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ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 28.08.2013
THEMA:
Autorin:
EXPERTE IM STUDIO:
Funktion:
HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN
Uschi Müller
DR. MOHSEN RADJAI
Facharzt für Allgemeinmedizin
Leben und Herzrhythmus gehören zusammen. Da das Leben voller Bewegung ist, kann
auch das Herz nicht wie ein Uhrwerk schlagen. Wenn wir uns freuen oder aufregen,
schlägt es schneller. Aber es gibt auch Herzrhythmusstörungen, die nicht nur lästig,
sondern gefährlich sind. Fast jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben Unregelmäßigkeiten des Herzschlages – häufig ohne es zu merken. Herzrhythmusstörungen
können etwas völlig Normales sein. Der Übergang zwischen normal und krankhaft ist
fließend. Und krankhaft bedeutet nicht immer gefährlich.
Oft sind Herzrhythmusstörungen Folge einer Herzkrankheit (z. B. Veränderungen des
Herzens aufgrund von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzklappenfehlern).
Selten sind Herzrhythmusstörungen Vorläufer und Warnzeichen eines drohenden plötzlichen Herztodes. Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensbedrohlich sind, kann nur der Arzt, ein Internist oder Kardiologe, nach ausführlicher Untersuchung des Patienten entscheiden.
Herzrhythmusstörungen
Unterschieden wird zwischen folgenden Arten von Herzrhythmusstörungen:
 harmlose Herzrhythmusstörungen, die als Fehlzündungen eines normalen Herzens
angesehen werden können;
 Herzrhythmusstörungen, die durch eine Erkrankung der elektrischen Impulsgeber
hervorgerufen werden (z. B. AV-Block und das Sinusknoten-Syndrom);
 Herzrhythmusstörungen, die Folge einer Herzkrankheit sind (diese sind am häufigsten und am bedeutsamsten);
 Herzrhythmusstörungen, die Folge anderer Krankheiten sind (z. B. Schilddrüsenüberfunktion).
Herzrhythmusstörungen sind also in der Regel – wenn sie nicht angeboren sind – keine
eigene Erkrankung, sondern meistens die Folge von Herzkrankheiten oder anderen
Einflüssen, die das Herz aus dem Takt bringen (Kalium- und Magnesiummangel, Alkohol, Kaffee oder Nikotin).
Behandlung
Die beste Strategie gegen Herzrhythmusstörungen ist die Ausschaltung von Faktoren,
die Herzrhythmusstörungen begünstigen und die Behandlung der Grundkrankheit, die
die Herzrhythmusstörung verursacht.
Früher wurden viele Herzrhythmusstörungen für bedrohlich gehalten. Heute behandelt
man Herzrhythmusstörungen nur noch, wenn dies zwingend erforderlich ist, dann aber
konsequent und nur vom Fachmann. Die Entscheidung für eine Behandlung ist Sache
des Kardiologen; die regelmäßige Verlaufskontrolle kann auch durch den Internisten
bzw. Hausarzt erfolgen.
Eine Herzrhythmusstörung muss behandelt werden, wenn sie die Gefahr eines plötzlichen Herztodes mit sich bringt, wenn sie zu einem Schlaganfall führen kann, wenn sie
sich auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt, wenn sie den Patienten sehr belastet (z. B. durch Schwindelanfälle, durch das Gefühl von Herzrasen oder durch ausgeprägtes Unwohlsein). Erst dann wird eine Therapie eingeleitet – in den meisten Fällen
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zunächst mit Medikamenten, bei langsamen Herzrhythmusstörungen mit einem Herzschrittmacher.
Medikamente können die Herzrhythmusstörung unterdrücken oder zumindest dafür
sorgen, dass sie seltener, kürzer oder erträglicher auftritt. Dafür stehen verschiedene
Medikamente zur Verfügung. Aber ihre Wirkung im Einzelfall ist nicht sicher vorauszusehen. Da die Patienten unterschiedlich auf die Medikamente ansprechen, ist Geduld
erforderlich und unter Umständen auch mehrfacher Medikamentenwechsel, bis das
richtige Medikament und die richtige Dosierung gefunden sind.
Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland leiden
800.000 Menschen daran.
Oft ist es sinnvoll, Vorhofflimmern zunächst nicht zu behandeln bzw. nur die Grundkrankheit, die das Vorhofflimmern verursacht, zu therapieren. Der nächste Schritt ist
der Einsatz von Medikamenten. Wenn Medikamente nicht erfolgreich sind oder nicht
vertragen werden und die Patienten erheblich unter dem Vorhofflimmern leiden, kommt
die Katheterablation in Frage. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem Herzzellen so verödet werden, dass Vorhofflimmern nicht mehr entstehen kann.
Herzstolpern
Verschiedene alltägliche Einflüsse können ein gesundes Herz zum Stolpern bringen. Dazu zählen psychische und körperliche Anspannung, Schlafmangel und Angst. Auch übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss kann zusätzliche Herzschläge auslösen, die dann für einen unregelmäßigen Puls sorgen. In der Regel sind diese so genannten Extrasystolen ungefährlich und
müssen nicht behandelt werden. Aber gerade gesunde Menschen beunruhigt der ungewohnte
unregelmäßige Herzschlag besonders.
Herzstolpern kann in den Herzvorhöfen oder den Herzkammern entstehen. Dabei werden die
eigentlichen Extraschläge meist gar nicht bemerkt, da diese oft sehr schwach ausfallen. Da der
nächste reguläre Herzschlag dadurch später und stärker erfolgt, entsteht bei den Betroffenen
der Eindruck eines Herzaussetzers. Diese Aussetzer können bei Betroffenen die Angst vor einem möglichen Herzversagen hervorrufen, obwohl das Herz eigentlich völlig gesund ist. Diese
Sorge ist aber unbegründet. Oft reicht schon ein gesunder Lebenswandel mit Sport, ausreichend Schlaf und wenig Alkohol und Tabak aus, um den Herzschlag zu beruhigen.
Wer allerdings mehr als 10 bis 15 Extraschläge pro Minute hat oder in häufiger und schneller,
unregelmäßiger Folge bemerkt, sollte sein Herz von einem Kardiologen untersuchen lassen.
Häufige Extrasystolen können nämlich auch Anzeichen einer ernsten Herzerkrankung sein, wie
z. B. Herzklappenfehler oder Herzmuskelentzündungen. Manchmal sind sie auch Folge eines
Herzinfarktes. Diese Erkrankungen müssen unbedingt rechtzeitig behandelt werden, um unter
Umständen ernstere oder sogar lebensbedrohliche Folgen zu verhindern.
Herzschwäche
Schlagkraft und Schlaggeschwindigkeit des gesunden Herzens sind immer optimal an
die Anforderungen des Körpers angepasst. Bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen
ist die Schlaggeschwindigkeit des Herzens krankhaft verändert. Das Herz schlägt dabei
entweder dauerhaft zu langsam, zu schnell und meistens unregelmäßig. Diese Rhythmusstörungen können allein oder in Kombination auftreten und zu einer Herzinsuffizienz führen. Die häufigsten Ursachen für eine Herzschwäche sind neben Herzrhythmusstörungen, Krankheiten, die den Herzmuskel auf Dauer schädigen, z. B. Herzkranzgefäßerkrankung, Bluthochdruck, Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen,
angeborene Herzfehler oder Alkoholmissbrauch.
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Plötzlicher Herztod
Gefährdeten Patienten kann mit einem Defibrillator geholfen werden. Der Defibrillator
wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher ins Herz eingepflanzt. Er kann zuverlässig lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erkennen und durch die Abgabe von Elektroschocks behandeln. Dadurch kann die Lebenserwartung von Risikopatienten wesentlich beeinflusst werden.
Der Umgang mit Herzrhythmusstörungen
Von Herzrhythmusstörungen sollte man sich nicht verrückt machen lassen und gelassen mit ihnen umgehen. Mit harmlosen Rhythmusstörungen kann man leben lernen.
Andererseits sollte bei bedeutsamen Herzrhythmusstörungen konsequent vorgegangen
werden. Hier ist es wichtig, einen Arzt zu finden, dem man vertraut und dessen Ratschläge zu befolgen. Die Angst gegenüber Herzschrittmachern oder technischen Geräten wie Defibrillatoren sollte überwunden werden. Auch mit einem Herzschrittmacher
oder mit einem Defibrillator kann man gut und lange leben.
WEITERE INFORMATIONEN:
 Im Internet unter www.herzstiftung.de
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