Erfolg versprechende Studienergebnisse bei Hirntumoren X X Ergebnisse der internationalen Phase IIb-Studie mit Trabedersen in internationalem Fachmagazin Neuro-Oncology veröffentlicht Studienleiter ist Prof. Ulrich Bogdahn vom Regensburger Zentrum für Hirntumoren Vielversprechende Erkenntnisse über den Antisense-Wirkstoff Trabedersen bei bösartigen Hirntumoren konnten jetzt aus einer internationalen Studie gewonnen werden. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe der international renommierten Zeitschrift Neuro-Oncology veröffentlicht und sind online verfügbar. In der so genannten klinischen Phase IIb-Studie AP12009-G004 zeigte Trabedersen das die Bildung eines tumorfördernden Eiweißes hemmt - eine Erfolg versprechende Wirksamkeit: Bei mehreren Patienten bildeten sich bösartige Hirntumoren auffallend stark zurück und die Lebenszeit von Erkrankten konnte um mehrere Monate verlängert werden. Internationaler Studienleiter ist Prof. Dr. Ulrich Bogdahn vom Zentrum für Hirntumoren am Universitätsklinikum Regensburg. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie und Mitentwickler von Trabedersen bewertet die erstmals in dem führenden Fachmagazin publizierten Studienergebnisse als wichtigen Schritt zu einer molekular basierten Therapie bösartiger Hirntumoren. Die gegenwärtig laufende internationale Phase III-Studie (SAPPHIRE) soll dementsprechend zur Medikamenten-Zulassung führen. Bösartige Hirntumoren zählen zu den einschneidensten Erkrankungen des Menschen. Die zwei häufigsten Formen primärer Gehirntumoren sind das Glioblastom (GBM), sowie die Astrozytome und Oligodendrogliome, u.a. das anaplastische Astrozytom (AA). Trotz stetigen Fortschritts stehen bislang nur begrenzte therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Die aktuelle Therapie sieht die möglichst komplette operative Entfernung des Tumors, Bestrahlung und Chemotherapie vor – und doch gilt diese Krebserkrankung immer noch als nicht heilbar: In der Regel bleibt den Betroffenen nach der Diagnose nur eine begrenzte Überlebenszeit: Ein Großteil der Patienten stirbt innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Erstdiagnose, Patienten mit erneut aufgetretenem anaplastischen Astrozytom haben eine Lebenserwartung von 10 – 11 Monaten, Patienten mit Glioblastom-Rezidiv von nur etwa 7 Monaten. Die jetzt ausgewertete Studie Phase IIb-Studie AP12009-G004 erhält mit der Veröffentlichung in Neuro-Oncology ein wichtiges Forum. Das Fachmagazin ist die offizielle Zeitschrift der amerikanischen Gesellschaft für Neuroonkologie (SNO). Durch Assoziationen mit europäischen und japanischen Arbeitsgemeinschaften hat die Zeitschrift internationale Reichweite. Sie zählt zu den Top 25 Zeitschriften mit onkologischer und neurologischer Ausrichtung 1 Die Phase IIb-Studie knüpft an frühere klinische Studien zur Sicherheit und Verträglichkeit der neuen Therapie an. Mit ihr wurden die Wirksamkeit, Sicherheit, Dosierung und Wirksamkeit von Trabedersen bei Patienten mit bösartigen Gehirntumoren (hochgradigen Gliomen) geprüft. Die gewonnenen Daten liefern neue wertvolle Hinweise, die für einen zusätzlichen alternativen Therapieweg sprechen. Dieser setzt an der Reaktivierung des Immunsystems an und greift gezielt in das Krebsgeschehen ein. Krankheitsförderndes Eiweißmolekül Im Zentrum des Interesses steht das spezifische Eiweißmolekül, das als transformierender Wachstumsfaktor β2 (TGF-β2) bezeichnet wird. Das Molekül wird von vielen, besonders aggressiven Tumorarten im Übermaß produziert und spielt als multimodaler, krankheitsfördernder Faktor eine entscheidende Rolle. Die Arbeitsgruppe um Ulrich Bogdahn beschrieb Anfang der 1990-er Jahre die wichtige Rolle von TGF-β2 für die mögliche Therapie von Hirntumoren und beschäftigt sich seitdem kontinuierlich intensiv mit der Erforschung dieser tumorfördernden Proteinfamilie. Entscheidend eingebunden waren Piotr Jachimczak, Peter Hau und die Klinik für Neurochirurgie der Universität Regensburg unter Alexander Brawanski, sowie die Firma Antisense Pharma mit Karl-Hermann Schlingensiepen TGF-β2 fördert in bösartigen Hirntumoren gleichzeitig die Unterdrückung des Immunsystems, die Tumorzellmigration, Blutgefäßneubildung und das Tumorwachstum. TGF-β2 hat hohen Anteil daran, dass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen weder erkennen noch beseitigen kann. Der neue Therapieweg zielt darauf ab, die Produktion von TGF-β2 mit dem Wirkstoff Trabedersen einzudämmen und die Krebserkrankung so an mehreren wichtigen Schaltstellen zu stoppen. Trabedersen ist ein so genannter Antisense-Wirkstoff (PhosphorothioatOligodesoxynukleotid) und wurde vom Regensburger Unternehmen Antisense-Pharma entwickelt. Mit Trabedersen ist die spezifische Hemmung des Wachstumsfaktors TGF-β2 möglich. Prof. Bogdahn: „Für die Behandlung bösartiger Hirntumoren ist die selektive Hemmung von TGF-β2 in Krebszellen mit Hilfe der Antisense-Technologie ein besonders vielversprechender Therapieansatz, das zeigen die aktuell publizierten Daten der klinischen Phase IIb.“ An der jetzt ausgewerteten Studie beteiligten sich international 29 klinische Zentren darunter führend die Universitätsklinik Regensburg: „Die Universität Regensburg unterstreicht damit ihre Rolle in der Überführung von Ergebnissen aus der Grundlagen- und klinischen Forschung hinein in die klinische Praxis“, so Prof. Bogdahn. 2 Studienergebnisse Die Phase IIb-Studie AP 12009-G004 war eine offene, randomisierte und aktiv kontrollierte Studie. Insgesamt wurden 134 Patienten in drei Gruppen aufgenommen und behandelt: 39 mit der Diagnose eines anaplastisches Astrozytom (AA, WHO Grad III) und 95 mit Glioblastom (GBM, WHO Grad IV). Die Patienten erhielten entweder 10 μM Trabedersen, 80 µM Trabedersen oder eine Standardchemotherapie als Kontrolle (Temozolomid oder PCV). Trabedersen wurde ambulant über einen einzelnen Katheter direkt in den Tumor verabreicht. Die Infusion per CED (convection enhanced delivery) erfolgte in Zyklen á 7 Tagen. An jedes Intervall schloss sich eine Pause von ebenfalls 7 Tagen an. Die Behandlung mit Trabedersen dauerte maximal 7 Monate. Bei der Analyse der Hauptphase der Studie zeigten sich lang anhaltende Tumorrückgänge sowohl bei AA-Patienten als auch bei GBM-Patienten. Die AA-Gruppe mit 10 µM Trabedersen erbrachte dabei erste signifikante Ergebnisse: Signifikant höheres Gesamtansprechen (P = 0.0337) und eine signifikant geringere Progressionsrate nach 14 Monaten (p= 0.0032). Ungewöhnlich ist, dass der Therapieerfolg in Form von Tumorrückbildungen bzw. Lebensverlängerung auch dann noch anhielt, wenn Trabedersen längst abgesetzt worden war. Bei Patienten mit anaplastischen Astrozytom, die mit 10 µM Trabedersen behandelt wurden, betrug das mediane Überleben 39,1 Monate im Vergleich zu 21,7 Monaten bei Patienten mit Standard-Chemotherapie. Dies entspricht einem Überlebensvorteil von 17,4 Monaten für Patienten, die den Antisense-Wirkstoff erhielten im Vergleich zur Kontrollgruppe. 83,3% der Patienten mit rezidiviertem anaplastischen Astrozytom, die 10 µM Trabedersen erhielten, überlebten zwei Jahre oder länger. Im Kontrollarm mit Chemotherapie überlebten nur 41,7% der Patienten zwei Jahre. Sowohl die Wirksamkeitsdaten als auch die Sicherheitsdaten ergaben, dass die Konzentration von 10 µM Trabedersen der höheren Dosierung von 80 µM überlegen war. Seit März 2009 hat die Behandlung von Patienten mit rezidiviertem anaplastischen Astrozytom im Rahmen der klinischen Phase III-Studie SAPPHIRE begonnen. Das Ziel der internationalen, randomisierten, aktiv kontrollierten Studie ist es, die Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit des Antisense-Wirkstoffs Trabedersen zu bestätigen. Dazu wird Trabedersen als Monotherapie im Vergleich zur Standardtherapie mit dem Chemotherapeutikum Temozolomid (alternativ BCNU) verabreicht. Wichtigster Parameter zur Feststellung der Wirksamkeit ist die Überlebensrate 24 Monate nach Beginn der Behandlung mit Trabedersen. Für eine Zwischenauswertung wird die Tumorprogressionsrate nach 14 Monaten herangezogen. Trabedersen könnte ersehnten Fortschritt in der Hirntumortherapie bedeuten Insgesamt können rund 130 Erwachsene in die SAPPHIRE Studie aufgenommen werden, die an einem Rezidiv eines anaplastischen Astrozytoms leiden. Eine weitere klinische Studie mit Trabedersen für Glioblastom-Patienten ist in Vorbereitung. „Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass es sich bei Proteinen der TGF-β-Familie, insbesondere bei TGF-β2, um wichtige, den Tumor fördernde Proteine handelt, die in der Therapie von 3 Krebserkrankungen eine sehr bedeutsame Rolle spielen werden“, ist sich Prof. Bogdahn sicher. „Gelingt es, im Rahmen der aktuell rekrutierenden Studie SAPPHIRE die Ergebnisse der Phase IIb-Studie mit Trabedersen zu bestätigen, stehen wir vor einem bedeutenden Fortschritt in der Behandlung bösartiger Hirntumoren!“ Herausgeber: Prof. Dr. med. Ulrich Bogdahn Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum, Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg SAPPHIRE Kontakttelefonnummer: (0941) 941-8464 oder 0800 / 1802174*; homepage www.gliomtherapie.de * Die Nummer ist kostenfrei aus dem deutschen Festnetz erreichbar und wurde von der Ethikkommission geprüft und freigegeben. Aus dem Mobilfunknetzt ist die SAPPHIRE Helpline nicht erreichbar. 4