Jan Behrends et al. Duale Reihe Physiologie 1. Auflage 2009, Thieme Verlag 830 Seiten, 630 Abbildungen Preis: 44,95 € ISBN: 978‐3‐131‐38411‐9 Der Markt an Physiologie Büchern ist im letzten Jahr deutlich umfangreicher geworden, eine der neuen Erstauflagen, die Duale Reihe „Physiologie“, liegt nun vor mir. Das Konzept der Dualen Reihe (Zusammenfassung in der Randspalte, viele Klinik‐Kästen) ist inzwischen wohl jedem bekannt, deswegen werde ich es an dieser Stelle nicht noch einmal beschreiben, sondern direkt mit dem Inhalt anfangen. Ich kann sagen, dass das Buch in sich eigentlich recht gut gelungen ist. Die Autoren versuchen immer (und meistens auch mit Erfolg) den Spagat zwischen Ausführlich‐ und Übersichtlichkeit zu schaffen, sodass sich die Kapitel sehr angenehm lesen lassen. Alle paar Seiten finden sich ausführliche Klinik‐Kästen, die den Text auflockern und Bezüge zur Klinik und Pathophysiologie herstellen. In manchen Kapiteln meinen es die Autoren, meiner Meinung nach, aber etwas zu gut – bei Klinik‐Kästen auf jeder Seite gestaltet sich das Lesen ganz schön unübersichtlich (das bleibt zum Glück die Ausnahme). Etwas negativ ist mir auch aufgefallen, dass das Buch relativ wenige Diagramme und Schaubilder enthält – besonders in der komplexen Neurophysiologie hätten ein paar Abbildungen mehr nicht geschadet, um die Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können. Auch wirken die vorhandenen Schaubilder im Vergleich zu anderen Büchern sehr spartanisch – aber es kommt ja auf den Inhalt an und der ist meistens gut dargestellt. Eine positive Ausnahme bilden hier die aus dem Prometheus entnommenen Abbildungen – jedem Kapitel geht nämlich eine kurze Übersicht über die Anatomie vorweg. Besonders die Neurophysiologie ist ziemlich ausführlich und leicht verständlich ausgefallen, was auf jeden Fall ein Punkt ist, der die Duale Reihe besonders unter den anderen Physio‐ Büchern heraushebt. Auch das Herzkapitel verdient besondere Erwähnung, hier fehlt kein Kanal und der Text ist trotzdem übersichtlich und gut zu verstehen. Außerdem werden die pathologischen EKGs hier endlich mal verständlich erklärt. Auch sehr positiv ist mir aufgefallen, dass das Buch eigentlich keine Fehler enthält – da ist man von anderen Erstauflagen ganz anderes gewöhnt. Leider schwankt die Qualität der Kapitel, besonders die (eigentlich wichtigen) Kapitel Optik und Akustik fallen deutlich hinter den anderen Kapitel ab. Dies hängt sicherlich mit der großen Anzahl an Autoren, die an diesem Buch mitgearbeitet haben (es sind 14 Stück, die sich am Anfang des Buches alle mit einem mehr oder weniger lustigen Spruch vorstellen), zusammen. In diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass eigentlich jedes Kapitel für sich steht und wenig Bezüge innerhalb des Buches hergestellt werden – das macht es auf der einen Seite natürlich leicht, Kapitel einzeln zu bearbeiten, ohne dafür das ganze Buch lesen zu müssen, auf der anderen Seite fehlen so natürlich Verknüpfungen, die unter Umständen das Verständnis erleichtern würden. Ob einem das Konzept der Dualen Reihe zusagt, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich habe nie einen Blick auf die Zusammenfassung am Rand geworfen, durch die der restliche Platz auf der Seite doch sehr knapp wird, so dass man beim Lesen viel blättern muss. Das ist schade, denn so wird das eigentlich didaktisch gut aufgebaute Buch ein wenig unübersichtlich. Auch das Telefonbuchformat mit dünnem Einband hat es mir nicht so angetan. Das Buch, das immerhin 820 Seiten hat, wird dadurch doch sehr unhandlich (dafür liegt der Preis aber auch vergleichsweise niedrig). Aber das ist natürlich alles Geschmackssache und soll nicht vernachlässigen, dass die Duale Reihe Physiologie ein gelungenes Buch ist, das auf jeden Fall eine Alternative zu den etablierten Lehrbüchern darstellt und als einziges (zumindest mir bekanntes Buch) in die Lücke zwischen Kurzlehrbuch und ausführlichem Wälzer fällt und so für viele Studenten sicherlich eine gelungene Wahl darstellt. Felix Friedländer, 4. Semester Im Juni 2010