Österreich und Deutschland im 20. Jahrhundert – Gemeinsames und Trennendes. Eine sicherheitspolitische und militärhistorische Darstellung. ABSTRACT zur Erlangung des akademischen Grades „Magister der Militärischen Führung (FH)“ am FH-DiplStg „MilFü“ an der Theresianischen Militärakademie im Jahrgang „NOVAK VON ARIENTI“ eingereicht bei ObstdhmfD Mag. Dr. phil. Andreas STEIGER, MSc von Fhr Roland KOBENZ WIENER NEUSTADT, im Juni 2010 1 Handlungsleitendes Interesse In der Zeit der Ausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt erhielt der Autor einen intensiven Einblick in militärrelevante, historische Geschehnisse in Österreich. Daraus entwickelte sich beim Verfasser ein spezielles Interesse, die Ereignisse im Europa des 20. Jahrhunderts zu analysieren. Vor allem die Entwicklungsgeschichte des Österreichischen Bundesheeres war von großem Interesse. Die Ereignisse im 20. Jahrhundert waren und sind formgebend für vieles in unserer Zeit. Dabei sind Bündnisse, Verträge, Gesetze und Bestimmungen zu suchen, die noch bis ins 21. Jahrhundert wirksam sind. Mit Wissen und Hintergrundinformationen können historische Aktionen und Reaktionen von Personen nachvollzogen und die Frage über Recht oder Unrecht belegt werden. Diese Diplomarbeit behandelt den Verlauf der außenpolitischen und sicherheitspolitischen Entwicklung von Deutschland und Österreich. Dabei wird das Augenmerk auf ausgewählte Konflikte gelegt, welche chronologisch abgehandelt werden. Die dargestellten Ereignisse richten sich nach Kriterien, wie der Aktualität und der militärischen Bedeutung in puncto außenpolitischer und sicherheitspolitischer Haltung der beiden Staaten. Forschungsleitende Frage ‚Wie entwickelte sich die Außenpolitik des österreichischen Nachbarstaates Deutschland hinsichtlich militärhistorischer und sicherheitspolitischer Bündnisse und Verträge von Beginn des Ersten Weltkrieges bis zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union unter Berücksichtigung ausgewählter Konflikte?‘ 2 Methode und Forschungsansatz Theorietyp: Dialektisch-kritisch Methode: Geisteswissenschaftliche Methode Erhebungstechnik: Text- und Dokumentenauswahl Analysetechnik: Inhaltsanalyse Forschungsansatz: Historisch-genetischer Ansatz Zitierweise: Geisteswissenschaftliches System Inhalt Die Diplomarbeit „Österreich und Deutschland im 20. Jahrhundert – Gemeinsames und Trennendes. Eine sicherheitspolitische und militärhistorische Darstellung.“ ist eine Auseinandersetzung mit der sicherheitspolitischen und militärhistorischen Perspektive von Deutschland in der Zeitspanne vom Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 bis zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (EU) im Jahre 1995. Dabei wird in dieser Arbeit speziell auf den österreichischen Nachbarstaat Deutschland eingegangen. Es sei hierbei auf die gemeinsame mehrbändige Teamdiplomarbeit mit dem Titel „Die Geschichte Österreichs und seiner Nachbarstaaten – Gemeinsames und Trennendes.“ hingewiesen, die weitere Sichtweisen von Nachbarstaaten Österreichs aufzeigt. Das Kapitel: ‚Die Epoche von 1914 bis 1938‘ beginnt mit einem Gesamtumriss über die Ereignisse, Entstehung und Entwicklung der Staaten Deutschland und Österreich vor dem Ersten Weltkrieg, um den Zusammenhang zu erkennen. Anschließend wird der Verlauf des Ersten Weltkrieges dargestellt und die damit verbundenen Friedensverträge der Verlierer. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 endet dieses Kapitel. 3 Das Kapitel: ‚Die Epoche von 1938 bis 1955‘ befasst sich mit einer Beschreibung des Zweiten Weltkrieges, vom Jahr 1939 bis 1945, und der anschließenden Besatzung bis zum österreichischen Staatsvertrag im Jahr 1955. Das Kapitel: ‚Die Epoche von 1955 bis 1995‘ beinhaltet die Entstehung der Streitkräfte, den Konflikt zwischen Ost und West, den Zerfall des Warschauer Pakts bis hin zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995. Im Schlussteil dieser Arbeit erfolgt ein Resümee, in dem die Konflikte des 20. Jahrhunderts in Deutschland in Bezug auf die österreichische Geschichte chronologisch dargestellt werden. Im Zuge dessen wird die forschungsleitende Frage beantwortet. Ausblick Diese Diplomarbeit behandelt die außenpolitische Beziehung von Deutschland in Bezug auf Österreich im 20. Jahrhundert. Verdeutlicht wird diese Arbeit anhand der sicherheitspolitischen und militärhistorischen Tatsachen in puncto Gemeinsamkeiten oder Trennendes. Mit dem Ersten Weltkrieg – ein Krieg, der aufgrund der Kolonien und weltweiten Schlachten so heißt – begann ein Krieg mit neuen Technologien und Waffensystemen, die das Militär grundlegend neu gestalteten. Österreich und Deutschland waren zur damaligen Zeit durch den „Blankoscheck“ miteinander in einem Bündnis, die „Mittelmächte“. Das Deutsche Reich (Bezeichnung für Deutschland bis zum Zweiten Weltkrieg) und die Monarchie ÖsterreichUngarn (vormals Vielvölkerstaat Österreich) befanden sich beide im Krieg gegen die „Entente“ und deren Verbündete. Österreich führte Krieg gegen Serbien, Russland und dem, während des Krieges zu den „Entente-Mächten“ übergewechselten, Italien. Da nach Ende des Krieges die Republik ausgerufen wurde, verließen die Kaiser das Land und gingen ins Exil. In Deutschland kam es zur „Weimarer Republik“ und in Österreich zur Repulik „Deutsch-Österreich“, welche eine Anbindung an die „Weimarer Republik“ erhoffte. Österreich und Deutschland verloren nach vier Jahren den Krieg und bekamen einen Friedensvertrag durch die Sieger auferlegt. Darin standen viele Reduzierungen beziehungsweise Gebietsabtretungen und Reparationsleistungen. Für beide Staaten waren die 4 Friedensverträge (für Österreich: Vertrag von St. Germain und für Deutschland: Vertrag von Versailles) ziemlich ähnlich. Trotzdem zerfiel die geografisch große Monarchie ÖsterreichUngarn und es verblieb ein nur das ‚kleine‘ Österreich, das aufgrund der Größe die Anbindung an Deutschland wünschte – dies wurde jedoch per Friedensvertrag verboten. Der Friedensvertrag von Versailles brachte im Verlauf der Zwanziger Jahre zwei Revisionsversuche mit sich. Der erste begann im Jahr 1920, der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Der ehemalige General Lüttwitz versuchte die, stark reduzierte, Armee wieder aufzubauen und gemeinsam mit dem Generallandschaftsdirektor Kapp die Regierung zu stürzen und eine neue an deren Stelle zu errichten. Der Putsch scheiterte jedoch nach wenigen Tagen, nachdem die Regierung von Berlin aus in eine andere Stadt auswich und die staatliche Exekutive einschritt. Im Jahr 1923 kam es zum Hitler-Ludendorff-Putsch, bei dem der Parteichef Hitler gemeinsam mit dem ehemaligen General Ludendorff Massen zum Aufmarsch gegen die Regierung mobilisierte. Das Ziel war die Regierung zu stürzen und mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Bei dem Marsch in München kam es zu einer Schießerei, Hitler wurde getroffen und gemeinsam mit Ludendorff gefasst. Ludendorff wurde anschließend, wegen der glanzvollen Taten im Ersten Weltkrieg, entlassen und Hitler kam in Haft. Im Jahr 1933 ereigneten sich mehrere historische Ereignisse, die Österreich und Deutschland gleich hatten, jedoch der Tathergang war ein anderer. In Österreich schaltete sich das Parlament selbst aus und Bundeskanzler Dollfuß übernahm diktatorisch die Führung über Österreich. In Deutschland wurde, mitunter der wirtschaftlichen Situation, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei zur stärksten Partei im Land und der bereits entlassene Hitler, der die Partei wieder anführte, wurde zum Bundeskanzler ernannt. Danach kam es zum Reichtagsbrand. Einen vergleichbaren Brand, Justizpalastbrand, gab es auch in Österreich, im Jahr 1927 - nach dem „Schattendorf Urteil“. In Deutschland verstirbt der Reichspräsident und der Reichskanzler Hitler wird zum Führer über den Staat und erlässt Regelungen, die in das Leben der Bevölkerung eingriffen. Parallel dazu trat das Deutsche Reich aus dem Völkerbund, einer Gemeinschaft mehrerer Staaten in Europa, aus, führte die Wehrpflicht wieder ein, löste sich von vielen Einschränkungen des Versailler Vertrages und sprach die Anbindung der deutschsprachigen Gebiete an das Deutsche Reich offen aus. 1934 brach in Österreich ein Bürgerkrieg, aus der die Polizei und das Österreichische Bundesheer zum Einsatz brachte. Der Bundeskanzler 5 Dollfuß wurde durch eine Gruppe von Nationalsozialisten, die in das Parlament eindrangen, ermordet. Sein Nachfolger wurde Schuschnigg. Mitte der Dreißiger Jahr wurde Italien ein militärisch und wirtschaftlich Verbündeter mit dem Deutschen Reich – die Achse Berlin-Rom. Zwei Jahre später kam es zu einer Unterhaltung zwischen den österreichischen Kanzler Schuschnigg und dem deutschen Führer Hitler. Hitler zwang Schuschnigg den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich auf. Im März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Österreich, als eigenständiger Staat hörte auf zu existieren. Ähnlich erging es der Tschechoslowakei ein Jahr danach. Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg und das Deutsche Reich griff Polen an. Danach eroberte es die Länder Dänemark, Belgien, Holland, Luxemburg, Norwegen, Frankreich. Nach diesen Eroberungen begann Hitler gegen Großbritannien den Luftkrieg. Italien benötigte die Hilfe des Deutschen Reichs und so eroberten die deutschen Truppen den Balkan und Gebiete in Nordafrika. Anschließend begann der Krieg in der Sowjetunion – die Erschließung des „Lebensraum im Osten“. Als das Deutsche Reich den USA, als diese sich im Krieg gegen Japan befanden, den Krieg erklärte, war der Krieg zum globalen Krieg entstanden – dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1943 waren die alliierten Kräfte (Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und die USA) in Überzahl und sie begannen mit Bombardements auf deutsche und österreichische Städte und Fabriken. Der Führer hatte sich aufgrund der Lage am 30. April das Leben genommen. Wenige Tage zuvor eroberten sowjetische Truppen Wien und ein Monat danach Berlin. Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich. Deutschland und Österreich wurden durch die vier Siegermächte in Besatzungszonen aufgeteilt, jeder hatte gewisse Bundesländer über. Nur die Hauptstädte waren durch alle vier kontrolliert worden. Österreich war bereits ein eigenständiger, jedoch besetzter Staat. Im Jahr 1948 kam es in Deutschland zur Blockade Berlin durch sowjetische Truppe, die gegen die Einfuhr der Deutschen Mark protestierten. Da die Infrastruktur am Boden durch die Sowjets kontrolliert wurde, wurde Berlin ein Jahr aus der Luft versorgt. In Wien hatte am Angst vor einer ähnlichen Situation und rüstete sich dafür –so ein Fall blieb jedoch aus. Immer mehr Gemeinschaften wurden in Verlauf der Nachkriegsordnung gegründet und so 6 kam es zur Westeuropäischen Union, zur Europäischen Gemeinschaft (Vorgänger der Europäischen Union) und vielen weiteren. Bei den meisten war West-Deutschland Mitglied. Im Jahr 1949 wurden in Deutschland zwei Staaten gegründet. In der westlichen Zone (WestDeutschland) entstand die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der östlichen (sowjetischen) Zone die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Diese beiden Staaten traten nebender Gründung auch militärischen Bündnissen bei. Die BRD der NATO und die DDR dem Warschauer Pakt. Die Vorgänger-Organisationen für die ab 1955 entstanden Streitkräfte wurden reformiert und in das Militär eingegliedert. Mit 15. Mai 1955 unterzeichnete Österreich den Staatsvertrag und gründete im neutralen Staat das Österreichische Bundesheer. In der BRD wurde im Mai die deutsche Bundeswehr geschaffen und in DDR kam es zum Entstehen der Nationalen Volksarmee. Durch Aufstände und Unruhen in den Nachbarstaaten Österreichs kam zum Beispiel im Jahr 1968, beim „Prager Frühling“, zum Alarm des Bundesheeres und die mögliche Verteidigung im ‚grenznahem‘ Raum (30 Kilometer vor der Grenze). Die Nationale Volksarmee war nur in Wäldernnahe der Tschechoslowakei in Reserve. Die Bundeswehr und NATO erhöhte die Bereitschaft während der Warschauer Pakt, mit deren Truppen, in Prag einmarschierte. 1973 traten sowohl die BRD als auch die DDR der Vereinigten Nationen bei. Österreich trat dieser Verbindung bereits nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages bei und bewältigte 1965 schon erste Einsätze. Schon zu Beginn der Sechziger Jahre wurde die nukleare Vormachtstellung zwischen der USA und der Sowjetunion demonstriert. Nach der Stationierung von Mittelstreckenraketen kam es zu etlichen Verhandlungen und schlussendlich zur Begrenzung von nuklearen Raketen. Der NATO-Doppelbeschluss und deren Verträge lösten die Situation in Europa allmählich auf. Bei der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1989 beziehungsweise der Eingliederung der DDR und Truppen der Nationalen Volksarmee in die BRD wurden neue Wege in puncto Sicherheitspolitik eingeschlagen. Von dieser Zeit an ging es nicht mehr gegeneinander, 7 sondern miteinander. Bereits im Jahr 1994 wurde die restrukturierte Bundeswehr mit Auslandseinsätzen beauftragt. Im Jahr 1995 trat Österreich der Europäischen Union bei und fortan war es ein aktives Mitglied dieser Gemeinschaft. So lassen sich die Gemeinsamkeiten faktisch darstellen und es wurde festgestellt, dass Österreich mit Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg viele Ähnlichkeiten aufweist und nach dem Zweiten Weltkrieg eher eigenen Wege ging. 8