Wissenschaftsphilosophie WS 2001/02 a.Univ.-Prof. Mag. Dr. BORN Rainer LVA- Mittwoch 17.15 – 18.45 Uhr Aufgabe 9 Gruppe F Ausgabedatum: 12-12-2001 (lt. mündlichen Angaben im Kurs) Abgabedatum: 9-1-2002 Aufgabe 9, Gruppe F (1) Seite 2 Baumtest – mit Wittgenstein-Index (hat nicts mit dem Philosophen Wittgenstein zu tun!) Baumtest: (Wittgenstein-Index) BH....Baumhöhe MH...Merkmalshöhe BH Linearität MH BH MH HH H Unter der Annahme, daß ein beliebiger, aber fixer Baum mit einer ebenfalls beliebigen, aber fixen Baumhöhe vorliegt und weiters ein Merkmal mit beliebig, aber fixer Höhe vorliegt, kann man aus diesen gegebenen Daten mit Sicherheit ein errechnen, welches die Linearitätsbedingung BH = * MH für genau diesen Baum erfüllt. Allerdings wäre unser eigentliches Bestreben ein allgmeingültiges zu finden, sodaß dieses a für alle beliebigen Baumhöhen und Merkmalshöhen gleich groß ist. In diesem Fall könnten wir dann direkt aus der Kenntnis der Baumhöhe auf die Merkmalshöhe schließen. In Praxis läßt sich aber leicht erkennen, daß es kein allgemeingültiges gibt, sodaß diese Linearitätsbedingung für alle Bäume und alle interessierenden Merkmale erfüllt wird. Gäbe es weiters solch ein a, so stellt sich auch sofort die Frage, ob dieser Linearitätsfaktor für alle Bäume gleich ist, oder ob möglicherweise verschiedenen Baumarten auch zu verschiendenen Lienaritätsfaktoren führen würden. Daher ist die uneingeschränkte Anwendung der Linearitätsbeziehung Aufgabe 9, Gruppe F Seite 3 nur dann möglich, wenn auch wirklich alle beeinflussenden Prämissen berücksichtigt wurden. Wäre dies der Fall, so würde der Baumtest auch auf dem Mars funktionieren. In der Volkswirtschaftslehre werden Märkte mit Hilfe von mathematischen Modellen beschrieben, in vielen Fällen sind die unterstellten Zusammenhänge linear, beispielsweise eine lineare Nachfragefunktion, die einen linearen Zusammenhang zwischen Preis und Nachfrage unterstellt. Dabei werden für die mathematische Formulierung des Modells sehr oft sehr viele Annahmen getroffen, die bei genauerer Betrachtung nicht der Realität entsprechen und daher auch das Problem nicht vollständig beschrieben wird bzw. beschrieben werden kann. Es wäre daher sehr töricht, aus diesem Modell Anweisungen für das Handeln abzulesen, ohne diese Unzulänglichkeit zu beachten. Also nicht das blinde Umsetzen der Erkenntnisse aus der Theorie ist sinnvoll, sondern das Verstehen, was diese theoretischen Erkenntnisse für das praktische Handeln bedeuten können.