Information über Neophyten

Werbung
Information über Neophyten
Was sind invasive Neophyten?
Neophyten sind gebietsfremde Arten (meist aus anderen Kontinenten), welche in den letzten
500 Jahren v.a. als Zier- und Nutzpflanzen eingeführt oder unbeabsichtigt eingeschleppt
wurden und die sich nun in der Natur erfolgreich vermehren.
Invasive (von Invasion) Neophyten breiten sich rasch und stark aus, haben keine Feinde und
verdrängen einheimische Arten. Sie können die Gesundheit schädigen (Allergien, Verbrennungen) oder Infrastrukturen destabilisieren wie z.B. Stützmauern und Bachböschungen,
so dass Rutsch-/Erosionsgefahr besteht. Es ist davon auszugehen, dass invasive Neophyten
langfristig grosse Kosten verursachen werden: Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf.
Hinweis: nach Freisetzungsverordnung verbotene Pflanzen sind mit * gekennzeichnet.
Weitere Informationen zu Neophyten finden Sie in den beiden folgenden Merkblättern.
Ansprechperson
Hans Kiser, 033 972 45 45
Merkblatt Invasive Neophyten
Was sind invasive Neophyten?
Neophyten sind gebietsfremde Arten (meist aus anderen Kontinenten), welche in den letzten 500 Jahren
v.a. als Zier- und Nutzpflanzen eingeführt oder unbeabsichtigt eingeschleppt wurden und die sich nun in
der Natur erfolgreich vermehren. Invasive (von Invasion) Neophyten breiten sich rasch und stark aus,
haben keine Feinde und verdrängen einheimische Arten. Sie können die Gesundheit schädigen
(Allergien, Verbrennungen) oder Infrastrukturen destabilisieren wie z.B. Stützmauern und Bachböschungen, so dass Rutsch-/Erosionsgefahr besteht. Es ist davon auszugehen, dass invasive Neophyten
langfristig grosse Kosten verursachen werden: Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf!
Hinweis: nach Freisetzungsverordnung verbotene Pflanzen sind mit * gekennzeichnet.
1.
Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica; auch Fallopia japonica)*
Wächst sehr schnell, bis 3 m hoch und bildet oft entlang von Gewässern dichte Bestände. Verdrängt
die einheimische Uferbe-stockung und führt zu instabilen Böschungen. Wurzeln dringen in kleinste
Mauerritzen ein und können diese durch ihr Wachstum sprengen. Empfehlung: Ausgraben oder
wiederholt mähen und unbedingt im Kehricht entsorgen! Achtung: Verbreitungsgefahr durch alle
Pflanzenteile und Erdmaterial mit kleinsten Spross- und Wurzelresten! Chem. Bekämpfung nur durch
ausgewiesene Spezialisten.
2.
Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii)
Bis 3 m hohe Pflanze, die gerne offene Flächen besiedelt und so das Aufkommen von einheimischen
Arten verhindert. Zwar besuchen einige Schmetterlinge die Blüten, als Futterpflanze für die Raupen ist
sie jedoch bedeutungslos.
Empfehlung: Im Garten die Samenstände nach der Blüte unbedingt entfernen (bis zu 3 Mio.
Flugsamen pro Pflanze!) und im Kehricht entsorgen.
3.
Aufrechte Ambrosie oder Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)*
Einjähriges Kraut, bis 1.2 m hoch, mit Pfahlwurzel und aufrechten, rot angelaufenen Stängeln, oben
behaart, stark verzweigt und buschartig. Empfehlung: Pflanze ausreissen und unbedingt im Kehricht
entsorgen. Immer Handschuhe und Mundschutz tragen! Achtung: Kann schwere Allergien und
Asthma auslösen! Jahrzehnte lang keimfähige Samen können im Vogelfutter enthalten sein. Ist der
Gemeinde zu melden!
4.
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)*
Bis zu 4 m hohe, mächtige Pflanze, früher oft als Bienenweide gepflanzt. Kann Massenbestände
bilden. Eine Pflanze produziert bis zu 10'000 Samen. Empfehlung: Samenstände nach der Blüte
abschneiden oder Pflanze ausgraben. Im Kehricht entsorgen. Unbedingt Handschuhe, langärmelige
Kleider, Schutzbrille tragen! Achtung: Berühren der Pflanze bei Sonneneinstrahlung führt zu sehr
schweren Verbrennungen! Grosse Gefahr z.B. in der Nähe von Kinderspielplätzen!
5.
Kanadische und Spätblühende Goldrute (Solidago spp.)*
Ausdauernde Staude mit goldgelben Blüten und langen unterirdischen Kriechsprossen (Rhizomen).
Bildet dichte Bestände mit bis zu 300 Sprossen/m 2. Empfehlung: Im Garten Samenstände nach der
Blüte unbedingt abschneiden (bis zu 20‘000 flugfähige Samen pro Blütenstand!) oder Pflanzen
ausgraben und in die Kehrichtabfuhr geben, nicht kompostieren!
6.
Robinie oder Falsche Akazie (Robinia pseudoacacia)
Bis 30 m hoher, schnellwachsender Baum mit ca. 1 cm langen Dornen an der Blattbasis und weissen
Blüten. Ausbreitung haupt-sächlich durch Wurzelausläufer. Reichert den Boden mit Stickstoff an und
verändert so magere Standorte nachhaltig. Empfehlung: Ringeln der Rinde (im 1. Jahr nur 90 %, im 2.
Jahr 100%) führt zum Absterben. Nicht Fällen, sonst massive Stockausschläge und Wurzelbrut!
Achtung: Rinde, Samen und Blätter sind giftig!
7.
Götterbaum (Ailanthus altissima (Mill.))
Bis 30 m hoher, schnellwachsender, unangenehm riechender Baum mit gefiederten Blättern, ähnlich
wie Esche oder Essigbaum. Ausbreitung durch Samen und Wurzelausläufer. Diese durchstossen sogar
Asphalt und schädigen Strassen und Bauten. Empfehlung: Ringeln der Rinde (im 1. Jahr nur 90 %, im
2. Jahr 100%) führt zum Absterben. Nicht Fällen, sonst massive Stockausschläge und Wurzelbrut!
Achtung: Rinde, Blätter und teilw. Blütenstaub können starke allergische Reizungen hervorrufen,
deshalb mind. Handschuhe tragen.
8.
Essigbaum (Rhus typhina)*
Bis zu 8 m hohes Ziergehölz mit rotgelber, attraktiver Herbstfärbung. Ausbreitung vorwiegend durch
Wurzelausläufer.
Empfehlung: Kleinere Einzelpflanzen ausreissen/ausgraben, unbedingt im Kehricht entsorgen. Bei
grösseren Sträuchern Rinde ringeln (im 1. Jahr nur 90 %, im 2. Jahr 100%). Nicht Fällen, da danach
massiv Stockausschläge und Wurzelbrut erfolgen! Achtung: Milchsaft schwach giftig, kann auch
Haut- und Augenentzündungen verursachen.
9.
Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus L.)
Immergrüner 3 bis 8 m hoher Strauch, mit glänzend ledrigen Blättern und weissen Blüten in aufrechten
Trauben. Die schwarzen Kirschen werden gerne von Vögeln gefressen und so weiterverbreitet.
Empfehlung: Kleine Pflanzen ausreissen od. ausgraben, grosse Pflanzen roden. Unbedingt im Kehricht
entsorgen. Stockausschläge möglich, deshalb nachkontrollieren! Einheimische Ersatzpflanzen können
z.B. Liguster oder Buchs sein. Achtung: Die ganze Pflanze - ausser dem Fruchtfleisch - ist giftig!
10. Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)*
Einjährige, bis 2 m hohe Pflanzen mit rosa bis weissen Blüten. Dichte Bestände, bevorzugt auf feuchtem
Boden. Bildet bis zu 4'000 Samen pro Pflanze, die während des ganzen Sommers versetzt auskeimen.
Früher oft als Bienenweide gesät. Empfehlung: Mehrmaliges Mähen jeweils beim Auftreten der ersten
Blüten. Kleinere Bestände können durch Ausreissen von Hand bekämpft werden. Nicht kompostieren.
Achtung: Bestände entwickeln sich gestaffelt, darum häufige Nachkontrollen nötig.
Generell gilt: Gartenabfälle und Aushubmaterial nie wild entsorgen!
In diesem Merkblatt werden die bei uns häufigsten Arten vorgestellt. Weitere sind mit ausführlichen
Informationsblättern zu finden unter www.infoflora.ch
Bei Fragen oder zur Meldung von Neophyten, wenden Sie sich bitte an:
- Ihre Gemeinde
- die Landschaftsberatung der Regionalkonferenz Oberland-Ost: Claudia Schatzmann,
Tel. 079 562 70 41
- die Abteilung Naturförderung des Kantons Bern, Münsingen: Dr. Erwin Jörg, Tel. 031 636 14 52.
Merkblatt: basierend auf dem Merkblatt der Abt. Naturförderung des Kantons Bern (ANF) und Pro Natura Region Thun.
Alle Bilder: ANF, E. Jörg
Herausgeber: Regionalkonferenz Oberland-Ost; www.oberland-ost.ch
Stand: 2016
Invasive Neopyten: Bedrohung für Natur, Gesundheit und Wirtschaft
Art der Schwarzen Liste
Einjähriges Berufkraut
www.infoflora.ch
Erigeron annuus (L.) Desf. s.l.. (Familie: Asteraceae, Korbblütler)
Synonym: Feinstrahl
Das Einjährige Berufkraut wurde im 17. Jahrhundert als Zierpflanze aus Nordamerika nach Europa gebracht.
Die Art wird heute nicht mehr als Gartenpflanze angeboten, sie hat sich aber längst in der Natur etabliert, meist
als typische Ruderalpflanze. Zurzeit breitet sie sich zunehmend aus, dringt in schützenswerte Gebiete vor und
verdrängt die einheimische Flora.
Foto: S. Rometsch
Merkmale
Das Einjährige Berufkraut ist eine ein- oder zweijährige, krautige Art der Familie der Korbblütler. Die Pflanze
erreicht eine Wuchshöhe von 30-100 (150) cm, der abstehend behaarte Stängel ist verzweigt und die Wurzeln
dringen bis zu 1m tief in den Boden. Die ungeteilten Blätter sind am Rand grob gezähnt, beidseits hellgrün,
flaumig behaart und wechselständig angeordnet. Das Blütenkörbchen besteht aussen aus weissen (blassrosa)
Zungenblüten und innen aus gelben Röhrenblüten. Die Früchtchen tragen einen kurzen Pappus (Haarkranz).
Blütezeit (April) Juni-September (November).
Das Einjährige Berufkraut vermehrt sich meist ungeschlechtlich durch Samenbildung ohne Befruchtung.
Verwechslungsmöglichkeiten
Das Einjährige Berufkraut kann mit anderen gebietsfremden Berufskräutern verwechselt werden. Aber auch mit
dem einheimischen Scharfen Berufkraut. Die Zungenblüten des Scharfen Berufskraut sind aber kaum länger
als die Röhrenblüten (≠ Einjähriges Berufkraut). Auch mit den Kamillen (Hundskamillen, Echte Kamille,
Strandkamille) wird das Einjährige Berufkraut verwechselt, diese haben aber geteilte Blätter und die
Zungenblüten sind breiter und weniger zahlreich.
Verbreitung
Das Einjährige Berufskraut stammt ursprünglich aus Nordamerika. In Europa hat sich die Art sowohl im Westen
als auch im Osten etabliert, in vielen Ländern wird sie als potentiell invasiv eingestuft. In der Schweiz findet
man sie in tieferen Lagen über das ganze Land verteilt.
Erigeron annuus – Info Flora - 2014
-2-
Standort
Das Einjährige Berufkraut ist bei uns eine typische Ruderalpflanze, man trifft sie meist auf gestörten Flächen,
entlang von Strassen, Bahngeleisen und Fliessgewässern, aber auch in Wiesen und Weiden oder in
landwirtschaftlichen Kulturen.
Gefahren
Als Ruderalpflanze auf Schuttplätzen und Ödland ist das Einjährige Berufkraut schon seit vielen Jahren bei uns
bekannt. Heute wird vermehrt beobachtet, dass die Art auch in naturnahe, schützenswerte Formationen
eindringt insbesondere in Magerwiesen und Weiden. Hier ist die Gefahr gross, dass auch gefährdete
einheimische Arten verdrängt werden.
Vorbeugung und Bekämpfung
Die Ausbreitung der Art soll wenn möglich verhindert werden. Vegetationsfreie Flächen bzw. Pionierflächen
regelmässig kontrollieren und wenn möglich vom Einjährigen Berufkraut frei halten. Kleine Bestände in
naturnahen Formationen sofort bekämpfen und eine weitere Verbreitung durch Samen verhindern. Pflanzen
vor der Samenbildung ausreissen und das entfernte Pflanzenmaterial muss richtig entsorgt werden. (Es
wurde zuerst vorgeschlagen die Pflanzen vor der Blüte zu schneiden, das hat sich dann aber als
kontraproduktiv herausgestellt. Das Berufkraut ist zweijährig – im ersten Jahr bildet die Pflanze eine Rosette
und im zweiten Jahr blüht sie und stirbt dann ab. Wird die Blüte durch schneiden verhindert bildet die Pflanze
wieder einen Trieb – sie wird mehrjährig).
Das Material kann in einer professionell geführten Kompostier- oder Vergärungsanlage mit thermophiler
Hygienisierungsphase entsorgt werden (kein Gartenkompost und keine Feldrandkompostierung). Ist dies nicht
möglich bleibt nur die Kehrichtverbrennung.
Wo melden, wo um Rat fragen ?
Zur Überwachung und Eindämmung der invasiven Art ist es wichtig Wuchsorte zu melden. Die kantonalen
Naturschutzfachstellen und eventuell auch die Gemeinden nehmen Informationen entgegen. Je nach Standort
sind auch weitere Instanzen betroffen, so zum Beispiel der Strassenbau, die SBB, das Landwirtschaftsamt, die
Fachstellen Wald und Wasser. Zur Aktualisierung der Info Flora Verbreitungskarten können Sie ihren
Fundstandort online melden.
Weitere Informationen erhalten sie bei Sibyl Rometsch ([email protected])
Bei Bestimmungsschwierigkeiten kann folgende Quelle konsultiert werden: Flora Helvetica inklusive
Bestimmungsschlüssel (Lauber & Wagner; Haupt Verlag Bern). Im Zweifelsfall kann Pflanzenmaterial zwischen
2 Fliessblättern (ganze Pflanze mit Blüten und/oder Früchten, oder Blätter) oder ein digitales Foto eingeschickt
werden: Sibyl Rometsch, Info Flora, c/o Botanischer Garten, Altenbergrain 21, 3013 Bern.
Für weitere Informationen
http://www.naturschutz.zh.ch
Erigeron annuus (L.) – Info Flora - 2014
Herunterladen