Wenn ich einem interessierten Laien des Paulus seine Theologie

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Marta Müller
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14. Dezember 2002
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Wenn ich einem interessierten Laien des Paulus seine Theologie erkläre
Paulus, ein Pharisäer der die Gesetze des alten Testament lebt und auch dafür zum
hartnäckigen Verfolger der Christen wird, der in einem Spagat zwischen dem Judentum und
dem Hellenismus aufwächst, hat ein einschneidendes Erlebnis – ihm offenbart sich Jesus
und von da an ist er der Verkünder des Evangeliums, vom Tot, der Auferstehung und die
Erlösung der Menschen durch dieses Ereignis. Er ist ein Streiter und Missionar im Glauben.
Ihn Kennzeichnen die Treue zur Thora mit einem neuen Verständnis zu Ihr. Er bringt in den
Horizont des Glaubens den allumfassenden Gedanken Gott ist für alle Sünder da. Für alle
gibt es einen Weg zu Ihm durch Jesus. Auf 3 Reisen Missioniert er in Vorderasien und
Mazedonien wobei die Reise nach Rom im Zeichen des Unbestätigten bleibt.
Durch die paulinesche Theologie wird das spätere Christentum geprägt.
Es handelt sich hier um:
das Menschenbild, mit seinen Gaben. Der Mensch ist Leib. Als Leib existiert der Mensch in
dieser Welt. Er ist ein Stück dieser Welt. Und somit trägt er auch sein eignes Stück
Verantwortung für diese Welt. Für den Christen gilt zudem der Auftrag: „Verherrlicht Gott in
eurem Leib „ 1 Kor 6,20) und Paulus kann auch sagen, dass die Christen ihre Leiber als
„lebendige, heilige, wohlgefällige Opfergabe“ ( Röm 12,1) Gott darbieten sollen. Die
Christen sich als Ganzes für Gott in dieser Welt begreifen. Der Leib ist begrenzt und
vergänglich. Als Leib ist der Mensch ein sterbliches, hinfälliges und begrenztes Wesen. Doch
genau in diesem Leib soll er auferweckt werden. Diese Vollendung des Leibes bedarf aber
eines neuen schöpferischen Eingreifens Gottes. Von daher ist der neue Leib, den die
Menschen erhoffen dürfen, nicht mehr ein sterblicher, sondern ein verherrlichter, vom Glanz
der Ewigkeit erfüllter, ein geistiger Leib (Phil 3,21; 1 Kor 15,44). Auf dem Weg um dieses
Erbe anzutreten kann der Mensch sich verlieren und falsche Entscheidungen treffen denn
die fleischliche Orientierung zu dem Weltlichen hält ihn davon ab. Die Quintessenz ist, „ Wer
auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten“ Gal 6,8
die Sünde Die Verwendung des Begriffs "Sünde" hat bei Paulus mehrere Aspekte. Und
weiter ist interessant, dass der Begriff "Sünde" bei ihm meist im Singular verwendet wird.
Paulus spricht, also nicht so sehr vom Sündigen des Menschen, also von seinem Tun, er
handelt auch hier vor allem davon, dass der Mensch der Sünde verfallen sei, oder besser,
dass er ihr ausgeliefert ist. Wir haben es hier also gleichsam mit einer personifizierenden
Rede von der Sünde zu tun. Diese erscheint quasi als eine Unheilsmacht. Man kann ihr wie
einer Person sogar aktives Handeln nachsagen:

Sie kam in die Welt (Röm 5,12),

herrscht,

macht sich den Menschen zum Sklaven (Röm 5,21; Röm 6,6. 12. 17. 20),

lebt auf,

täuscht,

tötet den Menschen (Röm 7,9. 11),

zahlt den Tod als Sold aus (Röm 6,23)
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
und haust sogar im Menschen (Röm 7,17. 20).
Ein Ziel dieser Aussagen liegt darin, zum Ausdruck zu bringen, dass Sünde allgemein und
universal herrscht. Das eigentliche Thema aber ist, dass diese Herrschaft der Sünde
überwunden wurde und das Leben für alle gewonnen ist. Diese Zusammenhänge werden in
einer interessanten Parallele entfaltet. Paulus vergleicht Adam mit Christus (Röm 5,12ff).
Unübersehbare Folge der Sünde und des Sündigens ist der Tod. Paulus betrachtet den Tod
hier aber nicht unter biologisch-naturwissenschaftlichem Aspekt, wie wir ihn zu betrachten
gewohnt sind. Er sieht den Tod unter einem theologischen Aspekt. In Anlehnung an Gen 3
kann er sagen, dass durch einen einzigen Menschen, nämlich durch Adam, nicht bloß die
Sünde, sondern auch der Tod in die Welt eintrat und so zu allen Menschen durchdrang (Röm
5,12). Das heißt aber im letzten, dass der Mensch eigentlich nicht für den Tod geschaffen
worden ist. Der Mensch war ursprünglich - und er ist es immer noch ? für das Leben
bestimmt. Damit hat die Rede vom Tod aber eine Dimension, die mehr umfasst als das
Problem des physischen Sterbens. Die Rede vom Tod schließt das gegenwärtige und das
über das physische Sterben hinausreichende Verderben des Menschen mit ein. Von daher
kann Paulus sagen, dass der Tod schon im gegenwärtigen Leben präsent ist: "Als das Gebot
kam, wurde die Sünde lebendig, ich aber starb." (Röm 7,9-10) Der Tod ist dabei Schicksal
und Strafe für aufgehäufte Schuld zugleich. Er ist Schicksal, weil er mit und seit dem ersten
Menschen in der Welt ist. Und er ist Strafe, weil letztlich alle sündigten. Der Konnex von
Sünde und Tod ist also grundlegend. Eine tiefe Einsicht in diese Zusammenhänge gewinnen
wir dann, wenn wir uns daran erinnern, dass der Mensch "im Fleisch" aus ist auf das, was
vergeht. Weil er sich aber dadurch an das Vergängliche klammert, ist sein eigenes Vergehen
nur konsequent. Das Trachten des Fleisches ist der Tod (Röm 8,6)
das Gesetz Wenn man sich die Paulinischen Aussagen über das Gesetz, die im Römerund Galater Brief konzentriert sind, anschaut, so erscheint das Gesetz zunächst als eine
ambivalente Größe. Negatives und Positives wird über das Gesetz gesagt. Einerseits haben
wir Sätze wie: "Das Gesetz wirkt Zorn." (Röm 4,15) oder in 1 Kor 15,56: "Die Macht der
Sünde ist das Gesetz." (1 Kor 15,56) Und in Gal 3,10:"Denn die aus dem Gesetz sind, sind
unter einem Fluch." (Gal 3,10) Dem aber stehen Äußerungen entgegen wie Röm 7,12: "Das
Gesetz ist heilig." (Röm 7,12)es ist "geisterfüllt" (Röm 7,14),oder "gut" (Röm 7,16). Auch wird
gesagt, dass in ihm "die Gestalt der Erkenntnis und der Wahrheit" enthalten sei (Röm 2,20).
Wenn wir den Gedankengang Pauli verstehen wollen, dann müssen wir von der Einsicht
ausgehen, dass das Gesetz durchaus den Willen Gottes vermittelt. Das Juden, auch der
Heide unter diesem Willen Gottes stehen, unter dem Gesetz. Der Heide kennt zwar nicht das
schriftliche Gesetz, es ist ihm aber gleichsam in das Herz geschrieben. Dem Heiden wird das
Gesetz durch sein Gewissen bezeugt. So tun die Heiden, die das Gesetz nicht haben, von
sich aus, was das Gesetz will. Sie sind sich somit selbst Gesetz (Röm 2,14). Doch auch sie
kann das Gesetz nicht zum Heil führen. Es vermag es gar nicht. Es besteht nämlich letztlich
ein Zusammenspiel von Gesetz und Sünde. Die Sünde ist durch die "fleischliche"
Orientierung des Menschen nämlich in der Welt und sie erscheint nun gleichsam als eine
übergeordnete Macht, die sich des Gesetzes zur Durchsetzung ihrer unheilvollen Wirkung
bedient. Das Gesetz hat nun zunächst mit der Sünde absolut nichts zu tun, das Gesetz bleibt
gut und bleibt die Willensäußerung Gottes, aber durch das Gesetz gelangt der Mensch eben
zur Einsicht und Erkenntnis in die Sünde. "Ich hätte die Sünde nicht kennen gelernt, wenn
nicht durch das Gesetz." (Röm 7,7) Nun meint Paulus mit dieser Erkenntnis der Sünde, die
das Gesetz bewirkt (vgl. Röm 3,20), nicht eine theoretische Einsicht in das Vorhandensein
von Schuld und Sünde. Der Mensch weiß um das Gute und er weiß um das, was für ihn
richtig ist. Das im Gesetz Gebotene ist demnach bereits im Menschen angelegt. Er weiß also
im Grunde bereits um das, was das Gesetz ihm sagt. Es tritt durch das Gesetz demnach
keine wesentlich neue Erkenntnis hinzu. Wenn Paulus von Erkenntnis spricht, dann ist
dieses Wort im genuin biblischen Sinne zu verstehen. Die Einsicht in etwas bewirkt im
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Menschen eine Veränderung, lässt ihn zu einem Handelnden werden. Und wenn der Mensch
das Gebot erkennt, dann heißt das nichts anderes, als dass er, der ja unter dem Gesetz der
Sünde steht, seine Auflehnung gegen dieses Gebot erfährt. Das Gebot erregt im Menschen
"alles Begehren". So schreibt Paulus in Röm 7,7-8: "Ich hätte die Begierde nicht erfahren,
wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren." (Röm 7,7-8) Die Erregung
alles sündigen Begehrens, die also mehr ist als Erkenntnis, ist letztlich genau das, was die
Sünde im Verein mit dem Gesetz im Menschen auslöst, nämlich den Ungehorsam des
Menschen.
die Gerechtigkeit : Was da zu sagen ist: "Ihn (Christus) hat Gott hingestellt als Sühne durch Glauben - in seinem Blut, um seine Gerechtigkeit zu zeigen, da er die Sünden vergab,
die zuvor, in seiner Geduld, geschahen." (Röm 3,25-26a) Zwei Aussagen aus diesem Satz,
sind in unserem Zusammenhang vor allem wichtig:

Paulus verbindet die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes explizit mit dem Kreuz
und er interpretiert sie dahingehend, dass in dieser Gerechtigkeit Gottes die Vergebung der
Sünden aller gewirkt wurde. In dieser universalen Vergebung erweist Das Kreuz ist nun und
eigentlich Inbegriff der göttlichen Vergebung. Zu diesem Gerechtigkeitshandeln Gottes erhält
der Mensch nun aber nicht mehr Zugang durch seine Werke der Gerechtigkeit - sprich sein
Tun des Gesetzes - und auch nicht mehr durch die Darbringung von Opfern. Der Glaube
allein ist die Ermöglichung des Zugangs für den Menschen zum Gerechtigkeitshandeln
Gottes. Durch den Glauben an den Tod und die Auferstehung Christi wird der Mensch von
Gott gerecht gesprochen. Der Glaube ist die entscheidende und letztlich einzige Bedingung.
Auf den Punkt gebracht: "... Gerechtigkeit Gottes durch Glauben an Jesus
die Gnade: Allein die Gnade Gottes ist Grund für die Erlösung des Menschen. Deshalb
missachtet jeder diese Gnade Gottes, der meint, aus den Werken des Gesetzes gerecht
gesprochen werden zu können (Gal 2,21), ja, er fällt dadurch bereits aus dieser Gnade
heraus (Gal 5,4). Durch solche Aussagen wird von vorneherein klar, dass mit der Gnade
Gottes nicht das Sein Gottes umschrieben wird. Es geht nicht darum eine Eigenschaft Gottes
zu beschreiben, gleichsam dass Gott gnädig ist. Das Wort Gnade zielt vielmehr auf jenes
Geschehnis ab, das uns rettete, zu dem wir jetzt Zugang gefunden haben. Durch Christus
haben wir den Zutritt zu der Gnade erhalten, in der wir jetzt stehen (Röm 5,2). Gnade
bezeichnet demnach ein währendes Geschehen, das dem Menschen sein gerecht sein vor
Gott immer wieder neu schenkt. Das Ziel des göttlichen Handelns ist der endgültige Sieg der
Gnade. In der Adam-Christus-Parallele kommt diese Perspektive ganz deutlich zum
Vorschein. Paulus schreibt Röm 5,15. 21:
"Aber anders verhält es sich mit der Übertretung als mit der Gnadengabe. Denn wenn durch
die Übertretung des einen (Adam) die vielen starben, um wie viel mehr ist Gottes Gnade und
Gabe den vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus
Christus ... Wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so soll auch die Gnade herrschen durch
die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn." (Röm 5,15. 21)
Die Macht der Gnade wurde von Gott demnach in Jesus Christus aufgerichtet und sie ist
deshalb fortan der Faktor der Hoffnung in der Geschichte der Menschen.
der Glaube - er ist ein Geschenk Gottes. Was sagt Paulus über den Glauben? Das
Evangelium ist "eine Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt" (Röm 1,16); "Gott spricht
gerecht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben" (Röm 3,30);Und
"Jeder der an (Christus) glaubt, gelangt zur Gerechtigkeit" (Röm 10,4; vgl. Röm 9,30-32; Gal
2,16; Phil 3,9). Die Annahme des Glaubens ist eine Aufgabe die Der Mensch aktiv gestalten
muss Der einzelne ist zur Entscheidung gerufen, den Glauben anzunehmen oder zu
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verweigern. Diese Entscheidung, die von jedem, der mit der Botschaft konfrontiert wird,
gefällt werden muss, hat weit reichende Konsequenzen. Sie verändert seine Existenz tief
greifend und bestimmt sie. Was heißt Glaube? Glauben heißt, das Evangelium anzunehmen.
Dieser auf das Evangelium ausgerichtete Glaube, hat zum Inhalt das Evangelium jene
Botschaft, die Paulus in seiner Berufung empfangen, die er als verkündete Botschaft in den
Gemeinden schon vorgefunden und in die er sich darum mit seinem apostolischen Auftrag
auch eingefügt hatte, die Botschaft nämlich, dass Christus gestorben und von Gott
auferweckt worden ist, wie es die wichtige, von ihm zitierte Glaubensformel in 1 Kor 15,3-5
ausformulierte. Dieses von Gott zur Rettung der Menschen veranstaltete Heilsgeschehen,
die Offenbarung seiner Gerechtigkeit, ist der eigentliche Inhalt des Glaubens. Glaube muss
verkündet werden von Menschen die bereit sind, sich in den Dienst der
Evangeliumsverkündigung zu stellen. So fragt Paulus in Röm 10,14-17, wie die Menschen
ansonsten zum Glauben kommen könnten: "Wie sollen sie also den anrufen, an den sie nicht
glauben? Wie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie aber hören, wenn
niemand verkündigt? Wie aber sollen sie verkündigen, wenn sie nicht gesendet werden? ...
So gründet also der Glaube in der Verkündigung, die Verkündigung aber im Wort Christi."
(Röm 10,14-17) . Glauben heißt auch Vertrauen. ein uneingeschränktes Sich - Einlassen auf
das von Gott ergangene Wort - gleicht einer starken Hoffnung. Und Glaube widersetzt sich
der Erfahrung, die wir immer machen und die uns täglich umgibt. Im Wagnis, indem sich der
Mensch selbst aufs Spiel setzt, darin kommt letztlich der vertrauende Charakter dieses
Glaubens voll zum Zuge. Die Annahme des Glaubens. Der Weg zu Gott geht für uns
Christen mit, durch, und in Christus. Dazu habe ich eine ausführliche Aufgabe eingereicht.
Ich werde hier nicht mehr darauf eingehen.
Der Geist wurde allen zuteil Er ist nicht eingeschränkt etwa auf einige wenige Amtsträger.
Der Geist, der im Übrigen nach Gott und nach Christus benannt werden kann, wurde allen
zuteil. So sagt Paulus: "Ich bin mir aber bewusst, Gottes Geist zu haben." (1 Kor 7,40) Und in
Röm 8,9 wendet er das ganze auf Christus hin: "Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört
nicht zu ihm." (Röm 8,9) Darüber hinaus kann Paulus beide Dimensionen miteinander
verbinden, wie etwa Gal 4,6 zeigt "Gott hat den Geist seines Sohnes in unsere Herzen
gesandt." (Gal 4,6) Die Gabe dieses Geistes ist nun im Letzten die Ermöglichung der
christlichen Existenz. Sie befähigt erst zu einem Leben aus dem Glauben, in dem der Wille
Gottes erfüllt wird. So spricht der Apostel von - Der Geist wohnt in den Gläubigen (Röm
8,9); er ruft das Bekenntnis "Herr ist Jesus" in den Gläubigen erst hervor (1 Kor 12,3). Aber
nicht nur dies. Auch die christliche Freiheit verdankt sich letztlich dieser Gabe des Geistes.
So sagt 2 Kor 3,17: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2 Kor 3,17) Der Geist
befreit den Gläubigen von den Unheilsmächten der Sünde, des Todes und des Gesetzes, die
den Menschen bislang versklavten. So sagt Paulus in Gal 5,18: "Wenn ihr durch den Geist
getrieben werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz." (Gal 5,18) Die erste Frucht des Geistes
aber ist die Liebe (Röm 5,5). So wird im "Tugendkatalog" in Gal 5,22-23 die Liebe noch vor
der Freude und dem Frieden als "Frucht des Geistes" erwähnt . Die Getauften sind nun zwar
mit dem Geist ausgestattet, dadurch zu einem christlichen Leben befähigt, das aber nimmt
ihnen nicht das eigene Tun ab. Wenn Paulus demnach von einem Sich – führen - Lassen
durch den Geist und einem Getriebenwerden durch den Geist spricht (Gal 5,18), dann heißt
das also nicht, dass alles von selbst läuft. Der Christ lebt schließlich gleichsam "zwischen
den Zeiten", er lebt noch in diesem Leben in dem er sich zu bewähren hat. In Gal 5,17
umschreibt er den inneren Zwist des Menschen, der dadurch entsteht. Paulus schreibt: "Das
Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch." (Gal 5,17) Darum gilt
die Mahnung von Gal 5,25: "Wenn wir durch den Geist leben, dann lasst uns auch ein dem
Geist entsprechendes Leben führen." (Gal 5,25) Oder wie es Gal 5,16 ausdrückt: "Wandelt
im Geist, dann werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen." (Gal 5,16)
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Die Erwartung des Endes – die Auferstehung der Toten wird mit der Auferstehung Jesu
verbunden. Den Glaubenden ist nämlich die Auferstehung Jesu die Bürgschaft für diese
allgemeine Erwartung. In ihr erweist sich Christus als das Haupt einer neuen, für das Leben
bestimmten Menschheit: "Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig
gemacht werden." (1 Kor 15,22)Und: "Der erste Mensch, Adam, wurde zu einem lebendigen
Wesen, der letzte Adam zu einem Geist, der lebendig macht." (1 Kor 15,45) Zielpunkt der
Enderlösung ist Gott, der am Ende alles erfüllen wird und dem sich auch Christus, der Sohn,
unterwerfen wird (1 Kor 15,28).
Die Gemeinde :Eng in Zusammenhang mit der Gabe des Geistes stehen die Gnadengaben,
die Charismen, die ein jeder Christ von Gott empfangen hat. Paulus entfaltet anhand seiner
Ausführungen über diese Charismen letztlich sein Gemeindemodell (Röm 12; 1 Kor 12). Von
daher hat man seine Vorstellung von Gemeinde auch "charismatisch" genannt. Grundlegend
ist dabei der Vergleich der Gemeinde mit einem Leib oder genauer, mit dem Leib Christi. Die
Gemeinde der Christen stellt den Leib Christi in der Welt dar. So sagt Paulus in Röm 12,5:
"Wir, die Vielen, sind ein Leib in Christus." (Röm 12,5) In 1 Kor 12,27 meint er: "Ihr aber seid
der Leib Christi." (1 Kor 12,27) Und in 1 Kor 12,12 wird der Vergleich der Gemeinde mit
einem Leib hingeführt zu dem Satz: "So ist es auch mit Christus." (1 Kor 12,12) Die
Gemeinde kommt nicht dadurch zustande, dass Menschen sich zusammenschließen.
Vielmehr werden diese in den Christus-Leib aufgenommen, in den Raum, der von Christi
Heilshandeln bestimmt ist und in dem man sich genau davon bestimmen lassen soll. Die
Glieder der Gemeinde sind nun wie die Glieder an diesem Leib. Jeder hat eine bestimmte,
notwendige Funktion zu erfüllen, eine Funktion, die seinem Charisma entspricht. Die
Ordnung innerhalb der Gemeinde wird dann durch den Geist geregelt. Er teilt die Vielfalt der
Gaben mit und verbindet sie zur Einheit. Diese Einheit wird letztlich in der Mahlfeier
gewährleistet und vertieft. Hier verbinden sich die Feiernden mit Christus und untereinander.
Die Heilsfrüchte des Todes Christi werden aber den Mahlteilnehmern dabei nicht nur
zugesprochen, sie werden auch nicht lediglich präsent, Christus ist in der Versammlung
selbst anwesend. Schon die Versammlung stellt Christus dar. So sagt Paulus in 1 Kor 12,17:
"Ist das Brot, das wir brechen, nicht die Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind
wir, die Vielen, ein Leib. Denn wir alle haben teil an dem einen Brot." (1 Kor 12,17) Dass
Paulus den Frauen in der Eucharistiefeier, der Gemeindeversammlung, genauso wie in der
Gemeinde überhaupt, prinzipiell den gleichen Rang zuerkennt wie den Männern, geht aus
der Fülle der Frauen, die im Umfeld des Paulus in wichtigen Positionen sind, hervor. Auch
seine erste Auskunft über das Auftreten von Frauen im Gottesdienst im Zusammenhang des
heutigen ersten Korintherbriefes macht diese, seine prinzipielle Haltung deutlich. Ekklesia
kommt bei Paulus als Hausgemeinde, als Ortsgemeinden und als Versammlung vor.
Allerdings spielt die Ortsgemeinde in seiner Theologie die überragende Rolle. Die
Einzelgemeinde vermag letztlich sogar die Gesamtheit zu repräsentieren. Die einzelnen
Gemeinden, die jede für sich die Gesamtheit repräsentiert, sind verbunden durch das
gemeinsame Evangelium, die Idee vom Volk Gottes und den Dienst der Apostel
Zu sagen wäre noch:
Gott ist der Gott aller Menschenkinder nach Paulus, nicht nur der Gott der Juden. Dabei
arbeitet Paulus heraus, dass Gott in seinem Heilswalten völlig souverän ist. Deshalb kann er
sich ohne weiteres einem neuen Volk zuwenden. Hier kommt die Vorstellung von der auf die
Universalität der Völkerwelt abzielenden göttlichen Gnade zum Tragen. „Gott hat alle in den
Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen." (Röm 11,32)
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