Frauen in der Gemeindeleitung?

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Folgend ein Thema, das für manche total altbacken ist.
Vielleicht gibt es sogar Emanzen, die mich mit ihrem Zopf schlagen würden dafür ...
ach,nee ...
Emanzen haben ja kurze Haare (ein Hoch auf die Vorurteile!).
Dürfen Frauen eine Gemeinde leiten?
Dürfen Frauen predigen?
Dürfen Frauen Männer lehren?
Das sind für manche fast Grundfragen des christlichen Glaubens.
Und selbst wenn es unter uns Christen geben mag, die solche Fragen für nahezu
antik halten:
In Gesprächen mit Nicht-Christen kommt es dann doch:
"In der Bibel steht doch, dass die Frauen hinter dem Herd stehen sollen!"
(Nein! Vor dem Herd! :-))
So ganz unaktuell ist das Thema dann doch nicht.
Deshalb eine Neuauflage meines Nachdenkens unter Berücksichtigung der
biblischen Kernstellen:
-Frauen in der Gemeindeleitung?
-A) 1.Korinther 14, 34 ff.
„34 Wie in allen Gemeinden der Heiligen, so sollen die Frauen in den
Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden,
sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.
35 Wollen sie aber etwas lernen, so mögen sie daheim ihre Männer fragen;
denn es steht einem Weibe übel an, in der Gemeinde zu reden.“
I. „Ordnung“ ist das Thema
Direkt vor den Versen 34 ff. ist die Zungenrede das Thema (V.2 ff.).
In Vers 28 ist das letzte Mal ausdrücklich von der Zungenrede zu lesen.
Anschließend behandelt Paulus das prophetische Reden und in welcher Ordnung
dieses in der Versammlung geschehen soll.
Dieses „Ordnungsthema“ entspringt aus der Behandlung der Zungenrede.
Unter anderen klingt das schon in Vers 23 an.
In Vers 33 erklingt dann auch das Motto: „33 Denn Gott ist nicht ein Gott der
Unordnung, sondern des Friedens.“
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Es ist erkennbar, dass Paulus letztlich das Prinzip der Ordnung in den
Versammlungen der Christen betont:
- ob es die Ausübung der Gabe der Zungenrede ist
- oder ob es die Ausübung der Gabe der Prophetie ist.
In Vers 34 wird nun die Rolle der Frauen in der Versammlung beschrieben.
Auch dies kann unter das Hauptthema „Ordnung“ einsortiert werden.
„Wie in allen Gemeinden der Heiligen...“ zeigt:
Die Gemeinde in Korinth schien etwas anders zu tun als die übrigen
Gemeinden. Zumindest schien in anderen Gemeinden eine bestimmte Ordnung
zu gelten, die es in Korinth nicht gab.
„, so sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen“:
Im Griechischen steht für „schweigen“ = sigatosan, was von sigao kommt und ein
übliches Wort für das Schweigen ist.
„denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch
das Gesetz sagt.“:
Das griech. Wort für „Reden“ ist laleo und ebenfalls ein übliches Wort für
das Reden und Sprechen im Allgemeinen (d.h.: es bedeutet nicht
„predigen“ oder „lehren“).
II. Wie umfassend ist das „Schweigen“ zu verstehen?
Hätten wir nur die Verse in 1.Kor.14,34 ff., dann gäbe es wohl kaum eine
Auslegungsschwierigkeit. Dann wäre nämlich klar: Eine Frau hat in der
Versammlung zu schweigen. Punktum!
Doch in demselben Brief an die Korinther, schreibt Paulus:
„5 Jedes Weib aber, welches betet und weissagt mit unverhülltem Haupt, schändet
ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre!“ (1.Kor.11,5)
Das Thema hier ist in erster Linie, ob das Haupt des Mannes/der Kopf in den
Versammlungen bedeckt sein soll bzw. nicht bedeckt sein soll (beachte: selbst hier
gibt es unterschiedliche Auslegungen, was genau diese Versen bedeuten sollen).
Das Thema ist hier somit nicht: „Sollen Frauen reden oder schweigen?“
Dennoch wird deutlich:
Paulus geht in 1.Kor.11,5 davon aus, dass Frauen beten und weissagen.
D.h.: Frauen schweigen nicht!
Mitunter wird angenommen, als wäre bei 1.Kor.11 nicht von einer
Versammlungssituation die Rede, sondern von einer „geschlossenen Gesellschaft“.
Diese Annahme hat aber m.E. keine Stütze im Text.
Denn Paulus spricht in seinen Briefen stets die gesamte Versammlung der
Christen an einem Ort an. Es ist davon auszugehen, dass sich beim
Eintreffen und Verlesen der Paulus-Briefe dann auch ein Großteil der
Gemeinde versammelt hat.
In Vers 11,16 schreibt Paulus auch von der Gewohnheit der Gemeinden, was
ebenfalls auf die Versammlungssituation hinweist.
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In Vers 11,17 werden die Zusammenkünfte ausdrücklich erwähnt und Paulus
geht zum Thema des Abendmahls über – was ebenfalls eine Angelegenheit
der gesamten Gemeinde ist.
Der Kontext selbst gibt somit keine Hinweise darauf, dass das Gebet und die
Weissagung der Frauen in einer privaten Situation stattfanden.
D.h.:
Es ist davon auszugehen, dass Frauen in den Versammlungen beteten und
weissagten. Während das Gebet u.U. auch leise hätte geschehen können, so ist
doch das Weissagen etwas, das laut vernehmbar kundgetan wird.
Der Schluss für 1.Kor.14,34 ff. ist nun der:
Wenn dort vom Schweigen der Frauen die Rede ist, während in 1.Kor.11,5 das
Weissagen durch die Frauen erwähnt wird, dann kann das Schweigen in
1.Kor.14,34 ff. nicht absolut gemeint sein!
Dafür spricht noch eine Erkenntnis aus 1.Kor.14,35:
Die Frauen, die lernen wollen, sollen ihre Männer fragen.
Diese Weisung kann sich so nur auf Ehefrauen beziehen.
Unverheiratete Frauen, die möglicherweise auch keinen Vater, Bruder, Onkel oder
sonstwen in der Versammlung hatten, hätten bei einer absoluten Gültigkeit dieser
Verse niemals eine Chance gehabt, zu lernen.
Dass es aber nicht um eine solche Absolutheit gehen kann, wird auch in 1.Tim.2,11
deutlich:
„11 Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung.“
Das Lernen der Frauen ist also gewollt.
Frauen, die nicht verheiratet sind, sollen somit durchaus die Chance haben,
Fragen stellen zu können – das gehört zum Lernen. Wie aber sollen sie es tun? Dazu
gibt der Text keine Anleitung.
Somit wird aber unterstützt, dass der Vers 1.Kor.14,35 nicht absolut gemeint sein
kann. Die Gründe sind also:
1. Das Verhältnis zwischen 1.Kor.14, 34 f. und 1.Kor.11,5: Frauen
beteiligen sich durch Prophetie bzw. Gebet akustisch an der Versammlung.
2. Das Verhältnis von 1.Kor.14,35 und 1.Tim.2,11: Alle Frauen sollen
lernen, nicht nur Ehefrauen, wie es in 1.Kor.14,35 verstanden werden
könnte.
III. Für welche Fälle gilt das Schweigegebot dann?
Was gibt 1.Kor.14 zu dieser Frage her?
Wie schon erwähnt, ist das Hauptthema die Ordnung in den Versammlungen.
Scheinbar ist dem Paulus besonders die unordentliche Ausübung der Zungenrede
aufgestoßen. Dafür verwendet er mindestens die Verse 2-28.
Relativ kurz, aber mit dem gleichen Hauptthema, behandelt Paulus die Ausübung
der Prophetie/Weissagung. Auch hier weist er darauf hin, dass es ordentlich zugehen
soll.
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In Vers 34 schreibt Paulus, dass die Frauen nicht reden sollen – was ja nicht absolut
gemeint sein kann, wenn wir 1.Kor.11,5 berücksichtigen.
D.h.: In bestimmten Fällen konnten und durften Frauen durchaus reden, in anderen
Fällen aber nicht.
Welche Fälle sind das?
Eine Möglichkeit ist, dass das „Reden“ der Frauen wirklich nur auf das Gebet
und die Prophetie begrenzt wird (1.Kor.11,5). Alles andere Reden wäre nicht
erwünscht.
Eine zweite Möglichkeit ist, dass sich das Schweigegebot in 1.Kor.14,34 f. vor allem
auf die Beurteilung der Prophetie beziehe. Denn in den Versen davor geht es um
Prophetie und deren Auslegung/Prüfung.
Eine dritte und m.E. die beste Möglichkeit ist der Sinn von Vers 35:
„Wollen sie aber etwas lernen, so mögen sie daheim ihre Männer fragen; denn es
steht einem Weibe übel an, in der Gemeinde zu reden.“
Es geht um das „Lernen“!
D.h.: Es geht nicht um Weissagung.
Es geht nicht um die Prüfung der Weissagung.
Und um es mal festzustellen: Das Thema in 1.Kor.14 ist auch nicht, ob eine Frau
lehren oder leiten darf!
Sondern:
Paulus schreibt von der Ordnung in der Versammlung und von Frauen, die lernen
wollen.
Das Reden der Frauen schien somit etwas mit dem „Lernen-Wollen“ zu tun zu
haben.
Welches Bild entsteht in 1.Kor.14 damit?
1. Es gab in den Versammlungen die Ausübung der Zungenrede und Prophetie.
Paulus aber sieht sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass dies in Ordnung
geschehen soll, also nacheinander und mit Auslegung und nicht
durcheinander!
2. Dieses Geschehen (Spannung zwischen Unordnung und Ordnung) lässt sich
ebenso auf die Handlungen der Frauen übertragen:
Frauen fragten in den Versammlungen möglicherweise lauthals und ohne
Ordnung durcheinander, weil sie lernen wollten – und andere Frauen quatschten
womöglich nur dumm.
Es könnte sein, dass es im speziellen sogar die verheirateten Frauen waren, die ihre
Ehemänner fragten; denn nur damit macht die Weisung Sinn „mögen sie daheim
ihre Männer fragen“.
D.h.:
Paulus geht es darum, dass die Frauen (Ehefrauen?) die Zwischenfragen/
Zwischenrufe sein lassen – in dem Sinne nicht „reden“ sollen – und sich damit dem
Ordnungsprinzip und ihren Ehemännern unterordnen sollen.
Eine Stütze erfährt dieser Gedanke m.E. dadurch, dass im Text vom schlichten
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„Reden“ (laleo) geschrieben ist. Das Verständnis eines solchen Redens ist ganz
allgemein zu verstehen – vielleicht so, wie wenn man sich über das Wetter unterhält
oder eine alltägliche Konversation führt.
Das muss beachtet werden, dass hier nicht vom „Prüfen“ oder „Lehren“ oder „Leiten“
geschrieben ist!
D.h.:
Paulus verbietet den Frauen nicht ausdrücklich ein Lehren oder ein Prüfen der
Weissagungen oder ein Leiten – sondern er verbietet das Reden.
Warum?
Weil das Thema von 1.Kor.14 die Ordnung in den Versammlungen ist!
Und wenn Frauen in den Versammlungen einfach dazwischenreden, dann stört es
die Versammlungen.
Das wäre so, wie wenn der Pastor gerade predigt und sich dabei 2-3 Frauen
unterhalten. Das soll nicht sein.
IV. Warum werden nur die Frauen ermahnt?
Der Grund für diese Frage ist, dass durch die Verse in 1.Kor.14 doch nahelegt wird,
dass es im Ganzen unordentlich zuging: die Zungenrede wurde ohne Ordnung
ausgeübt, die Prophetie scheinbar auch. D.h.: Da waren doch sicherlich auch
Männer beteiligt. Warum werden diese nicht ebenso ermahnt wie die Frauen?
Ich sehe Folgendes:
1. Die Männer schienen sich mehr oder weniger an der Zungenrede und an der
Prophetie zu beteiligen. Es waren durchaus geistliche Angelegenheiten, die in die
Versammlung gehörten. Das Problem der Männer war wohl nicht, dass sie einfach so
redeten oder ständig Zwischenfragen stellten. Ihr Problem schien zu sein: Ihre
geistlichen Aktionen waren nicht miteinander abgestimmt. Sie weissagten munter
durcheinander, ohne dass eine Ordnung erkennbar war. Ebenso mit der
Zungenrede. D.h.:
Wenn die Männer gar nicht das Problem des störenden Redens hatten, dann
mussten sie deswegen auch nicht ermahnt werden.
2. Wir wissen nicht, in welchem Zahlenverhältnis die Männer und Frauen in Korinth
standen. Hier können Vermutungen in alle Richtungen gestartet werden. Aber es ist
daher auch denkbar, dass es mehr Frauen als Männer gab. Das hieße, dass Frauen
aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke auch mehr Störpotential hatten als Männer.
Dies bleibt letztlich nur eine Vermutung, aber könnte ein Grund sein.
Aber allein diese Vermutung zeigt auf: Der Text gibt uns nicht alle Antworten
auf das „Warum werden nur Frauen auf diese Weise ermahnt?“
Hier kann es sonstwas für Erklärungen hinsichtlich der historischen Situation in
Korinth geben.
Vielleicht ist es dann auch ratsam, mit einer gewissen Unwissenheit leben zu
müssen.
3. Die Rolle der Ehefrau im Verhältnis zum Ehemann trägt das biblische Stichwort
„Unterordnung“ (später erkläre ich, wie ich diesen Begriff verstehe). Nur kurz: Der
Mann soll sich für seine Ehefrau so hingeben, wie sich Christus für seine Gemeinde
hingibt und hingegeben hat. Die Frau soll ihren Mann ehren und sich ihm
unterordnen. Für die Frau taucht hier der Gedanke des Schöpfungsberichtes auf:
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sie soll ihrem Mann eine Hilfe sein. Es geht m.E. nicht um Hierarchie, sondern um
ein göttliches Beziehungsmuster. Wenn Paulus also die Ehefrauen in 1.Kor.14
auffordert, sich unterzuordnen, dann erinnert er sie an diesen Schöpfungsgedanken.
Wie aber kann die Frau ihrem Mann in der Versammlungssituation in Korinth helfen?
Indem sie ihren Mann nicht mit Zwischenfragen ablenkt (sondern ihn zu Hause
fragen soll, wenn sie lernen will) und indem sie nicht ihre Pläuschchen hält, sondern
in diesen Momenten schweigt. So ist sie Hilfe für ihren Mann. So ehrt sie ihren Mann.
Und zeitgleich dient es der Ordnung in der Versammlung.
V. Aber es werden doch alle Frauen ermahnt!
„ Paulus gebietet aber allen Frauen, sich unterzuordnen und zu schweigen – nicht
nur Ehefrauen!“
Der Grund für diesen Einwand:
„34 Wie in allen Gemeinden der Heiligen, so sollen die Frauen in den Gemeinden
schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen untertan
sein, wie auch das Gesetz sagt.“ (1.Kor.14,34)
Dazu meine Erkenntnis:
Paulus gebietet ebenso, dass die Frauen ihre Männer zu Hause fragen sollen.
Die unverheirateten Frauen, die keinen männlichen und christlichen Bezugspartner
zu Hause hatten, würden bei einem absoluten Verständnis dieser Weisung „leer“
ausgehen. Denn wenn man diese Worte so wortwörtlich versteht, wie sie gerade im
Hinblick auf das Schweigegebot gerne von manchen verstanden werden, dann wäre
die logische Folge für unverheiratete Frauen (die auch keinen männlichen
Gesprächspartner zu Hause haben): Sie können niemanden zu Hause zu fragen!
D.h.:
Verstünde man V.34 f. wortwörtlich, dann hätte man hier eine Menschengruppe
geschaffen, die in der Gemeinde isoliert am Rand steht.
Also: Ist eine wortwörtliche Auslegung sinnig?
Nein.
Diese Schlussfolgerung des wortwörtlichen Verständnisses wird m.E. aber selbst von
eingefleischten Vertretern der These „Frauen müssen schweigen“ nicht
angenommen. Mitunter wird dann konstruiert, dass sich ja dann irgendein anderer
Mann der Gemeinde „erbarmen“ könnte. Es ist sehr interessant, wie angebliche
Vertreter der Wortwörtlichkeit dann anfangen, eigene Konstruktionen zu entwerfen,
die m.E. völlig am Sinn vorbeigehen.
Ich meine:
Schon die Konstruktion und auch der Wortlaut von V.35 zeigen:
Paulus gibt hier pauschale Weisungen!
Er will nicht jeden Einzelfall detailliert regeln!
Wenn es ihm um detaillierte Einzelfallregelungen gegangen wäre, dann hätte er auch
die Gruppen der Unverheirateten und der Witwen einbezogen. Dann hätte er die
störenden Frauen mit Namen genannt. Hat er aber nicht. Er trifft pauschale
Regelungen (Auch andere Redewendungen von Paulus zeigen, dass Paulus
durchaus eine Neigung hat, zu verallgemeinern: z.B. 1.Kor.14,18; 1.Tim.2,8 oder
andere Sätze.)
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Was heißt das für unseren Text?
1. Wenn es nur Ehefrauen gab, dann wäre die Regelung von Paulus detailliert genug
gewesen. Aber andere Verse wie z.B. 1.Kor.7,1 ff. zeigen, dass es in der
korinthischen Gemeinden durchaus Unverheiratete gab.
2. Paulus will nur die Ehefrauen ansprechen. D.h.: Er will nicht das Verhalten der
Ledigen in 1.Kor.14,34 f. regeln!
3. Es gab auch Ledige und Paulus wollte auch diese ansprechen!
Dann gibt es folgende Verständnismöglichkeiten der Weisung von Paulus:
a) Paulus hat weniger an Ledige gedacht, sondern ist pauschal von einer
Ehebeziehung ausgegangen, auch wenn es Ledige gab. Seine Weisung müsste
dann für die jeweiligen Einzelfälle von uns interpretiert werden.
b) Auch Ledige sollen sich unterordnen – aber nicht irgendeinem Mann, sondern
dem Ordnungsprinzip, was heißt: „Störe nicht durch das Fragen und Reden während
der Versammlung.“
So oder so handelt es sich um eine recht pauschale Weisung, da die Ledigen nicht
ausdrücklich angesprochen werden.
Wenn es aber um eine pauschale Weisung geht, darf dieser Text nicht so
behandelt werden, als würde er ein absolutes Gesetz aufstellen, das
wortwörtlich verstanden werden muss. Deswegen muss der Sinn des Textes
ermittelt werden! Und der liegt hier m.E. darin, dass eine Versammlung in Ordnung
verlaufen soll – ohne störenden Zwischenrufe, egal von wem.
VI. Frauen sollen bei der Beurteilung von Prophetie schweigen!
Manche Ausleger kommen zu einem anderen Ergebnis hinsichtlich 1.Kor.14,34 ff.:
„ Die Frauen sollen bei der Beurteilung von Prophetie schweigen!“
Die Begründung ist dann u.a.:
Die Beurteilung von Prophetien sei so etwas wie Ausübung von Autorität
(Überordnung), deshalb sollen sich die Frauen unterordnen. Diese Autorität sei Teil
der Lehr- und Leitungsbefugnis.
Manche Ausleger stützen ihre Ansicht damit, dass in 1.Tim.2,11 ff. das Leiten und
Lehren der Gemeinde ausdrücklich untersagt sei. Deshalb würde es passen, wenn
Frauen auch Prophetien nicht beurteilen dürften.
Meine Erkenntnis:
Es scheint sehr fraglich, ob die Beurteilung von Prophetien der Grund für das
Schweigegebot ist. Denn:
1. In Vers 29 wird das Beurteilen der Prophetien erwähnt (griech. Wort
„diachrinetosan“). Das „Beurteilen“ ist aber schon vom Wortlaut nicht mit dem
„Reden“ (laleo) gleichzusetzen. Die Bedeutung ist eine andere. Den Frauen wird in
V.34 ff. aber nicht das „Beurteilen“, sondern das „Reden“ untersagt!
Natürlich könnte eingewendet werden, dass das „Reden“ doch jede mündliche
Äußerung umfasse und damit auch die „Beurteilung von Prophetie“ umfasse.
Dagegen ist 1.Kor.11,5 (dieses „Reden“ wiederum wäre erlaubt) zu setzen sowie der
Fakt, dass Paulus nur wenige Verse vorher ausdrücklich das „Beurteilen“ genannt
hat und es ihm daher ein leichtes gewesen wäre, in V.34 dann auch vom „Beurteilen“
zu schreiben. Hat er aber nicht. Damit sollten die Worte „Beurteilen“ und „Reden“
durchaus als etwas Unterschiedliches gesehen werden!
2. Frauen dürfen auch prophezeien. Gott hat „erstens Apostel, zweitens
Propheten, drittens Lehrer,“ eingesetzt (1.Kor.12,28). Propheten werden vor den
Lehrern benannt. Die Propheten des AT haben geweissagt und damit auch oft
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autoritativ gelehrt. Jesus als Lehrer und Prophet war eine Autorität. Paulus ebenso.
Zwar haben Lehre und Prophetie unterschiedliche Schwerpunkte, aber doch sind sie
sehr ähnlich. Indem Frauen prophezeien, üben sie durchaus Autorität aus. Ob diese
Autorität auch von Gott gedeckt ist, muss dann von der Gemeinde geprüft werden.
Das gilt aber ebenso für jede Lehre. Prüfet alles!
Außerdem dürfen Frauen lehren (s.u.). Auch das ist Autorität.
Daher meine ich: Frauen die Beurteilung von Prophetie zu untersagen, weil das mit
Autorität verbunden ist, würde sich nicht mit der Lehr-und Prophetie-Erlaubnis für
Frauen decken sowie der Weisung an die gesamte Gemeinde, alles zu prüfen.
3. Zu 1.Tim.2 als argumentative Stütze: Dies würde voraussetzen, dass diese
Ausleger 1.Tim.2,11 ff. richtig verstehen, was hiermit angezweifelt wird.
4. Desweiteren bin ich der Auffassung, dass die Unterordnung im Lichte von
Eph.5,21 ff. gesehen werden muss. Dort ist aber weniger von einer Hierarchie die
Rede (Über- und Unterordnung), sondern mehr von einer dienenden Liebesbeziehung!
VII. Die Summe meiner Erkenntnisse aus 1.Kor.14,34 f.:
Paulus will die Ordnung in den Versammlungen wiederherstellen.
Dazu ermahnt er die Frauen (verheirateten Frauen?), nicht dazwischen zu reden und
bei Fragen, ihren Mann zu Hause anzusprechen.
Damit ist den Frauen aber weder das Leiten, noch das Predigen/Lehren untersagt
(denn das ist nämlich nicht das Thema von 1.Kor.14).
Auch geht es nicht um ein absolutes Schweigegebot, da Frauen auf jeden Fall
weissagen und beten dürfen in der Versammlung.
-B) Die Stelle in 1.Tim.2,11:
„11 Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterordnung.
12 Einer Frau aber gestatte ich das Lehren nicht, auch nicht daß sie über
den Mann herrsche, sondern sie soll sich still verhalten.
13 Denn Adam wurde zuerst gebildet, darnach Eva.
14 Und Adam wurde nicht verführt, das Weib aber wurde verführt und geriet in
Übertretung;
15 sie soll aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie bleiben im
Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.“
Auch hier herrscht wieder eine Versammlungssituation, wobei Paulus in erster
Linie an Timotheus schreibt und diesem Hilfe und Tipps für das Gemeindeleiten gibt.
I. Erste Feststellungen
Zuerst gilt laut V.11 festzuhalten:
Eine Frau darf und soll lernen!
Schon das ist eine Besonderheit für manche antiken Kulturkreise gewesen,
besonders für manche jüdisch geprägten Menschen.
Im antiken Griechenland bzw. im griechisch beeinflussten Gebiet von Ephesus
hingegen gab es durchaus Frauen in besonderen Positionen, die wohl auch lesen
und schreiben konnten (auch wenn dies nicht unbedingt auf die Mehrzahl der Frauen
zugetroffen haben mag).
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Eine Frau lerne in der Stille.
Etliche Ausleger sind sich einig darin, dass das Lernen eine durchaus aktive
Sache ist. Die Frau ist also nicht nur passive Empfängerin von Botschaften, sondern
ist aktiv am Lernprozess beteiligt, was sich durch Fragen etc. darstellen kann.
Dieses Lernen soll in Stille geschehen.
Stille ist damit ein Wort für „Ruhe“, also nicht vergleichbar mit einem Akt des völligen
Schweigens, sondern vielmehr eine Beschreibung einer konzentrierten Lernatmosphäre, die eben auch die verbale Aktion der Frau beinhalten kann – und für
das Lernen wohl auch muss!
Was wird nun durch V.11 ff. deutlich bzgl. des Leitens/Lehrens?
Paulus schreibt, dass eine Frau nicht lehren (didasko) soll!
II. Wie umfassend ist das Lehrverbot gemeint?
Dazu ist zu lesen:
- Mt.28,18 ff.: der Missions- und Lehrbefehl ergeht letztlich an die gesamte
Gemeinde!
- Kol.3,16 spricht auch vom Lehren, richtet sich ebenfalls an die gesamte Gemeinde
und unterscheidet ebenfalls nicht zwischen den Geschlechtern.
- 2.Tim.2,2 spricht auch vom Lehren fähiger „Menschen“; ebenfalls keine
Unterscheidung zwischen den Geschlechtern.
- Titus 2,3: dto.
- Apg.18,26 (2.Tim.4,19/ Röm.16,3): Aquilla war an der Lehre wohl initiativ beteiligt.
Aus alledem kann geschlussfolgert werden:
Es kann Paulus in 1.Tim.2 nicht um ein absolutes Lehrverbot für Frauen
gegangen sein! Denn dann hätte er sich gegen eine Vielzahl anderer biblischer
Weisungen gestellt (die Vielzahl anderslautender Verse ist m.E. hermeneutisch sehr
bedeutend;die Vielzahl deutet auf das Normale hin).
Ebenso ging es ihm nicht um ein absolutes Schweigegebot (s.a. Ausführungen
zu 1.Kor.14,34 ff.).
Wenn Frauen also durchaus lehren dürfen, sogar andere Männer lehren dürfen (s.a.
Priscilla), so stellt sich die Frage:
II. Was meint Paulus dann mit dem Lehrverbot in 1.Tim.2?
Dazu ist festzustellen:
In Vers 11 will Paulus, dass Frauen lernen.
Lernen als Selbstzweck ist sinnlos.
Wozu ist das Lernen gut?
Um selbst in Christus zu reifen und um andere zu lehren (s.a. die eben
angeführten Bibelstellen, z.B. 2.Tim.2,2). Das Lernen der Frauen macht also nur
Sinn, wenn sie das Gelernte eines Tages weitergeben können.
In Vers 12 wird das Lehren textlich mit dem Herrschen in Verbindung gebracht!
Herrschen heißt hier im griech. „authenteo“, was nur hier im NT so auftaucht und
den Beigeschmack von „dominieren“, „Autorität an sich reißen“ hat und teilweise
sogar mit Mord in Verbindung gebracht wird.
Schon die Verwendung dieses seltenen, aber negativ zu verstehenden Wortes
könnte ein Indiz dafür sein, dass wir es in Ephesus mit einer ganz bestimmten
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Situation zu tun haben. Denn warum sonst benutzt Paulus hier ein Wort, das nur ein
einziges Mal im NT auftaucht?
Wenn es ihm um das Thema „Leiten“ gegangen wäre, dann hätte er doch das
entsprechende Wort benutzen können. Das hat er aber nicht.
Warum dieses spezielle Wort „authenteo“?
Dazu hilft es, wenn die Timotheus-Briefe im Ganzen gesehen werden.
Manche Verse in den Tim.-Briefen zeigen nämlich auf, dass Irrlehre ein
besonderes Thema war, besonders unter den Frauen: 1.Tim.1,3-7; 1,18-20;
4,1-8; 5,13-16; 6,3-10; 6,20-21; 2.Tim.3,1-9.
Lehren und dieses Herrschen-Wollen und Irrlehre stehen also in Verbindung.
Insbesondere die Frauen schienen offen für Irrlehre zu sein.
Diese Irrlehren könnten zum Inhalt gehabt haben, dass Frauen über die Männer
herrschen sollen (vgl. auch kulturelle und historische Besonderheiten im antiken
Griechenland/Ephesus; aber im Grunde bräuchte noch nicht mal dieser Griff
„außerhalb“ der Bibel getan werden, da die Tim.-Briefe selbst genügend Hinweise für
eine solche Irrlehre geben).
Der Verdacht erhärtet sich damit:
Es schien Frauen zu geben, die aufgrund einer Irrlehre meinten, über den Mann
herrschen zu dürfen. Diese Irrlehre verkündeten sie so auch.
Dem muss Paulus vehement entgegentreten:
Eine Frau soll nicht über den Mann herrschen!
III. Was heißt das für die Gemeindeleitung/ das Lehren der Gemeinde durch
Frauen?
1. Frauen dürfen lernen in der Stille (und nicht wie in Korinth oder möglicherweise
auch in Ephesus: laut und chaotisch).
2. Frauen dürfen lehren (s.a. diverse Bibelstellen).
3. Frauen dürfen sogar Männer lehren (s.a. Priscilla & mehrzählige Lehrgebote ohne
Geschlechtertrennung).
a) Einwand:
aa) Priscilla lehrte mit ihrem Ehemann zusammen und sie lehrten wohl auch nur
einen Mann, d.h. damit wird nicht begründet, dass eine Frau alleine eine Vielzahl von
Männern lehren darf!
bb) Die allg. Lehrgebote werden u.a. durch 1.Kor.14,34 f. und 1.Tim.2,11 ff.
konkretisiert, d.h. es wird deutlich, in welchem Rahmen Frauen lehren dürfen
(nämlich nicht Männer!).
b) Erwiderung:
aa) Priscilla wird in den Briefen oft vor ihrem Ehemann genannt. Damit wird eine
Ehrenbekundung ausgedrückt. Das deutet darauf hin, dass sie im Vergleich zu ihrem
Ehemann eine aktivere/bedeutendere Rolle inne hatte. Zudem wird deutlich, dass
beide eine Gemeinde leiteten (1.Kor.16,19). Es ist also wahrscheinlich, dass Priscilla
recht aktiv mehrere Menschen (damit auch Männer) lehrte. Paulus scheint das gut zu
heißen!
bb) Abgesehen davon sollte weise bedacht werden, dass die Mehrzahl der
Missionare in dieser Welt „Missionarinnen“ sind! Würde ein absolut geltendes
Verbot (Frauen dürfen nicht Männer lehren) wirklich gelten, dann würde eine Vielzahl
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von Männern in dieser Welt nicht vom Evangelium erreicht werden und nicht im
christlichen Glauben unterwiesen werden können. Das ist kein rein biblisches
Argument, auch soll nicht dem Pragmatismus gefrönt werden, aber die Realität
sollten wir wohl wahrnehmen und bedenken: Entweder tun die Missionarinnen hier
etwas Gottgewolltes oder sie sündigen, weil sie Männer lehren!
cc) Die Annahme, dass die allg. Lehrgebote durch 1.Kor.14,34 f. und 1.Tim.2,11 ff.
konkretisiert werden, setzt voraus, dass diese Verse das bezwecken sollen. Das wird
hiermit bestritten. In 1.Kor.14, 34 f. ist das Thema nicht, ob eine Frau lehren darf
(s.o.). Somit dürfte 1.Kor.14,34 f. als Konkretisierung wegfallen. Es bliebe 1.Tim.2,11
ff.. Dies wäre ein vergleichsweise kurzer Abschnitt, der einer Vielzahl von Lehrgeboten für alle Christen gegenübersteht. Es ist hermeneutisch sehr zweifelhaft,
ob aufgrund einer Bibelstelle (die dazu noch ein Wort verwendet, das nur
einmal im NT auftaucht und die dazu noch mit einer Begründung daher kommt,
die schwer verständlich ist) die Vielzahl anderer Stellen relativiert/konkretisiert
werden darf. Ich meine: dies wäre ein hermeneutisch nicht legitimes Vorgehen.
Abgesehen davon meine ich, dass 1.Tim.2,11 auch gar nicht als Konkretisierung
verstanden werden darf, wie die weitere Auslegung zeigen wird.
dd) Selbst wenn deutlich wäre, dass eine Frau nicht mehrere Männer lehren/leiten
darf, dann ergäbe das in der Praxis völlig merkwürdige Gebilde. Denn fest steht: eine
verheiratete Frau darf EINEN Mann lehren (s.a. Priscilla).
Darf sie das nur, wenn ihr Ehemann dabei ist? Zwei Männer dürfte sie nicht
lehren – es sei denn, der zweite Mann ist ihr Ehemann (es könnte sein, dass Aquila
auch was seiner Frau gelernt hat)? In manchen Missionssituationen müssten dann
Frauen den Lehrdienst gegenüber Männern verweigern, wenn sie nicht verheiratet
sind. D.h.: Selbst wenn eine Frau dann das schriftliche Lehrmaterial eines Mannes
weitergeben würde, dürfte sie dazu keine Fragen beantworten – denn das wäre ja
schon Lehre.
Oder: Ab wann ist ein Mann ein Mann? Darf eine Frau einen 13jährigen lehren?
Oder gar einen 17jährigen?
Die Grenzen wären doch sehr willkürlich. Wenn man dann noch die verschiedenen
Kulturen bedenkt, die das Erwachsen-Sein unterschiedlich festlegen, dann könnte
es sein, dass eine Missionarin zwar einen deutschen Jungen von 15 Jahren lehren
darf (ist ja noch nicht erwachsen und somit noch kein Mann), aber einen Ureinwohner eines Stammes, wo das Mann-Sein schon mit 14 Jahren beginnt, dürfte sie
nicht lehren. Wie biblisch ist das?
Oder: Eine Frau darf vielleicht einen Nicht-Christen lehren. Aber sobald dieser
Mann Christ ist, darf sie ihn nicht mehr lehren?
Dann: Was ist Lehre? Eine Frau darf eindeutig prophetisch reden. Wenn es eine
Prophetie von Gott ist, dann ist das doch nichts anderes, als dass Gott dadurch
etwas lehren will – es soll Weissagung geschehen, dadurch sollen wir lernen. Das
darf eine Frau also. Aber sobald es ein bisschen systematischer wird, darf sie
das nicht mehr? Wie sollen hier Grenzen gezogen werden?
In der Praxis kommen wir zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Und wenn man
sich die Gemeinden anschaut, die einer Frau das Lehren/Leiten von Männern
untersagen, dann wird man entdecken, wie unterschiedlich das aussieht – und doch
meint jeder, den biblischen Weg damit zu gehen, oder? Hat sich Gott das so
gedacht?
ee) Mal angenommen, die These mancher Ausleger zu 1.Tim.2,11 ff. würde
stimmen: Weil die Frau zuerst verführt wurde und der Mann das Haupt der Frau ist,
dürfe eine Frau nicht lehren.
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Mit welchem Recht wird dann Priscilla von Lukas in der Apg. und von Paulus in
seinen Briefen positiv erwähnt, wo sie doch mind. einen Mann (Apollos) gelehrt hat?
Manche legen dann aus (oder besser: setzen ihr theologisches Verständnis als
Puzzlestück ein), dass Priscilla nur dabei war, als ihr Mann andere Männer gelehrt
hat. Sie selbst hätte aber nichts gesagt.
Dazu muss aber gesagt werden, dass Priscilla mitunter vor ihrem Mann in den
Briefen genannt wird (s.o.). Eine solche Ehrenbekundung kommt nicht unbedingt
jemanden zu Gute, der nur im Hintergrund tätig war, sondern jemanden, der initiativ
aktiv war. Weiterhin wird Priscilla als Gemeindeleiterin mit ihrem Mann zusammen
benannt (1.Kor.16,9; Röm.16,3). Vor dem Hintergrund dieser Verse erscheint
eine schweigende Priscilla nicht wirklich naheliegend. Zudem werden schon vom
Wortlaut her in Apg.18,26 Aquilla und Priscilla zusammen benannt. Hier nur Aquilla
als den Lehrenden anzusehen, verstößt gegen die Aussage des Textes.
Andere legen aus, dass Priscilla zwar den Apollos lehrte, aber eben nur zusammen
mit ihrem Mann.
Die sei eine andere Situation, da sie nicht eigenständig als Frau gehandelt habe.
Aber auch diese Argumentation überzeugt nicht. Denn: Wenn die Begründung für
das Lehrverbot wäre, dass der Mann das Haupt ist und eine Frau deshalb nicht
Männer lehren dürfe, dann wäre diese Grundannahme doch nicht deswegen
aufgehoben, weil nun auch der Ehemann anwesend ist. Man müsste fast sagen: Im
Gegenteil – nun sind sogar zwei Häupter anwesend! Umso weniger hätte Priscilla
lehren dürfen!
Andere legen aus, dass es sich bei Priscilla und Apollos um eine evangelistische
Situation gehandelt habe. Da sei es gerechtfertigt, dass eine Frau lehrt. Diese
Argumentation ist m.E. wirklich schlecht. Denn es ist in der Bibel nicht ersichtlich,
dass in Sachen „Lehre/Leitung“ eine Differenzierung zwischen „evangelistischer/ gemeindlicher“ Situation gemacht wird.
Manche würden nun natürlich gerne 1.Tim.2,11 ff. anführen, denn dort handelt es
sich ja um eine Gemeindesituation, während die Situation mit Appollos mehr eine
evangelistische Situation sei. Das aber ist hermeneutisch nicht sachgemäß, die
eigentlich auszulegende Stelle (1.Tim.2,11 ff. – Lehrverbot) mit dieser selbst zu
begründen!
Außerdem muss nach dem Wortlaut von Apg.18,24 ff. festgehalten werden,
dass Apollos bereits genau über Jesus lehrte. Priscilla und ihr Mann legten ihm
den Weg Gottes nur noch genauer aus. Es war also keine evangelistische Situation,
sondern eine Situation, wie man sie in der Gemeinde mit unreifen bzw. ungetauften
Christen kennt. Wir können also durchaus von einer Gemeindesituation ausgehen,
womit eine Parallele zu 1.Tim.2,11 ff. geschaffen ist.
Wie nun auch immer:
Der Versuch, eine lehrende Priscilla mit dem Lehrverbot aus 1.Tim.2,11 zu
harmonisieren, gelingt nicht wirklich. Auch deshalb darf das Lehrverbot nicht als
absolut gesehen werden.
4. Es ist nicht von „Gemeindeleitung“ die Rede!
a) Einwand:
aa) Eine Frau solle nicht lehren und nicht herrschen über Männer! Damit werde doch
eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass Frauen nicht leiten, d.h. Autorität über
Männer haben dürfen! Eine Aufgabe in der Gemeindeleitung sei somit nicht denkbar!
12
bb) Zudem: Das Lehren sei immer ein prägender und bestimmender Einfluss.
Deshalb könne das Lehren und Leiten auch nicht getrennt werden. Jede Frau, die
die Gemeinde lehren würde, würde damit auch leiten. Das dürfe aber nicht sein!
b) Erwiderung:
aa) Wie bei der Erwiderung unter „Frauen dürfen sogar Männer lehren“ aufgezeigt,
ist es durchaus biblisch denkbar, dass Frauen auch Männer gelehrt und damit
geleitet/beeinflusst haben.
bb) Und was das „Herrschen“ betrifft: Es soll in der Gemeinde niemanden geben,
der iSv. 1.Tim.2,12 herrscht! Das „Herrschen“ in 1.Tim.2,12 muss negativ
verstanden werden (s.o.). Auf diese Weise sollen auch Männer nicht leiten!
Wenn wir die Worte von Jesus ernstnehmen (Matthäus 20,26: „unter euch aber soll
es nicht so sein, sondern wer unter euch groß werden will, der sei euer Diener;“ und
Matthäus 23,11: „Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.“ und ähnliche
Verse), dann hat „Leitung“ nichts mit „Übergeordnet-Sein“ oder gar „Herrschen“ zu
tun – im Gegenteil: Gemeindeleitung ist zum Dienen berufen!
cc) Der Ansicht, dass Lehren und Leiten im Zusammenhang steht, kann ich
zustimmen. Aber der prägende Einfluss bei der Lehre allein kann nicht das
Argument gegen das Lehren/Leiten von Frauen sein. Denn man stelle sich nur
vor, welches Geschlecht allzu oft die Kinder und Teens der Gemeinde lehrt: Das sind
Frauen! Frauen sind es, die in der Gemeinde wesentlich dazu beitragen, dass Kinder
in ihrem Gottesbild mitunter für ihr Leben geformt werden! Hier wendet so gut wie
kein Gelehrter ein, dass das nicht sein darf, weil die Frauen ja dann einen
wesentlichen und prägenden Einfluss auf die Gemeinde (und künftige Männer)
hätten.
Der Schluss ist also, dass allein der Einfluss, der durch die Lehre ausgeht, nicht ein
Kriterium gegen das Lehren/Leiten durch Frauen sein kann (z.B. eine Frau, die
Gemeindejugendliche auf sehr gute Art lehrt, kann mehr Einfluss haben, als der
Pfarrer, der Predigten zum Einschlafen abliefert – wie also soll „Einfluss“ gemessen
werden?).
dd) Leiten und Lehren stehen in einem Zusammenhang. Aber in 1.Tim.2,11 ff. stehen
„Lehren“ und „Herrschen“ in einem Zusammenhang. Das ist doch etwas anderes!
Den Frauen wird hier nicht das „lehrende Leiten“ untersagt, sondern das
„lehrende Herrschen“!
IV. Warum aber stutzt Paulus die Frauen so zurecht, wo es doch auch
männliche Irrlehrer in Ephesus gab?
Es gibt mehrere Erklärungsansätze, aber vor allem einer ist es, der m.E. am
wahrscheinlichsten ist (abgesehen davon, dass ja durchaus vor Irrlehrern –
männliche Form – gewarnt wird).
Man siehe sich dazu die Begründung von Paulus in 1.Tim.2,13 ff. an:
„ Denn Adam wurde zuerst gebildet, darnach Eva.
14 Und Adam wurde nicht verführt, das Weib aber wurde verführt und geriet in
Übertretung;
15 sie soll aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie bleiben im
Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.“
1. Vers 13 an sich ist nachvollziehbar. Dieser Vers entspricht dem
Schöpfungsbericht. Wenn man diesen Vers werten wollte, dann könnte er ein
Hinweis darauf sein, dass Paulus sagen will: Eva soll eine Hilfe für Adam sein. D.h.
auch: Adam ist nicht die Hilfe für Eva, aber Adam braucht Hilfe durch Eva!
13
Das zeigt schon eine gewisse Berufung auf.
Eine Berufung der Frau ist, ihren Mann zu ergänzen und zu stützen. Das kann im
Einzelfall ganz unterschiedlich sein (z.B. der Mann, der mit Finanzen nicht umgehen
kann, kann durch eine sparsame Frau korrigiert werden etc. – d.h. es läuft auf eine
sinnvolle Kompetenzverteilung hinaus und nicht zwangsläufig auf die „Frau in der
Küche“. Es kann also durchaus mehr Hilfe sein, wenn die Frau die „Finanz-Chefin“
ist.).
2. Vers 14 ist weniger nachvollziehbar, da alle wissen:
Auch Adam wurde verführt!
Wahrscheinlich stand er sogar neben Eva, als diese mit der Schlange sprach und
sprang dennoch nicht ein!
Warum aber betont Paulus dann das Versagen von Eva, wo doch Adam ebenso
versagt hat?
Welchen Sinn macht diese einseitige Argumentation eines theologisch bestens
Gelehrten?
Die Vermutung ist dann doch, dass es in Ephesus eine Situation gab, in der eine
solche starke, weil einseitige Behauptung durch Paulus nötig war.
Welche Situation könnte es aber nötig machen, nur auf die Verfehlung einer
Frau aufmerksam zu machen?
Die Antwort geben ja die Tim.-Briefe, indem oft vor der Irrlehre gewarnt wird, ebenso
wie vor faulen oder irregeführten oder gierigen Frauen. Irrlehre und verführte Frauen
können in den Tim.-Briefen in einen Zusammenhang gebracht werden (s.o.: Verse,
die das Thema „Irrlehre“ haben). Das legt den Schluss nahe, dass Paulus die Irrlehre
angehen wollte, dass Frauen über den Männern stehen! Es musste aufgezeigt
werden, dass Frauen auch fehlbar sind!
Als würde Paulus sagen wollen:
„Die Frauen sind nicht stärker oder klüger als Männer! Schaut euch nur Eva an! Sie
ließ sich zuerst verführen!“
Diese Ansicht würde gut mit dem „Herrschen-Wollen“ durch die Frauen
harmonieren. Diese herrschaftssüchtigen Frauen sollten erkennen, dass Frauen
nicht per se was Besseres sind!
3. Vers 15: Und dann der Vers, der viele schon in Verzweiflung geführt hat, weil
scheinbar an der Rechtfertigung allein durch Glauben gerüttelt wird:
„15 sie soll aber gerettet werden durch Kindergebären, wenn sie bleiben im
Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.“
Auffällig ist der Personenwechsel vom Singular zum Plural, was auf eine
Unterscheidung zwischen Eva und den Frauen zurückgeführt werden könnte (evtl.
der Hinweis, dass die Frau den Erlöser geboren hat).
Aber vielmehr scheint das im Vordergrund zu stehen:
Die herrschaftssüchtigen Frauen, die sich für was Besseres als Männer hielten,
sollten wissen: eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist das Kindergebären.
Es geht eben nicht um sexuelle Selbstverwirklichung oder totale
Enthaltsamkeit (auch für diese Irrlehre gibt es in den Tim.-Briefen Anklänge –
1.Tim.5,2; 5,11 ff.; 2.Tim.2,22; 3,3.6), sondern um das Kinderkriegen in Liebe,
Heiligung und Zucht. Das Kinderkriegen steht sozusagen im Kontrast zum
Herrschen-Wollen der Frauen über die Männer und zur sexuellen Selbstbefriedigung
oder Enthaltsamkeit.
14
Vers 15 ist eine sehr unübliche Argumentation von Paulus, wohl sogar eine
einzigartige. Das heißt für die Auslegung:
Auch deswegen ist hier besondere Vorsicht angebracht, wenn man meint, mit
diesen einzigartigen und schwer auslegbaren Versen eine grundlegende
Gemeindestruktur bauen zu dürfen!
Also: Es handelt sich um eine besondere Situation in Ephesus, verseucht durch
Irrlehren, die besonders die Frauen in Beschlag nahmen, die eine für uns
merkwürdige, aber für die damaligen Leser durchaus nachvollziehbare
Stellungnahme Paulus‘ nötig machte.
Ja, auch Männer schienen in Irrlehren gefangen zu sein.
Allerdings könnte es hier mehr ein Sammelsurium an Irrlehren gewesen sein, die
sich nicht auf einen Nenner bringen ließen und damit auch nur pauschal behandelt
werden konnten.
V. Eine Schlussfolgerung
1.Tim.2, 11 ff. behandelt nicht die Frage nach der Gemeindeleitung an sich, sondern
muss aufgrund
- der einzigartigen Begründung,
- des einzigartigen Wortes „authenteo“
-und aufgrund der Vielzahl von anders lautenden Versen (die das Lehren durch
Frauen stillschweigend voraussetzen oder gar gutheißen) vorrangig als situativ
verstanden werden.
Paulus wendet sozusagen das Ordnungsprinzip aus 1.Kor.14 an.
Damit aber gibt es keinen auslegungstechnisch sinnvollen oder gar
„felsenfesten“ Beleg für ein absolutes Lehr- und Leitungsverbot für Frauen
durch 1.Tim.2,11 ff.
Was sicherlich als grundsätzliche (absolute) Wertung zu verstehen ist, ist wiederum
der Verweis auf das Verhältnis in der Ehe (Adam-Eva), die Unterordnung (s.a.
Eph.5,21 ff) und das Kinderkriegen (was natürlich nur für verheiratete Frauen Sinn
machte).
C) 1.Tim.3, 1 ff.:
„1 Glaubwürdig ist das Wort: Wer nach einem Aufseheramt trachtet, der begehrt eine
schöne Wirksamkeit.
2 Nun soll aber ein Aufseher untadelig sein, eines Weibes Mann,...“
Es ist also zu sehen:
Allein aufgrund von 1.Kor.14,34 f. und 1.Tim.2,11 ff. kann ein Leitungs- und
Predigtverbot für Frauen nicht durchgesetzt werden. Wer es dennoch für seine
Erkenntnis hält, steht auf wackligem Terrain. Wenigstens das sollte bewusst sein und
zur Demut führen. Wer das versteht, der muss dann nicht mehr mit der Frage nach
der Bibeltreue herumwedeln, sondern kann andere Erkenntnisse stehen lassen.
I. Achtung: Ein Umkehrschluss als hermeneutische Grundlage?
Nun gibt es aber noch 1.Tim.3,1 ff.!
Denn wer wird hier als Ältester benannt?
15
„Eines Weibes Mann!“
Steht hier was von Frau?
Nein.
So mancher schließt nun daraus:
Dann darf eine Frau nicht Älteste (sprich: Gemeindeleiterin) sein!
Das scheint der logische Umkehrschluss zu sein!
Das aber müssen wir eben beachten:
Es findet ein Umkehrschluss statt!
Das heißt auch: Die Lehre, dass Frauen Älteste sein dürfen, wird bei 1.Tim.3,1 ff.
nicht ausdrücklich verboten! Sondern es ist ein Umkehrschluss, der nicht
zwangsläufig vorgenommen werden muss oder darf.
Um deutlich zu machen, was die konsequente Anwendung eines
Umkehrschlusses auf biblische Weisungen bedeuten kann, ein Vergleich zu dem
Vers in 1.Tim.2,1: „So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen Bitten, Gebete,
Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen darbringe,...“
Wie bei „Ein Ältester soll eines Weibes Mann sein“ ist dieser Vers eine positive
Aussage, d.h. es wird nichts verboten, sondern etwas geboten.
Der Umkehrschluss aus „Ein Ältester soll eines Weibes Mann sein“ könnte
sein: Eine Frau darf kein Ältester sein!
Der Umkehrschluss aus dem Vers in 1.Tim.2,1 könnte sein: Gebete für Tiere sind
verboten!
Nun werden Gebete für Tiere m.E. in der Bibel tatsächlich nicht erwähnt.
Aber aus dem Schweigen der Bibel ein Verbot zu konstruieren, erscheint mir eine
falsche Vorgehensweise zu sein (in der Bibel steht auch nichts zu Computern – sind
Computer deshalb verboten?).
Ähnlich könnte ein Umkehrschluss aus 1.Tim.2,11 gezogen werden („Eine Frau
lerne in der Stille, in aller Unterordnung.“): Ein Mann darf nicht lernen!
Natürlich ist uns bei den eben genannten Umkehrschlüssen aus 1.Tim.2,1 und 2,11
recht schnell klar:
Das ist doch gar nicht gemeint! Das ist doch gar nicht Sinn der Aussage!
Dass das auch nicht die einzig denkbaren Schlüsse sind, wird folgend aufgezeigt:
1.Tim.2,11 könnte auch bedeuten: Eine Frau lerne in der Stille – ... und mehrere
Frauen laut!?
Oder: Eine Frau soll nicht über den Mann herrschen - ... aber über mehrere?
Sicher – das ist überzogen, aber es zeigt auf, dass wir mit sog. Umkehrschlüssen
vorsichtig sein müssen und sie nicht immer angebracht sind.
II. Der Sinn von 1.Tim.3,2
Auch bei 1.Tim.3,2 könnte es einen anderen Schluss geben:
Ein Ältester muss verheiratet sein!
Aber das wissen viele Ausleger auch:
Wiewohl Paulus und wahrscheinlich auch Timotheus (und erst recht Jesus)
eindeutig Hirtenämter (sprich:Ältestenämter), waren sie dennoch Single
(manche würden meinen, dass Paulus und Jesus ja nicht im gemeindlichen
Kontext als Älteste eingesetzt waren; doch zumindest für Timotheus
16
spricht viel dafür, dass er Ältester war. Abgesehen davon, übten diese Männer
faktisch das Ältestenamt aus; auch aus christozentrischer Sicht muss Jesus als der
Oberälteste schlechthin gesehen werden)!
D.h.: Der Sinn von 1.Tim.3,2 kann nicht sein, dass ein Ältester verheiratet sein
muss.
Denn dann hätten Jesus, Paulus und wohl auch Timotheus gegen das Gebot von
1.Tim.3,2 verstoßen!
Wenn 1.Tim.3,2 aber nicht diesen wortwörtlichen Sinn hat, dann muss doch gefragt
werden: Was soll 1.Tim.3,2 dann aussagen?
Die nahezu einhellige Auffassung ist nach meinem Wissen, dass der Sinn von
1.Tim.3,2b der ist:
Ein Ältester soll monogam sein!
Er soll seiner Frau treu sein und nicht mehrere Frauen haben!
Das ist der vorrangige Sinn von 1.Tim.3,2b!
Formelhaft ausgedrückt:
Wenn der Sinn einer Bibelstelle A ist, dann darf nicht B gefolgert werden!
Das aber wird von denen getan, die aufgrund von 1.Tim.3,2b das Verbot von
Ältestinnen/Predigerinnen festlegen wollen:
Der Sinn von 1.Tim.3,2b ist: Älteste sollen monogam sein (A).
Der Sinn ist nicht: Frauen dürfen keine Ältestinnen sein (B)!
[ Nebenher noch ein kleiner, beispielhafter Exkurs zur wortwörtlichen Auslegung:
Was wäre, wenn wir 1.Tim.2,8 wortwörtlich verstehen würden („So will ich nun, daß
die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben ohne Zorn und
Zweifel;“)?
Die Männer müssten an JEDEM ORT beten und dabei die Hände aufheben
(Willkommen beim Gebet auf der öffentlichen Toilette!)!
Interessanterweise nimmt das wohl kaum einer wörtlich, sondern legt ohne viel
Nachdenken den Schwerpunkt der Aussage auf: „ohne Zorn und Zweifel“.
Interessant ist es deswegen, weil 1.Tim.3,2 von den gleichen Auslegern wortwörtlich
verstanden werden soll – abgesehen davon,
- dass auslegungstechnisch ein nicht eindeutiger oder gar zwingender
Umkehrschluss gezogen wird,
- dass der Textzusammenhang von 1.Tim.-Brief nicht oder kaum beachtet wird
(Irrlehre über die Stellung der Frau),
- dass der eigentliche Sinn von 1.Tim.3,2 offenkundig ein anderer ist (Monogamie).
Da stellt sich doch die Frage: Warum wird ein Vers aus dem Tim.-Brief NICHT
wortwörtlich genommen (1.Tim.2,8), aber nur wenige Verse weiter wird auf die
Wortwörtlichkeit gepocht (1.Tim.3,2), als ginge es darum, das Evangelium zu
verteidigen? Exkurs-Ende.]
III. Der Zusammenhang mit 1.Tim.3,12
„Die Diakonen sollen jeder nur eine Frau haben,...“
Auf den ersten Blick könnte man denken:
Das ist doch eine ähnliche Aussage wie bei 1.Tim.3,2!
Wer nun meint, dass 1.Tim.3,2b wortwörtlich verstanden werden muss und
17
damit zu dem Umkehrschluss kommt, dass eine Frau nicht Gemeindeleiterin sein
darf, der müsste für 1.Tim.3,12 das Gleiche postulieren.
Demnach dürfte eine Frau nicht Diakonin sein.
Nun aber gibt es auch Röm.16,1:
„Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, welche Dienerin der Gemeinde
zu Kenchreä ist,“
Im Griechischen ist zu lesen, dass Phöbe eine Diakonin ist!
Ein weiblicher Diakon!
Von Paulus nicht verboten, sondern „empfohlen“!
Damit wird auf 1.Tim.3,12 ein anderes Licht geworfen.
Es kann an dieser Stelle also nicht darum gehen, dass nur ein Mann Diakon
sein darf.
Sondern die Aussage ist wiederum:
Ein Diakon soll monogam sein!
Nun ist einzusehen, dass das nicht automatisch auch für 1.Tim.3,2 gelten muss.
Schließlich gibt es kein eindeutiges positiv benanntes Beispiel für eine Älteste im
NT (lediglich die umstrittene Stelle mit Junia könnte ein Indiz sein (Röm.16,7), aber
ist selbst nicht aussagekräftig genug).
Aber es gibt auch kein negatives Beispiel für eine Älteste aus dem NT. Es gibt
ja noch nicht mal ein ausdrückliches bzw. unmissverständliches Verbot von
weiblichen Ältesten! So gesehen schweigt die Bibel dazu, ob Frauen Älteste sein
dürfen oder nicht.
Im Zusammenspiel von 1.Tim.3,12 und Röm.16,1 muss auch das gesehen werden:
Der Name ist Phöbe ist unbestritten weiblich.
In Röm.16,1 wird aber die männliche Form von „Diakon“ gewählt.
So als würden wir sagen: „Kanzler Angela Merkel“.
Diese Art und Weise zeigt etwas auf:
Die Benutzung von männlichen Formen im NT muss nicht in jedem Fall nur für
Männer gelten. Wenn in 1.Tim.3 nun von Ältesten und Diakonen (und nicht:
Ältestinnen oder Diakonissen) die Rede ist, dann muss das im Hinterkopf sein!
Nur die Benutzung einer männlichen Form schließt nicht zwangsläufig Frauen aus!
Was zeigt uns die Stelle aus 1.Tim.3,12 nun?
Eine wortwörtliche Auslegung vom 3.Kapitel des 1.Timotheusbriefes, die dann
aber noch mit Umkehrschlüssen arbeitet, ist sehr zweifelhaft, vielleicht sogar falsch.
Es muss vielmehr nach dem Sinn gefragt werden!
Der besteht bei 1.Tim.3,12 eben auch darin, dass ein Diakon monogam sein soll.
Jede weitergehende Interpretation dieses Verses wäre auslegungstechnisch ein
„Hineinlesen eigener Gedanken“, aber keine Auslegung eines Bibeltextes.
[Ein Exkurs zu den wortwörtlichen Anforderungen an einen Ältesten:
Ich will nur kurz aufzeigen, was die wortwörtliche Bedeutung der Anforderungen an
einen Ältesten umfasst –s.a. 1.Tim.3,1 ff; Titus 1,5 ff.; 1.Petr.5,1 ff.:
- untadelig
- nüchtern
18
- besonnen
- ehrbar
- gastfrei
- lehrtüchtig
- kein Trinker
- kein Raufbold
- gelinde
- nicht händelsüchtig
- nicht habsüchtig
- einer, der seinem eigenen Hause wohl vorsteht und die Kinder mit aller Würde in
Schranken hält
- kein Neuling
- ein gutes Zeugnis haben von denen außerhalb der Gemeinde.
Ja, diese Anforderungen sind ernst zu nehmen. Es geht mir nicht um eine
Aufweichung dieser Kriterien.
Aber ganz ernst gefragt: Wer kann all diese Aspekte auf sich vereinen?
Wer ist denn zu 100% untadelig? Stets zu 100% gastfrei? Nie habsüchtig?
Wer kann denn seine Kinder stets in Schranken halten?
Ich kenne nur einen: Jesus Christus!
Und selbst Er muss manchmal traurig und besorgt oder auch mal wütend anschauen,
wie sich Seine Kinder auf der Erde verhalten – nämlich nicht immer so, wie Er will
(das soll nun nicht eine Erörterung über die Willensfreiheit des Menschen werden)!
Ich weiß um meine Schwächen als Ältester.
Und ich weiß um die Schwächen anderer Ältester.
Wenn wir diese Anforderungen wortwörtlich nehmen würden, dann müssten wir
jedem das Ältestenamt verbieten, der nicht gut lehren kann oder der seinen Kinder
nicht immer die Grenzen weisen kann, sondern selber an Grenzen kommt.
Wenn wir diese Anforderungen wortwörtlich nehmen würden, dürfte keiner Ältester
sein! Und wer es dennoch täte, würde sich der Gotteslästerung schuldig machen,
denn er würde sich schlichtweg als perfekt darstellen.
Nein – uns ist doch klar: Es kann bei 1.Tim.3 „nur“ um eine geistliche
„Grundanständigkeit“ gehen, die sich in einem gewissenhaften und
erwiesenem Streben nach der Erfüllung dieser Anforderungen zeigt.
Wenn 1.Tim.3 also nicht wortwörtlich verstanden werden sollte, sondern wenn es um
den Sinn der Aussagen geht, dann ist eine wortwörtliche Auslegung, verbunden
mit einem Umkehrschluss aus 1.Tim.3,2b falsch. Exkurs-Ende.]
IV. Das Wesen von 1.Tim.3 hinsichtlich des Ältestenamtes
Und noch etwas fällt bei 1.Tim.3 auf, was die Anforderungen an einen Ältesten betrifft
(wenn man mal 1.Tim.3,2b kurz außer acht lässt, weil das ja der strittige Punkt ist):
Es handelt sich um Charaktereigenschaften, die wesentlich mit der Qualität des
geistlichen Lebens des Betroffenen zu tun haben.
D.h.: Es geht um Anforderungen, auf die der Betroffene Einfluss hat!
Es geht darum, dass ein Gemeindeleiter jemand ist, der einen geistlich hilfreichen
Charakter hat!
19
Wie sollte da nun die Eigenschaft des Männlichseins á la 1.Tim.3,2b
hineinpassen?
Scheint es sinnig, dass neben einer Vielzahl von beeinflussbaren Aspekten nun
ein Aspekt genannt wird, der vom Betroffenen nicht beeinflussbar ist (die Möglichkeit
von Geschlechtsumwandlungen will ich hier nicht diskutieren)?
Ich meine: Das ist nicht sinnig!
Viel passender scheint da die Annahme zu sein, dass es auch bei 1.Tim.3,2b um
eine Charaktereigenschaft geht: um die Treue! Um das Halten der Monogamie!
Das ist vom Betroffenen beeinflussbar.
Wenn es das ist, dann würde dies wiederum aufzeigen:
In 1.Tim.3,2 geht es nicht darum, dass ein Ältester nur ein Mann sein darf!
Denn das Wesen von 1.Tim.3 ist, dass es um geistliche Qualitäten geht, die vom
Betroffenen beeinflussbar sind.
V. Die Schlussfolgerung aus 1.Tim.3,2
1. Eine wortwörtliche Auslegung ist unangemessen, vielmehr ist nach dem Sinn
zu fragen.
2. Die Technik des Umkehrschlusses ist an dieser Stelle falsch, mindestens aber
sehr fragwürdig.
3. Der vorrangige Sinn von 1.Tim.3,2 ist: ein Ältester soll treu und monogam
sein, wenn er denn eine Frau hat.
4. Aufgrund dieses Befundes eine grundlegende Gemeindestruktur zu formen
und diese dann „allein biblisch“ oder „göttlich gewollt“ zu nennen, ist überheblich
und passt nicht zum allg. Kontext des NT.
5. Somit meine ich: Aus 1.Tim.3,2 lässt sich kein Verbot des weiblichen
Ältestenamtes begründen.
D) Und die anderen Verse?
Wir wissen noch um viele andere Verse, die etwas zu unserem Thema sagen
könnten. Man denke z.B. daran, dass Jesus nur männliche Apostel berufen hat.
Andere verweisen wieder darauf, wie revolutionär positiv Jesus mit den Frauen
umgegangen ist. Oder dass eine Junia (oder ein Junias? Das ist aber eher
unwahrscheinlich, da in der Antike eher der weibliche Name „Junia“ belegt ist)
möglicherweise ein weiblicher Apostel gewesen sein könnte. Und so weiter.
Aber ich halte all diese anderen Stellen im NT oder AT nicht für wirklich hilfreich für
dieses Thema.
Das sind Stellen, die man als nette Fassade zur eigenen Argumentation aufbauen
kann – aber das Innere der Erkenntnis stellen sie nicht dar.
Ich will das nur an zwei Beispielen aufzeigen:
I. Jesus hat nur männliche Apostel berufen
Für manche ist das ein Beleg dafür, dass nur Männer zum Leiten und Lehren
berufen sein können. Denn Jesus hätte ja auch Frauen berufen können.
Hat er aber nicht – wiewohl er doch sonst so revolutionär war.
Nur:
Jesus hat auch nur Juden berufen. Heißt das also, dass nur männliche Christen, die
jüdische Wurzeln haben, lehren und leiten dürfen?
Oder heißt das gar, dass jede Gemeinde 12 Leiter braucht?
20
Und einer von denen muss dann später Selbstmord begehen?
Diese Annahmen gibt es vielleicht in Sekten – aber nicht bei seriösen Auslegern.
Wie zu sehen: Bibelstellen können bei einer falschen Auslegung für alles mögliche
benutzt werden. Aber sinnig ist das nicht!
II. Jesus ist revolutionär positiv mit Frauen umgegangen
Manche benutzen diese Erkenntnis, um damit zu rechtfertigen, dass Frauen auch
leiten und lehren dürfen. Denn das würde doch dem Geist Jesu entsprechen, der
sogar mit einer samaritanischen Frau sprach oder sich von Frauen unterstützen ließ
oder sich von einer Frau salben ließ.
Nur: Wenn Jesus schon so revolutionär mit Frauen umgegangen ist, warum hat er
sie dann nicht gleich als Apostel eingesetzt?
Seine Rücksichtnahme auf die männliche Kultur kann kein Argument sein – denn
ansonsten hatte Jesus auch kein Problem damit, mit der Kultur und Religion
anzuecken (Tempelreinigung, Ähren abreißen am Sabbat etc.).
Seine Revolution im Umgang mit Frauen reichte genau so weit, dass er männliche
Apostel einsetzte.
Es ist wohl zu sehen: Auch solche Erkenntnisse bieten für sich genommen keine
stabile Grundlage, um das Thema „Frauen in der Gemeindeleitung“ zu erörtern.
Deshalb habe ich mich in dieser Arbeit auf die m.E. wirklich relevanten Bibelverse
konzentriert. Alles andere kann höchstens Beiwerk sein, reicht aber nicht als
Fundament.
E) Das Wesen der Unterordnung
Vorbei ist die Erörterung noch nicht.
Denn das Thema „Unterordnung“ muss behandelt werden.
Auf den ersten Blick kann ja die Meinung mancher Ausleger bestechen:
Die Frauen in der Bibel werden immer wieder zur Unterordnung gegenüber den
Männern ermahnt und im 1.Tim.-Brief ist geschrieben, dass Frauen Männer nicht
lehren dürfen und ein Ältester soll ein Mann einer Frau sein.
Das klingt auf den ersten Blick so stringent und eindeutig, dass man denken kann:
„Das allein ist biblisch!“, womit man ausdrücken will:
„Nur so ist es von Gott gewollt!“
Wenn nicht die von mir gezeigten Aspekte wären!
Aber diese eben genannte Meinung scheint gerade vor dem Hintergrund der
„Unterordnung“ der Frauen so gut zu passen!
Als wäre die „Unterordnung“ das Hauptthema und die weiteren Ausführungen von
Paulus wären die Konkretisierungen (d.h. die Unterordnung der Frau würde sich
besonders darin zeigen, dass sie nicht Männer lehren und leiten darf)!
21
„Leider“ muss ich das damit verbundene Verständnis von „Unterordnung“ anzweifeln.
Denn das herkömmliche Verständnis von „Unterordnung“ hängt mit dem Bild der
Hierarchie zusammen: Als gäbe es jemanden, der bestimmen darf und jemanden,
der gehorchen soll. Der Letztere ist der Untergebene, der sich dem Übergeordneten
unterordnen soll.
Aber ist das das biblische Verständnis von „Unterordnung“?
I. Eph. 5,21 ff.
Eine Kernstelle für dieses Thema scheint mir Eph.5,21 ff. zu sein:
„und seid dabei einander untertan in der Furcht Christi.
22 Die Frauen seien ihren eigenen Männern untertan, als dem Herrn;
23 denn der Mann ist des Weibes Haupt, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde
ist; er ist des Leibes Retter.
24 Wie nun die Gemeinde Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren
eigenen Männern in allem.
25 Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und
sich selbst für sie hingegeben hat,
26 auf daß er sie heilige, nachdem er sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort;
27 damit er sich selbst die Gemeinde herrlich darstelle, so daß sie weder Flecken
noch Runzel noch etwas ähnliches habe, sondern heilig sei und tadellos.
28 Ebenso sind die Männer schuldig, ihre eigenen Frauen zu lieben wie ihre eigenen
Leiber; wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.
29 Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es,
gleichwie der Herr die Gemeinde.
30 Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein.
31 Um deswillen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe
anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein.
32 Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.
33 Doch auch ihr, einer wie der andere, liebe seine Frau wie sich selbst; die Frau
aber fürchte den Mann!“
Auffällig ist Vers 21: Seid einander untertan!
Das ist eine geschlechterunabhängige Weisung – jeder soll dem anderen Untertan
sein!
In die gleiche Richtung zielen die Aussagen von Jesus:
Matthäus 23:11 „Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.“
Matthäus 20,25 ff.: „Aber Jesus rief sie herzu und sprach: Ihr wisset, daß die Fürsten
der Völker sie unterjochen, und daß die Großen sie vergewaltigen;
26 unter euch aber soll es nicht so sein, sondern wer unter euch groß werden will,
der sei euer Diener;
27 und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht,
28 gleichwie des Menschen Sohn nicht gekommen ist, sich dienen zu lassen,
sondern damit er diene und sein Leben gebe zum Lösegeld für viele.“
Das sollten wir festhalten (gerade auch im Kontext von 1.Tim.2):
22
In der Gemeinde Jesu soll es keine Herrscher geben!
Im besten Fall soll es nur Diener und Untertanen geben!
Und Jesus differenziert nicht zwischen den Geschlechtern, was das Dienen betrifft.
Damit das klar ist:
Es gibt m.E. im NT keinen Beleg dafür, dass es menschlich Übergeordnete in
der Gemeinde geben soll!
Ja, wir Menschen tun oft so.
Aber Jesus sagt genau das Gegenteil aus.
Was ist Epheser 5,21 ff. noch zu entnehmen?
Welche Sprache sprechen die Vers 22 ff.?
„22 Die Frauen seien ihren eigenen Männern untertan, als dem Herrn;
23 denn der Mann ist des Weibes Haupt, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde
ist; er ist des Leibes Retter. 24 Wie nun die Gemeinde Christus untertan ist, so seien
es auch die Frauen ihren eigenen Männern in allem."
Der Vers 22 stellt eigentlich keine Besonderheit dar, wenn wir die Worte Jesu noch
im Gehirn haben:
schließlich soll letztlich jeder dem anderen untertan sein, natürlich auch die Frauen!
Aber warum sollen die Frauen den Männern untertan sein?
Aufgepasst!
Hier steht nicht, dass JEDE Frau JEDEM Mann untertan sein soll!
Sondern:
Die Ehefrauen sollen ihren jeweiligen Ehemännern untertan sein!
(Und: das ist nun kein vorrangiges Thema von „Wer darf in die Gemeindeleitung?“.
Sondern das ist ein Ehethema!)
Auch hier müssen wir aufpassen, wie wir hermeneutisch vorgehen.
Wir sollten in einen Text nichts hineinlesen, was dort gar nicht Thema ist.
Oder anders: Wir sollten nicht Antworten von einem Text erwarten, der gar nicht das
Antwort-Thema behandelt!
Also: Es geht um die Ehe.
Der Mann wird als Haupt der Frau bezeichnet.
Und die Frau soll ihrem Mann untertan sein, wie auch die Gemeinde Christus
untertan ist.
Wenn das nicht Hierarchie ist – was dann?
Die Antwort kommt noch.
In den Versen 22-24 ist viel von Christus die Rede:
- Vers 22: „als dem Herrn“
- Vers 23: „Christus das Haupt der Gemeinde“
- Vers 24: „die Gemeinde Christus untertan ist“
23
Wie aber stellt sich das Hauptsein Christi dar?
Darauf geben die folgenden Verse Antwort:
„25 Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt
und sich selbst für sie hingegeben hat, 26 auf daß er sie heilige, nachdem er sie
gereinigt durch das Wasserbad im Wort;
27 damit er sich selbst die Gemeinde herrlich darstelle, so daß sie weder Flecken
noch Runzel noch etwas ähnliches habe, sondern heilig sei und tadellos.“
Wie hat Christus sein Haupt-Sein auf der Erde gelebt?
Er hat sich in den Tod gegeben!
Um die Menschen zu erlösen, um Gemeinde zu heiligen!
Und ganz wesentlich:
Christus hat uns zuerst geliebt!
1. Johannes 4:19 „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“
Die Aktion ging von Jesus aus.
Er war bereit, völlig zu lieben – bis zur Selbstaufgabe, um seine Gemeinde zu
reinigen.
Welcher Mann vermag es, seine Frau so zu lieben?
Wenn ein Mann es aber ansatzsweise schaffen sollte, dann meine ich:
Einer normalen Frau dürfte es nicht schwer fallen, ihren Mann dann zu ehren und
sich ihm im Sinne der Schöpfungsordnung unterzuordnen, sprich:
ihrem Mann eine Hilfe zu sein!
So wie Paulus auf Christus verweist, verweist er im Eigentlichen auf eine
Liebesbeziehung.
Christus liebte uns bis hin zur Selbsthingabe in den Tod!
Und die Gemeinde liebt ihn so sehr, dass sie auf Ihn hören und Ihm folgen will.
Ist das Hierarchie?
Ist das eine starre Struktur?
Nein – das ist eine Liebesbeziehung!
So soll es auch in der Ehe sein:
Der Mann ist zuerst aufgefordert, zu lieben.
Darin zeigt er sein Haupt-Sein, das nicht zuerst in seiner Männlichkeit gegründet ist,
sondern in Christus.
So wie der Mann dazu aufgefordert ist, so ist dann auch die Frau aufgefordert, ihren
Mann zu ehren und ihm zu dienen.
In Liebe – denn alles andere wäre nicht göttlich.
Etwas fällt bei Epheser 5,21 ff. noch auf:
Es ist nicht die Rede davon, dass Christus Rechte für sich in Anspruch nimmt.
Auch ist nicht zu erkennen, dass das Haupt (der Mann) Forderungen gegenüber
seiner Frau erheben dürfte.
24
Das einzige, was er darf, ist, sich für seine Frau hinzugeben.
So hat auch die Frau keine Rechte, sondern soll ihrem Mann eine Hilfe sein.
Wir wissen, dass das menschliche Leben diesem Bild leider nur selten entspricht.
Selbst viele christliche Ehen sehen mehr nach Welt und Sünde aus, als nach
Eph.5,21 ff.!
Aber Eph.5,21 ff. zeichnet das Bild vom Wesen der Unterordnung:
Seid einander untertan!
Wenn Frauen im NT nun aufgefordert werden, sich unterzuordnen, so sollte das im
Lichte von Eph.5,21 ff. gesehen werden:
1. In den meisten Fällen muss das auf die Ehebeziehung gesehen werden.
2. Es geht um eine Einstellung des Dienens und Helfens, schlichtweg: der Liebe.
3. Es ist aber nicht die Rede von Hierarchie.
4. Das Leiten von Jesus war ein Dienen und kein Herrschen. Er machte sich zum
Untertan für uns.
So meine ich:
Eph.5,21 ff. zeigt das Wesen der Unterordnung auf, konkret in einer Ehebeziehung.
Aber hier geht es nicht um die Frage, wer Gemeinde leiten darf oder wer lehren darf.
II. Ein Einwand
Natürlich kommt der Einwand:
„Eine Frau, die eine Gemeinde leitet und lehrt, kann nicht mehr ihrem Mann Untertan
sein! Denn dadurch nimmt sie nun die Haupt-Funktion ein!“
Folgende Erwiderung dazu:
1. Wo steht, dass das Haupt-Sein mit „Leiten & Lehren“ zu tun hat?
In Eph.5,21 ff. wird diese Verbindung nicht gezogen.
Auch andere Stellen fallen mir dazu nicht ein.
Was mancher also tut, ist auslegungstechnisch ein Hineinlesen, als wäre das HauptSein einem Amt gleich oder als würde es gleichbedeutend mit dem Ältestenamt sein.
Was Haupt-Sein eigentlich ist, wurde ja eben beleuchtet: initiative Hingabe.
Zuerst zu lieben und zuerst zu dienen!
Mit dem Leiten & Lehren hat das zunächst nichts zu tun.
2. Wieso kann eine leitende und lehrende Frau nicht mehr ihrem Mann Untertan
sein?
Zum einen müssen wir ganz praktisch denken:
In einer einigermaßen gut funktionierenden Ehe werden die Ehepartner darüber
betend reden, bevor einer von beiden ein Gemeindeamt wahrnimmt.
Falls der Mann etwas gegen ein Engagement seiner Frau haben sollte, dann dürfte
das Hemmnis genug sein. Falls das Ehepaar aber übereinkommen sollte, dann ist
nicht ersichtlich, was daran ein Problem sein sollte. Vielleicht kann die Ehefrau ihrem
Mann besonders dadurch helfen, indem sie eine bestimmte Gemeindeaufgabe
wahrnimmt!
25
Zum anderen müssen wir aber auch fragen, welches Verständnis vom Ältestenamt
vorherrscht!
Ist Ältestenamt denn gleichbedeutend mit „Herrscheramt“?
Nein – das wurde schon betont.
Ist das Ältestenamt Ausdruck einer Hierarchie?
Nein – höchstens in dem Sinne, dass Älteste die „Vorzeige-Diener“ der Gemeinde
sind – und damit allen Untertan sind.
Haben Älteste denn Rechte, die sie gegenüber der Gemeinde einfordern
dürfen?
Nicht wirklich! (Das einzige, was als Recht herhalten könnte, ist 1.Timotheus 5,17
und 1.Timotheus 5,19. Aber selbst diese Verse werden nicht wirklich als Recht
formuliert, das die Ältesten einfordern könnten. Auch Fragen der Gemeindezucht
sind nicht von den Ältesten allein zu entscheiden: Mt.18, 15 ff. und 1.Kor.5,1 ff.
zeigen vielmehr die Verantwortung der gesamten Gemeinde auf und nicht das Recht
einiger Weniger. Kurzum: Älteste haben keine ausdrücklichen Rechte, sondern sie
sind Diener.)
Nur durch ihr ausgeprägtes Diener-Sein haben sie Einfluss – so Gott will:
leitenden Einfluss, z.B. durch die Lehre.
Und nun die Gegenfrage: Wenn Älteste die Vorzeige-Diener der Gemeinde sein
sollen – sozusagen die untertänigsten Untertanen – und Frauen ihrem jeweiligen
Ehemann Untertan sein sollen – wieso sollte sich das widersprechen?
Ist das nicht gerade die perfekte Harmonisierung, wenn sowohl Älteste als auch
Frauen die untertänigsten Untertanen sein sollen?
Ich meine:
Was in dem Einwand von oben vielmehr zur Geltung kommt, ist ein falsches
Verständnis vom Ältestenamt.
Nämlich das, dass Älteste das Recht hätten, dass man auf sie hört und ihnen folgt.
Nein – ein solches Recht ist im NT nicht ersichtlich.
Und es wäre ein biblisch völlig falsches Verständnis, als könnte eine solche Autorität
per Amt übertragen werden!
Wahre Autorität wächst durch das Dienen – durch das Untertan-Sein.
F) Verschiedene Aspekte des Ältestenamtes vor dem Hintergrund der Frage, ob
Frauen in der Gemeindeleitung sein können
Folgend werden einzelne Aspekte des Ältestenamtes beleuchtet. Dabei wird die
Frage gestellt, ob es sich dabei um spezifisch männliche Aspekte handelt.
I. 1.Tim.3,5: „wenn aber jemand seinem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie
wird er für die Gemeinde Gottes sorgen?“
Das Thema dieses Verses ist „Haushalterschaft“.
Das taucht auch in Titus 1,7 auf: „Denn ein Aufseher muß unbescholten sein als
Gottes Haushalter,“
26
Ist Haushalterschaft etwas spezifisch männliches?
Ich meine: Nein.
In 1.Kor.4,1 f. taucht das Thema des Verwaltens bzw. der Haushalterschaft wieder
auf: „So soll man uns betrachten: als Christi Diener und Verwalter göttlicher
Geheimnisse. Im übrigen wird von Verwaltern nur verlangt, daß einer treu erfunden
werde.“
Oder 1.Petr.4,1: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als
gute Haushalter der mannigfachen Gnade Gottes:“
Oder Lukas 16,1 ff. (das Gleichnis vom Haushalter).
In diesen Versen wird deutlich, dass jeder Christ Haushalter der Gaben Gottes
ist.
Die Haushalterschaft ist somit keine spezifische Aufgabe nur der Männer oder der
Ältesten, wiewohl die Ältesten besonders dazu aufgefordert sind.
Als interessante Ergänzung hierzu könnte Sprüche 31,10 ff. sein: was diese IdealFrau tut, hat sehr viel mit guter Haushalterschaft zu tun!
II. Titus 1,9: „er sich der Lehre entsprechend an das gewisse Wort hält, damit er
imstande sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die
Widersprechenden zu überführen.“
Ein Ältester soll fähig sein, zu ermahnen und zurechtzuweisen.
Ist das Ermahnen eine spezifisch männliche Aufgabe?
Ich meine: Nein.
Hebräer 10,25: „...sondern einander ermahnen,...“
Judas 1,22: „Und weiset diejenigen zurecht, welche sich trennen;“
Hier werden alle Christen der Gemeinde aufgefordert, andere Christen zu ermahnen,
zu korrigieren und zurechtzuweisen.
Es wird deutlich, dass das Ermahnen und Zurechtweisen keine spezifische Aufgabe
von Männern oder Ältesten ist, wiewohl Älteste besonders dazu aufgefordert sind.
III. 1.Petr.5,2: „Weidet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen, sondern
freiwillig, nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern aus Zuneigung,“
Ist das „Weiden“ (Hirtenamt) etwas spezifisch Männliches?
Ja, wenn man meint, dass das Ältestenamt nur von Männern wahrgenommen
werden darf. Denn das Weiden und das Hirtenamt gehören zusammen.
Was heißt „Weiden“?
Im Grunde ist das nur ein anderes Wort für „Nahrung geben“.
Die Nahrung ist da: das Wort Gottes.
Dieses Wort muss der Gemeinde gegeben werden, damit es satt wird.
Das wiederum hat mit Lehren zu tun. Indem das Wort Gottes gelehrt wird, kann eine
Gemeinde geweidet werden!
Wie schon festgestellt: Im NT ist auch den Frauen das Lehren aufgetragen (s.o.).
Wenn also auch Frauen lehren sollen, dann dürfen sie somit auch „weiden“.
Im Übrigen sollte beachtet werden, dass das Weiden keine übergeordnete
Stellung voraussetzt. Siehe dazu 1.Petr.5,3: „nicht als Herrscher über die euch
zugewiesenen Seelen, sondern als Vorbilder der Herde!“
Beim Weiden geht es nicht um ein Herrscher-Sein („Ich bin der Anführer!“), sondern
vielmehr darum, ein Vorbild zu sein. Letztlich: Diener sein.
27
Aber auch das ist – wie schon erörtert – keine alleinige Aufgabe der Männer oder der
Ältesten. Letztlich soll doch jeder Christ vorbildlich leben und dienen – Frauen
eingeschlossen.
IV. 1.Petr.5,5a: „Gleicherweise ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten;“
Wer soll den Ältesten Untertan sein?
Die Jüngeren!
Es wird ein Altersunterschied, aber kein Geschlechterunterschied oder
Amtsunterschied gemacht.
1.Petr.5,5b zeigt wiederum auf, dass letztlich alle demütig sein sollen: „umschürzet
euch aber alle gegenseitig mit der Demut!“
Das sind einige Beispiele aus dem NT, was die Aspekte des Ältestenamtes betrifft.
Es ist insgesamt nicht ersichtlich, dass das Ältestenamt Aufgaben in sich birgt,
die spezifisch männlich sind.
Auch wird nicht deutlich, dass Älteste besondere Rechte hätten, die sie einfordern
dürften. Älteste sind nicht besonders Privilegierte, sondern fallen besonders durch ihr
Untertan- und Diener-Sein auf! Sie leiten durch ihr Dienen!
Da all diese Aspekte des Ältestenamtes nun bei allen Christen zu finden sein sollen,
bei den Ältesten natürlich besonders, so wird auch deutlich:
Die Aspekte des Ältestenamtes lassen sich sowohl von Männern als auch von
Frauen erfüllen.
G) Das Haupt-Sein
Auch, wenn es schon ansatzweise behandelt, möchte ich nochmal auf die
Bedeutung des Haupt-Seins eingehen.
Schließlich wird das in der Bibel zweifelsfrei als Aufgabe/Eigenschaft des Mannes
dargestellt. Und das Untertan-Sein der Frau wird mitunter durch das Hauptsein des
Mannes begründet.
I. 1.Kor.11,3
„Ich will aber, daß ihr wisset, daß Christus eines jeglichen Mannes Haupt ist, der
Mann aber des Weibes Haupt, Gott aber Christi Haupt.“
Was soll aus diesem Vers geschlussfolgert werden?
Auf den ersten Blick könnte es heißen, dass Christus nicht das Haupt der Frau ist,
weil ja der Mann das Haupt der Frau ist.
Das aber wäre wiederum ein Umkehrschluss & eine wortwörtliche Auslegung, die
hier nicht angemessen sind.
Christus ist das Haupt der gesamten Gemeinde (Eph.1,22). Somit auch der
Frauen.
Worum geht es dann bei 1.Kor.11,3?
1.Kor.11,3 ff. behandelt die Frage der Kopfbedeckung in der Versammlung.
Es geht darum, dass die Männer, die beten oder weissagen und etwas auf dem Kopf
tragen, ihr Haupt schänden.
Und Frauen, die beten oder weissagen und dabei nichts auf ihrem Kopf tragen
(unverhüllt), schänden auch ihr Haupt.
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D.h.: Männer sollen beim Beten und Weissagen in der Versammlung nichts auf dem
Haupt haben, Frauen aber schon.
Weiterhin kommt Paulus mit einer interessanten Begründung:
„Der Mann hat nämlich darum nicht nötig, das Haupt zu verhüllen, weil er Gottes Bild
und Ehre ist; das Weib aber ist des Mannes Ehre. 8 Denn der Mann kommt nicht
vom Weibe, sondern das Weib vom Mann; 9 auch wurde der Mann nicht um des
Weibes willen erschaffen, sondern das Weib um des Mannes willen.“
Dann aber scheint Paulus seine Aussage wieder abzuschwächen:
„11 Doch ist im Herrn weder das Weib ohne den Mann, noch der Mann ohne das
Weib.
12 Denn gleichwie das Weib vom Manne kommt, so auch der Mann durch das Weib;
aber das alles von Gott.“
Was will Paulus damit sagen?
M.E. stellt Paulus das klar:
- Zuerst wurde der Mann geschaffen („der Mann kommt nicht vom Weibe“).
- Dann erst wurde die Frau geschaffen und zwar aus der Rippe von Adam
(„sondern das Weib vom Mann“).
- Die Frau wurde dem Mann zur Hilfe und Ergänzung geschaffen („sondern das
Weib um des Mannes willen“).
Heißt das also, dass der Mann über der Frau steht?
Dass der Mann mehr Befugnisse hätte?
Ich meine: Nein.
Denn es scheint, als würde Paulus ab Vers 11 genau diesem Denken entgegentreten
wollen: In Christus braucht der Mann die Frau und die Frau den Mann! Und zwar
wurde Eva durch die Rippe von Adam geschaffen, aber dennoch werden Männer ja
auch von Frauen geboren!
Es ist also nicht ein Hierarchie-Denken angesagt, sondern ein Diener-Denken!
Paulus geht es nicht um Überheblichkeit, sondern darum, den Unterschied zwischen
Mann und Frau hinsichtlich der Reihenfolge der Erschaffung deutlich zu machen.
[ Exkurs: Es ist erstaunlich, welche Schöpfungsargumente Paulus auffährt, um etwas
zu begründen, was dann doch den Beigeschmack von lediglich kulturell Relevantem
hat (Verse 13 + 16):
„Urteilet bei euch selbst, ob es schicklich sei, daß ein Weib unverhüllt Gott anbete!“
„Will aber jemand rechthaberisch sein, so haben wir solche Gewohnheit nicht, die
Gemeinden Gottes auch nicht.“ Exkurs-Ende.]
Nun zur eigentlichen Frage:
Was beinhaltet das Haupt-Sein des Mannes?
Dass er unverhüllt beten und weissagen soll?
Wer diesen Text nicht als rein kulturell bedingt sehen kann/will, der müsste auch zu
diesem Schluss kommen.
Aber m.E. scheint doch vor allem ein Punkt heraus:
Weil der Mann zuerst geschaffen wurde, ist er das Haupt.
Das Haupt-Sein soll heißen: Der Mann wurde zuerst geschaffen. Er ist die
menschliche Quelle der Frau.
29
Welche praktischen Folgen hat das?
Ist der Mann nun dazu aufgefordert, sich seine Frau zum Untertan zu machen?
Nein, steht hier nicht!
Darf der Mann nun bestimmte Dinge von seiner Frau verlangen?
Nein, steht hier nicht!
Dazu gibt der Text keinen Ansatzpunkt.
Er darf höchstens dazu beitragen, dass seine Frau versteht, dass sie ihm Hilfe und
Ergänzung sein soll – denn ein Kopf ohne Leib ist nichts.
Welche Folgen hat dieses Verständnis für ein Ältestenamt?
Dazu sagt der Text in 1.Kor.11 nichts Ausdrückliches.
Denn das ist ja nicht das Thema des Textes.
[ Exkurs: Und selbst wenn man Querverbindungen ziehen wollte, würde es doch auf
das hinauslaufen:
Ein Ältester soll besonders durch seinen Dienst an den anderen auffallen.
Man könnte auch sagen: Einen Ältesten erkennt man daran, dass er anderen eine
effektive Hilfe ist.
Und was ist die Aufgabe der Frau?
Eine effektive Hilfe sein!
Der Dienst eines Ältesten und der Dienst einer Frau schließen sich vor diesem
Hintergrund nicht aus. Exkurs-Ende.]
Im Übrigen verweist 1.Kor.11,3 auf Christus als Haupt und Gott als Haupt von
Christus.
Was wissen von dieser Beziehung zwischen Gott und Christus?
Sie sind eins.
Und Christus will seinen himmlischen Vater verherrlichen.
Indem sich Christus völlig für Seinen Vater und die Menschen hingibt, gibt er uns das
Vorbild schlechthin (z.B. konkretisiert in der Fußwaschung).
Dafür hört Jesus auf die Worte Seines Vaters.
Und was tut Gott als das Haupt Christi?
Der Vater verherrlicht letztlich Seinen Sohn und setzt Ihn zur Rechten und als Haupt
über die Gemeinde und als Richter und König über die Welt ein.
Es ist eine Beziehung der Liebe und des Dienens und der gegenseitigen
Verherrlichung.
Geht es um Hierarchie? Ist Christus weniger als Gott?
Nein.
Es ist eine Gemeinschaft der Liebe. Des gegenseitigen Dienens.
Wenn diese Beziehung zwischen Christus und Gott ein Vorbild für die Beziehung
zwischen Mann und Frau sein soll, dann kann nur das Gleiche herauskommen, wie
es schon im Rahmen von Eph.5,21 ff. gesehen wurde:
Der Mann will alles tun, um sich für seine Frau hinzugeben.
Die Frau will alles tun, um ihrem Mann zu helfen.
Heißt das wie zwischen Christus und Gott auch absoluter Gehorsam gegenüber dem
Mann?
Das wäre fatal!
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Denn zwischen Gott als Haupt von Christus und dem Mann als Haupt der Frau gibt
es einen wesentlichen Unterschied: Gott ist perfekt und der Mann nicht.
Dann frage ich noch anders:
Wie hat sich denn das Haupt-Sein Gottes gegenüber Seinem Sohn gezeigt?
Er hat Ihn gesandt in diese Welt – und der Sohn hat sich senden lassen.
Denn beide waren überzeugt davon, dass die Menschheit erlöst werden soll.
Gott hat Seinen Sohn in der Wüste versorgt.
Er hat durch Ihn Zeichen und Wunder getan.
Er war die ganze Zeit mit Ihm und in Ihm.
Die Gemeinschaft war so innig, dass wer Jesus gesehen hat, auch den himmlischen
Vater gesehen hat.
Letztlich hat Gott Seinen Sohn auferstehen lassen und verherrlicht.
Ging es Gott darum, gegenüber Seinem Sohn eine Hierarchie aufzubauen?
Nein.
Es ist eine Gemeinschaft der Liebe und des Dienens.
Übertragen auf die Beziehung zwischen Mann und Frau kann das nichts
anderes heißen:
Es geht nicht um Hierarchie.
Es geht nicht um besondere Ämter.
Es geht darum, dass die Ehe vom liebenden Dienst und der gegenseitigen
Verherrlichung geprägt ist.
II. Eph.5,23
„denn der Mann ist des Weibes Haupt, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde
ist; er ist des Leibes Retter.“
Das wurde schon oben erörtert.
Deshalb nur kurz:
Das Haupt-Sein des Mannes wird mit dem Haupt-Sein Christi verglichen.
In Eph.5,21 ff. wird aber an keiner Stelle gezeigt, welche Rechte Christus
deshalb hätte. Sondern es wird aufgezeigt, wie sich Christus hingegeben hat!
Wenn sich so das Haupt-Sein zeigt, dann ist der Mann ebenso zur initiativen Hingabe
berufen.
Weil der Mann das Haupt der Frau ist, soll er zuerst lieben und dienen – so wie
Christus, der sich sogar für Seine Feinde geopfert hat!
Was heißt das alles für den Aspekt des Haupt-Seins?
Haupt-Sein ist nicht ein Recht oder Privileg, sondern:
Haupt-Sein ist, die erste Verantwortung zu tragen.
Zuerst zu dienen.
Zuerst zu lieben.
III. Die Bedeutung von „Haupt“ im Griechischen
Folgend eine kurze Abhandlung über die Bedeutung von „Haupt“ im griechischen
Text des NT (kopiert von einem Thread von apologet bei www.jesus.de ):
„Paulus verwendet in seinen Schriften zwei verschiedene Wörter für das deutsche
Wort Haupt:
- arche und
- kephale
31
„arche“ bedeutet "Haupt" oder "Kopf als "Ausgangspunkt", "Anfang" im Sinn von
das Erste oder der Ursprung. (Dasselbe griechische Wort wird heute noch als ein
Präfix: Archäologie, Archetyp und Archiv... - wo grundlegende, ursprüngliche oder
sehr alte Dinge gemeint sind. arche bedeutete auch "zuerst" in Bezug auf Macht
ausüben.
Paulus verwendet arche insbesondere für den Leiter, Anführer einer Gruppe von
Menschen (Röm.13,3) oder auch exousia (Autorität) in Röm. 13,1-2 und (Leiter,
Herrscher oder Kommandant) in verwandt. Er verwendet hier nie kephale.
Paulus wählt also bewußt den Begriff kephale, wenn er den Ehemann als das
HAUPT beschrieb. Dieses Wort bedeutet "Kopf" als Körperteil. Es wurde auch
gebraucht für: "führen(d) der Erste sein", z.B. in einer Position (wie ein Tragbalken
oder ein Eckstein). Im Kampf war kephale einer, der vor den Truppen herzog, als
Leiter im Sinn von einem, der führt und als Erster in den Kampf zog.
„kephale“ besitzt über zwanzig mögliche Bedeutungen in der antiken griechischen
Literatur. Darunter u.a.:
"Höhepunkt", "Quelle", "Mündung", "Ursprung", "Ausgangsposition", "Krone",
„Fertigstellung“... jedoch keinesfalls und niemals Bedeutungen ein wie "Autorität
über", "Direktor", "Leiter", "höherer Rang" u.ä..
Es gibt viele griechische Begriffe für "Chef", "Leiter" etc. aber an keiner Stelle im NT
wird dafür kephale verwandt.
„kephale“ für Christus, das Haupt der Gemeinde: Statt von der Kirche etwas zu
fordern "gab Christus sich selbst hin für sie" (Eph. 5,25). Der Ehemann ahmt Christus
in der Liebe zu seiner Frau nach – "er ernährt und pflegt" sie.
1.Kor. 11,2 „Ich lobe euch, Brüder, daß ihr in allen Dingen meiner eindenkt und an
den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe. 3 Ich will aber,
daß ihr wißt, daß der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, der Mann aber das
Haupt der Frau, Gott aber das Haupt des Christus.“
Das Wort für Haupt ist das gleiche wie in Eph. 5,23
Was wird hier ausgesagt?
-CHRISTUS (als Schöpfer) ist die Quelle (kephale) des Mannes
- Der MANN ist die Quelle (kephale) des Lebens der Frau (Eva aus Adams
Rippe)
- GOTT ist die Quelle (kephale) des Jesu (Christus aus Gott geboren).“
Ich denke, dass dieser Text für sich spricht.
Auf jeden Fall liest sich ein Text wie in 1.Kor.11,3 oder in Eph.5,23 ganz anders,
wenn man statt „Haupt“ das Wort „Quelle“ liest.
IV. Konfliktpunkte
Normalerweise werden Ehepartner ihre Entscheidungen miteinander abstimmen.
Wenn es Probleme gibt, wird darüber geredet, bis das Paar zu einer gemeinsamen
Lösung kommt.
32
Es gibt m.E. nur einen einzigen Moment in einer Ehebeziehung, auch wenn dieser
Moment so nicht in der Bibel beschrieben ist, der eine Entscheidungskompetenz mit
dem Hauptsein verbindet.
Das ist der Fall, wenn sich ein Ehepaar entscheiden muss, aber sie nicht zu einem
gemeinsamen Ergebnis kommen.
Wohlgemerkt:
Es geht um eine Situation, in der eine Entscheidung gefällt werden MUSS!
D.h.: Die Entscheidung kann nicht aufgeschoben werden.
In diesem Fall halte ich es für richtig, wenn der Ehemann als Haupt die Entscheidung
mit dem Rückhalt seiner Frau fällt.
Das zeichnet ein Ehebild, das wie ein Team ist – aber im Zweifel gibt es einen
Teamleiter, der für solche Notfälle die Kompetenz hat, zu entscheiden.
Kommt eine solche Situation oft in einer Ehe vor?
Ich meine: Nein – für etliche Ehen mag das nur ein theoretischer Gedanke sein.
Welche Auswirkungen hat es auf das Thema „Frauen in der Gemeindeleitung“?
Ich halte es für fraglich, ob hier überhaupt eine Parallele gezogen werden darf!
Denn nach meiner Erkenntnis wird das Haupt-Sein des Mannes in der Bibel nicht im
Zusammenhang mit dem Ältestenamt erwähnt, sondern im Rahmen der Ehebeziehung.
Ich sehe nicht, dass ein Ältester gleichzeitig das Haupt wäre.
Das dürfen wir nicht vermischen!
Deshalb könnte die Beantwortung eigentlich schon hier abgebrochen werden.
Aber um das „Spiel“ mitzuspielen, werde ich weiterdenken:
Natürlich soll das Haupt zuerst dienen.
Und hierin besteht tatsächlich eine Deckung zur Aufgabe von Ältesten:
Auch sie sollen besonders durch ihren Dienst „glänzen“.
(Aber ähnliches kann von der Frau gesagt werden:
Auch sie soll besonders durch ihre Hilfe „glänzen“.)
Sicherlich besteht insoweit eine Deckung zwischen dem Haupt-Sein und dem
Ältestenamt, dass damit besondere Verantwortungen gegeben sind.
Das Haupt steht wohl zuerst in Verantwortung vor Gott („Adam, wo bist Du?“).
Und auch die Ältesten und Lehrer der Gemeinde stehen vor Gott wohl zuerst in
Verantwortung, denn sie sind zum Weiden der Gemeinde berufen.
Damit stellt sich die Frage:
Wenn eine Frau Älteste wäre und damit für die Gemeinde zuerst in
Verantwortung steht – nimmt sie damit nicht de facto die Rolle des Haupt-Seins
ein (die doch dem Ehemann zusteht)?
Auch hier könnte die Beantwortung abgebrochen werden, denn das Haupt-Sein
ist keine „Rolle“, sondern deutet nur auf das „Quelle-Sein“ des Mannes hin.
Es ist somit keine Rolle, kein Amt, keine Befugnis – sondern schlicht und einfach
eine Feststellung: Der Mann war zuerst.
Eine Frau kann faktisch gar nicht diese Art von „Quelle“ sein – denn das „QuelleSein“ ist ja schon durch die Schöpfung geschehen.
33
Wenn eine Frau also nicht „Quelle“ sein kann (wohlgemerkt: „kann“ und nicht „darf“ –
denn das Quelle-Sein hat nichts mit Dürfen zu tun), dann kann sie gar nicht in
Konflikt mit der Verantwortung im Ältestenamt kommen!
Dennoch weiter gedacht:
Wenn eine solche Frau nicht verheiratet ist, dann hätte sie auch keinen Mann, der ihr
Haupt ist. Und dass nicht jeder Mann der Gemeinde das Haupt jeder Frau sein kann,
ist wohl klar (das müsste man sich mal praktisch vorstellen, wie sich jeder Mann um
jede Frau kümmern muss, da er ja in Verantwortung vor Gott steht... das kann nicht
der Sinn sein!).
Wenn eine unverheiratete Frau also keinen Mann als Haupt hat, dann entsteht
auch kein Aufgabenkonflikt mit einem Ehemann.
Und was wäre mit einer verheirateten Frau?
Sie hat doch ein Haupt – ihren Mann.
Wenn sie nun als Älteste zuerst in Verantwortung steht, kreuzt sie damit nicht die
erste Verantwortung ihres Mannes?
(Eigentlich widerstrebt es mir, weiter zu denken, denn es wurde schon festgestellt:
1. Das Ältestenamt wird an keiner Stelle im NT mit dem Haupt-Sein in Verbindung
gebracht. Das Amt und das Sein sind völlig andere Themenbereiche!
2. Faktisch kann eine Frau gar nicht Haupt iSv.„Quelle“ sein, also kann sie ihrem
Mann keine Verantwortung abspenstig machen! Das geht faktisch nicht (Ein blöder,
aber plastischer Vergleich: Das wäre so, wie wenn ein Mensch so tun würde, als sei
er ein Hund – aber deswegen wird er nicht wirklich zum Hund – das geht faktisch
nicht!).
Dennoch weiter. )
In der Ehebeziehung hat zuerst der Ehemann die Verantwortung vor Gott.
Was auch immer in der Ehe passiert – der Mann wird zuerst von Gott gefragt
(„Adam, wo bist Du?“). Er ist der Teamleiter.
(Allerdings muss ich auch hier nachfragen: Ist es auslegungstechnisch gut, aus der
einen Frage von Gott eine Lehre für eine Ehestruktur zu entwerfen?
Und: Wo in der Bibel steht es, dass der Mann zuerst Verantwortung hat? Ist das dem
NT zu entnehmen? Genügt der eine Vers aus dem Schöpfunsbericht, um hier eine
Lehre zu formulieren?)
Die Ausübung des Ältestenamtes ist aber keine Ehebeziehung.
Der Ehemann hat nicht zuerst Verantwortung dafür, was die Frau als Älteste tut.
Dennoch bleibt bei dieser Trennung ein Beigeschmack:
Zwar sind diese Bereiche begrifflich zu trennen, aber nicht im wirklichen Leben.
Das Leben ist organisch und Bereiche überschneiden sich.
Hier kann es dazu kommen, dass die Frau als Älteste etwas tun will, weil sie ihre
Verantwortung dafür sieht.
Es kann sein, dass diese Handlung aber auch ihren Ehemann als Gemeindemitglied
betrifft.
Was ist, wenn dieser nun seine Verantwortung als Ehemann sieht und etwas tun
will?
34
Das ist kein Problem, wenn sich die Ansichten decken.
Dann handeln die Frau als Älteste und ihr Mann als Haupt in die gleiche
Stoßrichtung.
Problematisch ist es, wenn beide etwas anders sehen und anders handeln wollen.
Denn dann ist zum einen der Mann gegenüber seiner Frau als Teamleiter gefragt
und zum anderen die Frau als Älteste, die quasi ebenso eine Teamleiterfunktion hat.
Aber es muss auch hier weitergedacht werden:
In den seltensten Fällen wird eine Gemeinde nur einen Ältesten – und den dann
noch als Frau - haben!
In den meisten Fällen wird es wenigstens 2-3 Älteste geben.
Ein Ehemann, dessen Frau NICHT Älteste ist, wird auch immer wieder mit
Entscheidungen von Ältesten konfrontiert, mit denen er umgehen muss.
Denn das werden Entscheidungen sein, die die gesamte Gemeinde betreffen.
Für Entscheidungen von solcher Tragweite hat ein einzelner Ehemann keine
Entscheidungskompetenz.
Er ist ja nicht Teamleiter der Gemeinde.
Gilt etwas anderes für einen Ehemann, dessen Frau Älteste ist?
Auch hier muss gesehen werden: Die Frau trifft (meist mit anderen Ältesten
zusammen) eine Entscheidung, für die ihr Ehemann keine Kompetenz hat.
Da stellt sich doch die Frage, wieso ein Ehemann nun Verantwortung für etwas
tragen sollte, was gar nicht in seinen Kompetenzbereich fällt?!
Das hieße womöglich: In diesem Punkt – seine Ehefrau als Älteste trifft eine
Entscheidung, mit der er nichteinverstanden ist – wäre der Ehemann frei von seiner
Verantwortung als Haupt, weil nun eine Kompetenz betroffen ist, für die er keine
Verantwortung hat.
Dennoch bleibt hier sicherlich eine Spannung, derer sich das Ehepaar möglichst von
Beginn an bewusst sein muss.
Falls hier schon gesehen werden würde, dass dies eine Ehe zu sehr belasten
könnte, sollte sich die Frau ihrem Mann (eigentlich auch ihrer Ehe) unterordnen und
nicht das Ältestenamt annehmen.
Das wäre ein Verantwortungsverzicht zu Gunsten der Ehebeziehung.
Gleiches gilt aber letztlich für den Mann: ein Ältestenamt, das zu einer gestörten
Beziehung führt, kann zunächst nicht der Sinn sein.
Aber das gilt doch unabhängig vom Ältestenamt!
Gleiches kann bei jeder x-beliebigen Aufgabe sein.
Und ob es nun die Aufgabe des Mannes oder der Frau werden soll – ein Ehepaar ist
immer gut beraten, wenn sie sich zuerst beraten!
Zu Letzt noch ein Gedanke:
Bei der Annahme, dass sich das Haupt-Sein des Mannes und das Ältestenamt seiner
Frau überschneiden können, sind in der Praxis kaum solche Fälle denkbar.
Angenommen, die Frau als Älteste würde eine Gemeindesache entscheiden, die
kaum Gewicht hat.
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Dann wäre es wohl wie jede andere Gemeindeaufgabe: d.h. die grundlegenden
Strukturen der Gemeinde oder Entsprechendes wäre nicht berührt. Darin kann keine
Überschneidung bestehen – und wenn dies doch ein Problem für das Ehepaar sein
sollte, dann ist nicht die Überschneidung das Problem, sondern die Ehebeziehung ist
problematisch.
Dann angenommen, es ginge um eine sehr weitreichende Entscheidung für die
Gemeinde, die die Strukturen betrifft oder einen Bau eines Gemeindehauses etc.
Eine solche Entscheidung wird aber im Normalfall nicht von einer Gemeindeperson
allein entschieden, sondern muss idR. von der Mehrheit der Ältesten und der
Mitglieder getragen werden. Das sind Fragen, wo oft fast jeder aus der Gemeinde
seine Stimme erheben kann. Auch hier würde bzw. könnte eine weibliche Älteste
nicht „herrscherisch“ das Haupt-Sein ihres Mannes beeinflussen.
In der Praxis scheint es also mehr um die Frage der Ehequalität zu gehen, als
darum, wer in welchen „Kompetenzbereich“ eingreift.
--So - nach diesen vielen Worten, die mich bislang Tage und letztlich auch Jahre
meines Lebens schon beansprucht haben, meine ich nun, eine biblisch vertretbare
Position zu haben.
Andere meinen das auch von sich - und behaupten vom Ergebnis aber was anderes
als ich.
Damit komme ich zu dem Schluss:
Das Thema muss als Erkenntnisfrage behandelt werden.
Womit ich sagen will:
Ein absolutes "Richtig" oder "Falsch" gibt es hier wohl nicht.
So sollen Meinungen durchaus ausgetauscht werden und vielleicht wird mancher ja
meine Position annehmen :-)!
Aber wie heißt es so schön: Man kann sich auch getrost stehen lassen, oder!?
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