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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
v o m
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Herzrhythmusstörungen
Unser Herz schlägt bis zu 100.000 Mal am Tag. Eine wahre Mammutaufgabe. Dabei kommt es
hin und wieder aus dem Takt. Das ist bei körperlicher Anstrengung oder emotionaler Belastung
durchaus normal. Es gibt jedoch Rhythmusstörungen, die dringend behandelt werden müssen.
Herzrhythmusstörungen kann man mit
der Fehlzündung eines Motors vergleichen. Die Reizleitung im Herzen ist
gestört oder unterbrochen. Häufige
Ursachen dafür sind Erkrankungen des
Herzens wie ein vorangegangener
Herzinfarkt, Klappenfehler oder eine
Herzmuskelentzündung. Zudem sind
Bluthochdruck, das Alter, Übergewicht,
eine Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes, Alkohol oder Medikamente Risikofaktoren für eine Herzrhythmusstörung.
Man unterscheidet zwischen Bradykardie, dem zu langsamen Herzschlag
und Tachykardie, dem zu schnellen
Herzschlag.
Bradykardie
Bei einem Pulsschlag von unter 50
Schlägen pro Minute spricht man von
einer Bradykardie. Das muss nicht
zwangsläufig gefährlich sein. Ein gut
trainiertes Sportlerherz schlägt langsamer als das eines Durchschnittsmenschen, weil es mehr Blut pumpen
kann. Eine krankhafte Verlangsamung
des Herzschlags dagegen führt zu Erschöpfung, Schwindel und kann Ohnmachten verursachen. Die Behandlung
erfolgt durch einen Herzschrittmacher,
der gezielt bestimmte Teile des Herzens antreibt.
Tachykardie
Herzrasen ohne äußeren Anlass kann
gefährlich sein. Mit dem schnelleren
Herzschlag sinkt die Pumpleistung.
Das kann so weit gehen, dass eine
oder beide Herzkammern nur noch
rasend schnell vibrieren, dabei aber
gar kein Blut mehr pumpen, was man
als Kammerflimmern bezeichnet. Es
droht der plötzliche Herztod. Kammerflimmern kann durch einen Defibrillator
gestoppt werden.
Auch beim Vorhofflimmern ist der
Herzschlag zu schnell. Es ist nicht akut
lebensbedrohlich, erhöht jedoch das
Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden,
weil sich durch das Flimmern Blutgerinnsel bilden können. Es wird mit Medikamenten oder einem Eingriff mit
einem Herzkatheter behandelt.
Gutartiges Herzjagen
Herzrhythmusstörungen können glücklicherweise auch harmlos sein. Auch
bei gesunden Menschen treten häufig
Extraschläge außerhalb des normalen
Herzrhythmus auf. Sie werden als
Fehlzündung eines normalen Herzens
angesehen. In vielen Fällen hilft dann
schnelles Trinken eines Glases kalten
Wasser und tiefes Ein- und Ausatmen.
Zuvor ist jedoch eine gründliche Abklärung in jedem Fall notwendig. Ein Ruhe-, Belastungs- oder Langzeit-EKG
gibt Aufschluss über die konkrete Ursache der Rhythmusstörungen.
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Wie misst man seine Herzfrequenz
richtig?
Zunächst bleibt man fünf Minuten ruhig
sitzen. Dann sucht man mit dem Zeigeund dem Mittelfinger an der Innenseite
des Unterarms die Unterarmarterie.
Der Puls wird 30 Sekunden lang gezählt. Anschließend wird das Ergebnis
verdoppelt. Normal sind Werte zwischen 60 bis 100 Schlägen pro Minute.
Stellen Sie Unregelmäßigkeiten fest,
sollten Sie einen Arzt konsultieren.
Expertentipps:
Medikamentenwirkung und Naturheilmittel
Apotheker Friedemann Schmidt:
Auch Medikamente können das Herz
aus dem Takt bringen
Arzneimittel können als Nebenwirkung
die Funktion des Herzens beeinflussen
und den Herzrhythmus verändern. Da
der Herzrhythmus von unserem vegetativen, also unwillkürlichen Nervensystem gesteuert wird, haben alle Arzneimittel darauf Einfluss, die eben dieses Nervensystem beeinflussen. In
diesem vegetativen Nervensystem finden sich die körpereigenen Substanzen Noradrenalin und Acetylcholin als
Neurotransmitter, also Stoffe, die Reize in diesem System übertragen und
dadurch die Funktionen von Organen
wie Herz, Lunge und Darm beeinflussen. Nun gibt es Arzneimittel, die als
Verstärker oder als Hemmer dieser
körpereigenen Substanzen eingesetzt
werden. Diese sollen beispielsweise
die Funktion von Bronchien und Lunge
verbessern (Mittel gegen Asthma und
chronische Bronchitis) oder sie werden
zur Behandlung wie Morbus Parkinson
eingesetzt. Zwar werden moderne
Wirkstoffe auch daraufhin entwickelt,
tatsächlich nur am Zielorgan zu wirken,
aber durch die vielen Zusammenhänge
im vegetativen Nervensystem kann es
trotzdem dazu kommen, dass es Nebenwirkungen auf den Herzrhythmus
gibt.
Da die Reizleitung in unserem Nervensystem und eben auch am Herzen
sehr stark von der Konzentration bestimmter Mineralien (Natrium, Kalium,
Kalzium, Magnesium) abhängt, haben
natürlich auch alle jene Wirkstoffe, die
Veränderungen an diesen sogenannten "Elektrolyten" hervorrufen, mögliche Nebenwirkungen auf das Herz.
Das können beispielsweise bestimmte
Diuretika sein. Manchmal liegt die Ursache auch in der allgemein zellschädigenden Wirkung der Arzneistoffe,
etwa bei Krebsmedikamenten, die den
Herzrhythmus durcheinander bringen
können. In vielen Fällen ist der Mechanismus der Nebenwirkung auf das
Herz aber auch völlig ungeklärt, so
zum Beispiel bei Medikamenten gegen
Depressionen und Epilepsie. Lesen
Sie genau den Beipackzettel, wenn Sie
solche Zusammenhänge vermuten und
sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
Glücklicherweise klingen durch Medikamente hervorgerufene Herzrhythmusstörungen nach Absetzen meist
schnell wieder ab.
Naturärztin Dr. Anke Görgner: Lavendelauflage beruhigt das Herz
Herzrhythmusstörungen gehören immer zunächst einmal in die Hand eines
Arztes. Sind organische Ursachen
ausgeschlossen, kann der gezielte
Einsatz von naturheilkundlichen Methoden die Beschwerden lindern. Zur
Entspannung und Kräftigung des HerzKreislauf-Systems hat sich eine Lavendelauflage bewährt. Sie wirkt beruhigend auf das Zentralnervensystem
und ist zur Behandlung von Herzkrankheiten geeignet, deren Ursache
oft in einer Überlastung und in mangelnder Erholung liegt. Hauptwirkstoff
der Lavendelblüten ist deren stark duftendes ätherisches Öl. Da es durch
das reine Öl zu Hautreizungen kommen kann, sollte eine Mischung mit
Jojoba oder Mandelöl verwendet werden. Das Öl dafür im Verhältnis 1:10,
also beispielsweise 100 ml Mandelöl
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und 10 ml Lavendelöl mischen. Darin
ein Mullkompresse tränken und auf die
Herzgegend legen. Die Kompresse
sollte etwa eine Stunde auf dem Körper verbleiben. Am besten ist es, sie
während der Mittagsschlafzeit oder vor
dem Einschlafen aufzulegen.
Taktgeber Kalium und Magnesium
Kalium und Magnesium sind wichtige
Mineralien für das Herz. Sie sind für
die Bildung der elektrischen Impulse
und deren Weiterleitung von Zelle zu
Zelle von Bedeutung. Ein Mangel an
den beiden Mineralstoffen kann die
Neigung zu Herzrhythmusstörungen
erhöhen. Menschen mit Nierenstörungen und Durchfallerkrankungen, sowie
Patienten, die Entwässerungsmittel
oder ACE-Hemmer einnehmen, sind
anfälliger für einen Kalium- und Magnesiummangel.
Es ist sinnvoll, bei einer Herzrhythmusstörung seine Kalium- und Magnesiumwerte bestimmen zu lassen. Von
der vorbeugenden Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ohne vorherige Bestimmung der Werte ist abzuraten. Gegen eine kalium- und magnesiumreiche Ernährung spricht allerdings
nichts. Gute Kaliumlieferanten sind
Bananen, Trockenobst, Kartoffeln und
Fenchel. Viel Magnesium ist in Hülsenfrüchten, Getreide und Nüssen enthalten.
Selten: Tumor im Herzen
Ein Tumor im Herzen? Gerhard S.
konnte nicht glauben, was die Ärzte
ihm da sagten. Dabei wollte er doch
nur mal so das Angebot einer Vorsorgeuntersuchung zum Tag der offenen
Tür in der Helios Klinik Schkeuditz nutzen. Bei der Ultraschalluntersuchung
fanden die Ärzte einen vier Zentimeter
großen Tumor im Herzen. Schon eine
Woche später wurde er im Herzzentrum Leipzig operiert.
Tumore im Herzen sind sehr selten,
aber sie kommen vor. Sie haben ihren
Ursprung im Herzgewebe und beginnen aus unbekannter Ursache zu wuchern. Der Großteil der Tumore im
Herzen ist gutartig. Dennoch müssen
die so genannten Myxome entfernt
werden, da sie schwammartig wachsen und zu Herzrhythmusstörungen,
Klappenverengungen, bis hin zum
Schlaganfall und plötzlichen Herztod
führen können.
Entdeckt werden diese Tumore meist,
wie bei Gerhard S., bei der HerzUltraschall-Untersuchung. Wieder genesen schrieb der Colditzer einen Brief
an "Hauptsache gesund": "Ich möchte
allen Menschen raten, die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Dadurch wurde mir quasi das
Leben gerettet und ich bin dem Klinikum Schkeuditz ewig dankbar."
Behandlungsmethoden
Der Einsatz von Medikamenten
Die beste Strategie gegen Herzrhythmusstörungen ist zunächst die Ausschaltung von Faktoren, die Herzrhythmusstörungen begünstigen, also
die Behandlung der Grundkrankheit,
die die Herzrhythmusstörung verursacht. Zudem hängt die Behandlung
davon ab, um welche Art von Herzrhythmusstörung es sich handelt.
Medikamente sorgen dafür, dass die
Herzrhythmusstörungen seltener auftreten bzw. ganz unterdrückt werden.
Dafür stehen viele verschiedene Mittel
zur Verfügung. Das eine kann bei dem
einen Patienten wunderbar funktionieren, bei dem anderen aber genau das
Gegenteil hervorrufen. Mitunter erfordert es etwas Geduld, das optimale
Medikament und die optimale Dosierung für den einzelnen Patienten zu
finden. Zudem haben einige Rhythmusmedikamente den Nachteil, dass
sie selbst Rhythmusprobleme verursa3
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chen. Sprechen Sie mit ihrem Arzt
darüber, es gibt heute zahlreiche Alternativen.
Bei der Behandlung von Vorhofflimmern sind in den letzten Jahren große
Fortschritte erzielt worden. Ein solcher
ist beispielsweise die "Pill in the pocket"-Therapie, was in etwa heißt: "die
Notfalltablette in der Tasche". Sie
kommt in Frage für Patienten, bei denen das Vorhofflimmern weniger als
drei Mal im Monat auftritt und keine
schwerwiegenden Herzerkrankungen
bestehen. Der Vorteil: Dem Patienten
bleibt die Einnahme über viele Monate,
in denen er das Medikament nicht benötigt, erspart. Dadurch müssen erheblich weniger Tabletten eingenommen
werden, was die Nebenwirkungen
deutlich reduziert. Im Fall des Falles
wird dann einmalig eine höhere Tablettenanzahl eingenommen. Dies sollte
jedoch zunächst unter Aufsicht eines
Kardiologen getestet werden. Mit der
Einnahme der Rhythmuspille lässt sich
der normale, regelmäßige Rhythmus
meist innerhalb von ein bis zwei Stunden wiederherstellen.
Hilfe bei zu schnellem Herzschlag:
Die Katheterablation
Herzrhythmusstörungen, bei denen
das Herz zu schnell schlägt, wie beim
Vorhofflimmern, lassen sich durch einen operativen Eingriff dauerhaft beseitigen. Dabei wird Herzgewebe verödet. Da eine mögliche Ursache für
Unregelmäßigkeiten des Herzschlages
sozusagen ein Kurzschluss im elektrischen Leitungssystem des Herzens ist,
lassen sie sich beheben, indem man
diese Leitung kappt. Dazu wird über
die Leiste ein Katheter zum Herzen
geschoben. Je nach Form der Herzrhythmusstörungen wird der Katheder
an ganz unterschiedlichen Positionen
platziert - im rechten oder linken Vorhof, in der rechten oder linken Herzkammer.
Nach dem Auffinden des Ursprungs
der Rhythmusstörungen schließt sich
die Verschorfungsbehandlung an. Mit
Hochfrequenzstrom
werden
dann
Punkt für Punkt Herzmuskelzellen verödet, so dass eine Isolationslinie entsteht. Diese unterbricht die Ausbreitung von störenden elektrischen Impulsen. Das Vorhofflimmern wird dauerhaft beseitigt.
Eine Katheterablation sollte immer
dann in Betracht kommen, wenn trotz
medikamentöser Behandlung nach wie
vor ein Vorhofflimmern auftritt, das
auch zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führt. Man
sollte sich in ein spezialisiertes Herzzentrum begeben, da die Behandlung
viel Erfahrung voraussetzt. Zum Teil ist
auch eine Wiederholung der Katheterablation nötig. Der Eingriff dauert etwa
zwei bis drei Stunden. Es ist ein Krankenhausaufenthalt von drei bis fünf
Tagen nötig.
Hilfe bei zu langsamen Herzschlag:
Herzschrittmacher
Wenn das Herz zu langsam schlägt
oder gefährlich lange Pausen auftreten, muss bei Herzrhythmusstörungen
über das Einsetzen eines Schrittmachers nachgedacht werden. Nach Angaben des Bundesverbandes Medizintechnologie erhalten jedes Jahr rund
100.000 Deutsche einen Schrittmacher. Das Gerät wird unterhalb des
Schlüsselbeins unter die Haut eingepflanzt. Das Schrittmachersystem besteht aus einem Aggregat und einer
oder mehreren Sonden. Die Elektrode
an der Sondenspitze hat die Aufgabe
die elektrischen Impulse von dem Aggregat zum Herzen zu leiten. Zugleich
nimmt die Sonde die elektrischen Signale vom Herzen auf und leitet sie an
das Aggregat weiter. Ein Schrittmacher
gibt nur einen Impuls ab, wenn es wirklich nötig ist, also wenn das Herz zu
langsam schlägt. Der Arzt kann den
Schrittmacher von außen programmie4
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ren und genau auf die Bedürfnisse des
Patienten einstellen. Moderne Schrittmacher haben zudem diagnostische
Speicher, mit denen sie den Herzrhythmus aufzeichnen können. Das
Einsetzen eines Herzschrittmachers ist
heute eine Routineoperation, die etwa
eine Stunde dauert.
Moderne Systeme haben eine Laufzeit
von etwa sieben bis zehn Jahren. Das
war vor 55 Jahren noch ganz anders.
1958 wurde dem 43-jährigen Schweden Arne Larsson der erste Schrittmacher überhaupt eingepflanzt. Er musste schon nach wenigen Stunden ausgetauscht werden. Einige elektronische
Bauteile für Schaltung und Batterie
waren in Kunstharz eingegossen worden, wofür eine leere Schuhcremdose
als Form diente. Was anfangs als Notlösung für einen schwer kranken Patienten gedacht war, hat sich seitdem
als weltweiter Lebensretter entwickelt.
Davon profitierte auch Arne Larsson.
Er bekam in seinem Leben noch 23
weitere Herzschrittmacher eingesetzt
und starb im hohen Alter von 86 Jahren.
Störungen ausgerechnet dort vermehrt
auftreten. Für die Familien bedeutet es
neben der persönlichen Tragödie meist
auch den Verlust des Familienoberhauptes und Verdieners. Der Verein
"Herzschrittmacher für Ostafrika e.V."
ist eine Privatinitiative und ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, genau
solchen herzkranken Menschen in Afrika zu helfen. Geleitet wird die Initiative unter anderem von Dr. Sergio Richter, Oberarzt am Herzzentrum Leipzig.
Er ist gerade von einer Arbeitsreise
aus Kenia zurück gekehrt. "Ärzte vor
Ort haben schon das ganze Jahr über
nach geeigneten Patienten für unser
Projekt gesucht. Wir haben in drei
Teams operiert, konnten rund 60
Schrittmacher einsetzen." Insgesamt
wurde durch die Initiative bereits bei
rund 150 Menschen das Herz wieder in
den richtigen Rhythmus gebracht. Die
Patienten wären sonst an langsam zunehmender Luftnot gestorben.
Wer nach weiteren Informationen sucht
oder das Projekt unterstützen möchte,
findet mehr dazu im Internet unter
www.herzschrittmacher-fuerostafrika.de.
Herzschrittmacher und Defibrillator:
Wo liegt der Unterschied?
Beide Geräte sind Stimulatoren, die
dem Patienten in die Brust implantiert
werden. Sie dienen jedoch unterschiedlichen Zwecken. Ein Herzschrittmacher gibt Impulse ab, wenn
das Herz eines Patienten zu langsam
schlägt. Der Defibrillator macht genau
das Gegenteil. Er unterbricht durch die
Abgabe eines Stromstoßes zu schnellen Herzschlag.
Herzschrittmacher für Afrika
Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist hierzulande eine Routineoperation. Ganz anders in Kenia: Ärzte,
die Herz-Operationen durchführen
können, sind in dort knapp. Material
und technische Ausrüstung erst recht.
Dazu kommt, dass Herzrhythmus5
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