ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 05.11.2014 THEMA: Autorin: EXPERTE IM STUDIO: Funktion: HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN Uschi Müller DR. MOHSEN RADJAI Facharzt für Allgemeinmedizin Leben und Herzrhythmus gehören zusammen. Wenn wir uns freuen oder aufregen, schlägt es schneller, wenn wir in Ruhe sind, schlägt es langsamer. Das macht den Herzrhythmus aus. Fast jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben Unregelmäßigkeiten des Herzschlages – häufig ohne es zu merken. Herzrhythmusstörungen können etwas völlig normales sein. Manche Herzrhythmusstörungen sind lästig und manche gefährlich. Der Übergang zwischen normal und krankhaft ist fließend. Und krankhaft bedeutet nicht immer gefährlich. Oft sind Herzrhythmusstörungen Folge einer Herzerkrankung (z. B. Veränderungen des Herzens aufgrund von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzklappenfehlern). Störungen der Zusammensetzung der Blutsalze, erhöhter Konsum von Alkohol, Nikotin und Drogen sowie andere internistische Erkrankungen (Schilddrüsenüberfunktion) können Herzrhythmusstörungen ebenfalls verursachen. Selten sind Herzrhythmusstörungen Vorläufer und Warnzeichen eines drohenden plötzlichen Herztodes. Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensbedrohlich sind, kann nur der Arzt nach ausführlicher Untersuchung des Patienten entscheiden. Meistens wird hierbei ein Spezialist (Kardiologe) zu Rate gezogen. Behandlung Zunächst versucht man die Faktoren, die die Herzrhythmusstörungen begünstigen, zu vermeiden oder die Grundkrankheit (z. B. Bluthochdruck), die diese verursachen zu behandeln. Nur, wenn die Herzrhythmusstörungen so schwerwiegend sind, dass sie einen Herztod oder Schlaganfall auslösen könnten, müssen sie behandelt werden. Meistens werden zunächst Medikamenten eingesetzt oder langsame Herzrhythmusstörungen mit einem Herzschrittmacher behandelt. Allerdings geschieht das nur noch, wenn dies zwingend erforderlich ist. Die Entscheidung für eine Behandlung wird in der Regel vom Kardiologen getroffen. Kontrollen können dann meist beim Internisten bzw. beim Hausarzt erfolgen. Behandlungen sind angezeigt, wenn Herzrhythmusstörungen mit der Gefahr eines plötzlichen Herztodes, einem drohenden Schlaganfall einhergehen, wenn sie die Leistungsfähigkeit entscheidend reduzieren und wenn der Patient einen hohen Leidensdruck verspürt. Vorhofflimmern Das sogenannte Vorhofflimmern ist die häufigste Form einer Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland sind 800.000 Menschen daran erkrankt. Auch hier ist es sinnvoll, das Vorhofflimmern zunächst nicht zu behandeln bzw. nur die Grundkrankheit, die das Vorhofflimmern verursacht, zu therapieren. Hier helfen Medikamente. Wenn das nicht der Fall ist oder die Tabletten nicht vertragen werden, kommt bei starkem Leidensdruck der Patienten die Katheterablation in Frage. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem Herzzellen so verödet werden, dass Vorhofflimmern nicht mehr entstehen kann. Herzstolpern Ein Herz kann auch stolpern. Ursache hierfür können psychische und körperliche Anspannung, Schlafmangel und auch Ängste sein. Ebenso kann übermäßiger Alkohol- ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 05.11.2014 -2- und Nikotingenuss zusätzliche Herzschläge auslösen, wodurch ein unregelmäßiger Puls entsteht. In der Regel sind diese so genannten Extrasystolen ungefährlich und müssen nicht behandelt werden. Herzstolpern kann in den Herzvorhöfen oder den Herzkammern entstehen. Dabei werden die eigentlichen Extraschläge meist gar nicht bemerkt, da diese oft sehr schwach ausfallen. Bei den Betroffenen entsteht das Gefühl eines Aussetzers, weil der nächste reguläre Herzschlag später und stärker erfolgt, als normal. Das Herz ist aber eigentlich völlig gesund. Abhilfe schaffen: • ausreichend Schlaf • ein gesunder Lebenswandel mit ausgewogener Ernährung und Sport • wenig Alkohol und Verzicht auf Tabak Wenn das Herz aber pro Minute mehr als 10 bis 15 Extraschläge macht, sollte es ein Kardiologe untersuchen. Solche häufigen so genannten Extrasystolen können nämlich auch Anzeichen einer ernsten Herzerkrankung sein. Dazu gehören z. B. Herzklappenfehler, Herzmuskelentzündungen oder gar Folge eines Herzinfarktes. Diese Erkrankungen müssen unbedingt rechtzeitig behandelt werden, um unter Umständen ernstere oder sogar lebensbedrohliche Folgen zu verhindern. Herzschwäche Schlagkraft und Schlaggeschwindigkeit des gesunden Herzens sind immer optimal auf die Anforderungen des Körpers abgestimmt. Bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen ist die Schlaggeschwindigkeit des Herzens krankhaft verändert, weil es entweder dauerhaft zu langsam, zu schnell und meistens zu unregelmäßig schlägt. Diese Rhythmusstörungen können allein oder in Kombination auftreten und zu einer Herzinsuffizienz führen oder eine bestehende Herzschwäche dramatisch verschlechtern. Deren häufigste Ursachen sind neben Herzrhythmusstörungen, Krankheiten, die den Herzmuskel auf Dauer schädigen. Dazu gehören z.B. Bluthochdruck, Herzkranzgefäßerkrankung, Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen, angeborene Herzfehler oder Alkoholmissbrauch. Der Umgang mit Herzrhythmusstörungen Mit Herzrhythmusstörungen sollte man gelassen umgehen. Denn mit harmlosen Rhythmusstörungen kann jeder leben lernen, sofern man unter ärztlicher Beobachtung ist, am besten bei einem Arzt, dem man vertraut und dessen Ratschläge man gerne befolgt. WEITERE INFORMATIONEN: • Im Internet unter www.herzstiftung.de