Prof. Dr. Reiner Lauterbach Wintersemester 2014/2015 Analysis I Lösungshinweise – Übungsblatt 11 Aufgabe 3 (4 Punkte). Wir betrachten für a ∈ R+ die komplexe Folge n 1+i {zn }n∈N mit zn = . a (a) Schreiben Sie z1 in Polarkoordinaten, das heißt, finden Sie r > 0 und t ∈ [0, 2π) mit z1 = reit . (b) Bestimmen Sie (in Abhängigkeit von a ∈ R+ ) die Häufungspunkte der Folge und beschreiben Sie {zn | n ∈ N} in der komplexen Zahlenebene. √ Lösung 3. (a) Mit r = a2 und t = π4 erhalten wir √ √ π π √2 1 iπ 2 2 i 1+i √ +√ E = cos + i sin = = z1 . = a 4 a 4 4 a a 2 2 (b) Wir rechnen √ !n 2 , a |zn | = √ √ und erhalten |zn | → ∞ für a < 2, sowie |zn | → 0 für a > 2. Im ersten Fall hat die Folge keine Häufungspunkte, im zweiten konvergiert sie gegen √ 0, was somit der einzige Häufungspunkt ist. Falls a = 2, so ist |zn | = 1 für alle n ∈ N. In diesem Fall ist die Folge periodisch: 8 1+i (2i)4 = i4 = 1, z8 = √ = 16 2 also gilt zn+8 = z8 · zn = zn für alle n ∈ N und Häufungspunkte sind die acht Einheitswurzeln zi , i = 1, . . . , 8. Weiterhin √ geht aus dieser Rechnung hervor, dass die Menge {zn | n ∈ N} für a 6= 2 eine gegen den Uhrzeigersinn verlaufende Spirale mit wachsendem (bzw. schrumpfendem) Radius beschreibt. Aufgabe 4 (4 Punkte). Zeigen Sie, dass 1. die Funktion f : R → R : x 7→ 0, x, falls x ∈ /Q falls x ∈ Q in jedem Punkt x 6= 0 unstetig und im Punkt 0 stetig ist und 2. die Funktion f : R → R : x 7→ 0, 1 q, falls x ∈ /Q falls x ∈ Q, x = pq , p, q ∈ Z, q > 0, ggT(p, q) = 1 in jedem Punkt x ∈ Q unstetig und in jedem Punkt x ∈ R \ Q stetig ist. 1 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Wintersemester 2014/2015 Lösung 4. 1. Wir zeigen die gesuchte Eigenschaft mit Hilfe des Folgenkriteriums für Stetigkeit. f ist stetig im Punkt 0: Es sei eine Folge (xi )i∈N gegeben, die gegen 0 konvergiert. Es ist |f (xi )| ≤ |xi | für alle i ∈ N. Somit konvergiert auch (f (xi ))i∈N gegen 0. f ist in allen Punkten x 6= 0 unstetig: Es sei x ∈ Q \ {0}. Wähle eine Folge (xi )i∈N mit xi ∈ R \ Q, die gegen x konvergiert. Wegen f (z) = 0 für irrationale z ist (f (xi ))i∈N eine Nullfolge, aber f (x) = x 6= 0. Daher ist f in x nicht stetig. Für x ∈ R \ Q argumentiert man analog. 2. Die Unstetigkeit von f an Stellen x ∈ Q zeigt man genau wie in Aufgabenteil 1. Für n ∈ N sei m Dn := {x ∈ Q | x = , m ∈ Z, ggT(m, n) = 1} n Man überlegt sich leicht, dass für verschiedene rationale Zahlen x, y ∈ Dn gilt: |x − y| ≥ n1 . Es sei nun x ∈ R \ Q. Für ε > 0 wähle k ∈ N mit k1 < ε. Aufgrund der vorigen Überlegungen gibt es ein δ > 0, sodass Bδ (x) keine 1 Zahlen aus D1 ∪. . .∪Dk enthält. Somit ist |f (x)−f (z)| = f (z) ≤ k+1 <ε für alle z ∈ Bδ (x). Daher ist f in x stetig. Aufgabe 5 (10 Punkte). Überprüfen Sie die folgenden Funktionen auf Differenzierbarkeit im Nullpunkt, als Definitionsbereich ist immer das Intervall (−1, 1) anzusehen. Für welche der Funktionen existiert eine zweite Ableitung am Nullpunkt? Begründen p Sie Ihre Antwort. 3 2 (d) f (x) = |x| (a) f (x) = |x|, ,2 1 x sin( x ), x 6= 0 x sin( x1 ), x 6= 0 (b) f (x) = , (e) f (x) = , 0, x=0 0, x=0 3 (c) f (x) = |x| , (f ) f (x) = log(1 + x). Lösung 5. Wir betrachten jeweils den Differenzenquotienten der angegebenen Funktion im Nullpunkt. (a) Es gilt für h > 0 √ h 1 =√ , h h der Grenzwert ∆0 (f ) existiert nicht und somit ist f im Nullpunkt nicht differenzierbar. ∆h0 (f ) = (b) Es gilt h sin h1 1 = = sin h h und es ist leicht zu sehen, dass ∆0 (f ) nicht existiert, f also im Nullpunkt nicht differenzierbar ist. ∆h0 (f ) (c) Es gilt |h|3 = sgn(h)h2 h und wir haben somit ∆0 (f ) = 0. Es ist nun klar, dass die erste Ableitung f 0 von f auf dem ganzen Definitionsbereich existiert. Weiter gilt ∆h0 (f ) = ∆h0 (f 0 ) = sgn(h)h2 = |h|, h 2 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Wintersemester 2014/2015 und daher ∆0 (f 0 ) = 0. (d) Es gilt 3 p |h| 2 = sgn(h) |h|, h und wir folgern ∆0 (f ) = 0. Dass diese Funktion nicht ein weiteres Mal in Null differenzierbar ist, schliessen wir aus (a). ∆h0 (f ) = (e) Es gilt h2 sin h1 1 = h sin , h h vom Übungsblatt 10 Aufgabe 6 wissen wir, dass somit ∆0 (f ) = 0. Dass die Funktion f nicht ein weiteres Mal in Null differenzierbar ist, schliessen wir mit (b). ∆h0 (f ) = (f) Nach der Definition des Logarithmus gilt 1 + x = exp(log(1 + x)), differenzieren ergibt 1 = (1 + x) log0 (1 + x) =⇒ 1 = log0 (1 + x) 1+x und somit haben wir f 0 (0) = log0 (1) = 1. Ein weiteres Differenzieren liefert 0 1 1 log00 (1 + x) = =− 1+x (1 + x)2 und daher f 00 (0) = log00 (1) = −1. Aufgabe 6 (6 Punkte). (a) Zeigen Sie: log(x) ist in jedem Punkt x > 0 stetig. (b) Für x > 0 und s ∈ R definieren wir xs = E(s · log(x)). Man zeige, die Funktionen f : R+ → R : x 7→ xs (für festes s ∈ R) bzw. g : R → R : s 7→ xs (für festes x ∈ R+ ) sind für jedes s ∈ R bzw. für jedes x ∈ R+ stetig. (c) Man zeige: f , definiert wie in Teilaufgabe (b), ist für jedes s 6= 0 monoton, injektiv und surjektiv auf R+ . (d) Berechnen Sie für festes s ∈ R die Ableitung von f , wie auch die der Umkehrfunktion. Lösung 6. (a) log ist die Umkehrfunktion von exp und damit in jedem Punkt x ∈ R+ differenzierbar. Differenzierbarkeit impliziert Stetigkeit, also ist log überall stetig. (b) Bekanntlich sind exp, log und Verknüpfungen stetiger Funktionen stetig, also sind auch f und g stetig. (c) Es sei s > 0. exp ist monoton steigend, injektiv und surjektiv auf R+ . Damit ist auch log monoton steigend und injektiv, sowie surjektiv auf R. Es folgt, dass s · log für festes s monoton steigend, injektiv und surjektiv auf R ist. Verknüpfungen monoton steigender Funktionen sind monoton steigend, injektiver Funktionen injektiv und surjektiver Funktionen surjektiv. Also besitzt f alle diese Eigenschaften. 3 Prof. Dr. Reiner Lauterbach Wintersemester 2014/2015 (d) Es ist 0 (exp(s · log(x))) = s·(log(x))0 ·exp(s·log(x)) = s ·exp(s·log(x)) = sxs−1 . x Die Ableitung von log ergibt sich aus 0 x = exp(log(x)) =⇒ 1 = (exp(log(x))) = (log(x))0 ·exp(log(x)) = (log(x))0 ·x. 1 Die Umkehrfunktion von f ist x s , denn 1 xs s 1 1 = exp(s · log(exp( · log(x)))) = exp(s · · log(x)) = x. s s Damit ist die Ableitung bereits berechnet. 4