Siegesmünzen Eine Geschichte über Imam Muhammad Baqir (a.s.) Mustafa Rahmandust Digitalisiert von: www.gr.islamic-sources.com Siegesmünzen Geschrieben von: Mustafa Rahmandust Übersetzt von: Hella S. Kamalian Veröffentlicht durch: "Bonyad-e-Be'tat" (Abteilung für Internationale Beziehungen) Teheran , Iran www.gr.islamic-sources.com 'Abdulmalik war Kalif. Er lehnte sich in die Polster seines Thronsitzes und hörte zu, was ihm sein Groß-Wesir sagte. Dieser stand steif und aufrecht bereit, zu jeder Zeit Befehle entgegenzunehmen - vor ihm und erstattete ihm Bericht über das, was er alles, hatte erledigen lassen. Als er damit fertig war, dachte 'Abdulmalik ein wenig nach. 1 www.gr.islamic-sources.com Dann nahm er das Schriftstück auf dem die Mitteilungen standen seinem Wesir aus der Hand, um es selbst noch einmal aufmerksam durchzulesen. Wie er so auf das Papier nieder sah, fiel sein Blick auf ein Zeichen am oberen Ende des Schriftstückes. Er betrachtete es eingehend. Einige Male drehte und wendete er das Papier, hielt es hoch, gegen das Licht und wieder hinunter. 2 www.gr.islamic-sources.com Doch, er vermochte aus dem Zeichen nicht klug zu werden. Darüber vergaß er, was ihm sein Groß-Wesir eigentlich gesagt hatte. Ihn interessierte nur noch, was es mit dem Zeichen oben auf dem Schriftstück für eine Bewandtnis hatte. Als ihm das - soviel er sich auch bemühte - nicht gelang, fragte er seinen Groß-Wesir: "Was bedeutet das Zeichen da oben auf dem Schriftstück?" 3 www.gr.islamic-sources.com Der Wesir sagte, als ob er es gerade erst zum ersten Male bemerkt hätte: "Mein Gebieter! Ich weiß es nicht!" 4 www.gr.islamic-sources.com 'Abdulmalik fragte erstaunt: "Du willst sagen, du weißt nicht, was da oben auf deinem eigenen Schriftstück steht?" Der Wesir sah noch einmal genauer auf das Zeichen. Und meinte dann: "Mein Gebieter! Leider kann ich es mir nicht erklären!" 'Abdulmalik rief seinen Zweiten Wesir zu sich. Dieser kam näher heran und verneigte sich. 'Abdulmalik reichte Schriftstück und sagte: 5 ihm das www.gr.islamic-sources.com "Sag! Weißt du, was das hier für ein Zeichen ist?" Wieder verneigte sich der Zweite Wesir, nahm den Bogen Papier entgegen und betrachtete das Zeichen auf ihm. Nach einigen Augenblicken trat er einen Schritt vor und sagte: "Es möge dem Kalifen zum Wohle gereichen! Erlaubt mir, jemanden herbeizuholen, der mit der römischen Sprache vertraut ist und Euch das Zeichen erklären kann!" 6 www.gr.islamic-sources.com 7 www.gr.islamic-sources.com Der Kalif schickte einige seiner Landsknechte aus, um einen Mann herbeizuholen, der die römische Sprache kannte. Und sie brachten ihn schnell. Der Kalif zeigte ihm das Schriftstück und sagte: "Du, der du die Sprache der Römer kennst! Sag, was du dieses Zeichen weißt!" Der Mann sah es sich an und antwortete: "Es möge dem Kalifen zum Wohle gereichen! Dieses Zeichen ist das Wahrzeichen der Christen!" 8 www.gr.islamic-sources.com Als der Kalif dieses hörte, geriet er in Zorn! Er gebot seinen Landsknechten, den Groß-Wesir in den Kerker zu werfen. 9 www.gr.islamic-sources.com Und dieser, der so etwas nicht erwartet hatte, fiel auf die Knie und flehte: "O großer Kalif! Was habe ich denn für ein Vergehen begangen, dass Ihr mich einkerkern wollt?" 'Abdulmalik sagte aufgebracht: "Welches Vergehen könnte größer sein, als dass du mein Groß-Wesir bist und über deinem Bericht ein Zeichen stehen hast, das Wahrzeichen der Christen ist!" 10 das www.gr.islamic-sources.com 11 www.gr.islamic-sources.com Der Wesir bat um Erlaubnis, sprechen zu dürfen und antwortete: "Mein Gebieter! Das ist nicht meine Schuld! Meine Mitarbeiter haben diesen Bogen Papier im Bazar gekauft. Überhaupt! Auf allen Papierbögen, die im Bazar zu Damaskus zu kaufen sind, steht dieses Zeichen! Ich bin Muslim! Ich bin unschuldig!" 12 www.gr.islamic-sources.com Und das, was der Wesir sagte, war die reine Wahrheit. In jenen Tagen waren es nur die ägyptischen Christen, die Papier herstellten. Und die Christen Ägyptens hatten es den Christen Roms abgeschaut, oben auf die Wahrzeichen Papierbögen der Christen das zu setzen. Und diese Papierbögen aus Ägypten wurden in sämtliche Länder geschickt. 13 islamische www.gr.islamic-sources.com Mit dem Resultat, dass alles Papier, das den Muslimen zugängig wurde, das christliche Zeichen trug. Asl 'Abdulmalik dieses klar wurde, begann er nachzudenken. Er wollte nicht, dass in seinem Land Papier im Umlauf war, auf dem das Zeichen einer fremden schrieb er Macht stand. Darum Gouverneur von an Ägypten Brief. 14 den einen www.gr.islamic-sources.com Darin stand, dass es ab sofort nicht mehr gestattet Inhaber der sei, dass die Papier-Werkstätten ihr hergestelltes Papier mit den Zeichen der Christen versähen. Und ebenso ordnete er an, dass ab nun jeglicher Bogen Papier den Satz: "La ilaha il-lallah" ("Es gibt keinen Gott außer dem Einzigen Gott!") tragen müsse. Dazu befahl er, dass alles Papier, das das Zeichen der Christen trüge, eingesammelt und mit dem Zeichen 15 www.gr.islamic-sources.com der Muslime: "La ilaha il-lallah" versehen werden müsse. Die Muslime freuten sich darüber. Und 'Abdulmalik, der wusste, dass die Muslime ihn nicht gern hatten und unter seiner Tyrannei litten, nutzte die Gelegenheit und nannte sich ab nun: "Groß - Kalif". Das neue Papier mit dem Zeichen "La ilaha il-lallah" fand - nach und nach - seinen Weg überall hin. 16 www.gr.islamic-sources.com Auch in den Palast des römischen Imperators. Dieser aber war ein Christ. Und hatte an die Papierwerkstätten christlichen zu ihrer Unterstützung viel Geld geschickt. Als er nun sah und hörte, dass das Zeichen der Christen - auf Befehl 'Abdulmaliks hin - nicht mehr auf den Papierbögen erscheinen durfte, verbitterte ihn dies sehr. 17 www.gr.islamic-sources.com Er schrieb einen Brief an 'Abdulmalik und teilte ihm darin mit: "Die Kalifen vor dir haben immer Papierbögen benutzt, auf dem oben das Zeichen der Christen stand. Dutzende von Jahren hatte alles Papier dieses christliche Zeichen. Es ist besser, du handelst wie deine Väter und ordnest an, dass der Satz 'La ilaha il-lallah' wieder von dem Papier fortgenommen und durch das frühere Zeichen ersetzt wird." 18 christliche www.gr.islamic-sources.com Diesen Brief und viele kostbare Geschenke sandte er an den Kalifen 'Abdulmalik. Als der Gesandte des Imperators von Rom 'Abdulmalik im Palast von eingetroffen war, überreichte er dem Kalifen den kaiserlichen Brief und die vielen schönen Geschenke. 'Abdulmalik las die Zeilen. Und sagte dann zu dem Gesandten: "Der Brief, den du gebracht hast, bleibt ohne Antwort. 19 Und die www.gr.islamic-sources.com Geschenke bring alle wieder zurück! Ich nehme sie nicht an!" Der Gesandte des Imperators von Rom brachte die Geschenke wieder zurück nach Rom. Und er berichtete dem Imperator alles, was 'Abdulmalik ihm gesagt hatte. Der Imperator schrieb einen weiteren Brief an 'Abdulmalik. Auch darin forderte er den Kalifen auf, das wieder Zeichen auf die der Christen Briefbögen zu setzen und den Satz "La ilaha illallah" entfernen zu lassen. 20 www.gr.islamic-sources.com 21 www.gr.islamic-sources.com Dann schickte er den Brief durch einen anderen Gesandten und mit doppelt soviel Geschenken als vorher zu 'Abdulmalik. 'Abdulmalik ließ auch dieses Mal den Brief unbeantwortet und nahm die Geschenke wieder nicht an. Und der Gesandte von Rom brachte sie dem Imperator 'Abdulmalik wieder wusste, zurück. dass der römische Imperator sehr mächtig und stark war. 22 www.gr.islamic-sources.com Er wollte ihn nicht erzürnen. seine eigene Dennoch! Er konnte Entscheidung auch Füßen treten nicht und mit rückgängig machen! Alle Leute von Damaskus hatten inzwischen von der Geschichte erfahren. Wenn 'Abdulmalik nun nachgeben und das tun würde, was der Imperator von ihm verlangte, so würde er sein Ansehen verlieren! 23 www.gr.islamic-sources.com Zum dritten Male nun schickte derrömische Imperator viele wertvolle Geschenke - weitaus mehr und prächtiger als die Male zuvor zu 'Abdulmalik. Und dazu noch einen Brief, in dem stand: "Zweimal habe ich dir nun einen freundschaftlichen geschrieben geschickt. und Aber geantwortet nicht dir Geschenke du und hast die angenommen. Brief nicht Geschenke Dieses Mal schicke ich dir noch mehr und noch kostbarere Dinge. Es ist besser, 24 www.gr.islamic-sources.com wenn du sie annimmst und anordnest, dass der Satz 'La ilaha illa-llah' nicht mehr auf dem Papier vermerkt und das frühere Zeichen, das Zeichen der Christen, wieder eingetragen wird. Wenn du das tust, wird sich an unserer Freundschaft nichts ändern. Wenn nicht, werde ich den Befehl erlassen, auf alle Gold- und Silbermünzen Dinge zu schreiben, die den Propheten des Islam beschimpfen und beleidigen. 25 www.gr.islamic-sources.com Du weißt ja, dass alle Leute in deinem Land mit römischen Münzen kaufen und verkaufen. Dann wirst du sehen, dass alle Muslime in deinem Gebiet gezwungen sein werden, mit Münzenumzugehen, auf denen ihr Prophet beleidigt wird!" Dieser dritte Brief nun versetzte den Kalifen in arge Bedrängnis. Er hatte bisher überhaupt nicht an die römischen Münzen gedacht. Römische Münzen waren in jener Zeit die einzigen Geldstücke. 26 gültigen www.gr.islamic-sources.com Alle kauften und verkauften damit. In Taschen, Geldbeuteln, Läden und Häusern eines jeden gab es solche Münzen. Wenn der Imperator von Rom so etwas tun und anordnen würde, dann käme es zu einem Aufstand der Muslime! Denn sie alle benötigten die Münzen, um einkaufen zu können. Und keiner war da, der aus Silber und Gold Münzen herstellen konnte, damit die Bevölkerung 27 auf das www.gr.islamic-sources.com römische Geld nicht mehr angewiesen war! 'Abdulmalik wusste tatsächlich nicht, was er nun machen sollte. Würde er einwilligen, dass auf das Papier wieder das Zeichen der Christen käme, so würde er seinen Einfluss und sein Ansehen verlieren. Und wenn er sich weigerte, so kämen Münzen auf den Markt, die eine noch viel größere Gefahr für ihn und seine bedeuteten. 28 Herrschaft www.gr.islamic-sources.com Dieses Mal schickte er den römischen Gesandten nicht sofort zurück. Er ordnete eine Sitzung an, an der alle Großen Verantwortlichen des und Landes teilnehmen sollten. Sie alle hatten zu beraten, was nun zu tun sei und ihm ihren Beschluss kundzutun. Und sie kamen alle, die hohen Würdenträger und seine Berater. Und setzten sich um ihn herum, diskutierten und berieten. Keiner aber wusste, wie das große Problem zu lösen wäre. 29 www.gr.islamic-sources.com 30 www.gr.islamic-sources.com Einige Tage lang dauerte ihre Beratung nun schon. Aber ..., bisher ... ohne Erfolg! Bis ganz zuletzt einer der Großen des Landes mit vor Furcht und Erregung zitternder Stimme zu 'Abdulmalik sagte: "Ich kenne jemanden, der bestimmt einen Ausweg weiß! Auch Ihr kennt ihn. Aber, ich bin nicht sicher, ob Ihr einverstanden Angelegenheit mit besprechen!?" 31 seid, ihm diese zu www.gr.islamic-sources.com 32 www.gr.islamic-sources.com 'Abdulmalik fragte? "Wer ist es?" Der Mann antwortete: "Es ist Imam Muhammad Bāqir!" Tiefes Schweigen im Raum! Alle wussten, dass 'Abdulmalikein erbitterter Feind Imam Muhammad Bāqir! (a.s.) war. Und sie alle kannten den Imam. Sie wussten, dass er sehr gelehrt, gebildet und weise war, weswegen man ihm auch den Beinamen Bāqir das heißt der, der bis zu dem Kern 33 www.gr.islamic-sources.com der Wissenschaften vordringt und diesen offenlegt und "spaltet" gegeben hatte. Sie waren sich sicher, dass der Imam eine Lösung für dieses heikle Problem finden würde. 'Abdulmalik dachte nach. Auch ihm war es klar, dass Imam Muhammad Bāqir helfen könnte. Jedoch, ihn um Rat zu bitten, das fiel ihm zu schwer! Er hatte sehr oft dem Gouverneur von Medina den Befehl gegeben, den Imam und 34 www.gr.islamic-sources.com seine Freunde und Gefährten bespitzeln zu lassen. Nach einigen Augenblicken aber hatte er sich entschlossen. Es blieb ihm kein Wahl. Er schrieb einen Brief an den Gouverneur von Medina und trug ihm auf, Imam Muhammad Bāqir - in allen Ehren nach Damaskus zu bringen. Einige Tage später traf der Imam in der Stadt ein. Die Leute liefen ihm voller Freude entgegen und hießen ihn willkommen. 35 www.gr.islamic-sources.com 36 www.gr.islamic-sources.com Imam Muhammad Bāqir (a.s.) wusste über die Schwierigkeit, die sich ergeben hatte, Bescheid. Als ging die Gelegenheit 'Abdulmalik zu sich bot, ihm und berichtete ihm von dem Problem, das ihn belastete. Der Imam hörte aufmerksam zu. Dann sagte er: "Die Drohung des Imperators von Rom ist nicht umzusetzen! 37 in die Tat www.gr.islamic-sources.com Sei sicher, dass Gott ihm die Möglichkeit nicht gibt, Münzen zu prägen, auf denen etwas steht, wodurch der Prophet des Islam beschimpft und beleidigt wird, und diese dann unter den Leuten in Umlauf zu bringen. Zudem ist die Lösung, endgültig mit der aus das dem Problem Wege zu schaffen ist, recht einfach. Hole die Handwerker von Damaskus herbei, damit wir sie lehren, wie Münzen hergestellt werden!" 38 www.gr.islamic-sources.com Es dauerte nicht lange und alle Handwerker von Damaskus hatten sich um Imam Muhammad Bāqir (a.s.) versammelt. Und er zeigte ihnen, wie sie die Münzen, die benötigt wurden, anfertigen konnten. Er bestimmte Gewicht, Größe und Wert der Münzen und unterwies sie in der Herstellung von drei MünzArten. 39 www.gr.islamic-sources.com Zudem ordnete er an, dass auf der einen Seite der Münzen die Sure "Tawhid" stehen sollte, die in der Übersetzung lautet: "Im Namen Allahs, des Sich Erbarmenden, des Barmherzigen! Sprich: Er ist Allah, der Einzige! Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt! Und keiner ist Ihm gleich!" Und auf der anderen der Name des Propheten des Islam. 40 www.gr.islamic-sources.com Diese Anweisung des Imam drang sehr schnell auch in die anderen Städte des Landes. Und die Muslime gaben den Gouverneuren ihrer Gebiete die römischen Münzen zurück und benutzten an deren Stelle nur noch die islamischen. Auch wurde auf die Münzen der Name der Stadt, in der sie angefertigt und geprägt wurden, eingetragen. 41 www.gr.islamic-sources.com Und ebenfalls aber wurden im großen Territorium der Muslime ganz aus dem Verkehr gezogen. Als einzige gültige Währung wurden nur noch die islamischen Münzen verwendet. 42