LP. Ausgabe 01/17 www.lpinternational.de LEBENSMITTEL PRAXIS. INTERNATIONAL Branchen-Informationen für Entscheider in Handel und Industrie Inhalt 01 Konsolidierung Weniger Händler weltweit 05 Cash+Carry in China Teure Grundstücke 06 Rekord in UK Lidl legt deutlich zu 07 EU-Initiative Food-Abfälle verringern 08 Retail Ranking Discounter behaupten sich 10 Food and Drinks Verbraucher lieben Gesundes 12 Online-Shopper Generation X kauft ein 13 Bio in Frankreich Nachfrage-Boom 14 Weltwirtschaft Studie sieht Insolvenzen 15 Expansion in Polen Netto investiert in Läden 15 Carrefour modernisiert Neue Standorte in Polen 16 Kommentar Was bringt Trump? Pizza für Chinesen Die Konzentration der Lebensmittelhersteller und des Einzelhandels schreiten global weiter voran. Darauf verweist der Konzernatlas einiger Nicht-Regierungs-Organisationen. Einerseits ist das wenig überraschend, andererseits schaffen die Daten einen Überblick. Mehr Transparenz haben sich verschiedene internationale und nationale Organisationen auf die Fahnen geschrieben und gemeinsam Datenund Fakten rund um die Agrar- und Lebensmittelindustrie, aber auch zum Thema Lebensmitteleinzelhandel zusammengetragen. Mit dabei sind beispielsweise Oxfam, La Monde diplomatique oder auch die Heinrich Böll Stiftung. Alles Organisationen, die die Entwicklung dieser Branchen kritisch sehen. Heraus kam dabei der „Konzernatlas“, indem die Beteiligten beschreiben, wie sie aktuell die Situation weltweit sehen einschätzen. Vorangetrieben wird die Entwicklung aus ihrer Sicht von den Möglichkeiten der Globalisierung, aber auch von den Unternehmen selbst. Ein Blick in den Konzernatlas lohnt sich, schafft wirklich Einsichten, auch wenn man die Sichtweise der Initiatoren nicht oder nicht immer teilt. Insgesamt kommt der Atlas zu der Auffassung, dass die Agrar-, Lebensmittel- und Handelskonzerne die Industrialisierung der Wertschöpfungskette weiter vorantreiben. Dabei spiele der moderne Einzelhandel mit Hypermärkten, Supermärkten und Discountern in der Nahrungsmittelkette besonders in Industrie- und Schwellenländern eine bedeutende Rolle. In diesen Formaten vermarktet die Landwirtschaft große Teile ihrer Produkte. Milliarden Menschen wer- den auf diese Weise mit einer enormen Palette an Nahrungsmitteln und Getränken versorgt. „Der Lebensmitteleinzelhandel ist zum einflussreichen Weichensteller geworden“, kommentiert der Atlas. Der Handel bestimme, welche Lieferanten ihre Produkte in den Geschäften verkaufen und welche Nahrungsmittel die Kundschaft dort vorfindet. Und der Handel nehme darüber hinaus zunehmend Einfluss auf die Lebensmittelproduktion selbst. Seit den 1980er-Jahren förderte die Liberalisierung von Handel und Investitionen und die Deregulierung der Agrarmärkte das Wachstum der Supermarktketten. Die Verhandlungsmacht von Bauern und Bäuerinnen wurde geschmälert. Die Stadt- und Regionalplanung förderte zudem über lange Zeit die Entwicklung großer Einzelhandelsflächen außerhalb der kleinteiligen Innenstädte. Sowohl in den Industrie- als auch den Schwellenländern habe die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel entsprechend stetig zugenommen. Wal-Mart, das größte Einzelhandelsunternehmen der Welt, macht auch in Folge dessen allein 6,1 Prozent des globalen Branchenumsatzes. In der Europäischen Union, einer der drei größten Märkte für den Einzelhandel, entfallen fast 50 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels auf die zehn größten Branchenunternehmen, berichtet die Untersuchung. Davon 01/2017 1 LP INTERNATIONAL die für ihre Sparmaßnahmen bekannte Investmentgesellschaft des Brasilianers Jorge Lemann. Für den Kraft-Heinz-Deal hat sich Lemann mit dem US-Investor Warren Buffett und seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway zusammengetan. Übernahmen im Kaffeemarkt veranschaulichen, dass neben der Generalisierung mit möglichst breiter Produktpalette auch die Spezialisierung in einem einzelnen Marktsegment ein wichtiger Treiber der Marktkonzentration ist. Die JAB Holding, eine Investitionsgesellschaft der deutschen Unternehmer-Familie Reimann, besitzt heute unter anderem die Kaffeemarken Jacobs Douwe Egberts, Caribou und Keurig Green Mountain. Dazu gehören auch Kaffeekapseln und -maschinen. Die Übernahmen von JAB setzen zudem den Marktführer Nestlé unter Druck. Der Marktanteil von Nestlé am globalen Markt Markt-Macht Anteile der jeweils größten vier Hersteller in ausgewählten Märkten, Produkgruppen nach Regionen, 2007. Afrika & Naher Osten Nordamerika Frühstücksflocken 82 % Babynahrung 88 % 56 % Babynahrung 56 % 68 % Suppen Süßwaren Süßwaren Frühstücksflocken 61 % Babynahrung 74 % 22 % 56 % Suppen 38 % Süßwaren Babynahrung 43 % 43 % Suppen 43 % Süßwaren Frühstücksflocken 67 % Suppen 37 % Frühstücksflocken Welt 84 % 75 % 42 % Quelle: Konzernatlas 2017/Euromonitor 2009 4 01/2017 Frühstücksflocken 62 % Babynahrung Käse 15 % Suppen 91 % 74 % Süßwaren 75 % Babynahrung Süßwaren 70 % Suppen Lateinamerika Käse 92 % Käse 18 % Süßwaren 88 % Babynahrung 55 % Käse 26 % Ozeanien 40 % Babynahrung 62 % Käse Osteuropa Frühstücksflocken 38 % Süd-, Ost- und Südostasien Westeuropa Frühstücksflocken 72 % Suppen 57 % Käse 28 % Käse 43 % Käse Frühstücksflocken 60 % 20 % 50 % Suppen Süßwaren 33 % für verpackten Kaffee liegt bei knapp 23 Prozent, JAB hat mittlerweile mit etwa 20 Prozent beinahe aufgeschlossen. Bei Tee kontrollieren drei Konzerne den Markt: Unilever mit der Marke: „Lipton“, der indische Konzern Tata mit der Marke „Tetley“ und Associated British Foods mit der Marke „Twinings“. Das sind rund 80 Prozent des globalen Teehandels. Doch der Markt für abgepackten Tee ist global noch nicht so konzentriert wie bei Kaffee. In Deutschland sind zwei Familienunternehmen führend: Teekanne mit einem Anteil von 35 Prozent und die Ostfriesische Tee Gesellschaft mit 25 Prozent. Und auch der Milchmarkt geriet in Bewegung. Auffällig aktiv wurden in den vergangenen Jahren europäische Molkereien in Afrika. Auslöser der jüngsten Übernahmen und Fusionen war der globale Preisverfall bei Milch, der 2014 begann, sich bis 2016 fortsetze und wiederum auf kleinere Produzenten den Druck erhöhte. Die französische Molkerei Lactalis vollzog allein im Jahr 2015 neun Übernahmen und vier weitere bis Mitte 2016. Danone erwarb eine Mehrbeteiligung an der westafrikanischen Fan Milk. Die schwedisch-dänische Molkerei Arla Foods ist mehrere Joint Ventures eingegangen und beabsichtigt bis 2020 ihre Umsätze in Westafrika verfünffachen. Global gesehen war und wird das aber nur ein Teil der Expansion großer und international agierender Lebensmittelhersteller auf neue Märkte sein. So kündigten im Jahr 2010 die Unternehmen Unilever, Nestlé, Danone und PepsiCover an, sie wollten sich stärker in neuen Märkte engagieren. Insbesondere China und Russland, aber auch Afrika waren das Ziel. Wegen der vielen regionalen Hersteller ist der Weltmarkt für verarbeitete Lebensmittel noch nicht so stark konzentriert wie der Handel mit Agrarrohstoffen, Saatgut oder Pestiziden, resümiert der Konzernatlas. Die 50 größten Lebensmittelkonzerne erwirtschaften aber immerhin 50 Prozent des weltweiten Umsatzes in der Branche. Dabei verzeichnen die größten Konzerne weiterhin die meisten Zuwächse. Diese Entwicklung wird sich laut Einschätzung der Beteiligten an der Studie so fortsetzen: „Mit der Globalisierung der Ernährungssysteme und der Expansion der Multis mit ihrer Vielzahl von Produkten verändern sich die Essgewohnheiten, nicht nur im Norden, sondern auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Die wenig verarbeiteten Lebensmittel werden durch hochgradig verarbeitete ersetzt, sowie durch Fertiggerichte wie Pizzen, Suppen und Menüs.“ E-Food-Rekord Der größte Online-Supermarkt der Schweiz erreichte 2016 erneut eine Rekordmarke und steigerte den Umsatz damit zum vierten Mal in Folge. Der Umsatz von LeShop.ch stieg im vergangen Jahr um 3,5 Prozent auf 182,1 Mio. Schweizer Franken, knapp 17 Mio. Euro. Grund für die positive Entwicklung ist unter anderem das ausgebaute Service-Angebot. Kunden haben jetzt die Möglichkeit, sich ihre Bestellungen in engeren Zeitfenstern und auch am späteren Abend liefern zu lassen. Überproportional gewachsen ist der Umsatz mit Bio-Produkten. Rund 42 Prozent der LeShop.ch-Bestellungen wurden über mobile Geräte getätigt. Man setze stark auf die Verschmelzung von Online und Offline. Die Marktanteile im Lebensmittelhandel würden folglich durch das Online-Wachstum künftig neu verteilt. Die typische LeShop.chZielgruppe – digital affine Mütter und Väter, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen – wächst. Dass es in der Schweiz Potenzial gibt, zeigt eine Befragung des Link-Instituts im Auftrag von LeShop.ch: 26 Prozent jener Befragten, die noch nie online Lebensmittel eingekauft haben, können sich vorstellen, dies künftig zu tun. Öko-Wachstum Die Migros-Gruppe hat im vergangenen Jahr erneut ihren Umsatz um 1 Prozent steigern können. Er legt 2016 umgerechnet um 255,6 Mio. Euro auf insgesamt 25,8 Mrd. Euro zu. Der Einzelhandelsumsatz erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 2,2 Prozent auf 21,7 Mrd. Euro.„Die Minusteuerung, der anhaltende Einkaufstourismus und negative geopolitische Ereignisse, die sich vor allem aufs Reisegeschäft auswirkten, beeinflussten im vergangenen Jahr wiederum die Entwicklung der Umsätze“, sagte Herbert Bolliger, Präsident der Generaldirektion des MigrosGenossenschafts-Bundes. Mit dem Ergebnis könne man zufrieden sein. Besonders erfreulich sei, dass die nachhaltigen und regionalen Produkte, mit denen rund 3,5 Mrd. Euro Umsatz erzielt wurden, weiter an Beliebtheit gewinnen. Das Alnatura-Sortiment verzeichnete gar eine Verdoppelung des Umsatzes. Ein weiteres wichtiges strategisches Ziel wurde mit dem Wachstum von über 20 Prozent beim E-Commerce erreicht. Die Migros bleibt somit sowohl bei den Produkten mit sozialen und ökologischen Mehr- werten als auch im Online-Handel Marktführer. Die zehn Genossenschaften erreichten dank leicht höheren Kundenfrequenzen einen Umsatz von 14,4 Mrd. Euro, was einem Wachstum von 0,1 Prozent entspricht. „Ecke“ für Elektronik Im Einkaufszentrum Centro in Oberhausen hat der Online-Händler Amazon eine 35 qm große Verkaufsfläche eröffnet. Den Shop mit der Bezeichnung „Amazon-Ecke“ gibt es seit Oktober 2016. Der Store in Centro verkauft ausschließlich elektronische Produkte und deren Zubehör (Tablets, Ladegerät, Kindle, etc.). In Europa ist dies die erste permanente „Ecke“, die sich in einem Einkaufszentrum befindet. Centro-Betreiber Unibail Rodamco wollte sich zu der Kundenfrequenz des AmazonShops nicht äußern, wies aber darauf hin, dass der Online-Händler ursprünglich beabsichtigte, sein stark diversifiziertes Online-Sortiment von Smartphones über Schuhe bis zu Lebensmitteln auf die Fläche zu bringen: „Als wir anfingen zu verhandeln, waren wir überrascht, weil Amazon die gesamte Tiefe seines Online-Angebots auch offline abbilden wollte,“ sagte Jean-Marie Tritant, Geschäftsführer von Unibail-Rodamco, Gobal Retail News. Dies sei jedoch nicht möglich, da spezielle Verträge dies verhindern. Ein Einzelhandelsmieter könne seinen Business-Typ nicht beliebig ändern. Tritant glaubt jedoch, dass Online Pure-Player künftig immer öfter im stationären Handel auftauchen werden. „Große Dinge“ Der Gründer der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba, Jack Ma, will mit einem großen Job-Versprechen die Wogen im aufkommenden Handelsstreit zwischen den USA und China glätten. Ma stellte bei einem Treffen mit dem US-Präsidenten Donald Trump 1 Mio. neue Arbeitsplätze in Amerika in Aussicht. Möglich machen soll das ein besserer Zugang kleiner und mittlerer US-Unternehmen zur Alibaba-Handelsplattform. Dabei beruht die Schätzung darauf, dass jede Firma durch den Ausbau des Geschäfts im Schnitt eine neue Stelle schafft. Trump hatte höhere Zölle im Handel mit China gefordert. Er werde gemeinsam mit Jack Ma „große Dinge“ vollbringen, sagte Trump nun. Cash+Carry in China Steigende Preise für gewerbliche Immobilien und für entsprechende Grundstücke in China machen der Metro C+C zu schaffen und bremsen ihre geplante Expansion aus, so Medienberichte. Die Metro-Tochter gehört zu den Pionieren aus dem Westen in der Volksrepublik und ist dort bereits 1996 im Geschäft. Die Düsseldorfer betreiben zusammen mit ihrem JointVenture-Partner, der Jinjiang-Gruppe, im Reich der Mitte bisher 86 Standort. Nach eigenen Angaben erzielte Metro C+C im Geschäftsjahr 2015/16 dort einen Umsatz von rund 2,7 Mrd. Euro. Doch jetzt scheint die Expansion ins Stocken zu geraten. Um trotzdem weiter zu wachsen, will das Unternehmen künftig stärker im Westen des Landes investieren. Dort sind die Grundstückspreise noch günstiger, dort sollen neue Märkte entstehen. Man könne innerhalb von sechs bis acht Monaten dort neue Standorte erschließen und Märkte errichten, so das Management gegenüber Medien. 10.000 Jobs weniger Die US-Kaufhauskette Macy‘s hat nach einem schwachen Weihnachtsgeschäft einen umfangreichen Abbau von Jobs angekündigt. Im November und Dezember schrumpften die Verkäufe in etablierten Macy‘s-Filialen verglichen mit dem Vorjahreswert um 2,1 Prozent. Vorstandschef Terry Lundgren räumte ein, mit besseren Ergebnissen gerechnet zu haben. Das Unternehmen senkte in den vergangenen Wochen seine Absatzprognose und gab bekannt, mehr als 10.000 Stellen zu streichen. Der angekündigte Stellenabbau ist Teil eines Sparprogramms, das unter anderem die Schließung von 100 der zuletzt 730 Filialen und Verkäufe von Immobilien, die sich im Konzernbesitz befinden, umfasst. Macy‘s hofft, einige der betroffenen Jobs durch Umstrukturierungen verlagern zu können. Die Filialschließungen, von denen 68 bereits bis Mitte des Jahres erfolgen sollen, hatte Macy‘s im vergangenen August angekündigt. Durch das Paket an Sparmaßnahmen sollen die jährlichen Kosten ab 2017 um etwa 550 Mio. US-Dollar gesenkt werden. Macy‘s, zu dem auch die Luxuskette Bloomingdale‘s gehört, leidet wie die gesamte Branche der klassischen Einzelhändler unter der verschärften Online-Konkurrenz durch Rivalen wie Amazon. 01/2017 5 LP INTERNATIONAL Food in Bulgarien Konjunktur ankurbeln Die Schwellenmärkte in Bulgarien, Indien und Indonesien werden in diesem Jahr dank einer robusten Binnennachfrage, der günstigen demografischen Entwicklung und langfristiger Investitionen hohe Wachstumsraten erzielen, meint der Versicherer und Marktbeobachter Atradius. Geschäfte mit Unternehmen in der Türkei, Südafrika, Argentinien und Mexiko dürften dagegen zunehmende Unsicherheiten mit sich bringen. In Europa sieht Atradius in Bulgarien einen vielversprechenden Markt. Dessen Wirtschaft werde 2017 um 3 Prozent wachsen. Vielversprechende Chancen bietet der Balkanstaat unter anderem Akteuren der Agrar- und Lebensmittelindustrie, da die Nachfrage nach höherwertigen Lebensmitteln steigt und der heimische Markt mit vielen kleinen und mittelständischen Firmen nach wie vor sehr fragmentiert ist. Trotz vielerorts guter Perspektiven bleibt die finanzielle Ausstattung bulgarischer Unternehmen jedoch eingeschränkt. Wal-Markt plant ungefähr 10.000 neue Jobs in den Vereinigten Staaten zu schaffen. Man wolle neue Läden eröffnet und vorhandene Standorte stärken. Der größte Einzelhändler der Welt will dadurch auch die US-Konjunktur ankurbeln. Das Unternehmen plant demzufolge in den USA Investitionen von 6,8 Mrd. US-Dollar im kommenden Geschäftsjahr, das am 1. Februar beginnt. Die Investitionen beinhalten den Bau und Umbau von Läden und Vertriebszentren. Auch das Angebot neuer Dienstleistungen, wie der Auslieferung von online-bestellten Lebensmitteln sind in den Planungen enthalten. Wal-Markt betreibt zurzeit 11.593 Läden in 28 Ländern. Lidl legt zu In Großbritannien war Lidl im Weihnachtsgeschäft sehr erfolgreich. Der Händler erzielte den bisher besten Umsatz in einem Dezember. Die Umsatzsteigerung belief sich auf 10 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Der Erfolg bestärkt das Unternehmen in seiner Absicht, bis zu 50 neue Läden 2017 im Vereinigten Königreich zu eröffnen. Der zuständige LidlManager in Großbritannien, Christian Härtnagel, freute sich über sein erstes Weihnachten auf der Insel, seit er dort die Verantwortung übernommen hat: „Es ist unglaublich ermutigend, dass wir während dieser Wettbewerbs starken Zeit eine solche Umsatzsteigerung erreichen konnten“. Wie schon gewohnt hat Lidl es abgelehnt abgelehnt, einer Zahl zur flächenbereinigten Umsatzentwicklung bekannt zu geben. Stattdessen die üblichen Einblicke zum Absatz von Pastinaken, Prosecco und Kartoffeln. Im Vergleich zu Lidl hat Aldi in Großbritannien einen Umsatzanstieg von 15 Prozent in der Vorweihnachtszeit bekannt gegeben ohne allerdings die genaue Berichtsperiode anzugeben. Darüber hinaus eröffneten Aldi und Lidl aber gleichzeitig auch eine größere Zahl von neuen Läden. Im Fall von Lidl waren es 35, Aldi ging mit 60 neuen Standorten an den Start. 6 01/2017 Ohne China und Japan Jetzt plant der größte Fast-Food-Anbieter der Welt nicht nur den Großteils seines China-Geschäfts zu verkaufen, McDonald‘s erwägt nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ auch einen Rückzug aus Japan. Danach hole die FastFood-Kette derzeit Gebote für ihr Gemeinschaftsunternehmen in Japan ein. Erst vor zwei Wochen hatte McDonald‘s die mehrheitliche Trennung vom China-Geschäft bekannt gegeben. Ein Konsortium aus dem chinesischen Konzern Citic und der Beteiligungsgesellschaft Carlyle erwirbt 80 Prozent an der Gesellschaft, die restlichen Anteile bleiben bei McDonald‘s. Die Präsenz im Reich der Mitte mit über 2.400 Restaurants auf dem chinesischen Festland und mehr als 240 Filialen in Hongkong hat einen Wert von etwa 2,1 Mrd. US-Dollar. An McDonald‘s Japan hält der Konzern etwas weniger als die Hälfte. Den Amerikanern schwebt dem Bericht zufolge ein Verkauf von bis zu 33 Prozent der Anteile vor. In Japan hatte McDonald‘s in der Vergangenheit immer wieder mit Qualitäts- und Hygienemängeln zu kämpfen, was das Geschäft belastete. Für 2016 hat die Gesellschaft aber einen Gewinn angekündigt. Amazon investiert Auch der weltgrößte Online-Händler Amazon will in den USA neue Arbeitsplätze schaffen. Mehr als 100.000 sollen es sein.. Bis Mitte 2018 solle die Zahl der Vollzeitstellen im Land von 180.000 auf 280.000 erhöht werden, kündigte das Unternehmen an. „Diese Jobs entstehen nicht nur in unserer Zentrale in Seattle oder im Silicon Valley, sondern auch im Kundenservice, Abwicklungszentren und Standorten in den lokalen Gemeinden im ganzen Land“, verkündete Amazon-Chef Jeff Bezos. Der Konzern habe wegen seiner ambitionierten Wachstumspläne hohen Bedarf an Angestellten. Die Arbeitsplatz-Offensive des Shopping-Riesen bedeutet aber auch Wasser auf die Mühlen des US-Präsidenten Donald Trump, der im Wahlkampf einen Job-Boom versprochen hatte. Wende bei Casino Dem französischen Einzelhändler Casino ist es offenbar gelungen, die Rentabilität des Unternehmens zu steigern. Beigetragen dazu haben die Aktivitäten in Asien und die Umstrukturierung seiner Latam-Organisation. So konnte die Gesellschaft jetzt bekannt geben, dass der Gewinn des Geschäftsjahres 2017 voraussichtlich über dem bisher angestrebten Ziel von 500 Mio. Euro liegen wird. Dieses bisherige Ziel wurde von vielen Marktkennern als ehrgeizig eingestuft, zumal Casino im ersten Halbjahr einen kleineren Überschuss von 85 Mio. Euro erwirtschaftete. Das gute Ergebnis deutet darauf hin, dass die drastischen Maßnahmen zur Umgestaltung des Unternehmens im Laufe der vergangenen zwei Jahre einen durchaus positiven Einfluss auf die gesamte Geschäftsentwicklung des französischen Einzelhändlers hatten. Online-Händler gekauft Die Maxima-Gruppe, Betreiber von Einzelhandelsketten in Litauen, Lettland, Estland, Bulgarien und Polen, hat das E-Commerce-Unternehmen Barbora erworben. Barbora ist der größte Online-Händler für Food in Litauen. Die wachsende Neuerwerbung, die bereits Maxima-Produkte in Vilnus ausliefert, soll in die E-Commerce-Gesellschaften der Unternehmens-Gruppe in Lettland und Estland integriert werden. Die Integration werde die Service-Qualität, die Sortiments-Zusammenstellung oder die Preise nicht beeinflussen. Das Management-Team wird die Gesellschaft weiterhin führen. Barbora ist Marktführer in seinem Bereich. Weniger Lebensmittel wegwerfen Immer noch werden zu viele Lebensmittel in Europa weggeworfen. Das Parlament der Europäischen Union will jetzt dafür sorgen, dass sich dies ändert. Ein sogenanntes maximales Verbrauchsdatum soll dabei helfen. Das Parlament der Europäischen Union hat sich vorgenommen die Menge an Lebensmittelabfällen zu verringern. Das Wegwerfen noch genießbarer Lebensmittel soll sogar bald Geschichte sein. Deshalb hat das EU-Parlament eigene Pläne erarbeitet. Der Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im EU-Parlament hat entsprechend einen Maßnahmenkatalog zur Verringerung von Lebensmittelabfällen vorgestellt. Nach den Plänen sollen bis 2030 insgesamt 30 Prozent aller Lebensmittelabfälle eingespart werden. Neben dem Mindesthaltbarkeitsdatum soll nach dem Willen der Abgeordneten auch ein „maximales Verbrauchsdatum“ dafür sorgen, dass weniger Food-Abfälle anfallen. Unklar ist aber, ob und wie sich diese neue Kennzeichnung dann auch auf Haftungsfragen auswirkt und ab wann ein Pro- dukt danach nicht mehr verkauft werden darf. Für den Lebensmitteleinzelhandel – aber auch für das lebensmittelverarbeitende Handwerk – sollen vor allem Erleichterungen im Bereich von Lebensmittelspenden auf den Weg gebracht werden. Im Grundsatz ist dabei vorgesehen, das Haftungsrisiko zu verringern. Als Vorbild dient hierbei das italienische Gutglaubenssystem im Rahmen von Lebensmittelspenden. Das bedeutet, dass Spender die in gutem Glauben an die Genießbarkeit gespendeter Lebensmittel sind, grundsätzlich nicht in Haftung genommen werden. Auch eine Umsatzsteuerbefreiung der Lebensmittelspenden ziehen die Abgeordneten in ihrem Maßnahmenkatalog in Erwägung. Die Umsatzsteuerpflicht gilt sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene für gespendete Lebensmittel. In Deutschland wird diese seit ei- Die EU will mit einem „maximalen Verbrauchsdatum“ das Wegwerfen von Lebensmitteln reduzieren. nigen Jahren jedoch nicht mehr von den Finanzämtern eingefordert. Diese recht unsichere und durchaus angreifbare Verwaltungspraxis könnte daher durch Änderungen der einschlägigen EU-Vorschriften endlich auf eine rechtssichere Grundlage gestellt werden. Ob die Pläne des EU-Parlaments jedoch zur Realität werden, bleibt abzuwarten. Die Europäische Kommission, die für die EU-Gesetze verantwortlich ist, hat sich zu den Maßnahmen bislang noch nicht geäußert. Die Vorschläge des Parlaments sind auch Gegenstand der Diskussionen, die im Rahmen der Plattform zur Verringerung von Lebensmittelabfällen geführt werden. Einige deutsche Verbände, die Mitglied im europäischen Dachverband Independent Retail Europe sind, bringen sich in die Debatte ein und befürworten die angestrebte Änderung. Trump stört Tiffany Fotos gettyimages Der Wechsel im amerikanischen Präsidentenamt machte sich bei Einzelhändlern bemerkbar. Sicherheitsmaßnahmen vor dem New Yorker Trump Tower beeinträchtigten die Kundenfrequenz der dortigen Tiffany-Filiale. Wer als Einzelhändler ein Geschäft an der New Yorker Fifth Avenue hat, kann sich eigentlich glücklich schätzen – die berühmte Einkaufsstraße ist ein Touristen-Magnet, normalerweise brummt hier der Absatz. Für die Juwelierkette Tiffany war die dortige Vorzeigefiliale zuletzt jedoch eine Belastung. Die unmittelbare Nähe zum Trump Tower machte das Weihnachtsgeschäft kaputt. Im November und Dezember sanken die Verkäufe um 14 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Das teilte Tiffany‘s Anfang des Jahres mit. Ein Grund seien „Verkehrsstörungen“ im Zuge der Wahlen gewesen. Hinter der diplomatischen Der Trump Tower erschwerte Kunden den Besuch bei Tiffany. Formulierung verbirgt sich der Ausnahmezustand durch den riesigen Rummel rund um den soeben neu in sein Amt eingeführten US-Präsidenten Donald Trump und dessen Hauptquartier, den Trump Tower in Manhattan. Der große Besucherandrang ist ein Problem für die benachbarten Einzelhändler. Denn die Sicherheitsvorkehrungen waren massiv erhöht worden, was den Zugang zu umliegenden Geschäften teilweise deutlich erschwerte. Tiffany hatte bereits im November vor negativen Folgen durch den Trubel am Trump Tower gewarnt. Die Filiale an der Fifth Avenue steuert rund 10 Prozent zu den Verkäufen des Konzerns bei. Die Folge war, das bei den Anlegern die schwachen Ergebnisse nicht gut ankamen. Entsprechend verlor die Tiffany-Aktie und startete mit einem Minus von 2 Prozent in den US-Handel. Allerdings fielen die Verkaufszahlen der Unternehmens-Gruppe auch sonst unerwartet durchwachsen aus. Im US-Heimatmarkt ging der Absatz auf etablierter Ladenfläche im Jahresvergleich um 4 Prozent zurück, in Europa sogar um 11 Prozent. Dank deutlicher Zuwächse in Asien hielt sich das Minus weltweit mit 1 Prozent noch in Grenzen. Allerdings machen die Zahlen deutlich: Trump ist nicht allein für das Minus verantwortlich. 01/2017 7 LP INTERNATIONAL Es lohnt sich für Lidl Ein Blick auf die erfolgreichsten Handelsunternehmen weltweit, macht deutlich, dass die deutschen Retailer gar nicht so schlecht aufgestellt sind. Unter den 250 größten global agierenden Einzelhändlern finden sich 17 deutsche. Das zeigt ein aktueller Deloitte-Report. Die beiden deutschen Discounter Lidl und Aldi gehören nach wie vor zu den großen Top-Player im internationalen Einzelhandel. Laut aktuellem Deloitte-Report „Global Powers of Retailing 2017“ belegen sie Platz vier und Platz acht im Ranking. Die Schwarz Unternehmenstreuhand (Lidl) behauptet Platz vier. Aldi rutschte vom siebten auf den achten Platz. Wal-Mart bleibt trotz eines Umsatzrückgangs der weltweit größte Einzelhändler mit einem vier Mal höheren Ertrag als der Zweitplatzierte, die Costco Corporation. Obwohl unangefochtener Spitzenreiter, musste Wal-Mart zum ersten Mal seit 1970 einen Ertragsrückgang hinnehmen. Dagegen konnte die Schwarz-Gruppe trotz des schwachen Euros im Geschäftsjahr 2015 kräftig zulegen. Mit 94,4 Mrd. US-Dollar Umsatz lag der Konzern deutlich vor seinem Wettbewerber Aldi mit geschätzten 82,1 Mrd. US-Dollar. Beim Umsatzwachstum hatte jedoch Aldi mit 11,5 Prozent gegenüber 8,1 Prozent der Schwarz-Gruppe die Nase vorn. Beide überflügelten das Wachstum aller übrigen Top10-Anbieter deutlich – mit Ausnahme von Wal- greens und Amazon. Wie nicht anders zu erwarten hat Amazon weiter zugelegt, was die steigende Bedeutung des Online-Segments widerspiegelt. Die Metro-Gruppe gehörte im Geschäftsjahr 2015 nicht mehr zur Top 10 und der Weltspitze. Mit etwas mehr als 68 Mrd. US-Dollar Umsatz erreichte die Gruppe nur noch Platz 13. Sämtliche Unternehmen unter den Top 250 kommen zusammengerechnet auf einen Umsatz von 4,31 Billionen US-Dollar, gut 4 Billionen Euro, und eine Nettogewinnspanne von 3 Prozent. Insgesamt erzielten die 250 bedeutendsten Handelsunternehmen der Welt währungsbereinigt ein Wachstum von 5,2 Prozent. 90 Prozent derjenigen, die ihre Zahlen veröffentlichen, agierten profitabel. Neben den „Großen Drei“ aus Deutschland finden sich mit der Edeka-Gruppe (Platz 18), Rewe Combine (22), Otto (92), dm (106), Tengelmann (109), Rossmann (111), der Globus Holding (122) und C&A (124) weitere deutsche Anbieter unter den größten 150 Handelshäusern. Bauhaus (165), Deichmann (180), McKesson (194), die Müller Holding (219), Hornbach (225) und Norma (249) komplettieren die deutsche Top-250-Teilnehmerliste. Mit 17 Unternehmen unter den Top 250 stellt Deutschland das größte europäische Kontingent. Dabei konnten sich die deutschen Unternehmen positiv vom gesamteuropäischen Trend absetzen und das beste Ergebnis seit 2010 erzielen – jedoch mit einer Gewinnspanne von gerade einmal 1 Prozent. Insgesamt 47 Prozent der Erträge wurden im Geschäftsjahr 2015 im Ausland erwirtschaftet, zusammen mit französischen Händlern verfügten die deutschen Anbieter über das am besten ausgebaute Auslandsnetz. „Mehr denn je entscheidet das Kauferlebnis heute über Erfolg und Misserfolg der Händler,“ interpretiert Karsten Hollasch, Partner und Leiter Consumer Business bei Deloitte, das Ergebnis der Studie. Deutlich werde, dass Qualität kommt vor Quantität komme, zumindest in den Industriestaaten, meint Hollasch. Für die einzelnen Handelsunternehmen sei das ebenso eine Herausforderung wie die zunehmende Fragmentierung der Branche. Top 10 der globalen Einzelhändler Top 10 250 Veränderung Top 10 1 2 3 4 5 +5 6 7 8 9 10 +3 -1 -1 -4 +2 Company Land Umsatz 2015 Veränderung Umsatz zum Vorjahr In diesen Ländern vertreten Wal-Mart Store, Inc. Costco Wholesale Corporation The Kroger Co. Schwarz Unternehmenstreuhand KG Walgreens Boots Alliance, Inc. (Formerly Walgreen Co.) The Home Depot, Inc. Carrefour S.A. Aldi Einkauf G,bH & Co. oHG Tesco PLC Amazon.com, Inc. US US US Germany US 482,130 116,199 109,830 94,448 89,631 -0,7 % 3,2 % 1,3 % 8,1 % 17,3 % 30 10 1 26 10 US France Germany UK US 88,519 84,856 82,164 81,019 79,268 6,4 % 3,1 % 11,5 % -12,7 % 13,1 % 4 35 17 10 14 1.308,416 4.308,416 30,4 % 2,9 % 5,2 % 15,7 10,1 Top 10 Top 250 Top 10 Umsatzanteil an Top 250 Quelle: Global Powers of Retailing 2017 8 01/2017 LP INTERNATIONAL Food & Drink Trends 2017 Gesunde, praktische und vertrauenswürdige Lebensmittel und Getränke stehen weltweit im Fokus der Verbraucher. Auf der Basis von Konsumentenbefragungen, der weltweiten Datenbank für Produkteinführungen GNPD und Vorhersagen von Analysten hat MINTEL sechs weltweite Trends identifiziert. 1 Rückgriff auf vertraute Traditionen: Die Mintel-Produktdatenbank zeigt, dass das Interesse der Konsumenten an Produkten mit Geschichte stark zunimmt und sie sich auf in ihren Heimatländern traditionelle Ernährungsweisen zurückbesinnen. „Cold-Brew“-Kaffee, auch in Deutschland mittlerweile ein In-Getränk, ist ebenso ein Beispiel dafür wie ein afrikanisches Starkbier von Guiness (African Special Stout), das mit einheimischen Zutaten wie Zitronengras, Kolanuss und Chili gebraut wird. In China haben sich fast 70 Prozent der 20- bis 49-jährigen, die im Zeitraum der Mintel-Untersuchung nach ihren Frühstücksgewohnheiten befragt wurden, für die klassische Wan-Tan- oder Nudelsuppe entschieden. Der Rückgriff auf vertraute Traditionen reicht bis in Handelsformate hinein: In Peru schickt der Hersteller der Marke Danlac Milk Milchmänner zum Verkauf in die Supermärkte von Lima. 2 Pflanzen-Power: Im Jahr 2016 entwickelte das Streben nach einem gesunden und sauberen Lebensstil weltweit eine starke Dynamik, die sich auch in Einführung neuer Produkte nieder- schlägt. Die Zahl neuer vegetarische Produkte stieg zwischen September 2015 und August 2016 um 25 Prozent, die Zahl neuer veganer Produkte gar um 257 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2010/11 an (siehe Grafik unten). Für 2017 erwarten die MintelAnalysten mehr Produkte mit dem Fokus auf pflanzliche Inhaltsstoffe, auch bei abgepackten Produkten, und beobachten in der Ernährungsindustrie den wachsenden Einsatz innovativer Technologien, die es ermöglichen Produkte herzustellen, die dem menschlichen Geschmacksempfinden und seinen Texturpräferenzen entgegenkommen. In Supermärkten würden deshalb künftig pflanzliche Lebensmittel keine Nischenprodukte mehr sein, sondern im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. 3 Weniger Verschwendung: Nicht nur die Europäische Union hat Beschlüsse gefasst, die Menge weggeworfener Lebensmittel zu reduzieren, auch die USA wollen bis zum Jahr 2030 die Menge von derzeit 60 Mrd. kg verschwendeten Lebensmitteln halbieren. Zunehmend sind Konsumenten bereit, auch weniger perfekte Lebens- mittel wie krumme Karotten oder Gebäck mit optischen Mängeln im Laden zu akzeptieren, und die internationalen Supermarktketten machen entsprechende Angebote und Kampagnen. Von Intermarché (Frankreich) über Whole Foods (USA) bis hin zu Dabbawalas (Indien) reichen die Initiativen, vermeintlich mangelhafte Ware in den Verkauf zu bringen oder übrig Gebliebenes an Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden. In den Supermärkten spielen für die Konsumenten Sonderangebote, die Haltbarkeit und Verpackungsgrößen eine wichtige Rolle. Hier ergeben sich aus der Mintel-Befragung Ansätze für die Ernährungsindustrie, Lebensmittelabfälle zu minimieren. 4 Slow Food und Fast Food: Während der Multitasking-Lebensstil dazu führt, dass Konsumenten zunehmend zu einfachen und schnellen Mahlzeiten greifen, gibt es auch den Gegentrend der Wiederentdeckung der Langsamkeit. Besonders am Morgen ist der Wunsch nach zeitsparenden Produkten weltweit stark ausgeprägt; am Abend und am Wochenende steigt die Bereitschaft, sich für das Zubereiten des Essens und das gemeinsame Speisen auch Zeit zu neh- Hohe Dynamik bei neuen Produkten Tendenz: Gesunder Essen Anteil der Weltweit neu eingeführten vegetarischen oder veganen Lebensmittel und Getränke, 2010-2016 Anteil der Verbraucher, die den Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel aktiv reduzieren oder ganz vermeiden, 2016 Vegan Vegetarisch 8% 11 % 4% 2011 2015 Anstieg um 25 % Septe,ber 2010 -August 2011 Quelle: Mintel GNPD 10 01/2017 1% 2011 2015 Anstieg um 257 % Polen 63 % Spanien 63 % Italien 60 % Frankreich 55 % Deutschland 54 % September 2015-August 2016 Quelle: Mintel Reports Blick auf die Teller der Welt kurz notiert Zwischen Tradition und Moderne: Ernährungspräferenzen der Weltbevölkerung 67 % 64 % der Chinesen zwischen 20 und 49 essen am liebsten Suppe zu Frühstück der Brasilianer würden eher Diät halten als gesund zu essen 24 % 45 % der Polen konsumieren Obst am liebsten als Smoothie der Chinesen sagen, dass zu wenig Schlaf sie von einem gesünderen Lebensstil abhalte 51 % 30 % der US-Amerikaner würden auch „ugly fruits“ kaufen der Kanadier finden Frühstücksprodukte wichtig, die schnell zubereitet sind Quelle: Mintel GNPD men. 2017, so die Prognose von Mintel, werde weltweit die konkret für ein Produkt aufgewendete Zeit zunehmend im Fokus stehen. Die Lieferung von frischen Zutaten innerhalb einer Stunde in Großstädten (Berlin, Barcelona) und die Fermentation und Reife eines Joghurts über 32 Stunden (Südkorea) werden ebensowenig einen Widerspruch bilden wie der kaubare Kaffeewürfel aus Cold-Brew-Kaffee (Go Cubes, USA). 5 .Essen für die Seele: Auch bei diesem Trend fordert der schnelle Mulittasking-Lebensstil seinen Tribut. Die wenigen Nachtstunden, die den Menschen weltweit bleiben, wollen sie mit einem möglichst erholsamen Schlaf verbringen – und dafür nicht nur äußerlich durch Anwendung von Produkten der Schönheitsindustrie, sondern bereits mit der Nahrungsaufnahme vorsorgen. Entspannungssaft mit Melatonin (Spanien), verdauungsfördernde Cerealien und Snackriegel für den Abend (USA, Mexiko) kommen diesem Konsumentenbedürfnis entgegen. In Lebensmitteln, die besonders für den (gesunden) Konsum am Abend gedacht sind, sieht Mintel viel Potenzial. Beruhigende Tees, eiweiß-optimierte Brote oder Spezial-Joghurts können den Wunsch der gestressten Menschen nach Schlafrhythmus und -routine unterstützen – und diese sich dann morgens vom kaffeekochenden Spezialwecker (The Bariseur, UK) wecken lassen. 6 Gesunde Lebensmittel für jedermann: Auch einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen wollen und sollen weltweit besseren Zugang zu hochwertigen und gesunden Lebensmitteln haben. In den Produktinnovationen schlägt sich dies bereits nieder. So ergibt sich aus der Mintel-Produktdatenbank eine Zunahme von neuen Produkten im Premiumsegment der kostengünstigen Lebensmittel und Getränke um 25 Prozent im Jahr 2015/16 gegenüber Vergleichszeitraum 2010/11. Weltweite gebe es den Trend, sich gesünder ernähren zu wollen in allen Bevölkerungsschichten, so Mintel, die Erschwinglichkeit gesunder Produkte spiele aber eine große Rolle. Supermarktketten, Foodservice- und Cateringunternehmen stellen sich darauf ein. So biete Asda (UK) eine Box mit unförmigem Gemüse für eine vierköpfige Familie zu einem günstigen Preis an, in Argentinien gibt es eine Online-Landkarte, die Einzelhändler mit günstigem Fleisch verzeichnet (#ElMapaDelAsado). Everytable bietet in den USA gesunde Menüs in einkommensschwachen Gegenden von Los Angeles zum halben Preis an. www.mintel.com Rücktritt: Die Chefin der US-Verbraucherschutzbehörde FTC hat noch vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump ihren Rücktritt eingereicht. Edith Ramirez werde das Amt Mitte Februar niederlegen, teilte die Federal Trade Commission mit. Ramirez war 2010 von Präsident Barack Obama zum Kommissionsmitglied ernannt und drei Jahre später mit der Leitung beauftragt worden. Prüfung: Der Discounter Lidl will ein internationales Service-Zentrum in Sloweniens zweitgrößter Stadt Maribor in der zweiten Jahreshälfte errichten. Das Zentrum soll alle Verkaufabteilungen der Gruppe administrativ unterstützen. Hundert Arbeitsplätze entstehen. Schlüsselaufgabe werde es sein, den Zugang zu Daten von Produkten und Lieferanten für die komplette Gruppe sicherzustellen. Lidl ist auf dem slowenischen Markt seit 2007 aktiv und betreibt dort derzeit 49 Läden. Indien: Auf dem Subkontinent investieren OnlineHändlern – Beispiele sind OrganicShop und BigBasket – verstärkt in den Vertrieb von Bio-Produkten, Naturkosmetikund Textilien und sind damit erfolgreich, so ein Medienbericht. Das zeigen die Zahlen: 2016 gab es etwa 160 Mio. Online-Käufer. Laut einer Studie des US-Marktforschungsunternehmens eMarketer wurde ein Umsatz von umgerechnet über 23 Mrd. US-Dollar generiert. Im Vergleich zu 2015 war das eine Steigerung von fast 76 Prozent. Prognostiziert werden zweistellige Zuwachsraten bis 2020. Danone: Der französische Lebensmittelhersteller plant bis zum Jahr 2010 seinen Umsatz in Indien zu verdoppeln. Dazu sollen jährlich bis zu zehn internationale Marken des Konzerns dort gelauncht werden. Zudem will Danone seine Produktion in Indien stärken, um so in Nachbarländer wie Nepal, Bangladesh und Sri Lanka liefern zu können. 01/2017 11 LP INTERNATIONAL Shoppen mit Generation X Wie verhalten sich Online-Kunden weltweit und welche Beträge geben sie bei ihren Einkaufstouren im Internet aus. Diese Fragestellungen hat die Beratungsgesellschaft KPMG in einer aktuellen Studie untersucht und die Konsummenten dabei in drei Gruppen aufgeteilt. Was Kunden wünschen Aktuelle vs geplante Online-Käufe (2016 vs Vorjahr) Veränderung in % 53 54 Bücher/Musik 47 47 Elektrogeräte/Computer 40 41 Damenkleidung 36 Haushaltsartikel/Einrichtungsartikel 39 40 39 Accessoires 34 36 33 34 Herrenkleidung Lebensmittel 29 31 30 31 Spielwaren/Spiele/Video-Spiele Kosmetikartikel Möbel/Dekorationsartikel 26 Sportartikel/Zubehör 26 31 30 27 29 Damenschuhe 23 Mobile Endgeräte 27 25 27 Herrenschuhe 22 23 20 21 18 21 20 21 Kinderkleidung Taschen/Lederwaren Parfüm Arzneimittel/Gesundheitspflegeprodukte 15 17 13 15 12 13 14 13 12 12 11 12 9 11 10 10 Wein Kinderschuhe Schmuck/Uhren Babyprodukte Brillen Tiernahrung/Zubehör Alkoholische Getränke Bier Kunst 5 6 Quelle: Global Online Consumer Report, KPMG International, 2017 12 01/2017 0,5 (0,6) 1,0 3,5 (1,0) 2,3 1,4 1,7 0,8 4,3 4,4 2,0 4,5 2,2 0,8 1,5 2,8 1,6 2,7 1,3 0,7 (1,0) 0,8 1,0 1,5 0,8 Anteil der Online-Käufe im Vorjahr Anteil der Online-Käufe in 2016 1,1 Wie in Deutschland, wie in Europa, so ist es auch weltweit: Männer geben beim Online-Einkauf im Durchschnitt mehr Geld aus als Frauen. Diese wenig überraschende Ergebnis brachte eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft KPMG zu Tage. Das global agierende Unternehmen hat dafür 18.000 Konsumenten befragt. Die Befragungen wurde in 51 Ländern durchgeführt und richtete sich an Personen zwischen 15 und 70 Jahren. Voraussetzung für eine Beteiligung war auch, dass die Befragten in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein Produkt online gekauft. Weltweit gaben die Konsumenten im Durchschnitt für ihren letzten Onlinekauf 169 Euro, bzw. 186 US-Dollar aus. Damit gibt der durchschnittliche Weltbürger mehr aus als ein vergleichbarer Kunde in Deutschland. Denn im Schnitt haben die Deutschen bei ihrem jüngsten Onlinekauf in Internetshops 158 Euro bezahlt. Von den verschiedenen Altersgruppen war die sogenannte „Generation X, das sind die zwischen 1966 und 1981 Geborenen, diejenige, die weltweit am häufigsten online kaufte: im Schnitt 18,6 Mal in den vergangenen 12 Monaten. Die „Millennials“, die Jahrgänge 1982 bis 2001, kamen auf durchschnittlich 15,6 Einkäufe, ähnlich wie die „Baby Boomers“. Die Jahrgänge zwischen 1946 und 1965 waren mit 15,1 Online-Käufen dabei. Die höchsten Durchschnittsausgaben wiederum verzeichnen die „Baby Boomers“ mit 203 US-Dollar pro auch deshalb, weil die meisten Konsumente gerne bei Pure-Player einkaufen. Erst an zweiter Stelle rangieren global mit 22 Prozent die Webseiten von Multi-ChannelHändlern. Trotz der weltweiten Verbreitung von Mobile Devices wie Smartphones und Tablets kauft die Mehrheit der Verbraucher immer noch lieber über traditionelle Desktop-PCs oder Laptops online ein. Rund um den Globus sind dies 62 Prozent. Nur 17 Prozent der weltweit Befragten sagten, sie würden lieber ein mobiles Gerät verwenden, und 27 Prozent hatten keine Vorlieben. Die Geräte-Präferenzen variieren jedoch erheblich nach Region, wobei insbesondere die asiatischen Konsumenten mehr als doppelt so häufig per Smartphone kaufen und es immerhin auf 19 Prozent bringen. International sind es 8 Prozent. Doch nicht nur das Gerät spielt einen Rolle, auch die Datensicherheit und zwar weltweit. Unter allen befragten der KPMG-Studie waren 41 Prozent der Auffassung, dass sie den Unternehmen besonders vertrauen, die ihren Kunden die Kontrolle über die Nutzung der eigenen Daten geben. „Insbesondere ältere Konsumenten haben Datenschutzbedenken. Die Beziehung zum Online-Händler des Vertrauens ist dieser Zielgruppe daher besonders wichtig,“ meint Stephan Fetsch, Head of Retail bei KPMG. Die jüngeren Kunden seien weniger zurückhaltend, ihre Daten zu teilen. Voraussetzung sei allerdings, dass sie daraus konkrete Vorteile ziehen. heblichen 20 Prozent. Dieser Nachfrage-Boom hat entsprechend Auswirkungen auf die Produktion. So stellen statistisch gesehen in Frankreich jeden Tag 21 landwirtschaftliche Betriebe die Erzeugung auf biologischen Landbau um. Die BioAnbaufläche stieg zwischen Atlantik, Mittelmeer und Nordsee auf über 1,5 Mio. Hektar. Heute entspricht dies bereits 6 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Fast eine halbe Mio. ha davon, ungefähr ein Drittel, befindet sich derzeit noch in der Umstellung. Wegen der niedrigen Milchlieferpreise im konventionellen Bereich war das Interesse vieler Milchviehbetriebe auf Bio umzustellen besonders groß. Zunächst konzentrierten sich die Bio-Einzelhändler auf ihre eigene Region, meist war dies der Großraum Paris. Nachdem dieser mit Bio-Fachmärkten gut versorgt ist, expandieren die Ketten stärker in andere Regionen, ins Elsass, nach Lyon, Bordeaux, in die Provence und an die Côte d`Azur. Generation X vorn Durchschnittliche Zahl von Online-Transaktionen (pro Person pro Jahr) 22,1 11,9 18,4 19 North America Eastern Europe & Russia North America 18,6 West Europe 9,2 19 North Latein America America 15,1 11 16,1 Africa & Middle East Australia & New Zealand 15,6 Baby Generation Millennials Boomers X Quelle: Global Online Consumer Report, KPMG International, 2017 Online-Einkauf, gefolgt von der „Generation X“. Sie gaben 190 US-Dollar im vergangene Jahr pro Online-Einkauf aus. Die geringste Ausgaben tätigten die „Millennials“ mit 173 US-Dollar. „Augmented und Virtual Reality werden schon bald mindestens genauso wichtig sein wie individuelle und bequeme Bestell-, Bezahlund Liefermöglichkeiten,“ kom- mentiert Mark Sievers, Head of Consumer Markets bei KPMG, die Studie: Auch er weist natürlich darauf hin, dass das Internet als Vertriebskanal immer wichtiger wird. Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs und wachsender Ansprüche der Kunden an das Einkaufserlebnis sollten Händler also ihre Online-Strategie ständig überdenken und reflektieren. Gerade Franzosen lieben Bio-Lebensmittel In Frankreich zeichnet sich seit den vergangenen Jahren ein Nachfrage-Boom nach Bio-Lebensmitteln ab. Natürlich gibt es dafür mehrere Ursachen. Ein entscheidender Antrieb aber ist sicherlich der starke Naturkostfachhandel im Nachbarland. Davon geht auch Biomarkt.info aus und verweist auf die aktuellen Zahlen dazu. Danach gab es im ersten Halbjahr 2016 ein erstaunliches Wachstum des Fachhandels, der seinen Umsatz um rund 25 Prozent steigerte. Damit legte diese Vertriebsform im BioSegment stärker zu als der französischen Lebensmittel-Einzelhandel. Aber auch hier gab es noch einen Zuwachs von rund 18 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Bereits 2015 lag das Umsatzplus im französischen Einzelhandel im Bereich Bio-Lebensmittel bei 14,7 Prozent und damit etwas höher als in Deutschland. Für das gesamte vergangene Jahr rechnet die halbstaatliche Agence Bio mit einem Umsatzplus von er- 01/2017 13 LP INTERNATIONAL Kommt eine Pleitewelle? Internationaler Handel und Einzelhandel ist immer auch von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängig. Dass diese in den kommenden Jahren einen Dämpfer bekommen wird, prognostiziert eine Studie. Eine Folge daraus: Die Zahl der Insolvenzen steigt. Die Zahl der Firmeninsolvenzen wird weltweit im gerade begonnen Jahr 2017 steigen. Der Anstieg wird zwar nur bei 1 Prozent liegen, aber voraussichtlich eine globale Trendwende einleiten. Haupttreiber dieses Anstiegs von Unternehmenspleiten sind negative Prognosen für Lateinamerika: plus 12 Prozent Insolvenzen im Jahr 2017, Afrika: plus 9 Prozent, Asien-Pazifik: plus 6 Prozent, sowie Nordamerika: plus 1 Prozent. Grundlage für diese Prognose ist die aktuelle Euler Hermes Studie: „Insolvencies: The tip of the iceberg“. „Das ist der erste Anstieg der weltweiten Insolvenzen seit sieben Jahren“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Gruppe. Dieser Trend habe sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet und rutsche nun ins Minus. Mit 1 Prozent liege er zwar noch auf einem relativ moderaten Wert. Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs. Beunruhigend ist der Studie zur Folge vor allem der Trend möglicher wachsender Schäden, die durch Insolvenzen verursacht werden könnten, die noch fast unbemerkt „unter der Wasseroberfläche“ liegen. In den ersten drei Quartalen 2016 hat Euler Hermes zudem 45 Prozent mehr Großinsolvenzen verzeichnet als im Vorjahreszeitraum. Dies führe zu einem negativen Schneeballeffekt, der sich auch 2017 fortsetzen werde. Die Weltwirtschaft wächst zwar um rund 2,8 Prozent, aber das Wachstum ist nicht stark genug, um einen Anstieg der Insolvenzen zu verhindern. Auch langfristig wird das Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, so die Studie, unter der 3 Prozent-Marke bleiben. Für deutsche Unternehmen bedeute dies ein steigendes Risiko bei Investitionen im Ausland und beim Export. Bei drei der fünf wichtigsten deutschen Handelspartner steigen die Fallzahlen an: in China um 10 Prozent, in Großbritannien um 5 Prozent und in den USA um 1 Prozent. In den Niederlanden stagnieren sie. Lediglich in Frankreich sind die Pleiten um 7 Prozent rückläufig, wenngleich weiterhin in der Nähe des Rekordni14 01/2017 veaus. In den Schwellenländern, in denen deutsche Exporteure ebenfalls Wachstumschancen wahrnehmen, zeichnen sich deutlich steigende Ausfälle ab: Noch vor China mit plus 10 Prozent liegen im gerade begonnen Jahr Brasilien und Singapur mit jeweils plus 15 Prozent sowie Chile mit plus 12 Prozent. Alle diese Länder sind stark vom chinesischen Markt abhängig. Das trifft ebenfalls für Taiwan und Hongkong zu die mit einen Anstieg der Insolvenzen um jeweils 5 Prozent zu rechnen haben. Auch Südafrika und die Türkei werden mit einen solchen Wert zu plane haben. Höher liegen die Erwartungen für Marokko mit plus 8 Prozent, niedriger für Russland, Luxemburg und Polen mit jeweils plus 3 Prozent, für Kanada mit plus 2 Prozent. Auch Österreich und Japan haben mit einem Anstieg der Insolvenzen um immerhin noch 1 Prozent zu leben, sieht die Untersuchung voraus. „Die Pleiten in Deutschland und auch in einigen anderen westeuropäischen Staaten wie zum Beispiel den Niederlanden sind auf einem sehr niedrigen Stand“, sagt Ronald Van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland. „Ein weiterer starker Rückgang ist daher unwahrscheinlich. Hinzu kommt eine dynamische ‚Unternehmens-Demografie‘. Die Zahl der Firmen und Neugründungen ist schneller gestiegen als die Gewinnmargen. Das führt in einigen Bereichen automatisch zu steigenden Insolvenzzahlen, da junge Firmen in der Regel eine wesentlich höhere Ausfallrate haben als etablierte Unternehmen.“ Die Gründe für den Anstieg bei den Insolvenzen sieht Euler Hermes in der schwachen Weltwirtschaft, dem sinkenden Wachstum des Welthandels, dem starken Preiswettbewerb und volatilen Währungen. Umsätze und Margen geraten dadurch zunehmend unter Druck. In einigen Branchen, und hier ist vor allem im Handel und Einzelhandel zu nennen, fehle es an der notwendigen Finanzkraft für Investitionen, beispielsweise für die Digitalisierung. Hinzu kommt laut Studie die zu erwartende Verschlechterung der weltwei- ten Finanzierungsbedingungen durch weitere Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank. „Wir rechnen mit zwei bis drei Zinserhöhungen der Federal Reserve (Fed), sowohl 2017 als auch 2018“, sagt Chefvolkswirt Subran. „2019 dürfte das Zinsniveau dann bei etwa 3 Prozent liegen. Das verteuert Finanzierungen in den USA, und die historisch hohe Verschuldung gerät unter Druck. Im Ausland geraten viele eher anfällige Regionen und Unternehmen in Gefahr, vor allem in den Schwellenländern. Südamerika und dort insbesondere brasilianische Firmen sind beispielsweise gefährdet. Aber auch die Türkei und einige asiatische Länder wären davon erheblich betroffen.“ Weltweit dürfte die Rückkehr zu moderater Inflation Unternehmen auf der Umsatzseite nur sehr eingeschränkt entlasten. Gleichzeitig stehen sie vielerorts steigenden Beschaffungskosten und Lohnkosten gegenüber sowie den schwierigeren Finanzierungsbedingungen. In den USA ist ebenfalls mit einem Insolvenzanstieg trotz angekündigter Finanzspritzen und Protektionismus zu rechnen: „Dort erwarten wir trotz für die nationale Wirtschaft einen leichten Anstieg der Insolvenzen“, sagt Subran. „Nicht alle Branchen werden von den angekündigten Maßnahmen profitieren. Die Aufwertung des US-Dollars trifft vor allem die amerikanischen Exporteure. Dabei macht die strengere Geldpolitik allen Branchen zu schaffen, nicht nur denjenigen mit besonders hohem Verschuldungsgrad, wie. Bei den angekündigten protektionistischen Maßnahmen gehört die Textilbranche wahrscheinlich zu den Verlierern mit hohen Importzöllen von bis zu 32 Prozent.“ Handelsbarrieren sind jedoch in Zeiten der Globalisierung nicht nur für die Vereinigten Statten ein Problem: „Zunehmende protektionistische Maßnahmen und Handelsbarrieren machen Exporte vielerorts noch komplexer und teurer“, sagt Van het Hof. „Dies könnte ein entscheidender Faktor sein, der die Weltwirtschaft im begonnenen Jahr mit prägt.“ Netto expandiert Netto Polska möchte seine Expansion in diesem Jahr im Vergleich zum Jahr 2016 beschleunigen. Die Hauptpriorität gilt jedoch der Modernisierung des Ladenportfolios. „2016 haben wir acht Läden eröffnet und ich denke, dass wir in 2017 imstande sei werden, 10 bis 15 weitere Läden zu eröffnen. Zudem haben wir uns im vergangenen Jahr auf die Modernisierung unserer Standorte konzentriert. Für diesen Zweck haben wir ein großes Budget aufgewendet. Das Relaunch-Programm hat für uns auch in diesem Jahr Priorität. Bereits in der ersten Jahreshälfte werden über 100 Läden einem gründlichen Relaunch unterzogen“, erklärt Sławomir Nitek, Vertriebsbereichsleiter von Netto Polska. Der Discounter Netto setzt zur Zeit seine dreijährige Entwicklungsstrategie um. Wie jedoch Sławomir Nitek betont, erfolgt die Modernisierung der Läden viel schneller als erwartet. „Ich denke, dass die Modernisierung des Portfolios viel früher abgeschlossen sein wird. Wir möchten möglichst schnell den Relaunch abschließen, zumindest in den Läden, wo dies aufgrund einer kleineren Fläche möglich sein wird.“ Wie in den letzten zwei bis drei Jahren will Netto in den größten Ballungsgebieten in Polen stark investieren, wie beispielsweise in Warschau, Posen, Stettin, Danzig und Breslau. „Wir haben aber auch kleinere Ortschaften im Blick“, fügt der Vertriebsbereichsleiter von Netto Polska hinzu. Netto verfügt in Polen über 360 Läden, drei Vertriebslager und beschäftigt über 5.000 Mitarbeiter. Plus in Polen Im vergangnen Jahr ist der Einzelhandelsumsatz in Polen um 5,7 Prozent gewachsen. Im Jahr zuvor wurde eine Steigerung von 3,7 Prozent verzeichnet, so die Angaben des Hauptstatistikamtes des Landes. Im Dezember 2016 stiegen die Preise im Einzelhandel um 6,1 Prozent, gegenüber einer Erhöhung um 7,4 Prozent im November 2016 und um 7 Prozent im Dezember 2015. Im Vergleich zum Vorjahr war eine Steigerung der Einzelhandelspreise um 20,6 Prozent zu verzeichnet. Nach Angaben des Hauptstatistikamtes des Landes stiegen die Preise im Einzelhandel bis Dezember 2016, auf das ganze Jahr bezogen, stärker als in den meisten anderen Branchen in Polen. Insbesondere im Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabak- waren war ein hoher Anstieg zu verzeichnen: um 16,4 Prozent im Vergleich zu einem Rückgang um 6 Prozent im Vorjahr. Einen niedrigeren Umsatzanstieg im gesamten Jahr haben die Einheiten verzeichnet, die als „sonstiger Einzelhandel ohne ausgeprägten Schwerpunkt“ bezeichnet werden: um 12,4 Prozent, Vorjahr: 33,5 Prozent. Alle anderen erzielten einen Zuwachs von 8,4 Prozent gegenüber einem Rückgang um 4,9 Prozent im Vorjahr. In Sparten, die einen geringen Anteil am gesamten Einzelhandel halten, wurde der größte Anstieg bei Unternehmen festgestellt, die sich mit dem Verkauf von Textilien, Bekleidung und Schuhen befassen. Der Zuwachs betrug hier 16,3 Prozent. Gehaltserhöhungen Lidl will die Vergütungen für seine Kassierer und Mitarbeiter von Vertriebszentren in Polen erhöhen. Die Gehälter für die Mitarbeiter in den Läden im östlichen deutschen Nachbarland werden im Schnitt um 9 Prozent steigen. Mitarbeiter, die ihre Arbeit bei Lidl neu beginnen, erhalten 34 bis 113 Euro mehr im Monat als im Jahr zuvor. Das Unternehmen teilte mit, dass es in 2017 in Läden und Logistikzentren in Polen einige hundert neue Arbeitsplätze schaffen will. Die Vergütungen in den Lidl-Läden sind bereits jetzt höher als die Durchschnittseinkünfte in der Handelsbranche in Polen. Ab dem 1. März 2017 erhöht Lidl die Vergütungen für die Mitarbeiter in seinen Läden. Nach der Erhöhung wird die Vergütung für Einzelhandelskaufleute bei 579 bis 750 Euro brutto zum Arbeitsbeginn betragen. Bereits nach einem Jahr Arbeit garantiert der Arbeitgeber eine Erhöhung der Vergütung bis zu einem Niveau von 625 bis 795 Euro brutto, und nach zwei Jahren von 681 bis 863 Euro brutto. Die Vergütung eines Filialleiters, der in dieser Funktion beginnt, beläuft sich auf 1.000 bis 1.136 Euro brutto. Nach einem Jahr, wird, wie bei den anderen Mitarbeitern auch, eine Erhöhung der Vergütung garantiert. Sie erfolgt auf dem Niveau zwischen 1.136 und 1.250 Euro brutto, und nach zwei Jahren auf 1.431 bis 1.545 Euro brutto. Auch die Vergütungen für Logistikmitarbeiter sollen steigen. Eine Erhöhung der Gehälter ist auch für Gabelstaplerfahrern und Nachtschicht-Lagerarbeitern angekündigt. Der Einzelhändler bietet darüber hinaus viele zusätzliche Leistungen. „Unsere Mitarbeiter erhalten unentgeltliche private medizinische Betreuung“, sagt Anna Durzyńska, Personalleiterin von Lidl Polska. In Polen verwaltet Lidl ca. 620 Läden und beschäftigt ca. 15.000 Mitarbeiter. Lidl Polska gehört zur internationalen Schwarz Unternehmensgruppe mit den Marken Lidl und Kaufland. Carrefour investiert Der französische Einzelhändler Carrefour hat in Polen im vergangenen Jahr für Investitionen rund 260 Mio. Zloty, knapp 60 Mio. Euro, ausgegeben. Der Betreiber hat im vergangenen Jahr u. a. die Modernisierung von sieben Handelszentren abgeschlossen und die Galeria Morena in Danzig eröffnet. Das Unternehmen hat im abgelaufenem Jahr 18 Großmärkte modernisiert und im Oktober konnte es zwei Eröffnungen von Geschäften dieses Formats feiern: die Galeria Wołomin bei Warschau sowie im Handelszentrum Posnania in Posen. Seit Januar 2016 hat das Unternehmen zwölf neue Supermärkte eröffnet und 14 der bestehenden Märkte einer Modernisierung unterzogen. Neu war die Einführung von zwei Handelskonzepten auf dem polnischen Markt in den Formaten Premium sowie Urban. Carrefour will dieses Tempo auch in den kommenden Monaten aufrechterhalten. Ein Schlüsselprojekt ist die bereits erwähnte Errichtung des Metropolitan-Outlets in Bydgoszcz. Unter den Handelszentren, die auch modernisiert werden sollen, befinden sich unter anderem Objekte in Stettin, Białystok, Głogów, Chorzów und Zgorzelec. Darüber hinaus plant Carrefour in diesem Jahr die Neukonzeptionierung von mehr als zehn Großmärkten und die Eröffnung weiterer zwei Standorte (in Piotrków Trybunalski und der Galeria Północna in Warschau), sowie die Eröffnung von über zehn neuen Supermärkten, u. a. in der Galeria Wroclavia in Breslau. Es wurden zudem ca. 24 Modernisierungen der Standorte in diesem Format angekündigt. Carrefour Polska ist eine Multiformat-Handelskette. Unter dieser Marke gibt es in Polen über 800 Geschäfte mit fünf unterschiedlichen Formaten: Großmarkt, Supermarkt, lokaler Laden und Spezialladen sowie Internetgeschäft. Carrefour ist in Polen auch Eigentümer einer Kette von Einkaufszentren mit 20 Standorten und einer Gesamtfläche von über 230.000 qm (Bruttomietfläche) sowie einer Tankstellen-Kette mit über 40 Stationen. 01/2017 15 LP INTERNATIONAL Alles halb so schlimm? Was wird die Präsidentschaft von Donald Trump bringen? Wird der Slogan „America first“ zum Maßstab internationaler Politik, ahnen viele nichts Gutes. Unser Kolumnist Klaus Schwarz plädiert für den internationalen Austausch – nicht nur von Waren und Dienstleistungen. Die Meinung, man müsse sich nicht um andere Menschen, Länder, Sprachen oder Kulturen kümmern, weil man ja auch ganz gut ohne diese „Romantik“ zurechtkomme, ist salonfähig geworden. Es genüge doch, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Diese Haltung kann man dann andere möglichst selbstbewusst spüren lassen. Das gilt nicht nur für die USA, sondern zunehmend auch für Europa – einschließlich der Deutschen, die zurzeit allerdings (noch) eine Minderheit repräsentieren. Der neue US-Präsident propagiert diese Einstellung allerdings schon bis zum Exzess. Dabei geht es meist ums Geschäft und ums Geld, um es einmal vereinfacht auszudrücken. Da ist es auch schon mal erlaubt, vermeintliche Widersacher ausnahmsweise als Partner zu betrachten. So traf sich kürzlich Donald Trump mit dem Alibaba-Chef Jack Ma. Es war sicher nicht Sympathie, welche die beiden zusammenführte, denn Trump hatte zuvor auch gegen China reichlich Drohungen losgelassen. Doch geht es um geschäftliche Zukunftsperspektiven, gelten andere Maßstäbe. Der eine interessiert sich eher für Immobilien, der andere eher für das Gewinnen von Konsumenten. Man möchte also von der Stärke des anderen profitieren und ist bereit, entsprechende Vereinbarungen und Verträge zu schließen – solange sie einem selbst nützen. Ethische Aspekte spielen dabei selbstverständlich keine Rolle. Erlaubt ist, was nützlich ist. Dann ist doch eigentlich alles in Ordnung. Man profitiert voneinander und alle sind zufrieden. Der Kabarettist Dieter Nuhr prägte dazu den Satz: „Warum sollte ich meinen Kunden erschießen?“ Denn ich brauche ihn doch, um ihm meine Waren und Dienstleistungen zu verkaufen. Und umgekehrt, könnte man ergänzen. Also ist der internationale Austausch von Waren und Dienstleistungen ein prima Instrument zur Bewahrung des Friedens. erscheint 14-täglich LPV GmbH, Am Hammergraben 14, 56567 Neuwied Postfach: 1861, 56508 Neuwied, Tel. 02631/879-162 E-Mail: [email protected] www.lpinternational.de, www.lpishop.de Rechnungsadresse: LPV GmbH, Hülsebrockstr. 2-8, 48165 Münster E-Mail: [email protected] Verantwortlich: Nicole Ritter-Lüthy Redaktion: Martin Heiermann, Klaus Schwarz, Grzegorz Szafraniec, Sonja Plachetta, Bettina Röttig 01/2017 Klaus Schwarz ist Gründer und ehemaliger Herausgeber von LPinternational und hat an dieser Stelle künftig das letzte Wort. Gegenseitiger Respekt Aber reicht das? Ist diese einfache Logik krisenfest? Kann es nicht doch ganz gut sein, wenn ich den anderen etwas besser kenne als nur seine Bankdaten, seine Wachstumsraten und Forschungsergebnisse (die dann auch schon mal gerne kopiert LP INTERNATIONAL 16 Der Autor Abonnement: Jahresbezugspreis für ein Abonnement von LPinternational für 20 Ausgaben (PDF per E-Mail): 245,00 Euro + MwSt. Druckausgabe per Post: zusätzlich 145,00 Euro. Kein Anspruch auf Rückgabe des Bezugsgeldes bei Ausfall der Lieferung durch höhere Gewalt. Abo-Kündigung: spätestens 4 Wochen vor Ende des Bezugsjahres – sonst automatische Verlängerung um 1 Jahr. Rechtlicher Hinweis: Die Inhalte von LPinternational sind urheberrechtlich geschützt. Insbesondere das Kopieren, Weiterleiten und öffentliche Zurver- werden)? Es dauert manchmal Jahrzehnte, bis sich die Missachtung anderer Kulturen oder geophysikalischer Zusammenhänge rächen. Jedem von uns fallen dazu zahllose Beispiele ein. Ausbeutung anderer Länder oder sozialer Schichten, Waffenlieferungen an korrupte Potentaten (angeblich nicht in Kriegsländer, sondern nur an friedliebende Partner befreundeter Allianzen) dienen selten der Festigung eines friedlichen Miteinanders und erweisen sich bekanntlich in schöner Regelmäßigkeit als Bumerang und Fehleinschätzung. Viele Leser von LPinternational pflegen intensive internationale Beziehungen – geschäftliche und oft auch persönliche. Wer seinen Geschäftspartnern nicht nur etwas verkaufen will, sondern auch noch etwas mehr über ihn weiß, oder ihn vielleicht sogar schon einmal besucht hat oder eingeladen worden ist, geht einen kleinen Schritt weiter und sorgt für mehr gegenseitigen Respekt. Das hat etwas mehr Gewicht als jede Handelsbilanz ausdrücken kann und überdauert auch schon mal eine Krise. Hoffen wir, dass sich unsere bösen Vorahnungen nur als halb so schlimm erweisen. fügungmachen ist ohne ausdrückliche Zustimmung der LPV GmbH unzulässig. 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