15. Vielteilchensysteme (Bosonen und Fermionen) bisher: 1 Teilchen sei im Zustand ψ • um den Ort des Teilchens zu messen, Detektor bei r • wenn Detektor das Volumen dV besitzt Wahrscheinlichkeit, dass Teilchen den Detektor aktiviert: dW = |ψ(r)|2 dV 15.1 unterscheidbare Teilchen • zwei verschiedene Teilchen A, B (z. B. Elektron + Neutron) • zum Nachweis benötigen wir zwei Detektoren, die bei rA und rB stehen sollen. Wahrscheinlichkeit, dass beide Zähler gleichzeitig ansprechen dW = |ψ(rA, rB)|2 dVA dVB Wahrscheinlichkeit, ein A-Teilchen bei rA zu finden dWA = dVA ∫|ψ(rA, rB)|d3 rB 129 Summation über alle möglichen Orte rB für Teilchen B, da Teilchen B irgendwo sein kann Analog: Wahrscheinlichkeit, nur ein B-Teilchen im Volumen VB zu detektieren: dWB = dVB ∫|ψ(rA, rB)| d3 rA mit Spin sehr ähnlich ψ(rA, rB) -> ψ(rA,sA, rB,sB) 2T : , , , dW A = dV A ∑ ∑ ∫∣ rA , s A , rB , s B ∣ d 3 rB sA sB Soweit begrifflich einfach = unsere klassische Vorstellung 130 15.2 Zwei identische Teilchen (Elektronen) statt A, B nummeriere ich die Elektronen mit 1 und 2 • bei r1 steht Detektor 1 mit dV1 • bei r2 steht Detektor 2 mit dV2 Wenn beide Detektoren ansprechen, wurde sowohl bei r1 und bei r2 ein Elektron nachgewiesen. Hat nun das erste Elektron den Zähler bei r1 und das zweite bei r2 ausgelöst oder umgekehrt? Diese Frage kann man prinzipiell nicht beantworten, da Elektronen wirklich identisch sind. Das Problem besteht darin, dass die Werte ψ(r1, r2) und ψ(r2, r1) verschieden sein können. ψ(r1, r2): ψ(r2, r1): erstes Elektron bei r1 erstes Elektron bei r2 131 Auf Grund des Experiment fordern wir: 2 2 ∣ r1 , r2 ∣ = ∣ r2 , r1 ∣ eine Möglichkeit, um die Forderung zu erfüllen: A) Symmetrische Wellenfunktionen ψ(r1, r2) = ψ(r2, r1) (Symmetrische Funktionen bleiben symmetrisch, wenn man sie addiert und mit Skalaren multipliziert.) Diese Lösung wird in der Natur durch Teilchen mit ganzem Spindrehimpuls (0, 1, 2, ...) realisiert. (z. B. Pion, Heliumatom, Photonen, . . . = Bosonen) Insbesondere ein Zustand der ein Produkt von Einteilchenzuständen darstellt, ist erlaubt. r1 r2 = r1 r2 Bosonen können einen Einteilchenzustand mehrfach besetzen (z.B. Bose-Einstein-Kondensate: Nobelpreis 2001) 132 B) eine andere Lösungsmöglichkeit sind antisymmetrische Wellenfunktionen Teilchen mit halbzahligem Spin (s = ½, 3/2, . . . ) z.B. Elektron, Proton, Myon, Neutrino, . . . = Fermionen also der Spinzustand ist wichtig ψ(r1, s1, r2, s2 ) = -ψ(r2, s2, r1, s1) Dass die Wellenfunktion für Fermionen unter Vertauschung antisymmetrisch ist, wird auch als Pauliprinzip bezeichnet. Einen Zustand der Form kann es nicht geben r1 s1 , r2 s2 = r1 , s1 r2 , s2 r2 s2 , r1 s1 = r2 , s 2 r1 , s1 = r1 , s1 r2 , s2 1 = -1 Φ=0 ! Fermionen können nicht den gleichen Einteilchenzustand mehrfach besetzen. |ψ|2=0 Aufbau des Periodischen Systems 133 Wasserstoffwellenfunktionen n, l, m, s He: 1s + + + + da n, l, m sind gleich, aber s ist unterschiedlich erlaubt verboten erlaubt a 1 r − + erlaubt, a a und 2 r 2 2 von anderen Argumenten abhängen 134 15.3. Verallgemeinerung auf viele Teilchen Abk.: r1, s1 = 1 r2, s2 = 2 usw. Definition des Transpositionsoperators Π (vertauscht zwei Teilchen) Π12ψ(1, 2, . . ., N) = ψ(2, 1, . . . ., N) (Π83 vertauscht Teilchen 8 mit 3) Π12Π12 ψ(1, 2, . . . ,N) = Π2 ψ(1, 2, . . . ,N) = ψ(1, 2, . . . ,N) Eigenwerte von Π gesucht: Πψ = λψ Π²ψ = Πλψ = λ²ψ = ψ (siehe oben) λ² = 1 λ = ±1 Π = Π* Operator Π ist selbstadjungiert und unitär (Π2 = 1 Π = Π-1 Π* = Π-1 ) Eigenwert von Π unterscheidet also symmetrische und antisymmetrische Wellenfunktionen. 135 Bosonen: Jedes Teilchen ist mit jedem vertauschbar! B 1,2 ,3=[ 1,2 ,31,3 ,23,2,1 2,1,33,1,22,3 ,1 ] Die bosonische Wellenfunktion ψB muss noch normiert werden. Allgemein lässt sich eine bosonische Vielteilchenwellenfunktion immer durch die Vertauschung (Permutation) aller Koordinaten bilden. B= ∑ 136 Fermionen F = [ 1,2 ,3 − 1,3,2 − 2,1,3 2,3,1 3,1 ,2 − 3,2 ,1] (Π) = Charakter der Permutation = F = +1 für gerade Anzahl von Vertauschungen -1 für ungerade Anzahl von Vertauschungen ∑ führt zu Determinanten, wenn Ψ als Produkt von Einteilchenwellenfunktionen dargestellt werden kann. 137 Falls H = ∑ Hi i = 1 1⋅ 2 2 H i i = E i i N=2 1 1 1 2 2 − 2 1 1 2 2 1 kommt von der Normierung der Fermionen1 1 1 1 2 = 2 wellenfunktion, wenn die Einteilchenwellen 2 2 1 2 2 F = ∣ N=3 ∣ ∣ ∣ funktionen normiert sind. ∣ ∣ 1 1 1 2 1 3 1 F = 2 1 2 2 2 3 3 ! 3 1 3 2 3 3 N 1 1 1 N 1 F = ⋮ N ! 1 N N N nennt man Slater-Determinanten. 138 z.B. 2 Elektronen (Heliumatom) 2 2 p1 p2 H = V r1 V r2 V ∣r1− r2∣ 2 2 Coulomb-WW angenommen, Hψ = Eψ sei bekannt: = r1, s1 , r2 , s 2 = 1,2 Wir wollen zeigen, dass gilt H = E H 1,21,2 = E 1,2 1 <-> 2 vertauschen H 2,1 2,1 = E 2,1 = E [ 1,2 ] da aber auch H 1,2 = H 2,1 H 2,12,1 = H 1,2 2,1 = H 1,2 1,2 H =E = E −1 H =E = H −1 H =H H = H von links mit multiplizieren −1 [ H , ] =0 139 [ H , ]=0 Der Hamiltonoperator H und der Operator der Teilchenvertauschung Π kommutieren, sie haben also gemeinsame Eigenfunktionen. Die Eigenfunktionen sind entweder symmetrisch (Bosonen) oder antisymmetrisch (Fermionen). Ein Teilchen oder ein System von Teilchen hat entweder Fermionenoder Bosonencharakter, es gibt keine Mischungen von Fermionen und Bosonen (Einschränkung des Superpositionsprinzips). 140