Himmelserscheinungen im Juli: Pluto, der Aussenseiter im Sonnensystem - NZZ Sternenhimmel Himmelserscheinungen im Juli Pluto, der Aussenseiter im Sonnensystem Am 14. Juli wird die Raumsonde «New Horizons» den Pluto passieren. Auch mit einem guten Amateurteleskop lässt sich der Zwergplanet momentan auffinden. Von Felicitas Mokler Der Sommer hat nun auch am Himmel vollends Einzug gehalten. Im Westen geht bereits bei Einbruch der Nacht das Tierkreissternbild Löwe unter. Auf der Ekliptik folgen die Jungfrau mit dem Hauptstern Spika und die Waage. Höher im Süden finden wir den grossflächigen Schlangenträger, oberhalb von ihm steht Herkules im Zenit. Weiter östlich bietet das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler Orientierung. Im Nordosten zieht bereits der markante Pegasus mit Andromeda herauf. Tief über dem Südosthorizont steht Pluto im Sternbild Schütze. Der amerikanische Astronom Clyde W. Tombaugh hatte den Aussenseiter im Sonnensystem im Jahr 1930 am Lowell Observatory auf fotografischen Aufnahmen entdeckt. Dass jenseits des Neptuns ein weiterer Himmelskörper existieren musste, war zuvor bereits anhand von Bahnabweichungen von Uranus und Neptun vorhergesagt worden. Zunächst als neunter Planet im Sonnensystem klassifiziert, entbrannte schon bald nach seiner Entdeckung eine Debatte darüber, ob Pluto überhaupt die Kriterien für einen Planeten erfüllt. Schliesslich ordnete die Internationale Astronomische Union ihn 2006 der neu definierten Klasse der Zwergplaneten zu. Doch bis heute sind sich Astronomen über diese Einstufung uneinig. Der Himmelskörper gehört dem Kuiper-Gürtel an, einer ringförmigen Ansammlung von Objekten unterschiedlicher Grösse, die die Sonne nahe der Ekliptik bei einer Entfernung zwischen 30 und 50 Astronomischen Einheiten umkreisen (1 AE entspricht 149,6 Millionen Kilometern, dem Abstand zwischen Erde und Sonne). Mit einem Durchmesser von 2350 Kilometern ist Pluto kleiner als der Erdmond. Seine Bahn um die Sonne ist ausgesprochen exzentrisch, um 17 Grad gegenüber der Ekliptik geneigt und kreuzt jene des Neptun. Für einen Umlauf benötigt Pluto 248 Jahre, sein sonnennächster Punkt befindet sich bei 30 Astronomischen Einheiten, sein sonnenfernster bei 49 AE. Sein grösster Mond, Charon (1200 Kilometer), steht mit Pluto in gebundener Rotation. Beide Objekte wenden sich beim Tanz um den gemeinsamen Schwerpunkt, der sich übrigens anders als beim Erde-Mond-System ausserhalb der Oberflächen beider Körper befindet, stets dieselbe Seite zu. Die übrigen vier deutlich kleineren Monde umlaufen den Schwerpunkt des Himmelserscheinungen im Juli: Pluto, der Aussenseiter im Sonnensystem - NZZ Sternenhimmel Pluto-Charon-Systems weiter ausserhalb. Aufgrund der grossen Entfernung ist bis heute nur sehr wenig über Beschaffenheit und chemische Zusammensetzung von Pluto und seinen Trabanten bekannt. Doch dies soll sich nun ändern. Nach ihrer neuneinhalb Jahre dauernden Reise wird die amerikanische Raumsonde «New Horizons» den Zwergplaneten am 14. Juli besuchen. In einem Abstand von 12 500 Kilometern wird sie dann seine Oberfläche passieren. Um wichtige Messungen etwa zur chemischen Zusammensetzung des Himmelskörpers und seiner Atmosphäre vorzunehmen, bleiben ihr dabei nur etwa zwei Tage. Bis die Wissenschafter die Daten genauer analysieren können, müssen sie sich jedoch noch etwas gedulden. Aufgrund der grossen Entfernung können die Daten nur häppchenweise zur Erde übertragen werden. Es wird einige Wochen oder gar Monate dauern, bis die Forscher ihren Wissensdurst schliesslich werden stillen können. Die letzten Datenpakete sollen die Erde Ende 2016 erreichen. Auf interessante Bilder dürfen wir uns aber bereits wenige Tage nach dem Vorbeiflug freuen. Auch von der Erde aus lässt sich Pluto auffinden. Am 6. des Monats steht der Zwergplanet in Opposition, das heisst von der Erde aus gesehen der Sonne direkt gegenüber. Eine relativ günstige Gelegenheit also, um ihn dieser Tage selbst einmal ins Visier zu nehmen. Dennoch ist der Zwergplanet so lichtschwach, dass man dazu ein gutes Teleskop mittlerer Grösse (ab ungefähr 30 Zentimeter Öffnung) benötigt. Alternativ lässt er sich auf ausreichend belichteten Himmelsaufnahmen der Region Schütze aus mehreren aufeinanderfolgenden Nächten anhand seiner relativen Bewegung zum Hintergrund auffinden. ► Lauf des Mondes: Am 2. Juli durchläuft der Vollmond das Sternbild Schütze, der abnehmende Halbmond befindet sich am 8. Juli in den Fischen. Zu Neumond steht der Erdtrabant am 16. des Monats zwischen den Zwillingen und dem Krebs. Der wieder zunehmende Halbmond ist am 24. Juli in der Jungfrau anzutreffen. Und zum Monatsende gibt es noch einen weiteren Vollmond: Am 31. Juli im Sternbild Steinbock. ► Lauf der Planeten: Der innere Nachbarplanet der Erde, die Venus, ist in der ersten Julihälfte noch gut als Abendstern am Westhimmel zu sehen. Gegen Monatsende verschwindet er langsam vom Abendhimmel. Ebenfalls in der frühen Dämmerung finden wir im Westen den Riesenplaneten Jupiter. Am 1. des Monats steht er nur etwa einen scheinbaren Vollmonddurchmesser von Venus entfernt. Mit der Zeit verliert er an Helligkeit und ist im letzten Viertel des Monats in der Dämmerung nicht mehr zu sehen. Saturn hat bei Einbruch der Nacht seine höchste Stellung im Süden bereits passiert, lässt sich aber noch bis in die zweite Nachthälfte beobachten. Uranus ist in der zweiten Monatshälfte im Sternbild Fische mit dem Teleskop auszumachen. Neptun bewegt sich durch den Wassermann und ist ebenfalls ein Objekt für das Fernrohr. au