Mein Bericht vom Besuch bei der Urologenfortbildung am 01.06.2005 in Berlin, Französische Kirche. 1. Beim Grußwort des BPS wurde auf die Notwendigkeit der besseren Diagnostik zur Früherkennung hingewiesen 2. Aspekte in der Diagnostik des PCA von Prof. Monike, Diagnostisches Zentrum Berlin: Der Marker bei einer PET/CT Untersuchung darf nicht die Biologie verändern, sonst ist hinterher nichts mehr wie es vorher war. Cholin 11 ist derzeit d e r aktuelle Marker. 3. Diagnostik und Management des Pca aus Sicht des niedergelassenen Urologen, Dr. Speck: Das Problem der Diagnose ist das therapeutische Fenster: Nicht zu früh und auch nicht zu spät diagnostizieren! Ein wichtiger prätherapeutischer Wert ist das Volumen der Prostata. Hilfreich sind neuronale Netzwerke wie z.B. ANNA (Flensburg) oder der Prostatarechner der Charite in Berlin; Szintigramm nur bei PSA größer 10; dann auch erst PET/CT 4. Aktuelle Entwicklungen in der Therapie des Pca, Prof. Althaus, Berlin: Es gibt nicht d i e richtige Therapie, nur den individuellen Patientenbezug. Nur Pca mit klinischem Stadium T1 und T2a sind heilbar. Es folgte eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Therapien von Wait and See bis HiFu Interessant: Die minimal invasiven OP-Techniken seien gar nicht so „minimal“ wie sie geschildert würden. Sie setzen sich jedoch – weil modern – zunehmend durch – auch weil der Patient sie will!!! Nach wie vor zeigt die OP folgende Nachwirkungen: 80% erektile Dysfunktion 10% Inkontinenz 8% Blasenhalsstenosen Die 10-Jahresergebnisse seien unbefriedigend: Tumorfreies Überleben nur bei 25% Rezidivhäufung mit 75% Es müsse mehr RPE mit adjuvanter Strahlentherapie kombiniert werden. Radiotherapie sei eine immer besser werdende Alternative zur OP. Lediglich die nachfolgende PSA Kontrolle von Strahlenpatienten sei noch problematisch. Zu überlegen sei unter dem Eindruck immer besserer Informationen die Chemotherapie viel früher einzusetzen. Denkbar wäre der Weg (analog zum Verfahren bei Brustkrebs): neoadjuvante niedrigdosierte Chemotherapie, dann OP, dann Hormonbehandlung. 5. Kosten.Nutzen-Analyse der PET/CT Diagnostik Dr. Zerth, Uni Bayreuth Inovationen in der Medizin und Kosten zwingen zum Umdenken. Ortsnahe Versorgung wird es in Zukunft bei inovativen Techniken nicht mehr geben können. Wörtlich.“ Entweder wir bezahlen das Patiententaxi für alle oder wir setzen auf Innovationen. Beides geht nicht nebeneinander!“ Volks-/Betriebswirtschaftliche Zahlen in Deutschland kaum vorhanden. In USA gibt es eine Berechnung, nach der ein gerettetes Lebensjahr Kosten von 12 bis 15 Tausend Dollar ausmachen. Wörtlich: “Und bedenken Sie, wir werden immer älter!“ Unerklärlich sei für ihn, dass die Kosten für die nachweislich nutzbringende PET Diagnosetechnik in Europa und USA vom Gesundheitswesen übernommen werden, nicht jedoch in Deutschland. Dr. Zerth: Die medizinische Versorgung wird künftig in zwei Ebenen ablaufen: Die Pflichtversorgung und die private über Prämien und Zusatzversicherungen abgedeckte Versorgung. 6. Erfahrungen mit PET Prof. Reuland berichtet von Erfahrungen mit PET/MRT in Freiburg. Dort werden als Tracer Cholin11, Fluor F18 und Acetat eingesetzt. Eine MRT allein entdeckt Tumore erst ab 10 mm, da sei „eine Münze-werfen“ genauer. Besser sei die Kombination PET/MRT sowohl für das primäre Staging als auch bei der Therapiekontrolle. 7. Aktuelle Entwicklungen bei den Tracern Prof. Kozerke aus Dresden verwies auf die Unterschiede von C11 und F18 hinsichtlich der Halbwertzeit. C11 Halbwertzeit 20 Minuten; F18 Halbwertzeit 110 Minuten, wird aber auch im Urin ausgeschieden, das sei hinderlich und führe gelegentlich zu Fehleinschätzungen Neu sei der Tracer Ga-68-DOTA-NOC, mit dem Rezeptoren sichtbar gemacht werden können. Erfahrungen liegen noch nicht vor. Lt. Prof. Kozerke sei die häufig betonte Bestrahlungsplanung mit PET/CT in frage gestellt. 8. Erfahrungen der Charite Dr. Amthauer. MRT „unter 1 cm bringt nichts! Da ist nichts zu sehen!“ Besser sei die Kombination PET/MRT mit einem Kombitracer aus F18 und C11 Experimentell setzt die Charite PET/MRT als Magnetflüssigkeitshypertermie ein. MFH arbeitet mit Nanoteilchen. 9. Therapie mit Seeds, Dr. Henkel stellt die Brachytherapie mit Seeds vor und die Leistungen seiner Praxis. Seedstherapie wird angewendet bei T1 bis T2a Patienten; Brachy-HDR-Therapie für T2b und T3 Patienten. Weiter wurde deutlich darauf hingewiesen, dass externe Bestrahlungen unter 72 Gray zu gering bemessen seien. 10. Vom Knochenszinti bis zur molekularen Medizin Prof. Hör stellte mitteils historischen Dias die wichtigen Meilensteine der Entwicklung dar. Interessant seine Aussage: Ein negativer Wert (Anmerkung: also wenn festgestellt wird „ohne Befund“) darf niemals einen Patienten in Sicherheit wiegen! 11. Schlusswort und Zusammenfassung: Äußerst gelungen der Vortrag von Prof. Felix, Charite: Schlagworte: Unterschieden wird heute zwischen 2 politischen Tumoren: a) dem Mamakarzinom mit zeitlich längerem Einfluss und Erfolgen sowie b) dem PCa mit so gut wie keinem politischen Erfolgen. Kennzeichnend in der Urologie sind derzeit verwirrende methodische Entwicklungen Das GanzkörperMRT ist im Kommen. Heutige therapeutische Maßnahmen sind übungsintensiv/übungsrelevant. Dazu braucht es größere Zahlen und die sind bei wohnortnaher Versorgung einfach nicht gegeben. Prof. Felix: Wir werden demnächst in Zentren behandeln. Evidenzbasierte Medizin: Das Dilemma besteht darin, dass „methodische Würstchen“ ohne Geld, ohne Sponsoring wie z.B. die Komplementärmedizin, Evidenz weniger wenn überhaupt beweisen kann als es diejenigen mit dem Geld der Pharmaindustrie weitaus leichter können. Anzumerken sein Demarche für die Selbsthilfe: Sie würde künftig eine gewichtige Rolle bei Ärzten und insbesondere im Gesundheitswesen spielen (Meine persönliche Anmerkung: Schön wäre es, aber wer’s glaubt!) Amüsant seine Äusserung: Die Prostata hat der liebe Gott serviceunfreundlich untergebracht. Bielefeld, 02.07.2005 Wolfhard D. Frost