chromophor: [CuO4O2]10-) ist farblos! 2. Stufenweise Substitution von H2O durch NH3 bei Bildg. des Kupfertetrammin-Komplexes. [Cu(H2O)4]2+ [Cu(H2O)3(NH3)]2+ NH3-Konzentration [Cu(H2O)2(NH3)2]2+ steigt [Cu(H2O)(NH3)3]2+ [Cu(NH3)4]2+ Chelat-Komplexe von Cu2+ mit Carbonsäuren oder 3. mehrwertigen Alkoholen (tiefblau): COO- COOH H C OH H C H COO- H O O C H O C H Cu2+ H C COOH OH H C COO- O H H COOFolie 34 Zur Farbe von anorganischen Verbindungen I. Durch Absorption von Licht können Elektronen aus einem Zustand niedrigerer in einen Zustand höherer Energie angeregt werden. Aus weißem Licht (Summe aller Spektralfarben) entsteht durch Absorption bestimmter Wellen-längen farbiges Licht (Komplementärfarbe des absorbierten Lichts). Woher kommen die unterschiedlichen Energiezustände? 1. Elektronenübergänge zwischen verschiedenen Energieniveaus der d-Elektronen; Voraussetzung: unvollständig besetzte d-Schale. Die energetische Entartung der dOrbitale gasförmiger Ionen wird aufgehoben, sobald ein Ion in einem Kristallgitter lokalisiert ist (vgl. Cu2+). 2. Ligand ® Metall Charge Transfer, sog. LMCT Übergänge; Farbe von Verb. mit ausschließlich vollbesetzten Schalen (z. B. Chromat [CrO4]2- od. Permanganat [MnO4]-); Elektronen werden von einem Liganden auf ein stark elektronenziehendes ("oxidierendes") Zentralteilchen übertragen 3. Metal ® Metall Charge Transfer, sog. MMCT Übergänge; Elektronenübergänge zwischen Ionen eines Elementes in versch. Oxidationsstufen (z. B. Fe2+ / Fe3+ in Berliner Blau) Folie 35 Zur Farbe von anorganischen Verbindungen II. Intensität [rel. Einheiten] Farbe von Verb. des zweiwertigen Kupfers 5000 10000 15000 20000 Wellenzahl [cm-1] [CuO4O2] in CuSO4 [CuCl4]2[Cu(H2O)4]2+ [Cu(NH3)4]2+ Folie 36 Weitere Reaktionen von Kupfer 4. Nachweis von Reduktionsmitteln, besonders von Aldehyden mit "Fehling'scher Lösung": F I: CuSO4-Lsg. (hellblau), F II: alkalische Na-K-Tartrat-Lsg. 5. Tartrat verhindert Fällung von Cu(OH)2 bzw. CuO; bei Anwesenheit von Red.-Mittel gelb-rote Fällung von Cu2O ¯. 2 Cu2+ + 2 OH- + 2e- = Cu2O ¯ + H2O Bei Zusatz von [Fe(CN)6]4- (gelbes Blutlaugensalz) Fällung von braun-violettem Cu2[Fe(CN)6]. 6. Mikronachweis durch Bildung von gelbgrünem bis moosgrünem Cu[Hg(SCN)4]. Cd2+ reagiert ähnlich, allerdings besitzt Cd[Hg(SCN)4] eine andere Kristallform. Cu + Zn reagieren zu einer blau-schwarzen Verb. Cu + Cd reagieren zu einer braunen Verb. ® sehr empfindlich! Bi und Co stören diese Reaktionen 7. Katalyse von Elektronentransfer-Reaktionen durch Cu2+: 2 [Fe3+(S2O3)]+ ® 2 Fe2+ + S4O62- (langsam) bei Zusatz von Cu2+ schnelle Reaktion! 8. Kupfer(I)-verbindungen: Verbindungen Nur in in Komplexen Disproportionierung in Cu0 und Cu2+! CuCl oder CuBr CuI schwerlöslichen stabil gegen Cu2S Löslichkeit nimmt ab Cu2S ist weniger löslich ("stabiler") als CuS! Folie 37 Fortsetzung: Reaktionen von Kupfer 9. Redox- und Fällungsreaktion bei der Synthese von Halogeniden und Pseudohalogeniden des einwertigen Kupfers: 2 Cu2+ + 4 I- = 2 CuI ¯ + I2 Anwendung bei der iodometrischen Kupferbestimmung. 2 Cu2+ + 2 I2 Cu2+ + 2 I- + 2 CN- = 2 CuI ¯ + (CN)2 + 2 SCN- = 2 CuI ¯ + (SCN)2 Die Fällung von Cu(SCN) erfolgt besser bei Verwendung von SO2 als Red.-Mittel. 2 Cu2+ + 10 CN- = 2 [Cu(CN)4]3- + (CN)2 (geeignet zum Nachweis von Cd neben Cu, H 2S fällt aus dem Komplex [Cd(CN)4]2- das gelbe Sulfid CdS (CN)2 + 2 OH- = CN- + OCN- (Disproport.) 10. Chelatkomplexe des Kupfers (bevorzugte Bindung über N- oder S-Atome (vgl. Tetramminkomplex, CuS, Cu2S): N H3C N N N CH3 Cuproine Folie 38 Chelatkomplexe des Kupfers Voluminöse Substituenten am Stickstoff verhindern die Ausbildung von oktaedrischen Komplexen. ® Cu2+ und viele andere Kationen werden nicht mehr komplexiert! Kupfer(I) bildet bevorzugt tetraedrische Komplexe, diese sind intensiv rot. Cu2+ wird durch Hydroxylamin reduziert. Cu2+ + H2NOH = Cu+ + 1/2 N2 + H2O + H+ Cu+ + 2 dc = [Cu(dc)2]+ N N N “dc” Sehr stabile enthaltenden N Cu+ N Komplexe werden N auch Elektronenpaardonatoren mit Schwefel gebildet. Diese Reaktionen sind allerdings kaum spezifisch! O O S S - C OH C NH2 C NH2 C C OH C NH2 C NH2 N O Oxalsäure O S Oxamid Thiooxamid H 5C2 S C2H5 Diethyl-dithiocarbamat Anwendungen: a) Abtrennung weicher Ionen von harten Ionen wie Al3+. b) Entwicklung von Chromatogrammen. c) Spurenanalytik. Folie 39 Die H2S-Gruppe IX. Am Ende der Analyse der "Kupfergruppe" liegen Cu und Cd als Amminkomplexe [Cu(NH3)4]2+ und [Cd(NH3)6]2+ nebeneinander vor. Trennung von Cu2+ und Cd2+ 1. Cu als CuI fällen, entstehendes I2 mit S2O32- entfärben: I2 + 2 S2O32- = 2 I- + S4O62dann von Cd2+ (Filtrat) abtrennen. 2. Cd als CdS durch H2S-Einleiten ausfällen. Cu würde aus NH3-Lösung mitgefällt, deshalb stärkerer Komplexbildner: 2 Cu2+ + 10 CN- = 2 [Cu(CN)4]3- + (CN)2 Dicyan disproportioniert in ammoniakalischer Lösung. 3. Trennung von CdS / CuS durch Sulfidfällung aus ges. NaCl-Lsg.: Bldg. von [CdCl4]2- verhindert Fällung von CdS. Cu fällt unter diesen Bedingungen z. Tl. als Cu 2S (Red. von Cu2+ durch H2S!) 4. Zusatz von S2O32- führt zur Fällung von Cu2S: 2 Cu2+ + 6 S2O32- = 2 [Cu(S2O3)2]3- + S4O62"Fällung aus homogener Lösung" 5. Zementation von Cu (ggf. auch Bi) mit Fe-Pulver (Kochen!), Cd bleibt in Lösung. Cu2+ + Fe±0 = Cu±0 + Fe2+ Folie 40 Die H2S-Gruppe X. Charakteristische Reaktionen von Cd2+ 1. Fällung von gelbem CdS aus schwach saurer Lsg., wenn Cu/Cd-Trennung nicht bereits über das Sulfid erfolgte (Folie 40, Punkt 2. u. 3.) 2. Fällung von farblosem Cd[Hg(SCN)4] 3. Tüpfelreaktion mit Diphenylcarbazid (vgl. Hg, Folie 29/30) (wenige Tr. auf Filterpapier + Reagenzlsg., dann mit NH3 räuchern) ® rot bis rot-violetter Farblack 4. (Mikro-)Nachweis mit Reineckesalz erlaubt den Nachweis von Hg2+, Cu2+ und Cd2+ nacheinander. Bi3+ und wenig Pb2+ stören nicht. Reineckesalz: (NH4)+[Cr(SCN)4(NH3)2]NH3 NCS "Reineckat"-Anion [R]-: SCN Cr3+ NCS SCN NH3 a) Aus salzsaurer Lsg. fällt hellrotes Hg[Cr(SCN)4(NH3)2]2 b) Nach Abstumpfen und Zusatz von SO2-Wasser fällt aus dem Filtrat gelbes Cu+[Cr(SCN)4(NH3)2]c) Fällung von [Cd(SC(NH2)2)2][Cr(SCN)4(NH3)2]2 durch Zusatz von Thioharnstoff (aus neutraler Lsg.: Cd[R]2 ¯) Folie 41 Die H2S-Gruppe XI. Auftrennung der Arsengruppe (Folie 26/27) Beim Ansäuern des Filtrats mit HCl fallen As2S3, Sb2S3 und SnS2 wieder aus. In konz. HCl lösen sich Sb2S3 und SnS2 wieder auf (ggf. kochen!). Alternativ kann As2S3 durch Behandeln mit (NH4)2CO3 von Sb2S3 und SnS2 abgetrennt werden. Charakteristische Reaktionen von Arsen Auflösen von As2S3: a) HCl + HNO3, b) HCl + KClO4, c) NH3 + H2O2. Variante c) vermeidet Abscheidung von elementarem Schwefel! 1. Fällung von NH4MgAsO4.6H2O analog zum Phosphat, Nd. bildet "sargdeckelförmige" Kristalle (Mikroskop). 2. Fällung mit Ag+: Ag3AsO3 (gelb-grün, + H2O2 ® Braunfärbung); Ag3AsO4 (braun), Ag3PO4 (gelb). 3. Reduktion mit Sn2+ oder NaH2PO2 (Hypophosphit) a) In saurer Lsg.: Bettendorf'sche Arsenprobe 2 As3+ + 3 Sn2+ = 2 As±0 + 3 Sn4+ Hg u. Edelmetalle stören. Sb stört nicht (in HCl)! Se u. Te würden farbig ausgefällt. b) In alkalischer Lsg.: vgl. Bi-Nachweis (Folie 31) Weitergehende Reduktion zu AsH3 bzw. SbH 3! Folie 42 Weitere Reaktionen von Arsen 1. Marsh'sche Probe: Verb. von As und Sb werden durch Zink in saurer Lsg. zu AsH3 - bzw. SbH 3 - reduziert. Arsan und Stiban werden thermisch zu As bzw. Sb zersetzt. ® "Metall"-Spiegel Durchführung: Reagenzglas, Glasröhrchen mit ausgezogener Spitze, Porzellanschale; Zusatz von wenig Cu2+ ist notwendig, sonst Abscheidung von As ±0; Vorsicht beim Verbrennen von AsH3 u. SbH3! Zuvor Knallgasprobe! Unterscheidung von As und Sb: As in d. Flamme flüchtig lösl. in NH3 + H2O2; NaOCl Sdp. (As) = 633°C lösl. mit NH4HSx ® [AsS3]3- Sb nicht flüchtig unlösl. in NH3 + H2O2; NaOCl; Sdp. (Sb) = 1380°C NH4HSx ® Sb2S3 ¯ Sn (in HCl) anstatt Zn (verkupfert) reduziert nur As zu AsH 3, Sb fällt elementar aus. Reduziert man alkalisch mit Al oder Devarda'scher Legierung (50% Cu, 45% Al, 5% Zn) so wird ebenfalls nur As3+ reduziert. 2. Gutzeit'sche Probe: As-Verb. werden durch Zink in saurer Lsg. zu AsH3 - reduziert. Reaktion von AsH3 mit festem, AgNO3 liefert gelbes [AsAg6](NO3)3. Mit HgCl2-Lsg. entsteht gelbes H2As-Hg-Cl welches sich an Licht langsam braun färbt (Kondensation unter HCl-Abspaltung). Sb verhält sich in beiden Fällen ähnlich. 3. Analogie Arsenat - Phosphat: vgl. Nachweisreaktionen auf Phosphat (Folie 6) Folie 43 Redoxreaktionen von Arsen 1. Disproportionierung von As(III): Trockenes Erhitzen von Arsen(III)-verb. mit wasserfreiem Na2CO3 führt zur Disproportionierung. 5 As3+ = 3 As5+ + As±0 Arsen bildet einen braunen Beschlag im Glühröhrchen. Mit Arsen(V) erfolgt die Rk. nur in Anwesenheit eines Reduktionsmittels. Redox-Amphoterie von Arsen(III) 2. Die pH-Abhängigkeit des Redoxgleichgewichts As 3+/As5+ AsO43- + 2 H+ + 2 e- = AsO33- + H2O H3AsO4 + 2 I- + 5 H+ = As3+ + I2 + 4 H2O HAsO32- + 2 I2 + H2O = HAsO42- + 2 I- + 2 H+ (Iodometrische Arsenbestimmung; Zusatz von NaHCO3) As(V) + 2 I- = As(III) + I2 neutral sauer Regel: Von Elementen, die in mehreren (positiven) Oxidations-stufen auftreten, sind die Verbindungen mit der höheren Oxidationszahl in alkalischer Lösung bevorzugt, die niederen Oxidationsstufen in saurer Lösung. Dabei bildet die höhere Oxidationsstufe meistens ein Anion, die niedere eher ein Kation. Vgl.: AsO 43-, AsO33-, [As(H2O)4(OH)2]+ Folie 44 Weitere Reaktionen von Arsen Biologischer Nachweis von von Arsen: Bei Verkneten der Probe mit Brotteig entwickelt sich H5C2AsH2, das stark nach Knoblauch riecht (sehr empfindlich!). Elektrochemisches Verhalten von As, Sb und Sn Wichtige Unterscheidung der drei Elemente durch elektrochemische Abscheidung auf verschiedenen Metallen. 1. Verhalten bei Anwesenheit von Arsen. In saurer Lsg. bedeckt sich Zn mit einer H2-Schicht. Unter diesen Bedingungen erfolgt die Reduktion von As3+ u. As5+ z. Tl. zu As±0 und z. Tl. zu AsH3. Verwendung eines Cu/ZnElements führt zur ausschließlichen Bildung von AsH3. Lokalelement: Zn2+ H2 Zn Anode 2. e- Cu Kathode Trennung von Antimon/Zinn (bei Abwesenheit von Arsen). An Zn (+ Pt-Blech): H2-Entwicklung am Pt, praktisch keine Überspannung. Sb3+ ® Sb±0 (Sb ist edler als H2), Zinn wird am Pt nicht zu Sn±0 reduziert (Sn ist unedler als H2), am Zink selbst kann Reduktion zu Sn±0 erfolgen. An Fe (keine Überspannung von H2) Sb3+ ® Sb±0 (schwarzer Belag od. Flocken); Sn2+ / Sn4+ werden nicht zu Sn±0 reduziert (aber Sn4+ ® Sn2+). Folie 45 Einige Begriffe aus der Elektrochemie Laufen die beiden Teilreaktionen einer Redox-Reaktion räumlich voneinander getrennt ab, dann kann die bei der Reaktion freiwerdende (elektrische) Energie genutzt werden. Die Reaktion ist mit einem elektrischen Strom zwischen den beiden Reaktionspartnern verbunden. Elektrochemische Spannungsreihe Qualitative (empirische) Einteilung: Ein Element verdrängt ein Ion eines weiter rechts stehenden Elementes aus seinen Verbindungen. Grobeinteilung: edler / unedler als Wasserstoff. K, Ca, Na, Mg, Al, Mn, Zn, Fe, Cd, Ni, Sn, Pb E0 < 0 V H2 E0 = 0 V Sb, As, Cu, Hg, Ag, Au, Pt E0 > 0 V Quantitative Einteilung anhand der Spannungsdifferenz zu einer Standardwasserstoffelektrode (SWE, Pt-Elektrode, 1 atm H2, [H+] = 1 mol/L). Nernst'sche Gleichung 0,059 0,059 z+ 0 E= E + log a(M ) » E + log c(Mz + ) z z 0 Das Redoxpotential hängt nicht nur von E0 ab, sondern auch von der Konzentration des betreffenden (Gleichgewicht zwischen M ±0 und Mz+) Elements in Lösung Überspannung Folie 46 Die H2S-Gruppe XII. Trennung Antimon / Zinn 1. Zementation von Sb an Fe (Nagel), Sb3+ ® Sb±0 (schwarz) Sn4+ ® Sn2+ (gelöst). 2. Trennung über Sb2S3-Fällung aus Oxalat-haltiger Lösung: Sn4+ bleibt komplex in Lösung. Auflösen von Sb mit HCl + H2O2 bzw. HCl + KClO3. Charakteristische Reaktionen von Antimon 1. Antimon-Zinnober (Rotspießglanz, Sb2S3.Sb2O3): SbCl3-Lsg. erhitzen, mit Na2CO3 abstumpfen (es darf noch kein Niederschlag entstehen). Zusatz von 10%tiger Na2S2O3Lsg. ® zinnoberroter Niederschlag, Sb2S3.Sb2O3 (Sb2S3 orangerot). Farbänderung durch Kornvergrößerung. AsCl 3 SbCl3 SnCl2 gelb rot weiß nicht s. o. Sn(OH)2 u. + Na2CO3 + Na2S2O3 kolloid bas. Salz As2S3 2. Salzsaure SbCl3-Lsg. + NaCl + NaAc ® "bas. Salz" SbOCl, mit Na-Tartrat erhitzen und durch Zugabe von NH4HS auflösen (® SbS33-; störende Ionen fallen durch Hydrolyse); Ansäuern: Sb2S3 ¯ orangerot. Folie 47 Weitere Reaktionen von Antimon 1. Reaktion mit Rhodamin B mit Sb5+ (als HSbCl6 bzw. SbCl6-) In stark salzsaurer Lsg. Oxidation von Sb3+ (HNO2, Br2 od. Ce4+), Zusatz von 0,2%tiger, wässriger Lsg. von Rhodamin B ® purpur-violetter Komplex, der mit Toluol od. Xylol ausgeschüttelt werden kann (photometrische Bestimmung). Rhodamin B Störungen: Ga3+, Tl3+, Hg2+, Ag+, Au+ (Blindprobe!) 2. Mikronachweis durch Zusatz von KI + CsCl ® Cs[SbI4] Charakteristische Reaktionen von Zinn 1. Unterschiede Sn2+ « Sn4+: Löslichkeit von SnS u. SnS2; Redox-Verhalten. 2. Unterscheidung des Zinns von Sb und As. Reduktion mit Fe (elementar: Sb, As; gelöst: Sn2+); Fe2+ entsteht neben Sn2+. Oxidationsmittel, die zum Nachweis von Sn2+ dienen sollen, dürfen nicht durch Fe2+ reduzierbar sein! a) Iod-Stärke-Reaktion: Sn2+ + I2 = Sn4+ + 2 Ib) Entfärbung des roten Komplexes [Fe(SCN)4]c) Red. von HgCl2: weißer Nd. von Hg2Cl2 d) Red. von Methylenblau (Entfärbung) Folie 48 Weitere Reaktionen von Zinn 3. Reduktion von Sn4+ mit Al oder Zn anstatt von Fe; dann kann Sn2+ über einen Umweg nachgewiesen werden. Sn2+ + 2 Fe3+ = Sn4+ + 2 Fe2+ Charakteristische (Farb-)Reaktionen von Fe2+: a) Dimethylglyoxim ® rosarote Färbung (vgl. Folie 22) b) rotes Blutlaugensalz [Fe(CN)6]3- ® Turnbulls Blau (Farbe aus Metall-Metall-Charge-Transfer) c) Zusatz von Dipyridilen oder Phenantrolinen ® blutrote oktaedrische Komplexe [Fe(dipy)3]2+ bzw. [Fe(phen)3]2+, die entsprechenden Komplexe mit Fe3+ sind blaßblau! Ferroin: Redox-Indikator (Titration von Fe2+ mit Ce4+) 4. Lumineszenzprobe ("Leuchtprobe"): Mit Wasser (evt. KMnO4-Lsg.) gefülltes Reagenzglas in die Untersuchungslösung tauchen und in die entleuchtete Flamme des Bunsenbrenners halten: Intensiv blaue Leuchterscheinung. Untersuchungslösung: a) Zusatz von HCl, b) HCl + Zn reduziert unlösliche Sn(IV)-verbindungen zu löslichen Verb. des zweiwertigen Zinns. Deutung: SnCl4 wird in der Flamme reduziert, SnCl 4 ® Folie 49 SnH4, letzteres verbrennt mit blauer Farbe. Die NH3-Gruppe I. Aufarbeitung des Filtrats der H2S-Fällung: Fällung mit NH3, (Gruppe III) dann Fällung mit NH4HS (Gruppe IV); die Alternative, gemeinsame Fällung von NH3- und NH4HSGruppe ist nicht empfehlenswert. Vorgehensweise: 1) 2) H2S verkochen (Löslichkeit von Gasen nimmt mit T ab), anschließend Fe2+ zu Fe3+ oxidieren. Zur Oxidation konz. HNO3 (Nitrat nur schwach oxidierend), Brom oder am besten H2O2 (Störung durch Ti4+ u. U6+). Falls verwendet, Thioacetamid zerstören durch Kochen mit HNO3. Wenn gemeinsame Fällung der Gruppen III und IV vorgesehen ist, dann hier bis fast zur Trockene eindampfen. 3) Störende Anionen beachten! Spätestens an dieser Stelle des Trennungsganges sollte man über die Anionen informiert sein!. Störungsmöglichkeiten: a) die 3- und 4-wertige Metalle fallen als Phosphate, wie auch mit einigen anderen Anionen, statt als Hydroxide b) die 2-wertigen Metalle Mg, Ca, Sr, Ba, die in Gruppe V identifiziert werden sollen, fallen vorzeitig mit einigen störenden Anionen aus. c) Komplexbildung mit 3- und 4-wertigen Metallkationen kann deren Nachweis stören oder verhindern. Folie 50 Die NH3-Gruppe II. Beispiele für störende Anionen: F-, BO33-, CrO42-, AsO43-, MoO42-, WO42-, VO43-, CN-, Oxalat, Tartrat Maßnahmen zur Entfernung: 1) 2) Kochen mit Methanol: CrO42- ® Cr3+ Kochen mit Methanol + H2SO4 (konz.): BO33- / H3BO3 3) ® B(OCH3)3 - (flüchtiger Borsäuremethylester) Erhitzen mit H2SO4 (konz.): F- u. CN- werden ausgetrieben (HF, HCN -) 4) Erhitzen mit H2SO4 (konz.) + HF: Silicate werden zu flüchtigem SiF4 umgesetzt 5) Erhitzen mit H2SO4 (konz.) evt. mit Zusatz von KNO3: organische Substanzen (auch Oxalat, Tartrat) werden 7) zerstört (Wolframate ® WO3; Molybdate ® MoO3; Silicate ® SiO2 werden dabei unlöslich) H2S zur Abtrennung von MoO42-, AsO43Oxidationsmittel zerstören organische Substanzen 8) Trocken Erhitzen mit NH4Cl: Verflüchtigung von 6) Vanadium als VOCl3 In der Analyse verbleibt PO43- dieses kann aus saurer Lsg. mit ZrOCl2 (® Zr(HPO4)2.H2O¯), mit Sn4+ (analog Zr4+) oder aus schwach saurer Lsg. mit Fe3+ (® FePO4¯) ausgefällt werden (Achtung: neue Kationen in der Analyse!) Folie 51 Die NH3-Gruppe III. Zwei Wege zur Fällung der Hydroxide sind möglich: 1.) mit NH3 (Ammonolyse) und 2.) mit Urotropin (Hydrolysen-Fällung) 1. Weg (NH3 + NH4Cl; pH » 9) Bemerkungen: 1) 2) 3) 4) Amphotere Hydroxide werden noch nicht aufgelöst. Al(OH)3 ® Al(OH)4- erst bei höherem pH Bildung von löslichen Amminkomplexen bei: Ag+, Cd2+, Pd2+, Cu2+, Zn2+, Ni2+, Co2+, Mn2+, evt. Cr3+ Oxidation von Co2+ (® lösliche Komplexe von Co3+, z. B. [Co(NH3)6]3+) und Mn2+ (® Fällung von MnO(OH)2) in ammoniakalischer Lsg. Für Fällung von Mg2+ (auch Mn2+ ohne Ox.) ist der pH nicht hoch genug 5) Fällung von Carbonaten kann einsetzen bei Anwesenheit von Mn2+, Mg2+, Ca2+ ... 6) Anwesenheit von Uran ergibt gelbes U2O72Möglicherweise Verunreinigung des NH 3, wenn in 7) Glasflasschen gelagert (Carbonat, Silicat)! 2. Weg (Urotropin, Hydrolysenfällung; pH < 6) Hexamethylentetramin: N4(CH2)6 Folie 52 Die NH3-Gruppe IV. Fällung mit Urotropin Hydrolyse (in heißem Wasser): (CH2)6N4 + 6 H2O = 6 CH2O + 4 NH3 4 NH3 + 4 H+ = 4 NH4+ (CH2)6N4 + 4 H+ + 6 H2O = 6 CH2O + 4 NH4+ Allmählicher Verbrauch von H+, bzw. allmähliche Entstehung des Fällungsreagens OH- (® Fällung aus homogener Lösung) NH3 + H2O = NH4+ + OHVorteile: 1) pH nicht über 5 – 6, dadurch keine Gefahr einer Oxidation von Mn2+ (MnO2 . aq ¯) 2) keine Fällung der Erdalkalien durch Einscleppen von Carbonat 3) langsame Fällung von FePO4, dadurch werden auch WO42- und VO43- erfaßt Insgesamt sind fällbar: Fe3+, Al, Be, Cr3+, Ti, Zr, Hf, Th, La (+ SE), V, W, U, PO43Vorgehensweise: 1) Genügend Fe3+ zusetzen, um PO43- restlos zu erfassen. 2) Mit Ammoncarbonat neutralisieren, mit HCl gerade ansäuern, zum Sieden Urotropinlösung fällen. erhitzen und mit 10%iger Folie 53 Die NH3-Gruppe V. Übersicht zur Vorgehensweise 1. Fällung mit Urotropin Niederschlag (evt. Umfällen wenn viel Fe3+) Filtrat ® IV Gruppe (enthält evt. noch La ...) Im Niederschlag liegen vor: Hydroxide: M(OH)2, M(OH)3, Oxidhydroxide: MO(OH), Oxidhydrate: MO2 . n H2O, M2O5 . n H2O, ferner: SiO2, GeO2, FePO4, (Mn, Co, Ni falls Oxidation) 2. Nd. Mit HCl lösen 3. “Alkalischer Sturz”: (Fällen mit 10% NaOH + 10% Soda + H2O2) Es fallen aus: Fe(OH)3, FeO(OH) La(OH)3 TiO2 . aq, ZrO2 . aq FePO4, FeVO4 u. ä. Mit HCl lösen; Fe3+ ausethern (als HFeCl4) In Lösung bleiben: -, CrO 2-, 4 Carbonatokomplexe: Be2+, Th4+, U6+ Al(OH) 4 In NH3/H2O2 gießen: Ti(O2)2+ orange Folie 54 Reaktionen von Eisen 1. Unmittelbar nach aus dem Filtrat der H2S-Gruppe in schwach saurer Lsg. als roter Komplex [Fe(SCN)6]3(LMCT Komplex) Farbvertiefung durch stufenweise Bildung des Komplexes Fe(SCN)2+-, ..., Fe(SCN)3, [Fe(SCN)4]-, ..., [Fe(SCN) 6]3Störungen: a) F-, CN-, NO2-; b) Co2+, Mo5+ / Mo6+ (rot / gelb, Unterscheidung Fe / Mo durch Zusatz von Sn2+); c) Phosphat, Arsenat, Tartrat bilden ebenfalls Komplexe mit Fe3+ (Abhilfe: Abrauchen mit H2SO4; Fällung mit Zr4+) Nachweis von Fe3+ und Co2+ nebeneinander: Beide Ionen bilden farbige Thiocyanatokomplexe; Zusatz von KHF2 (® farbloses [FeF6]3-); Co(SCN)2 (blau) wird mit Ether ausgeschüttelt; Wässerige Lsg. mit Borat versetzen (® [BF4]-); rotes [Fe(SCN)6]3- wird zurückgebildet 2. Nachweis im Verlauf der NH3-Gruppe als "Berliner Blau"; Komplexbildung mit gelbem [Fe(CN)6]4- bzw. rotem [Fe(CN)6]3- Blutlaugensalz Blaue Farbe resultiert aus einem Metall-Metall Charge Transfer, deshalb ergeben Fe2+ und Fe3+ nur gemeinsam die Farbe! Störungen: viele Kationen bilden Cyanokomplexe, diese sind allerdings nie intensiv Blau Folie 55 Fortsetzung: Reaktionen von Eisen Stabilität der Hexacyanoferrate: a) Stellung in der Spannungsreihe Fe3+ + e- = Fe2+ E0 = +0,77 V [Fe(CN)6]3- + e- = [Fe(CN)6]4E0 = +0,69 V Fe3+ ist stärker oxidierend als [Fe(CN)6]3-. Fe2+ ist schwächer reduzierend als [Fe(CN)6]4-. ® [Fe(CN)6]3- > [Fe(CN)6]4- (thermodynamisch) b) Reaktion mit Säure unter Freisetzung von HCN geht mit [Fe(CN)6]3- leichter; Rotes Blutlaugensalz stark giftig! ® [Fe(CN)6]4- > [Fe(CN)6]3- (kinetisch) Unterscheidung zwischen thermodynamischer ([Fe(CN)6]3-) und kinetischer ([Fe(CN)6]4-) Stabilität! 3. Farbreaktionen und intensiv farbige Komplexe von Eisen a) Ferroine: [Fe(phen)3]2+, [Fe(phen)3]3+, [Fe(dipy)3]2+ b) Dimethylglyoxim (analog Nickel; vgl. Folie 49) c) Sulfosalicysäure: 1 : 1-, 1 : 2-, 1 : 3-Komplexe (violett) d) Ferron (analog zu 8-Hydroxychinolin) O C -O S 3 O H -O S 3 O I N OH Folie 56 Reaktionen von Titan(IV) 1. 2. 3. Allgemeines: Titan tritt in wässeriger Lösung drei- und vierwertig auf. Keine [Ti(H2O)x]4+ sondern Hydrolyse; in wässeriger Lsg.: [TiO(H2O)5]2+, kurz (TiO)2+, Titanylkation; dieses ist nur in saurer Lsg. stabil, sonst erfolgt Hydrolyse und Fällung von TiO2 . aq. Komplexbildung mit "harten" Elektronenpaardonatoren (EPD): [TiF6]2-, [TiCl5(H2O)]Verhalten von Ti4+ und Zr4+ gegen Phosphat u. Arsenat. Ti(HPO4)2 . H2O bzw. Ti(HAsO 4)2 . H2O fallen nur aus schwach saurer Lsg., die Zr-Verbindungen auch aus dem stark sauren (Übersättigung u. bessere Löslichkeit verhindern Fällung der Ti-Verb.); induzierte Fällung bei Anwesenheit geringer Mengen von Zr! 4. Weitere Beispiele: SnO2 mit MnO2 (aus Mn2+ u. MnO4-); RaSO4 mit BaSO4. Bildung des orangen Peroxo-Komplexes [Ti(O2)(H2O)5]2+; dieser ist sehr stabil und verhindert sogar die Fällung des Hydrogenphosphats! Möglichkeit zur Abtrennung von Zirkon; Fluoridzusatz führt zur Bildung von [TiF6]2(Peroxo-Komplexe von Mo6+ und V5+ sind stabiler); auch als Nachweis für H2O2 geeignet 5. Reaktion mit Chromotropsäure: rotviolett in H2SO4 konz., gelb-orange in Essigsäure/Acetat HO 3, 6 Disulfo- 1, 8 dihydroxynaphthalin -O S 3 OH SO3Folie 57 Reaktionen von Titan(III) 1. Allgemeines: Titan(III)-salze (Sulfat, Chlorid) sind die stärksten löslichen Reduktionsmittel und dabei noch Titanometrie). Das Verhalten ähnelt dem von Fe3+, Cr3+ und V3+. 2. (® stabilen chemische Redox-Verhalten: Darst. durch Reduktion schwefelsaurer Lösungen von Ti4+ Redox-Potential: E0(Ti3+/Ti4+) = -0,1 V Reduktion ist nur möglich wenn Abscheidung von Wasserstoff verhindert werden kann (® Überspannung); 3. Reduktionsmittel: Zink oder Jones-Reduktor (Zn / Hg) Wässerige Lösungen von Ti3+ sind rotviolett und enthalten [Ti(H2O)6]3+; Ti3+: d1-System; Modellsubstanz bei der Entwicklung der Kristallfeldtheorier; mit SCN entsteht hellblaues [Ti(SCN)6]3- 12500 cm-1 4. 25000 cm-1 Reaktion mit Natriumacetat: a) Komplexbildung führt zur Bildung (kinetisch von grünen kontrolliert), basischen diese Acetatokomplexen werden in der Hitze hydrolytisch gespalten; grau-blaues Ti(OH)3 fällt aus und Essigsäure wird freigesetzt (Analogie zu Eisen; Hydrolysenfällung aus homogener Lösung). Folie 58 Charakteristische Reaktionen von Zirkonium und Hafnium Rkk. von Zr und Hf (beide nur vierwertig) in wässriger Lösung nicht unterscheidbar (Lanthanidenkontraktion!) Trennung von Ti4+, Ln3+ und Fe3+ (wenn nicht ausgeethert) durch Fällung mit HPO42- (® Zr(HPO4)2 . H2O), HAsO42oder Phenylarsensäure aus halbkonzentrierter Salzsäure (ähnliche Rk. von Sn4+, Nb5+, Ta5+). Prinzip des gegenseitigen Ausschlusses Im Basischen (NaOH, NH3, NH4HS) fällt ZrO2 . aq aus; Bevorzugung der harten Base OH- bzw. O 2- durch Zr4+ Bildung von Chelaten mit Komplexbildnern die zwei benachbarte O-Donatorgruppen enthalten (Alizarin S, Morin), analog Ti4+, Al3+, Be2+, aber stabiler. IOI IOH I I Alizarin S (roter Farblack) OH (1,2-Dihydroxy-anthrachinon3-sulfonat) SO3 I I OI I OI Morin (grüne Fluoreszenz) I I IOH (Pentahydroxy-flavon) O HO I I I I I HO I I I OH OH Durch Bildung des sehr stabilen Fluorokomplexes [ZrF6]2- in saurer Lösung werden die Chelate gespalten. Folie 59 Charakteristische Reaktionen der Lanthaniden (Seltenen Erden) Schwerlöslich sind Ln(OH)3 und LnF3, beide sind nicht im Überschuß des Fällungsmittels löslich (Unterscheidung von Zr, Ti, Al, Be) Oxalsäure fällt Ln2(C2O4)3 (pH » 0,5), dieses bildet mit (NH4)2C2O4 in der Hitze lösliche Oxalatokomplexe, welche durch konz. HCl wieder zu Ln 2(C2O4)3 zersetzt werden (gekoppelte Gleichgewichte) Farbe von wässrigen Lösungen der Lanthaniden fn f0 Ln2+ Ln3+ Ln4+ La farblos Ce gelb f1 f2 Ce farblos f3 f4 Nd rosa-violett f5 f6 Sm blaßgelb f7 f8 Pr grün Pm rosa Sm rot-braun Eu rosa Eu farblos Gd farblos Tb fast farblos f9 f10 Dy gelb-grün f11 f12 Er rosa f13 f14 Yb farblos Ho hellgelb Tm blaßgrün Lu farblos Folie 60 Die NH3-Gruppe VI. Im "alkalischen Sturz" (vgl. Folie 54) löslich sind Al3+, Cr6+, Be2+, Th4+, U6+; es ist wichtig die Fällung in der Hitze durchzuführen: 1) [Ti(O2)(H2O)5]2+ ist in der Kälte stabil u. löslich; ebenso Zr4+. 2) Die Oxidation von Cr3+ verläuft über lösliche Peroxochromate(V) [CrV(O2)4]3-, die erst beim Erhitzen O2 abspalten und in CrO42- übergehen. 3) Zr4+ bildet mit CO32- Carbonato-Komplexe, die in der Hitze zerfallen; Carbonato-Komplexe von Be2+, Th4+ und UO22+ sind unter diesen Bed. stabil und löslich. Filtrat nach dem "alkalischen Sturz" enthält Al3+, Cr6+, Be2+, Th4+, U6+. Hauptproblem: Auftrennung von Be / Al ist nicht über Hydroxidfällung möglich! Deshalb weiteres Vorgehen: Filtrat mit HCl ansäuern und mit a) NH3 + (NH4)2CO3 i. d. Kälte fällen (® Al(OH)3 ¯) oder mit b) NaHCO3 erhitzen und damit fällen (® Al(OH)3 ¯). Be, U und Th bleiben als Carbonato-Komplexe in Lösung, Chromat ist ohnehin löslich. Durch längeres Kochen des Filtrats wird NH 3 ausgetrieben, Beryllium fällt als basisches Carbonat, Uran als (NH4)2U2O7; CrO42- und Th4+ bleiben in Lösung Folie 61 Be2+ und Al3+ in wässriger Lösung Beryllium- und Aluminium-Salze reagieren in wässriger Lsg. unter Hydrolyse sauer: [Be(H2O)4]2+ = [Be(OH)(H2O)3]+ + H+ [Al(H2O)6]3+ = [Al(OH)(H2O)5]2+ + H+ [Al(OH)(H2O)5]2+ = [Al(OH)2(H2O)4]+ + H+ Tatsächlich ist die Situation noch viel komplizierter durch Bildung mehrkerniger Aquo-Hydroxo-Komplexe (Kondensation) verdünnt konzentriert [Be2(OH)]3+ [Be(OH)]33+ [Be(OH)]nn+ Kondensation (Polymerisation) Ähnliches wird bei Aluminium beobachtet: Mehrkernige Komplexe [Al2(OH)2]4+ ... bis Al13-Komplexe sind nachgewiesen. % Fällung Al3+ Be2+ 4 Fällungsbereich der Hydroxide Al(OH)3 Be(OH)2 [Al(OH)4][Be(OH)3]7 pH Folie 62 Die NH3-Gruppe VII. Nachweisreaktionen für Be2+, U6+ und Th4+ Fällung des farblosen basischen Carbonats von Beryllium ist charakteristisch; zur Absicherung Bildung von Farblacken und farbigen Chelaten (vgl. Folie 64). Fällung des gelben (NH4)2U2O7 ist charakteristisch für Uran; weitere Reaktionen in essigsaurer Lösung: a) Zusatz von gelbem Blutlaugensalz: (UO2)2[FeII(CN)6]¯ Nd. löst sich im Überschuß zu einer roten Lsg.; KOH fällt aus dieser Lsg. gelbes K2U2O7. Cu2[FeII(CN)6] und (MoO2)2[FeII(CN)6] sind fallen ebenfalls braunrot, verhalten sich aber gegen KOH anders b) Ausethern als gelbes UO2(SCN)2 (Trennung von U, Cr, V) c) Gelb-grüne Fluoreszenz im UV-Licht, evt. dazu NaF-Perle mit der Ursubstanz kurz glühen, dann UV-Licht d) Reaktion mit H2O2: aus essigsaurer Lsg. Nd. eines gelblich-weißen Uranyl-peroxids; in basischer Lsg. orangegelbes Peroxo-uranat: [UO2(O2)3]4Fällung von Thorium mit IO3- aus 2n HNO3 (aus schwach saurer Lsg. auch Ln3+) als KIO3 . 4 Th(IO3)4 . 18 H2O In der Lsg. der Carbonato-Komplexe kann Th neben U nachgewiesen werden: Zusatz von H2O2 + OH- fällt einen Nd. von 2 ThO2 . 3 H2O2 . H2O; Uran bleibt gelöst, nur aus neutraler bis schwach saurer Lsg. fällt ein Nd. (s. o.). Folie 63 Die NH3-Gruppe VIII. Charakteristische Reaktionen von Chrom Oxidationsstufen von Chrom: 0 (Cr(CO)6), 2+ (CrSO4 . 5 H2O, CrCl2), 3+ (Cr(H2O)63+, CrCl3), 4+ (CrO2), 5+ (K3CrO8, CrF5), 6+ (K2Cr2O7, CrO2Cl2) Vorprobe: Oxidationsschmelze (KNO3 + Na2CO3) ® gelb (Chromat), nach Reduktion grün Trennungsgang: Cr3+ (hartes Kation) fällt als grau-grünes Hydroxid Cr(OH)3; Besonderheiten: die Löslichkeit verringert sich durch Alterung; keine Hydrolysenfällung mit Acetat (stabile Komplexe); mit NH3 und viel NH4+ i. d. Kälte geringe Bildung von [Cr(NH3)6]3+; mit NaOH etwas lösl. als [Cr(OH)6]3Oxidation von Cr3+: a) in alkalischem Medium ("alkalischer Sturz"; Ox.-Mittel: Na2O2, Br2 + NaOH) Oxidation zu Chromat, b) in saurem Medium Ox. mit Peroxodisulfat O3SOOSO32- zu Dichromat, durch kochen wird Überschuß von S2O82- zersetzt. 2 Cr3+ + 3 H2O2 + 10 OH- ® 2 CrO42- + 8 H2O 2 Cr3+ + 3 S2O82- + 7 H2O ® Cr2O72- + 6 SO42- + 14 H+ 2 S2O82- + 2 H2O ® 4 SO42- + O2 + 4 H+ Bildung von blauem CrO5 (Chromperoxid CrO(O2)2) in saurer Lsg. aus Chromat und H2O2 (Schmetterlingsverb., thermisch labil, mit Ether oder Pyridin extrahierbar) Folie 64 Weitere charakteristische Reaktionen von Chrom Reduktion von Cr3+: Redoxpotential Cr3+/Cr2+ = -0,4 V, Reduktion nur mit Red.-Mittel die Überspannung für H2Abscheidung besitzen; langsame Zersetzung von Lsg. die [Cr(H2O)6]2+ enthalten. 2 [Cr(H2O)6]3+ + Zn = 2 [Cr(H2O)6]2+ + Zn2+ 2 H+ + 2 Cr2+ = 2 Cr3+ + H2 Farbe von wässrigen Cr3+-Lösungen: [Cr(H2O)6]3+ blaugrauviolett; [Cr(H2O)4Cl2]+ oder [Cr(H2O)4(SO4)]+ "typisch" grüne Farbe. 3+ OH2 OH2 H2O Cr3+ OH2 OH2 H2O OH2 + Cl + 3 Cl H2O Cr3+ H2O Cl OH2 + Cl grün blaugrau-violett Isomerie von Komplexverbindungen: Konstitutions-Isom., Ionisations/Hydratations-Isom., (cis- u. trans-Isom.), Bindungs/Liganden-Isom. Kinetische Stabilität von Komplexen des Cr3+ (ähnlich Co3+); Umweg über [Cr(H 2O)6]2+ oder CrO42- (vgl. Rk. von Diphenylcarbazid (dc, Folie 29) mit Chromat: zuerst Oxidation von dc, dann Komplexierung des frisch entstehenden Cr3+) Folie 65 Die NH4HS-Gruppe I. Aufarbeitung des Filtrats der NH3- od. Hydrolysen-Fällung, in der Hitze langsame Fällung mit möglichst wenig NH4HS (Gruppe IV), sonst kolloide Sulfide (bes. NiS) Beachten: 1) Immer frisches Reagenz verwenden! Ox. liefert mit der Zeit SO42- (® BaSO4¯); Reagenz muß frei von Carbonat sein! 2) Evt. erst im essigsauren mit H2S fällen und dann erst ammoniakalisch machen, hierdurch wird die Oxidation von Mn2+ (lösl. Mn(NH3)63+) vermieden. 3) Überschuß von Urotropin mit Br2 zerstören. H2CO NH3 Ox. Ox. HCOOH Ox. CO + H2O N2 4) Falls Be und Ln vorhanden, diese mit NH3 vollständig fällen Es liegen schließlich im Niederschlag vor: ZnS MnS CoS NiS weiß rosa-braun schwarz schwarz grün Besonderheiten: NiS, CoS fallen nicht aus HCl, lösen sich aber nach erfolgter Fällung nicht in HCl auf: Alterung; Zusammensetzung beider Sulfide zwischen MS und "M2S3" (M22+S2-S22-) Folie 66 Die NH4HS-Gruppe II. Auftrennung der Sulfide: 1) mit HAc behandeln: ZnS, CoS und NiS bleiben ungelöst, MnS (und in der Hitze FeS) löst sich auf. 2) mit konz. HCl wird ZnS aufgelöst, CoS und NiS bleiben ungelöst (Alterung) 3) CoS und NiS werden mit HNO3 gelöst Fällungsbereich und -log LMS: pH -log LMS MnS FeS > 4,5 10,51) >4 13,52) 18 CoS NiS 3,5 – 4,8 3,5 – 4,5 a 21 a 19 b 26 b 25 CuS ZnS <1 >3 36 a 25 b 22,5 1) rosa Modifikation, 2) grüne Modifikation (entsteht langsamer) Charakteristische Eigenschaften und Reaktionen von Mangan Oxidationsstufen von Mangan: niedere Ox.-stufen bei Carbonylen, 2+ (Mn(H2O)62+, MnCl2, MnSO4), 3+ (MnO(OH), Mn2O3, [Mn(H2P2O7)3]3-), 4+ (MnO2), 5+ (MnO43-, K3MnO4 ® vgl. Phosphate), 6+ (MnO42K2MnO4 ® vgl. Sulfate), 7+ (MnO4-, KMnO4, Mn2O7 ® vgl. Halogenverbindungen) Vorprobe auf Mangan: Oxidationsschmelze liefert MnO43- und/oder MnO42-, diese diproportionieren zu MnO4Folie 67 Die NH4HS-Gruppe III. Hydroxidfällungen der M2+ (M2+: Mn – Zn): NaOH (verd.) Mn Fe Co Ni Cu Zn blaßrosa1) grün-weißlich1) blau1) grün1) blau1) weiß1) NaOH (konz.) NaOH + H2O2 braun2) rot-braun2) braun2) NaOH + Br2 braun2) rot-braun2) braun2) NH3 (verd.) NH3 (konz.)3) NH3 + NH4Cl4) Zn(OH)4- wie oben wie oben schwarz wie oben wie oben wie mit verd. NaOH wie verd. NH3 Aufl.; Fällung bei Oxidation blaugrüne Lsg. violette Lsg. blaue Lsg. farblose Lsg. wie oben 1) Fällung von M(OH)2; 2) Fällung von MO(OH) / M(OH)3; 3) lösliche Amminkomplexe; 4) Mn(OH) 2 und Fe(OH)2 sind vergleichsweise stark basisch, bei Zusatz von NH4Cl wird der zur Fällung benötigte pH-Wert nicht erreicht. Oxidation zu Mn3+/4+ bzw. Fe3+ führt allerdings zur Fällung der jeweiligen Hydroxide. Unterschiedliche Basizität der Hydroxide, Neigung zur Ausbildung von Amminkomplexen und Oxidierbarkeit bedingen die verschiedenen Reaktionen und können als Grundlage für Trennungen dienen. Folie 68 Weitere charakteristische Reaktionen von Mangan Oxidation zu Permanganat: E0(MnO4- / Mn2+) = +1,5 V; a) PbO2 in HNO3 i. d. Hitze (Mn-freies PbO 2 verwenden!); b) K3BiO4 in HNO3; c) Br2 + NaOH (Cu-Spur nötig); d) KIO4 (+ Ag+) ® Mn7+ (u. Mn5+) u. IO3-, das Reagens wird besonders in der Photometrie eingesetzt, Iodat stabilisiert Permanganat; e) (NH4)2S2O8 (Zusatz von Ag+) wird am häufigsten verwendet, Überschuß kann leicht entfernt werden! Reaktionsgleichungen: Mn2+ = Mn7+ + 5 eMn2+ + 4 H2O = MnO4- + 8 H+ + 5 e2 Mn2+ + 5 PbO2 + 4 H+ = 2 MnO4- + 5 Pb2+ + 2 H2O 2 Mn2+ + 5 IO4- + 3 H2O = 2 MnO4- + 5 IO3- + 6 H+ 2 Mn2+ + 5 S2O82- + 8 H2O = 2 MnO4- + 10 SO42- + 16 H+ Verkochen von Peroxodisulfat: 2 S2O82- + 2 H2O = 4 SO42- + O2 + 4 H+ (Ag-Katalyse) S2O82- + 2 H2O = 2 SO42- + H2O2 + 2 H+ (Hydrolyse) 2 MnO4- + 3 H2O2 + 2 H+ = 2 MnO(OH)2 + 3 O2 + 2 H2O Oxidationsschmelze (KNO3 + Na2CO3 oder Na2O2): MnO2 + KNO3 + Na2CO3 = Na2MnO4 + KNO2 + CO2 5 MnO42- + 8 H+ = 4 MnO4- + Mn2+ + 4 H2O 3 MnO42- + 4 H+ = 2 MnO4- + MnO(OH)2 + 2 H2O Folie 69 Charakteristische Reaktionen von Zink Trennung Zn / Mn: Basizität der Ausnutzung der unterschiedlichen M(OH)2 (NaOH / H2O2) oder des unterschiedlichen Redoxverhaltens (HNO3 / KClO3 ® MnO2¯) Charakteristisch: 1) Fällung von weißem ZnS; 2) Amphoterie von Zn(OH)2 Unterscheidung von Mn2+ (Co, Ni, Fe) aber auch Mg2+. Problem: Wenige farbige oder sonst bes. charakteristische Verbindungen. Weitere Reaktionen: 1) Rinmanns Grün: ZnCo2O4 (Spinell, leicht fehlgeordnet) 2) Gelbes Blutlaugensalz: weißliches K2Zn3[Fe(CN)6)]2¯ 3) Rotes Blutlaugensalz: gelbliches Zn3[Fe(CN)6)]2¯; Fällung mit gelbem BLS ist schwerer löslich; die Oxidationswirkung von rotem BLS nimmt in Gegenwart von Zn2+ zu; Nachweis der erhöhten Oxidationswirkung von [Fe 3+(CN)6)]3- durch Rk. mit Diphenylbenzidin (Diphenylamin) farblos NH NH blau + NH + NH 4) Farbreaktion mit Dithizon: wenig spezifisch; empfindlich! 5) Kristallformen: 3 Na2CO3 . 8 ZnCO3 . 8 H2O; ZnPy2Br2; NH4ZnPO4 . 6 H2O; Zn[Hg(SCN)4]; Folie 70 Charakteristische Reaktionen von Cobalt Im Trennungsgang: Auflösen von "CoS" durch Kochen mit Königswasser; auch NH3/H2O2 kann verwendet werden. Charakteristisch: Blaue Salzperlen: Phosphorsalz (NaNH4HPO4 . 4H2O); Borax (Na2B4O7) mit dem Filterrückstand der NH4S-Fällung NaNH4HPO4 = "NaPO3" + NH3 + H2O "NaPO3" + CoO = "NaCoPO4" Na2B4O7 = 2NaBO2 + B2O3 NaBO2 + CoO = "NaCoBO3" ("Blaugel"; Wetterbilder; Koordination von Cobalt unklar, vermutlich aber [CoO6]- und nicht [CoO4]-Gruppen) Weitere Reaktionen: 1) Rk. mit Thiocyanat: in wässriger Lsg. Intensivierung der rosa Farbe; Ausschütteln mit Ether / Amylalkohol ® Blau [Co(H2O)6]2+; [Co(SCN)4(H2O)2]2-; (LsmH+)2[Co(SCN)4]2Störung durch Fe3+ kann mit F- entfernt werden ([FeF6]3-) 2) Mikroreaktion mit K2[Hg(SCN)4]: blaue Nadeln, Co[Hg(SCN)4] bzw. Hg[Co(NCS)4; SCN-: ambidentes Ion 3) Hexanitrocobaltat(III): geeignet zur Trennung von Nickel; Ox. von Co2+ durch NO2-, dann Fällung als gelbes K3[Co(NO2)6)]¯; der Nd. löst sich im Sauren auf ® Co2+, Nachteil: sehr langsame Fällung (Stunden!) 4) Chelate mit a-Nitroso-b-Naphthol: Ilinski 1884; essigsaure Lsg. roter Niederschlag eines Chelats mit dreiwertigem (!) Cobalt Folie 71 Forts. Charakteristische Reaktionen von Cobalt a-Nitroso-b-Naphthol: lösliche Variante für Photometrie: Nitroso-R-Salz ® [CoL3]6Fällung mit Rubeanwasserstoffsäure: Co (braun-gelb, Ni (blau), Cu (schwarz) Reaktionen mit Cyanid: [Co(H2O)6]2+ (rosa); Co(CN)2 (rotbraun¯); [Co2+(CN)6]4- (braun); Ox.: [Co3+(CN)6]3- (gelb, sehr stabil, keine Fällung von Co(OH)3 mit OH-/H2O2, Unterscheidung von Nickel, dort fällt "NiO(OH)" Weitere Trennungen Co / Ni: 1) NaOH + NaCN + Br2 2) Hexanitrocobaltat(III): K3[Co(NO2)6)]¯ 3) a-Nitroso-b-Naphthol 4) Dimethylglyoxim Folie 72 Charakteristische Reaktionen von Nickel Im Trennungsgang: Auflösen von "NiS" durch Kochen mit Königswasser; auch HAc/H2O2 (Oxidation von Sulfid zu Sulfat) kann verwendet werden. Vorsicht: Kolloides "NiS" Algemeines: in wässeriger Lsg. nur zweiwertig; Ni als Katalysator (Fetthärtung); Legierungsbestandteil (Cr/Ni Stahl) Charakteristisch: H O O N N OH R1 N C 1, 2-Dioxime C R1 = R2 = CH3 C N H OH C Ni C H R2 H C N N O O H “DMG” H Himbeerfarbener Nd. mit DMG (Tschugaeff, 1904): H2dmg = H+ + Hdmg[Ni(H2O)6]2+ + 2 H2dmg = [Ni(Hdmg)2] + 2 H+ Störungen: aus stark saurer Lsg. fallen [Cu(Hdmg)2], grün-braun, [Pd(Hdmg)2] und [Pt(Hdmg)2], beide gelb; lösliche, sehr stabile oktaedrische Komplexe von Fe2+ (rot, Vorsicht!) und Co2+ (braun) Lösliches Ni-dmg-Chelat: Bei Ox. (Br2, S2O82-; aber auch beim Stehenlassen von [Ni(Hdmg)2] an Luft) entsteht rotes, lösliches [Ni4+(Hdmg)3]2das zur photometrischen Spurenanalyse benutzt wird. Folie 73 Die (NH4)2CO3-Gruppe I. Aufarbeitung des Filtrats der NH4HS-Gruppe: verkochen von Sulfid, Oxidation von NH4Cl mit Brom (Reihenfolge! Vorsicht: nicht Sulfid zu Sulfat oxidieren!); es sollten nur noch die Elemente der ersten und zweiten Hauptgruppe (ohne Be) vorliegen (farbloses Filtrat!) Bemerkungen: 1) Verwendung von "(NH4) 2CO3" anstatt Na2CO3: weniger basisch; geringere CO32--Konzentration (Konkurrenzreaktion, dadurch nur Fällung von sehr schwerlöslichen Carbonaten ® CaCO3, SrCO3, BaCO3) 2) Nur Carbonate der Alkalimetalle sind gut löslich, deshalb Carbonat-Fällung wenig spezifisch und erst gegen Ende des Trennungsgangs (vgl. Folie 75) 3) Ammoniumcarbonat (Hirschhornsalz): Ammoniumcarbaminat (Ammonium-amido-carbonat) + Ammoniumhydrogencarbonat Ammoniumcarbaminat Carbaminsäure NH2 + NH3 + NH3 O C O O C O OH O O + NH4 O NH4+ C Ammoniumcarbonat NH2 C NH4+ O - NH3 + H 2O OH + NH3 O C O NH4+ Ammoniumhydrogencarbonat Folie 74 Übersicht "Carbonat-Fällungen" Bemerkungen: 1) Die Carbonatfällung ist die am wenigsten spezifische Abtrennung im Trennungsgang; nur die Alkalimetalle (abgesehen von Li+, Schrägbeziehung Li+ / Mg2+) bilden leicht lösliche Carbonate. 2) Na2CO3 bzw. (NH 4)2CO3 fällen allerdings nicht immer Carbonate: a) Fe3+, Mn2+/3+, Cr3+, Al3+ fallen als Hydroxide b) Ag+ und Cu2+ fallen aus heißer Lsg. als Oxide; in der Kälte Ag2CO3 bzw. basisches Kupfercarbonat; lösliche Carbonatokomplexe vom Silber c) UO22+ fällt aus konz. Lsg. als Na2U2O7 3) Basische Carbonate: Cu2(OH)2CO3 u. Cu3(OH)2(CO3)2 (Malachit u. Azurit); Be2+, Mg2+, Zn2+, Cd2+, Pb2+ (i. d. Kälte PbCO3), Sb3+, Bi3+: alle farblos; Co2+ rötlich; Ni2+ grünlich; Hg2+ rotbraun; Hg22+ braungelb (dunkler durch Disp.) 4) Oxidierbare Carbonate: MnCO3 ® MnO(OH)2 (farblos ® braun; FeCO3 ® Fe(OH)3 (farblos bis grünlich ® rot-braun) 5) Lösliche Hydrogencarbonate: Auflösung der Carbonate bei Sättigung der Lsg. mit CO2 MCO3 + CO2 + H2O = M2+ + 2 HCO3- Folie 75 Die (NH4)2CO3-Gruppe III. Löslichkeiten von Salzen der Erdalkalimetalle Mg – Ba (in mol . l-1): Anion Mg Ca Sr Ba CO32- 2,4.10-3 1,5.10-4 7,5.10-5 8,6.10-5 SO42- 2,8 1,5.10-2 6,0.10-4 8,6.10-6 CrO42- 4,4 1,4.10-1 5,9.10-3 1,6.10-5 2 F- 1,4.10-2 2,1.10-4 9,6.10-4 9,1.10-3 2 OH- 1,4.10-4 1,6.10-2 5,7.10-2 2,0.10-1 C2O42- 6,2.10-3 3,1.10-5 2,6.10-4 3,9.10-4 1) Sulfate, Chromate und Carbonate zeigen den gleichen Gang der Löslichkeiten. 2) Die Hydroxide und Fluoride zeigen einen abweichenden Gang in ihren Löslichkeiten (Komplexbildung und Schwerlöslichkeit laufen gegeneinander). 3) Die Oxalate verhalten sich ähnlich wie die Fluoride (harte EPD) 4) Mit Ausnahme der Sulfate sind alle Fällungen pH-abhängig ® Konkurrenzreaktion zur Fällung ist die Protonierung des Anions (in Säuren löslich). Folie 76 Nachweis und Charakteristische Reaktionen von Ca, Sr und Ba I. Auflösen der Carbonatfällung mit NH4Cl bzw. Salzsäure; evt. auch mit Essigsäure (® "Chromat-Trennung") 1) Unterscheidung Ba, Sr von Ca: mit "Gipswasser" (gesättigt über CaSO4 . 2 H2O) fällt sofort nach der Zugabe BaSO4, langsamer erfolgt Fällung von SrSO4. 2) Unterscheidung Ca von Sr, Ba: In der Siedehitze mit verd. H2SO4 fällen (® SrSO4¯, BaSO4¯), heiß filtrieren und Filtrat abkühlen lassen; Zusatz von H2SO4 + Ethanol ® gallertartige Fällung (Gipsnadeln) 3) Verhalten von Ca, Sr, Ba gegen Chromat: aus alkalischer Lsg. fällt mit K2Cr2O7-Lsg. BaCrO4 schnell, SrCrO4 langsamer; aus essigsaurer Lsg. fällt nur BaCrO4 (Verschiebung des Chromat/Dichromat-Gleichgewichts durch Säurezusatz, Eisessig löst auch BaCrO4; CaCrO4 bleibt in allen Fällen gelöst. 4) Nachweis von Ba und Sr mit Rhodizonsäure: schwerlösliche Rhodizonate [Sr(rho): braunrot; Ba(rho): rotviolett]; Sr(rho) löst sich in Salzsäure; Ba(rho) bleibt ungelöst und verändert seine Farbe nach hellrot; BaCrO 4 ist stabiler als Ba(rho); SrCrO4 ist weniger Stabil als O Sr(rho) HO HO O C C C C C C O Rhodizonsäure O Folie 77 Reaktionen von Ca, Sr und Ba II. 1) Löslichkeitsunterschiede wasserfreier Salze in Alkohol u. Ether: CaCl2 u. SrCl2 löslich in abs. Alkohol, BaCl 2 ist hier unlöslich; die Nitrate von Sr und Ba sind unlöslich in Alkohol oder Alkohol + Ether 2) Anmerkung zu Gips: Gips CaSO4 . 2 H2O; Hemihydrat CaSO4 . 1/2 H2O; Anhydrit CaSO4; oberhalb von 66°C kristallisiert aus wässriger Lsg. Anhydrit, bei hohen Salzkonzentrationen auch schon oberhalb von 30°C (Salzlagerstätten der Norddeutschen Tiefebene: Wechsel von Gips und Anhydrit) 3) Anmerkung zur Wasserhärte: Gehalt an Hydrogencarbonat (® temporäre Härte, Carbonathärte) fällt beim Kochen aus (Kesselstein). CaCO3 + CO2 + H2O = Ca2+ + 2 HCO3Permanente Härte ist nicht durch Erhitzen fällbar (hauptsächlich Chloride und Sulfate von Ca u. Mg). 1 deutscher Härtegrad °d = 0,18 mmol . l-1 Ca2+ od. Mg2+ 1 deutscher Härtegrad °d = 10 mg . l-1 CaO 4) Flammenfärbung von Ca, Ba und Sr: Nur im Spektroskop sicher nachweisbar; Ca: gelb-rot; Sr: ziegelrot; Ba: grün; Problem: nur die Halogenide der Erdalkalien sind leicht flüchtig (Voraussetzung für die Flammenfärbung!); Oxoverbindungen der EA schwer verdampfbar; langes Glühen bei möglichst hoher Hitze erforderlich; Vorteil: Anregung erfolgt nacheinander Folie 78 Die lösliche Gruppe im Trennungsgang I. Am Ende des Kationentrennungsgangs können nach Fällungen mit HCl, Hydrazin, H2S, NH4OH (Urotropin), NH4HS und Carbonat noch die Elemente Mg, K, Rb, Cs, Li und Na im Filtrat vorliegen. Auftrennung: 1) Aus ammoniakalisch gepufferter Lsg. kann Mg2+ als gelbes Oxinat Mg(Ox)2 . 2 H2O gefällt werden; nach Verglühen und Lösen des Rückstands verschiedene Nachweisreaktionen (® MgNH4PO4 . 6 H2O) 2) Ansäuern des Filtrats und Zusatz von Perchlorsäure HClO4 liefert Nd. von KClO4, RbClO4 und CsClO4 (® Verglühen liefert die Chloride, von denen nur KCl in alk. HCl unlöslich ist) 3) Überschüssige Perchlorsäure im Filtrat nach 2) mit KOH fällen und abfiltrieren, anschließend Kaliumaluminat-Lsg. K[Al(OH)4] zusetzen: ® LiH(AlO2)2¯. CaCO3 + CO2 + H2O = Ca2+ + 2 HCO34) Fällungsreaktionen für Na+: Zusatz von K[Sb(OH)6)] ® K[Sb(OH)6)] ¯; in essigsaurer Lsg. Zusatz von Uranylacetat und Mg2+ ® NaAc . MgAc2 . 3 UO2Ac2 . 9 H2O ¯ 5) Flammenfärbung von Li, Na, K, Rb, Cs: Nur im Spektroskop sind die letzten drei sicher unterscheidbar; beste Methode zur Identifizierung der Alkalimetalle Folie 79 Nachweis und Charakteristische Reaktionen von Magnesium Trennung von Mg2+ von den Alkalien durch Hydroxid-Fällung prinzipiell möglich, aber hohes Absorptionsvermögen von Mg(OH)2; als Fällungsreagenz besser HgO (Achtung: NH3 bzw. NH 4+ muß entfernt worden sein!) Identifizierung von Mg(OH)2: 1) Adsorption an ausgefälltem Mg(OH)2: I2 gibt rot-braune Farbe; Farblacke mit Titangelb, Magneson oder Chinalizarin H3C SO3 O3S CH3 S S N C N C NH N N HO HO O OH OH O2N N N NO2 HO O 2) Fällungsreaktionen mit charakteristischer Kristallform: MgNH4PO4 . 6 H2O, sargdeckelförmige Kristalle; auch hier konkurrieren wieder verschiedene Gleichgewichte bei der Fällung miteinander 3) Fällung mit organischen Komplexbildnern: Beispiel Oxin HOx (Schrägbeziehung zu Aluminium. N HO Folie 80 Nachweis und Charakteristische Reaktionen der Alkalimetalle I. Lithium: 1) Schrägbeziehung zu Mg2+: schwerlöslich sind Li2CO3, Li3PO4 und LiF 2) LiCl löst sich in vielen polaren org. Lösgm., Trennung von den anderen Alkalimetallchloriden durch Extraktion mit Amylalkohol; LiCl ist auch in konz. HCl löslich im Unterschied zu den anderen ACl konz. HCl º [H9O4]+Cl-; 1 l konz. HCl: 1,18 kg, davon 0,37 kg HCl, 0,81 kg H2O, n(HCl) : n(H2O) = 1 : 4,5. 3) Fällung mit [Fe3+(IO6)]2- (Fe3+ + KIO4 + KOH; keine Fällung von Fe(OH)3!) als weißliches LiK[Fe(IO6)]. Natrium: Kaum schwerlösliche Verb. vom Na+; Na[Sb(OH)6] ¯ Reaktion aber sehr störanfällig; Doppel- bzw. Tripel-Salze mit Uranylacetat sind charakteristisch durch gelbe Farbe, Kristallform und Fällungsbedingungen (aus der Ursubstanz ist der Nachweis nach Kochen mit MgO spezifisch!) Kalium (NH4+ verhält sich sehr ähnlich): 1) Fällung als KClO4, dieses kann mit KMnO4 angefärbt werden; der Mischkristall K(ClVII, MnVII)O4 ist stabil gegen Entfärben mit H2O2 (z. B. aus verkochen von S2O82-) 2) Fällung als Tripel-Nitrit (keine Störung durch Natrium) Folie 81 Nachweis und Charakteristische Reaktionen der Alkalimetalle II. Fortsetzung Kalium: Fällung mit NaNO2 u. Co2+ aus essigsaurer Lsg. Mischkristallreihe: K3[CoIII(NO2)6] – K2Na[CoIII(NO2)6] ist sehr schwer löslich, Na3[CoIII(NO2)6] ist leichtlöslich; umfangreiche Substituierbarkeit der A+- und Ü-Kationen; "K2AgCoIII" gelb, "KPbCoII" grünlich-gelb, "K2PbCoII" schwarz, "K2PbCuII" schwarz-braun, "Cs2NaBiIII" farblos, "Cs2NaLaIII" farblos. 3) Fällung aus schwach (!) salzsaurer Lsg. mit Na-Pikrat: O2N NO2 NO2 N O2N O2N K+ NO2 4) Fällung mit Na-tetraphenyloborat "Kalignost" aus essigsaurer Lsg.: ® K[B(C6H5)4] ¯. Ähnliche Rk. durch: Rb+, Cs+, NH4+, Ag+, Tl+ Keine Störung durch Li+, Na+, Mg2+, Ca2+, Sr2+, Ba2+, SO42-, PO43-, ClO4-, 5) Weitere schwerlösliche K-Salze: K2[PtCl6] gelb; K2[SiF6]; K[BF4]; K3[Bi(S2O3)3] fällt gelb aus alkoholischer Lsg. ("Carnot'sche Reaktion"), analog blaues K3[CoIII(S2O3)3], Nachweis aus Ursubstanz nach Fällung störender Kationen mit Na2HPO4 od. MgO (heiß), wenig empfindlich; saures K-Tartrat: KH(C4H4O6) Weinstein Folie 82 Kristallstruktur der Tripelnitrite III vom Typ KK2[Co (NO2)6] kubische Elementarzelle Chromophor: [CoN6] zwei kristallographisch unterschiedliche K+ sind nur durch Sauerstoff koordiniert Folie 83 Nachweis und Charakteristische Reaktionen der Alkalimetalle III. Rubidium / Cäsium: 1) Rb+ und Cs+ verhalten sich in den meisten Fällen ähnlich wie K+, sind jedoch schwerer löslich 2) Dodekamolybdatosilicate und –phosphate bilden gelbe, schwerlösliche Oktaeder Rb4[Si(Mo3O10)4] bzw. Rb3[P(Mo3O10)4] in Analogie zu NH4+ 3) Trennung Rb+/Cs+ von K+ durch Säulenchromatographie an (NH4)3[P(Mo3O10)4] in 0,1 – 0,5n HNO3; schwach saure Probelösung auf die Säule bringen ® K+ läuft durch, Rb+ und Cs+ werden festgehalten; durch „Waschen“ mit NH4NO3-Lsg. werden die schweren Alkalielemente wieder freigesetzt [Verschiebung der Verteilungsgleichgewichte; Nernst’scher satz: M +fl = M+fest; K = a(M+fl) / a(M+fest] Verteilungs- 4) Zusatz einer Lsg. von CoSO4 + K3[FeIII(CN)6] zur Analysenlösung ergibt einen dunkelvioletten Niederschlag: ACo II[FeIII(CN)6] (A = Rb, Cs), allerdings ist auch Co3II[FeIII(CN)6]2, rot, schwer löslich (Störung!) 5) In salzsaurer Lsg. entstehen aus H[AuCl4] (Au gel. In Königswasser, dann mit HCl abgeraucht) und festem AgCl dunkelrote Prismen von Rb6Ag2Au3Cl17; der Nachweis wird nicht (!) durch Cs+ gestört. Mit den Bromiden zeigen Rb+ und Cs+ dagegen die gleiche Reaktion. Folie 84 Nachweis und Charakteristische Reaktionen der Alkalimetalle IV. Cäsium: 1) Cs4[Si(W3O10)4] fällt aus 6n HCl, die Rb-Verbindung ist löslich. 2) Weitere schwerlösliche Verbindungen von Cäsium: Cs[BiI4] . CsI, leuchtend rot (Tl+ stört); Cs[PbI3], grünliche Prismen, Nachweis wird nur durch NH4+ gestört; aus 20%iger HCl fallen Cs2[SnCl6] und Cs3[SbCl6], die CsVerbindungen sind schwerer löslich als die RbVerbindungen. Komplexbildung bei den Alkalimetallen: 1) Lockere Bindung (z. B. Hydrate); Kristallwasser bevorzugt bei Na-Verbindungen 2) Org. Komplexbildner überführen A+ in die org. Phase, z. B.: Salicyaldehyd oder Acetylaceton H C O C Na+ HC O Na+ O O C O CH3 CH3 C O CH O C O C H Maßschneidern bestimmtes Alkaliion. der CH3 Ringgröße für ein O O O 3) Kronenäther: CH3 Na+ O O O Folie 85 Flammenfärbungen I. Charakteristisch: Die entleuchtete Flamme des Bunsenbrenners wird von den Alkalimetallen, den Erdalkalimetallen, sowie einigen anderen Elementen und Molekülen in charakteristischer Weise gefärbt. Im Einzelfall ist eine Unterscheidung bzw. der Nachweis mehrerer Elemente nebeneinander nur mit dem Handspektroskop möglich. Li Na K Rb Cs Ca Sr Ba In Tl Folie 86 Flammenfärbung II. Entstehung von Flammenfärbungen 1) Verdampfung des Analyten (z. B. NaCl) in der Flamme: NaCls ® (NaCll) ® NaClg 2) Dissoziation der gasförmigen Moleküle in Atome oder Ionen (z. Tl. auch Rekombination mit e- in der Flamme): NaClg ® Nag + Clg NaClg ® Na+g + Cl-g Na+g + e- ® Nag 3) Thermische Anregung der elektronischen Energie der Atome (nur Valenzelelektronen); Rückfall in elektronische Zustände niedrigerer Energie unter Aussendung charakteristischer Strahlung „Linien“ ® Emissionsspektren Nag ® Na*g (thermisch); Na*g ® Nag (h . n) Übergänge beim Natrium: 4) Bei Einstrahlung der charakteristischen Wellenlänge kann diese von gasförmigen Atomen auch absorbiert werden ® Atomabsorptionsspektroskopie 5) Halogenide leichter anregbar als Oxoverbindungen; Alkalimetalle leichter anregbar als Erdalkalimetalle; Ionen viel schwerer anregbar als neutrale Atome (vgl. Gang der Ionisationspotentiale) 6) Auch Moleküle können in der heißen Flamme elektronisch angeregt werden (Bsp.: CaO, CuX, BF 3) ® „Banden“ Folie 87