Globale Erwärmung

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Globale
Erwärmung...
... und ihre Auswirkungen auf
den Naturraum des Saarlandes
Die Saarschleife. Wikipedia.
Autor: Matthias Rupp
NABU-Landesgeschäftsstelle
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Inhaltsverzeichnis
Einführung
1
Die globale Erwärmung wird stärker diskutiert als je zuvor. Die Folgen der Klimaveränderung sind auch im Saarland zu beobachten. Und damit nicht genug – das
Saarland gehört sogar zu den am stärksten betroffenen Regionen Deutschlands. Die
zunehmende Mediterranisierung des Saarlandes ist nur eine der absehbaren Folgen
des Klimawandels. Welche Veränderungen sind in welchem Ausmaß zu erwarten?
Was bedeutet das für den Menschen und für die Natur? Wie kann und soll sich sowohl der Einzelne als auch die Landesregierung verhalten?
Wissenschaftliche Grundlagen
2
Zunächst sollen grundlegende Begriffe wie globale Erwärmung und Klima erläutert
werden. Welche klimatischen Einflüsse prägen das Klima des Saarlandes? Und welche Rolle spielt die Atmosphäre für den globalen Temperaturhaushalt?
Erwärmung im Saarland?
10
Um stichhaltige Aussagen über eine mögliche Erwärmung im Saarland treffen zu
können, müssen möglichst viele Indikatoren untersucht werden. Hierzu zählen der
Temperatur- und Niederschlagsverlauf der letzten Jahrzehnte, die Phänologie (Blütezeit der Pflanzen) und die Hydrologie (Eigenschaften und Erscheinungsformen
des Wassers auf und unter der Landoberfläche).
Auswirkungen der globalen Erwärmung
26
Die globale Erwärmung hat unterschiedliche Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Neben den globalen und deutschlandweiten Folgen stehen in diesem Kapitel Veränderungen im Saarland im Vordergrund.
Die Rolle des Saarlandes für den Klimaschutz
31
Das Saarland nimmt als kleinstes Bundesland Deutschlands eine besondere Rolle
für den Klimaschutz ein. Warum das so ist, wird in diesem Kapitel angesprochen.
Was wir tun können ...
32
Die globale Erwärmung erfordert ein rasches Handeln, da sich unsere Umwelt zunehmend verändert. Die Frage ist, welchen Beitrag die Landesregierung, die Kommunen und der Einzelne für den Klimaschutz leisten können...
Fazit
35
Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
Einführung
Sie gehört zu den am häufigsten diskutierten Themen jüngster Zeit: die globale Erwärmung. Es gibt bereits zahlreiche und hochkomplexe Klimamodelle, die Zukunftsszenarien für das Klima unseres Planeten darstellen. Die meisten dieser Modelle arbeiten in großen Maßstäben und dokumentieren den möglichen Verlauf der globalen
Erwärmung für die Kontinente und Länder. Modellberechnungen können die Entwicklung niemals verlässlich prognostizieren. Sie arbeiten nach dem Prinzip der Approximation (das heißt der Annäherung) und je kleiner die zu untersuchende Region
gewählt wird, desto unsicherer ist das Ergebnis. Dennoch stellt sich die Frage: Inwieweit ist die Erwärmung auch in kleinen Regionen wie das Saarland zu verzeichnen
und für den Menschen spürbar? Das Saarland misst als kleinstes Bundesland
Deutschlands gerade 2.568,70 km². Im Rahmen des Intergovernmental Panel on
Climate Change (IPCC) werden für Europa unter anderem höhere Temperaturen,
steigende Niederschläge und höhere Wahrscheinlichkeiten für Dürreperioden prognostiziert.
In diesem Aufsatz wird mit Hilfe von Temperatur-, Niederschlags, phänologischen und hydrologischen Daten die klimatische Entwicklung des Saarlandes seit
Mitte des 20. Jahrhunderts in vereinfachter Form dargestellt und erläutert. Dem
schließen sich folgende Fragen an: welche Folgen wird die derzeitige Entwicklung des
Klimas für den Menschen und seine Umwelt haben? Sind bereits Auswirkungen speziell in der saarländischen Region erkennbar? Und welche Handlungsmöglichkeiten
stehen den einzelnen Bundesländern zur Verfügung? Diese Fragen werden im Laufe
der nächsten Seiten beantwortet. Darüber hinaus soll der Artikel dem Leser einen
Anreiz schaffen, seine Einstellung zum Thema Klimaschutz zu prüfen.
1
Wissenschaftliche Grundlagen
Zunächst sollen grundlegende Begriffe erörtert werden, insbesondere die globale
Erwärmung sowie einige Grundlagen der Klimatologie.
Globale Erwärmung – was bedeutet das?
Der Begriff globale Erwärmung ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts – er wurde
jedoch in den vergangenen Jahren zunehmend populär. Eine sehr vereinfachte Darstellung soll dem Laien die wissenschaftlichen Grundlagen nahe bringen: Die Sonneneinstrahlung trifft in Form von Lichtwellen unterschiedlicher Spektren auf die
Erde. Ein wesentlicher Teil dieser Strahlung wird von der Erdoberfläche auf Grund
unterschiedlicher Reflexionseigenschaften reflektiert. Der andere Teil wird unter anderem durch die Erdoberfläche sowie durch Wolken und Spurengase in der Atmosphäre absorbiert und führt zur Erwärmung der Erde. Dies führt zum Begriff des
Treibhauseffekts. Der Treibhauseffekt wird in der Gesellschaft meist negativ assoziiert. Jedoch sollte zwischen dem natürlichen und dem anthropogenen Treibhauseffekt unterschieden werden. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt, der aus der atmosphärischen Strahlungsabsorption resultiert, hätte die Erde eine globale Durchschnittstemperatur von etwa -18 °C und wäre für den Menschen unbewohnbar – heute liegt sie bei etwa 15 °C. Der anthropogene Treibhauseffekt bezeichnet vielmehr den
Anstieg der Treibhausgase im Zuge der Industrialisierung seit der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts. Diese anthropogen (das heißt durch den Menschen verursacht)
bedingten Treibhausgase führen zu einer Verdichtung der Atmosphäre, so dass immer mehr Strahlung absorbiert wird. Demnach nehmen die Erde und dessen Atmosphäre mehr Energie auf, als abgegeben wird. Dies führt vereinfacht dargestellt zu
dem Phänomen der globalen Erwärmung.
In der Gesellschaft wird meist der Begriff Klimawandel verwendet. Während
der Klimawandel jedoch die natürliche Veränderung des Klimas innerhalb der historischen Entwicklung der Erde beschreibt, bezieht sich die globale Erwärmung auf die
gegenwärtige anthropogen bedingte Klimaveränderung.
Klima – was ist das?
In der Klimatologie ist Wetter definiert als der atmosphärische Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort, während die Witterung den atmosphärischen Zustand über mehrere Tage hinweg beschreibt. Das Klima hingegen ist
nach der World Meteorological Organization (WMO) die räumlich charakteristische
Häufigkeitsverteilung atmosphärischer Zustände während eines hinreichend langen
Beobachtungszeitraums, der in der Meteorologie in der Regel nicht weniger als 30
Jahre betragen darf. Je länger der Bezugszeitraum ist, desto zuverlässiger können die
klimatologischen Bedingungen einer Region dargestellt werden.
2
Die Erfassung des Klimas eines bestimmten Raumes wird umso schwieriger, je
kleiner die betreffende Region gewählt wird. Dieses Problem ergibt sich auch bei der
Betrachtung der klimatischen Verhältnisse im Saarland mit einer Fläche von nur
2.568,70 km². Daher ist es notwendig, zunächst das Klima von Mitteleuropa zu betrachten, um schließlich annäherungsweise auf die Verhältnisse im Saarland schließen zu können.
Wetter
atmosphärischer Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem
bestimmten Ort
Witterung
atmosphärischer Zustand mehrerer Tage
Klima
charakteristische Häufigkeitsverteilung atmosphärischer Zustände
während eines hinreichend langen Beobachtungszeitraums (mindestens 30 Jahre)
Mitteleuropa unterliegt dem großräumigen Windsystem der außertropischen Westwindzirkulation der mittleren und höheren Breiten zwischen 45° und 55° nördlicher
Breite. Häufig wird auch der Begriff der planetarischen Frontalzone verwendet. Die
Westwinddrift wird durch den Austausch polarer Kaltluft und subtropischer Warmluftmassen angetrieben. Die Luftmassen bewegen sich stets vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet hin, werden jedoch durch die aus der Erdrotation resultierende Corioliskraft auf der Nordhalbkugel nach rechts (auf der Südhalbkugel nach links) abgelenkt, so dass eine westliche Höhenströmung entsteht. Je größer die Luftdruckunterschiede zwischen den Hoch- und Tiefdruckgebieten sind, desto höher werden die
Windgeschwindigkeiten und können je nach Ausmaß der Temperatur- und Luftdruckgradienten innerhalb dieser Westwinddrift Geschwindigkeiten bis zu 600 Kilometer pro Stunde erreichen. Allgemein werden diese Winde auch als Jetstreams
oder Strahlenströme bezeichnet, die sich am unteren Rand der Tropopause in einer
Höhe von zehn bis zwölf Kilometer bewegen und eine Breite bis zu 100 Kilometer
aufweisen.
Komplexe Vorgänge in der Troposphäre führen dazu, dass sowohl Hochdruckgebiete (Antizyklone) als auch Tiefdruckgebiete (Zyklone) mit den mehr oder weniger
mäandrierenden Westwinden wandern. Weisen die Westwinde hohe Geschwindigkeiten auf, so ist meist ein wechselhaftes Wetter die Folge, da sich Hoch- und Tiefdruckgebiete schneller fortbewegen. Dagegen können sich beim Abreißen des Strahlstroms
(verursacht durch zu geringe Luftdruckunterschiede) stationäre Hoch- und Tiefdruckgebiete ausbilden, die uns über mehrere Tage eher sonniges oder regnerisches
Wetter bescheren. Die Ausbildung der Frontalzone ist demzufolge sehr dynamisch
und für unsere wechselhaften Witterungsverhältnisse verantwortlich.
3
Großräumlich betrachtet spielt die Verteilung der Ozeane und der Landmassen
neben der Intensität der Sonneneinstrahlung ebenfalls eine bedeutende Rolle für die
Lufttemperatur und damit für das Klima einer Region. Das Saarland unterliegt beispielsweise dem maritimen Einfluss des Atlantiks, woraus im Durchschnitt warme
Sommer, milde Winter und ganzjähriger Niederschlag resultieren. Jedoch erweist
sich eine allgemeingültige Übertragung der Faktoren und Prozesse der feuchtgemäßigten Breiten auf das Saarland trotz Klassifizierungsmöglichkeiten in unterschiedliche europäische Großwetterlagen als sehr schwierig. Die klimatischen Verhältnisse
des Saarlandes lassen sich überwiegend mit höhenbedingten Temperaturunterschieden erklären.
Folglich müssen für kleinere Regionen wie das Saarland lokalklimatische Verhältnisse betrachtet werden, das heißt bodennahe Einflüsse, die unter der Geländeund Stadtklimatologie zusammengefasst werden können.
Gelände- und stadtklimatische Einflüsse
Von wesentlicher Bedeutung für das Lokalklima einer Region sind die Topographie
(alle natürlichen und anthropogenen Objekte auf der Erdoberfläche wie Wälder, Gewässer, Straßen etc.) sowie die Bodenbedeckung. Dabei spielen Faktoren wie Materie,
Oberflächenbeschaffenheit, Farbe und der Aggregatzustand eines Objektes eine wichtige Rolle. Jeder weiß aus Erfahrung, dass sich beispielsweise dunkle Gegenstände
durch die Sonneneinstrahlung schneller erwärmen und die Wärme länger speichern
– daraus resultiert eine höhere Thermalstrahlung (Wärmestrahlung). Durch Temperaturunterschiede entstehen lokale Druckunterschiede. Die warme Luft dehnt sich
aus, die Dichte nimmt ab, damit wird sie spezifisch leichter und steigt auf. Die Folge
ist ein Bodentief (niedriger Luftdruck am Boden) und ein Höhenhoch (hoher Luftdruck in der Höhe). Umgekehrt zieht sich Luft beim Abkühlen zusammen, ihre Dichte nimmt zu und sie sinkt ab. Ungleiche Druckunterschiede führen zur Ausbildung
von Winden. Je größer die Druckunterschiede sind, desto stärker weht der Wind. Dabei bewegt sich die Luft stets vom Hoch zum Tief.
Städtische Gebiete weisen meist eine höhere Temperatur auf als ihr Umland
(städtische Wärmeinseln). Das hat verschiedene Ursachen: Die enge Bebauung und
die häufig fehlenden Frischluftschneisen verringern die
Luftzirkulation, ein hoher
Anteil an Inhomogenitäten
(Aerosole etc.) in der Luft
reflektieren teilweise die
Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche und verursachen
Abb. 1: Stadt-Land-Windsystem. Quelle: http://www.msomit eine Form des lokalen forkel.de/klima/grafiken/land-stadt.gif, 17. März 2008.
4
Treibhauseffekts. Darüber hinaus haben Beton und Asphalt gegenüber der natürlichen Bodenbedeckung eine höhere Wärmespeicherkapazität. Nachts ist dieses Phänomen beim Verlassen der Stadt, zum Beispiel auf Landstraßen, meist noch deutlicher spürbar.
Bei See-Land- beziehungsweise Meer-Land-Windsystemen verhalten sich die
Druckunterschiede eher umgekehrt. Tagsüber erwärmt sich das Land stärker als die
Wasseroberfläche – der Wind weht vom Meer landeinwärts (Seewind). In der Nacht
kühlt das Land stärker ab als die See, da das Wasser eine viermal höhere Wärmespeicherkapazität aufweist. Ein Luftausgleich vom Land zum Meer hin ist die Folge
(Landwind). Dieses Phänomen ist auch bei den saarländischen Seen zu beobachten.
Ein weiterer Aspekt des Lokalklimas sind Berg-Tal-Windsysteme, bei denen je
nach Ausrichtung (Exposition) der Hänge zur Sonne und den daraus folgenden tageszeitlichen Temperaturunterschieden an den Hängen Hang-Abwinde, Tal-Abwinde,
Hang-Aufwinde und Tal-Aufwinde entstehen. Ebenso wichtig sind die Temperaturunterschiede zwischen nördlich und südlich exponierten Hängen.
Die Atmosphäre und ihr Einfluss auf den globalen Temperaturhaushalt
Die Atmosphäre der Erde spielt bei der Betrachtung des globalen Klimas neben der
Insolation (Einstrahlung der Sonne) die gewichtigste Rolle. Die wesentlichen prozentualen Anteile bilden Stickstoff (N) und Sauerstoff (O). Prozentuale Bestandteile unter einem Prozent werden als Spurengase bezeichnet. Darunter fallen vor allem Argon (Ar), Kohlendioxid (CO2), Helium (He), Methan (CH4), Neon (Ne), Wasserstoff
(H), Lachgas (N2O), Kohlenmonoxid (CO), Ozon (O3), Xenon (Xe), Krypton (Kr) und
einen verschwindend geringen Rest weiterer Spurengase. Die Diagramme stellen die
prozentualen Volumina der Erdatmosphäre im Vergleich dar. Dadurch werden insbesondere die geringen Anteile der Spurengase deutlich, die für das Klima der Erde
dennoch von größter Bedeutung sind.
Die Werte sind räumlich und zeitlich stark variabel und hängen vor allem von
der chemischen Reaktion beziehungsweise dem Stoffaustausch zwischen Atmosphäre, Ozon, Boden und Biosphäre ab. So können einige Gase aufgrund ihrer kurzen Verweildauer wie zum Beispiel Kohlenmonoxid, Ozon oder Stickoxide besonders in Städten und Ballungsgebieten auf Grund erhöhter Emissionen gegenüber dem Umland
auf über das zehnfache ansteigen.
Spurengase sind von enormer Bedeutung, da sie die Energiebilanz und damit
den Temperaturhaushalt der Erde wesentlich beeinflussen. Sie absorbieren die elektromagnetische Strahlung der Sonne in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen.
Daher hat eine Konzentrationsänderung der jeweiligen Spurengase in der Atmosphäre eine Veränderung der Temperatur zur Folge, was bereits hinsichtlich der globalen
Erwärmung erläutert wurde.
5
Von besonderer Bedeutung
sind Methan, Wasserdampf und
Kohlendioxid. Methan ist um den
Faktor 40 klimawirksamer als Kohlendioxid, jedoch in geringeren
Anteilen in der Atmosphäre vertreten. Der Anteil ist jedoch seit der
Industrialisierung von 900 ppb
(parts per billion/Teile pro Milliarde)
auf 1750 ppb gestiegen. Methan
entsteht insbesondere durch die
Land- und Viehwirtschaft in Form
von zum Beispiel Reisfeldern und
durch die Aufzucht von Rindern. Auf
Grund der höheren Anteile in der
Atmosphäre soll die Bedeutung von
Wasserstoff und Kohlendioxid näher
betrachtet werden.
Wasserdampf in Form feinster
Wassertröpfchen (Wolken) ist für
zwei Drittel des gesamten Treibhauseffektes verantwortlich. Im Vergleich dazu ist die Wirksamkeit von
Kohlendioxid und Methan sehr
gering. Das Problem besteht darin,
dass der Mensch keinen direkten
Einfluss auf den atmosphärischen
Gehalt an Wasserdampf nehmen
kann. Der Wassergehalt in der Atmosphäre nimmt beispielsweise in
Kaltzeiten stark ab, da das Wasser in
Form von Eis an Polen und Gletschern festgehalten und gespeichert
wird. Gegenwärtig schmelzen jedoch auf Grund der Erwärmung vor allem die kontinentalen Eisschilde Grönlands sowie die Hochgebirgsgletscher weltweit mit zunehmender Geschwindigkeit ab. Das bislang gespeicherte Wasser fließt über die Flüsse
ins Meer und wird dem globalen Wasserkreislauf zugeführt. Die Erwärmung führt zu
höheren Verdunstungsraten, woraus ein Anstieg von Wasserdampf in der Atmosphäre und vermehrte Wolkenbildung resultieren. Auf diesen globalen Wasserkreislauf
hat der Mensch keinen Einfluss. Umso mehr beeinflusst der Mensch hingegen die
Abb. 2: Die Zusammensetzung der Atmosphäre. Eigener
Entwurf.
6
atmosphärische Konzentration von treibhauswirksamen Spurengasen wie beispielsweise Kohlendioxid und Methan. Eine Zunahme dieser Treibhausgase führt zu einem
globalen Temperaturanstieg – und damit zu weiterem Abschmelzen des Eises.
Der Gehalt an Kohlendioxid in der Erdatmosphäre lag vor der Industrialisierung bei einem relativ stabilen Wert von etwa 280 ppm (parts per million/Teile pro
Millionen), stieg jedoch mit Beginn der Industrialisierung kontinuierlich bis auf den
heutigen Wert von über 380 ppm an (siehe Abbildung 3/4), so die National Oceanic
and Atmospheric Administration (NOAA). Das entspricht einem Anstieg von knapp
37 Prozent. Dabei ist der größte Anstieg seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen. Für diesen Zeitraum ist ein jährlicher Anstieg der Kohlendioxidkonzentration zwischen 1 und 1,5 ppm dokumentiert. Die Schwankungen in Abbildung 4 sind
auf den jahreszeitlichen Wechsel zurückzuführen. Im Winter ist weniger Vegetation
vorhanden, wodurch weniger CO2 durch Photosynthese aufgenommen werden kann.
Daher ist die Kohlendioxidkonzentration im Winter höher als im Sommer. Hinzu
kommt, dass sich auf Grund der Verteilung von Kontinenten und Ozeanen sowie der
Konzentration der weltgrößten Verursacher von Emissionen (Emittenten) auf der
Nordhalbkugel auch die atmosphärische Verteilung von Kohlendioxid und anderen
Spurengasen auf die Nordhemisphäre konzentriert (siehe Abbildung 5). Das bedeutet
unter anderem, dass sich die Temperaturveränderungen überwiegend auf die
Nordhalbkugel auswirken werden, worunter natürlich auch Mitteleuropa und somit
die saarländische Region fallen.
Abb. 3: Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre 1000 bis 2100. Quelle: NOAA:
http://www.esrl.noaa.gov/gmd/infodata/faq_cat-3.html#44, 17. März 2008.
7
Abb. 4: Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre 1955 bis 2015. Quelle: NOAA:
ftp://ftp.cmdl.noaa.gov/ccg/figures/co2_mm_mlo.png, 17. März 2008
Abb. 5: Globale Verteilung von CO2 in der Atmosphäre 1997 bis 2006. Quelle: NOAA:
ftp://ftp.cmdl.noaa.gov/ccg/figures/co2_surface_color.png, 17. März 2008.
8
Die Notwendigkeit zur Reduktion der Treibhausgase wird noch deutlicher, wenn bedacht wird, dass die klimaschädlichen Spurengase eine atmosphärische Verweildauer
von bis zu mehreren Jahrzehnten aufweisen. Selbst wenn die Emissionen ab sofort
auf Null gesenkt würden, wäre eine globale Temperaturzunahme von dem erwarteten
Minimum von etwas mehr als 1 °C bis zum Jahr 2050 nicht mehr abzuwenden. Bis
zum Jahr 2100 gehen die optimistischen Annahmen in Abhängigkeit der Zuwachsraten aller Treibhausgase von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von
1,1 °C aus – die pessimistischsten Hypothesen erwarten eine Erwärmung um 6,4 °C,
so das Intergovernmental Panel on Climate Change im Jahr 2007.
Die in der Tabelle aufgeführten Daten zeigen
Tab. 1: Die global zehn wärmsten Jahre 1880die Abweichungen von der globalen Mittel2007. Quelle: NASA GIS:
temperatur zwischen 1951 und 1980. Hier ist
http://data.giss.nasa.gov/gistemp/tabledata/GLB.T
s+dSST.txt, 17. März 2008.
bereits ein Trend hin zu wärmeren Temperaturen erkennbar. Seit 1900 ist die globaJahr
Abweichung vom
le Durchschnittstemperatur um 0,7 °C (+/Mittelwert 1951 bis 1980
0,2 °C) angestiegen. Die Abweichung von
1.
2005
0,62 °C
der Durchschnittstemperatur hat in der
2.
2007
0,57 °C
Bundesrepublik Deutschland bereits die 1
3.
°C-Grenze erreicht. Dabei bedeutet eine Zu1998
0,57 °C
nahme von beispielsweise 2 °C nicht, dass es
4.
2002
0,56 °C
regional am Tag bis zu 2 °C wärmer werden
5.
2003
0,55 °C
kann, sondern dass sich die globale Mittel6.
2006
0,54 °C
temperatur – derzeitig bei etwa 15 °C – um 2
7.
2004
0,49 °C
°C erhöht. Die ökologischen Auswirkungen
8.
wären auf lange Sicht hin katastrophal.
2001
0,48 °C
9.
1997
0,40 °C
10.
1995
0,38 °C
9
Erwärmung im Saarland?
Um stichhaltige Aussagen über eine mögliche Erwärmung im Saarland treffen zu
können, müssen möglichst viele Indikatoren untersucht werden. Im Folgenden werden die Temperatur- und Niederschlagsentwicklung, die Phänologie und Hydrologie
des Saarlandes für den Zeitraum 1948 bis 2007 betrachtet. Dabei geht es um die Darstellung der Entwicklung und nicht um die Ursachenfindung.
Temperatur
Mit Hilfe der Daten des Deutschen Wetterdienstes werden folgende Abbildungen
dargestellt: Abbildung 6 stellt die jährliche Durchschnittstemperatur in SaarbrückenEnsheim im Vergleich mit Trier-Petrisberg seit 1948 bis heute dar. Da Trier direkt
hinter der nördlichen saarländischen Grenze liegt und sich in vergleichbarer Höhe
über Normalnull (über dem Meeresspiegel) befindet, können die Werte zur Analyse
der Temperaturentwicklung dieser Region mit herangezogen werden.
11
Temperatur in °C
10
9
8
20
02
20
05
19
96
19
99
19
90
19
93
19
84
19
87
19
81
19
75
19
78
19
69
19
72
19
63
19
66
19
57
19
60
19
54
19
51
19
48
7
Jahr
Saarbrücken
Trier
Trend Trier
Trend Saarbrücken
Abb. 6: Jahresmitteltemperaturen von Saarbrücken-Ensheim und Trier-Petrisberg 1948-2007. Eigener
Entwurf. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Der Temperaturverlauf in Saarbrücken und Trier ist wie erwartet beinahe übereinstimmend. Lediglich in den letzten 20 Jahren weist Trier zum Teil geringfügig höhere
Mittelwerte auf als Saarbrücken. Die Anzahl durchschnittlich kühlerer Jahre nimmt
seit den späten 80er Jahren zunehmend ab. In den letzten 20 Jahren wies lediglich
das Jahr 1996 eine bedeutend kühlere Mitteltemperatur auf. Alle anderen Jahreswerte liegen in diesem Zeitraum über 9,4 °C in Trier und über 9,1 °C in Saarbrücken. Ingesamt hat sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten heißer Tage und die Abnahme kalter Tage zu allen Jahreszeiten erhöht.
10
Zur besseren Interpretation wurde die Abbildung mit linearen Trendlinien versehen, die für den jeweiligen Verlauf den derzeitigen Trend vereinfacht darstellen.
Anhand der Abbildung lässt sich für die Saar-Mosel-Region seit 1948 (Trier) beziehungsweise 1951 (Saarbrücken) ein Trend zu wärmeren Temperaturen erkennen. In
Saarbrücken-Ensheim fallen fünf der zehn wärmsten Jahre im Beobachtungszeitraum in das 21. Jahrhundert, drei weitere in die 90er Jahre. Lediglich das Jahr 1959
weist eine höhere Durchschnittstemperatur zu früheren Zeiten auf. Der Mittelwert
des Bezugsraumes 1951 bis 1990 beträgt in Saarbrücken-Ensheim 8,9 °C. Demzufolge
liegt die Spannweite der Abweichung der zehn wärmsten Jahre bereits zwischen 1,0
und 1,5 °C, wie Tabelle 2 zeigt. Damit liegt die Abweichung vom langjährigen Mittel
über der des globalen und bundesdeutschen Durchschnitts. Ob es sich bei dieser Veränderung um eine Phase klimatischer Veränderungen handelt, wie sie zyklisch innerhalb der Erdgeschichte immer wieder auftreten, oder ob sie der sogenannten globalen
Erwärmung zugeschrieben werden kann, ist hier jedoch nicht zu beantworten. Lediglich der Trend zur Erwärmung kann in der saarländischen Region belegt werden.
Doch auch dieser Trend wird immer noch von Klimaskeptikern in Frage gestellt, die
eine anthropogen bedingte globale Erwärmung abstreiten.
Tab. 2: Die zehn wärmsten Jahre im Saarland 1951-2007. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Jahr
JahresdurchschnittsTemperatur
Abweichung
zum Mittelwert 1951–1990
1.
1994
10,4 °C
+ 1,5 °C
2.
2000
10,3 °C
+ 1,4 °C
3.
2003
10,3 °C
+ 1,4 °C
4.
1959
10,2 °C
+ 1,3 °C
5.
2006
10,2 °C
+ 1,3 °C
6.
2007
10,2 °C
+ 1,3 °C
7.
2002
10,1 °C
+ 1,2 °C
8.
1989
10 °C
+ 1,1 °C
9.
1990
9,9 °C
+ 1,0 °C
10.
1999
9,9 °C
+ 1,0 °C
11
Abbildung 7 soll annäherungsweise darstellen, welche klimatischen Unterschiede in
Deutschland herrschen und in welchem Ausmaß sich die Temperaturen der saarländischen Region von anderen abheben. Daher wurden zum Vergleich beispielhaft solche Städte ausgewählt, die außerhalb des südwestdeutschen Raumes liegen: Augsburg im Südwesten Bayerns sowie Görlitz im Osten an der polnischen Grenze.
11
Temperatur in °C
10
9
8
7
20
07
20
02
19
97
19
92
19
87
19
82
19
77
19
72
19
67
19
62
19
57
19
52
19
47
6
Jahr
Augsburg
Trend Augsburg
Trier/Saarbrücken
Trend Trier/Saarbrücken
Görlitz
Trend Görlitz
Abb. 7: Jahresmitteltemperaturen im Vergleich 1947-2007: Augsburg, Trier/Saarbrücken und Görlitz.
Eigener Entwurf. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Augsburg weist im Vergleich zum Mittel Saarbrücken/Trier deutlich niedrigere Temperaturen auf, insbesondere in den vergangenen zehn Jahren. In Görlitz hingegen
sind noch größere Temperaturschwankungen erkennbar. In den kühleren Jahren liegen dort die Durchschnittstemperaturen noch unter den Werten von Augsburg, umgekehrt offenbaren die wärmeren Jahre in Görlitz noch höhere Mittelwerte als es in
Augsburg der Fall ist. Die Schwankungen der Jahresmittel sind also in Görlitz weitaus größer als in Saarbrücken/Trier und Augsburg. Solche Temperaturunterschiede
in nur wenigen hundert Kilometern Abstand werden häufig durch lokal- beziehungsweise regionalklimatische Gegebenheiten beeinflusst, wie sie zum Teil schon beschrieben wurden. Der Oberrheingraben als eine der wärmsten Regionen Deutschlands verdankt seine höheren Temperaturen im Wesentlichen der Beckenlage zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald. Der kontinentale Einfluss nimmt zu, je
weiter wir uns nach Osten begeben. Klimatische Verhältnisse sollten nicht pauschalisiert werden, da das Klima ein hochkomplexes System ist, in dem unzählige Faktoren
berücksichtigt werden müssen. Was den Trend der Erwärmung betrifft, so scheint
dieser für das Mittel Saarbrücken/Trier am größten, Görlitz weist einen ähnlich star-
12
ken Trend zu höheren Temperaturen auf, während bei Augsburg die geringste Temperaturerhöhung innerhalb dieses Beispiels zu verzeichnen ist.
Niederschlag
Nicht nur die Temperatur ist ein wichtiger Anzeiger für eine Veränderung des Klimas.
Ebenso müssen die Niederschlagsverhältnisse betrachtet werden, da der Niederschlag in der Regel mit der Temperatur korreliert. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern als kühle Luft, daher werden durch eine durchschnittliche Erwärmung
der Atmosphäre auch zum Teil höhere Niederschlagswerte erwartet. Zudem werden
in Folge der Erwärmung eine Zunahme der Niederschläge im Winter und eine Abnahme in den Sommermonaten prognostiziert.
In den nachfolgenden Abbildungen ist der Niederschlagsverlauf der Station
Saarbrücken-Ensheim für den Zeitraum 1951 bis 2007 für jeden Monat dargestellt.
Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Niederschlags- und Temperaturwerten zu erkennen, wurden die entsprechenden Temperaturmittelwerte des Monats
hinzugefügt.
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
13
Trend Niederschlag
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
Januar
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
200
150
11
6
100
1
50
-4
0
-9
Niederschlag
Niederschlag
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
250
200
16
150
11
100
6
1
50
-4
0
-9
Temperatur
Trend Temperatur
250
200
16
150
11
100
6
1
50
-4
0
-9
Jahr
Temperatur
Trend Temperatur
14
Trend Niederschlag
Temperatur in °C
16
Temperatur in °C
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
250
Temperatur in °C
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
Februar
21
Jahr
Trend Niederschlag
März
21
Jahr
Trend Niederschlag
April
21
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
200
150
11
100
6
1
50
-4
0
-9
Niederschlag
Niederschlag
Niederschlag
Temperatur
Temperatur
Temperatur
Trend Temperatur
250
200
16
150
11
100
6
1
50
-4
0
-9
Trend Temperatur
250
200
16
150
11
6
100
1
50
-4
0
-9
Jahr
Trend Temperatur
15
Trend Niederschlag
Temperatur in °C
16
Temperatur in °C
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
250
Temperatur in °C
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
Mai
21
Jahr
Trend Niederschlag
Juni
21
Jahr
Trend Niederschlag
Juli
21
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
August
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
Trend Niederschlag
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
September
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
Trend Niederschlag
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
16
Trend Niederschlag
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
Oktober
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
November
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
Trend Niederschlag
16
200
11
150
6
100
1
50
-4
0
-9
Temperatur in °C
21
250
19
51
19
55
19
59
19
63
19
67
19
71
19
75
19
79
19
83
19
87
19
91
19
95
19
99
20
03
20
07
Niederschlag in mm
Dezember
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
Trend Niederschlag
Abb. 8-19: Korrelation von Niederschlags- und Temperaturmittelwerten eines jeden
Monats von 1951-2007 in Saarbrücken-Ensheim. Eigener Entwurf. Daten: Deutscher
Wetterdienst. Anmerkung: der Niederschlagswert vom 31.12.1970 ist fehlerhaft und
wurde ignoriert. Die Abweichung ist minimal und daher vernachlässigbar.
Betrachtet werden die meteorologischen Jahreszeiten, die sich an den Kalendermonaten orientieren. Das heißt der Frühling entspricht den Monaten März bis April, der
Sommer den Monaten Juni bis August, der Herbst den Monaten September bis November und der Winter den Monaten Dezember bis Februar.
Die Monate Januar und Februar weisen in etwa dieselbe Entwicklung auf. Der
Trend des Niederschlags zeigt eine Zunahme um schätzungsweise 20 Millimeter seit
1951 bis 2007. Der Temperaturtrend verläuft annähernd parallel. Der März zeigt einen noch größeren Anstieg um etwa 25 Millimeter für denselben Zeitraum. Dagegen
ist der Temperaturtrend im März in etwa auf dem Niveau von Januar und Februar
17
geblieben. Der April hat eine geringe Zunahme des Niederschlags um etwa 10 Millimeter erfahren und ist folglich ebenso wie der durchschnittliche Temperaturverlauf
beinahe stabil geblieben. Gleiches gilt für den Mai, dessen Niederschlagsverlauf etwa
gleich geblieben ist, die Durchschnittstemperatur jedoch eine leichte Erhöhung erfahren hat. Der Juni weist trotz leicht steigendem Temperaturtrend seit 1951 eine
Abnahme des Niederschlags um etwa 28 Millimeter auf, wohingegen der Juli sowohl
bei den Niederschlägen als auch bei der Durchschnittstemperatur eine geringfügige
Zunahme erfährt. Im August zeigt der Trend eine Abnahme des Niederschlags um
etwas mehr als 10 Millimeter, trotz deutlich ansteigender Temperaturen.
Der September weist ähnlich wie der Mai seit den 50er Jahren eine konstante
Niederschlagsmenge und relativ konstante Durchschnittstemperaturen auf. Im Oktober nehmen die Niederschläge tendenziell über 40 Millimeter zu, wobei die durchschnittliche Temperatur im Vergleich eine geringe Zunahme erfährt. Niederschlag
und Temperatur nehmen im November sehr geringfügig zu. Der Dezember besitzt die
stärkste Entwicklung mit einer Zunahme der Niederschläge um etwa 80 Prozent, bei
geringer Zunahme der Durchschnittstemperatur.
In Folge der globalen Erwärmung werden im Sommer geringere und in den
Wintermonaten höhere Niederschlagswerte erwartet. Diese Niederschlags-Hypothese
wird für Saarbrücken-Ensheim in den letzten 60 Jahren jedoch nur teilweise bestätigt. Die Zunahme der Niederschläge im Winter kann weitgehend belegt werden. Im
Sommer ist diese Entwicklung jedoch nicht eindeutig, da die Werte stark schwanken.
Lediglich die Monate Juni und August lassen auf eine tendenzielle Abnahme der Niederschläge im Sommer schließen. Die Monate Juli und September bilden hier wichtige Ausreißer (ein Messwert, der nicht in die erwartete Messreihe passt), die es zu berücksichtigen gilt. Abgesehen davon muss bei der Interpretation der Daten berücksichtigt werden, dass die Niederschlagsdaten in dieser Auflösung keinen Aufschluss
darüber geben, in welchen Zeiträumen sie innerhalb eines Monats fallen, da die Tageswerte summiert werden. Als Folge der Erwärmung werden zunehmend kurzzeitige
und heftige Niederschläge erwartet. Daher kann hier keine klare Aussage getroffen
werden, ob sich im Gegensatz zur Gesamtniederschlagsmenge auch die Niederschlagshäufigkeit in den jeweiligen Monaten verändert hat. Festgehalten werden
kann lediglich, dass die Niederschlagssummen in den letzten 60 Jahren deutlich zugenommen haben, wie der Trend in Abbildung 20 verdeutlicht.
Ansonsten bestätigt die Auflösung der Temperatur für jeden Monat auch den
Trend der Jahresmitteltemperatur (vergleiche Abbildung 20). Insbesondere die Wintermonate sind von der Erwärmung betroffen, da hier der stärkste Trend beobachtet
werden kann. Auch dies belegt die derzeitige Vermutung der Wissenschaft: die Erwärmung wird sich in den Wintermonaten deutlicher als in den Sommermonaten
bemerkbar machen.
18
1200
11
1000
10
900
800
9
700
600
Temperatur in °C
Niederschlag in mm
1100
8
500
05
02
20
99
20
96
19
93
19
90
19
87
19
84
19
81
19
78
19
75
19
72
19
69
19
66
19
63
19
60
19
57
19
19
19
19
54
7
51
400
Jahr
Niederschlag
Temperatur
Trend Temperatur
Trend Niederschlag
Abb. 20: Korrelation von jährlichen Niederschlagssummen und Temperaturmittelwerten in SaarbrückenEnsheim 1951-2007. Eigener Entwurf. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Phänologie
Ein wesentlicher Indikator für eine klimatische Veränderung liegt in der Biosphäre
(jener Ausschnitt der Erdoberfläche, der von Organismen belebt und bewohnt wird),
da eine Veränderung der Durchschnittstemperatur auch eine Veränderung der saisonalen Vegetationsperioden bedingt. Nimmt die Temperatur zu, so verlängert sich in
der Regel auch die Vegetationsperiode, das heißt die Wachstumsphase der Pflanzen.
Daraus resultiert ein früherer Beginn der phänologischen Jahreszeiten. Für jede phänologische Jahreszeit sind bestimmte Pflanzen charakteristisch. So steht der Beginn
der Apfelblüte für den Beginn des Vollfrühlings.
Phänologische Jahreszeiten: physiologisch-biologisch begründete Jahreszeiten
(Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst, Winter), die sich an charakteristischen Entwicklungsstadien typischer mitteleuropäischer Pflanzen orientieren
Meterologische Jahreszeiten: Orientierung an Kalendermonaten:
Frühling: März-Mai
Sommer: Juni-August
Herbst: September-November
Winter: Dezember-Februar
19
Phänologische Betrachtungen können zuverlässigen Aufschluss über klimatische
Modifikationen geben. Die Eintrittstermine der Blüte lassen sich zuverlässig mit der
Temperatur korrelieren. Mit Hilfe von Satellitenbildern können in der Fernerkundung großflächig Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Vegetation gewonnen werden. Phänologische Untersuchungen in ganz Europa haben bisher
signifikante Trends zur früher einsetzenden Blattentfaltung unterschiedlicher Baumarten ergeben. Doch welche Veränderungen sind im Saarland aufgetreten?
Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten des Deutschen Wetterdienstes
von verschiedenen saarländischen Stationen im Hinblick auf den Beginn der Apfelund Haselblüte ausgewertet. Bei dem Blütenbeginn des Apfels wird weder zwischen
frühen und späten Sorten noch zwischen verschiedenen Apfelsorten unterschieden,
da der Unterschied erst bei der Fruchtreife relevant wird. Problematisch bei den phänologischen Beobachtungen sind die wechselnden Beobachter und die fehlende Norm
zur Beurteilung der Blüte. Dennoch wird die Apfelblüte am häufigsten für wissenschaftliche Zwecke herangezogen.
Unter die vorhandenen Stationen des Saarlandes fallen die Orte Wochern,
Büschfeld, Schmelz-Limbach, Saarbrücken-Ensheim, Saarwellingen, Piesbach, Otzenhausen, Oberwürzbach, Lebach, Kleinblittersdorf, Kirkel-Neuhäusel, BlieskastelAltheim, und Blickweiler. Um die Region möglichst flächendeckend interpretieren zu
können, werden zur näheren Betrachtung Ortschaften aus verschiedenen Landkreisen ausgewählt. Dabei wurde in erster Linie auf vergleichbare Zeiträume und Datenverfügbarkeit geachtet, da die Beobachtungszeiträume teilweise unterschiedlich lange
sind und zu manchen Jahren keine Daten vorliegen. Die folgenden Abbildungen stellen exemplarisch den Verlauf des Beginns der Apfelblüte ausgewählter Stationen dar.
160
150
140
130
120
110
100
90
80
19
60
19
63
19
66
19
69
19
72
19
75
19
78
19
81
19
84
19
87
19
90
19
93
19
96
19
99
20
02
20
05
Tag des Blütenbeginns
Apfelblüte in Otzenhausen
Jahr
20
21
Jahr
20
06
20
03
20
00
19
97
19
94
19
91
19
88
19
85
19
82
19
79
19
76
Tag des Blütenbeginns
20
05
20
02
19
99
19
96
19
93
19
90
19
87
19
84
19
81
19
78
19
75
19
72
19
69
Tag des Blütenbeginns
20
01
19
98
19
95
19
92
19
89
19
86
19
83
19
80
19
77
19
74
19
71
19
68
Tag des Blütenbeginns
Apfelblüte in Kirkel-Neuhäusel
160
150
140
130
120
110
100
90
80
Jahr
Apfelblüte in Blieskastel-Altheim
160
150
140
130
120
110
100
90
80
Jahr
Apfelblüte in Wochern
160
150
140
130
120
110
100
90
80
160
150
140
130
120
110
100
90
80
19
56
19
59
19
62
19
65
19
68
19
71
19
74
19
77
19
80
19
83
19
86
19
89
19
92
19
95
19
98
20
01
20
04
20
07
Tag des Blütenbeginns
Apfelblüte in Lebach
Jahr
Abb.21-25: Verlauf des Beginns der Apfelblüte (Eintrittsdatum: Tag im Jahr) verschiedener Stationen
im Saarland. Zeiträume nach Verfügbarkeit der Daten. Eigener Entwurf. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Die Daten der Abbildungen weisen zwar Lücken auf, dennoch lassen sich eindeutige
Trends feststellen: In Otzenhausen im nördlichen Saarland setzt die Apfelblüte in den
letzten 45 Jahren tendenziell früher ein. Im Jahr 1960 begann die Apfelblüte noch
zehn Tage später als es 2007 der Fall war. Im östlichen Kirkel-Neuhäusel sind es seit
Ende der 60er bis zum Jahr 2003 sogar etwa 15 Tage. Blieskastel-Altheim im Südosten und Wochern im Nordwesten weisen seit den 70er Jahren ebenfalls einen eindeutigen Trend auf: der Beginn der Apfelblüte setzt rund 17 Tage früher ein als zu Beginn
der phänologischen Beobachtungen. Dieser Trend des früheren Beginns der Apfelblüte ist bei fast allen saarländischen Stationen deutlich festzustellen. Lediglich bei der
Station Lebach ist diese Tendenz kaum ausgeprägt. Die Apfelblüte beginnt dort im
Hinblick auf den Zeitraum zwischen 1956 und 2007 etwa zwei Tage früher.
Warum in Lebach eine völlig andere Entwicklung erkennbar ist, lässt sich auf
Anhieb nicht erklären. Leider sind keine Daten zum Temperaturverlauf der einzelnen
Stationen verfügbar, um eine genaue Korrelation mit den phänologischen Beobachtungen festzustellen. Eine genaue Erläuterung der Ursachen wird in diesem Rahmen
auch nicht möglich sein, da zu viele Faktoren für ein solches Lokalklima in Frage
kommen, die über einfache Modelle, wie sie anfangs beschrieben wurden, hinaus gehen. Vermutlich spielen höhenbedingte Temperaturunterschiede, Exposition zur
Sonne sowie die Bodenbedeckung eine wesentliche Rolle. Prinzipiell wäre auch ein
fehlerhafter Datensatz möglich, da die Daten kaum beziehungsweise gar nicht überprüft wurden. Um dies zu beurteilen, wird zunächst als weiterer Indikator für eine
Temperaturänderung im saarländischen Raum der Blütenbeginn der Hasel herangezogen. Die folgenden Abbildungen geben Aufschluss über den Blütenbeginn an denselben Stationen.
22
23
Jahr
20
05
20
02
19
99
19
96
19
93
19
90
19
87
19
84
19
81
19
78
19
75
19
72
19
69
Tag des Blütenbeginns
20
04
20
01
19
98
19
95
19
92
19
89
19
86
19
83
19
80
19
77
19
74
19
71
19
68
Tag des Blütenbeginns
19
61
19
64
19
67
19
70
19
73
19
76
19
79
19
82
19
85
19
88
19
91
19
94
19
97
20
00
20
03
20
06
Tag des Blütenbeginns
Haselblüte in Otzenhausen
120
100
80
60
40
20
0
Jahr
Haselblüte in Kirkel-Neuhäusel
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Jahr
Haselblüte in Blieskastel-Altheim
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
20
06
20
03
20
00
19
97
19
94
19
91
19
88
19
85
19
82
19
79
80
70
60
50
40
30
20
10
0
19
76
Tag des Blütenbeginns
Haselblüte in Wochern
Jahr
100
80
60
40
20
0
19
59
19
62
19
65
19
68
19
71
19
74
19
77
19
80
19
83
19
86
19
89
19
92
19
95
19
98
20
01
20
04
20
07
Tag des Blütenbeginns
Haselblüte in Lebach
Jahr
Abb. 26-30: Verlauf des Beginns der Haselblüte (Eintrittsdatum: Tag im Jahr) verschiedener Stationen im
Saarland. Zeiträume nach Verfügbarkeit der Daten. Eigener Entwurf. Daten: Deutscher Wetterdienst.
Bei der Betrachtung der Haselblüte im Saarland ist eine ähnliche Entwicklung wie zu
Beginn der Apfelblüte zu beobachten. In Otzenhausen ist der Trend zu einem früheren Blühen der Haselblüte noch stärker ausgeprägt als bei der Apfelblüte. In KirkelNeuhäusel hingegen ist es umgekehrt – die Tendenz zeigt eine geringe Abweichung
von etwa drei Tagen früher einsetzender Blütenentfaltung. Auch in BlieskastelAltheim und Wochern ist der Trend der Haselblüte noch stärker ausgeprägt als bei
der Apfelblüte und überschreitet die 20 Tage früherer Blüte. Die Entwicklung der
Haselblüte in Lebach ist fragwürdig. Nach den (ungeprüften) Daten des Deutschen
Wetterdienstes zufolge ist dort ein Trend von etwa 42 Tagen früheren Blütenbeginns
zu verzeichnen. Das würde bedeuten, dass dort die Haselblüte im Jahr 2007 sechs
Wochen früher einsetzte als 1959. Tabelle 3 vergleicht den Trend von Apfel- und Haselblüte.
24
Tab. 3: Vergleich des Blütenbeginns von Apfel und Hasel seit den letzten 30 bis 40 Jahren (nach Verfügbarkeit der Daten). Eigener Entwurf.
Trend in Tagen
Beginn der Blüte in
Apfel
Hasel
Otzenhausen
-10
-17
Kirkel-Neuhäusel
-15
-3
Blieskastel-Altheim
-17
-24
Wochern
-17
-21
Lebach
-2
-42
Wenn die gesamten Daten der Haselblüte in diesem begrenzten regionalen Raum
miteinander verglichen werden, erhärtet sich der Verdacht fehlerhafter Daten in Lebach. Zumal die Abweichung der Apfelblüte in Lebach im Gegensatz zur Haselblüte
nahezu konstant geblieben ist. Doch selbst wenn manche Jahre auf Grund von Beobachtungsfehlern nicht den genauen Beginn angeben sollten, ist eine Veränderung
von mehreren Tagen oder sogar Wochen dennoch aussagekräftig genug, um eine
Veränderung in den phänologischen Jahreszeiten feststellen zu können. Nur eine Betrachtung über die Mitte des letzten Jahrhunderts hinaus würde eine noch präzisere
Beurteilung der Entwicklung ermöglichen.
Hydrologie
Durch den globalen Temperaturanstieg werden neben höheren Winterniederschlägen
in Folge der Schneeschmelzen im Frühjahr zunehmend Hochwasser prognostiziert.
Dies könnte, wenn auch in viel geringerem Maße als in den Hochgebirgsregionen,
auch die saarländische Region betreffen. Durch das Saarland fließen Saar, Mosel,
Blies, Prims, Nied und Nahe. Durch Saar und Mosel, die in den Vogesen entspringen,
könnte im Falle einer zunehmenden Schneeschmelze in den Mittelgebirgsregionen
ein erhöhtes Risiko für Hochwasser bestehen.
In den vergangenen Jahrzehnten sei jedoch keine signifikante Zunahme an
Hochwasserereignissen im Saarland zu verzeichnen, so die Information des saarländischen Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz. Jahrhunderthochwasser wie
beispielsweise an der Elbe in den Jahren 2002 und 2005 lassen bisher keine Aussagen über häufigere Eintrittswahrscheinlichkeiten zu. Hier gelten ebensolche Bedingungen, wie sie bei der Dokumentation des Temperaturverlaufs beachtet werden
müssen. Jahre mit hohen Niederschlags- und Abflusswerten (zum Beispiel 2002) und
solche mit niedrigen Werten (zum Beispiel 2003) können den natürlichen Schwankungen unserer Umwelt unterliegen. Abgesehen davon sei der Beobachtungszeitraum
25
viel zu kurz, als dass eine Veränderung in der Hydrologie – sowohl im Saarland als
auch in ganz Deutschland – nachweisbar wäre, so das Landesamt für Umwelt- und
Arbeitsschutz. Die Diskussion nimmt an diesem Punkt einen ähnlichen Verlauf wie
die Debatte um signifikante Temperaturveränderungen. Leider sind auf Anfrage keine Daten über die historischen Pegelstände der saarländischen Flüsse verfügbar, um
eine eingehende Analyse durchzuführen und die Behauptung, es seien keine signifikanten Veränderungen zu erkennen, zu überprüfen.
Resümee
Anhand der Analysen von Temperatur-, Niederschlags- und phänologischen Daten ist
es offensichtlich, dass eine Erwärmung auch im Saarland zu verzeichnen ist. Veränderungen sind durch Temperatur- und Niederschlagstrends relativ eindeutig, selbst
wenn es an Genauigkeit unter Umständen mangeln sollte. Auch die Entwicklung in
der Fauna ist bereits starken Abweichungen unterworfen und das innerhalb der letzten 50 Jahre. Je mehr solche Indikatoren gefunden werden, desto signifikanter kann
der Trend der globalen Erwärmung bestätigt werden. Und die Anzahl solcher ökologischen Anzeiger steigt stetig. Daraus ergibt sich natürlich die Frage: welche Bedeutung hat diese Entwicklung für Mensch und Natur?
Auswirkungen der globalen Erwärmung
Eine globale Erwärmung hat ökologische und damit auch für den Menschen weitreichende Auswirkungen. Die wesentlichen werden im Folgenden betrachtet.
Global
Allgemein betrachtet sind die Auswirkungen einer Klimaänderung sehr vielseitig: es
kommt zu Veränderungen in der Biodiversität (Artenvielfalt), die Vegetationszonen
verschieben sich in vermutlich höhere geographische Breiten, die landwirtschaftlichen Erträge unterliegen größeren Schwankungen, der Anbau von Nutzpflanzen
wandelt sich, tierische und pflanzliche Schädlinge vermehren sich und die Häufigkeit
von Extremwetterlagen steigt. Veränderungen in der Phänologie führen unter anderem häufig zu Spätfrostschäden an jungen Pflanzenknospen.
Bezug nehmend auf den vierten Sachstandsbericht des IPCC sind global bereits sowohl physikalische als auch biologische Veränderungen bereits aufgetreten:
die Gletscher schmelzen zunehmend ab, wodurch die Gletscherseen größer werden
und sich die Gefahr für Gletscherwasserausbrüche erhöht. Die Permafrostgebiete beginnen stärker aufzutauen, woraus instabile Bodenbedingungen resultieren. Das Risiko von Massenbewegungen wie Lawinen, Bergstürze, Felsstürze und Muren in den
Hochgebirgen steigt erheblich und die Niederschläge werden insbesondere in den
mittleren Breiten zunehmen beziehungsweise kürzer, aber heftiger auftreten. Eine
weitere Folge ist ein erhöhter Oberflächenabfluss und häufigere Überschwemmun26
gen, besonders im Frühjahr als Folge der Schneeschmelze. Andererseits werden
sommerliche Dürreperioden wahrscheinlicher.
Die ökologischen Folgen nehmen solche Ausmaße an, dass hier nicht ausführlich auf sie eingegangen werden kann. Einzelheiten sind auf der Homepage des IPCC
einzusehen. Schließlich betreffen die Auswirkungen nicht nur den Menschen und seine künstliche Umwelt, sondern auch die kleinsten Lebewesen eines jeden Biotops.
Die Biotope als kleinste Einheiten der Biosphäre reagieren sehr empfindlich auf
plötzliche Veränderungen (zum Beispiel in nur wenigen Jahrzehnten). Abgesehen
davon baut in der Natur eins auf dem anderen auf: ist ein Lebewesen durch eine ökologische Veränderung bedroht, so hat dies bereits weitreichende Störungen in der
Nahrungskette zur Folge. Demnach bedroht das Aussterben eines Organismus in der
Regel gleich weitere Arten in Flora und Fauna. Korallen beispielsweise leben in Symbiose (das heißt in gegenseitiger Abhängigkeit) mit einzelligen Algen. Bereits eine
geringe Erhöhung der Wassertemperatur führt bei den temperaturempfindlichen Korallen zu einem Ausstoßen der Symbionten. Das durchscheinende Kalkskelett lässt
die Korallen ohne Algen weiß erscheinen. Daher wird diese Erscheinung auch als Korallenbleiche bezeichnet – die Korallen sterben ab.
Auch tritt die Eiablage früher ein und die Zeiten des Vogelflugs verändern sich.
Die Ausbreitungsgebiete von Flora und Fauna verschieben sich global polwärts in
kühlere Regionen und lokal in größere Höhen. Doch für diejenigen Organismen, die
zu einer Anpassung in so kurzer Zeit nicht in der Lage sind und bestimmten Ausbreitungsbarrieren unterliegen, hat die globale Erwärmung mitunter die größten Auswirkungen. Modellrechnungen prognostizieren in Deutschland innerhalb der nächsten
Jahrzehnte einen Verlust von 5 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, so das
Bundesamt für Naturschutz.
Die Land- und Forstwirtschaft wird sich bezüglich der Wahl von Feldfrüchten
und der Bewirtschaftungsformen anpassen müssen. Die Landwirtschaft erfährt sowohl Anbauvorteile durch längere Vegetationsperioden als auch Nachteile durch ein
erhöhtes Risiko anhaltender Trockenheit in den Sommermonaten und das damit verbundene Problem der Wasserversorgung. Die Forstwirtschaft wird sich in Folge der
zunehmenden Trockenheit vor allem einer höheren Waldbrandgefahr und einem vermehrten Auftreten von Schädlingen, wie zum Beispiel dem Borkenkäfer, stellen müssen. Eine Anpassung der Forst- und Landwirtschaft wird mit hohen Kosten verbunden sein.
Die Gesundheit des Menschen ist ebenfalls von der globalen Erwärmung betroffen. Eine Zunahme von Hitzewellen führt zu einem erhöhten gesundheitlichen
Risiko. Insbesondere erhöhte Ozon- und Stickoxidkonzentrationen können besonders
bei Alten, Kindern und Kranken die Gesundheit gefährden.
27
Der Wintertourismus wird auf Grund abnehmender Frosttage und ansteigender Schneegrenzen mit hohen Einbußen zu rechnen haben, während der Sommertourismus vermutlich einen Vorteil aus der Erwärmung erzielen wird.
Deutschland
In Deutschland kann in den letzten 100 Jahren ein Anstieg der Durchschnittstemperatur zwischen 0,8 und 1 °C festgestellt werden. Der Anstieg verlief nicht linear, sondern wies im Laufe der Jahrzehnte kleine Schwankungen auf, so das saarländische
Ministerium für Umwelt. Diese Aussage lässt sich mit Hilfe der Grafiken bestätigen.
Süd- und Südwestdeutschland sind in den 90er Jahren von der Erwärmung am
stärksten betroffen, darunter auch das Saarland. In den Wintermonaten ist ein deutlicher Anstieg der Niederschläge zu verzeichnen. Dennoch nimmt die Schneedeckendauer unter 800 m über Normalnull ab.
Eine Zunahme von Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Starkregenereignissen
und Stürmen lässt sich für Deutschland noch nicht hinreichend belegen. Lediglich die
Wahrscheinlichkeit des Eintretens einzelner Hitzetage in den Monaten Juli und August hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich erhöht. Die höchsten Temperaturen
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden in Deutschland im Jahr 2003 gemessen, mit einer Abweichung vom 30-jährigen Mittel um etwa 3,4 °C, so das saarländische Ministerium für Umwelt. Es gibt keine offiziellen Angaben über die Anzahl der
Hitzetoten, die als Folge der extremen Temperaturen zu verzeichnen waren. In Europa waren es im Rekordsommer 2003 je nach Schätzung etwa 30.000 Menschen. Das
Umweltbundesamt spricht von rund 7000 Toten allein in Deutschland.
Saarland
Die Folgen für das Saarland werden sich nicht in besonderer Weise von denen der
anderen Bundesländer unterscheiden. Zunächst stellt sich die Frage, was bisher im
Saarland zu beobachten war und welche Auswirkungen für die Zukunft zu erwarten
sind.
Das Risiko für extreme Hochwasser ist im Saargebiet niedriger als an den großen Flüssen wie Rhein oder Elbe. Die größten Veränderungen werden sich auch weiterhin in der Biodiversität, also in der Artenvielfalt in Flora und Fauna, bemerkbar
machen. Inwiefern sich im Saarland die Blütezeiten verändert haben, wurde bereits
erläutert. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend eher stärker als schwächer
wird. Vermutlich werden sich auf Grund wärmerer und trockener Sommer besonders
wärmeliebende und anspruchslosere Pflanzenarten durchsetzen. Das könnte bedeuten, dass Buchen und Fichten zunehmend von Kiefern und Eichen verdrängt werden.
Hinzu kommt die hohe Bruchgefahr der Fichtenbestände durch häufigere und stärkere Stürme, die als Folge der globalen Erwärmung erwartet werden. Die Anfälligkeit
beziehungsweise die Variabilität der Vegetation wird umso höher, je größer die
28
anthropogenen Eingriffe in die Naturräume sind. In der Regel besitzen Biotope das
größte Anpassungspotential und die höchste Widerstandsfähigkeit, wenn sie naturnah belassen werden.
Der Hitzesommer 2003 hat gezeigt, welche Auswirkungen hohe Temperaturen
auf den Wald haben können. Die Schäden sind teilweise über Jahre hinweg beobachtbar. Bei der Betrachtung des Schadenszustandes der Baumarten zeigt sich, dass
sich die Vitalität des saarländischen Waldes im Jahr 2006 drastisch verschlechtert
hat: Der Anteil der deutlichen Schäden ist gegenüber dem Jahr 2005 von 34 Prozent
auf 48 Prozent gestiegen, so die Information aus dem Waldzustandsbericht
2006/2007 vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Beinahe alle Baumarten sind im Jahr 2006 von einer Schadenszunahme
im zweistelligen Bereich betroffen gewesen, insbesondere Buche und Eiche. Bei der
Buche zeigen 60 Prozent und bei der Eiche 51 Prozent der Bäume im Bestand deutliche Schäden. Hinzu kommen Schäden durch hohen Schädlingsbefall. Bei den Nadelbäumen war vor allem bei der Kiefer ein Schadenssprung um 26 Prozent von 43 im
Jahr 2005 auf 69 Prozent im Jahr 2006 zu verzeichnen. Ebenso weisen 41 Prozent
der Fichten deutliche Schäden auf. Im Vergleich zum Vorjahr 2005 entspricht dies
einer Verschlechterung um 13 Prozent und im Vergleich zum Jahr 2002 sogar einer
Verfünffachung, so das Umweltministerium des Saarlandes.
Auch die Fauna reagiert auf die klimatischen Abweichungen. Viele Tierarten
sind mobil und können sich wie beispielsweise Vögel oder Schmetterlinge rasch ausbreiten. Die Mobilität hängt stark von der Toleranz eines Organismus ab. Viele Arten
sind sehr anpassungsfähig und können eine höhere Anzahl ökologischer Nischen
nutzen, wohingegen andere stark von biotischen oder abiotischen Verhältnissen abhängig sind und folglich nur eingeschränkt mobil sind. Hinzu kommt, dass viele Arten heutzutage nur noch in Schutzgebieten leben, die nicht einfach wandern können.
Auch im Saarland werden Veränderungen registriert. Es treten zunehmend anormale
Verhaltensmuster auf, zum Beispiel bei der Amphibienwanderung. Zuviel Wärme im
Januar und Februar stören den Lebenszyklus der Kröten, Molche und Frösche. Die
Folge sind Unregelmäßigkeiten in der Periodizität der Amphibienwanderung. Beginnen die Tiere frühzeitig mit dem Laichen, sind die Eier durch spätere Frosttage im
März oder gar April gefährdet. Allgemein werden frühere Eiablagen und frühreife
Larvenstadien beobachtet. Das führt bei manchen Vogelarten wie der Meise zu Problemen, da die Larvenzeit nicht mehr zur selben Zeit wie die Brutzeit der Vögel eintritt. Dies kann zu Fütterungsdefiziten führen, wenn sich die Larven bereits verpuppt
haben. Darüber hinaus ist im Saarland in besonderem Maße das Einwandern fremder, wärmeliebender Arten zu beobachten. Gebietsfremde Arten, die sich infolge direkter oder indirekter anthropogener Einflüsse ausgebreitet haben, werden als Neozoen bezeichnet. Bereits seit den 80er Jahren ist ein Auftreten solcher Arten im Saarland zu beobachten. Viele Arten benötigen Zeit, um sich in der Fläche auszubreiten.
29
Daher kann davon ausgegangen
werden, dass bis heute nicht alle
neuen Arten entdeckt wurden. Die
Delattinia stellt einige Beispiele vor,
deren Population in jüngster Zeit im
Saarland zugenommen hat. Vor allem
Schmetterlinge besitzen eine hohe Anpassungsfähigkeit und können sich
folglich rasch ausbreiten. 2004 wurde
erstmals der süd- beziehungsweise
südosteuropäische Brombeer-PerlmutAbb. 31: Brombeer-Perlmutterfalter. Wikipedia.
terfalter im Saarland entdeckt. Auch
der Puzzlefalter, der seit 1958 nicht mehr gesichtet wurde, trat 2003 plötzlich wieder
flächendeckend auf. Viele andere wärmeliebende Schmetterlingsarten wurden entdeckt, davon einige sogar in größeren Höhen, wie zum Beispiel der große Feuerfalter.
Er wurde 2004 in 500 m über Normalnull entdeckt, wo er auf Grund niedrigerer
Temperaturen niemals zuvor gefunden wurde. Die Populationen der Schmetterlinge
nehmen allgemein in den wärmeren Jahren stark zu, da die Larvenstadien einerseits
früher einsetzen und andererseits im Spätsommer häufig noch eine Faltergeneration
geboren wird. Doch nur wenige Arten werden von der Erwärmung profitieren. Zu den
„Verlierern“ gehören vor allem solche, die
kühlere Räume bevorzugen. Sie werden
sich vermutlich in nördlicher Richtung und
in größere Höhenlagen zurückziehen,
sofern sie die erforderliche Mobilität
besitzen. Auch das saarländische Zentrum
für Biodokumentation bestätigt diese
Entwicklung.
Bei Fischen sind bisher keinerlei
Veränderungen dokumentiert worden, die
mit wärmeren Temperaturen zusammenhängen würden. Leider gibt es bisher kaum
Publikationen zu spezifischen Veränderungen der Fauna im Saarland, da solche
Abb. 32: Großer Feuerfalter. Wikipedia.
Beobachtungen noch nicht lange durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass gewonnene Daten aus kurzen Zeiträumen weniger Interpretationsmöglichkeiten zulassen und auch nur bedingt repräsentativ sind.
Der Unsicherheitsfaktor ist noch zu groß.
Auf Grund des Auftretens der zum Teil regionsfremden Tier- und Pflanzenarten sowie der höheren Temperaturen wird häufig von der „Mediterranisierung“ des
30
Saarlandes gesprochen. Trotz vieler neuer oder vermisster Arten in Flora und Fauna
muss bedacht werden, dass manche Arten auf Grund ihrer Seltenheit vielleicht auch
zeitweise nicht gefunden wurden. Dennoch erhärtet sich der Verdacht durch die Beobachtungen der Artendiversität und der Biosphäre. Die Schmetterlinge erweisen sich
als bedeutsame Indikatoren für Veränderungen in unserer Umwelt.
Abgesehen von den Veränderungen der Biodiversität wird sich die Bevölkerung der am meisten betroffenen Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg auf gesundheitliche Probleme einstellen müssen. Ein bundesweites
Warnsystem, das bei vorhersehbaren Hitzewellen über die Risiken informiert, ist
vom Deutschen Wetterdienst bereits eingerichtet worden.
Die Rolle des Saarlandes für den Klimaschutz
Ein wesentliches Problem in Deutschland und im Saarland ist der zunehmende Verkehr. Der verkehrsbedingte CO2-Ausstoß liegt im Saarland mit zwei Tonnen pro Kopf
und Jahr wesentlich über dem Bundesdurchschnitt (1,6). Im Januar 2007 lag der KfzBestand im Saarland insgesamt bei 764.122 Fahrzeugen. Und das bei nur etwas mehr
als einer Million Einwohner.
Ab dem 1. März 2007 werden Stilllegungen und Außerbetriebsetzungen in der
Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts nicht mehr zum Bestand an Kraftfahrzeugen
hinzugezählt. Am 1. März 2007 lag der Stand im Saarland bei 121.908 Stilllegungen
beziehungsweise Außerbetriebsetzungen, während am 1. Januar 2008 676.104 Fahrzeuge registriert waren. Um einen Vergleich zwischen den bisherigen Zahlen und der
neuen Statistik von 2008 herzustellen, wurden die beiden Werte summiert, was auf
einen Bestand von insgesamt 798.012 Fahrzeugen schließen lässt. Das bedeutet, dass
Anzahl Fahrzeuge (inkl.
Stillegungen/Außerbetriebset
zungen)
Bestand der Kraftfahrzeuge im Saarland
850000
830000
810000
790000
770000
750000
730000
710000
690000
670000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Jahr
Fahrzeuge (inkl. Stilllegungen/Außerbetriebsetzungen)
Trend Anzahl Fahrzeuge
Abb. 33: Bestand der Kraftfahrzeuge im Saarland seit 2001. Eigener Entwurf. Daten: Kraftfahrt-Bundesamt.
31
die Anzahl von Kraftfahrzeugen im Saarland nach wie vor steigt.
Das größte Problem für den Klimaschutz spielt die saarländische Montanindustrie, besonders die Dillinger Hütte und die Kohlekraftwerke Ensdorf, BexbachWeiher, Weiher, Völklingen-Fenne und das Kraftwerk Völklingen. Das Saarland als
einer der größten Energiestandorte Deutschlands erzeugt die meiste Energie im Bundesdurchschnitt pro Kopf. Ohne Montanbereich läge der saarländische Pro-KopfAusstoß an Kohlendioxid wie im Bundesdurchschnitt bei elf Tonnen, mit Montanbereich bei 20 Tonnen pro Einwohner und Jahr. Eine ausführliche Dokumentation der
Energie- und CO2-Bilanz im Saarland des Jahres 2003 ist auf der Homepage des
saarländischen Umweltministeriums einsehbar.
Was wir tun können ...
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls
am 26. April 2002 dazu verpflichtet, die Emissionen von Treibhausgasen von 2008
bis 2012 gegenüber dem Stand von 1990 um 21 Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu
erreichen, muss auch das Saarland seinen Beitrag leisten.
Die saarländische Landesregierung „stellt sich die Frage nach der Konzeption
und Ausrichtung einer regionalen Klimaschutz- und Klimafolgenpolitik“, so das saarländische Ministerium für Umwelt im September 2006. Die Frage, ob eine solche Politik notwendig sei, sollte angesichts der Entwicklung längst beantwortet sein. Es
muss nun die Antwort auf die Frage gefunden werden, wie ein angemessenes Klimaschutzkonzept entworfen und effizient und zügig umgesetzt werden kann.
Der Umweltminister betont die Rolle des Saarlandes als Vorreiter in der Wärmedämmung und Sanierung von Altbauten. Darüber hinaus sei die saarländische
Industrie bereits am umrüsten und führe technische Modernisierungsmaßnahmen
durch, was nach außen hin nur schwer erkennbar sei. Ein weiteres Ziel sei ein effizienterer Umgang mit Energie und die Fokussierung auf Photovoltaikenergie. 2008
wurde ein Klimaschutzfond für das Saarland eingeführt, der sich aus zehn Prozent
der Energiekosten der Landesliegenschaften zusammensetzt. Die Gelder sollen vorwiegend den Landeseinrichtungen zur energetischen Gebäudesanierung zur Verfügung stehen. Das Ziel liegt darin, die Vorbildfunktion des öffentlichen Sektors in Sachen Klimaschutz zu erfüllen.
Die saarländische Landesregierung arbeitet zurzeit an einem Klimaschutzkonzept, das 2008 noch vorgestellt werden soll. Anschließend muss das Problem der
Durchsetzbarkeit eines solchen Konzeptes gelöst werden.
Zunächst gilt es, die zukünftigen Risiken regional zu erkennen und als Grundlage für mögliche Anpassungsstrategien zu berücksichtigen. Es gibt unzählige Schätzungen für volkswirtschaftliche Kosten, die eine fehlende, verzögerte oder frühzeitige
Umsetzung einer angemessenen Klimaschutzpolitik zur Folge hätte. Eines haben alle
Schätzungen gemeinsam: die Kosten werden um ein Vielfaches höher sein, wenn
32
nicht sofort gehandelt wird. Der Trend zu wärmeren Temperaturen ist global und
regional erkennbar. Es ist jedoch nicht absehbar, mit welcher Geschwindigkeit und in
welchem Ausmaß sich unsere Umwelt in den nächsten Jahrzehnten verändern wird.
Doch das sollte die Politik nicht von einem raschen Handeln abhalten: Wir wissen
wohin die Reise geht!
Was die Landesregierung und die Kommunen tun können...
Ein wichtiger Schritt, der jedoch meist vernachlässigt wird, ist eine ausführliche und
vor allem nachhaltige Aufklärung der Bevölkerung über den Klimaschutz sowie über
den bewussten Umgang mit Energie. Jeder Einzelne kann durch sein Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag als Verbraucher leisten, da der größte Anteil an klimaschädlichen Emissionen aus dem Energieverbrauch resultiert.
In den saarländischen Schulen könnte das Problem des Klimaschutzes häufiger angesprochen und in die Lehrpläne aller Schulklassen aufgenommen werden.
Lehrfächer wie Geographie, Ethik und Hauswirtschaft bieten sich hierfür an, aber
auch der Sachunterricht in den Grundschulen. Auf diese Weise könnten bereits kleine
Kinder mit der Problematik konfrontiert und dafür sensibilisiert werden. Darüber
hinaus können die Medien ihren Beitrag zur Aufklärung leisten. Es gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – weshalb sollte es so etwas nicht auch für
den Klimaschutz geben? Neben dem Slogan der AIDS-Kampagne „Passt auf jede
Gurke“ könnten künftig auch Aufklärungsplakate mit Titeln „Klimakiller – wir heizen
euch ein!“ etc. hängen. Die Menschen saugen Informationen aus den Medien größtenteils auf wie der Schwamm das Wasser, häufig sogar ohne den Inhalt in Frage zu
stellen. Daher sollten alle verfügbaren Medien als wirksamste Waffe und Möglichkeit,
zu den Menschen vorzudringen, zur Prävention und Aufklärung genutzt werden.
Eine klare Gesetzgebung bezüglich einer entsprechenden Wärmedämmung
von Neubauten und Sanierung im Altbaubereich ist erforderlich. Auch das saarländische Verkehrsaufkommen könnte durch einen attraktiven Ausbau des öffentlichen
Personennahverkehrs entlastet werden.
Infolge des bisher stärksten grubenbedingten Erdbebens vom 23. Februar
2008 ist das Ende des saarländischen Bergbaus bedeutend näher gerückt. Das angekündigte Ende für das Jahr 2018 wurde auf 2012 vorverlegt und der Abbau in gefährdeten Schächten untersagt. Eventuell ergeben sich Chancen die stillgelegten Schächte
für die Tiefengeothermie (Nutzung der Erdwärme) zu nutzen. Abgesehen von der
Möglichkeit ein Nahwärmenetz zu errichten, entstünden so zusätzlich neue Arbeitsplätze für die Bergleute.
Was der Einzelne tun kann ...
Jeder sollte begreifen, dass das größte Potential im gemeinsamen Handeln steckt. So
wie in der Politik jede Wählerstimme zählt, so wichtig ist auch das Handeln jedes
33
Einzelnen für den Klimaschutz. Und es gibt viele Optionen: abgesehen vom Sparen
von Strom, Autofahren und an der Heizung, gibt es weitere Möglichkeiten, sein Konsumverhalten entscheidend zu verändern. Wer auf regionale und vor allem saisonale
Produkte zurückgreift, fördert nicht nur die regionale Landwirtschaft, sondern spart
auch CO2, denn Importgüter legen meist einen langen Transportweg zurück. Gleiches
gilt für bewusstes Reisen und den Verzicht auf Kurzstreckenflüge, da sie zum erheblichen Teil aus Start und Steigflug bestehen. Daraus folgt ein besonders hoher CO2Ausstoß pro Kilometer. Im Alltag kann für kürzere Strecken das Auto stehengelassen
und auf das Fahrrad zurückgegriffen werden. Auch der öffentliche Nahverkehr und
die Bahn bilden eine Möglichkeit.
Zertifizierte Ökostromanbieter bilden eine klimafreundliche Alternative bei
nur geringfügig höheren Strompreisen. Private Haushalte können mittlerweile auf
Wärmepumpen-Heizungen zurückgreifen, mit denen der CO2-Ausstoß gegenüber
Ölheizungen bis zu 60 Prozent und gegenüber Gasheizungen um bis zu 35 Prozent
gesenkt werden kann. Jeder Haushalt kann zur besseren Energieeffizienz beitragen.
Unter Energieeffizienz wird der minimale Energieverlust verstanden, das heißt das
größtmögliche Maß an Nutzenergie aus der eingesetzten Primärenergie (Energie, die
mit den natürlich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung
steht, zum Beispiel Öl, Gas oder Kohle). Möglichkeiten liegen in der Anschaffung effizienter Elektrogeräte wie Wasch- und Spülmaschinen, Kühlschränke und vor allem
Heizungsanlagen. Vor allem sollten Elektrogeräte möglichst nie im Standby-Modus
eingeschaltet verbleiben. In Deutschland werden jedes Jahr rund 20,5 Milliarden Kilowattstunden für Standby-Zeiten von Elektrogeräten verbraucht - das entspricht bei
einem Preis von 17 Cent pro Kilowattstunde 348,5 Millionen Euro. Und nicht zuletzt
kann auch durch einfache Kompaktleuchtstofflampen beziehungsweise Energiesparlampen, die es mittlerweile auch in ansprechendem Design überall zu kaufen gibt,
enorm viel Strom gespart und zugleich der eigene Geldbeutel auf lange Sicht geschont
werden. Kalte Lichtfarbe, erhöhter Energieverbrauch beim Einschalten und kürzere
Lebensdauer bei häufigeren Einschaltzyklen gehören zu den Vorurteilen, mit denen
die Energiesparlampen behaftet sind. Zwar kosten diese Lampen bei der Anschaffung
mehr, jedoch besitzen sie eine viel höhere Lebensdauer und verbrauchen nur einen
Bruchteil der Energie, die Glühlampen benötigen, und das bei gleicher Lichtleistung.
Die Möglichkeiten zur Energieeinsparung sind so vielseitig, dass an dieser Stelle nicht
weiter darauf eingegangen werden kann. Die bundesweiten Verbraucherzentralen
beispielsweise bieten Energiesparberatungen an.
Fazit
Die führenden Wissenschaftler sind sich einig, dass eine globale Erwärmung eingetreten ist. Obwohl es noch immer umstritten ist, ob der Mensch oder eine zyklische
Schwankung ursächlich ist, nimmt die Anzahl der Klimaskeptiker ab. Unsere Umwelt
34
erfährt einen globalen Wandel. Die vorangegangenen Analysen lassen erkennen: der
ökologische Wandel ist auch in sehr kleinen Regionen wie dem Saarland spürbar.
Anhand der Stationen Saarbrücken-Ensheim und Trier-Petrisberg lässt sich in dieser
Region eine tendenzielle Zunahme der Temperatur in den letzten 60 Jahren feststellen. Dabei ist der süddeutsche Raum hinsichtlich des bundesweiten Durchschnitts
sogar überdurchschnittlich betroffen. Der stärkste Trend der Erwärmung ist seit den
90er Jahren zu beobachten. Hinzu kommen steigende Niederschläge, die sich auf die
Wintermonate konzentrieren. Während in der Hydrologie bisher keine nennenswerten Veränderungen registriert wurden, sind diese in der Phänologie umso deutlicher:
sowohl die Apfel- als auch die Haselblüte blühen zunehmend früher, was teilweise
über eine geringfügige Abweichung hinausgeht. Demnach werden die Vegetationsperioden immer länger und die Herbst- und Wintermonate kürzer. Auch in der Flora
und Fauna treten erste Veränderungen auf: die Mediterranisierung des Saarlandes
schreitet voran.
Sollte diese Entwicklung anhalten oder sich wie prognostiziert verstärken, sind
weitreichende Folgen auch für den Menschen zu erwarten. Die Frage ist, wie wir mit
dieser Entwicklung umgehen. Unsere Verantwortung wälzen wir zu häufig auf Dritte
ab. Denn das Konsumverhalten der Gesellschaft ist ausschlaggebend und der wichtigste Beitrag zum Klimaschutz ist eine bewusste und ressourcenschonende – d.h.
nachhaltige – Lebensweise. Die nötige Aufklärung kann und sollte durch die Landesregierung und die Kommunen erfolgen. Leider wird Klimapolitik sehr stark von Wirtschaftsinteressen bestimmt. Glücklicherweise haben die Bürgerinnen und Bürger der
saarländischen Gemeinde Ensdorf im November 2007 in Sachen Klimaschutz ein
Zeichen gesetzt und den Bau des dort geplanten Megakraftwerks verhindert. Es bleibt
zu hoffen, dass sich ein ähnlicher Widerstand auch bundesweit etablieren und der
Klimaschutz in der Gesellschaft zunehmende Bedeutung gewinnen wird. Denn die
Klimakrise ist keine rein politische, sondern eine moralische Frage (Al Gore).
Matthias Rupp
Lebach, März 2008
35
Quellen
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Deutscher Wetterdienst (DWD)
Fischereiverband Saar – KöR
Kraftfahrt-Bundesamt
Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz
Ministerium für Umwelt Saarland
NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Wikipedia (Fotos)
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